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Politifche Ueberficht.

Berlin  , den 18. Oftober 1909. Die nationalliberale Jugend.d

In Jeña   hielt Sonnabend, den 16. Oftober, der Reichsber­

Gristenz.

tische Persönlichkeit, sein Einfluß ist bei Wahlen vielfach ent- würde. Das ist denn auch geschehen. Die Zeit am Montag" scheidend. Und wenn nun trotzdem die Nationalliberalen hat herausgefunden, daß weder die offizielle Vertretung der mit Bittern und Zagen in den Wahlkampf ziehen, so, weil Berliner   sozialdemokratischen Partei noch der Vorwärts" auf fie aus Erfahrung wissen, daß sie sich auf der absteigenden der Höhe gestanden haben, denn letzterer habe naj vie Führung in Linie befinden und es mit ihrer Herrlichkeit im ehemaligen dieser hochwichtigen Angelegenheit vom Berliner Tageblatt" weg­liberalen Musterländle" zu Ende geht. Der Mangel an nehmen lassen, das unter Führung Theodor Wolffs eine glänzende band nationalliberaler Jugendbereine eine Bertreterversammlung Geschlossenheit der liberalen Gruppen hemmt ihre Tatfraft Stampagne geführt hätte, und zwar hätten wir, meint die Zeit am ab. Es ging ziemlich lebhaft zu, insbesondere wurde heftig gegen im Wahlkampf nicht unwesentlich. Einer inneren Herzens- Montag", nur deshalb vor der Jrreführung der Volksentrüstung die Flauheit in der nationalliberalen Partei opponiert und neigung folgend, und um den Anschluß nach rechts nicht zu und ihrer Ausnußung zur Schürung eines rührseligen Personen- dringend verlangt, daß alle Rüdsichten beiseite gelassen und mit verpassen, ist der liberale Block für die Hauptwahl nicht fultus gewarnt, weil Ferrer wohl ein redlicher Volksfreund, ein Gifer auf die liberale Einigung, eventuell auch auf den Anschluß wieder erneuert, sondern es ist den örtlichen Organisationen Stämpfer von trefflichem Charakter, ein gütiger, warmherziger an die Sozialdemokratie hingearbeitet werde. Die Kölner   Jung­überlassen worden, ob sie mit den anderen liberalen Gruppen Mensch gewesen sei, der Anspruch auf die höchsten liberalen hatten eine Resolution beantragt, in der es heißt: Der einen gemeinsamen Kandidaten aufstellen. Der Zweck ist, Ehrungen habe aber fein Sozialdemokrat. Vertretertag erwarte von der nationalliberalen Reichstagsfraktion, einige Demokraten, namentlich den weit linksstehenden bis- Es ist richtig; wir haben nicht die kleinen in Paris   über daß sie auch bei den zukünftigen Gesezesarbeiten Schulter au herigen Vertreter für Ronstan 3, Rechtsanwalt Be Ferrer und seine Töchter fabrizierten sentimentalen Notizen ge- genossen, arbeite. Professor Weimel- Jena meinte in der Diskussion: Schulter mit den Linksliberalen, als den natürlichen Bundes­nedey, abzufägen. Nicht unmöglich ist aber auch, daß der bracht ganz einfach deshalb nicht, weil sie teils unrichtig waren, Die Stimmung im Volfe sei einer Einigung der Liberalen günstiger Fraktionschef der Nationalliberalen, der Mannheimer   Rand- teils gar nichts mit der Sache zu tun hatten. Wir haben auch als je, wenn die Einigung noch nicht erfolgt sei, liege die Schuld gerichtsdirektor Obkircher, auf der Strecke bleibt. Die nicht Ferrer als großen Wissenschaftler, Wolfsfreund, Voltsführer davan, daß überall Päpste 4. und 5. Grades ihr Un­Freisinnigen haben ihm einen Kandidaten entgegengestellt, und Menschenfreund gepriesen darum nicht, weil ihm diese wesen treiben. darum nicht, weil ihm diese wesen treiben. Es handele sich um eine Gristenzfrage des der aller Voraussicht nach auch die Stimmen des Zentrums Bezeichnungen nach unserer Auffassung eben nicht zukommen. Er Liberalismus. In der Einigung liege die Gewähr dauernder erhält und dessen Sieg somit sehr wahrscheinlich ist. Die hat gegen den Klerikalismus gefochten und die moderne Schule" Unterstützung des freisinnigen Kandidaten wäre die Antwort in Barcelona   gegründet; aber ein Mann, der die Wissenschaft be- Biberalen nicht nur miteinander, sondern auch mit der Sozial­Dr. Blaustein  - Mannheim   meinte, in Baden   gingen die des Zentrums auf die von dem liberalen Parteiführer gegen reichert hat, war er entschieden nicht, und noch viel weniger ein Biberalen nicht nur miteinander, sondern auch mit der Sozial­die Zulassung der Männerklöster in Baden gehaltenen Rede. Politiker, dem wir Verehrung gollen müssen. Er gehörte seinem daß bei den diesjährigen Landtagsstichwahlen der Großblod wahr. demokratie zusammen. Unter stürmischem Beifall prophezeite er, politischen Glaubensbekenntnis nach der individualistisch scheinlich wieder in Erscheinung treten werde. Knudt- Düsseldorf  anarchistischen Partei Zerroug an, der Richtung, die in dem führte aus: Wir müssen offen aussprechen, daß wir in Rheinland­republikanisch- anarchistischen Blatt" El Progrefo" ihr Organ befibt Westfalen uns mit den Sozialdemokraten zu verständigen haben Wien  , 17. Oktober.  ( Eig. Ber.) Wie in den Tagen des Wahr- und gegen die sozialistische Arbeiterbewegung in Katalonien  , die ge- wegen der Mandate bei den nächsten Reichstagswahlen. Die Zeit rechtstampfes ist heute die Arbeiterschaft von Wien   in Massen auf- werkschaftliche wie die politische, stets einen gehässigen Verleumdungs- ist vorbei, wo wegen eines Wortes mit der Sozialdemokratie uns marschiert, um für die Arbeitsfähigkeit des Parlaments zu demon- kampf geführt hat: eine Partei, der zu einem wesentlichen Teil ein Geheimrat überfallen konnte.( Heiterkeit.) In Rheinland  - West­strieren. Von jenem denkwürdigen 28. November 1905 abgesehen, die Rückständigkeit der sozialistischen   Bewegung in dem industriell falen fliegen wir bei den nächsten Wahlen totsicher aus da die Viertelmillion beim Parlamente vorüberzog und damit das am weitesten unter allen Landesteilen Spaniens   entwickelten demokratie in die Mandate teilen. Die Sozialdemokraten stehen allen Wahlkreisen hinaus, wenn wir uns nicht mit der Sozial­Schicksal der Wahlreform entschied, hat es in Wien   teine Demon- Katalonien zu danken ist, da sie lange mit einem gewissen Erfolg uns in diesem Falle viel näher als die Schwarzen. Aus Selbst­stration gegeben, die an Waß und Größe der heutigen Demon- den katalonischen Arbeitern die politische Abstnenz und Putscherei erhaltungstrieb müssen wir uns mit der Sozialdemokratic stration gleichfommt. In dichten Zügen kamen die Arbeiter von gepredigt hat. Dennoch hat Ferrer unsere Sympathie, wie jeder, verbinden. Wo abhängige Vorstandsmitglieder in amtlicher Stellung den Sammelstellen der Bezirke zum Rathause. Jedem Bezirk der für seine Ueberzeugung lebt und einem verbrecherischen System es ablehnen, das zu tun, müssen wir schleunigst für unabhängige wurde eine Standarte vorangetragen mit dem Namen des Bezirks. Um 10 Uhr sollte die Versammlung in der Volkshalle des Rat- zum Opfer fällt genau in demselben Maße, wie so viele andere, Vorstandsmitglieder sorgen. hauses beginnen. Um 19 Uhr kamen aber schon die ersten Büge die in der letzten Zeit dem blutigen Regiment in Spanien   und aus den dem Rathause zunächst liegenden Bezirken an, und jeinehr in Rußland   zum Opfer gefallen sind. Und seit den blutigen Tagen die Zeit fortschritt, um so dichter wurden die Massen auf dem des letzten Aufstandes in Barcelona   hat denn auch der Vorwärts" Riesenplate, der sich zwischen dem Rathause, dem Parlament, der immer wieder Anflage gegen das kriegsgerichtliche Verfahren auf Universität und dem Burgtheater ausdehnt. Nur ein ganz einer Fort Montjuich erhoben, während die liberalen Blätter, die heute Bruchteil der Arbeiter fand in der Voltshalle Play. An die über den an Ferrer begangenen Justizmord weinen, schweigen. 70 000 Arbeiter standen draußen auf dem großen Blaze, wo Nicht, weil Ferrer ein so gütiger, warmherziger Mensch oder dann rasch ebenfalls Versammlungen improviſiert wurden. Volksfreund war, ist das auf Montjuich   praktizierte Kriegsgerichts­Der Versammlung präsidierten die Genossen Pernerstorfer und Hueber. Abg. Pernerstorfer erinnerte in seiner Be- verfahren verdammenswert, sondern weil es aller rechtlichen Ga­grüßungsansprache an die großen Aufgaben des Parlaments: rantien ermangelt, weil es die Willkür an die Stelle des Rechts vor allem die Sozialversicherung und Maßregeln sett. Dem ganzen Verfahren, dem in Barcelona   herrschenden gegen die Lebensmittelteuerung. Dann verwies er Schreckenssystem gilt der Kampf, harren doch noch über 1000 Ber­auf die wachsende Macht des Klerikalismus und gedachte dabei der sonen der Aburteilung durch das Kriegsgericht oder vielmehr durch Hinrichtung Ferrers, des Helden. Diese Worte gaben den Anlaß die Kriegsgerichte, denn um die Massenverurtei zu einer stürmischen Rundgebung gegen die lungen schneller betreiben zu können, sind jest spanische Regierung. Die Versammlung brach in die mehrere Striegsgerichtshöfe eingerichtet, die so Rufe aus: Hoch Ferrer! Nieder mit den Mördern! Nieder mit den Jesuiten  ! Die Nufe wurden bis schnell arbeiten sollen, daß womöglich zu Beginn des neuen Jahres hinaus auf die Straße gehört und wedten dort die ganze Sache erledigt ist. Der Ferrerfultus vermag die Ent­ein stürmisches Echo. rüstung über dieses Schreckensregiment lediglich in falsche Bahnen zu lenten und zu verflachen.

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Neue Opfer.

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Der

Die Rede wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen. Verbandsvorsitzende Dr. Fischer rät, erst einmal den Liberalismus zu einigen und dann zu erörtern, welche Stellung der Liberalismus aur Sozialdemokratie einnimmt.( Sehr richtig!) sprechen und die Düsseldorfer   wollten haben, der Vertretertag folle Die Hessen   beantragten, den Fall Hehl und Oriola zu be­aussprechen, daß ein Mitglied der nationalliberalen Partei des Reichstages nicht angehören kann, ohne Mitglied der Fraktion zut fein. Wangel- Darmstadt   möchte den Fall Heyl- Oriola nicht als einzelnes Ereignis betrachten, denn es sei der Abschluß einer langen Entwickelung. Oriola sei nur deshalb nationalliberal, weil es i Hessen   keine konservative Partei gäbe. Zwischen Heyl und dem fonservativen Führer von Heydebrand bestehe noch insofern ein unterschied, als der eine offen und ehrlich sagt, was er will, Heyl effischen Jungliberalen die Zustimmung zu ihrer Stellungnahme das aber flug vermeidet. Der Vertretertag spricht dann den gegen Hehl und Oriola aus.

die

Eine Neuregelung der Wohnungsgeldzuschüsse für Preußen,

die

die bekanntlich im Frühjahr nur provisorisch erfolgt war, ist, fo Das Referat erstattete Adler: Wenn man in Oesterreich  meldet eine Korrespondenz, regierungsseitig damals zugestanden so langsam verzweifeln möchte, so gibt es einen Trost und eine worden. Die Neuregelung wird die vom Reichstage bewilligten Hoffnung, worin man einen Ausweg sieht aus der Wirrnis, so Säge für das Reich für Preußen zugrunde legen, doch Die spanische Regierung verlangt nach neuen Opfern. Der steht noch nicht fest, wann die betreffende Vorlage dem Landtage gibt es einen Blick, der uns den Weg zeigt, das ist der Blick da hinaus! Hier ist die Zukunft der Bölter Desterreichs, hier ist der Justizminister legte im Senat einen Gefeßentwurf betreffend die zugehen wird. Vorläufig zahlt Preußen die alten Säge mit ein Weg, der gegangen werden muß, wenn wir nicht im Sumpfe er- Abänderung des Verfahrens bei Strafverfolgung von Drittel Aufschlag. Die Steue Vorlage wird die Unter sticken wollen. Das Proletariat hat erkämpft, was wir an poli- Deputierten und Senatoren bor. Der Antrag richtet schiede ausgleichen, die durch die neue Klasseneinteilung im tischer Freiheit haben; das bißchen Lebensluft haben wir uns selbst sich gegen den republikanischen Führer, Senator und Deputierten Reiche für Preußen entstanden sind, bor allem Sollent in blutigen Ringen erkämpft. Dann sette er auseinander, daß Sol y Ortega, gegen den als angeblich überführten Anstifter des ver- verschiedenen Drtsklassen stehen, in die gleichen Ortstlassen gefekt den beiden Klaffeneinteilungen in das Parlament, das geschaffen wurde aus der Kraft des Prole: geblichen Versuches der Brandstiftung am Jesuitenkloster in Barce= tariats und aus der Not des Staates eine Beute zu werden droht lona gelegentlich des Aufruhrs, von der Militärjustiz ein Straf- Wohnungsgeldes im allgemeinen, sondern um einen Ausgleic werden. Es handelt sich also um teine Erhöhung des der gewissenlosen Politiker und der unfähigen Regierung. Die Regierung beschränkt sich darauf, ihre Hände in Unschuld zu berfahren eingeleitet worden ist. Der Militärgouverneur von in den Nangklassen und in den Drtsklassen. Die Tariffage des waschen ohne daß diese darum sauber würden.( Beifall.) Wir Katalonien   ersuchte den Senat bereits um die Ermächtigung zur Reiches find jetzt um 40 bis 100 m. höher als in Preußen mit stehen wieder vor neuen Kämpfen. Die Sozialdemokraten im Prozessierung des hervorragenden Politikers. Unterbeamtentlasse. Einige Drte int Barlamente, so groß ihre Zahl auch ist, bilden doch nur eine Preußen müssen allerdings in eine niedrigere Drts Minorität. Werden Sie nicht unruhig, Genossen, in den Zeiten flasse versetzt werden, um fie mit der Klasseneinteilung die uns bevorstehen, sondern harren Sie des Momentes, wenn Der Barcelonaer Justizmord an Ferrer hat im spanischen Senat des Reiches in Einklang zu bringen; die preußischen Beamteiz Sie gerufen werden. Aber dann kommen Sie, sowie Sie heute wie in der Deputiertentammer zu mehreren Jnterpellationen ge- diefer Städte stehen sich zurzeit im Wohnungsgeld besser als die gekommen sind und treten Sie mit uns ein gegen die ratlose Ne- führt. In Beantwortung einer Anfrage des Demokraten Diaz Reichsbeamten derselben Stadt. Die Neuregelung dürfte in der gierung, für die Pflicht des Parlamentes, für das Recht des Barla- Moren erklärte sich der Minister des Aeußern damit einverstanden, nächsten Session wohl Gegenstand der parlamentarischen Bes mentes und vor allem für die Arbeit des Parlamentes. Dann wurde einstimmig und unter großer Begeisterung eine fremden Städten über die letzten Ereignisse zugingen, und brachte Ausgleich muß deshalb möglichst bald geschaffen werden. dem Senat die amtlichen Telegramme mitzuteilen, welche ihm aus ratung werden. Es wird allgemein als unbillig bezeichnet, daß int gleichen Orten verschiedene Wohnungsgelder gezahlt werden und der Resolution angenommen, in der es u. a. heißt: Die Arbeiterschaft fordert die Regierung Bienerth auf, abzutreten, sie zur Verlesung. Im Anschluß daran erklärte der Minister, die wenn sie unfähig ist, das Parlament zu ernster Arbeit zu führen, Stegierung werde teinerlei Einmischung in ihr Tun und sie bürdet den bürgerlichen Parteien die volle Verantwortung und Lassen dulden. auf, wenn sie die Voltsvertretung hindern, ihre Pflicht zu erfüllen; Diaz Moren griff darauf die Politik der Regierung an und

Der Fall Ferrer in den Cortes.

Ausnahme der

Die

Der bayerisch- russische Auslieferungsvertrag. Der gegen den russischen Auslieferungsvertrag gerichtete Beschluß des bayerischen Landtags hat in Petersburg   starte Aufregung hervor fie erklärt, daß fie alle Parteien und alle Abgeordneten, die unter erklärte, die Kundgebungen des Auslandes seien durch das Ver- gerufen. Eine radikale Zeitung, die Nowoje Ruß" fordert auf, die diplo solchem Vorwande immer das Parlament an fruchtbringender halten der spanischen   Regierung veranlaßt. Diese Erklärung rief matischen Beziehungen mit Bayern   abzubrechen. Die Nowoje Wremja" sozialer Arbeit hindern, die das Parlament durch frivole Obstruktion Lärmszenen hervor. Der Minister des Aeußern erwiderte, kein meint, das Vorgehen des bayerischen Landtags am Vorabend der Durch lähmen, als Feinde des Volkes betrachten und behandeln wird." Vor dem Rathause wurden von drei Stellen aus Reden ge­Vor dem Rathause wurden von drei Stellen aus Reben ge- guter Patriot dürfe den Märchen Glauben schenken, die im Aus- reise des garen nach Italien   bezwecke lediglich die Entrevue   au ver­halten. Dort sprachen die Abgg. Schuhmeier, Ellenbogen, land die Ansicht ertvedt hätten, daß man in Spanien   jemanden hindern. Die deutschen   Monarchisten, ergebene Diener des Königs, Reumann, Glödel, Winarsky, dann die Genossinnen wegen seiner Ideen verurteile. Das sei ganz und gar unrichtig. der russischen Duma wäre ein ähnlicher Fall unmöglich. Popp und Boschet. Der Republikaner Odon de Buen   erklärte, die Regierung hätte ruffische Diplomatie werde daraus wohl die Lehre ziehen, fünftighin Um 11 Uhr begann der Abmarsch. Wieber sammelten sich die zurüdtreten sollen. Sie hätte es in ihrer Macht gehabt, die Be- ihre Weisheit, wie ihr politisches Programm nicht mehr jenseits von Bezirke zu ihren Standarten. Es wurde 12 Uhr, bis der Plaz sudelung der spanischen   Flagge im Auslande zu vermeiden. Der Gydtkuhnen zu holen. geräumt war. Am Parlament vorbei zogen die Massen, wo sie Minister des Aeußern entgegnete darauf, die Protestkundgebungen stürmische Rufe gegen die Regierung wie gegen die Obstruktionisten im Auslande rührten von solchen Leuten her, die sich in Unkenntnis ausbrachten. Hinter dem Parlament bogen sie zur Bellariastraße über die spanischen   Gesetze befänden. Alsdann wurde die Situng ab, wo sie sich dann nach allen Himmelsrichtungen zerstreuten. Bur selben Zeit hatten auch die Deutschnationalen eine geschlossen. Demonstration auf der Ringstraße. Sie demonstrierten für die Auch in der Deputiertentammer fam Ferrers Er­Sanktionierung der Der Kolisfo", des Landtagsbeschlusses, der die schießung zur Sprache. Maura antwortete auf die Anfragen der deutsche Sprache als alleinige Unterrichtssprache an allen Schulen republikanischen Deputierten, die Regierung widme ihre ganze Auf­in Wien   und Niederösterreich   festsetzt. Die jungen Herren-merksamkeit der Lage in Barcelona  , wo sie nach wie vor das Gefeß meist Studenten, Gymnasiasten, Handlungslehrlinge benahmen zur Anwendung bringen werde. Der Ministerpräsident fügte hinzu: sich hinter dem Polizeifordon, der ihre Demonstration von den" Es scheint, daß die ausländischen Proteftfundgebungen uns das Arbeitern abschloß, fehr provozierend, so daß die Arbeiter einige Recht absprechen, die Urheber der Wirren von Barcelona   zu be­Male die Polizeifette sprengten, um die Knaben über das Knie zu legen. Nur dem Gingreifen unserer Vertrauensmänner hatten strafen. Die spanische Regierung ist ruhig und wartet. Die Ein diese es zu danken, daß sie ungezüchtigt blieben. Gegenüber der Aften Ferrer werden der Kammer unterbreitet werden. Riefendemonstration der Arbeiterschaft nahm sich die nationale diesem verwandtes Element ist jeder, der Kundgebungen schürt, in Demonstration im ganzen dürften es 6000 Berfonen gewesen welchen man mit der völligen Unkenntnis des Rechtfinns Spaniens  sein besonders zwerghaft aus. und seiner Geseke   prunkt." Die Regierungspartei spendete dem

Auch in der Proving fanden heute und in den letzten Tagen Ministerpräsidenten lebhaften Beifall. überall Massenkundgebungen der Arbeiterschaft gegen die Ob­struktion und gegen die Regierung ftatt.

Das Schreckensfyftem in Spanien  .

OF

Einige deutsche liberale Blätter veröffentlichen folgenden Proteft.

Die Unterzeichneten glauben sich mit allen selbständigen Deut­ schen   einig in der Empörung über den an Ferrer berübten Justig mord. Wir halten die Kulturgemeinschaft aller freien Denter, gleich Als wir in dem gegen das klerikale spanische Schredens gültig welcher Rasse, welchen Berufes, welcher Richtung, für regiment gerichteten Artikel unserer Sonntagsnummer zwar dem illusorisch, wenn sich nicht alle zu einem einmütigen Protest gegen für seine Anschauungen mit Ruhe und Festigkeit in den Tod ge- die Bluttat spanischer Willkür erheben. gangenen Ferrer unsere Sympathie aussprachen, uns aber da- Wir bitten jeden unserer Landsleute, der unserer Meinung gegen verwahrten, daß die Entrüstung gegen den spanischen ist, sich uns anzuschließen. Diese Kundegebung wird mit den Klerikalismus von uns zur Entfachung eines sentimentalen Ferrer- Namensunterschriften den geeigneten Stellen in Madrid   übermittelt fultus benutzt werde, wußten wir genau, daß jene Presse, der politische Grundsätze als unnüßer Ballast erscheinen und die in die Unterschriften entgegenzunehmen. Die Verlagsbuchhandlung S. Fischer, Berlin   W. 57 ist erbötig, dem Fall Ferrer nichts anderes sieht, als eine günstige Gelegenheit Lujo Brentano  . Richard Dehmel  . Ernst Haedel. zur Sensationsmacherei, uns die offene Warnung sehr verargen Gerhart Hauptmann  . May Liebermann. Julius Meier  - Graefe.

werden.

Der Fall Mirski. Kürzlich lobte das Berliner Tageblatt" den Beschluß der baherischen Abgeordnetenkammer, von der Regierung die Kündi­gung des bayerisch- russischen Auslieferungsvertrages zu verlangen. Der Artikel stellt fest, daß die Regierung und die Polizei von Breußen jahrzehntelang" Revolutionäre  " den russischen Henkern in die Hände geliefert habe und fügt hinzu, daß es in der letzten Beit etwas besser geworden zu sein scheint". Diese liberale Hoffnung ist sehr schnell zuschanden geworden: Wir erfahren foeben, daß das Berliner   Bolizeipräsidium den Russen Mirski, richtig Simeon Arschakoff Ter Petrosianez, am 4. Oktober 1909 von Berlin   an die russische Grenze geschafft und dort der ruffischen Polizei, die vorher benachrichtigt war, zur weiteren Beranlaffung" übergeben hat. Das ist das neueste Stück preu­Bischer Liebedienerei, und der Fall ist um so empörender, als es sich um einen Mann handelt, der in Deutschland  angeflagt war, den also die Polizei nicht vom Richter wegführen darf, sondern zur Verfügung des deutschen   Richters stellen und halten muß. Niemand darf seinem gesetzlichen Richter entzogen werden", be­stimmt§ 16 des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes. Was gehen aber Reichsgefeße das Berliner   Polizeipräsidium an? Nachdem es das Koalitionsrecht aufgeheben hat durch die Anweisung an die Schußleute, Streifposten, eben weil es Streitposten sind, unter allen Umständen von der Straße wegzubringen, greift ce dic wichtigste Grundlage unseres Strafrechts und Strafprozesses an. 3 weifellos hat das Berliner   Polizeipräsidium den Simeon Arschatoff- mirsti nicht ohne die Zu. ftimmung des Ministers des Innern den russi. schen Räubern im Polizeitittel überliefert. Den Landtagsabgeordneten, die dem hoffnungsfreudigen Berliner  . Tageblatt" nahestehen, ist also Gelegenheit gegeben, zusammen mit