Pfändungen; aber schuld an dem Elend derer, die ausgepfändet werden, find die Arbeitgeber.«Sehr ridbtig! bei den Sozialdemokraten.) Man lockt die armen Leute mit Versprechungen hin, als ob sie in ein Land kommen, wo Milch und Honig fliegt. Aber zun-ichst bekommen sie sechs Monate keinen Lohn, müssen also mit Schulden anfangen. Gewiß gibt's auch einen Prozentsatz von solchen, die auf Betrug ausgehen, was wir ebenfalls streng verurteilen. Unter Söll (XX) Menschen finden sich natürlich auch einige räudige Schafe, von denen aber nicht nur Kausleute, sondern auch die eigenen Arbeitskollegen geschädigt werden. Das darf man aber hier nicht so ausbauschen, als ob eine ungeheure Menge Betrüger unter den Bergarbeitern wären.(Lebhafte Zustimniung bei den Sozialdemokraten. s Sehr viel Klagen sind hier über den Belegschaftswechsel geführt worden. Den beklagen auch wir.(Sehr richtig I bei den Sozialdemokraten.) Auch die GeWerk- schaflen haben von ihm keinen Nutzen. Wenn Sie ihn aber einschränken wollen, so ändern Sie daS Lohn- system. Im Bergbau herrscht daS A kk o r d s y st e m, das da Gedingesysteni heißt. Der Beamte setzt einseitig das Gedinge fest und wenn der Arbeiter es nicht annimmt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als zu gehen, die Zeche zu wechseln. Eine große Zahl Arbeiter wird als kontraktbrüchig bezeichnet, wo e, gentlich die Zeche sie kontraktbrüchig macht. Hat der Beamte ein Gedinge gemacht und merkt, daß die Arbeiter leidlich verdienen, so setzt er mitten im Monat das Ge- dinge herab, und wenn der Arbeiter es sich nicht will ge- fallen lassen, wird ihm gesagt, er soll zum Teufel gehen. Und geht er wirklich, so kommt er als kontraktbrüchig in die schwarze Liste. Den Beaniten selbst kann man nicht ein- mal einen Vorwurf daraus mache», denn Sie haben ja gehört, wie einem Steiger mitgespielt wird, wenn er daS Gedinge nicht niedrig halten kann. Warum wehren fich denn die Grubenbesitzer so sehr gegen einen Lohntarif? Die Arbeiterorganisationen haben sich aus- glücklich für ihn ausgesprochen, aber die Arbeitgeber tun so, als ob er nicht durchführbar ist. Doch werden wir nicht locker Tasse». lSehr richtig I bei den Sozialdemolraten.) Herr Fuhrmann hat auch Lohnzahlen angeführt und gemeint, die Arbeiter hätten gar keine Ursache, die Zeche zu wechseln, weil sie erträgliche Löhne haben. Nun. im Iii Quartal 1908 sind 126 Millionen 729 000 SK. an Löhnen gezahlt, im III. Quartal 1909 nur 114 Millionen 813 000 M., alio 12 Millionen weniger, obwohl in dieser Zeit 405b Arbeiter mehr eingestellt wurden, also eine ganz gewaltige Zurückschraubung der Löhne ist eingetreten. In agrarischen Kreisen tut nian so, als ob die Löhne seit den 80jg«r Jahren um 80 bis 90 Prozent in die Höhe gegangen sind. In Wirklichkeit betrugen die Löhne im II. Quartal 1909 nur 23 Pf. mehr, als im Jahre 1874.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Und nun bedenken Sie die Teuerung, die feit jener Zeit durch Ihre Schuld, durch Ihr Schutzzollsystem, Ihr künstliches Ausfuhrsystem ein- getreten ist.(Sehr ricvtig I bei den Sozialdemokraten.) Tausende und Tausende von Arbeitern werden aus den, Ausland heran- gezogen, trotzdem im Inland Arbeiter genug vorhanden sind. Aber die ausländischen Arbeiter sind eben vollständig wehr- los. Die„Berflarbeiter-Ztg.* hat erst vor kurzem wieder ein Schriftstück veröffentlichen können, aus dem hervorgeht, daß die Regierung auswärtige Arbeiter sehr oft ausweist auf eiascitigr Angabe» der Zechen- Verwaltung hm. Erst gestern ist mir wieder ein Brief über eine» Fall auS dem Ruhrgebiet zugegangen, wonach ein ausländischer Arbeiter ausgewiesen ist, der gar keinen Kontraktbruch begangen. solidem ordnungsmäßig gekündigt hat. Er hat nur nicht, wie es bei der Anwerbung verlangt wurde, ein halbes tahr aus derselben Zeche arbeiten wollen, Kontraklbruch t das keinesfalls. Herr Fuhrmann hat paritätische Arbeitsnachweise auch als sein Ziel hingestellt und heute hat der Staatssekretär sie auch als das seinige anerkannt. Run möge er aber die Einbringung des ArbeilSkammergesetzeS nicht mehr au» die lange Bant schieben. Herr v. Dirtsen hat hier im Januar das positive Versprechen abgegeben, daß kein Arbeiter mehr auf die schwarze Liste kommen soll, ohne daß er es erfährt. Dieses im Namen der Bergverwaltung von Herrn Dirksen abgegebene Versprechen ist nicht gehalten worden.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich hätte ihn hören mögen, wenn er uns hätte nachweisen können, daß ein vor Jahresfrist abgegebenes Versprechen nicht gehalten ist.(Sehr wahr! bei de» Sozialdemokraten.) Herr V. Dirtsen hat ferner be- hauplet, der Hamburger ArbeitsnachlveiS habe bedeutend mehr Arbeitsstellen vermittelt als die übrigen Arbeitsnachweise. Diese Behauptung ist vollkommen falsch. Weiter bat Herr v. Dirksen dem preußischen Handelsininister und jetzigen Staatssekretär ein großes Lob gespendet. Dieses Lob aus dem Munde des Herrn v. Dirksen bringt ihn, kein Lob bei den Arbeitem ein.(Lachen rechts.) Nicht nur bei unseren, sondern auch nicht bei den christlichsozialen. Nun, vor vier Jahren bei Gelegen- heit der Novelle zum preußischen Bergarbeiiergesetz schrieb ein christsichsoziales Bergarbeiterblatt:„Besser ist es. die Rück- st ä n d i g l e» t des koniervaliven Flügels klar zu erkennen, als sich der Täuschung hinzugeben, als sei von ihnen etwaS zu erwarten."(Sehr richtig I hei den Sozialdemokraten.) Herr v. Dirksen fpracti auch über den TerroriSlnuS der Arbeiter, die mit ilnorgauisierlen nicht zusammenarbeile» wollen. Aber wenn die Zechenverwaltungen sich zum Kartell zusammentun und einen Außensider vollständig ruinieren, dann hat er nichts dagegen eiuzuweiideli!(Sehr richtig I bei den Sozialdemo- kraten.) Sie wundern sich, daß die Arbeiter allen Versieberungen hier große» Mißtrauen entgegciibriiigen. Auf der Zeche Kaiierstuhl sagte der Bergasiessor im Arbeiterausschuß bei Besprechung des neuen Arbeit-nadnveises: Das Umschauen nach Arbeit sei auch künstig vor der Kündigung geftatlet. Aber der Bctriebsiührer, der Beamte, der die Leute cinzusiellen hat. sagte zu ihm:„Herr Assessor. Sie sind wohl im Irrtum, uns ist auf einer Konferenz das Gegenteil gesagt".(Hört I hört I bei den Sozialdcmo- kraten.) Die Arbeiter sehen also in ihrem Mißtrauen keine Ge« spenster, sonden» haben allen Anlaß zum Mißtrauen. Der Slaarsselretär war erstaunt darüber, daß die Arbeitel Vertreter hier für ein friedliches Zusammenarbeiten mit den Arbeilgebern gesprochen. Das lommt nur daher, weil er niemals mit Ar- heitern sich darüber ausgesprochen hat.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir haben auch von An- fang an ans dem Standpunkt des paritätischen Arbeitsnachweises gestanden. Hätte der Staatssekretär die Eingaben der Arbeiter- vmreier gelesen, so hätte er gesehen, daß wir den preußischen Handelsminisler stets gebeten haben, seinen Einfluß aus- zuüben, daß der paritätische Arbeitsnachweis eingeführt werde. Auch an die Zechenverwaltungen sind wir trotz aller schroffen Zurück- Weisungen immer wieder in dtesem Sinne herangetreten. Wenn es uns gelingt, den Streik zu verhindern, dann hoben Sie das nur uns zu verdanken. Der Kampf um den Arbeitsnachweis wird und mutz geführt werden, denn die Arbeiter werden sich diese Zwangsjacke, dieses Skladensyftem auf die Dauer nicht gefallen lassen. Aber der Kampf wird geführt werden, wie die A r b e i t e r eS w o l l e n, nicht ivenn es den A r b e i t a e b e r n paßt. Wir können den Kampf nur jetzt ver- hindern, wir könne» ihn nicht überhaupt verhindern, weil das über daS Meiifchcnniögliche hinausgeht. In dieser Frage stehen alle Arbeiter zusammen. Wenn die Unternehmer sich dabei auf die Maschinen- gewehre und auf Ausnahmegesetze stützen, diese Stützen werden sie nicht retten. Die Arbeiter Mnnsfelds haben sich nicht vor die Maschinengewehre gestellt, die Arbeiter des Ruhrreviers werden es auch nicht tun. Die Regierung hat die Pflicht, hier einziigreifeit. Tut sie es nicht, so trägt sie die moralische Verantwortung für die schweren Schädigungen, dte dem Wirtschaftsleben dann zugefügt werden. Fahren Sie in dieser Politik der Unteedrückung fort, so zichten Sie im Ruhrrevier nur den Anarchismus groß.(Lebhaftes Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Staatssekretär Delbrück : Ich bin dem Abg. Sachse dankbar für den objektiven und vor- nehmen Ton, mit dem er mich kritisiert hat. Dieser Ton sticht an- genehm ab von der Kritik deS Abg. Naumann.(Lachen links.) Der Abg. Naumann hat mir vorgeworfen, ich hätte mich um das Wohl der Taufende und Zehnlausende von Bergarbeilcrn nicht ge» künimert, mir wäre das Schicksal dieser plebejischen Masse gleichgültig. Ei» derartiger Vorwurf ist mir in meiner langen Beannen- und öffentlichen Tätigkeit noch nicht gemacht worden. Der Vorwurf wiegt um so scvioerer in dem Munde eineS Mannes, dessen Kunst der Rede, Herrschaft der Rede allgemein bewundert wird. Ich überlaste diese Ausführungen des Abg. Naumann der Kritik des Hauses.(Beifall rechtS.) Im übrigen habe ich kein Loblied auf die Zechcnherren � gesungen. Ueber die Vorgänge in Mannheim habe ich nichts gesagt. Ich habe aber die badische Regierung ersucht, Ermittelungen anzustellen. Daß irgend ein Mitglied der Verbündeten Regierungen es billigen sollie. wenn gesetzliche Vorschriften zuungunsten der Arbeiter miß braucht werden, ist so ausgeschlossen, daß es keiner Be' teuerung von meiner Seite bedarf. Wo gegen die Gewerbeordnung verstoßen wird, wird eingegriffen. Ich kann Herrn Hue und seine Freunde nur bitten, zumir zu kommen und inir die Wünsche vorzutragen. Ich werde dankbar alles entgegennehmen. Die Anordnungen bei der Grube Radbod sind getroffen worden, um die Sicherheit der mit den Auf' räumungSarbeiten betrauten Arbeiter nicht zu gefährden. Die Ursachen der Katastrophe sollten in keiner Weise verdunkelt werden Ich habe ausdrücklich angeordnet, daß Vertrauensleute der Belegschaft zugezogen werben sollten.(Abg. Sachse: ES sind aber keine zugezogen worden.) Ministerialdirektor im preußischen Handelsministerium Meißner: Die Grube Radbod hat unter Wasser gesetzt werden müssen. Such wir wollen die Ursache der Katastrophe aufklären, aber wir wollen nicht Arbeiterleben aufs Spiel setzen. Abg. v. Naumann(Frs. Bg.): Meine Erinnerung ist die. daß die e i i! z i g e S t e l l e in der gestrigen im übrigen amtlich und juristisch gehaltenen Rede des SlaaissekretärS, an der er menschlich wärmere Töne fand, diejenige war, wo er von den Interessen der kapitalistischen Witwen sprach.(Sehr richtig! links.) Das siel mir um so mehr auf, als die Dividenden der Bergwerksaktien fich dauernd in einem guten Zu- stände befinden, während die Löhne i m Ab st eigen be- griffen sind, und während die Lebenshaltung der be- treffenden Arbeiterschichten durch den neuen Arbeitsnachweis sehr gefährdet ist. Nach der jetzigen Erklärung des Staatssekretärs schränke ich meine Bemerkungen entsprechend eiv. Im übrigen habe ich niemals die hervorragenden Verdienste der deutscheu Unternehmer verkannt. Eine vollständig endgiltige Gewerbeordnung werden wir nie bekommen, wohl aber könnten die Erfahrungen der letzten 40 Jahre kodifiziert werden.(Beifall links.) Abg. Sachse(Soz.): Unter den Bergarbeitern herrscht heute noch die Ansicht, daß man die Grube Radbod geschloffen hat, um die Ursachen der Katastrophe zU vertuschen. Damit schließt die Besprechung. Abg. Dr. Arendt(persönlich): Herr Sachse hat einen Zwischenruf von mir so ausgelegt, als od ich em Ausnahmegesetz gefordert hätte. In der Tat bedeutete mein Zwischenruf gerade das Gegenteil und sollte besagen, daß nach unserer Auffassung die Konsequenz der Ausführungen des Herrn Naumann das Verlangen nach einem Ausnahmegesetz gegen die Arbeitgeber wäre. Ich nehme an. daß die Sozialdemokratie mit dieser Behauptung nicht weiter krebsen wird, sonst wäre es eine Verleumdung. Ueber die Maschinengewehre werden wir unS bei der betreffenden Interpellation nach Weih- nachten eingehend unterhalten. Ich werde dann nachweisen, welchen groben Uniua die Sozialdemokraten mit diesen Maschinengewehren getrieben haben.(Lacken bei den Sozialdemokraten. Präsident Graf Stolberg: Da« war nickt persönlich!)____ Hierauf vertagt sich das Haus. Eingegangen find zwei Interpellationen über die Kattowitzer Maßregeluiigen. Nächste Sitzung: Dienstag, den 11. Januar 1910, 2 Uhr.(1. Jnierpellation über die mecklenburgische Verfassung. 2. Die oben genannten Jnterpellasionen. 8. Novelle zum Gerichts- verfassungsgesetz. zur Siroiprozeßordnung usw. Präsident Gras Stolbrrg: Ich wünsche Ihnen allen ein fröhliches Weihnachtsfest(Bravo I) und schließe die Sitzung. Schluß 6°/« Uhr. _ Hus Induftm und ftandel. WaS der Geschäftsbericht enthüllt. Wie der Geschäftsbericht der Siemeu» u. HalSke A.-G. ausweist, ist der Gesamtumschlag im letzten Geschäftsjahre um 15 Proz. hoher gewesen als im Jahre vorher. Der Bruttogewinn stieg in derselben Zeit von 11,07 Mill. Mark auf 12.79 Mill. Mark, der Reingewinn von 9,68 Mill. Mark auf I>,11 Mill. Mark, die Summe der abge- stoßencn Dividende von 6 995 000 M. auf 7 569 OOS M. und die gezahlte Lohnsumine von 53,58 Mill. Mark aus 54,71 Mill. Mark; an Gratifikationen wurden diesmal 650000 M. verteilt, gegen 600 000 M. im Lorjahre, und an Tantiemen für den Aufstcklsrat 831 995 M., gegen 246 960 M. für 1907/03. Leider finden wir keine Angaben über die Zahl der beschäftigten Arbeiter.Somit ist nicht zu ersehen, ob auch eine Lohnzunnhme pro Kops eingetreten ist. Vielleicht entspricht die Steigerung der Lohnsumme nur einer Vermehrung des Personals, die sich aus dem erhöhten Umschlage ergibt. Jedenfalls kann man aber auch schon aus den vorliegenden Angaben feststellen, daß die Löhnzunahme h'nter den Gewinnerhöhungen und dem vergrößerten Umsatz zurückgeblieben ist. Es ergeben sich nämlich folgende Steigerungen: Jahresumsatz.... 15.— Proz. Lohnkonto..... 2,11, Gratifikationen... 8,83„ Bruttogewinn.... 15,50„ Reingewinn.... 18,08„ Dividenden.... 26,10„ Tantiemen..... 34,39„ ES fehlt nur noch die Klage, daß die Rentabilität der Industrie durch die Begehrlichkeit der Arbeiter bedroht sei, die Sozialgesetz- gebung unerickiwingliÄe Kosten verursache usw. nach bekannter Melodie. Diesmal wird den Aktionären, die sick mit>2 Proz. Dividende begnügen müssen, gegen 1t Proz. im Borjahre, nur etwas über unzulängliche Preise vorgejammert. Von unzulänglichen Löhnen wird natürlich nichts erwähnt!_ Getreideernte. Die Bewegimg der Getreidepreise hatte bisher private Ernte- schätzuugen als Grundlage. Diese Schätzinigen sind durch die anit- lichen Ernteermitleluugen beträchtlich llbertroffen ivorden. Für Preußen veröffenilickten wir vor einigen Tagen die Zahlen, nun liegen die Angaben für da? Reick, nach Feslstellungeii des statistischen Amts vor. Danach ergeben sich Mengen, die z. B. bei Roggen um fast 14 Proz. über eine Schätzung aus Fachkreisen im September hinausgehen. Eine Bergleichung mit den vorjährigen Ziffern gibt folgendes Bild: 1908 1909 Tonnen Tonnen Weizenernte, insgesamt. 3 767 767 3 755 717 Roggencrnte„. 10 736 874 11348 415 Hafer........ 7 694 833 9125 816 Gerste....... 3 059 885 3 495 616 Zusammeu. 25 269 359 27 725 594 Die Kartoffelernte des Deutschen Reiches beträgt 46 706 262 Tonnen gegen 46342 726 Tonnen respektive 46 538 299 Tonnen in j den beiden Vorjahren; von dem diesjährigen Ertrage waren 5 Proz. erkrankt, in den Vorjahren 4 Proz. respektive 6.4 Proz. Klee ergab eine Ernte von 8 956 696 Tonnen gegen 11695 945 Tonnen respektive 9 0985)68 Tonnen und Luzerne erbrachte 1 352 896 Tonnen gegen 1 580 148 Tonnen respektive l 401 368 Tonnen. Wieien er- brachten eine Ernteinenge von 22 140 927 Tonnen gegen 27 076 097 Tonnen respektive 24 911 938 Tonnen. Der Erlrag des Winterweizens in Deutschland stellt sich auf 2 Tonnen pro Hektar gegen 2 Tonnen resp. 1,87 Tonnen in den beiden Vorjahren. Sommerweizen ergab sogar einen Erlrag von 2,37 Tomien gegen 2,03 Tonnen resp 2,48 Tonnen; eS ist dies der zweitgrößte Ertrag, der je erzielt wurde. Lei Roggen erreickie der Hektarertrag sogar eine Höbe, wie sie niemals vorher konstatiert wurde; es wurden nämlich auf dem Hektar 1,86 Tonnen Winter« roggen geerntet gegen l,77 Tonnen resp. l,62 Tonnen. Sommer- roggen erbrachte 1,27 Tonnen gegen 1,16 resp 1,25. Bei Hafer stellt sich der Hektarertrag ans 2.12 Tonnen gegen 1,80 resp. 2,09. Kartoffeln ergaben 14,05 gegen 14,07 resp. 13,81. Gerste 2,12 gegen 1,88 resp. 2,06.— Nach diesen Resultaten müßte man mit einem ansehnlichen Preisfall rechne» können. Ob er eintritt, muß aller« dings erst noch abgewartet werden. DcS Kaisers Nebenbefchäftiaung. Nach einer Mitteilung des„B. T." soll oer Kaiser fünf Aktien der Städtischen Lagerbierbrauerei in Hannover besitzen. Stimmt das, dann hat Wilhelm II. das Geld gut angelegt. Die Brauerei ist das Eigentum der Brauereigilde der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover . Die Brauereigilde besteht aus den Besitzern der3l7 Haus« stellen der Altstadt Hannovers , an denen früher(bis 1368) das ausschließliche Braurecht haftete. DaS Kapital(der Vcrmöqeilsanteil der 317 Brouhausstellen) beträgt 700000 M. Die höchste Dividende, die in dem Zeitraum von 1890/91 bis 1907/08 ausgeschüttet wurde» betrug 1600 M. I» den letzten neun Jahren wurden auf 700000 Ui. Kapital pro Jahr 317000 M. oder pro.Hausstelle" 1000 M. gezahlt. Für 1908/09 gelangen 350 M pro„Haus stelle" zur AuSschütiung. Wieweit die kaiserliche Privatschatulle bei anderen Akiiengescllschaften beteiligt ist. entzieht sich der öffentlichen Kenntnis, doch wird, bemerkt das Blatt weiter, vermutet, daß der Kaiser Anteilbesitzer der Reichs« dank ist. Wenigstens figuriert in der Liste der Anteilbesitzer der Reichsbank der Geheime Negierungsrat im Ministerium des könig« lichen Hauses Müller, der gleichzeitig Direktor der Verwaltung des königlichen HausschatzeS ist. und es ist anzunehmen, daß dieser de» Besitz des Kaisers an Anteilen der Reichsbank vertritt. Steigerung des KvhlenversandeS. Der rechnungsmäßige Absatz des Rheiinsch-Westsättjcheii Kohlen-Syndikats betrug im November 1909 bei 24'/g(Vorjahr 24) Arbeitstagen 5 492 140(5 136 768) Tonnen oder arbeitstäglich 327 653(214 632) Tonnen. Der auf die Beteiligung anzurechnende Koks- und Brikettabsatz hat betragen an Koks im November 1909 bei 30(30) Arbeitstagen insgesamt itlS 7Sl (736 060) Tonnen oder arbeitstäglich 27 193(24 565) Tonnen; an Briketts bei 24'/°(24) Arbeitstagen insgesaint 251 092(227 209) Tonnen oder arbettstäglich 10 408(9467) Tonnen. Schweinefleischpreise. Die Zusammenstellungen der„Statistischen Korrespondenz" über iö Marktorten ermittc" die von 51 Resultate: ermittelten Durchschnittpreise ergeben folgende Preise im Kleinhandel per Kilograntm in Pfennig Schweinefleisch von der Keule. . vom Bug.. » Kopf und Bein Schweine-Rückenfctt.... » Schinken....... 277 „ Speck ........ 189 Im Durchschnitt beträgt die Steigerung 2 Pf. Oktober 184 172 93 169 November 136 172 95 176 278 191 per Kilogramm. Hus der f rauenbewegung* Der„Post"• Schreiken. In allen Schattierungen versucht die konservative Presse dem deutschen Michel den Teufel(in Gestalt einer herannahenden Frauenherrschaftsperiode) an die Wand zu malen; in allen Ton« arten zetert sie über diesen, das Deutschtum bedrohenden Schrecken. Kurzlich empfahl die„Deutsche Tageszeitung" die brutale Faust des Mannes zur Bekämpfung der zunehmenden Frauetiemanzi- pation. An dem unheilvollen Feminismus sei, meinte daS Brot- Wucherorgan, nur das Aufhören der Kriege schuld I Daß die Frauen sich nicht mehr willig knechten und einfach beiseite schieben lassen wollen, das erfüllt die bisherigen unumschränkten Machthaber mit Zorn und Unbehagen. Die Regierung soll dem Treiben' des an- mähenden Frauengcschlechts ein Ende bereiten, sie soll retten vor der Schreckensherrschaft, die den Untergang des Deutschtums heraufbeschwöre! Also seufzten und flehten kürzlich die starken„Post» leute. Sie entsetzten sich bei dem Gedanken der„Gleichberechtigung" der Frauen mit den Männern. Daß bei der Mädchenschulreform durch die Zulassung der Frauen zu allen Hochschulstudien und zur Leitung öffentlicher Schulen„sogar" gleichgebildete Männer einer Frau amUich unterstellt würden, erfüllt sie mit solchem Entsetzen, daß sie, gleich im Ramsch, an den preußischen Staat und die deutsche Regierung die ernst mahnende Frage richten, ob sie die Frauenherrschaft einzuführen gedenken? Warnend rufen sie der Regierung zu:„Zurück vom falschen Wege!" Mit dem bisherigen Zugeständnis an die Frauen sei schon ein entscheidender Schritt auf dem Wege zur völligen Gleichberechtigung getan I Natürlich plädiert die„Post" auch für eine Ablehnung der Koedukation. Sie will die Zulassung der Mädchen zu den höheren Knaben- bildungsanstalten selbst da, wo den Mädchen jede andere Gelegenheit zu höherer Ausbildung fehlt, verboten wissen. Man sollte sich lieber schämen, daß für die Mütter und zugleich Erzieherinnen ihrer Kinder daL Maß an Bildungsmöglichkeit und Wissen bisher so eugbegrenzt war, daß den meisten Knaben ihre Mütter bald„viel zu dumm" waren, als daß sie irgend etwas mit ihnen besprechen könnten. Den Frauen sollte man dankbar sein, daß sie selbst die Initiative dazu ergreifen, um das alte Uebel zu beseitigen. Gesetze und Einrichtungen in Staat und Kommune kranken an Einseitigkeit und lassen häufig den schärferen, tieferen Einblick, den Frauen in sozialen Dingen den Männern voraus haben, bcrmissen. Männer empören sich, einer gleichgcbildeten ledigen Schulvorsteherin unterstellt zu sein; aber ivenn Hunderte von Frauen einem ledigen Manne unterstellt sind, und von ihm in jeder Weise ausgebeutet werden, da empört sich ihr stolzes Mannerherz absolut nicht! Im Gegenteil, es empört sie nur, wenn die Frauen es wagen, sich darob zu empören! Aber box solcher Empörung macht die Entwickelung, das stahlharte Muß der Wirt» schaftlichen Notwendigkeiten nicht halt. Die Frauenarbeit erringt sich immer mehr Positionen. Und an den alten Säulen ihrer Recht- und Wchrlosigkeit rütteln vernehmbar die neuen Verhältnisse. Daran werden Rückschrittler nichts ändern. Nun suchen sie ein Karnickel, dem sie die Verantwortung für die Schicksalswendung zuspreclien können. Da wird dem„gleichgültigen Bürgertum", dem„Philistertum" die Schuld in die Schuhe geschoben, daß es der Regierung nicht entgegentrat bei Zugeständnissen an die Frauenbewegung. Unter weiter vernimmt man:„Wie das deutsche Volk es durch seine Saumseligkeit und Gleichmütigkeit fertiggebracht hat, bei gewaltigen finanziellen Opfern die Sozialdeniokratie soweit erstarken zu lassen, daß sie zu einer großen, stetigen Gefahr für den Staat herangewachsen ist, so wird es binnen kurzem auch den traurigen Ruhm genießen, die gründlichste Fraucnemanzipation in? Werk gesetzt bezw. zugelassen zu haben. Dem Drucke der organi- sicrten Frauenbewegung und ihrer Helfer hat es keinen Gegendruck entgegengesetzt, und so mutzten schließlich alle Dämme brechen!" Da diese Epistel das ängstliche Herz anscheinend nicht erleichtert hat. faucht die„Post" sich also weiter auö:...... so wären wir rettungslos der Frauenherrschaft ausgeliefert". Was da als Herrschast deklariert wird, ist in Wirklichkeit nichts anderes als
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