gekommen, den Berliner Stadtberordneten. der im boriqen �ahre bei der Landtagswahl in Berlin V als Freisinns- kandldat so glänzend durchrasselte. Jetzt soll er. so wird ge- hostt, für Berlin VH der Ersehnte sein, der allen Ansprüchen genügen werde. Allen!? DieBeamtenundLehrer haben in einer ihrer Ver,ammlungen erklärt, den Wählern des Landtaaswahl- kreises Berlin VII dürfe k e i n M a n n d e s K o m m u n a l- lr b e r a I i s m us zugemutetwerdcn. Werden siemeinen, daß der Stadtverordnete Goldschmidt kein„Mann des Kommunal- libcralismus" sei? Dann kennen sie Herrn Goldschmidt schlecht l Sollte aber auch e r ihnen nicht behagen, so werden die Führenden des Freisinns sich damit zu trösten wissen, daß dieser Auserlesene den Beifall einer anderen Wählergruppe hat. die zwar an Zahl recht klein. aber dank dem Drei- klassensystem des Landtagswahlrechts desto einflußreicher ist. Herr Goldschmidt erfreut sich des Vertrauens der Hausagrarier, und zweifellos ist es in erster Linie diesem Umstand zuzuschreiben, daß man just ihn jetzt zuni Freisinnskandidaten gemacht hat. Freisinn und Hausagrariertum sind in Berlin so eng miteinander verschwägert und verschwistert. daß ohne die stillschweigende oder offenkundige Zustimmung der Grundbesitzervereine hier kein Mensch es bis zum Freisinnskandidaten bringen kann. Das gilt für die Stadtverordnetenwahlen, bei denen die Hausagrarier dem Kommunalliberaltsmus die Herrschast in der Gemeindeverwaltung sichern, und das gilt auch für die Landtagswahlen. Der Stadtverordnete Goldschmidt, der im Berliner Stadtparlament früher mal einen Wahlbezirk dritter Klasse hatte vertreten dürfen, rettete klug sich in einen Wahlbezirk zweiter Klasse hinein, als er sah, daß bei der Wählerschaft dritter Klasse, der werk- tätigen Bevölkerung, nicht länger mehr für ihn was zu holen war. In der zweiten Klasse entscheiden die Haus- b e s i tz e r, und ihren Beifall hat sich denn auch der Stadt- verordnete Goldschmidt bald in dem Maße erworben. daß sie ihn anstandslos aufs neue als ihren Vertreter in das Rathaus entsandten. Aber auch als Landtagsabgeordneter hat Herr Goldschmidt— er durfte im Landtag sitzen bis zu dem Zeitpunkt, wo die skandalös ungerechte, den Freisinn begünstigende Wahlkreiseinteilung für Berlin beseitigt wurde, den Einfluß der Hausagrarter kennen gelernt. Im Jahre 1903 waren sie es, die ihm noch einmal ein Land- tagsmandat zuschanzten. Warum sie ihm diesen Liebesdienst erlviesen, das erfuhr man erst ein Jahr später. Das Preßorgan des„Bundes der Berliner Grundbesitzervereine" plauderte aus. daß vor den Wahlen die Berliner Freisinnskandidaten Goldschmidt. Kopsch, Rosenow und Zwick hatten versprechen müssen, im Landtag der Grundbesitzerinteressen ein- gedenk zu sein. Als das im„Vorwärts" festgenagelt wurde, tat die„Freisinnige Zeitung", was sie in solcher Lage immer tut: sie stritt ab. Dabei berief sie sich auf das Zeugnis eines der Grundbesihervereine, die für den damaligen Wahlkreis Rosenows und Zwicks in Betracht kamen, und im Anschluß daran behauptete sie, daß keiner der Berliner Abgeordneten eine bindende Verpflichtung übernommen habe. So dumm, wie damals die „Freisinnige Zeitung" sich stellte, sind natürlich weder die Grundbesitzervereine noch die Freisinnskandidaten. Haus- agrarter und Freisinn verstehen einander bei solchen Abmachungen auf gegenseitige Unter st ützung, und auch ohne„etwas Schriftliches" dürfen sie sich auf einander verlassen. Im Vollgefühl dieser Treubundpflicht ging kurz nach jener LandtagSwahl ein so- zusagen hervorragender Führer des Freisinns, der Abgeordnete Rektor Kopsch, in einen der schlimmsten Grundbesitzervereine Berlins und legte dort freudig das Bekenntnis ab, daß d i e Grundbesitzer die Avantgarde des Libera- ltSmus seien. Von dieser„Avantgarde des Liberalismus" ist jetzt auch Herr G o l d s ch m i d t neu auf den Schild erhoben worden. Ihr ist er der„richtige" Kandidat, ihren Ansprüchen genügt er, mithin hat er auch der freisinnigen Wählerschaft als der„richtige" zu genügen. Getragen von dem Vertrauen der Hausagrarier, die sich in ihm einen hilf- reichen Schützer und Förderer ihrer Interessen sichern wollen, wirbt Herr Goldschmidt um die Stimmen auch der minder- bemittelten Wähler, der Beamten und Lehrer, der kleinen Gewerbe- und Handeltreibenden, der Arbeiter sogar. Was werden sie dem Vertrauensmann der HauL» agrarter antworten?_ €)d Anschlag der Berliner Polizei auf die Jugendorganisation. _ Die Berliner Freie Jugendorganisation hatte zu Sonntag, wie alljährlich, aus Anlaß der Schulentlassung zwei öffentliche Jugendversammlungen mit dem Thema: «Für Jugendschutz und Jugendaufklärung" einberufen. Schon vor Beginn der Versammlungen war zu merken, daß etwas Besonderes vorgehen soll. Vor den Ver- sammlungslokalen(Arminhallen, Kammandantenstraße, und Bockbrauerei, Chausseestraße) wimmelte es von Schutzleuten. Fliegende Wachen waren eingerichtet und die bekannten »,Greifer"gestalten lungerten herum. Die Versammlungen der Jugendorganisation werden der Polizei nicht angemeldet, da sie unpolitisch sind, wie ja überhaupt die Jugendorganisation u n p o l i» tischen Charakters ist. Die Behörde hat auch, trotz eifriger Schnüffelei und Bespitzelung in den fünf Jahren der Tätigkeit — die Organisation hatte gerade am 10. Ok- tober ihren fünften Jahrestag nichts entdecken können, was Anlaß zum Einschreiten gegeben hätte. Trotzdem er- schienen in den Versammlungen am Sonntag Polizeioffiziere, die erklärten, die Versammlungen im Auftrage des Polizeipräsidenten (?) überwachen und Jugendliche unter 18 Jahren, die an der Ver- sammlnng teilnehmen würden, f e st st e l l e n zu müssen. Die Leiter der Versammlungen wiesen darauf hin, daß das Vorgehen ungesetzlich sei, und der Vorsitzende der Ver- sammlung in den Arminhallen. Genosse Maschke, erklärte, daß er gegen den Polizeipräsidenten den Vorwurf einer ungesetzlichen Handlungsweise mit der Ab- ficht der Beleidigung erhebe, da es auf dem Beschwerdewege schwer möglich sei, die Polizeiwillkür fest- zustellen.> 1 Die öffentliche Versammlung in der Bockbrauerei wurde unter diesen Umständen, und um nicht unbeteiligte Jugend- i liche, die nicht Mitglieder der Organisation waren, mit dem , Strafrichter in Verbindung zu bringen, geschlossen und eine ! Mitgliederversammlung anberaumt. Diejenigen Jugend- lichen, die Noch Nicht Mitglieder der Organisation waren, traten ihr nun bei, um an der Mitgliederversammlung teil- nehmen zu können. Die überwachenden Beamten verließen den Saal und der Vortrag über„Jugendschutz und Jugend- aufklärung" wurde gehalten. Anders verlief die Versammlung in den Arminhallen. Die Tagesordnung wurde dahin abgeändert, daß ein Vortrag über:„Fünf Jahre Jugendorganisation" ge- halten werden sollte. Der überwachende Polizeioffizier äußerte daraufhin, daß er unter allen Umständen bei stattfindender Versammlung die Feststellung Jugendlicher auftragsgemäß ausführen werde. Auch hier wurde nun die öffentliche Ver- sammlung geschlossen und eine Mitgliederversammlung an- beraumt. Die Jugendlichen waren der Aufforderung, der Organisation beizutreten, auch hier fast ohne Ausnahme ge- folgt, um der Mitgliederversammlung beiwohnen zu können, die folgenden Verlauf nahm: Vorsitzender: Die Mitgliederversammlung ist hiermit eröffnet. Die Revisoren haben die Legitimation geprüft. Wir haben nicht nötig, ebensowenig wie unsere öffentlichen Versamm- lungen, unsere Mitgliederversammlungen überwachen zu lasten. Ich fordere daher die überwachenden Beamten auf. den Saal zu verlassen. Sollten sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, werde ich gegen sie Anzeige wegen Hausfriedens- bruch erstatten.(Die Beamten rühren sich nicht.) A l s 1. Punkt steht auf der Tagesordnung: Verschiedenes. Kollegen und Kolleginnen besucht recht zahlreich die Versamm- lungen der Organisation. Benutzt die Bibliothek! Agitiert kräftig für die Jugendbewegung und laßt Euch durch nichts ab- halten. Ich ersuche Euch, die Billetts vom Stiftungsfest recht bald abzurechnen.(Heiterkeit.) Ein Redner: Ich ersuche die Kollegen der Gruppe Südosten, die Teilnichmerkarten zur Kartoffel- und Heringspartie bald zu bezahlen; wir müssen dem Wirt bis morgen abend die bestellten Portionen bezahlen.(Allgemeine Heiterkeit.) Ein anderer Redner: Ich frage an, wann das neue Lesezimmer eröffnet wird.(Heiterkeit.) Der Vorsitzende: Das Lesezimmer wird in den nächsten Tagen eröffnet. Die Einrichtung ist nur noch nicht komplett.(Heiterkeit.) Ein anderer Redner: Ich möchte die Kollegen er- suchen, heute abend das Lesezimmer noch nicht zu besuchen, die Bänke sind noch nicht trocken.(Allgemeine Heiterkeit.) Ein anderer Redner: Heut« abend findet eine Jugendfeier statt. Ich ersuche Euch, recht zahlreich zu erscheinen. (Allgemeine Heiterkeit.) Ein anderer Redner: Die Arbeiterbildungsschule hat ein neues Programm herausgegeben; ich empfehle es den Kollegen zur Beachtung.(Heiterkeit.) Ein anderer Redner: Kollegen, ich will Euch einen kleinen Bericht vom Stiftungsfest geben-- Der überwachende Polizeioffizier ersucht den Vorsitzenden, die Jugendlichen unter 18 Jahren aufzufordern, den Saal zu verlassen. Der Vorsitzende:„Kollegen und Kolleginnen! Der überwachende Beamte hält unsere Mitgliederversammlung für eine politische Versammlung; er verlangt, daß die Jugendlichen unter 18 Jahren'den Saal verlassen sollen.(Stürmisches Ge- lächter.) Diese Feststellung ist für uns ein wertvolles Zeugnis der Polizeiwillkür, die gegen die Jugendbewegung herrscht. Nach diesem Vorgang schließe ich die Versammlung, denn jedes weitere Wort würde die Wirkung der Polizeimatznahmen nur ab- schwächen."— Die Versammlung sang darauf ein Arbeiterlied und ging ruhig auseinander. Auf den Straßen war es lebendig; mit den Fäusten trieben die Schutzleute die Jugendlichen auseinander, die nach ihrer Ansicht wicht schnell genug weitergingen. Selbst so- genannte bessere Bürger waren über das rücksichtslose Vor- gehen der Polizei empört.— Am Alexanderplatz scheint noch vor dem Einzug des neuen Polizeipräsidenten ein neuer Geist, ein schneidiger Landratsgeist eingezogen zu sein. Aber diese Politik, die wir mit dem Gesetz nicht vereinbar halten, muß der Lächerlichkeit verfallen, da sie das Gegenteil von dem erreichen wird, was sie bezweckt. Schon die Versamm- lungen am Sonntag haben der Organisation zirka 120 neue Mitglieder gebracht und die Polizei kann sich rühmen, durch ihre Maßnahmen die Jugendlichen der Organisation zugeführt zu haben. Die proletarische Jugendbewegung läßt sich durch Polizeischikane ebensowenig aufhalten, wie die Arbeiter- bewegung durch Ausnahmegesetze. Diese Erkenntnis sollte allmählich auch der Polizei möglich sein. Es ist selbstver- ständlich, daß gegen das Vorgehen der Polizei Beschwerde erhobea und Anzeige erstattet wird. I Um Ferrers Kopf. Blutdurst umnebelt das Hirn der spanischen Pfaffen, der sponi- schen Regierung, des spanischen Königs. Denn unerklärlich wäre sonst die Frechheit, mit der sie der ganzen öffentlichen Meinung Europas Trotz zu bieten wagen. Sie haben sich nicht nur unter- fangen, Francesco Ferrer vor das Kriegsgericht Barcelonas zu stellen, weil sie wußten, daß der Schuldlose von jedem ordentlichen Gericht freigesprochen werden mußte. Sie haben schlimmeres verübt und den Mann, dem nichts zur Last fällt, als daß er in dem Lande der Analphabeten und der Mönche für eine moderne, religionslose Schule gekämpft hat, den Pfaffen als Schlachtopfer preisgegeben. Die Ehrlosen, die in Barcelona die Militärjustiz ausüben, haben ohne Beweise, aber auf Wunsch der Frommen Ferrer zum Tode verurteilt. Freilich, eins haben die spanischen Henler nicht gewagt. Als feige Verbrecher halten sie das Urteil geheim und als vor- sichtige Verbrecher wollen sie sich erst der Mitschuld der höheren Instanzen versichern. DaS Urteil soll noch von dem obersten Kriegs- gericht in Madrid bestätigt werden und die letzte Entscheidung steht dem König Alfons zu. Dieser vor allem ist der Haupt- schuldige, wenn das geplante Verbrechen der Pfaffen zur Ausführung gelangt. Infam wie diese Verurteilung eines Unschuldigen ist, dem nichts zur Last gelegt werden kann, als ein Feind der Vcrdunimung seines Volkes und der AuSraubung feines Landes durch die verkuchte Pfaffenherrschaft zu sein, wird diese Infamie doch noch gesteigert durch die freche Komödie, die man mit der Veranstaltung dieser„Gerichts"- sitzung und der Fälschung der Berichterstattung der öffentlichen Meinung ganz Europas geboten hat. Wie die siegreichen Pfaffen nach der Niederschlachtung unzähliger Opfer, die Getöteten nach echter Pfaffenmanier mit ihren erlogenen Verleumdungen noch über das Grab hinaus verfolgt haben, so bedienen sie sich auch jetzt der Fälschung und der Lüge, um ihrem Todesopfer die Sympathien aller Gesitteten zu stehlen. Die Anklageschrift bediente sich ge- fälschter Dokumente, um die Schuld FerrerS zu beweisen. Diese Fälschungen waren der einzige Beweis, denn alle EntlastnngS- zeugen wurden ja von den vorsichtigen Richtern abgelehnt. Aber der amtliche Bericht, der immer noch eine Gerichts- Verhandlung vortäuschte, ist gleichSfallS erlogen I Der„Times"» Korrespondent protestiert bereits gegen die steche Täuschung und erklärt, per Angeklagte sei vom Richter nicht vernommen worden. Man habe sich damit begnügt, die Einzelheiten seiner Verhaftung zv verlesen, ebenso wie die gegen ihn erhobenen Anklagen. Tatsächlicki sei kein Zeuge vernommen worden. Man habe einfach im Protokoll erklärt, daß 15 Zeugen gegen Ferrer ausgesagt hätten und daß diese Aussagen verlesen worden seien. Und der„Matin" ist in der Lage, diese unglaublichen Vorgänge zu bestätigen. Die spanische Regierung und der junge König, der schon so diele Todesurteile auf dem Gewissen hat, die nichts waren, als Morde der Machthaber, müssen verhindert werden, die Gesetze der Mensch- lichkeit auf Geheiß der frommen Priester mit Füßen zu treten. Der Protest gegen dieses Schandregiment muß so laut und deutlich werden, daß die spanischen Machthaber merken, daß es auch für die Unmenschlichkeit und Tücke Grenzen gibt. Schon haben in London , Paris und Brüssel eindruckS- volle Kundgebungen stattgefunden; in Amsterdam fand bor der spanischen Botschaft eine Straßendemonstration statt, in der die Entrüstung des Volkes zum Ausdruck kam. Die spanische Rc- gierung würde gut tun, mit ihren stechen Herausforderungen endlich aufzuhören. Aber die spanische Regierung und ihr König stehen ja unter der Kontrolle Roms. Wie stellt sich denn der Vatikan , dessen Lobredner stets die moralische Macht des Papstes so hoch preisen, zu den schauderhaften Verbrechen jener Regierung, die nichts zu tun wagt gegen den Willen des päpstlichen Legaten? Hier wäre für den Papst Gelegenheit, moralischen Einfluß zn üben. Unterläßt der Papst, was seine Pflicht wäre, so fällt ein Teil der Verantwortung auch auf ihn; man müßte ihn ansehen als einen Helfer und Mitschuldigen jener Mönche, deren Rachedurst FerrerS Kopf fordert. ver Kampf in Schweden . Unverändert ist im wesentlichen die Situation auch heute, nach neunwöchentlicher Dauer des erbitterten Ringens zwischen Unternehmertum und Arbeiterschaft: Aussicht auf Verständigung ist ebensowenig vorhanden wie am ersten Tage. Alle Brücken sind abgebrochen, und nichts deutet darauf hin, daß es in absehbarer Zeit zum Friedensschluß kommen könnte. Die Haltung der Arbeiter ist fortdauernd musterhaft. Sie haben die neue Taktik ihrer verantwortlichen Funktionäre vollauf begriffen, obgleich darüber in der Presse keine Zeile geschrieben wurde. Der Ton der Unternehmerorgane ist immer noch sehr ge- reizt ein Zeichen dafür, daß sie mit der Situation wenig zu- frieden sind. Die Aussperrung erfaßte insgesamt etwas über 80 000 Arbeiter. Nach dem Ergebnis der offiziellen Zählungen der vorigen Woche waren noch 03 000 Arbeiter am Kampfe beteiligt. Dem- nach ist es der Arbeiterschaft mit ihrer neuen Taktik gelungen, die Aussperrung zu durchbrechen. Dadurch wird die Möglichkeit ge- schaffen, die Ausgesperrten und die Streikenden so zu unterstützen, daß sie sich über Wasser halten können. Die Unternchmerorganisation hat nun an die Wiederaufnahme der Arbeit die Bedingung geknüpft, daß die betreffenden Arbeiter ihren Austritt aus der Landesorganisation der Gewerkschaften erklären müssen! Diese Formalität stößt nicht groß auf Schwierigkeiten. Haben doch auch in Deutschland die Arbeiterorganisationen bei ähnlichen unverschämten Forderungen des Unternehmertums schon die Mitgliedsbücher abliesern lassen! Charakteristisch für die Verlogenheit der schwedischen Unternehmerführer und ihrer Pretzerzeugnisse ist der Versuch, das Ausland über den Grund des Scheiterns der Verhandlungen zu beschwindeln. So hat der schwedische Arbeitgeberverein zum Bei- spiel an die deutschen und österreichischen Unternehmerzentralen telegraphiert, die Verhandlungen seien gescheitert, weil die Ar- beiter sich weigerten, das Recht der Unternehmer„bezüglich der Anstellung Nichtorganisierter Arbeiter und der Verteilung der Ar- beit in den Betrieben" anzuerkennen! Das ist direkt erlogen. Die Verhandlungen scheiterten vornehmlich, weil die Unternehmer- führer weitgehende prinzipielle Forderungen stellten, die mit dem gegenwärtigen Kampfe gar nichts zu tun hatten, darunter die Forderung dist Verantwortlichkeit der Organisationen für die Handlungen ihrer Mitglieder, Schadenersatzpflicht, Ausschlußpflicht usw., nicht zu vergessen die Bestimmung, wonach Beschlüsse der Organisationen in Fragen der gewerkschaftlichen Aktion nur mit -Mehrheit gefaßt werden dürften und dergleichen mehr. Das Recht der Unternehmer, die Arbeit zu leiten und zu ver- teilen und die Arbeiter zu engagieren, ist nie angetastet worden. Nur verlangen die Arbeiter Sicherheit gegen Maßregelung der Organisationsangehörigen. Solche Garantien waren ja zum Teil in dem Vorschlage der Unternehmer selber enthalten. Ziveifellos hätte man in dieser Frage auch eine Einigung erzielen können, aber der ganze Entwurf der Unternehmer zu einer„B e r h a n d l u n g s- ordnung für künftige Konflikte" war derart angelegt, daß eine Einigung einfach unmöglich war, weil zu so weitgehenden Abmachungen nur ein Kongreß der Gewerkschaften die Vollmacht erteilen könnte. Und auch der nur unter der Voraus- setzung der Zustimmung der einzelnen Verbände. Dem sei nun wie ihm wolle— der Äertrag ist nicht zustande gekommen, und ob die übermütigen Unjternchmer bei jeinem Guerillakriege besser fahren, das bleibt noch abzuwarten. Die schwedische Unternehmerregierung und ihre einzelnen Mit- glieder blamieren sich in diesem Kampfe immerfort. Der Minister des Innern, der zugleich Vorsitzender einer größeren Alticngesell- schast ist. die als erste am 2. August die Arbeiter aussperrte, hat jetzt gegen eine größere Zahl von Arbeitern, die Mieter von Werls- Wohnungen der Gesellschaft sind, die Exmissionsklage eingereicht! In der Klageschrift wird die unwahre Behauptung aufgestellt, die Arbeiter seien seit dem 4. August ohne Erlaubnis von der Arbeit ferngeblieben! Dabei wurden sie schon zwei Tage früher auSge- sperrt! Die offiziellen Helden des schwedischen Staates haben sich aber während des Kampfes dermaßen an die Korrektur der Wahr- heit gewöhnt, daß sie mit bestem Willen nur die Unwahrheit zu sagen vermögen. Immerhin wirft es ein eigentümliches Licht auf die modernen„Wohlfahrtseinrichtungen" des kapitalistischen Unter- nehmertums, daß ein Minister ausgesperrte Arbeiter zum Winter aus ihren Wohnungen hinauswerfen läßt. Die offizielle Schamlosigkeit kann eben nicht gut weiter gehen, alz wenn re- gierende Minister zu gleicher Zeit Vorsitzende von Unternehmungen sind, die ihre Arbeiter aussperren und sie obendrein auS den Wohnungen exmittieren. So sieht eine„über den Parteien" stehende Regierung aus— und n i ch t e i n einziges bürger« licheS Blatt hat wider diese Gemeinheit etwas einzuwenden! Dagegen verbreitet das„liberale" �ktondlacket soeben eine Flugschrift deS Allgemeinen LandeöverteidigungSvercinS. die jeden in irgendeinem Lande der Welt bisher produzierten patcntpatrio- tischen Blödsinn übertrifft. Die Schrift betitelt sich:„Der Groß streik und die Landesverteidigung" und ver» langt mit brutaler Offenheit den Ausbau des Militaris- mus gegen den„inneren Feind"! ES handelt sich um eine nichtswürdige Sudelei gegen Norwegen und gegen die schwedische Arbeiterschaft. Die norwegische Los» jaguvg tzsa der Miss Wd der Grobifteik der schwedische» Aicheiter
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