Einzelbild herunterladen
 
-. Eine Klste uut chinesischen Orden ist zur Abwechselung bei der B e r l i n e r P o l i z e i eingetroffen. Diesmal dürfen der Polizeimajor Feist. Polizeihauptmann v. Arnoldi, die Poli- zeileutnants Flaschner. Kusserow, Schenck, Schirmer und Wilde die bunten Dingerchen ins Knopfloch stecken. Wofür die chinesischen Piepmätze verliehen worden sind, war trotz eifrig- ster Nachfrage nicht herauszubringen. Aus einer anderen Kiste haben mehrere Berliner   Kriininalwachtmeister griechische Orden erhalten. Sollte das etwa mit der Vorführung von Polizeihunden vor exotischen Gästen zusammenhängen? Nicht uninteressant ist auch, daß der Chefredakteur der Post". Kronsbein, denKaiserlich Japanischen Orden des heiligen Schatzes 4. Klasse" erhalten hat. Welche Dienste Kronsbein, der schon verschiedene ausländische Orden hat. dem japanischen Reiche geleistet hat, das mögen die Götter wissen._ Drei Arbeiter durch Gase vergiftet. Ein schwerer Unglücksfall hat sich gestern mittag auf dem Wedding   zugetragen. Im Zuge der Samoastraße. an der Putlitz  - brücke liegt ein toter unterirdischer Kanal, der früher als Hafen- einfahrt zum Spandauer   Schiffahrtskanal diente. Als die Samoa  - straße angelegt wurde, überwölbte man den Kanal, ohne ihn zu- jmschütten. Seit einigen Tagen waren au jener Stelle mehrere Arbeiter mit Erdarbeiten beschäftigt. Gestern vormittag stießen die Leute beim Ausschachten auf die Wölbung des Kanals und stemmten diese gewaltsam durch, so daß ein großes Loch entstand. Während dieser Arbeit entfiel einem Arbeiter ein Stemmeisen. Er kletterre daher in den fast drei Meter tiefen Kanal, um das Werk- zeug herauszuholen. Im Laufe der Zeit hatten sich aber im Inneren des Kanals giftige Gase angesammelt, die die Arbeiter sofort be- täubten. Andere' Arbeiter beobachteten den Vorgang und eilten zu Hilfe. Mit Seilen und Stricken suchten sie den Verunglückte» zu retten. Zwei Kollegen kletterten gleichfalls in den Kanal, aber auch sie verloren in wenigen Augenblicken das Bewußtsein und blieben verschwunden. In der allgemeinen Aufregung alarmierte man die Feuerwehr, die mit dem Ig. Lofchzuge aus der Pankstraße anrückte. Mit vieler Mühe komiten die drei Verunglückten geborgen werden. Brandmeister Steiner ließ die Bewußtlosen sofort mit Feuerwehrfahrzeugcn nach dem Rudolf Birchow-Kraukenhause schaffen, wo sie Aufnahme fanden. Nach einiger Zeit erholten sich alle drei wieder und kamen zur Be- sinnung. Die Verunglückten sind die Arbeiter Julius Köffel, Fritz Bieber und August Thurowski. Köffel und Bieber wohnen in der Pistoriusstraße zu Weißensee   und Thurowski in der Motzstr. 25. Der Berliner   Lchrcmrein beschäftigte sich kürzlich mit Maß- nahmen zur Fortentwickelung der Erziehungswissenschaft. In zwei Referaten und darauf folgender Debatte wurde ausgeführt, daß die völlige Umgestaltung des Erwerbslebens der Schule neue Unterrichts- und Erziehungsaufgaben setzen. Auch hat die Psychologie durch Be- obachtung und Experiment neue Aufschlüsse über die Entwickelung der Kindesseele gegeben. Trotz dieser veränderter Verhältnisse sind keinerlei Umgestaltungen im Schultvesen entstanden, die dem Rech- nung tragen. Von den vielen Reformvorschlägen ist wenig verwirk- licht worden. Die organisierte Lehrerschaft will darum die einzelnen modernen Reformbestrebungen untersuchen und für die Verwirklichung deS Zweckmäßigen eintreten. Der Berliner   Lehrer­verein wird durch Veranstaltung geeigneter Vorlesungen seinen Mit- gliedern Gelegenheit geben, sich mit den psychologischen Grundlagen empirisch begründeter Pädagogik vertraut zu machen. Es soll weiter- hin die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für empirisch begründete Pädagogik in Angriff genommen werden. Zum Schluß wurden einige Versuche gewürdigt, das blamable Verhalten des Freisinns in der Lehrergehaltsfrage zu bemänteln. Bürgerliche Preßorgane rufe» jetzt zur Zeit der Wahlen geflissentlich den Eindruck hervor, als sei man den Wünschen der Lehrer gerecht geworden. Auch hat Herr Cassel nicht den Schein eines Rechts für sich, wenn er sich, wie verlautet, daraus beruft, Vertreter der Lehrer- schaft wären mit seinen Vorschlägen einverstanden gewesen. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die heutige Versammlung deS Berliner   Lehrervereins spricht den Gemeindeverwaltungen derjenigen Berliner   Vororte, die für die Lehrer ihrer Volksschulen die höchsten vom Besoldungsgesetz zu- gelassenen Gehaltssätze beschlossen haben und gewillt sind, diese Be- Wertung der Volksschule, anderen Auffassungen gegenüber, energisch zu vertreten, ihre herzliche Sympathie und volle Anerkennung aus. Ei» rätselhafter Kleiderfund, der auf dem Promenadenweg zwischen Woltersdorf   und Erkner   gemacht wurde, beschäftigt zurzeit die Polizeibehörden der Bororte. Dortselbst wurde ein vollständiger Herrenanzug sowie eine blaue Mütze aufgefunden, welche als Eigen- tcun des Schiffers Baschin aus Siverslake erkannt wurden, der erst im vorigen Jahre vom Militär entlassen worden ist. In dem Jackett befand fich«ine silberne Remontoiruhr sowie ein Portemonnaie mit 70 M. Inhalt. Baschin war ans einer Zille beschäfligt, die vor wenigen Tagen aus den Kalkbrüchen abgefahren ist. Er hatte das Fahrzeug nachts verlassen, und bisher konnte über seinen Aufenthalt nichts ermittelt werden. Es erscheint ausgeschlossen, daß der Mann nur mit dem Hemd bekleidet umherirrt, andererseits sind aber keine Anhaltspunkte dafür vorhanden, daß er Selbstmord verübt hat. Ein auffegender Unglücksfall hat sich gestern nachmittag in der Kreuzberg  -Straße zugetragen. Der 3l. Jahre alte Wilhelm Schadick, Merseburger Straße 3 wohnhast, hatte auf seinem Zweirade nach der Bellealliance- Straße fahren wollen. Beim Passieren der Kreuzberg  -Straße geriet er so unglücklich zwischen einen entgegen- kommenden Straßenbahnwagen und einen von hinten heraneilenden Lastwagen, daß er mit dem Zweirade zu Boden geschleudert wurde und unter die Räder des Lastwagens zu liegen kam. In besinnungs- lofem Zustand wurde der Verunglückte nach dem Krankenhaus Am Urban   gebracht, wo schwere innere und äußere Verletzungen bei ihm festgestellt wurden. Der Zustand des Sch. ist hoffnungslos. ?frctrclifliüse Gemeinde. Sonntag, den 26. September, vormittags r, in FreyerS großem Festsaal. Koppenstr. SS: Feier der Jugendwethe. Vortrag von Herrn Dr. Bruno Wille über»Trennung von Kirche, Staat und Schule". Eintritt für Erwachsene 20 Pf., jür Kinder unter 14 Jahren 10 Pf._ Vorort- JVaefmebtem Chnrlottenlnirg. Die Charlottenburger   Stadtverordnetenversammlung beschäf- tigte sich am Mittwoch mit der Vorlage betreffend den Antrag der Gesellschaft für elektrische Hoch- und Unter- grundbahnen, der Stadt Wilmersdorf   und der königlichen Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem auf Ergänzung der Zustimmung der Stadt Charlottenburg   für eine Untergrund- bahn. Der Referent, Stadtverordneter Dr. Frentzel, befür- wartete die sofortige Annahme der Vorlage, über die wir bereit? eingehend berichtet haben. An der Hand der Vorgeschichte wies er nach, daß Charlottenburg   niemals eine engherzige Kirchturmspolitik in Verkehrsfragen getrieben, sondern stets die weitgehendste Rück- sicht auf die Interessen von Groß-Berlin genommen habe, und daß auch der jetzt lvieder vom Magistrat angebotene Vergleichsvorschlag keineswegs unberechtigt sei. Ebenso gab Stadtsyndikus Dr. Mayer der Erwartung Ausdruck, daß der Vergleichsvorschlag Charlottenburgs   von den Behörden, die sich mit dem ErgänzungS- verfahren zu beschäftigen haben, als berechtigt anerkannt werden wird. Namens der Sozialdemokraten erklärte sich Genosse Klick mit den vom Magistrat ergriffenen Matznahmen und mit dessen Vorschlägen einverstanden, wobei er namentlich die Notwendigkeit der baldigen Gründung eines wirklichen Verkehrsverbandes Grotz- Berlin betonte. Die Magistratsvorlage gelangte einstimmig zur Annahme. Die gleiche Einmütigkeit legte die Versammlung bei der Be- rgtMg des nächsten MnlteS der TsgeSoxdnnng sn den Tgg. der sich auf die BefoldungSordnung für die Gemeinde- schulen bezog. Wie bereits mitgeteilt, hat die Regierung zu Potsdam   die von den Charlottenburger   Gemeindebehörden be- schlossenen Ortszulagen für die Volksschullehrer nicht genehmigt, weil sie in ihrer Höchstgrenze über die Berliner   Sätze hinausgehen. Ebenso ist der Gewährung von Familienzulagen an die Volksschul- lehrer die Genehmigung versagt. Der Magistrat beabsichtigt nun, gemäß 8 23 des Lehrerbesoldungsgesetzes, Beschwerde beim Pro- vinzialrat mit dem Antrage auf Bestätigung der Besoldungs- ordnung einzureichen, er will hierbei gemeinschaftlich mit Schöne- berg und Wilmersdorf   vorgehen. Bis zur Erledigung der An- gelegenheit soll die Fortzahlung der Teuerungszulagen an die Lehr- kräfte der Gemeindeschulen erfolgen, die Genehmigung der Re- gierung hierzu ist bereits nachgesucht worden. Nur bezüglich der Familienzulagen will der Magistrat von weiteren Maßnahmen ab- sehen, da er sich von einer Beschwerde im Hinblick auf die gesetz- jichen Bestimmungen keinen Erfolg verspricht. Charakteristisch war es, daß der Referent, Stadtverordneter Meyer, Mitglied der liberalen Fraktion und Vorsitzender des Wahlvereins der Frei- sinnigen Volkspartei für Teltow-Bceskow-Charlottenburg, das Ver- halten der Mehrheit der Berliner   Stadtverordnetenversammlung, die bekanntlich unter Führung des Herrn Cassel die Gehälter der Lehrer nicht so hoch bemessen hat, wie es die wirtschaftlichen Ver- Hältnisse gebieten, aufs schärfste kritisierte. Unser Redner, Genosse H i r s ch, benutzte die Gelegenheit, ausdrücklich festzustellen, daß die Liberalen Charlottenburgs   mit einem hör- baren Ruck von ihren Berliner   Freunden ab- gerückt find, ein neuer Beweis für die Rückständigkeit des Ber  - liner Kommunalfreisinns. Im übrigen trat unser Redner energisch für die Wahrung der Rechte der Selbstverwaltung ein und stimmte nicht nur im Interesse des Ansehens der Selbstverwaltung, sondern auch im Interesse der Volksschulen und in Würdigung der aufreibenden Tätigkeit der Lehrer den Matznahmen des Magi- strats zu. Im Anschlutz hieran nahm die Versammlung einstimmig fol- genden, von allen Fraktionen unterzeichneten Antrag an:Die Versammlung wolle beschlietzen, den Lehrkräften an der Bürger- Mädchenschule, den Gemeinde- und Hilfsschulen bis zum Jnkraft- treten einer neuen Normalbesoldungsordnung statt der bisherigen Teuerungszulagen Vorschubzulagen in der Höhe zu gewähren, daß sie zuzüglich des Gehalts 60 Proz. der Beiträge erreichen, die den Lehrkräften auf Grund des von den Gemeindebehörden beschlossenen Normalbesoldungsetats zu gewähren wären. Der EtatfürdasneuestädtischeObdach, das seiner Vollendung entgegengeht und teilweise bereits am 1. November er- öffnet wird, wurde entsprechend den Vorschlägen der Armen- direktion, über die Genosse Hirsch berichtete, genehmigt. Der Referent führte aus. daß dem Etat eine Belegung des Obdachs mit 100 Köpfen zugrunde gelegt sei, und zwar 40 Nachtasyli.sten und 60 Männer, Frauen und Kinder aus obdachlosen Familien, die zunächst mit Verpflegung Aufnahme finden sollen, daß es aber ganz von den wirtschaftlichen Verhältnissen abhänge, ob diese Zahl ausreicht oder nicht, und daß man sich daher eventuell auf Etats- Überschreitungen gefaßt machen müsse. Bon den sonstigen Vorlagen, mit denen sich die Versammlung beschäftigte, erwähnen wir die betreffend die T a l o n st e u e r. Der Magistrat hatte bei der Stadtverordnetenversammlung die Ueber- nähme der Talonsteuer für die von der Stadtgemeinde aus- gegebenen und noch auszugebenden Zinsscheinbogen mit dem Vor- behalt beantragt, daß die Steuer für die vor dem 1. August aus- gegebenen Bogen nur nach Matzgabe der Rechtslage entrichtet werden solle. Der Ausschuß, dem die Vorlage zur Vorberatung überwiesen war, bewilligte nur die zur Deckung der Stempelkosten für die nach dem 1. August ausgegebenen Zinsscheinbogen erforder- lichen Summen, lehnte dagegen die Ber�ligung der Mittel zur Zahlung der Steuer für die vor dem 1. A'.tist ausgegebenen Zins­scheinbogen ab. da diese nach dem Gesetze der Steuerpflicht nicht unterliegen. Diesem Beschluß, für den auch Genosse Klick eintrat, pflichtete die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung bei. Tchöneberg. Eine rote Fahne flatterte am Dienstag früh lustig auf dem hohen Turm des Hauses Kolonnenstraße, Ecke Siegfriedstraße. Die etwa fünf Meter lange Fahnenstange war sorgsam durch eine starke Schnur an dem Dache befestigt, um sie dadurch vor dem Abbrechen zu schütze». Gegen 10 Nhr vormittags bemerkte plötzlich«in Schutzmann dies Wahrzeichen der Nebellron; sofort alarmierte er die Feuerwehr. Inzwischen stürmte ein des Weges kommender Vaterlandsverteidiger von der dritten Kompagnie deS Eisenbahn-Regiments III mit Todesverachtung die Treppen hinauf bis zum Turm und riß die revolutionäre Fahne herunter. Vollkommen beruhigt setzte das inzwischen angesammelte Publikum seinen Weg fort. Die Feuerwehr, die durch das Heldenstück des mutigen Eisenbahners nicht in Aktion treten brauchte, rückte wieder ab, somit nahm alles seinen regulären Verlauf. Nur das Abzeichen des Umsturzes wurde in Beschlag genommen und nach dem Polizeirevier transportiert. Die Fahne soll, wie verlautet, einem Taubenzüchter gehören, der daS Trainina seiner Flugtauben damit überwachte. Hoffentlich erhalten der Schutzmann sowohl wie auch der mutige Soldat in Anerkennung ihrer staatSretterischen. Verdienste den üb- lichen Orden. Rixdorf. Die städtischen Arbeiter nahmen am Mittwoch in einer sehr stark besuchten Versammlung Stellung zum Etat für 1910. Eingangs der Versammlung hielt Stadtverordneter Thurow ein Referat über die Aufgaben der Stadtgemeinden als Arbeitgeberin. Die Ausführungen wurden mit großem Beifall aufgenommen. Die Versammlung erhob die nachstehenden Forderungen, die vorher in einer Reihe von Be- triebsversammlungen vorberaten waren, zum Antrag: 1. Verkürzung der Arbeitszeit: a) für die Arbeiter der kontinuierlichen Betriebe auf acht Stunden (Dreischichtsystem); b) für alle übrigen Arbeiter auf neun Stunden. 2. Regelung der Löhne auf der Basis des Wochenlohnes unter Zugrundelegung einer wöchentlichen Arbeitszeit von 6 Tagen zu 9 Stunden, bezw. 6 Schichten zu 8 Stunden. 3. Für Ueberstundenarbeit 50 Proz., für Sonn«, Feiertags- und Nachtarbeit 100 Proz. Zuschlag. In den Lohnforderungen wird für Anfangslöhne im Durchschnitt 12 Proz. Erhöhung verlangt. An dem gemeinsamen Vorgehen haben sich nicht beteiligt die Straßenreiniger, Laternenwärter und Omnibus- angestellten. Am Schluß der Versammlung wurde eine Tellersammlung für die schwedischen Arbeiter veranstaltet. Lichtenberg  . Seht die Wählerlisten ein! Nur noch bis zum 30. September ist den Wahlberechtigten des Ortes Gelegenheit gegeben, sich von der Richtigkeit der Wählerliste zu überzeugen. Dieselbe liegt aus wochentäglich von 9 S und Sonntag von 91 Uhr. Niemand lasse sich zurückweisen; sofern er nicht in der Wählerliste steht, ist der anwesende Beamte verpflichtet, den Ein- spruch gegen die Richtigkeit der Liste zu Protokoll zu nehmen. Wer selbst durchaus nicht in der Lage ist einzusehen, beauftrage eine der im ganzen Orte durch Plakate kenntlich gemachten Stellen mit der Einsicht. AlS Legitimation genügt Steuerquittung vom 1. Quartal. Folgende Bezirke kommen bei der Neuwahl in Frage: In der dritten Abteilung Wahlbezirk 1, 8, 7, 8, 16. Zweite Abteilung Wahlbezirk 1, S. 4. Arbeiter I Parteigenossen I Tut bei dieser für die Wahl wichttge Vorbereitung der Einsichtnahme in die Wählerliste Eure Pflichtl Ober-Tchöneweide. Einen schweren Unfall hat vorgestern ein vierzehnjähriger Knabe, der als Kutscher in einem Berliner   Fuhrgeschäft angestellt ist, herbei- geführt. Der zehnjährige Schüler Franz Schäfer glitt beim lleber« schreiten des Fahrdammes aus und fiel unmittelbar vor dem von dem vierzehnjährigen Paul Lipke geführten Lastwagen zu Boden. Der jugendliche Kutscher hatte aber von dem Vorfall nichts bemerkt. So kam es, daß der Kleine unter die Räder des schweren Gefährtes geriet. Der überfahren« Knabe, der Brüche beider Beine, sowie schwere innere Verletzungen erlitten hatte, wurde in ein Kranken- Haus übergeführt. Friedenau  . Aus der Gemeindevertretung. Auf der Tagesordnung der letzten Sitzung stand noch einmal die Frage der Gehaltsregulierung, welche in der vorletzten Sitzung einstimmig angenommen worden war. Man hatte sich bei der Festsetzung der Lehrergehälter nach den an- geblich von der Gemeinde Steglitz   bewilligten Sätzen gerichtet. Nun hat sich nachträglich herausgestellt, daß von Steglitz   ans irrtümlich falsche Angaben gemacht worden sind und die Lehrer fich dabei be- deutend schlechter stehen. Auch wurde ausgeführt, daß nach den Er- fahrungen, welche Schöneberg  , Wilmersdorf   und Charlottenburg   in dieser Angelegenheit gemacht haben, auch der Vorlage für Friedenau  die Genehmigung der Regierung versagt werde. Es wurde daher beschlossen, den Lehrern vorläufig 50 Prozent der angesetzten Zulage auszuzahlen und die ganze Vorlage noch einmal an' die Kommission zurückzuverweisen. DaS Berliner  Polizeipräsidium hat den Anteil an den Polizeikosten für Friedenau   mitgeteilt, dieselben belaufen sich aus 2318 M. In der Aula des hiesigen Gymnasiums werden feit dem vergangenen Jahre in den Wintermonaten Kunstabende veranstaltet, zu welchen Eintrittspreise von 1 M. an erhoben werden. Gemeindevertreter v. Wrochem beantragte, die Gemeinde solle die Unkosten für Heizung und Beleuchtung bei diesen Veranstaltungen übernehmen. Dem traten die Herren Homuth und Sch» entgegen, da an diesen Veranstaltungen doch nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung teilnehmen könne. Sie befürworteten, Volkskunstabende einzuführen. Der Antrag wurde hierauf zurückgezogen. Zur Prüfung der eingegangenen Bewerbungen um die Stelle des GememdevorsteberS wurde eine Kommission, be- stehend aus vier Schöffen und sechs Gemeindevertretern gewählt. Wilmersdorf  . Ei» Anschlag gegen die Bevölkerung. Um vorab der Gefahr sozialistischer Verseuchung zu entgehen, hat man sich in der Wilmersdorfer   Stadtverordnetenversammlung zu einem höchst illoyalen Vorgehen gegen die Bevölkerung ent- schloffen. Wie bekannt sein wird, ist die Stadtverordnetenversamm- lung vor einigen Monaten notgedrungen zu dem Beschluß ge- kommen, die Listenwahl fallen zu lassen und die Stadt in Wahl» bezirke einzuteilen. ES ging im Hinblick auf daS Wachstum der Stadt mit dem besten Willen nicht anders, mochte auch das bisherige Wahlsystem noch so sicher die un- gestörte Herrschaft des reaktionären Klüngels verbürgen. Nun find durch den Tod. des Stadtverordneten Haßlacher und das Ausscheiden der Stadtverordneten Fritz s ch e und B ress er drei Mandate frei geworden, von denen, wenn Wit nicht irren, zwei für die dritte Abteilung in Betracht kommen. In allen derartigen Fällen ist es an anderen Orten Brauch, die Ersatzwahlen schnellstens erfolgen zu lassen, damit in der Vertretung der Bürgerschaft keinerlei Lücke entstehe. Anders in Wilmersdorf  . Hier will man, wie das dortige Lokalblatt offiziös mitteilt, die drei leer gewordenen Sitze bis zum 1. Januar 1911, also noch fast 14 Monate unbesetzt lassen. Um diese Handlungsweise fertig zu bringen, legt man den§ 21 der preußischen Städteordnung, der von den Ersatzwahlen handelt, förmlich dahin aus, daß solche Wahlen nur auf Antrag des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung oder der Regierung zu erfolgen haben, und daß. da über den Termin für diese Wahlen genaue Bestimmungen fehlen, es völlig in daS Belieben der drei genannten Körperschaften gestellt sei, die Wahlen stattfinden zu lassen oder nicht stattfinden zu lasten. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung sind sich einig darin, den geschilderten Schlag gegen die Einwohnerschaft zu wagen; und was die Regierung betrifft, so baut man auf ihre reakttonäre Haltung, die fich so leicht keinen volksfeindlichen Anschlägen widersetzt. Wir erleben somit, daß die Wilmersdorfer   Gemeindekörperschaften im Einverständnis mit der Regierung einer sich au» dem Sinne des Gesetzes ergebenden Aufgab« entziehen, und zwar wohl aus keinem anderen Grunde, als weil die Neuordnung der Dinge einige Unbequemlichleiten macht und die Gefahr der Wahl von Sozialdemo» traten als Schreckbild an der Wand steht. Zu dem bekannten Verhalten der städtischen Körperschaften aller gesunden Sozialpolitik gegenüber bildet diese neueste Affäre ein würdige» Seitenstllck.,_ Mariendorf   Tüdende. Die Wahl zur Gemeindevertretung findet für Mariendorf   am Dienstag, den 23. September, von mittags 12 bis abends 7 Uhr im Lokale des Gastwirts Herrn Herold. Chauffeestraße, für Südende am Mittwoch, den 29. September, von mittags 12 bis nachmittags 4 Uhr im Lokale des Gastwirt» Herrn Dahle, Lichterfelder Straße, statt. Kandidat der Sozialdemokratie ist der Nähmaschinenhändler Genosse Friedrich Günther. Es ist Ehrenpflicht jedes wahlberechtigten Einwohners, am Tage der Wahl feine Stimme diesem Kandidaten zu geben, da nur durch ihn die Interessen der Gemeinde und damit auch die der werktätigen Bevölkerung vertreten werden. » In einer überaus gut besuchten öffeutlichen Gemeindewählcr- Versammlung im Lokale zum Feldschlößchen referierte Gen. Ewald überKommunälpolittk". Treffend geißelte Redner die von den bürgerlichen Vertretern nur einseitig betriebene Jnteressenpolitik, um alsdann in klarer und sachlicher Weise an der Hand des fozialdemo» kratifchen Kommunalprogramms unsere Forderungen zu behandeln. Die Gemeindevertreter Genossen Reichhardt und Weber er» gänzten die Ausführungen des Referenten, indem sie die örtlichen Verhältnisse kritisch beleuchteten. Hierauf hielt der Kandidat, Genoffe Friedrich Günther, eine Ansprache an die Versammelten, in der er u. a. die Anwesenden aufforderte, bis zum Tage der Wahl in eine rege Agitation für den fozialdemolratifchen Kandidaten ein» zutreten. Auch ein Vertreter der Demokratischen Vereinigung er» klärte im Auftrage derselben, für den sozialdemokratischen Kandidaten stimmen zu wollen. Zum Schluß wurde noch das Verhalten der Polizei im örtlichen Lokalkampf mit dem Gastwirt Graßl kritisiert. Johannisthal  . Schwer verunglückt ist beim Bau eines Schuppen« auf dem Flugplatze der Zimmenuann Karl Gottschalk. G., der bei der ver- dachuiig eines Schuppens beschäftigt war. verlor daS Gleichgewicht, stürzte in die Tiefe und fiel so unglücklich auf einen Bretterstapel, daß er schwere inuere Verletzungen davontrug. Der Verunglückte wurde in besinnungslosem Zustande nach dem Krankenhause Friedrich». Hain ubergeführt._ Vermilcbtes. Vom Automobil getötet. Einer Meldung auö Karlsruhe znfolg« ereignete sich in der� Nähe von Lörrach   ein schweres Automobrl» unglück. Zwei siebenjährige Knaben wurden vo» einem unbekannten Automobil überfahren. Der eine war sofort tot. der ander« ift schwer verletzt und dürste kaum mit dem Leben davon kommen. /