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9t. 256. 26. Iahrgavg. 1. Keikze Ks Jonürts" Anlim Polblilttt. Aieastag, 2. November MS.  Sie Livic Federaflon. In seiner Darstellung der Tätigkeit des Führers der ameri- konischen Gewerkschaften, Gompers, war Kautsky   genötigt, auch die merkwürdige Tätigkeit zu beleuchten, die dieser Arbeiter- führer als Vizepräsident der Civic Federation, einer angeblich der Versöhnung von Kapital und Arbeit dienenden Vereinigung, ent- faltete. DasCorrespondenzblatt" der Gencralkommission hatte darauf in einem sehr heftigen Artikel Kautsky   beschuldigt, die deutschen Leser falsch informiert zu haben. Aus der Antwort Kautskys in der letzten Nummer derNeuen Zeit" geben wir ihres sachlichen Interesses wegen im Nachfolgenden das Wesentliche wieder. Kautsky   schreibt: Nachdem dasCorrespondenzblatt" mir Unehrlichkeit und Feindseligkeit gegen die Gewerkschaften vorgeworfen, weil ich die Gefährlichkeit der Unternehmerverbände an der Hand der ameri- kanischen Statistik zu illustrieren versuchte; nachdem es Gompers als Genossen begrüßt und seine sozialistischen Kritiker in Amerika  und Deutschland   beschimpft hatte, steigt es in seiner letzten Nummer noch eine Stufe höher und legt sich für die C i v i c Federation ins Zeug! Es sei eine böswillige Verleumdung, wenn ich diese ehrwürdige, friedliebende Körperschaft dem Reichsverband gleich- setze! ES heißt in dem ArtikelGompers   und die deutschen Gewerk- schasten"(Correspondenzblatt" vom 16. Oktober): Seit dem Empfang des Vorsitzenden des amerikanischen   Ge- Werkschaftsbundes durch die deutschen Gewerkschaften beziehungs- weise die Generalkommission können sich einige Organe der Parteipresse nicht beruhigen. Von den verschiedensten Seiten wird das Holz für den Scheiterhaufen zusammengetragen, auf dem Gompers von unseren Parteiliteraten geräuchert werden soll. Kautsky   vollends hat die Entdeckung gemacht, daß die General- kommission nicht etwa nur den Präsidenten der American Federation of Labor, sondern auch den Vizepräsidenten der Oivie Federation empfangen hat, einer Organisation, die angeblich dem deutschen   Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie entsprechen soll. Kautsky   sagt zuerst vorsichtig: Die Livic Federation wird für Amerika  immer mehr das, was der ReichSberband für Deutschland   ist". In seinen weiteren Ausführungen spricht er aber lediglich von demVizepräsidenten des amerikanischen Reichsverbandes". Wir haben uns nicht veranlaßt gesehen, auf diese Ver- drehungen der tatsächlichen Verhältnisse zu antworten.... Nun hat aber auch ein Gewerkschaftsblatt,Der Textilarbeiter", sich bemüßigt gefühlt, in die gleiche Kerbe zu hauen....Der Textilarbeiter" setzt einfach als wahr voraus, daß die Civic Federationeine verzweifelte Aehnlichkeit mit dem Reichsver- band in Deutschland   hat". Beweise für diese Behauptung sind bisher nicht erbracht worden. Auch vomTextilarbeiter" nicht. Wie steht es nun mit dem amerikanischen  Reichsverband"? Ist er wirklich gleich dem deutschen Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie zu diesem Zwecke gegründet worden? Er- füllt er die gleichen Zwecke wie dieser, der Wanderredner gegen die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften ausrüstet, gelbe Ge werkschaften gründet. Gewerkschaften und Partei durch eine syst« matische Bearbeitung der bürgerlichen Presse verleumdet?... Von alledem ist nichts wahr. Sie(die Civic Federation) ist etwa im Jahre 1900 gegründet worden, im wesentlichen, um durch Vermittelung großen Arbeitskämpfen vorzubeugen. Im Jahre 1901 setzte sie eine Unterabteilung ein mit dem Zwecke,den industriellen Frieden zu fördern, zwischen Arbeiter und Arbeitgeber gerechte Beziehungen zu gestalten, durch ihre guten Dienste Streiks und Aussperrungen zu verhüten und zu verhindern und dort industrielle Beziehungen herzustellen, wo Differenzen bestanden". Die Unterabteilung hat nach dem Programm weiter die Auf. gäbe, für den Abschluß und die Jnnehaltung von Tarifverträgen zu wirken und auf Ersuchen der Parteien als Einigungsamt zu dienen. kleines feuilleton. Di« MarSreise. (Brief unseres Korrespondenten.) MarS  , im Oktober. Anfangs war er ein roter Punkt. Nach zwei Tagen ein Zehnmarkstück, nach vier ein Pfannkuchen, nach acht ein« große Kugel. Dann waren wir da. Mars!" rief der Schaffner.Aussteigen!" Da stiegen wir aus. Wir waren unserer fünfzig Franzosen, Türken. Japaner, Leute aus allen Berufen, zum Teil auf der Suche nach neuen Wirkungskreisen: französische Nonnen, HaremSdamen, ein abgenutzter Minister, ein ebensolcher König... Das war ein Teil der Gesell- schaft, der eng zusammenhielt. Ein Ei ein Kucben. Der andere zu dem wir gehörten war auf Forschungsreisen. Geplant war das Studium des MarSlebenS: Kunst, Philosophie, politisches und wirtschaftliches Leben. Ki-Ki-Co, der Bürgermeister, empfing unS. Er ließ sich jeden vorstellen und betonte von vornherein, für Könige und Nonnen seien keine Geschäfte zu machen. Desgleichen hätten Minister schlechte Chancen. Das Richtigste sei wohl, sie reisten wieder ab. Man hätte so mancherlei munkeln hören....(Hier räusperte sich Ki-Ki-Co.) UnS andere aber heiße er willkommen im Namen aller Marsianer, insbesondere der von Marsopolis. MarsopoliS ist die Hauptstadt. Die Stadt und Umgebung be- schreibe ich ein nächstes Mal; diesmal möchte ich nur eine kurze Episode schildern, die mir besonders auffiel. Waren da drei Herren bei der Expedition, von denen man nicht so recht ivußte, wer sie waren. Sie trugen Jägerhemden, hielten sich abseits und tranken Bier. Komisch waren sie wohl... Am zweiten Tage nach der Ankunft besuchten wir eine Volks- schule. Die Führung hatte Ki-Ki-Co. Er erklärte,«r sprach, von Unterricht, von Erziehung... Stürzen die drei auf den Lehrer zu. Sind Sie der Lehrer?" Ja." 'Wirklich? Nein, wie dick.' Ein BolkSschullehrer I' Was er wohl kriegen mag?" Ach? Der sollte mal zu uns kommen!" Sie flüsterten. Sie staunten. Er war ein Wundertier I» Begreifen Sie das? Weiter. Ein Wahllokal: Frauen, die wählen. Die drei stehen wie Salzsäulen. Frauen wählen!  " Frauen?" Was sagst Du?!' Sie gucken, starren, können eS nicht fassen... Begreifen Sie das? Oder ein andermal: WaS? Versammlungsfreiheit?* Kein Muckertum?* Keine Rüstungen?" Wenig Steuern!" Es ist in dieser Unterabteilung, oder wie der offizielle Name lautet: Industrial Department of the National Civic Federation, wo Gompers das Amt eines Vizepräsidenten übernahm. Wer den Unterschied zwischen dem gelbe Gewerkschaften züchtenden deutschen Reichsverband und diesem der Vermittelung in Arbeitskonflikten dienenden Departement nicht sieht, dürfte auch durch die weitestgehenden Auseinandersetzungen nicht zu belehren sein." Trotzdem fügt dasCorrespondenzblatt" noch zu dem Gesagten ein Zitat aus einem bürgerlichen Buche über denindustriellen Frieden" hinzu, in dem die Civic Federation in den Himmel ge- hoben wird. Dazu bemerkt dasCorrespondenzblatt": Das ist also der amerikanische  Reichsverband". Der Textilarbeiter" wird demnach hoffentlich einsehen, wie vorsichtig die Thesen des Herausgebers derNeuen Zeit" aufzunehmen sind." Vorsicht ist sicher eine Tugend, aber ob gerade diejenigen, die eben auf Gompers alswahrhaften Revolutionär" undGenossen" hereingefallen waren, die berufensten sind, diese Tugend anderen zu Predigen, ist sehr die Frage. DerTextilarbeiter" wird inzwischen wohl auch sovorsichtig" gewesen sein, die Ausführungen des Genossen Berger über die Civic Federation in dem Bericht desVorwärts" zu lesen, wenn er sie nicht früher schon hörte, und er wird schon dadurch zu einiger Vorsicht gegenüber demCorrespondenzblatt" veranlaßt worden sein, das heißt gegenüber demCorrespondenzblatt" von heute, das durch die Freundschaft mit Gompers nicht gewonnen hat. Berger hat einige Zitate aus demCorrespondenzblatt" verlesen, die bezeugen, daß es 1992 die Civic Föderation weit richtiger ein- schätzte wie heutzutage und in ihr eine Gefahr für die Gewerk- schasten sah, die ihnenverhängnisvoll werden könne". Es schrieb damals: Die Verwirrung, die diese unnatürliche Allianz in den Kreisen der vielköpfigen und schwer lenkbaren Arbeiterschaft anrichten muß, wird größer und schädlicher sein als alle erhofften und tatsächlichen moralischen und sonstigen Erfolge auf diesem Wege." Natürlich kommt es nicht auf den Buchstaben der Statuten an, sondern auf den Geist, der in ihnen weht. Wer diesen kennen lernen will, der lese das Organ der Civic Federation, TKe National Civic Federation Review". Was uns bort auf den ersten Blick auffällt, ist die Liste der Mitglieder des Vorstandes(Fxecutive Council). Dort und nicht in irgendeiner Unterabteilung figuriert als erster Vizepräsident Herr Samuel Gompers  . Die Artikel derRevue" richten sich in der großen Mehr heit gegen unsere Partei. Darunter gar manche von Ar beitern, auch sozialistischen Renegaten, die in der Weise des Korb- machers Fischer berichten. Den Ton dieser Artikel kennzeichne das erste beste Zitat, das mir unterkommt. Ich könnte deren viele Dutzende bringen: In unserem Lande sind die Flaggen aller Stationen will- kommen.... Aber eine Flagge gibt es, für die hier kein Raum ist. und das ist die rote Fahne, die die Sozialisten vom P i r a t e n s ch i f f der Anarchie gerissen und als die ihre anerkannt haben. Man braucht keine Enzyklopädie, kein Wörter buch, kein gelehrtes Nachschlagebuch einzusehen, um zu wissen. was das Scharlachbanner bedeutet. Instinktiv wird es auf- gefaßt und betrachtet als das Symbol von Blut, Brand und Gewalttat. In unserem ganzen Lande gilt es als das an- erkannte Zeichen der Gefahr, und seine Botschaft kann der kampflustige Mensch lesen, auch wenn er keinen Buchstaben des Alphabets kennt. Bereits gibt es eine kleine, aber giftige Schar, die in unseren Städten das Scharlachbanner erhebt und trägt. Aber es wird in Amerika   nie als etwas anderes an» erkannt werden wie als Ausdruck des giftig st en Hasses, der Unzufriedenheit und der Treulosigkeit, ein Ausdruck, der meist ausländischen Ursprunges ist." (Juliheft 1999, Artikel Flag Day, 14. Juni.) Lange sah Ki-Ki-Co sie an. ErWegriff sie nicht. Dann aber hielt es thn nicht länger: .Wer sind denn die Herren, die sich so wundem? Wo kommen die bloß her?" Man wußte es nicht. Die drei aber, die die Frage gehört hatten: stellen sich in eine Reihe, stehen stramm und schnarren: .Zu dienen, Exzellenz, zu dienen... Au» Preußen-Deutsch  land l.. Werner Peter Larsen. Theater. Freie Volksbühne. Die bevorstehende Schiller  -Feier hat verschiedene Berliner   Bühnen veranlaßt, sich wieder einmal des größten deutschen   Dramatikers zu erinnern. So hat das Neue Schauspielhaus Maria Stuart   neu herausgebracht, zu- nächst als Borstellung der Akademischen Bühne mit fremden Gästen. Am Sonntag wurde die Neueinstudierung mit den häuslichen Kräften der Freien Volksbühne   geboten. Wir hätten es freilich lieber gesehen, wenn die Volksbühne Aufführungen von jenen Schillerschen Dramen, die, wie Die Räuber, Kabale und Liebe  , Tell, freiheitlichen Idealen so allgewaltigen Ausdruck verleihen, hätte vorbereiten können. Es ist nicht geschehen; es konnte auch nicht geschehen. Die Freie Volksbühne ist zum großen Teil abhängig von dem Programm der Theater, mit denen sie Vereinbarungen getroffen hat. Unter solchen vorderhand nicht zu beseitigenden Umständen ist denn auch die Aufführung derMaria Stuart  " zu betrachten. Nicht weil sie Außerordentliches bietet, sondem deshalb, daß sie überhaupt da ist. Wir genossen da Schillersche Kunst in ziemlich verspießbürger lichter Fonn und Gestalt. Regie und dekorative Wirkung ließen keine rechte Stimmung und Geschlossenheit auskommen. ES fehlte trotz aller deklamatorischen Bemühung der große fortreißende Zug. Und weiter wollen wir Personen sehen, wie sie Schiller geschaut und gestaltet hat. Nicht Lords und Barone  , die sich bäuerlich benehmen, nicht Bevollmächtigte Frankreichs   von ähnlicher Unzuläng- lichkeit. WaS war denn, um einen zu nennen, der Graf von Leicester, den uns Rudolf C h r i st i a n S bot, anderes als ein Deklamatorium; Derschöne" Mann allem ist doch für diese Rolle nicht ausreichend den intriganten Höfling wollen wir agieren sehen. Auch Marie I m m i s ch gab als Elisabeth nicht viel mehr als AeußerlicheS. Ihre Erscheinung, gewiß, die könnte wohl für eine stolze, herrschsüchtige Königin genügen, aber dies Weib wird doch zweifellos über ganz andere Mittel gebieten, als Kolophoniumblitze zu schleudern und wie aus einem Topf ohne Boden zu reden. Nun der Mortimer. Reinhold Pasch   bringt gewiß die Jugend mit, aber er überstürzt sich, wird bei waschen und spricht undeutlich. Uebrigens wurde in der Sprach- behandlung auch von den meisten Darstellern über Gebühr gesündigt. Aber Charlotte Maren, die machte Freude. Sie wurde der Rolle einer Maria Stuart   im vollen Maße gerecht. Das war Realismus in gesättigter Art, der weder den poetischen Geist der Schillerschen Vers- und Gedankensprache, noch den Zug echt mensch- licher und dennoch idealistischer Gestaltung verflüchtigt. In der Be- gegnung beider Königinnen im dritten Akt, dem dramatischen Höhe- punkt der ganzen Tragödie, stand auch die Maren auf dem Gipfel ihrer Darstellung. Und so mag man sich denn dieser Leistung auf« Was würde Genosse Legien dazu sagen, wenn man diese Sätze als Flugblatt bei der nächsten Reichstagswahl in Kiel   verbreitete? Würde er sie als Kind seines Freundes Gompers   freudig begrüßen und es als lügenhafteVerdrehung" erklären, wenn man diese Sprache als die des Reichsverbandes kennzeichnete? Mit ihrerRevue" als Kampfmittel gegen den Sozialismus ist aber die Civic Föderation nicht zufrieden. Sie lügt bewußt, wenn sie erklärt, die Sozialisten seien ein kleines Häuflein, das keinen Boden finde. Sie hat Angst vor dem Wachsen des Sozialis- mus. Zu diesem Zwecke wurde sie gegründet und zu diesem Zwecke will sie ihren Wirkungskreis erlveitern. Das bezeugt ein Zirkular, das sie kürzlich an eine Reihe großer Kapitalisten der Vereinigten Staaten   versendete. Dort heißt es: Ich weiß nicht, ob Sie die Fortschritte verfolgt haben, die der Sozialismus in den Vereinigten Staaten   während der letzten fünf Jahre gemacht hat, aber seine Stimmenzahl sprang von 38 999 auf 459 999, was tatsächlich bedeutet, daß es zwei Mil- lionen Männer, Frauen und Kinder gibt, die Klassenhaß und Revolution predigen. Ich spreche von Frauen und Kindern, da es eine bekannte Tatsache ist, daß bei den Sozialisten die ganze Familie zu ausgebildeten Propagandisten wird. Ich schließe meine Broschüre bei, die die National Civic Federation herausgibt, um durch greifbare Tatsachen die Be- drohung dieses Landes durch den Sozialismus zu zeigen, und ich bitte, nehmen Sie sich die Zeit, sie zu lesen. Gegenwärtig findet die sozialistische Bewegung in den Vereinigten Staaten  gar keinen Widerstand. England, Deutschland   und Frankreich  begingen denselben Fehler mit den Ergebnissen, die Ihnen zweifellos bekannt sind. In England kam es zu einer organisierten Bewegung gegen diese Lehre erst dann, als schon fünfzig Sozialisten Parlaments- Mitglieder waren. In unserem Lande ist ein Komitee der National Civic Federation unter dem Vorsitz des Dr. Nikolaus Murray Butler seit fast einem Jahre damit beschäftigt, die Situation zu stu- dieren und eine Agitation vorzubereiten, mehr zu dem Zwecke, Redner und Schriftsteller auszubilden, als auf In- dividuen zu wirken. Mit anderen Worten, wir wollen ein Handbuch für sie herausgeben. Die Redakteure von Arbeiterzeitungen, religiösen, pädagogischen und wöchentlichen Zeitschriften schreien nach Matertal, und wir haben L i st e n von vielen Geistlichen, Schullehrern, Professoren und Arbeiterredakteuren, die gute Redner und Schriftsteller sind und die der nötigen Informationen für solche Arbeit bedürfen. Diese unsere Bemühungen erfordern große Summen, und ein besonderer Fonds von 59 999 Dollar(über 299 999 M.) soll zu diesem Zwecke aufgebracht werden. Wollen Sie dazu bei- tragen? Ich selbst fühle das größte Interesse für die Sache und habe mehrere tausend Dollar hergegeben. Ich hoffe, Sie werden mir danken, daß ich Sie darauf aufmerksam mache, und werden für das Wirken der National Civic Federation Interesse bc- kommen." Unterzeichnet ist das Zirkular Von dem Vorstandsmitglied August Belmont  , einem millionenreichen Industriellen. Ich denke, das genügt, die Civic Föderation zu kennzeichnen, aber auch zu zeigen, w e r in deren Sache verdreht hat, wem gegen- über Vorsicht am Platze ist. Ich hatte in derNeuen Zeit" über die Civic Föderation ge- schrieben: Dank seiner Harmonieduselei hat Gompers   eS erreicht, erster Vizepräsident der Civic. Föderation zu werden, einer lapita- listischen Gründung der letzten Jahre, die durch das Auftreten der Sozialdemokratie hervorgerufen wurde und die sich die Auf- gäbe stellt, Arbeiter und Bourgeois zu gemeinsamem Wirken zu- sammenzuführen. In Wirklichkeit ist sie eine Kampfesorganisation gegen den Sozialismus und den proletarischen Klassenkampf ge» worden, gegen den sie dank der reichlichen Geldmittel, die ihr zur Verfügung stehen, eine energische Propaganda entfaltet. Die Civic Federation wird in Wirklichkeit für die Vereinigten richtig erfreuen unbeschadet der Ausstellnngcn, die sonst an der Aufführung gemacht werden müssen. o. k. Musik. Münchener Oper. MS erste Novität brachte die Münchener Hofoper unter Felix Mottls hingebender Leitung die dramatische Ballade in drei Akten:»Sonnenwendglut" von Hans Schillling-Ziemssen, einem jungen Komponisten, der jetzt in Frankfurt   als zweiter Kapellmeister amtiert, heraus. Künstlerisch wieder ein glatter Fehlschlug I Man fragt sich erstaunt: WaS mag der zureichende Grund für die Erscheinung sein, daß abermals der schwerfällige, gewaltige und kostspielige Apparat der Hofoper in Be- wegung gesetzt wird für eine Oper, die textlich wie musikalisch ein Wagner- Aufguß dritter Aufwärmung ist und nicht eine Note, ein Wort, eine Situation zeigt, aus der wir einen Hauch neuen Geistes spüren könnten? Die Münchener Opernlcitung verkennt gründlich ihre Aufgabe, wenn sie wie bisher fortfährt, Produkte der Münchener kapitalkräftigen Komponistenschule zu poussieren und die Kräfte deS Instituts mißbraucht für die von vornherein totgeborenen, lärm- vollen, melodielosen Orchcsteropern der Wagnerisierenden Ausdrucks» musiker ohne jede eigene Erfindung. Die Oper hatte nur einen Vorstellungserfolg._ w. Notizen. Theaterchronik. DaS Schiller« Theater in Charlottenburg   hat die für Freitag, den 5. November, angesetzte Aufführung vonWallensteinS Lager" undPiccolomini" auf Sonn- abend, den 6. November, verschoben. Am Freitag werden JbsenZ Gespenster" gegeben. Otto Ernst   pflegt seit einigen Jahren die Verehrer seiner Schriften und solche, die eS werden wollen, zu Vortragsabenden zu versammeln, in denen er Altes und NeueS, Ernstes und Humo« ristischeS in bunter Reihe bietet. Am Sonntag las er im K l i n d» worth-Scharwenka-Saal vor, etwas breit und behäbig, aber auch behaglich mit lyrischem Unterton. Wir hörten eine schwere LiebeSgeschichte(auS denKarthäusergeschichten") und dann ein wundervolles Kapitel aus der Kindesseele, die seiner besten Schöpfung: »Asmus Sempers Jugendland" entstammt. Gar zu billig schienen uns die viel belachten Effekte aus einer.Marienbader Kur". Einig« lyrische Sachen(darunter das Gedicht von der Unsterblichkeit in den Kindern) beschlossen den Abend. Vorträge. Im Institut für Meereskunde, Geörgenstraße 34/36, spricht am Freitag, den 5. Nov.. abends 3 Uhr, Professor Linde-Hamburg über:Die Niederelbe"(mit Lichtbildern). Einlaßkarten sind von 123 Uhr mittags und am Vortragsabend von 6 Uhr ab zu 25 Pf. in der Geschäftsstelle erhältlich. Die Deutsche Garten st adt-Gesellschaft veranstaltet an den vier Freitagabenden im November im großen Hörsaal des Kunst- gewerbemusctints eine Vortragsreihe. Der Zyklus soll eine Orientierung über das Gartenstadtproblem sowie die Wege zu seiner Verwirklichung geben. Der Reihenfolge nach werden folgende Vor« träge gehalten: Von Groß-Berlin zur Gartenstadt(Prof. Goecke); Der Kampf gegen die ungesunden Wohnungen(Dr. Wehl); DaS Wohnhaus auf dem Lande(Geheimrat M u t h e s i u S); Wie kommen wir zur Gartenstadt(Dr. Oppenheimer). Soweit Eintrittskarten ftei sind, werden diese sowie Prospelte von der Ge« schäftsstelle Berlin  -Rehfelde  (Ostbahn) ausgegeben.