f{fc bte Vetvilfiguna dieser Mittel, die aWedlich Zwecken derhöheren volitischen Staatspolizei dienen sollen, in WirMchkeitaber zur Demoralisierung von Beamten, zu unlauteren Matz-nahmen verwendet werden, die nicht gerade zur Hebung desAnsehens der preutzischen Regierung und des preutzischenParlaments beitragen.Bk DeutFche vollnMteifür die Einigung de; Freisinn;.An» Sonnabend und Sontag fand in Heidelberg der Parteitagder Deutschen Volkspartei statt. Im Mttelpunkt der Verhandlungenstand natürlich die Frage der V e r s ch me l z u n g der drei frei-sinnigen Parteien. Hier standen sich zwei Richtungen gegenüber.Die eine, der die grotze Mehrheit angehörte, hatte ihren Wortführerin Herrn v. Pa y er, der sich sehr entschieden für eine Verschmelzungaussprach, wenn er auch vor allzustarkem Drängen warnte.Eine Verschleppung der Einigungsfrage sei ohnehin nicht zubefürchten.Herr Payer braucht ja in der Tat keinerlei Besorgnisse zu hegen,das; bei einer Verschmelzung das bißchen Demokratie der süddeutschenVolkspartei flöten gehen könne, da ihn das Demokratische ohnehinverteufelt wenig kümmert. Weß Geistes Kind Herr v. Payer istund wie er über die Zukunft des geeinigten Freisinns denkt.bewies sein Urteil über den neuen Reichskanzler. Herr v. BethmannHollweg sei ein„moderner Mensch", er habe„politischesund sozialpolitisches Verständnis", er wisse, daß dasReich nicht von einer Handvoll Konservativer allein geleitetwerden könne. Er traue ihm auch so viel Verständnis zu, daß erauf den Liberalismus Rücksicht nehmen werde,so weit das unter den obwaltenden Umständen möglich sei: Eswerde das ja allerdings auch von der künstigen Haltung deS Libera-lisnms abhänge» iDas„Verl. Tagebl." faßt das so auf. als ob Herr v. Payernoch am Grabe der Blockpolitik die Hoffnung auf-pflanze! Nicht nur diese Stelle, fondern die ganze Rede desfamosen„Demokraten" macht auf uns den Eindruck neuer Block«sehnsüchte l Offenbar glaubt Herr Payer, die Mehrheit einer ge-einigten Partei sei eher für neue Kompromisselei und neue- Pro-stituierung mit den Parteien der Rechten zu gewinnen als dieMajorität der Süddeutschen Volkspartei allein. Vielleicht glaubtder Mann auch, in der geeinten Partei die Fischbeckund Wiemer auf die Seite drängen und sich selbstzum Führer emporschwingen zu können. Dieselben kleinlich«persönlichen Motive, die ehrgeizige Politiker der kleinerenParteien die Verschmelzung so eindringlich befürworten lassen,machen die kleinen Gernegroße Fischbeck, Wiemer und Kon-sorten ihrerseits freilich mißtrauisch und bedenklich gegen eine solcheEinigung, was die Haltung der„Freis. Ztg." und„Voss. Ztg."klar genug beweist.Gegen eine Einigung um jeden Preis und auf die Gefahr einerRechtsschwenkung hin wendete sich Profeffor Ouidde mitfolgenden Ausführungen:„Ich selbst bin keineswegs Gegner jeder Verständigung; es gibtaber weite Wählerschichtcn, die meinen, daß mit der Blockpolitikschon zu weit nach rechts gegangen sei.(Sehr richtig.) DieseKreise warnen, mit denjenigen zusammzngehen, die das Steuernoch mehr nach rechts treiben wollen. Gewiß, bei anderen Parteienbestehen auch Gegensätze, dort handelt eS sich aber um alte Gebilde,die zusammengehalten werden durch wirtschaftliche oder kirchlicheInteressen. Die Einigung wird einmal durchgeführt werden, niissen, aberderZeitpunktdafüri st jetzt nicht ge-kommen. sStürmische Zurufe: Jawohl! Veremzelte Zurufe:Nein, nein l) Von altersher haben Gegensätze innerhalb der dreiParteien sowohl in der Durchführung der demokratischen For«derungen als auch in der Auffassung über den föderativenCharakter bestanden. Ein Unterschied ist auch in unserersozialpolischen Auffassung gegenüber der m a n ch e st e r«lichen, die noch zum Teil den Freisinn be-herrscht.(Lebhafter Beifall.) Ein Gegensatz besteht auch in derBeurteilung nationaler und internationaler Fragen. Die Block«Politik hat viel Mißbehagen in unseren Kreise» hervorgerufen.Ihre Notwendigkeit lvnrde nur begründet mit der Ausrechterhaltungder Fraktionsgemeinschaft. Was wir da widerstrebend mitgemachthaben, ist nicht gerade geeignet, fteudige Zustimmung zu der Ber-einigung hervorzurnfen.(Lebhafter Beifall.) Viele von unsschmerzt heute noch die Wunde, daß die Partei gezwungen wurde,dem Sprachenparagraphen zuzustimmen.(StürmischerBeifall.) Ohne Fraktionsgemeinschaft wäre das nicht geschehen. DieKardinalfrage der deutschen Politik ist die preußische Wahlrechts-reform. Und nun erinnere ich, wie in der Zeit der Blockpolitik dieErklärung des Fürsten Vülow gefallen ist, der geradedas geheime Wahlrecht verweigerte. Das war eine schnödeVerhöhnung und Herausforderung deS Linksliberalismus. Die Ant-wort mag für die Freisinnigen vielleicht genügend gewesen sein,für uns war sie höchst ungenügend.(Stürmischer Beifall.) Siebeweist doch, daß dort ein ganz anderes politisches Empfindenherrscht. Bei den Reichstagswahlen 1907 haben wir auchnicht durchweg Erfahrungen gemacht, die uns der Einigung freudigzustimmen ließen.(Zuruf: Straßburg.) Nun, Schwabach-AnSbachliegt mir ja näher.(Heiterkeit.) Die Sünden anderer Par-teien entschuldigen uns aber nicht. Die freisinnigeVolkspartei hat unzweifelhaft für reaktionäre Kan-didaten, für Konservative und Antisemiten, gegen die Sozial-demokratie gestimmt, um ihre Stellung im Reichstage zu ver-bessern. Die Frage der Stichwahltaktik muß auf dem Boden derPartcigrundsätze vorher entschieden werden. Für alle Fragen,die wir in Deutschland durchsetzen wollen, haben wirdie Gegner rechts. Das mildert nicht unseren Gegensatzzur Sozialdemokratie, aber es besteht eine gewisseInteressengemeinschaft mit ihr.(Stürmischer Beifall.) In derFrage der Wahlreform, der Verbreitung von Volksbildung, der Be-kämpsung von Schikanierungen und Bedrückungen, in dem Kampsfür Gewissensfreiheit und Freiheit der Wissenschaft sind wir Ber-bündete der Sozialdemokratie.(Stürmischer Beifall.) Für dienächsten Jahrzehnte bleibt die Gemeinsamkeit der Interessen füralles, was freiheitlich ist, bestehen. Wir wollen der Sozialdemo-kratie nicht nachlaufen. Wir müssen aber sorgen, daß wir gutedemokratische Politik machen, damit eS von uns auskeine Schwierigkeiten für den einzigen Großblock gibt."Ouidde drang mit seinen Warnungen nicht durch. Gegen15 Stimmen gelangte schließlich eine Resolution zur Am, ahme, inder eine baldigste Verschmelzung der drei freisinnigen Gruppen ge«fordert wird.Daß die Süddeutsche Volkspartei in ihrer Mehrheit reif istfür die Verschmelzung mit dem Wienier- und Pachnicke-Freisinn,bewiesen namentlich die Ausführungen der LandtagsabgeordnetenÄugst nnd He im bürg er, die unter lebhaftem Beifall undohne entschiedene Desavouierung nicht nur eine Mittelstands-retterische, sondern sogar die„gemäßigt" agrarische Politikempfehlen konnten! Die Grundsätze der deutschen Volks«Partei, so führte der Abg. Heimburger aus, seien ja„keinDogma für alle Ewigkeit!" Und dieser„Revisionismus"scheint in Heidelberg taffächlich den Sieg davongetragen zu haben!Kommt es wirklich zur Verschmelzung der drei Freisinnsparteien,so wird dadurch der Freisinn nur rascher die Bahn hinabgleiten,die vor ihm die Nationalliberalen gegangen sind!Sie NSHier müssen sich rühren!In der„Franks. Z t g." findet sich folgende Auslassungüber die Stellung Bethmann Hollwegs zur Reichs-finanzreform:„Um eine Stellungnahme für die Wahlreform inPreußen wird allerdings Herr v. Bethmann Hollweg nicht herum-kommen, denn die Etatsverhandlungen, mit denen die neue Sessiondes Landtages beginnt, werden auf jeden Fall Gelegenheit geben,diese Frage zu erörtern. Wer den bedächtigen Gang derpreußischen Reformmaschine kennt, wird sich über das Ergebniskeinem Optimismus hingeben. Herr v. Bethmann Hollwegist kein Mann des Kampfes, der Konfliktemutwillig aufrollt, sondern er ist ein Mann des Friedens,der die Gegensätze auszugleichen strebt; daher auchsein Hang zu philosophischer Betrachtuugsweise. Ihm ist, mag erüber Steuerreform, Nachlaßsteuer und Wahlreforn, denken wie erwill, der gegenwärtige Parteihader ganz gewißzuwider, und er w,rd kaum etwas tun, wasgeeignet wäre, ihn zu schüren. Und wenn manauf die Thronrede verweist, in welcher die Fortentwickelungdes preußischen Wahlrechts als ein Gebot des k ö n i g-lichen Willens bezeichnet wird, so wird Herrv. Bethmann schwerlich daraus die Verpflichtung herleiten, diesenWillen nun umgehend in die Tat umzusetzen, wenn es sich umeine Fortentwickelung handelt, die des energischen Wider st andesder mächtigen, den Landtag beherrschenden Konservativengewiß ist. Auch der Bau des Mittellandkanals entsprach demWillen des Monarchen und doch harrt er heute, nach neun Jahren,noch der Vollendung, und die Inbetriebsetzung seines Teilstückesist an Bedingungen geknüpft, die einstweilen noch unerfüllbar er-scheinen. Die Wähler werden schon selb er eingreifenmüssen, wenn sie die Einbringung einer gesundenWahlreform wünschen."Das„ B e r l. Tagebl." meint, diese offenbar inspirierteAeutzerung der«sonst gut demokratischen"„Franks. Ztg." seiauf einen„so regierungssrommen" Ton gestimmt,datz sie ebensogut in der„ N o r d d. A l l g. Z t g." gestandenhaben könne. Denn daß der neue Reichskanzler undpreußische Ministerpräsident„Konflikte mutwillig austollen"und den„Parteihader schüren" würde, wenn er sich ent-schlösse, die Wahlreform endlich zu verwirklichen, sei bisherdoch nur von konservativer Seite erklärt worden.„Im übrigen," fährt das Mosse-Blatt fort,„wird es sich jazeigen müssen, ob der neue Reichskanzler wirklich ein soschläfriger Herr ist, wie hier behauptet wird. Sollte dasder Fall sein, sowürde manihnebenaufrüttelnmüssen".Ohne uns der„Franks. Ztg." irgendwie annehmen zuwollen, möchten wir doch wünschen, daß das„BerlinerT a g e b l." und mit ihm der Freisinn überhaupt nicht erstgeduldig abwartet, ob Bethmann Hollweg wirklich ein sowillfähriges Werkzeug der Junker ist, wie die„Franks. Ztg."das von ihm annimmt. Nichts wäre törichter, nichtsskandalöser, als wenn sich der Freisinn, wie seiner-zeit auf den„modernen Menschen" Bülow, jetzt auf den nachPayer ebenso„modernen Menschen" Bethmann Hollweg ver-lassen wollte! Vielmehr hat die Frankfurterm darin un«bedingt recht, daß die Wähler schon selbst eingreifen müssen,wenn sie eine vernünftige Wahlreform erwarten.Schon jetzt gilt es daher, nicht nur Bethmann Hollweg,sondem auch die Volksmasse» aufzurütteln!bürgerliche und proletarischeMoholstage." Die bürgerliche Alkoholfrage ist eine SäüserfrLge. Esist die Frage des einzelnen, der seinen Alkoholverbrauch soweitgesteigert hat, daß dadurch seine Gesundheit geschädigt wird. DieTrunksucht, die Krankheiten erzeugt, wird selbst zur Krankheit.Darum ist es auch so schwer, mit ihr fertig zu werden.Diese Säuferfrage besteht auch für die Arbeiter, nur daßhier zu der Krankheit sich auch noch das Elend gesellt. DerKapitalist kann ein Vermögen für Alkohol ausgeben, ohne deshalbärmer zu werden, denn seinen Reichtum schaffen ihm andere,er braucht dazu keine körperlichen Kräfte und kann auch den Geistentbehren. DaS Leben in guten Verhältnissen, die Auswahlfeinerer Getränke, die ärztliche Pflege, das alles mildert für ihnauch die gesundheitlichen Folgen der Trunksucht. Der Arbeiteraber, der säuft, macht sich selber daS Leben zur Qual und dasLeben seiner Familie zur Hölle; er bringt sich und die Seinigenum die Mittel des Lebens, er ruiniert seine Arbeitskraft, so daßsein Lohn immer tiefer sinkt; er wird arbeitsunfähig, verliertjeden sozialen Halt, wird zum Bettler und Lumpen und bereitetseinen Kindern ein schlimmeres Los als wenn sie verwaist wären;er erzeugt derartiges Unheil, daß er im Bewußtsein dessen, waser getan, wahnfinnig werden müßte, wenn ihm nicht der Wahn-sinn, den der Alkohol schafft, das Bewußtsein getrübt hätte!Daß wissen wir und wir verdammen«S; aber wenn manzu uns mit der Behauptung kommt, die Trunksucht sei die Quelledes Arbeiterelends, so weisen wir das als Heuchelei zurück. Wohlgibt eS Trunkenbolde auch unter den Arbeitern, aber die Arbeitersind es nicht, die die Säufersanatorien füllen. Miserabel ist auchdie Lage der Arbeiter, die keine Säufer sind und oft genug istdaS verzweifelte Elend erst die Quelle der Trunksucht. Wir wollendem Uebel steuern, daß der einzelne durch Trunksucht seinArbeiterlos zu einem Jammerdasein voll Scheußlichkeiten ge-staltet, aber wir werden uns deshalb von dem Kampf gegen diekapitalistische Ausbeutung nicht ablenken lassen, die das allgemeineElend der Arbeitermassen bedingt. In diesem großen Kampfeaber wird die Alkoholfrage zur proletarischen Klassen-frage. Die proletarische Alkoholfrage ist nicht eine Frage deseinzelnen, sondern der Massen. Sie ist eine Kulturfrage.Es ist die Frage, ob die Arbeitermassen ihre geringen Mittel ver-schwenden, ihre geringe Muße vergeuden sollen, oder ob sie beidesverwenden sollen, um ihren Geist aufzuklären, die neue Gene-ratio» zu unterrichten, die Organisation zu fördern.Soll der Arbeiter, der alle Feiertage einmal frei ist, mitseiner Freiheit keinen besseren Gebrauch machen wollen, alsseinen Geist durch Alkoholdünste zu betäuben? Dem Sklaven-dasein entspricht der Sklavengenuß. Der Helote, der dem Jochentronnen ist, frißt sich voll und besäuft sich, wenn er kann. DasProletariat ist aber eine aufstrebende Klasse. Das Proletariatarbeitet an seiner Zukunft, darum muß jeder in seiner Mitte, ansich selbst bildend wirken. Der Arbeiter muß sich geistig von derKnechtschaft frei machen, wenn er sie materiell überwinden will.Er muß einen Genuß erstreben, der ihn seelisch emporhebt, nichtherabwürdigt, wie der Alkohol; er muß die Gelegenheit ergreifen,um die Welt kennen zu lernen, die er erobern will, es geziemt ihmnicht, sein Geld und seinen Geist im dumpfen Bierdusel desWirtshauses zu vertrödeln.Die Herrschenden haben stets den Alkohol gebraucht, um dieBestie in den Massen zu erwecken. Während der Revolution werdendie Soldaten kesossen gemaZt, um sie zum Vrudermord gefügigzll Mlchskk. Der Alkohol dient dsp, in ihnen das MenschnchieiK-gefühl abzutöten. Der Alkohol hat den Freiheitskämpfern vieleblutige Wunden geschlagen. Er macht den Arbeiter zum Verräteran sich und seiner Klasse. Dagegen propagierten die Massen inder Revolution stets Enthaltsamkeit vom Alkohol.Die Bourgeoisie schimpft über den besoffenen Pöbel, aber so,nicht anders möchte sie die Arbeiter haben. Blieben die Arbeiterunwissend, roh und stumpfsinnig, dann hätten die bürgerlichenPolitiker ein heiteres Leben. Doch die Ardeiter wollen hellsehendsein und ihre Interessen wahrnehmen. Darum müssen sie demAlkoholgenuß entsagen, der den Geist trübt.Sie müssen ihm schließlich entsagen, weil sie ihr Geld fürandere Zwecke brauchen. Sie brauchen es für ihre Organisationen,für die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie. Wie sctMerentschließt sich der Arbeiter noch immer, seinen Beitrag an dieOrganisation abzuführen, wie leicht dagegen findet er sich bereit,einen viel höheren Betrag für Alkohol auszugeben? Gewiß, jederPfennig des Arbeiters ist Entbehrung; aber der Alkoholgenuß istihm kein Gewinn, er ist Verlust, Zehrung an Leib und Seele.Wenn die Arbeiterorganisationen über die Summen verfügenkönnten, welche die Arbeiter im Alkohol vergeuden, würden sieeine gewaltige Macht darstellen. Sie besitzen diese Summen nicht— noch mehr, das Geld fließt zu einem großen Teil dem Staat zu.Jeder Alkoholgenuß ist eine Steuerzahlung. Statt ihreeigenen Organisationen zu fördern, unterstützen die Arbeiterdurch ihren Alkoholverbrauch den Staat, der sie unterdrückt undder Kapitalistenklasse dient. Sie führen einen Kampf gegen denMilitarismus und den Marinismus und ernähren ihn doch selbstdurch ihren Alkoholgenuß. Niemand zwingt sie dazu, kein Gebotund keine Not. aber sie tun es dennoch, schmieden ihre eigenenFesseln, binden sich den Geist und binden sich die Hände, liefernsich ihren Klassengegnern aus durch den Alkoholgenuß!Darum, nicht nur im Interesse des leiblichen Wohles deSeinzelnen, sondern vor allem im Interesse der kämpfenden Klassefordern wir Einschränkung des Alkoholgenusses, Das ist djsr Sinnder auf dem Parteitag gefaßten Resolution.Wir wenden uns nicht bloß an die übermäßigen Trinker.Wir fordern die Enthaltsamkeit der Enthalt-s a m e n i DaS ist ein viel größeres Ziel und zugleich leichterzu erreichen, denn bei diesen vielen, bei der Masse ist der Alkohol-genuß noch nicht zur Krankheit geworden. Der Alkohol ist keinNahrungsmittel, der Alkoholgenuß ist nur eine schlimme Gc-wohnheit, der man entsagen kann, wenn man zur Einsicht vonihrer Verderblichkeit gelangt ist. Wie der Arbeiter in der Stadteine höhere Lebensart. Kulturgewohnheiten lernt, so muß«r inder Gewerkschaft und in der Sozialdemokratie lernen, demAlkoholgenuß zu entsagen, um nicht nur als sauber gekleideter,sondern als denkender Mensch, der seines Lebensziels und seinerKlassenaufgaben sich bewußt ist, dazustehen. Das ist leichter, alsjene Entbehrungen, die er sich auferlegt, um ein Sonntagskleidoder ein Möbelstück anzuschaffen. Noch leichter ist es, die heran-wachsende Jugend vom Alkohol zurückzuhalten. Es ist ja bloßdas Beispiel der Erwachsenen, eS ist der Bier- und Schnaps-kultus, der sie dazu anreizt. Eine Aenderung der Auffassungin den Arbeiterkreisen, die Erkenntnis der Verderblichkeit desAlkohols, die allgemeine Verbreitung des Enthaltsamkeits-gedankenS kann bei der Jugend Wunder bewirken. Schließlich,wenn die Gewerkschaft und die Sozialdemokratie an die Stelledes Wirtshauses treten, dann wird auch die Frau des Arbeitersviel leichter für die Gewerkschaft gnd für die Sozialdemokratiezg gewinnen sein., Dgz ist die p r g le t a r i s ch e A l! o h o l f r a g e.r--- VsrpZjS.politische GeberfiebtBerlin, den 4. Oktober 1909.Umfaugreiche Personalveränderungen im Staatskörperstehen bevor. Nach einer in politischen Kreisen verbreiteten Ansichtsoll der Chef des offiziösen Pressebureaus, Wirklicher Ge-heimer LegationSrat Hammann zum Generalkonsul ernanntwerden an Stelle des Geheimrates Klehmet, für den eine ander-weitige diplomatische Verwendung vorgesehen ist. Herr v. Kiderlen-Wächter, der Gesandte in Bukarest, soll an Stelle Stemrichs zumUnterstaatssekretär im Auswärtigen Amte treten, während Stemricheinen demnächst freiwerdenden Gesandtenposten übernehmen soll.Herr v. Kiderlen-Wächter, der bekanntlich im Vorjahre im Auftragedes damaligen Reichskanzlers Fürsten Bülow einen ReorganisationS-plan für das Auswärtige Amt ausgearbeitet hat, der auch von demjetzigen Reichskanzler gebilligt worden ist, soll inS AuswärtigeAmt berufen werden, um die von ihm vorgeschlagenen Abänderungendurchzuführen. Staatssekretär v. Schoen, der sich des besonderenVertrauens deS Kaisers erfreut, bleibt auf seinem Posten.Weiter wird berichtet, daß eS für wahrscheinlich gilt, daß derReichskanzler v. Bethmann Hollweg einen schon unter Bülow be-stehenden Plan, ein eigenes Preßbureau für innere Politik zu er-richten, das dem Chef der Reichskanzlei unterstellt werden soll,wieder aufnehmen wird._Sozialdemokratische Erfolge im Reichslande.Am Sonntag haben in Elsaß-Lothringen die Be-zirkötagswahlen stattgefunden. Der dritte Teil der Mandatein den Bezirkstagen von Ober« und Unterelsaß und Lothringenwurde dabei erneuert. Die Sozialdemokratie erzielte dabei erfreu-liche Erfolge. Es gelang, das Mandat für den Kanton M ü l-Hausen-Süd mit dem Genossen Wicki zu erobern. DieSozialdemokratie vermehrte ihre Stimmenzahl von 2180 im Jahre1900 auf 4420. Der bisherige Mandatsinhaber, ein ZentrumSmann,erhielt nur 2390 gegen 3490 Stimmen der Vorwahl.In zwei Kantonen der Stadt Straß bürg ist die sozial-demokratische Stimmenzahl gewaltig gesteigert worden, undzwar im Kanton Nord von 853 auf 1700 Stimmen, im Kanton Westvon 821 ans 1948 Stimmen. Gewählt sind die Liberalen.Auch in den Landkreisen hat die Sozialdemokratte sehr guteFortschritte gemacht. Im Kanton Hochfelden, von dem erst16 Teilresultate von 30 Orten vorliegen, erhielten sie 624, dasZentrum 786. ber Liberalismus 751 Stimmen. Die Sozialdemo-kratie vermehrte ihre Stimmenzahl bis jetzt um 130 Proz.In Colmar erhielt der klerikal-demokratische KandidatBlnnienthal 2025 Stimmen gegen 2042 bei der letzten Wahl. Dersozialdemokratische Kandidat erhielt 1770 Stimmen. Gewählt istBlumenthal.Im Kanton Hagenau erhielten die Sozialdemokraten 300Stimmen: auch hier ist Stimmenvermehrung zu verzeichnen.Im Kanton Oberehnheim erhielt der Zentrumskandidat767 Stimmen, der Sozialdemokrat 189. Sechs Ortschaften stehennoch aus.Im Kanton E r st e i n erhielt das Zentrum 1111, die Sozial-demokratie 548 Stimmen.In Metz-Stadt erhielt der bisherige Kandidat 910, derSozialdemokrat 251 Stimmen.In M e tz- L a n d entfielen auf den bisherigen Kandidaten 1500,auf den Sozialdemokraten 850 Stimmen.In verschiedenen Kantonen, von denen die Resultate noch aus-stehen, sind noch Nachwahlen vorzunehmen, bei denen die Sozial-demokratie zwischen Zentrum und Liberalen den Ausschlag gibt.