Nr. 332. 26. Jahrgang. 1. KtilM i>tS JuriBärts" Kerlim KlllsdlÄ. Wedlag, 9. WM MS. Cudwig üueiiel und der weiße iiacbttopf. In seiner Erwiderung schwingt Ouesiel den weißen Nachttopf gegen mich; ein solcher sei vor 20 Jahren nicht um 25 Pf. zu haben gewesen, wie ältere Frauen sich genau erinnern. Auch Haarnadeln seien in erfreulichem Sinken begriffen. DaS bezeuge doch, daß die Jndustrieprodukte, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehen, «,i allgememen eine Verbilligung erfahren. Dieser Nachttopf ist zweifelsohne ein wuchtiges Argument, trotzdem finde ich es nicht für notwendig, mich in seine Tiefen zu versenken, und halte eine Statistik wie die amerikanische für beweiskräftiger. Oueffel gibt zu, daß er sie nie zu Gesicht bekommen hat, schöpft aber aus seinem Nachttopf die Courage, ohne weiteres ihre Richtig. leit anzuzweifeln. Um nuch etlvas Wiffenschaft dabei zu verzapfen, beruft er sich daneben noch auf Sombarts Buch über die Lage der Arbeiter in den Vereinigten Staaten . Das behandelt freilich nicht die Bewegung, sondern den Stand der Preise der Jndustrieprodukte, die von den Arbeitern konsumiert werden, aber es gibt diese Preise so niedrig an, daß es Ouessel ganz unwahrscheinlich erscheint, sie könnten ehedem viel niedriger gewesen sein. Fürwahr ein durchschlagender Grund, positive Behauptungen der Statistik für falsch zu erklären I Dabei hatte ich erklärt, daß die Preise von 1897 bis 1907 ge stiegen! seien, das Sombartsche Buch erschien aber 1906, seine Zahlen angaben datieren großenteils aus dem Jahre 1900, wo der rapide Aufstieg der Preise erst begann, oder sie tragen überhaupt kein Datum I Sombarts Angaben bezeugen also durchaus nicht, daß die Preise noch 1907 niedrig waren. Nach alledem brauche ich mich mit Ouessel wohl über die amerikanische Statistik nicht weiter zu unterhalten. Er hatte mir vorgeworfen, ich benutze sie zu. d r e i st e r Irreführung- der Genossen. Jetzt, wo er den Beweis für diese schwere Ehrenkränkung erbringen soll, weiß er keine andere positive Tatsache gegen die von ,nir aus der amtlichen Statistik geschöpften Zahlen vorzubringen als die Preisbewegung von weißen Nachttöpfen u. dergl. Sind das die einzigen Geschütze, die er gegen meine Position WS Feld zu führen weiß, dann darf ich wohl annehmen, daß er sie nur zu dem Zwecke benutzt, eine Nückzugskanonade aufzuführen. _ K. K a u t« k y. vom VlerKrieg. Aus Interessentenkreisen wird uns geschrieben: „Daß bei einem ernsten Bicrkrieg die Wirte und Händler am meisten Haare lassen müssen, ist leicht erklärlich; haben doch beide auf der einen Seite die Brauereien und auf der anderen die Kon« sumenten gegen sich. Nachdem nunmehr die Ringbrauercien die Bierpreise erhöht haben, geraten Wirte wie Händler in eine arge Klemme— namentlich diejenigen, welche bisher schon nicht mit Apothekerpreisen arbeiteten. Sie sind nicht imstande, die Mehrkosten zu tragen und die Konsumenten wollen ebenfalls nicht weniger für ihr Geld haben als bisher. Ich bin Inhaber einer Fabrikkantine. Als solcher bezog ich bis dato Flaschenbier von einer Ringbrauerei. Nachdem nun die Ring- brauereien die Preise erhöht hatten, stellte ich an die Konsumenten, also die Arbeiter der Fabrik die Anfrage, ob sie das bisherige Bier behalten wollten, in diesem Falle müßte ich einen Pfennig pro Flasche Aufschlag erheben, oder ob sie ringfreies Bier trinken würden. welches ich zu den alten Preisen abgeben könne. Ein großer Teil der Arbeiter war mit der Einführung von ringfreiem Bier ein- verstanden? mancher aber wollte weder von einer Bierpreiserhöhinig noch von der Einführung eines anderen Bieres ctwaS wissen. Wie also nun handeln, um eS allen recht zu macheu? Ich stehe auch auf dem Standpunkt, daß Konsumenten. Händler und Wirte in diesem Kampfe gegen das in den Brauereien angelegte Großkapital gemeinsam handeln müssen. Aber da sollten die Konsumenten auch soweit Entgegenkommen zeigen, wie eS die Verhältnisse erfordern. Daß es den Ringbrauereien darum zu tun ist, die Außenseiter kirre zu machen, ist des öfteren im„Vor- wärts" betont worden. Gelingt ihnen die«, dann kann die Schröpfung der Konsumenten um so besser betrieben werden. Die letzteren sollten somit im eigenen Interesse der Einführung von ringsreiem Bier nicht hinderlich sein.- Remscheid . In Remscheid wurde in einer von sozialdemokratischer Seite einberufenen Volksversammlung eine Resolution angenommen, in kleines Feuilleton. Der Weltpostverein. Am 4. Oktober fand in Bern als am Sitz des Weltpostvereins die Enthüllung des Denkmals für diese großartige Vereinigung statt. Delegierte aus aller Herren Länder waren dazu angemeldet? große Reden wurden gehalten? nachdrücklicher und deutlicher als diese sprechen aber für seine Größe die Zahlen. Mit Ausnahme einiger weniger Länder— darunter vor allem China mit seinem noch sehr unentwickelten Postwesen— umfaßt der Weltpostverein nahezu den ganzen Erdball. Bei seiner Grün- dung(1875) gehörten ihm an 37 Millionen Quadratkilometer mit 350 Millionen Einwohnern? heute umspannt er 113 Millionen Quadratkilometer mit einer Bevölkerung von 1150 Millionen. Der Beitritt der noch fehlenden Staaten ist übrigens bereits angemeldet und wird bald erfolgen. Dieser Größe angemessen sind die Ziffern des Jahresumsatzes. Im Gesamtverkchr wurden ausgetauscht: rund 18 Milliarden Briefe, fast 6 Milliarden Postkarten, 16 Milli- arden Drucksachen, Geschäftspapiere, Zeitungsnummern und Warenproben, 539 Millionen Pakete ohne Wert. 676 Millionen Postanweisungen(41 Milliarden Frank), über 700 Millionen Wert- briefe,-Pakete und-Kästchen(78 Milliarden Frank). Insgesamt rund 40 Milliarden Stück, also täglich über 109� Millionen Stück. Die Postanstalten der ganzen Erde haben sich auf 271 115 vermehrt (1889 waren es nur 35 443), deren Personal sich auf 1394 247 Köpfe beläuft, und der Betrag des auf den verschiedensten Sendungen deklarierten Wertes hat die Jahreshöhe von 125 Millionen Frank erreicht. Hinsichtlich der relativen Anzahl der Briefkasten stehen Deutschland und die Schweiz obenan. Das Postpersonal ist absolut am größten im Deutschen Reich: 314 251; es schließen sich zunächst an: die Vereinigten Staaten mit 251458, Großbritannien und Irland mit 203 597, Frankreich mit 100 449, Britisch-Jndien mit 83 873, Rußland mit 78 489, Japan mit 75 821 Köpfen. Was die Dichtigkeit des Postnetzes betrifft, so nimmt gegenwärtig die bri- tische Kolonie Bermudas die erste Stelle ein, wo bereits auf je 2,6 Quadratkilometer ein Postaint kommt. Unter den übrigen Ländern steht schon längst die Schweiz mit einer Postanstalt auf je 10,7 Quadratkilometer an der Spitze. Es folgen England und Teutschland mit 13,3 bezw. 13,5 Quadratkilometer; ferner Belgien (21,1), Holland (23), Italien (30,3), Oesterreich(34), Dänemark (39), Rumänien (40,3), Frankreich (43,8). Die nordamerikanische Union, welche absolut mehr Postämter besitzt als das Deutsche Reich und Großbritannien zusammen, bleibt an relativer Dichtigkeit weit hinter diesen Staaten zurück, denn sie hat erst auf je 153,1 Quadrat- kilometer eine Postanstalt. Sehr zurück sind ferner Rußland (1660,9) und die Türkei (2276,8); an letzter Stelle finden wir den Kongostaat, wo jedes Postamt ein Gebiet von 94 000 Quadratkilo- Meter zu bedienen hat, das fast so groß ist wie Holland , Belgien und die Schweiz zusammengerechnet. Die Zahl der„Briefpost"- Sendungen im inneren Berkehr betrug in den Vereinigten Staaten der die Arbeiterschaft ersucht wird, den Biergenuß möglich st einzuschränken oder ganz darauf zu verzichten. Aus den Vorstandsmitgliedern des sozialdemokratischen Volksvereins und des Gewerkschaftsausschusses wurde ein Boykottausschuß ge- bildet, der sämtliche Wirte feststellen soll, die erhöhte Bierpreise oder kleinere Gläser eingeführt haben. Die Namen dieser Wirte sollen veröffentlicht und ihre Lokale boykottiert werden; dasselbe trifft auch auf die Flaschenbierhändler zu. In der Resolution wurde weiter zum Ausdruck gebracht, daß die Versammlung den Beschluß des sozialdemokratischen Parteitages betr. den Schnapsbohkott lebhaft begrüßt und für die strengste Durchführung desselben zu wirken verspricht.— Die„Bergische Stahlindustrie" in Remscheid hat die Mil ch v e rteu e ru n g(siehe „Vorwärts" Nr. 219) wieder rückgängig gemacht. Durch Anschlag wurde den Arbeitern mitgeteilt, daß die Leitung sich ver- anlaßt sieht, die Milch wieder zum alten Preise abzugeben? sie wird also wieder zum Preise von 20 Pf. pro Liter(anstatt 25 Pf.) an die Arbeiter verabfolgt. Dagegen sah sich die Firma infolge zu geringen Absatzes gezwungen, die Bierkantinen zu schließen. Em der parte!» Der Geschäftsbericht des Agitationskomitees für den Niederrhein für die Zeit vom 1. Juli 1908 bis 30. Juni 1909 ist erschienen. Wir entnehmen ihm: Das Berichtsjahr stand unter dem Zeichen des Kampfes gegen den Steuerraubzug. Viele starkbesuchte Protestversammlungen fanden statt, denen sich eine stattliche Anzahl ebenso stark besuchter gegen das persönliche Regiment anschloß. Die Zahl der anderen öffentlichen und Bereinsbersammlungen war groß. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Aufklärung der Frauen gewidmet. Die Genossinnen Wackwitz, Zietz, Kühler, Gewehr hielten zusammen 80 Versammlungen mit gutem Erfolge ab. Flugblätter wurden im Berichtsjahre 1 527 300, davon 297 800 zu Wahlzwecken, meist für Gemeindewahlen, verbreitet. Flugschriften kamen 381 040 zur Verteilung. Der Agitations- kalender„Rheinischer Volksfreund" wrirde in 205 000 Exemplaren verbreitet und die Agitationsschrift„Morgenrot kam im monatlichen Durchschnitt von 22 000 unter die Arbeiter. Die Organisation in Zentral-Wahlkreisvereinen ist nun« mehr, da im letzten Jahre auch MörS-ReeS und Cleve- Geldern Kreisvereine gebildet haben, in allen Wahlkreisen durch- geführt. Doch bestehen in Lennep -Remscheid , Duisburg- Mülheim und Altena -Jserlohn noch Ortsvereine bezw. Filialen, die sich unter dem Kreisvorstande oder 5kreiSkomitee zusammenschließen. In allen übrigen Kreisen ist die Organi sation streng zentralistisch. Infolge der furchtbaren Wirkungen der Krise ist es trotz eifriger Arbeit in den Organisationen nicht ge lungen, den Mitgliederbestand wesentlich zu heben. In acht Kreisen war eine Zunahnie von zusammen 1160 männlichen Mit- gliedern zu verzeichnen. Diesen stehen jedoch sechs Kreise gegenüber, die zusammen 597 männliche Mitglieder verloren haben. Die Ge- samtzahl der organisierten Parteimitglieder(inkl. weiblicher) im Agitationsbezirk ist von 23 708 am 1. Juli 1903 auf 28 863 am 1. Juli 1909 gestiegen. Die Parteipresse hatte auch unter der Ungunst der Wirt- schaftlichcn Verhältnisse zu leiden. Die Genossen in Altena - Iserlohn und Duisburg- Mülheim- Oberhausen beabsichtigen, eigene Druckereien zu gründen. Die Zahl der sozialdemokratischen Gemeinde- Vertreter im Agitationsbezirk ist auf 129 gestiegen. Die K a s s e n v e r h ä l t n i s s e sind sehr befriedigende. Die GesaniteinnahmeN sind gestiegen von 143 568,36 M. auf 148 571,71 M.; die Mitgliederbeiträge von 77 760,93 M. auf 96 337,52 M.? die Beiträge an das Agitationskomitee von 9634,97 M. auf 13 623,03 M.; die Beiträge an den Parteivorstand von 13 913,76 M. auf 17 366,13 M.; die Kassenbestände endlich von 14 443.19 M. auf 17 473,10 M. Bon der Bildungsarbeit. Zu einem unentbehrlichen Ratgeber und Führer für alle Ver- Walter von Arbeiterbibliotheken entwickelt sich immer mehr die Zeit- schrift„Der Bibliothekar", die im Verlage der Leipziger Buchdruckerei- Aktiengesellschaft erscheinende, vom Bibliothekar Genossen G. Hennig redigierte Monatsschrift für Arbeiterbibliotheken. Die soeben erschienene 12 Seiten starke Nr. 7 hat den folgenden Inhalt: im Jahre 1903 rund 13 Milliarden Stück. Diese Zahl wird vom Deutschen Reich, wo etwa 5l4, und von Großbritannien nebst Irland , wo 5 Milliarden Sendungen durch dis Briefpost befördert wurden, bei weitem nicht erreicht. Der interne Paketverkehr be- trug in Deutschland über 225 Millionen Stück; es folgen England mit 107; Frankreich mit 55, Oesterreich mit 40 und die kleine Schweiz mit 25 Millionen Paketen. Besonders auffallend ist das Ucbergewicht des Deutschen Reiches beim Postanweisungsverkehr, dessen Gesamtbetrag 16 Milliarden Frank erreicht und somit ebenso groß ist wie der Postanweisungsverkehr Rußlands , Frankreichs , Italiens , Großbritanniens , Irlands und der Vereinigten Staaten zusammengenommen. Die höchsten Posteinnahmen und-Ausgaben weisen jetzt die Vereinigten Staaten auf mit 950 Millionen Frank Einnahmen, 930 Millionen Frank Ausgaben. Zunächst folgt Deutschland mit rund 850 bezw. 870 Millionen Frank. Man könnte noch viele interessante und imponierende Ziffern anführen, aber die mitgeteilten genügen, um zu beweisen, welch ungeheures Stück Kulturarbeit die Weltpost leistet. Der Zar löscht die Revolution aus der Geschichte. Der„Franks. Ztg.- wird aus Rußland geschrieben: Als der Zar Sewastopol be- luchte, wurde ihm unter vielen anderen auch ein für den Posten eines Vizegouverneurs ausersehener Beamter vorgestellt, der während der RevolutionS leicht verwundet worden war und jetzt diesen Um- stand zu feinen Gunsten auszunutzen beabsichtigte. Er hatte eine wohlgefügte Rede ausgearbeitet, die seine heldenmütige Bereitschaft. für den Zaren und Gouverneur in oxs schwungvoll seine Rede: „Während der fürchterlichen Revolution, die..." Hier unterbrach ihn jedoch der Zar mit der kühlen Bemerkung:„Es hat in Rußland keine Revolution, sondern nur Unruhen gegeben,- und ließ den nicht gerade geistreich aussehenden künftigen Vizegouverneur stehen, um sich dem folgenden Beamten zuzuwenden. Die in Aussicht ge- nommene Ernennung des„OpferS der Revolution" zum Vize- gouvcrneur soll vorläufig aufgeschoben worden sein. Diese Geschichte erinnert an den braven sächsischen König, der die Meldung vom Ausbruch der Revolution mit der Frage beantwortete: Darf man denn das!" Musik. „Die geschiedene Frau", Operette in drei Akten von Victor Leon , Musik von Leo Fall . Der Komponist, den wir bereits als Vcrtonungskünstler von Operettenprinzessinnen kennen, beteiligt sich hier ebenfalls an dem Marsch nach irgendeinem fernen Ziele der Operettenkunst. Sein Anteil an dem erhofften Fort- schritt besteht in einer Mischung von viel Sprechdialog, ein wenig Melodram und einigem Gesang. Anfang und Ende bieten nicht den üblichen Chor, sondern ein Gespräch. Dadurch wird mindestens die musikalische Leistung mannigfaltig und beweglich; und im Anfange nimmt sie auch so weit höhere Anläufe, daß man über die Fortsetzung milder denken kann. Zwei Tanzduette mit drei- und viermaliger Wiederholung sowie ein Tanzquintett sichern einen„Schlager der Sgison". Er gehört dem Theater des lieber Archivwesen, von Ingenieur R. Woldt.— Zur Be- kämpfting der Schundliteratur, von W. Scharrelmann.— Die Naturkunde in den Volksbibliotheken, von Dr.-d-,— Eine Versammlung der Bibliothekare.— Bücherbesprechungen.— Zusammen« stellung der Bücherbesprechungen.— Werbeflugblätter für Biblio- theken, von G. Hennig.— Verbringen der Bücher in die Wohnungen der Leser, von Jhl,— Bibliothekberichte: Elberfeld - Barmen.— Der international? Kongreß der Bibliothekare, von Jhl.— Notizen und Sprechsaal. ES ist zu wünschen, daß alle Arbeiterbibliotheken das äußerst anregende Fachblatt abonnieren. Bilduugsbestrebungcn in der Schweiz .' Der fast völlige Mangel an theoretischer Vertiefung der organisierten Arbeiter in der Schweiz veranlaßt immer mehr Organisationen, sich Planmäßig mit der Bildungsfrage zu beschäftigen. Es ist in der Schweizer Parteipresse auch bereits ein Appell an die Gesamtpartei gerichtet worden, dieser Frage die weiteste Auf« merksamkeit zu widmen. Ein sehr beachtenswertes Bildungs« Programm für das Winterhalbjahr 1909/10 hat der Sozial- demokratiche Verein„Eintracht" in Zürich mit folgenden Kursen aufgestellt: Die Gewerkschaftsbewegung in Theorie und Praxis(3 Vorttäge vom Genossen Dr. Bolgar), der historische Materialismus als Weltanschauung(5 Vorträge vom Genossen Dr. Fritz Adler), der Sozialismus in seiner geschichtlichen EntWickelung(4 Vorträge vom Genossen Dr. Fritz Adler), Moderne Klassenkämpfe und der Sozialismus in der Schweiz (5 Vorträge vom Genossen Greulich), Referentenkurs mit 20 Vorträgen, über verschiedene Themata, und außerdem weitere elf Einzelvorträge von verschiedenen Genossen. Die Veranstaltungen gelten nicht nur für die Mitglieder des genannten Vereins, sondern für die gesamte organisierte Arbeiterschaft der Stadt Zürich.— In anderen Schweizerstädten werden ebenfalls. Wenn auch in bescheidenem Maße, ähnliche Ver- anstaltungen für die theoretisch-sozialistische Schulung der Arbeiterschaft getroffen. Em Industrie und Kandel . Kapitalserhöhmig der Deutsch -Lnxeminrgischen BergwcrkSgcsellschaft. Wie offiziell mitgeteilt wird, beschloß der Anffichtsrat der Gesellschaft, die Erhöhung des Aktienkapitals um 8 000 000 Mark, von 42 000 000 M. auf 50000 000 M. durch Ausgabe von 8000 neuen, vom 1. Juli 1909 ab dividendenberechtigte Aktien vor- zuschlagen. Die Kapitalerhöhung soll vorzugsweise erfolgen zum Zwecke der Einlösung der fünfprozentigen Anleihe der Gesellschaft und zur Bereitstellung größerer flüssiger Mittel. Die neuen Aktien, für welche das Bezugsrecht der bisherigen Aktionäre ausgeschlossen wird, werden von einem Konsortium unter der Führung der Bank für Handel und Industrie übernommen. Die neuen Aktien wurden von dem Konsortium zum Kurse von 200 Proz. übernommen, so daß 3 Millionen Mark in den Reserve- fonds der Gesellschaft fließen. Der Börsenkurs bewegt sich um zirka 217 Proz. Das Aktienkapital der Deutsch -Luxemburgischen Gesell- schaft stellte sich bis zu Beginn des Jahres auf 24 Millionen Mark, von da ab wurden weitere 18 Millionen Mark neuer Aktien dividendenberechtigt, die zur Durchführung der Fusion mit dem Dortmunder Steinkohlenbergwerk Louise Tiefbau dienten sowie zur Abstoßung der Bankschulden der Deutsch -Luxemburgischen Bergwerks- gesellschaft und der Louise Tiefbau. lieber die wirtschaftlichen Verhältnisse deS abgelaufenen Jahres fährt der soeben erschienene Jahresbericht der Handelskammer Stutt- gart Klage. Wir entnehnien demselben— mit unwesentlichen Kürzungen— die folgenden Angaben: Im Getreidehandel wurde daS Geschäft nachteilig beeinflußt. Auch in der Müllerei war das geschäftliche Ergebnis wenig befriedigend. Der Hochstand der Schweinefleischpreise ge- staltete den Geschäftsgang in der Wurstfabrikation weniger befriedigend. Die Lage der Bierbrauerei hatte eine weitere Ver- schlechterung erfahren. Im Kolonialwarenhandel machte sich eine merkliche Abflauung fühlbar. Die Geschäftslage in der Schokoladen- und Bonbonfabrikation hatte sich im Berichtsjahr weiter verschärft. Im Tabakanbau ist ein Rück- gang zu verzeichnen. Der Geschäftsgang in der chemischen Großindustrie war zum überwiegenden Teile äußerst still. Besonders ungünstig gestaltete sich hier unter der Wirkung Westens, das am Sonnabend die neue Operette unter persön- licher Leitung des Komponisten zum ersten Male borgeführt hat. Am erfreulichsten war wieder das Spiel der Beteiligten, und großenteils war es auch der Gesang. Nennen wir keinen Namen, so wird man uns dies ebenso wenig verargen, wie daß wir nicht die Firma verzeichnen, von der Frau soundso diesmal im Gegen. satze zu früheren Malen ihre Toiletten bezogen hat. und daß wir nur noch die auf Braun und Grün gestimmte Szenerie des Schlusses erwähnen.| Vor einer Wiedergabe des sogenannten Inhaltes mögen uns alle guten Geister bewahren. Daß sie geschieden sein will, weil ihr Mann unschuldigerweise mit einer anderen ein Schlafkupee geteilt hat, und daß die richtigen Paare sich schließlich richtig finden, mit diesem Motive wird fortwährend an der Grenze des Unschönen hantiert; und wer moralisieren will, kann sich daran freuen, daß eigentlich doch die Harmlosigkeit der Frivolität ein Schnippchen schlägt. Aber wenn wir uns den Fall denken, daß ein künftiger Geschichtsschreiber unserer Kultur uns fragt:„Also daswarenEura Interessen?"— ich glgybe, wir müßten uns doch in die Erde hinein schämen. �>_..--' gj. Die auf kann im Notizen. « Eine Premiere mit Hindernissen. Dienstag angesetzte Premiere„Ein königlicher Spaß- Neuen Theater infolge einer einstweiligen Verfügung nicht das Licht der Rampen erblicken. Zwei deutsch schreibende Autoren haben denselben Stoff einem englischen Schriftsteller entlehnt, einer mit Genehmigung, der andere ohne. Jetzt soll der Kadi entscheiden, wer das größere Recht hat, mit den fremden Federn Geschäfte zu machen. — Das neueste Orchesterinstrument. Vor kurzem wurde bekannt, daß Gustav Mahler in seiner neuesten Sinfonie den vielgestaltigen Orchesterkörper um ein neues Klangmittel bereichert hat: um die Automobilhupe. Weitaus komplizierter ist das neueste Orchesterinstrument, das jetzt PaderewSki erfunden hat und bei seiner Sinfonie verwendet, die demnächst in London zum erstenmal zu Gehör gebracht wird. Das neue Instrument führt den Namen„Temtnon" und dient dazu, das brausende Rollen des Donners zu ver» körpern, das bisher gewöhnlich mit Hilfe der großen Pauke gegeben wurde. — Zlvei Denkmäler und keins. Herr Cantpe will bekanntlich das von den Hohenzollern erstandene Heine-Denkmal in Hamburg in einem Hofe, wo es keiner obrigkeitlichen Erlaubnis bedarf, unterbringen. Trotz dem für einen hohen Senat und ein verehrliches Bürgertum blamablen Ausgang dieser Affäre hoffen die Hamburger und Berliner Ausschüsse für ein Heine-Denknial immer noch, ein„würdiges" Heine-Denkmal in der berühmten Seestadt ausstellen zu können— und sammeln ruhig weiter. Da diese Sammlungen offenbar zu keinem hinreichenden Resultat geführt haben, bleibt der Hamburger Senat leider vor einer zweiten Blamage verschont.
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