Nr. 279. 26. Jahrgang.l. Mm des.Armlls"«IKsblMDieislag, ZS. tomb» 1909.Line höchst überklMge polemih.Unsere Bemerkungen zum AbsSluh der G omp ers- Polemik,worin wir ganz kurz die Gründe darlegten, warum wir die ver-schiedenen Ansichten über GomperS widergaben, hat uns die llir-Made der Redaktion des„Correspondenzblattes" der General»lsmmission zugezogen. ES schreibt:„In dem von Kautsky angebettelten Streit um GomperS unddie Civic Federaiion hatte sich völlig unberufen der„Vorwärts" ein-gemischt, indem er die Kauisky-Augriffe fleihig nachdruckte. UnsererAufforderung, seinen Lesern auch unsere Entgegnungen bur Kenntniszu bringen, ist er nur teilweise und mit Verstihninelungen unsererArtikel«lachgekommen. Ans unsere letzte Entgegnung läsit er abereine Nachschrift KautSkyS folgen, damit diesem unter allenUmständen das letzte Wort bleibe. Auf diese Nachschrift ein gl-gehen, lohnt sich wirklich nicht der Mühe,— sie ist nur interessantdurch das, waS sie nicht enthält. Dem„VorwärS" wollen wirsedoch noch einige Worte widmen.Als der„Vorwärts" sich in diesen Streit eindrängte, glaubtenwir seine Redaktion selbständig genug, um die Debatte ohne fremdeHilfe schlichen zu können. Die Nachschrift Kautskys zeigt unsaber, wer in Wahrheit„VorwärtS"-Redakrion ist. Nachdem unsdieser Kausalzusammenhang klar geworden, sind wir um einegute Erfahrung reicher. Wir können indes diese Debatte4 ifchliefeen mit der Genugtuung, daß der eigentliche Zweck desKautSky-KonsortiumS, den nach Europa delegierten Repräsentanten'der A. F. of L. in den Augen der deutschen Genossen zu ver-dächtigen und dadurch den Anschluß der A. F- of L. an dasInternationale Sekretariat zu hintertreiben, kläglich mißlungenist. So sicher wir uns auf Gompers Zusage, für diesen Anschlußeinzutreten, verlassen durften— so sicher durften die amerikanischenGewerlschaften von uns erwarten, daß wir ihren Delegaten biszur Beendigung seiner Mission nicht verunglimpfen ließen."Der Vorwurf, wir hätten die Artikel des„Correspondenzblattesverstümmelt, ist zwar schwerwiegend, aber völlig unrichtig.Selbst wenn die aufgeregte Redaktion unS soviel Schlechtigkeit zutraute, sollte sie unsere Vorsicht nicht so niedrig einschätzen. Wirwisien, mit wem wir eö zu tun haben und haben uns sehr gehütet.irgend etwaS Wesentliches auszulasten.Unsere Selbständigkeit zu wahren, muß das„Cor-rcspondenzblatt" schon uns überlassen, wir würden sie erst dannbedroht sehen, wenn über das. wozu wir berufen sind odernicht, die Redaktion des„Correspondenzblattes" entscheidenwürde. Da dies nicht der Fall ist, läßt uns das Diktum, wir hättenuns ganz unberufen in den Streit eingemischt, sehr kühl. Wirdenken, daß die Wahrung der Jnteresten unserer jungen mit dengrößten Schwierigkeiten kämpfenden amerikanischen Bruder-Partei einfach die Erfüllung unserer internationalen Pflichtewar. Freilich, dürfen wir uns noch auf unsere Jnter-Nationalität berufen? Das„Kautsky-Konfortium"(wirklicheine nette Ausdrucksweise!) hat ja keine anderen Absichtenals den Anschluß der amerikanischen Arbeiter an das InternationaleSekretariat zu hintertreiben, behauptet wenigstens die Redaktion des„Correspondenzblattes". Zwar beweist die ganze Stellungnahme des„Vorwärts" das Gegenteil. Hatten wir doch den Anschluß der ameri-lanisck)en Gewerkschaften mit Freuden begrüßt.„Ueber die Tatsache desBeltriltes zur Internationale wird sicher überall unter den Arbeitern un-geteilte Freude herrschen", schrieben wir wörtlich in Nr. 273. Und daß wirdaran die Hoffnung knüpften, daß sich dadurch auch die Beziehungen derGewerkschaften zur Partei in Amerika und zu den europäischenOrganisationen bestem werden, wird doch wohl auch das„Torrespondenzblatt" noch gestatten. Ebenso ist es lächerlich, unsoder Kautsky als Gegner des internationalen Zusammenschlussesdes Proletariats hinzustellen. Vielmehr wünschten wir ebenso�sehr wie alle Gewerkschaftler in und außerhalb Deutsch-landS diesen Zusammenschluß, der nur durch die engherzige Ab-sperrungSpolitik der amerikanischen Gewerkschaften erschwert ward.WaS wt'S? Die Redaktion bedurfte eines Arguments und sie nahmdas erste, schlechteste. Aber uns gegen solche Vorwürfe, dieaus unS wenig verständliche Aufregung zurückzuführen sind, imErnst zu verwahren, kann uns nicht zugemutet werden. DieAuslassung des„Correspondenzblattes" spricht genügend gegen sichselbst._!<5Kleinee fciulUton.Eindrücke einer sehend gewordenen Frau. In einem LondonerHospital hat eine Frau von 36 Jahren, die seit ihrer Geburt blindgewesen war, infolge einer Operation die Sehkraft erlangt. Sietourde natürlich sofort von zahlreictien Journalisten bestürmt undgefragt, wie ihr die Welt, die ihr so pILtzlicb erschlossen ist, gefalle.Die Frau erzählte, daß alle Dinge, die von ihr berührt wordenwaren, als sie nicht sehen konnte. in ihrer Phantasieund in ihrer durch bloß vier Sinne bewirkten Wahr-nehmung eine Gestalt hatte, die durch das wirkliche Er-schauen der Dinge nicht die geringste Aenderung erfahren habe: siesehe alles, was sie jemals betastet habe, genau so, wie sie es sichvorgestellt habe. Staunen und eine gewisse Vertoirrung und Furchtriefen bei ihr nur die Dinge hervor, die sie niemals berührt hatte:es schien ihr, als ob sie sich unter dem vielen Neuen, daS sich ihrplötzlich darbot, niemals würde zurechtfinde» können. Von denFarbe» machte den größten Eindruck auf sie das Grün, das ihr auchjetzt noch eine gewisse Furcht einflößt. Verwirrt und manchmalgeradezu erschreckt wurde sie durch den Anblick solcher Dinge, vondenen sie durch häufige Schilderungen und Erzählungen eine gewisseKenntnis hatte. Sie hatte z. B. niemals ein Pferd berührt, wußteaber ganz genau, was ein Pferd ist und wie es aussieht. Als sieaber zum erstenmal ein solches Tier erblickte, begann sie, obwohlsie auch während ihrer Blindheit sehr oft von Pferden gezogeneWagen benutzt hatte, am ganzen Leibe zu zittern, und dieses pruni-tive Angstgefühl steigerte sich zum Entsetzen, als sie das Pferd laufensah. Sie konnte zuerst durch nichts, auch nicht durch die Verficherung.oaß da? Pferd ein ganz harmloses Tier sei, beruhigt werden; trotzalledem freut sie sich sehr, daß sie- alles, waS sie bisher nur geahnthat, jetzt wirklich sehen kann.Die Wrights im Großbetrieb. AuS New Dork wird berichtet:Der erste Schritt zu der Umwandlung, die die Flugmaschine vomSportinstrument zu einem Verkehrsmittel machen soll, ist getan, dieBrüder Wright werden ihre Apparate fortan in größcrem Maßstabeherstellen tosten und jedem Interessenten verkaufen. Mit Hilfe eurerReihe von Großkapitalisten ist eine Gesellschaft gegründet, die überein Kapital von zunächst b Millionen verfügt. Eine großeFabrik, in der die Apparate konstruiert werden, ist bereitsso gut wie fertiggestellt; sie liegt in Dayton'(Ohio).Die Erfindung tritt jetzt in das Stadium kapitalistischerAusbeutung. Sie hört auf, eine Sacke zu fein, an der man nurInteresse hat, sie wird ein Mittel, Geld zu machen. Man machtReklame, man baut Uebungsplätze, man verspricht den Luftfreunden.daS Fliegen sei die leichteste Sache von der Welt. Die PatentFechtcwerden mit einer Schärfe wahrgenommen, als ob die Wrights ganzallein Luftmalchinen ersunden hatten. Schon werden auch Schutz-cnerdversaiüiiilling des Kreises ZMdan-Msdaul-Gsthavellaud.In der am Sonntag, den 28. November, in Spandau im Lokalevon Kopnick abgehaltenen Kreisgeneralversammlung gedachte derVorsitzende Genosse Paris, nachdem der Arbeitergesangverein Hoff-nung zwei stimmungsvolle Lieder zum Vortrag gebracht hatte, derverstorbenen Genossen Ziemann-Potsdam, Köhler-Velten und Retz-laff-Spandau. Sodann gab Genosse Paris den Geschäftsbericht.Da die letzte Kreisgeneralversammlung Ende Juli abgehalten'worden ist, die heutige Generalversammlung aber durch denPreußentag notwendig wurde, so ist die Berichtszeit nur kurz. DieVerteilung der Kalender ist erfolgt, ebenso die Agitation für dieParteipresse; zur letzteren wurden Flugblätter benutzt. EinzelneOrtschaften hatten besondere Flugblattverbreitungen vorgenommen,nanientlich für die Stadtverordnetenwahlen. Die Presse habewieder einen kleinen Rückgang zu verzeichnen. Die„Fackel" erfülltsehr gut ihren Zweck. Der Kreisvorstand hat 14 Sitzungen abgehalten. Allgemein wurden im Kreise abgehalten 45 Vorstands-sitzungcn, 41 Wahlvereinsversammlungen und 17 öffentliche Ver-sammlungen. Der Besuch der öffentlichen Versammlungen warallgemein gut. Als Referent wurde vielfach der Genosse Dr. KarlLiebknecht gewünscht, lieber die Organisation sind nicht alle Be-richte eingegangen. Es ist eine kleine Zunahme von Mitgliedernzu verzeichnen. In der Lokalfrage hat sich wesentlich nichts ge-ändert. Bei den Stadtverordnetenwahlen sei in Potsdam undNauen ein erheblicher Stimmenzuwachs zu verzeichnen, dort stehenje zwei Genossen in Stichwahl. Bei den Wahlen für die Land-gemeinden bleibe noch sehr viel zu tun übrig. Der Referent meint,für die Zukunft müsse die Agitation im verstärkten Maße be-trieben werden, denn die Aussichten seien durchaus nicht trübe,da verschiedene Orte, wie Spandau, Velten und Hennigsdorf sichin aufsteigender Bewegung befinden insofern, als hier eine großeErweiterung der Industrie zu erwarten ist. Es sei dies der letzteBericht, den der alte Kreisvorstand gebe, und glaube derselbe allesgetan zu haben was ihm möglich war. Mit der Aufforderung, denWahlfonds zu stärken, schloß der Vorsitzende seinen Bericht. Dervom Kassierer erstattete Kassenbericht ergab eine Einnahme inkl.des Bestandes vom letzten Quartal von 3225,13 M. und eine Aus-gäbe von 1420,83 M., so daß ein Bestand von 1804,27 M. verbleibt.Bei der nun einsetzenden Diskussion wurden folgende Anträge mitverhandelt:1. Die Wahl der Delegierten zu allen Korporationen hatdurch Stimmzettel zu erfolgen.2. Die Delegierten sehen in den Konsumvereinen einenwichtigen Faktor zur Hebung der wirtschaftlichen Interessen dergesamten Arbeiterklasse und verpflichten sich, unter Berücksichti-gung der obwaltenden örtlichen Verhältnisse, tatkräftig für dieGenossenschaftsbewegung einzutreten.3. Der Kreisvorstand wolle statistische Erhebungen zwecksGründung einer Parteipresse für den Kreis Potsdam-Spandau-Lsthavelland vornehmen.4. Der Kreisvorstand wolle beschließen, den Zusammenschlußaller im Kreis bestehenden Bildungsausschüsse resp.-Kom-Missionen anzustreben, zwecks gegenseitiger Aussprache und In-formation.Nach längerer Debatte, die sich auch noch nach der Mittagspause fortsetzte, bei welcher von einzelnen Ortschaften, so FalkenHagen-Secgefeld und Spandau, über die erschwerte Zustellung unddie hohen Transportkosten des„Vorwärts" geklagt wurde, wurdeder Antrag 1 abgelehnt, die Anträge 2— 4 angenommen. Fernergelangte ein Antrag des Genossen Liebknecht zur Annahme, nachwelchem die Kreisversammlung das Ausscheiden des alten Kreis-Vorstandes bedauert und dem Genossen Paris Dank für seineTätigkeit ausspricht. Zur Verhandlung kamen darauf folgende,von Falkcnhagen-Seegefeld gestellte Anträge:1. Bei Verlegung des Kreisvorstandcs nach Spandau sinddie beiden Beisitzer aus anderen Ortschaften zu wählen.2. Dem Kreisvorstand ist ein bestimmter Zuschuß zu ge-währen pro Jahr als persönliche Entschädigung.Der Antrag 1 wurde abgelehnt, Antrag 2 angenommen mit derMaßnahme, daß die Entschädigung für den neuen Kreisvorsitzendenaus monatlich 30 M. festgesetzt wird. Anschließend hieran fanddie Neuwahl des Kreisvorstandes statt. Zur Erläuterung sei be-merkt, daß Genosse Paris-Velten aus Gesundheitsrücksichten dasAmt des Vorsitzenden nicht mehr weiter führen kann und daß inVelten zurzeit die geeigneten Kräfte fehlen. Die Wahl hattefolgendes Resultat: 1. Kreisvorsitzender: Emil Schubert-Spandau,2. Vorsitzender: Wilhelm Pieper-Spandau, 1. Kassierer: E. Stahl-Spandau, 2. Kassierer: Ernst Hornig-Spandau, Schriftführer:Grögerchen-Spandau, Beisitzer: Karl Ganzer-Spandau, FritzBöhle-Spandau. Zum Kreisrevisor wurde an Stelle des GenossenHornig der Genosse Paris-Velten gewählt.Der Genosse Dr. Karl Liebknecht hielt sodann einen etwazweistündigen Vortrag über den preußischen Parteitag. Es gelangteim Anschluß daran folgende Resolution zur Annahme:„In Erwägung, daß die preußische Reaktion die klassenbewußteArbeiterschaft und ihre Bewegung immer rücksichtsloser und in-famcr belämpft und daß der Einfluß der preußischen Reaktionauf Verwaltung und Gesetzgebung des Deutschen Reiches immermehr zunimmt; in weiterer Erwägung, daß das elende Dreiklassen-Wahlsystem und der gesamte preußische Scheinkonstitutioualismuseine wichtige Stütze der Machtstellung der preußischen Reaktionbildet, fordert die Kreisgeneralversammlung des Kreises Potsdam-Spandau-Osthavclland, der preußische Parteitag wolle beschließen:Der Wahlrcchtskampf in Preußen zur Eroberung de-" politischenMacht durch das Proletariat, zur Vernichtung der politischen undwirtschaftlichen Macht der preußischen Reaktion, ist mit allerEnergie und mit den schärfsten Mitteln aufzunehmen."Zu Delegierten zum preußischen Parteitag wurden gewähltdie Genossen Paris-Velten, Stab-Potsdam und Schubert-Spandau;zum Stellvertreter Genosse Ballowski. Als Ort für die nächsteKreisgeneralversammlung wurde Seegefeld im Vorschlag gebracht,jedoch soll die bestimmte Festsetzung des Ortes wegen der mißlichenLokalverhältnisse in Seegefeld dem neuen Kreisvorstand, an dendie Geschäfte zum 1. Januar 1910 übergeben werden, überlassenbleiben.Nach einigen Schlußworten schloß Genosse Paris die Ver-sammlung mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie.Der Theaterverein„Spandauer Volksbühne" brachte alsdann nochzwei kleine einaktige Theaterstücke:„Rot und Blau" und„Derentlarvte Spitzel" zur Aufführung und erntete großen BeijaÜ.z ö 1 1 e verlangt, die den europäischen Apparaten den Weg ver«sperren sollen. Die Amerikaner„aller Klassen" sollen dafür aberdie Flugmaschine schon zu 30 000 M. geliefert bekommen.Musik.DaS Enldeckergeschick Hugo R i e m a n n s führt der Musik-geschickte immer wieder neue Schätze zu. Jetzt hat er in altem Wustelf Tänze gefunden. Alle» äußeren und inneren Anzeichen nach sindeS die„Mödlinger Tänze", die Beethoven im Jahre 1810für eine Kapelle von sieben echten WirtShauSmusikanten der„DreiRaben" in der Vorderbrühl bei Mödling komponierl hat. Die Siebensind zwei Violinen, eine Baßgeige, zwei Klarinetten und zweiHorner; ersatzweise treten gelegentlich zwei Flöten und ein Fagottein. Neben vier Walzern stehen fünf Menuette und zwei Ländler(Ländler oder Dreher— ein ruhigerer Walzer). Am Sonntag be-kamen wir sie in einer Matinee zu höre» und gewaiineu jedenfallsdie Ueberzeugung, daß sie lauteres Gold bedeute»;'in solchen einfachsten Formen alles— Thema wie Klangwirkung—. hoch überder Schablone zu halten, ist jedenfalls Sache eines ersten Musikers.Verwandt sind die Stücke früheren Tänzen Beethovens und dannden„Deutschen Tänzen" F. Schuberts und I. Zellners. Hier ist aberschon daS Klavier an die Stelle des Kleinorchesters getreten. Dievor kurzem angesagte erste Wiener Aufführung der„Mödlinger"sollte eine Uebertragung ins Streickguartett bringen. Da habenwir wieder den Verlust an Jiistrumeme» und an Klangfarben seitder Klassikerzeit: die Vorherrschaft des Klaviers und daneben derGeige läßt musikalische Reichtümer verkümmern: die Wiederaufnahmedes Bläieri'pieles sowie des Ensembles anderer Instrumente mitBläsern ist ein dringender Bedarf unserer Tonkunst.Nock eine Klasstkerneuheit gab's am Sonnlag: ein von RichardB a t t k a herausgegebenes Singquartett von Mozart:„D' Bäurinhat d' Kav verlor'n". Und wir haben die künstlerische Unschuld ver-loren. WaS da ionst noch an„Humor in der Musik" inGestalt von halb belannlen Singscherzen unserer Klassiker aufgeführtwurde, zeigt ebenso wie die beiden Neuheiten eine SctmffenSweise. dieeine zwar äußerst genügsame, aber an Sinn für das Wesenlliche reicheKultur erkennen läßt. sz.'mal wieder ein schlichtes Singspiel: unter diesem Zeichen gabe? Sonnlagabend in der V o l k s o p e r eine einaktige Neuheit:„Der Müller von Sanssouci". Die unechte Geschichte vonder„historischen Mühle" bei Potsdam, deren Eigentümer dem Eni-eignnngSwillen Friedrich IL getrotzt haben soll, ist hier textlich geist-los, musikalisch zwar nicht au Geist, aber an Melodie und NythmuSeinigermaßen reich behandelt worden. Karl Eduard GoepfartIgeb. 1859), ein Weimarer, wohlangeschen als Chordirigent und alsChor- und sonstiger Komponist, läßt seine Tonfolgen in freundlicherRokokkomanier tänzeln und schmachten, daß man manchesAeußerlichere überhören und am ganzen so viel Freude habenkann, wie sie daS Publikum gehabt hat. Wie mir berichtet wird,lüiis der Partei.Denkmal für Wilhelm Schmidt.Im August des Jahres 1907 war es, als die FrankfurterArbeiterschaft ihren Fübrer, den langjährigen Reichstagsabgeordnetenfür Frankfurt a. M. Wilhelm Schmidt, zur letzten Ruhe-statte geleitete. Er wird ihr für immer ein leuchtendesVorbild mutvollen Kämpfens für ihre Sache sein; nunsetzte sie ihm auch ein äußeres Zeichen ibrer Liebe undVerehrung. Am Sonntag wurde auf seiner Grabstätte ein Denlsteinentdüllt. Einfach und schlicht, wie Schmidt im Leben war, ist ergeHallen: ein großer Taunusblock mit dem Bildnis Schmidts, inBronze gegossen. Darunter steht: Wilhelm Schmidt 1851—1007.Einfach und schlicht war auch die Enthüllungsfeier. Obwohl leinebesonderen Vorbereitungen getroffen worden waren, strömten die Partei-genossen in Scharen herbei, und eine dichte Kette von dankbaren SchülernSchmidts umringten das Grab. Ein alter Freund des Toten, derseit 1875 mit ihm zusammen für unsere Ziele kämpfte, Genosse EmilFletsch mann, hielt eine Ansprache. Er gab ein kurzes Lebens-bild Schmidts, und hob besonders sein Wirken und seine Verdiensteum die Arbeiterbewegung während des Sozialistengesetzes hervor.Dann erklangen nochmals die Sttmmen der Sänger, die die Feierauch eingeleitet hatten:„Ein Sohn des Volkes wollt er sein undbleiben."...Die Sozialdemokratie und daS südslawische Problem.Am 21. und 22. November tagte in L a i b a ch. der HauptstadtK r a i n s, wie wir schon kurz gemeldet haben, eine Konferenzder südslawischen sozialdemokratischen Parteienund zwar der slowenischen in Oesterreich, der kroa-tischen in Ungarn- Kroatien, der boSnisch-herze-g ottini fchen, die jetzt mitten im Kampfe um die(ruropäi-sierung des neu annektierten Gebietes steht und soeben erst bei denKrankenkassenwahlen in Serojewo und D o l n a-T u z l a große Siege errang. Als Gäste waren anwesend die Ver-treter der deutsch-österreichischen Partei, Genossen Ab-geordneten Adler und Renner, Parteisekretär B r u h a undChesredakteur S ch m e r a l für die tschechische Partei, Ab-geordneter S c a b a r für die i t a l i e n i s ch'- ö st e r r e i ch i s ch e,Tucovic für die serbische Sozialdemokratie.— Nachden Referaten der Genossen K r i st a n- Laibach und Demetrovic»Agram wurde eine Programmresolution über die s ü d»slawische Frage beschlossen, die folgendes enthält:Der in der Annexion Bosniens, dem bureaukranschen Regimein Oesterreich und der Aufrechterhattung des feudal-oligarchischenSystems in Ungarn sich ausdrückende Zug der östcrreich-ungari»schen Politik ist der Imperialismus. Gegenüber denwar das Spielchen bisher nur in Weimar aufgeführt— vor etwavier Jahren.Auch sonst bewährt sich Direktor M. AlfieriS Unternehmenanscheinend besser, als man in der Erinnerung an frühere Schicksaledes Hauies erwarten möchte, und als unser knapper Kritikraum esim einzelnen nachweisen könnte.— Orchester leiser. Regie manch»mal deutlicher uud lebhasier— das wären so einige Nandttitiken.8.,Humor und Satire.Der Fund.„Gestern fand ich— wer beschreibt mein Erstaunen?— BeimHändler Veitelstock eine Wachsbüste, die ich sofort dem Cinquecentozuschrieb und bei näherer Prüfung mit Sicherheit als absolut Mino-dafiesolesk erkannte".„Ich erwarb das herrliche Kunstwerk um die Lächerlichkeit vonhunderttausend Mark für unsere Galerie und trug es voll innerlichenJubels dorthin."„Ja. meine Herren, nun steht sie hier, eine Zierde unsererSammlung, jede Linie ein Mino da Fiesole I Wie sie nnS hinüberleitet vom ausgehenden Cinquecento in da? anbrechende Secento lJa. meine Herren, dieses Werk der Wnchsplastik usw. usw.!"Zeitungsnachricht: Der Wawskopf, den unsere Galerieals Mino da Fiesole angekauft hat. gehörte noch vor drei Jahrendem Friseur Fritz Änörke und war von diesem selbst in seinenMußestunden angefertigt worden.N o ch s a tz: Der Großherzog von Gerolstein tröstete denGaleriedirektor und versickerte, daß er nach wie vor den Kops füreinen Mino da Fiesole halte._(„Simplicissimus".)Notizen.— Kunstchronik. Die Arbeiter- Dilettanten»Kunstausstellung(Potsdamer Str. 4) bleibt bis zum 15. De»zember geöffnet.— Neue Dramen. Während B j ö r n s o n schwerkrank inParis daniederliegt, wird in Deutschland sein neues Lustspiel„Wenn der junge Wein b l ü h t" erprobt. Das Werk, dasLiebesanfcchlungcti alternder Männer mit Humor behandelt, hatte inDresden und jetzt auch in München starken Erfolg.— Die Millionenerbschast des Pasteurinstitut«.Das Pasteurinstitut in Paris, die Miitteraiistalt aller ähnlichen undgewöhnlich auch gleichbenannten Institute, die jetzt über die ganzeErde verbreitet sind, wird binnen kurzem in den Besitz einer Erb-t'chaft von dem stattlichen Betrag von ungefähr 30 Millionen Frankgelangen. Diese Summe ist der geschätzte Wert des gesamten Ver»mögen« des schon bei seinen Lebzeiten viel genannten Herrn Ostri»,der vor etwa einem Jahre verstarb.'