6ewerkrcbaftUchc9* ___ Zünstlerische Sozialpolitik. — Seit 1. April 1895 bestehen Sonntagsruhebestimmungen für das Barbier und Friseurgewerbe, die jedoch den Ge- Hilfen und Lehrlingen nicht einen einzigen freien Sonn- und Feiertag gewährleisten, sondern an Sonntagen eine ständige Be- schäftigung bis 2 Uhr nachmittags zulassen. Bestimmt ist nur, datz bei länger als drei Stunden dauernder Sonntagsarbeit in jeder Woche ein Nachmittag von spätestens 1 Uhr ab freigegeben werden muh. Die Konkurrenz in diesem Gewerbe hat sich inzwischen derart vermehrt, daß eine solch lange Arbeitszeit an Sonntagen längst nicht mehr notwendig ist. In der Praxis sind denn auch die Sonntagsruhebestimmungen vielfach überholt, sowohl durch Geschäftsschlutz an den zweiten Feiertagen der drei großen Feste, wie auch durch früheren Ladenschluß an Sonntagen. Der Barbier- Jnnungsbund, der dank der Zwangsinnungcn die Hälfte der Selb - ständigen umfaßt, hat nun in recht bezeichnender Weise der „Gefahr" einer längst notwendigen Verbesserung der Sonntags- ruhebestimmungen durch den Beschluß vorzubeugen versucht, die gesetzgebenden Körperschaften um eine Abänderung der Sonntags- ruhebestimmungen zu ersuchen. Er verlangt, daß erst dann, wenn die Sonntagsarbeit länger als 5 Stunden dauert, ein Wochennachmittag freizugeben ist. Die Sonntagsarbeit soll somit eigentlich nur pro forma auf 5 Stunden erweitert werden; in Wirklichkeit besteht gar kein Bedürfnis für eine Verlängerung der Sonntagsarbeit. Den Herren würde es aber außerdem freistehen, die Sonntagsarbeit bis 2 Uhr nachmittags auszudehnen und sie in zwei Perioden, etwa mit Unterbrechung durch die Kirchzeit, ein- zuteilen. Den Gehilfen und Lehrlingen würde der freie Wochen- nachmittag entzogen und dadurch ihre Arbeitszeit in der Woche um 8 Stunden(der freie Nachmittag muß von 1—9 Uhr gerechnet werden) verlängert. An den Orten aber, an denen nun schon der 12 Uhr-Ladenschluß(an Sonntagen) bereits besteht, wäre der Erfolg dieses zünftlerischen Wunsches der, daß die Gehilfen für den Fortfall des freien Nachmittags und der damit verbundenen Ver- längerung der in die Woche fallenden Arbeitszeit um 3 Stunden. eine um 1— 2 Stunden verkürzte Sonntagsarbeit zu verrichten hätten. Das wird ihnen aber durch den Zwang der Verhältnisse ohnehin in absehbarer Zeit zugestanden werden müssen. Da der Bund selber nicht erwarten kann, daß mangelhafte gesetzliche Be- stimmungen, die längst veraltet sind und sich als völlig unzu- länglich erwiesen haben, nach löjährigem Bestehen auch noch ver- schlechtert werden sollen, so geht man in der Annahme nicht fehl, daß der Beschluß der Unternehmer lediglich ein Bluff ist, um eine den Zünftlern zu weit gehende Verbesserung der Sonntags- ruhevorschriften inhibieren. Ein starkes Stück bedeutet dieser Streich immerhin. Der Verband der Friseurgehilfen wird den Unternehmern einen Strich durch die Rechnung machen. Im Laufe dieses Monats werden in allen Orten, in denen der Verband Mitglieder hat, öffentliche Gehilfenversammlungen stattfinden, die nicht nur gegen den zünftlerischen Plan protestieren, sondern erneut die Forderungen der Gehilfenschaft nach einer durchgreifenden gesetz- lichen Regelung der Arbeitszeit zum Ausdruck bringen werden. Beträgt doch die Arbeitszeit im Barbier- und Friseurgewerbe durchschnittlich 141# Stunden täglich, ohne irgendwelche bestimmte Pausen. Den Gehilfen muß zugleich begreiflich gemacht werden, daß sie den Plänen der Zünftler nur dann erfolgreich begegnen können, wenn sie zahlreicher der Organisation beitreten. LerUn und llmg-egend. Tarifvertrag in der Postkartonbranche. ** Die Verhandlungen mit den Postkartonfabrikanten, die am Donnerstag der verflossenen Woche fortgesetzt wurden und wiederum sehr lange, bis morgens V22 Uhr, dauerten, haben, nach- dem die Arbeitgeber sich zu weiteren Zugeständnissen bereit fanden, endlich zum Abschluß des neuen Tarifvertrags geführt. Die Nieter, Zuschneider und Arbeiterinnen der Postkartonbranche hielten am Sonntag in„Manns Fortunasälen" eine zahlreich besuchte Ver- sammlung ab, in der die Kommissionsvertreter Schade und Klappenbach ausführlich über die Verhandlungen und den nunmehr aufgestellten Tarifvertrag berichteten. Gegenüber dem von der Versammlung am Mittwoch abgelehnten Entwurf sind in den Hauptpunkten folgende Verbesserungen geschaffen. Der Minimallohn der Nieter unter 18 Jahren wurde statt der vordem angebotenen 21 M. auf 22,59 M. festgesetzt, der der über 18 Jahre alten Nieter auf 26 M. statt 25,59 M., der der Leistennieter auf 29 M. statt 28,59 M. Gegenüber dem alten Tarifvertrag ist da- mit eine Erhöhung der Minimallohnsätze um 2 M. erreicht. Für die Zuschneider, für die ja, ebenso wie für die Arbeiterinnen, der alte Tarifvertrag keine Gültigkeit hatte, ist der Minimallohn der Anfänger auf 26 M., und im übrigen auf 29 M. festgesetzt, was gegenüber dem vorigen Angebot eine Erhöhung um 59 Pf. be- deutet. Der Minimallohn der geübten Arbeiterinnen wurde gegen- über dem vorigen Angebot um 1 M., also auf 17 M. erhöht. Hin- sichtlich der Dauer des Tarifvertrags fanden die Arbeitgeber sich ebenfalls zu einem Entgegenkommen bereit. Nachdem die Arbeit- nehmervertreter bestimmt erklärten, daß bei fünfjähriger Dauer für das vierte und fünfte Tarifjahr mindestens je eine allgemeine Lohnerhöhung um 5 Proz. zugestanden werden müsse, wurde der Tarifvertrag auf drei Jahre abgeschlossen, so daß er also bis zum 39. September 1912 Geltung hat. Die Bestimmung, daß der „Buchbinderei-Werkmeisterverband" im Schiedsgericht vertreten sein sollte, ließen die Arbeitgeber fallen, ebenso wie sie auf einige andere Bestimmungen verzichteten, die den Arbeitern nicht an- nehmbar oder als nicht in den Tarifvertrag gehörend erschienen. Auch im Akkordtarif wurden noch weitere Verbesserungen zuge- standen, so daß in dieser Hinsicht ebenfalls annehmbare Lohn- erhöhungen zustande gekommen sind. In der Versammlung trat immer noch eine ziemlich starke Opposition gegen die Annahme des Tarifvertrags in seiner jetzigen Form hervor, namentlich deswegen, weil unter anderem der für Zu- schneider festgesetzte Minimallohn hinter den tatsächlich in mehreren Werkstätten bestehenden Löhnen zurückbleibt und man befürchtete, daß vielleicht die Arbeitgeher überhaupt die Minimallöhne und Akkordsätze als das Normale und nicht als das Minimale, das ge- zahlt werden mutz, ansehen würden. Die Arbeitgebervertreter haben jedoch die bestimmte Erklärung abgegeben, daß, wo höhere Akkordpreise bestehen, diese keineswegs gekürzt werden sollen, und daß mit den Minimallöhnen selbstverständlich auch die Löhne der besser bezahlten Arbeiter steigen würden. Von einigen Diskussions- rednern wurde auch betont, daß die erzielten Lohnerhöhungen noch keineswegs der ungeheuren Steigerung der Kosten der Lebens- Haltung entsprächen, und eS wurde ein Antrag eingebracht, den Tarifvertrag abermals abzulehnen und sich zur Arbeitsniederlegung bereit zu erklären. Demgegenüber erklärte Schade im Namen der übrigen Kommissionsmitglieder, daß die ganze Kommission ihr Amt niederlegen müsse, wenn demgemäß beschlossen werden sollte, da abermalige Verhandlungen aussichtslos seien. Die Ver- sammlung erklärte sich denn auch schließlich mit 96 gegen 38 Stimmen mit dem Tarifvertrag einverstanden, der nun sofort in Kraft getreten ist._ Der Triersche Eisenbahnerverband in Berlin ! Ueber die außerordentliche Delegiertenversammlung � des Trierschen Eiscnbahnerverbandes, die unter Ausschluß der Oeffent- lichkeit in Berlin tagte, wird u. a. jetzt folgendes bekannt: '"> Eine vor der Delegiertenversammlung abgehaltene Zentral- borstandssitzung beschäftigte sich mit der Verweigerung des Urlaubs an Delegierte(auch des Berliner Delegierten) zur Teilnahme an der Versammlung. Die Verwaltung begründete diese mit einer Verfügung des Ministers, der wünsche, daß die Eisen- bahner(Beamte und Arbeiter) keine zu großen Volks- Versammlungen abhielten. In der Zentralvorstandssitzung habe man dem Minister das Recht bestritten, den Eisenbahnern das Koalitionsrecht zu beschneiden. Die Anordnung widerspreche auch der früheren Aeußerung des Eisenbahnministers, der erklärt habe, den Arbeitern werde im weitesten Maße Urlaub gewährt. Gegen dieses Vorgehen des Ministers soll ein Protest an die Landtagsabgeordneten gerichtet werden.— Die hauptsächlichsten Beschlüsse t«s Verbandstages sind: Der Sitz des Verbandes wird sofort von Trier nach Berlin verlegt. Zum Verbands- Vorsitzenden wurde Severin- Berlin gewählt. Der Verbands- borsitzende hat im Dienste der Eisenbahnverwaltung zu bleiben, um die Möglichkeit der Verhandlungen mit der Verwaltungsbehörde aufrecht zu erhalten.... Dem Zentralvorstand wird unter- sagt, mit irgendeiner Gewerkschaftsrichtung zwecks Anschluß Unterhandlungen zu pflegen usw. Also der Sitz des Verbandes wurde nach Berlin , an den Brenn- Punkt der preußischen Eisenbahnverwaltung verlegt. Der Vorsitzende soll im aktiven Dienst verbleiben; aber dies ändert den Wert des Trierschen Verbandes für die Eisenbahner nicht, denn er ist und bleibt die von Verwaltungsgnaden geduldete Organisation und schielt bei seinen Maßnahmen und Beschlüssen zuerst nach der � Verwaltung, ob sie auch gute Miene dazu mache. Ist das nicht der Fall, dann steht der Verband am Ende seines Könnens. Die Folge davon ist, ohwohl die Mitglieder des Trierschen Verbandes als Arbeitervertreter in den Versicherungs- einrichtungen und Arbeiterausschüssen sitzen, sie dort keine Fort- schritte für die Eisenbahner erzielen, und der Verband in seiner Petition umdie Ueberführung der Eisenbahnarbeiter in das Beamten Verhältnis für diese neugeschaffenen Beamten Jahres- geholte von 890 bis 1199 M. forderte, also noch weniger, wie die Eisenbahnarbeiter schon lange als Tagelohn verdienten. Wenn ferner dem Minister das Recht abgesprochen sein soll, den Urlaub der Delegierten zu beschneiden, so ist das auch ohne Be- deutung; er läßt seinem Recht nur so weit nahetreten, wie es dem Minister selbst, aber nicht wie es dem Trierschen Verband gefällt. Er wünscht, daß die Eisenbahner nicht zu große Versamm- langen abhalten, jedenfalls hält er Eisenbahnervers amm- langen überhaupt nicht für nötig, denn sie haben ja alles, was sie brauchen, und dieser Wunsch ist für die Trierer Befehl. Der Protest an die Landtagsabgeordneten, wenn er inzwischen nicht in Vergessenheit gerät, wird so ausfallen, daß er dem Minister nicht wehe tut, denn der Triersche Verband ist auch in der neuen Form nur eine geduldete Organisation, die von dem mitzehrt. was sich die Eisenbahner in der freien Organisation unter schweren Opfern erkämpften. Oeutlcbes Reich. Beredtes Schweigen. Auf dem Brandcnburgischen Deutschnationalen Ha-ndlungs- gehilfentag, der am Sonntag in Küstrin stattfand, erwartete man allgemein Auftlärungen über die Affäre des Herrn Schock, die be- kanntlich in der kaufmännischen Welt großes Auftehen erregte. Wider Erwarten wurde jedoch die ganze Sache mit Still- schweigen übergangen. Aus den privaten Aeuherungen der Mitglieder ging jedoch hervor, daß die offenbar dunklen Wege des Herrn Schock den Verband veranlassen müßten, sich so bald wie möglich von ihm loszusagen. Die berechtigten Wünsche der Hand- lungsgehilfen könnten sonst aus begreiflichen Gründen als un- berechtigt hingestellt werden. In seinem Jahresberichte mußte der Vorstand schweren Herzens zugeben, daß der Bezirk Berlin 274 Mitglieder verloren hat und daß der Bezirk Zossen eingegangen ist. Im übrigen wurde verschiedentlich von den Mitgliedern zum Ausdruck gebraeltf, daß sie mit der Machtbefugnis und der Marsch- route des Vorstandes, wie überhaupt mit der Organisation nicht einverstanden sind. Der Gau Berlin-West hatte den Dringlichkeits- antrag eingebracht, beim Hauptvorstande dahin zu wirken, daß in Zukunft die Besetzung von Posten im Vorstande mit einem Gehalt von mindestens 299 Mk. öffentlich ausgeschrieben werden, damit möglichst vielen Mitgliedern Gelegenheit zur Bewerbung gegeben würde. Die Vetternwirtschaft sollte dadurch beschnitten werden. Der Antrag wurde jedoch nicht zugelassen, da für die Dringlichkeit nicht die erforderliche Zweidrittelmajorität vorhanden war und nur 23 Bezirke dafür stimmten. Gegen den Vorschlag des Vor- standes, in den Aufsichtsrat nur in Berlin tätige Mitglieder zu wählen, wurde heftig opponiert. Die Mitglieder verlangten, daß auch den in der Provinz tätigen Mitgliedern ermöglicht sein sollte, durch Wahlen in den Aufsichtsrat Einblicke in die Verwaltung zu bekommen. Die Abstimmung ergab einen Sieg der Opposition. Be- fremden erregte die Mitteilung des Vorstandes, daß die Satzungen des Gaues mit denen des Verbandes vielfach in Widerspruch stehen. Für Reisen und Unkosten des Vorstandes und der Bezirksvorsteher und für Ausgabe eines Postens„Verpflichtung 1998/1999" sowie für„Verschiedenes" wurden 2579 M. liquidiert, dagegen für das Bildungswesen nur ganze 190 M. aufgewendet. Streik im Mansfelber Bergbau. In einer Sonntag abgehaltenen Belegschaftsversammlung des Niewandschachtes der Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerk- schaften wurde mit 599 gegen 7 Stimmen beschlossen, Montag die Arbeit niederzulegen. Der Grund hierfür ist in Massenmatzrege- lungen der Bergleute zu suchen. Seit ungefähr neun Monaten gärt es unter den Mansfelder reichstreuen Bergarbeitern. Ein neuer Chef hatte die Leitung der Grube übernommen. Die Löhne wurden ganz gewaltig gekürzt, das uralte Gedingesystem beseitigt und andere Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen eingeführt. Die fortwährenden Preissteigerungen der Lebensmittel, Verbrauchs- artikel, Meten und der Ackerpacht, dazu jetzt die neuen Steuern, das war selbst den zufriedenen Mansfelder Bergleuten zuviel. Die Organisation gewann in letzter Zeit stark an Boden. Das paßte natürlich der Direktion nicht. Schon seit Monaten wurden jede Woche Bergarbeiter, die sich wegen ihrer Organisationszuge- Hörigkeit„lästig" gemacht hatten, entlassen. Letzthin wurden nun ungefähr 79 Mann gekündigt. Alle Versuche, auf friedlichem Wege eine Zurücknahme der Kündigungen zu erreichen, blieben erfolglos. Deshalb beschloß die Belegschaft den Streik. Die Erbitterung unter den Bergarbeitern wegen dieses Willküraktes ist groß. Um Fernhaltung des Zuzuges nach der Gewerkschaft ManSfeld wird gebeten._ Zum Kampfe der Holzarbeiter in Slldwestdentschland. Bekanntlich hat am 27. September d. I. die Tischlerinnung in Frankfurt beschlossen, den Arbeitgeberverband insoweit zu unter- stützen, daß die einzelnen Mitglieder die organisierten Arbeiter auS- sperren, wenn nicht bis 1. Oktober die Zahlstelle des Holzarbeiter- Verbandes dem Arbeitgeberverband ihre Bereitwilligkeit zu Ver- Handlungen bekanntgegeben habe. Die in der Jnnungsversamm- lung beschlossene Resolution wurde dem Gesellenausschuß über- mittelt und dieser ersucht, den Holzarbeitervcrband zu Verhand- lungen zu veranlassen. Der Gesellenausschuß hat daraufhin der Innung mitgeteilt, daß er die Resolution dem Holzarbeiterverband zur Kenntnis gebracht habe. Der Holzarbeiterverband hat nun aber, wie es die Resolution verlangt, dem Südwestdeutschen Ar- beitgeberverbcmd für das Holzgewerbe die verlangte Erklärung bis 1. Oktober nicht abgegeben und die Innung hat die Aussperrung — nicht durchgeführt. Wie von der Ortsverwaltung Frankfurt des Deutschen Holzarbeiterverbandes bekanntgegeben, hat am 2. Otkober nur eine einzige Firma drei Mann ausgesperrt, worauf die weiteren dort beschäftigten vier Mann aus dem Betriebe herausgezogen wurden. Dies glänzende Fiasko hat die Innung veranlaßt, zum 4. Oktober eine neu« Versammlung einzuberufen. Dort wird man! nun wiederum beschließen, auszusperren und sich auf diese Weise die Zeit vertreiben! In Mannheim und Ludwigshafen hatten die Arbeitgeber damit gerechnet, daß am 4. iDftober eine größere Anzahl Arbeiter wieder in die Betriebe zurückkehren wird. Anstatt dessen haben jedoch einige weitere Arbeitswillige ihre Arbeitsplätze verlassen. Dieses trifft auch für Frankfurt zu. Zum Streikbrecher ist auch in dieser Woche niemand von den Kämpfenden geworden.— In Pforzheim und Heidelberg hat sich die Situation für die Streikenden keines- Wegs verschlechtert, sondern ist auch in der letzten Woche besser ge- worden. In Pforzheim haben die Arbeitgeber die Vermittelung des Gewerbegerichts abgelehnt. Davon, daß die Aussperrung auf weitere Städte Südwest- deutschlands ausgedehnt werden soll, hört man gegenwärtig nicht? mehr. Der Arbeitgeberverband wird wohl inzwischen eingesehen haben, daß er dabei nichts weiter erreichen würde, als seinen Mit« gliedern neue Opfer aufzuerlegen. Denn daß der Holzarbeiter« verband etwa aus Furcht vor der weiteren Aussperrung im Kampfe nicht nachgeben wird, dürfte auch der Vorstand des ArbeitgebervelB bandes inzwischen eingesehen haben. Die Former auf dem Wittener Guß st ahlwerk sind wegen Lohndifferenzen Montag in den Streik getreten. Beteiligt sind der Deutsche Metallarbeiterverband, der christliche und der Hirsch-Dunckersche Verband mit zusammen etwa 59 bis 69 Ar- beitern. Die Sperre über das Stahlwerk in Stockum, die vor einigen Wochen verhängt wurde, wurde jetzt aufgehoben, nachdem die Diffe- renzen beseitigt sind._ Die Staatsarbeiter rühren sich. Die Leipziger Post- und Telegraphenarbeiter haben in einer am 2. Oktober abgehaltenen Versammlung des„Vereins der Telegraphenarbeiter im Oberpostdirektionsbezirk Leipzig " zu den Vorgängen in Berlin und zu der Maßregelung des Bundes. Vorsitzenden V a l l e n t h i n Stellung genommen. Sie sprachen dem Gemaßregelten ihr Vertrauen aus und stimmten seiner An- stellung als Bundessekretär zu. Nach einer weiteren Aussprache über die wirtschaftliche Lage der Telegraphenarbeiter, in der manch hartes Wort über die Hint- ansetzung der Telegraphenarbeiter bei der verflossenen Besoldungs- resorm fiel, wurde eine Resolution angenommen, in der die Ober- Postdirektion Leipzig ersucht wird, die bestehenden Lohnsätze einer Prüfung zu unterziehen; mit den gegenwärtigen Bezügen aus- zukommen, sei nicht mehr möglich. Husland. j Ein Streik der Budapester Rennstalleute. Das Hilfspersonal der Budapester Rennställe ist gestern m de» Ausstand getreten und verlangt eine Erhöhung der Arbeitslöhne. Vor Beginn der heutigen Wettrennen sammelten sich die AuS« ständigen vor den Stallungen und versuchten, die kontraktlich an- gestellten Stallburschen zum Anschluß an den Ausstand zu bewegen und den Transport der Pferde nach der Rennbahn mit Gewalt zu verhindern. Die Polizei schritt ein und vertrieb die Ruhestörer, wo- bei mehrere Verhaftungen vorgenommen wurden. Die Rennen konnten ohne jeden Zwischenfall abgehalten werden. R-te und Gelbe gemeinsam. IV Aus Paris wird gemeldet: In Armentieres hielten 26 Dele- gierte von 17 Syndikaten mit über 29 999 Mitgliedern der Textil- brauche eine Versammlung ab. um sich über die Dariffrage zu einigen. Es wurde beschlossen, am nächsten Sonntag in Lille eine Versammlung aller Webereiarbeiter abzuhalten, die über die Frage des Gesamtaus standes abstimmen soll. Man befürchtet um so mehr den Ausbruch des Generalstreiks, als dieselben Syndikate diesmal gemeinsame Sache mit den roten Syndikaten machen! Ein Ausstand der Seeleute ist in D ü n k i r ch e n ausgebrochen. Die Seeleute haben, da ihre Forderungen bezüglich Verkürzung der Arbeitszeit und einer Gehaltserhöhung nicht bewilligt wurden, den Generalstreik beschlossen.— Der Ausstand der F i s ch e r in D ü n- k i r ch e n ist beendet. Der Ausstand der Hafenarbeiter von Havre hat eine neue AuS- dehnung angenommen. Die Streikenden veraulaßten die Besatzung eines englischen Schiffes, sich der Streikbewegung anzuschließen. Ein anderer Dampfer mußte abfahren, ohne seine Ladung völlig gelöscht zu haben.__ Letzte IVadmchtcn und DepeFeben« Landtagswahlsieg in Sachsen-Meiningen . Sonneberg » 4, Oktober. (Privatdepesche des„Vorwärts".)' Bei den heutigen Landtagswahlen errangen die Sozialdemo- traten einen großen Sieg. Sie behaupteten? Mandate und gewannen 2 bisher freisinnig vertretene Sitze. Eisfeld , eine freisinnige Hochburg, wurde von uns erobert. Streik im Braunkohlenrevier. Hettstedt , 4. Oktober. (Privatdepesche de»„Vorwärts".) Wie uns aus Hettstedt (Südharz ) gemeldet wird, ist der gestrige Streik. Beschluß der Belegschaft der Niewandschächte heute ziemlich ein- mütig zur Ausführung gelangt. Von den eigentlichen Gruben- arbeitern steht bis auf einige alles im Streik. Auch auf den anderen Gruben der Mansfelder Gewerkschaft herrscht große Auf- regung und teilweise große Streikstimmung. Ursache ist rigoroses Vorgehen gegen die Arbeiter, welche sich dem Bergarbeiterverbande angeschlossen haben; viele wurden gekündigt, weil sie Versamm- lungen besuchten._ Schmutzige Wäsche. Belgrad , 4. Ottober.(W. T. B.) Das Regierungsorgan „Samouvrava" weist die Beschuldigungen des in den Ruhestand versetzten Sektionschefs Rikolitsch gegen den Finanzminister Brotitsch zurück und warnt Rikolitsch davor, die Regierung zu zwingen, die wahren Ursachen seiner Pensionierung zu beröffent» lichen. weil eine derartige Veröffentlichung nur ihm allein schaden könne._ Das schwarze Gespenst. Amsterdam , 4. Oktober. (W. T. B.) In Hattem (Gelder- land) ist ein Todesfall an Cholera vorgekommen. Drei cholera- verdächtige Personen befinden sich in Beobachtung. Schlagende Wetter. New Jork , 4. Oktober. (B. H. ) In RoSttn im Staat« Washington sind infolge Explosion schlagender Wetter 6 Gnibcn« arbciter getötet und 3 schwer verletzt worden. Die Grube steht in Brand.______ Haul Singer Lc Co.. Berlin LÄk. Hierzu 3 Beiloge« u.Unterhaltunasbl, Berantw. Redakt.: Emil Nngcr, Grunewald . Inseratenteil verantw.:rb.Glockc. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanitalt
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten