nicht infolge der unersättlichen Habgier der Bauern, sondern als notwendige itonsequenz der Verteuerung der ganzen Wirtschaftsführung.Der Handlanger als Lehrmeister.In seinem neuesten BiSmarck-Evangelium erzählt H. vonP o s ch i n g e r u. a. eine Aeutzerung Bismarcks aus dem Februar1877 über»die Gründe des TainederliegenS des Verkehrs inDeutschland". Bismarck sagte:»Die orientalische Frage ist daran nicht schuld, oder langenicht allein; die Hauptursache, warum Europa nicht zur Ruhekommt, ist der Rachegeist Frankreichs und der Kommunis-m u s. Seit 200 Jahren beunruhigt uns Frankreich, wäre esdie orientalische Frage nicht, so wäre es eine andere, die denGrund zu Allianzspeiulationen für Frankreich abgeben mühte.Und wie soll in Europa Vertrauen und Unternehmungslust er-wachen, wenn der Kommunismus ameisenartig um sich greift?Wenn man das Erarbeitete durch Brand und Plünde-r u n g zu verlieren fürchten muß, und noch dazu die Aussichthat, dafür, daß man etwas besitzt, massakriert zu werden.Auf die im Jnlande organisierten Räuberbanden, inBerlin allein vielleicht 380 000 Mann stark, bauen dann andereMächte ihre Hoffnungskombinationen, z. B. Rußland, das seinenBeistand höher verwerten möchte, als es uns in der Tat wert ist."Nun weih man doch, was Wilhelm II. von dem Handlangerseines Großvaters gelernt hat und braucht sich über die„Rottsvon Menschen" usw. nicht zu wundern.AuffrischenSwert sind dabei die Worte, die 1850 der spätereDortmunder Oberbürgermeister Becker in seiner«WestdeutschenZeitung" den Aeußerungen des Königs von Preußen widmete, diedieser an die bei den Maiaufständen„tätig" gewesenen Gardenrichtete:»Ihr habt Euch so benommen, daß Ihr die Achtung undLiebe jedes Redlichen und jedes Tapferen und den Haß jedesSchurken Euch erworben habt." Der„rote Becker" rief demKönige zu:„Du hast es gesagt: Wir sind Schurken! Denn4| wir lieben sie nicht, die uns die Brüder erschlugen; wir liebensie nicht, die Söhne des Volkes, die im fremden Solde gegen das• eigene Fleisch wüteten; wir lieben sie nicht, die Heldentaten, diesie verübten! Und wir achten sie nicht, die Blinden, die dem Rufedes Kommandos folgten und nicht sahen, wohin sie zrAen. Wirachten sie nicht, die Feinde des Rechts, die Feinde der Nation, dieWerkzeuge des Verrats! Wir rufen noch heute alles vergosseneBlut auf das Haupt der meineidigen Konterrevolutionäre....Unser Haß ist. wo Eure Liebe, und unsere Achtung, wo EuerAbscheu: Darum sind wir Schurken— Du hast es gesagt.....Freue Dich, König, wir sind Schurken und Du bist König!"Die Erörterung der Gasexplosion in der HamburgerBürgerschaft.In der Sitzung der Hamburger Bürgerschaft vom Mittwochabend gelangte ein dringlicher Antrag des Senats auf Bewilligungeiner Summe von 200000 M. zur schleunigen Wiederherstellung desalten Gasometers, der bekanntlich bei der Katastrophe am 7. De-zember durch Ueberfpringen von Flammen des neuen Riesen»gasometer» explodiert und zum Teil zerstört worden ist. Da derGasometer mit über einer halben Million berfichert ist, kommt dasGeld wieder ein.In der lebhaften Debatte spielte die S ch u l d f r a g e eine großeRolle. Da in der Nähe des Gaswerkes die Pasiagicrhallen derAmerika-Linie stehen, in denen sich oft über 1000 Menschen befinden,wurde die Verlegung dieser Hallen angeregt, wie auch die Verlegungder Gasometer nach einem freien Felde. Lebhaft wendete sich derVertreter der GaSdeputation gegen einen von dem RegierungS-baumeifter a. D. S z o r b i n o w S k h in der«Rhein» und Ruhr-zeitung" veröffentlichten Artikel, dessen Behauptungen als blankeVerleumdungen erklärt wurden. Verlangt wurde, daß der Verfasseri» öffentlichem Interesse wegen Verleumdung belangt werde.Unter Ablehnung der übrigen Anträge fand der SenatsantragAnnahme.Ferner wurde der Witive des verstorbenen Dichter? Detlev vonLiliencron einstimmig eine einmalige Summe von 10000 Markbewilligt._Die Gegensätze im Polenlager.Bekanntlich hat der bisherige polnische Reichstagsabgeordnetev. Czarnowski fem Mandat niedergelegt. Unter den Polen desWahlkreises P o s e n- S t a d t ist nun ein heftiger Kampf um denneuen Kandidaten entbrannt. Die«Demokraten" wollen durchausden ArbeitcrsekretSr Nowicki aufstellen, während die„Hospartei" ver-langt, daß ein anderer Kandidat nominiert werde, weil, wie der„Dziennik PoznanSki" meint, die Arbeiter nicht so viel Bildung be-säßen, um die Interessen deS polnischen Volkes zu vertreten. UnsereGenossen haben den dortigen Leiter deS HolzarbeilerverbandeS, Ge-Nossen MamszewSki aufgestellt._Die„berühmten" Versammlungsnvtizen derPolizeibeauiten.Von der Anklage der Beleidigung Wilhelms ll-, HanS Heinrichs XIV. von Pietz und eines Landrates freigesprochen wurdeGenosse Ostcrroth aus Waldenburg. Die Beleidigung wurdein einer Rede über die Reichsfinanzreform erblickt. Die Anklagestützte sich auf die von einem?lmtssekrctär und einem Gcndckrmenin der Versammlung gemachten Notizen. Der Staatsanwalt be-antragte S Monate Gefängnis gegen den Majeftäts-, Fürsten- undLandratSbeleidiger. der, wie der Anklagevertreter bei der Be-gründung des Strafmaßes sagte, einer der eifrigsten sozialdemo-kratischen Agitation im Waldenburger Revier sei. Das Gerichtkonnte sich von der absoluten Sicherheit des Polizeistenogrammsnicht überzeugen und sprach Osterroth von Strafe und Kosten frei,da die Aufzeichnungen doch nicht„ganz" zuverlässig zu seinscheinen.Bor Eintritt in die Verhandlung hatte Genosse Osterroth den«ationalliberalen Landtagsabgeordneten und Landgerichtsrat Krausewegen Befangenheit mit Erfolg abgelehnt.Die RcichStagSersatzwahl in Mülheim-Wlpperfürth ist auf den18. Februar, die eventuelle Stichwahl auf den 28. Februar an-beraumt worden._Ocflcmich.Das Verbrechen der Agrarier.Wien, IL. Dezember.(Privatdepesche des„Vorlvärts".)Die Sitzung, die Mittwoch um 11 Uhr begonnen hat, dauertununterbrochen an. Die Gegner der Obstruktion sindin Schichten eingeteilt, die sich gegenseitig ablösen. Natürlichwar auch der Nachtdienst organisiert. Die Sitzung brachteeinen neuen Netkord für Dauer reden, der außer inden„Pereinigten Staaten" noch nicht erreicht wurde. Dertchechische Agrarier K o t l a r z schloß nämlich seine Rede erstIL Minuten vor 2 Uhr früh. Er hat 14 Stunden lang„ge-sprachen" und damit die 12 Stundenrede des Abg. Leckerüberholt. Freilich ist eine solche Obstruktionsrede dadurcherleichtert, daß sie t s ch e ch i s ch gehalten wird und sich damitdem Eingreifen des Präsidenten entzieht(nach der seltsamenUebung, daß zwar die Abgeordneten das Recht haben, ihreMuttersprache zu gebrauchen, für den Präsidenten aber nurdie iu deutscher Sprache gehaltenen Reden als seiner Zensuruiüerstchcnd gelten). Auch ist dies möglichst leise Gemurmel.das möglichst oft durch lange Beifallskundgebungen der Ge-nassen des Redners unterbrochen wird, um Erholungspausenzu schaffen, sicher kein Genuß für die Zuhörer. Zum Glückist die Zahl der Obstruktionshelden nicht groß und die derDauerredner noch geringer. Der Kotlarz folgende RednerH o l l h vermochte fein Schluß„wort" nicht über 4 Stundenauszudehnen. Um 6� Uhr früh war er zu Ende. DasHaus lehnte die Dringlichkeit des ersten Antrages von 37seitens der tschechischen Agrarier einge-brachten Dringlichkeitsanträge ab und ver-handelte den zweiten Dringlichkeitsantrag.Diesen begründete der tschechische Agrarier Space?,Der Antrag verlangt Maßregeln zur Hebung der Pferdezucht.Herr S p a c c k sprach bis 12 Uhr mittags. Dann protestierteunser Genosse R e s e l kurz gegen das frivole Treiben. Umf/22 Uhr nachmittags begann der Agrarier L i s y das Schluß-wort. Während seiner Rede ertönten gegen 6V2 Uhr abendsvon derzweitenGalerielebhastsEntrüstungs-rufe gegen die Obstruktioniften. Die Galerie, die starkbesucht war, wurde hierauf geräumt. Auch im Saalekam es aus diesem Anlasse zu erregten Auseinandersetzungenzwischen den deutschen und tschechischen Abgeordneten. Nachder Räumung der Galerie setzte Lisy seine Rede fort.Die Arbeiter sind entschlossen, dem Meuchelmord andem Parlament nicht ruhig zuzusehen. Gestern abend fandbereits eine spontane Kundgebung statt. MehrereTausend Arbeiter marschierten von den Fabriken direkt vordas Parlament, wo eine eindrucksvolle Kundgebung gegendas agrarische Verbrechen stattfand. Die Demonstrationenwerden sich wiederholen und fiir Sonntag siebt eine Riesen-d e m 0 n st r a t i 0 n der kampfgewohnten Wiener Arbeiter-batmllone in Aussicht,_Gegen die Obstruktion.Wien, 18. Dezember. Die Vollversammlung der deutsch-freiheitlichen Parteien sprach einhellig ihre Entrüstungüber die O b st r u k t i 0 n der Slavischen Union auS und erklärteauf das entschiedenste, ihre ganze Kraft aufbieten zu wollen, umdieses, den Staat, die Verfassung und das allgemeine Volkswohlzerstörende Treiben zu bekämpfen und gab der Ueberzeugung Aus-druck, daß unter den gegebenen Verhältnissen jedes Entgegen-kommen gegenüber der Slavischen Union ausgeschlossen seinmüsse.Obstruktion auch in Ungarn.Budapest, 10. Dezember. Die K 0 s s u t h p a r t« i hat be-schlössen, nicht in die Beratung des Budgetprovisoriumseinzutreten, da dieses dem Abgeordnetenhause von einem Kabinettunterbreitet worden sei. das seine Entlassung gegeben habe; viel-mehr möge daS Abgeordnetenhaus an den König ein« Adresserichten, daß er eine parlamentarische Regierung er»nenne, die für die finanziellen Bedürfnisse sorgen würde. Fallsjedoch daS Kabinett, das seine Entlassung eingereicht, auch nachNeujahr an seinem Platze bleibe, so mögen im Rahmen deS vorjährigen Budgets nur die allerdringe ndsten Ausgabenangewiesen werden. Die Kossuthpartei wird diese dringendstenAusgaben heute ausdrücklich bezeichnen und hervorheben, daß eineRegierung, die ihre Entlassung eingereicht, einen Beitrag zuden gemeinsamen Ausgaben nicht auszahlendürfe.Sdnvd2.Die Bundesversammlung.Bern, 16. Dezember. Die vereinigte Bundesversammlungwählte mit 148 von 180 abgegebenen gültigen Stimmen zumBundespräsidenten für 1910 Robert Comtess«-Neuenburg, Chef des eidgenössischen Finanz- und Zolldepartements.Zum Vizepräsidenten wurde geivählt Marc R u ch e t- Waadt, Chefdes Departements des Innern, zum Bundeskanzler S ch a tz m a n n.der bisherige Vizekanzler. Comtesse ist zum zweiten Male Präsi-dent und ubernimmt die Leitung des politischen Departements.Alle drei Gewählten gehören der radikal-demokratischenPartei an.Cngwnä.Arbeiterpartei und Gewerkschaften.London, 14. Dezember.(Eig. Ber.) Mindestens so wichtigwie der Wahlkampf und seine Fragen sind die politischen Vor-gänge innerhalb der Gewerkschaften. Sie bestätigen die An-ficht, daß der Gedanke der politischen Selbständigkeit immerumfangreichere Schichten der organisierten Arbeiter ersaßt undan Konsequenz gewinnt.Bekanntlich weigern sich die Bergarbeiterführer vonNorthumberland, Burt und Fenwick, die Statuten derArbeiterpartei anzuerkennen, das heißt, sie sind nicht geneigt,nur als Arbeiterkandidaten aufzutreten, sondern sie»vollen auchfernerhin zur lieberalc» Partei gehören. Eine Konferenz derlokalen Bergarbeiterorganisationen beschloß im Sinne derArbeiterpartei, worauf von beiden Seiten der Antrag an-genommen wurde, eine Urabstimmung der organisierten Berg-leute darüber vornehmen zu lassen. Die Frage lautete:„Sollen die parlamentarischen Kandidaten der Bergleute vonNorthumberland die Statuten der Arbeiterpartei unter-schreiben?"Etwa 30 OLL Bergleute sind berechtigt, an ber Ur-absttmmung teilzunehmen. ES beteiligten sich an ihr 25383,wovon 13 374 mit Ja stimmten, 11896 mit Nein. DieMehrheit für die Anerkennung der Statuten der Arbeiter-Partei beträgt demgemäß 1L78 Stimmen. Zahl der ungültigenStimmzettel: 313.Trotz dieser Abstimmung»vird Burt kandidieren, undzwar einzig und allein als liberaler Kandidat. Er wirdwahrscheinlich die Stimmen einer großen Zahl von Berg-leuten erhalten. Er steht jetzt im Älter von 73 Jahren undsaß seit!874 als Bergarbeitervertreter im Parlament. DieArbeiterpartei wird Höchstwahrscheinlich keinen Gegen-kandidaten aufstellen, um dort die Zustände nicht zuverbittern. Zeit und Verhältnisse sind zugunsten der neuenArbeitergeneration, die deshalb ein wenig warten kann.Nicht minder interessant ist die Nachricht, daß RichardBell, der Sekretär der Eisenbahner, dessen politische Haltungscharf von der Arbeiterpartei verurteilt wurde, auf seineparlamentarische Kandidatur in Derby verzichtet. Bell wareiner der»venigen Arbeiterabgeordneten, die die Statuten derArbeiterpartei nicht unterzeichnen wollten. Ueber die Gründeseines Rücktritts werden verschiedene Nachrichten in Umlaufgesetzt. Für uns genügt indes die Tatsache, daß die Arbeiter-Partei und die Arbeiterfraktion an Einheitlichkeit gewinnenund daß die getverkschaftliche und die politische Bewegungimmer mehr harmonieren.Die Kriegsrustungen.London, 16. Dezember. Der erste Loci» der AdmiralitätM c K e n n a hielt in Svuthcnd eine Rede, in der er sagte, er könneseine Hörer darüber beruhigen, daß das Land in vollkommenerSicherheit sei. Drei dem Dreadnougth an Stärke überlegeneKriegsschiffe seien soeben vollendet worden Zwei weitere seien inden königlichen Werften von Stapel gelaufen und vier befänden sichzurzeit noch im Bau. Ferner würden die Arbeiten für die Aus-rüstung und die Maschinerie von vier Schiffen, die vor März1912 vollendet sein müßten, binnen kurzem in Bestellung gegebenwerden. Außerdem werde er in nächster Zeit die für das D r e a d°nougth�Geschewk Mustrolienö und Neuseelandsnotwendigen Anweisungen geben, ein Geschenk. daS einen Beweisfür die enge Verbindung der Kolonien mit dem Mutterlandeliefere.Italien.Bürgermeister und Zar.Rom, den 14. Dezember 1909.(Eig. Ber.) Da der Bürger-meister Nathan längere Zeit leidend war, hat er erst am 13. De-zember zum ersten Male einer Stadtverordnetenversammlung bei-wohnen können. In seiner Rede hat er nach Berührung andererAngelegenheiten gleich zu seiner Reise nach Racconigi zum Zaren-bankctt Stellung genommen. Er gab hierbei die folgenden Er-klärungcn ab:«Ich habe eS für richtig, gehalten, der Einladungdes Königs zu folgen und an dem Bankett zu Ehren des Zarenteilzunehmen. Ich könnte Ihnen sagen, daß ich lediglich vor derWahl stand, die Einladung anzunehmen oder sie zu verweigern,wobei ich meiner Weigerung den Charakter eines Protestes gebenmutzte, daß mir zu wählen blieb zwischen der Teilnahme amBankett und meinem Rücktritt. Aber ich will Ihnen offen erklären,daß ich mit wirklicher Genugtuung der Einladung �Folge geleistethabe, weil ich in dem Besuch des Oberhauptes einer ausländischenGroßmacht die Geivähr einer Freundschaft sah, die in heutigerStunde und gegenüber eüvaigen Gefahren für uns von hohemWert ist. Diesen Gefühlen habe ich auch dem Zaren gegenüberAusdruck gegeben."Auf diese Worte des Bürgermeisters antwortete GenosseCarrara im Auftrage der Parteifraktion in der Stadtverwal»tung. Er erklärte, daß die sozialistische Partei, die so oft demrussischen Volke ihre Sympathie bewiesen hätte, der festen Zuversichtgewesen wäre, daß das demokratische Bewußiseiy Italiens von denEhrungen des russischen Selbstherrschers fern bleiben würde. Das-selbe hätte die Partei vom Bürgermeister erwartet, der den Puls-schlag des Volkes fühlen mußte, weil er von einer demokratischenWählerschaft zu seinem Amte berufen worden ist. Der Bürger-meister mußte wissen, wie die Sozialisten dem Zaren gegenüberempfanden, und er wußte weiter, daß die Stadtverwaltung, anderen Spitze er steht, zu einem nicht unbedeutenden Teil aus Vertretern der Partei gebildet ist, deren beste und heiligste Gefühleseine Handlung verletzen würde. Unter diesen Umständen hatte sichdie sozialistische Partei gefragt, ob sie auf die Mißachtung ihrerEmpfindungen durch gleiche Mißachtung der Geschicke der Stadt-Verwaltung antworten solle. Aber das Gefühl der Verantwortunggegenüber der Wählerschaft hätte die Oberhand behalten und dieFraktion bestimmt, die Mitarbeit an der Stadtverwaltung fortzu»setzen. Dessenungeachtet erhöben jedoch die Sozialisten mit dergrößten Energie Einspruch gegen daS Verhalten des Bürgermeistersund sprächen dem vergewaltigten russischen Volke feierlich ihrebedingungslose Solidarität aus.Auch ein Republikaner sprach im Namen seiner Fraktion undlehnte die Verantwortung für den Besuch deS Bürgermeisters ab,während der Vertreter der Liberalen, die ja in Rom dem Block derVolksparteien angehören, seine Genugtuung über die berüchtigteHuldigungsreise aussprach.flnnlanä.Das Alkoholverbot.Aus Petersburg kommt die Nachricht, daß die russischeRegierung das Alkoholverbotsgesetz vom 31. Oktober 1907 ver-warfen lfai Dies war vorauszusehen, da der finnische Senatselber die Nichtannahme empfahl! Gleichzeitig hat aber dieSt. Petersburger Regierung den finnischen Senat beauftragt,einen neuen Entwurf auszuarbeiten, welcher dem abgelehntenGesetze möglich st konform wäre, und der finnischenVolksvertretung zur weiteren Ausarbeitung einreichen.Doch braucht sich der Senat dieser Mühe nicht zu unterziehen.Der im November d. I. aufgelöste Landtag hat bereits— insicherer Annahm«, daß da» erste Verbotsgesetz keine Sanktionerlangen wird— ein neues und dem ersten wirklich konformesGesetz angenommen, welches nunmehr seinen Leidensweg an-treten kann._Hud der Partei.Parteiliteratur.Bon den im Verlage der Buchhandlung Vorwärts.Berlin 81V. 68, erscheinenden„Biblische Geschichten", Beiträge zumgeschichtlichen Verständnis der Religion. von Max Mauren«brecher, gelangte soeben Heft 2.Sintflutgeschichten"zur Ausgabe. Der Inhalt des Heftes gliedert sich in folgendeKapitel:Literaturgeschichten: Geschichten, dte die Sintflut nichtkennen.— Die doppelte Flittgeschichte. Widersprüche in den Kain-Erzählungen.— Die dreifache Liste der Urmenschen.— Drei selb-ständige Erzählungsbllcher.— Grundbücher der Fünf Bücher Mose.Schriftsteller und Sänger.Die Sintflutgeschichten: DaS babylonische Sintflut-gedicht.— Ursprung der Flutgeschichte.— Sinn und Entwickelungde« Flutmythus.— Die Flutgeschichte in Israel.— Die beidenisraelitischen Flutberichte.Kleinere Stoffe: Der Turmbau zu Babel.»» Kain undAbel.— Wüstenstimmung.— Der Segen deS Roah.—> Die Entstehung der Riesen.Israel und Babylon: Kanaan unter babylonischem Ein-fluß.— Israels Ansiedelung in Kanaan.--- Babylonische Einflüssein der israelitischen Religion.— Die Jahlvistischen Schriften.---Die Priesterschrift.Anhang— Text«: 1. Der Flutbericht der Priesterschrist. �2. Der Flutbericht der Jabwisten.— 3. Kai» und Abel.Jede? Heft kostet 1 M., Vereinsausgabe 40 Pf. Zu beziehendurch alle Buchhandlungen._Reichstagskandibatliren.Im 10. schleswig-holsteinischen Wahlkreise(Lauenburg)wurde am Sonntag Genosse Schaumburg- Hamburg als Kau-didat aufgestellt, da der bisherige Inhaber der Kandidatur, GenosseLesche die Kandidatur im 17. hannoverschen Wahlkreise(tzar-bürg) angenommen hat.Der Sozialdemokratische Verein S traß bürg-Land, derjetzt 471 Mitglieder zählt, stellte in seiner Gencralversamnilung denGenossen Ortskrankenkassenbeamtcn Richard Fuchs» Schiltighejmwieder als Kandidaten für die nächste Reichstagswahl auf.Sozialdemokratische Wahlerfolge in der Schweiz.In der Stadt Be r n hat am Sonntag unsere Partei bei deralljährlichen Viertelserneuerung des 80 Mitglieder zählendenGemeinderates ihre zur Wahl stehenden sieben Sitze be»hauptet und zwei neue dazu gewonnen, indem sie denFreisinnigen und den Konservativen je ei» Mandat abgenommenhat. Die auf unsere Partei gefallenen reinen Listen waren 3488,die der Freisinnigen 2825 und der Konservativen 837, so daß erslereallein mehr Stimmen erhielt, als die beiden bürgerlichen Parteienzusammen. Die Wahl fand nach dem städtischen Proporzgesey statt.Die sozialdemokratische Fraktion zählt nun 34, die sreisinniae 33 unddie konservative 13 Mitglieder. In Thun ist zu dem bisherigenreinen sozialdemokratischen Vertreter noch ein zweiter hinzugekommen.So wird immer wieder ein Ruck vorwärts gemacht.