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Situation gewesen, wenn wir In der Frage, um die sich edentuev der Wahlkampf in erster Linie drehen würde, auf der Seite der Konservativen und desZentrums gestanden hätten. Die Entscheidung ist ja in dritter Lesung nicht gefallen und unsere Fraktion hat sich für oder gegen nicht endgültig zu entscheiden brauchen. Wir stehen aber auf der Seite derer, die eine Ablehnung der Erbschaftssteuer in der obwaltenden Situation für verkehrt ge- halten haben...' Bremer Bürgerzeitung": »Ende gut, alles gut. Auf den Jubel in der bürgerlichen Presse über dieSiege" des Revisionismus hat der Parteitag damit ge- antwortet, dag er denliberalen Träumern und Narren", diesen politischen Kindsköpfen" um auch einmal in Knuten-Oertels gutem Ton zu reden einen Kübel eiskalten Wassers über die hohlen Schädel goß. Die Annahme des Antrages Dittmann und vor allem dessen schlagkräftige Begründung dürften eine solche Wirkung haben. Und nicht nur das Ende der Tagung war gut, soll heißen für die Partei fördersam. Der Parteitag hat überwiegend gute Arbeit geleistet.... Zu dieser Diskussion süber die Taktik der Fraktion) in der Parteipresso kam es damals(im Juli) nicht, weil die führenden Parteiorgane sich daran nicht beteiligten. Das unterblieb, weil diese Blätter meinten, eine solche Diskussion sei in der gegen- wärtigeu der Sozialdemokratie äußerst günstigen Situation, nicht angebracht.... Daß diese Beurteilung der Sachlage falsch und die Unterlassung der Diskussion in der Parteipresse ein arger Fehler war, haben die Steuerdebatten in Leipzig bewiesen.... Andererseits bestehen nicht nur zwischen den so- genannten Revisionisten und Radikalen, sondern innerhalb der letzteren Richtung selbst Differenzen darüber, wie die Fraktion sich zu Verhalten hat, wenn neben Hunderten von Millionen indirekter auch direkte Steuern von der Reichsregierung vorgeschlagen werden. Niemand wird Bebel für einen Revisionisten halten, weU er es für bedenklich und unrichtig gehalten haben würde, wenn die Fraktion in dritter Lesung die Erbschaftssteuer abgelehnt hätte. Es muß sich aber um eine sehr wichtige und komplizierte Frage handeln, in deren Beantwortung Singer und Bebel einen völlig gegensätzlichen Standpunkt einnehmen. Und kein Mensch ist ernst zu nehmen, der darin einen Sieg desRevisionismus" erblickt. daß em Bebel vielleicht einmal in gleicher Weise wie die Genossen und Doktoren David, Frank und Südekum gestimmt hätte.... Je klarer und gefestigter aber die Fraktion solchen Fragen gegenüber- stehen wird, desto wuchtiger wird auch ihre Tatkraft sein. Nichts falscher als die Ansicht, man habe in Leipzig über ungelegten Eiern gebrütet. Nicht was die Fraktion in dritter Lesung der Erbschaftssteuervorlage getan hätte oder hätte tun sollen, sondern was hat die sozialdemokratische Reichstagsfraktion in Zukunft zu tun. wenn sie sich wieder über eine direkte Steuer und sei es selbst der Karikatur einer solchen, wie es die selige Erbschafts - oder die Nachlaßsteuer war, schlüssig werden muß: das ist die Frage, die es zu entscheiden gilt." Leipziger Bolkszeitung": Je bitterer nun diesmal die Erwartungen auf Krach enttäuscht wurden, desto fröhlicher erklang die andere Weise von demSiege des Revisionismus in Leipzig ".... So endete der Kongreß, der von der vorlauten liberalen Presse bereits als einSieg des Revisionismus" gefeiert wurde, den die brave.Vossische Zeitung" sogar als einAngebot" der Sozialdemokratie an den Freisinn Nimm mich mit l bezeichnete, mit der einmütigen Erneuerung der Dresdener Resolution. Betrübtere Lohgerber hat es noch nie gegeben. Deswegen bleiben die Gegensätze in der Partei natürlich doch bestehen, nur sind sie auf dem Leipziger Parteitag, der seiner ganzen Tagesordnung nach mehr ein Kongreß sachlicher Geschäftserledigung war, nicht so scharf zutage getreten. Luch war die politische Situation im Reich, der Kampf gegen die indirekten Steuern, eher geeignet, den großen gewaltigen Strom der Bewegung einheitlich hervortreten zu lassen, als die mannigfachen Unterströmungen in diesem Strom. Bei der Debatte über den parlamentarischen Bericht traten sie an die Oberfläche, aber in einer Form, die mehr zur Trübung als zur Klärung diente. ES zeigte sich hier, wie schwer auch für dxn deutschen Parteitag eine fruchtbringende Debatte zu führen ist, die nicht vorher in der Presse gründlich vorbereitet worden ist. Die erbittertsten Kontroversen zwischen den Genossen Ledebour und Frank-David galten gewissen Vorgängen und Mehrheitsverhält nissen in der Reichstagsfraktion, das heißt Dingen, die ohne Frage wichtig und interessant sind, die aber nicht den Kern der Sache bildeten. Dadurch kam vielen Delegaten der wesentliche Punkt der ganzen Streitfrage, die Frage der Bewilligung neuer direkter Steuern für RüsiungSzwecke durch die Sozialdemokratie, nicht klar zum Be- wußtsein. So hat der Leipziger Kongreß dos ausgedehnte Thema der Arbeiterversicherung werden wir noch besonders behandeln eine Arbeit geleistet, mit der zufrieden zu sein das deutsche Proletariat allen Anlaß hat. Es ist richtig: besonders feurige und erhebende Momente fehlten ihm. Aber das liegt mehr un Wesen unserer Parteitage und unserer Partei selbst. Die Sozialdemokratie ist kein Zentrum, das seine Kongresse mit leerem Gepränge und Redepomp ausfüllt, und das grundsätzlich auf seinen Parteitagen immer nur Dinge behandelt, über die alle einig sind. Bei der Sozialdemokratie ist es genau umgekehrt. Wir reden auf unseren Parteitagen von den Geschäftsberichten und technisch organisatorischen Angelegenheiten abgesehen grundsätzlich nur über Dinge, über die wir nicht einig sind, über die wir aber einig werden wollen. Deshalb sind unsere Kongresse immer inter essant, wenn auch nicht immer erhebend. Deshalb auch immer in der bürgerlichen Presse früher das Gerede von der kommenden Spaltung, jetzt vom kommenden Skandal. In diesem ver schiedenartigen Charakter unserer Parteitage von dem der Zentrums Partei die übrigen bürgerlichen Parteien kommen überhaupt nicht in Frage, da sie öffentliche Parteitage nicht kennen kommt der besondere Parteicharakter der Sozialdemokratie zum Ausdruck, die rastlos an sich selber arbeitet, und die mit Recht von sich sagen kann, daß sich auf jedem ihrer Parteitage an ihr das Wunder der Wiedergeburt vollzieht." Dresdener BolkSzeitung": .... In Leipzig ist ruhig und vernünftig gearbeitet worden und wo Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden muhten, da walteten Kameradschaftlichkeit und Versöhnlichkeit vor. Daher wird der Parteitag in Leipzig zu den besten Tagungen der deutschen Sozialdemokratie gezählt werden können, zu denen, die am meisten das Wohl der Partei und der deutschen Arbeiterschaft gefördert haben. Aus dem sonst so ebenmäßigen Verlauf des Parteitages ragt die stürmische Welle der Erbschaftssteuerdebatte heraus. Diese Er- örterung über die Haltung der ReichStagSfraktion bei den Ab» stimmungen über die Erbschaftssteuer ist ohne Zweifel von sehr großer Bedeutung für unsere Partei. Nachdem nun seit den letzten Tagen vor dem Parteitage und noch mehr auf diesem selbst zutage getreten ist, daß ein erheblicher Teil der ReichStagSfraktion, dem sich dieNeue Zeit" und in letzter Stunde auch derVorwärts" anschlössen, die Zustimmung in der zweiten Lesung als etwas Nebensachliches beiseite zu schieben sich bemühte und für die dritte Zu einer Beschlußfassung ist eS nicht gekommen. Dennoch glauben wir sagen zu dürfen, daß die Frage so gut wie ent- s ch i e d e n ist. Es ist gar kein Zweifel, daß die weit überwiegende Zahl der Delegierten ebenso wie die weit überwiegende Zahl der Parteigenossen im Lande der Uebcrzeugung ist: Die Reichstags- fraktion hat unter den gegenwärtig in Teut,chland gegebenen Ver- Hältnissen direkten Steuern auf die Besitzenden ih'jc Zustimmung zu erteilen, wobei der Ausnahmefall nicht ausgeschlossen bleibt, daß direkte Steuern abgelehnt werden müssen, falls diese Ablehnung zugleich die Beseitigung fchwerer indirekter Steuerlasten oder den Sturz eines feindlichen Ke,rgntwsrtWer Redakteur: ßmil linger, Verliii. Für dtzv Regierungsshstems herbeizuführen geeignet ist. Auch avS Landes­gebieten. die als besonders prinzipiell und radikal gelten wollen, kamen die Erklärungen, daß die Zustimmung zur Erbschaftssteuer richtig und geboten war. ... Gerade die Debatte über die Erbschaftssteuer hat auf das Lehrreichste gezeigt, wie sehr verfehlt derartiges Gerede ist, wie müßig es ist, verschiedeneRichtungen" in der Partei zu konstru- ieren und mit den Schlagworten vonRadikalen" undRevisio- nisten" zu operieren.... Es ist nur eine einfache, sachliche Meinungsverschiedenheit; die einen, wie Kautsky , Ledebour und andere, meinen, daß wir direkte Steuern nicht bewilligen dürfen, weil sie den Regierungen nur als ein gutes Aushängeschild zur Durchdringung der indirekten Steuern diene; die anderen aber sagen: Immerhin ist es gut, daß wir die Regierungen und die gegnerischen Parteien dazu nötigen, möglichst viel direkte Steuern auf die Besitzenden statt indirekte Steuern auf die Besitzlosen ein- zuführen I Für uns ist unzweifelhaft und dieser Auffassung haben wir stets Ausdruck gegeben, daß die letztere Ansicht die politisch richtige ist und daß sie allein auf Verständnis bei der großen Masse der Bevölkerung rechnen kann." Fränkische Tagespost": Nach mancherlei Wirrungen hat die deutsche Sozialdemo- kratie sich zur vollständigen Einheit und Klarheit wiedergefunden das ist das sichere Ergebnis des Leipziger Parteitages.... Die Partei hatte die allein mögliche Entscheidung(zur Erbschaftssteuer) bereits getroffen, einstimmig getroffen, und niemand erklärte diesen Entschluß für falsch. Aus dieser Einstimmigkeit wurde, so schien es, auf dem Parteitag dann eine vielstimmige Debatte über Fragen hervorgezaubert, die niemals entschieden werden konnten, weil sie eben durchaus unwirklich waren,>veil sie um Dinge kreisten, die aus den flüchtigen Gasen der bloßen Annahme gewoben waren; sie konnten bestenfalls mit einem unschädlichen Knall geräuschvoll explodieren, niemals aber mit Händen ergriffen, geknetet, geformt werden. Solche Debatten müssen ihrem Wesen nach endlos und unfruchtbar sein. Wenn aber nun trotzdem sogar aus diesen, in sich ungeeigneten Debatten in Leipzig eine deutliche Festigung und Einigung der Partei hervorwuchs, so ist das der schärfste Beweis dafür, wie ge- schlössen die Partei in Wahrheit ist. Lassen wir ein paar Per- sonen, ein paar dunkeldeutige Begriffe und Scheidungen, einige betitelnde Fremdworte beiseite, so erscheint die gewaltige prole- tarische Bewegung Deutschlands als eine ungeheure Organisation politischer Kraft, die ins Wirkliche umgestaltend, umwälzend, befreiend und aufbauend mit aufgespeicherter Leidenschaft und rüstiger Arbeitsfreude hinaus und empor strebt. Gerade die Aus- einandersetzungen in Leipzig haben bewiesen, wie einig wir im Grunde sind. Ein paar Sonderlinge mögen hier und da abweichen, die große Masse ist sich klar über ihr Wollen und über den Weg ihrer Aktion. Die deutsche Sozialdemokratie ist das politische Selbstbewußtsein der deutschen Entwickelung überhaupt. Das Schicksal der Berliner Resolution 41 zeigt diese innere Klärung und Vereinheitlichung ganz besonders deutlich. Sie wurde erst infolge eines Mißverständnisses bei der Abstimmung ange- nommen, hernach, als der Irrtum erkannt wurde, wieder aufgc- hoben. Man wollte sich nicht im voraus auf taktische Bedingungen festlegen. Um Auslegungen der bürgerlichen Presse entgegenzu- wirken, wurde es von einigen Parteigenossen für notwendig ge- halten, festzustellen, daß mit der Ablehnung nicht einer Politik des Entgegenkommens das Wort geredet werden sollte. Diese Er- innerung an die Dresdener Resolution führte dann das erhebende Ergebnis herbei, daß wir seit Dresden wieder innig zusammen- gewachsen sind. Störte die Dresdener Resolution vor 6 Jahren noch 11 Parteitagsmitglieder, die damals gegen sie stimmten, so wurde in Leipzig die Solinger Deklaration einstimmig ange- nommen. Niemand war mehr im Zweifel über die Mittel und Wege unserer Politik."_ Hud der parte!« Erklärung. In der AnSgabe desVorwärts" vom IS. d. berichtet Genosse G. D. über den Verlauf des Konzerts im Kristallpalast in Leipzig . Ich habe in der Eigenschaft als Delegierter des deutschen Klubs des Sozialdemokratischen Verbandes im österreichischen Abgeordnetenhause an der festlichen Veranstaltung teilgenommen und dort, einer Einladung folgend, auch das Wort ergriffen. In dem Bericht des Genossen G. D. wird nun erzählt, daß der anwesende Polizeiinspektor Förstenberg von den Begrüßungsreden vermutlich nur eines Mannes Rede mit Vergnügen angehört habe: jenedes österreichischen Genossen R i e g e r". Diese Darstellung zwingt mich, hier kurz mitzuteilen, was ich in meiner Begrüßungsrede in der Hauptsache ausgeführt habe: Ich verwies eingangs meiner Ansprache auf das wüste Toben de? nationalen Chauvinismus in Oesterreich und auf die Tatsache, daß inmitten des nationalistischen ChaoS das klassenbewußte Proletariat ohne Unterschied der Nation unter dem Zeichen brüder- licher Solidarität einig und geschlossen dastehe. Ich habe ferner darüber gesprochen, wie trotz aller furchtbaren Verfolgungen und einer langen Kette widriger Verhältnisse auch in Oesterreich die Sozial« demakratie sich mächtig entwickelt hat und zur weitaus stärksten Partei im Lande geworden ist. Ich sprach davon, unter welch schwierigen Umständen die österreichischen Genossen im Parlamente wirken müssen und flocht mit Bezug darauf, daß auch in der reichsdeutschen Bruderpartei Stimmen laut wurden, die nach Obstruktion riefen, die Bemerkung ein. daß ich aus meiner langjährigen persönlichen Er- fahrung im österreichischen Lbgeordnetenhause die Ueberzeugung geschöpft habe, baß durch Obstruktion die politische Macht de» Prole- tartats nicht gestärkt werde, daß dagegen die Obstruktion eine andere Wirkung im Gefolge gehabt habe: den Ruin des Parlaments. Ich habe deS weiteren darüber gesprochen, daß wir österreichischen Ge- nossen in der reichsdeutschen Sozialdemokratie stet» unsere Lehr- Meisterin erblickt haben, daß wir den Genossen in Deutschland zu Dank verpflichtet sind und daß wir den Dank am besten damit abstatten werden, wenn wir unö bestreben, der Bruderpartei im Deutschen Reiche womöglich ebenbürtig zu werden. Mit dem Hinweis auf das herzliche Verhältnis zwischen der Sozialdemokratie Deutschlands und Oesterreichs und dem Wunsche, daß dieser engere Bund inmitten der großen internationalen Armee der klassenbewußten Arveiterschaft auch in der Zukunft erhalten bleiben möge, schloß ich meine ge- drängten Ausführungen. Das war in der Hauptsache der Inhalt meiner Rede, die nach dem Dafürhalten des Genossen G. D. vom Herrn Polizei- inspektorvermutlich mit Vergnügen angehört wurde". Ob Herr Förstenberg wirllich Anlaß zum Vergnügen gehabt hat, darf ich wohl beruhigt dem Urteil der Parteigenossen überlassen. Und wohl auch das Urteil über die Art und Weise, wie Genosse G. D. über die Begrüßungsansprache eines Genossen berichtet, der als aus. ländischer Delegierter, als Gast an dem festlichen Abend teil- genommen hat und das Wort ergriff, weil er dazu ein- geladen wurde. Reichenberg. 21. September. Eduard»tieger. Wenn Genosse Rieger nicht gar zu arg darauf aus wäre, sich ins Recht und mich ins Unrecht zu setzen, würde er in seiner Er- kläruug hier nicht verschweigen, daß ich in einer halb ernst-, halb scherzhaften Satzverbindung gesagt habe: der sächsische Polizeimann werde Riegers Redevermutlich mit Vergnügcu angehört" haben. e r st e n S w e i l sie sehr witzig war. dann iveil Rieger vor Obstruktion im Parlament warnt. Diese Darstellung liest sich denn doch ein wenig anders als die entrüstete Anklage des Genoffen Rieger. Zumal wenn hinzugesetzt wird, daß, wie aus dem Znsammenhang und soga- schon aus der typographischen Anordnung der betreffenden Stelle hervorr geht, nur die Tatsache gerügt werden sollte, daß Genosse»lieger ganz allgemein und ohne jede Einschränkung vor der parlamentarischen Obstruktion warnte. Was Genosse Rieger nicht bestreitet. Genosse Rieger beruft sich wiederholt auf seine Eigenschaft als G a st. Ich meine, daß in unserer Partei Wirt und Gast gleiche Rechte und Pflichten haben. Wird aber Genosse Rieger scheint das zu wünschen ein Unterschied gemacht, so wäre auch die Frage diskutabel, ob dem Gast, wenn er dem Wirt gute Lehren gibt, nicht ein wenig Zurückhaltung ansteht. G. D. Zwei schöne Neuheiten. Die Firma Wiener Glasindustrie(Wien und Berlin ) sucht Generalagenten fürzwei schöne Neuheiten". Wie die aussehen und wie sich die Firma den Vertrieb denkt, sagt folgender Aus- zug des Schreibens, das ein Anfragender erhielt: Berlin 8. 14, Datum der Post. Dresdener Straße 87. Herrn........... Dresden . Im Besitz Ihrer geschätzten Zuschrift teilen wir Ihnen er- gebenst mit, daß wir laut beiliegenden Prospekten soeben zwei schöne Neuheiten, Massenartikel, und zwar die Büsten des Lassalle und Marx aus feinstem mattem Kristallglas(rosa- farbig) rückwärts mittels Oelglas zum Beleuchten(als Nacht- licht dienend) und auf einem schönen Holzsockel ruhend, auf den Markt gebracht haben und den Vertrieb an Generalvertreter rayonweise unter nachstehenden Bedingungen vergeben. Die Büsten sind, wie alle unsere vorherigen Neuheiten, in allen Ländern gesetzlich geschützt und werden dieselben entweder mit einmontiertem Musikwerk oder ohne Musik geliefert. Als Musik haben wir das Lied der Arbeit, die Marseillaise oder Bergmannslieder stets lagernd, alle prima Schweizer Erzeugung, die betreffenden Arien sehr deutlich und wohlklingend wieder- gebend.... ... Es liegt im Interesse jedes Vertreters, der Organi- sation in seiner Heimat beizutreten und sich mit den Wer- trauensmännern der Partei ins Einvernehmen zu setzen. Als Subagenten eignen sich ebenfalls organisierte Ge- nossen, am besten Fabrikangestellte, welche leicht Bestellungen sammeln und mit 1 M. Provision sich zufrieden geben werden. Sie werden uns die Parteizeitung mitteilen, in welcher wir von Zeit zu Zeit ein Inserat einschalten und Ihre Adresse als nächste Bezugsquelle den Arbeitern anzeigen werden.... ... Wollen Sie uns im Konvenienzfalle recht bald mit- teilen, ob Sie sich mit der Vertretung befassen wollen, und den gewünschten Rayon näher bezeichnen." Wirllich, zwei schöne Neuheiten! Neu ist das heiße Bemühen des Kapitalisten, den Arbeitern ihren Marx und Lassalle in Musik gesetzt zu erhalten, und neu ist auch, daß der Kapitalist plötzlich einInteresse jedes Vertreters, der Organisation seiner Heimat beizutreten", entdeckt und eifrig vertritt. Man weiß nicht recht, was an diesem Kapitalistenstückchen mehr empört: die Geschmack- losigkeit der als Nachtlicht, Spieldose und wozu sonst noch ver- wendbarenBüsten" oder die skrupellose Heuchelei, die zum Ver- trieb dieser anmutigen Massenartikel enipfohlen wird. Ob auf diezwei schönen Neuheiten" wirklich Arbeiter reinfallen?! ... In derselben Sache sendet uns ein Genosse folgende? Schreiben: Im Hauptorgan der Toilettenpächter wie auch im Scherlblatt stand dieser Tage folgendes verlockende Inserat: Zwei Massenartikel an Generalvertreter zu vergeben; jederSozialdemokrat ist Käuferl E. F. 8. 14 Bln." Da wir zirka eine Million Sozialdemokraten allein in Preußen haben, so versprach ich mir ein schönes Geschäft durch den Generalvertrieb dieser zwei Massenartikel, und obgleich es mich stutzig machte, daß dieses Inserat nicht in unserem Parteiorgan stand, schrieb ich dennoch hin und erhielt beifolgende Zuschriften, die für sich selbst sprechen." Drei dieser Zuschriften beziehen sich auf den oben behandelten Massenartikel", die vierte bezieht sich auf ein Janusfeuerzeug, dasnur" Pf. kosten soll,wenn es gleichzeitig mit einer Büste bestellt und zusammen geliefert wird". Der Genosse fährt dann in seinem Schreiben fort: Das angepriesene Janusfeuerzeug(nebenbei bemerkt, das schlechteste unter den vorhandenen l) kauft man fast überall für 4S bis 60 Pf. und die Nachtlichtbüsten haben einen Wert von höchstens 2 bis 3 M.; aber es ist, ganz abgesehen vom Werte der Nachtlichtbüsten, überhaupt ein starks Stück uns zwei Genossen, die gewissermaßen Säulen der revolutionären Sozialdemokratie darstellen, in solcher Darstellung zum Kaufe zu präsentieren! Es gibt nur einen Ausdruck dafür und der lautet: Pfui!" So schlecht es mir auch augenblicklich geht und so not- wendig ich Geld gebrauche, von dieser Sache lasse ich die Finger." Wir können den kräftigen Ausdrücken dieses Schreibens nur durchaus zustimmen._ Sozialea* Staatliche Ausknnftsstellc für gewerblichen Rechtsschutz und Erfindungsausstellung. Bei der K. Württembergischen Zentralstelle für Gewerbe und Handel besteht seit Jahresfrist eine Auskunstsstelle für gewerb- lichen Rechtsschutz. Die Auskunstsstelle, die den Erfindern schon bei der Anmeldung ihrer Erfindung an die Hand geht, will sie nun auch durch die Veranstaltung einer Erfindungsausstellung bei der Verwertung ihrer Erfindungen unterstützen und bor Ausbeutung durch gewissenlose Agenten schützen. Die Ausstellung findet zu An- fang des Jahres 1910 in Stuttgart in den: AuSstellungSgebäude der K. Würtbembergifchen Zentralstelle für Gewerbe und Handel statt. Sie hat den Zweck, Industrielle, Gewerbetreibende. Kapita- listen usw. auf solche Erfindungen aufmerksam zu machen, für welche eine Verwertung angestrebt wird. Ausstellungsfähig sind nur Erfindungen, die im Deutschen Reiche patentiert oder zum Patent angemeldet und amtlich veröffentlicht, ferner solche, die als Gebrauchsmuster eingetragen sind. Die Platzgebühr soll möglichst niedrig bemessen werden, Anmeldungen haben bis spätestens 26. September 1S09 zu erfolgen'. Singegangene Druchfchnftcii. Beiträge zu den Krankheiten der Postbcamte». Von Dr. H. L. Eisenstadt. 1,2S M. Deutscher Postverband, Berlin dl. 24. Nnti-Ttcngcl. Van O, Unisricd, 40 PI. W, Langguth, Eblwgen a, N. Bom Schreibtisch zur Gondel. Von P. Taustg. 10S Seiten, C, Konegen, Wien I , Opernring 3, Die llrreligion der Germanen. Von Dr. Lud». Reinhardt. Jrankjurt a. M. Neuer Franksurter Verlag. Preis 60 Pj. ßnefhaften der Cxpeditlon. Patienten in Beelitz , Buch nsw. Diejenigen unserer Monnenien die noch wahrend des ganzen nächsten Monats in der Heilstätte bteiben. wollen uns wegen der Ucberweilung von Freiexemplaren sojort ihre Adresse einsenden, da bei verspäteter Bestellung die ersten Nummern deS neuen Monats von der Post nicht geliesert werden. Alle Adressen müssen jeden Monat n e u e t n g e s a n d t werden. gnseratenteil vnantw.: Th. Glocke'rlin. Druck n. Verlag: Vorwärt» Luchdruckerei u. VerlagSanftalt Paul Singer& Co., Berlin SW,"