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0ewerltfcbaftUcbc*j. Loyale©etmlnbeUen des Zecbenarbelt9= nacbweifcs I Wie sich die Zechengewaltigen den Arbeitsnachweis im Ruhrgebict in Wirklichkeit denken, dies sagt jetzt so ganz nebenbei das Leibblatt des Kohlensyndikats. dieDeutsche Bergwerkszeitung". In einer Wocheuübersicht wird auch vom neu eingerichteten Arbeitsnachweis gesprochen, es findet sich da unter anderem der folgende Absatz: Ganz ohne Frage lag bisher die Annahme von Arbeitern und deren Entlassung im Ruhrrevier vollkommen unbeschränkt in der Hand und in der Macht des Arbeitgebers oder richtiger seines Betriebsfiihrers. Der Arbeiter hatte weder als Individuum noch als Organisation irgend einen Einfluß darauf. Der BetriebSfllhrer der einzelnen Zeche gab dem Arbeit, den er haben wollte, je nach der Lage des ArbeitSmarktcs auch dem, den er haben mußte. An der Hand derschwarzen Listen" schloß er den auS, der keine regelrechte Abkehr von seiner alten Zeche genommen. In diesem Punkte beherrschte also auch schon bisher der Zechenverband neben dem einzelnen Betriebsleiter den Arbeitsnachweis, erbeherrschte" ihn, aber er ordnete ihn nicht. Durch den neuen Arbeitsnachweis wird darin folgendes geändert: Nicht wie bisher der Zechenbesitzer, sondern d i e Zechenbesitzer vergeben die Arbeit, und zwar nicht durch den Betriebssührer, sondern durch ein organisiertes Bureau mit Filialen in den ver- schiedenen Bergorten. Die Arbeiter bleiben dabei in derselben Weise ausgeschlossen wie bisher, und ihre Organisationen bleiben dabei ebenfalls in derselben Weise ausgeschlossen wie bisher, ohne jede Mitwirkung und ohne jede Anerkennung." Ganz ungeniert wird also erklärt, daß die Arbeiter in der ganzen Frage nichts zu sagen habenwie bisher". Und wie wird dies begründet? Daß die Arbeiter keine Kontrolle über den Arbeitsnachweis haben, daß ihnen keine Mitwirkung eingeräumt ist. ist richtig. Aber>var denn das etwa bisher der Fall? Wenn man einmal die Sache ganz unparteiisch betrachtet, wird man zugeben niüssen, daß durch die nunmehr eingeführte Regelung, wenn sie auch ein- seitig durch das Arbeitsvermittelungsbureau des Zechenverbandes gehandhabt wird, doch einen Fortschritt zugunsten der Arbeiter bedeutet. Wir haben daS Gefühl, als ob die Arbeiter, wenn der Nachweis erst eine Weile gearbeitet haben wird, sich dieser Einsicht nicht verschließen, weil sie durch die Praxis belehrt werden." Ein Komnientar zu diesen Ausführungen ist unnötig, nur eine Antwort auf die zuletzt bemerkte Hoffnung lohnt sich noch. Die Presse bringt eine solche aus Gelsenkirchen  . Am vergangenen Sonnabend sind auf dem Zechenarbeitsnachweis in Gelsenkirchen   eine ganze Reihe von Arbeitsuchenden wieder fortgeschickt worden, weilkeine Arbeit" vorhanden war. Zu gleicher Zeit arbeiten Gelsenkirchener   Agenten in Posen, von dort sollen sie dem Vernehmen nach Tausende von Arbeitern liefern" I Auf der ZecheRheinelbe" ist bekanntlich schon ein großer Trupp solcher Arbeiter angekommen; ihnen wurden fünf Mark Tagelohn versprochen, 3.80 M. sollen sie aber jetzt nur erhalten. Die Arbeiter forderten ihre Papiere wieder; unter starker polizeilicher Bedeckung der Beamten sind sie ihnen denn auch wieder ausgehändigt worden. Die Arbeiter sind dann im Ruhrgebiet   geblieben und wollen jetzt sehen, wo anders unterzukommen l I Wenn sich diese Mitteilungen bewahrheiten, dann ist der Zechennachweis auch schon durch die Tatsachen gerichtet! Der moderne Sklavenhandel bleibt also nicht nur bestehen, sondern wird durch den Zechenarbeitsnachweis jetzt noch besser organisiert, als wie es früher der Fall war. Es sieht beinahe so aus, als wenn die Bergknappen provoziert werden sollten I Und der philosophische Minister läßt nichts von sich hören I Berlin   unei Umgegend. Die Tarifbetvegung der Holzarbeiter. Unter dem Zeichen der Rüstung für den drohenden Abwehr- kämpf stand die Generalversammlung, welche der Holzarbeiter- verband am Montag für Berlin  , Charlottenburg  , Rixdorf, Schöne- berg und Weißensee abhielt. Die Generalversammlung hatte end- gültig Beschluß zu fassen über die Frage der Beitragserhöhung, zu der die am Freitag abgehaltene Vertrauensmännerversammlung bereits Stellung genommen hatte. Glocke schilderte die gegen- wärtige Situation der Bewegung und setzte auseinander, daß zur Vorbereitung auf den von den Unternehmern allem Anschein nach beabsichtigten Kampf die von den Vertrauensmännern gut- heißene Beitragserhöhung notwendig sei. Das erkannte auch die Versammlung unbedingt an, indem sie folgendem Antrage zustimmte: Mit Rücksicht auf die Haltung der Unternehmer, die nach ihren in derFachzeitung der Tischlermeister" gegebenen Be- richten den Arbeitern keine Zugeständnisse machen wollen, sondern alle Vorbereitungen zum Kampfe treffen, beschließt die General- Versammlung, den wöchentlichen Beitrag sofort auf 1,50 M. fest- zusetzen. Sollten die Verhandlungen scheitern und die Aus- sperrung in Aussicht stehen, so tritt eine weitere Erhöhung auf 2 M. ein." Es wurde noch ausdrücklich bestimmt, daß der Beitrag von I.bO M. bereits für die gegenwärtige Woche erhoben wird, also am nächsten Sonnabend(1a. Januar) fällig ist. Achtung, Töpfer! Wie wir schon in der vergangenen Woche im Vorwärts" bekannt gegeben haben, führt die Firma H. H a a s e in der Bornholmer und in der Czarnikauer Straße Bauten mit Wilden aus. Auch war diese Firma von feiten der Lokalisten gesperrt. Die Lokalisten haben diese Firma nun wieder freigegeben und es sind dort zirka 20 Lokalisten in Arbeit getreten. Dieselben sind auf persönliches Vorsprechen H a a s e S im Arbeitsnachweis der Lokalisten von dort direkt vermittelt. Da aber H a a s e die Wilden nicht entlassen hat und denselben den Tarif nickit bezahlt, sind unsere Kollegen, laut Beschluß, daß mit Wilden nicht zusammengearbeitet wird, verpflichtet, die Firma streng zu meiden. Die am kommenden Freitag stattfindende Bau- Vertrauens- männerversammlung wird nunmehr zu dieser Sache Stellung nehmen und verweisen wir hiermit auf die Annonce im heütigcn Vorwärts". Die Verbandsleitung. Achtung, Mufikschallplattenpresser! Bei der Firma Grün- bäum, Rixdorf, Schinkestr. 20. sind Differenzen ausgebrochen. Arbeitsangebote der Firma sind abzuweisen. Arbeitersrcundliche Blätter werden um Abdruck gebeten. Fabrikarbeiterverband. OerrtkeKes Rcteh. Folgen der netten Tabaksteuer. Die Arbeitslosigkeit in der Tabak- und Zigarrenindustrie dehnt sich imnier weiter aus. In Vlotho  (Westfalen  ) läßt die Zigarren- fabrik Heinrich Westmann infolge mangelnden Absatzes zum zweiten Male ihre sämtlichen Arbeiter, und zwar auf unbestlmmte Zeit. feiern. Dasselbe wird uns von den Firmen Niemann u. Tietelnoth und Beenß berichtet. Die Firma Engelhardt u. Biermann in Bremen   läßt in Brake  (Lippe  ) statt bisher 10 nur noch S Stunden Verantw. Redakt.: Richard Barth  , Berlin  . Inseratenteil verantw.: arbeiten.   Bei der Firma Leonhard, u. Co. in Minden   müssen abwechselnd je 2S Tabakarbeiter der Fabrik drei Wochen lang feiern. In Mennighüffen   laßt die Firma Bade u. Burger von ihren 60 bis 70 Hausarbeitern vom 15. Januar ab abwechselnd die Hälfte feiern. 27 auf der Fabrik beschäftigte Arbeiter sind schon vier Wochen außer Arbeit. Die Firma Schwabe u. Co., Sitz Altona  , hat zu Weihnachten 15 Arbeiter entlassen. Bei Dopmann u. Bück, Sitz Bünde  , müssen 40 Mann seit Neujahr feiern. Fritz Busse-Ostscheid läßt zwei Drittel seiner Arbeiter feiern. Der Fabrikant Evers (Firma Menke u. Co.) hat 10 Mann entlassen; den anderen Arbeitern wurde das zu liefernde Pensum stark vermindert. Der Schatzsekretär hat sich übrigens von den Organisationen der Tabakarbeiter eine gedruckte Liste der Vertrauensleute erbeten, welche er den Zollämtern, denen die Unterstützung der Arbeitslosen obliegt, übermitteln wolle. Daraufhin habe» die vier Verbände eine gemeinsame Lifte mit den Adressen von 135 Vertrauensleuten in 108 Orten und Städten in Westfalen  , Lippe, Waldeck und Hannover  eingereicht._ Beendeter Streik. Der am 8. d. M. ausgebrochene Streik in der Großbuchbinderei von Georg Schäfer   in Magdeburg   konnte nach eintägiger Dauer mit gutem Erfolge beendet werden, da Herr Schäfer den mit den übrigen zumeist in Betracht kommenden Firmen abgeschlossenen Minimallohntarif, den er bis dahin anzuerkennen sich gesträubt hatte, ebenfalls unterschriftlich anerkannte. Montag früh ist die Arbeit wieder aufgenommen worden. Lohnbewegung der Böttcher. Die Verhandlungen der Böttcher in Bromberg   haben sich zerschlagen. Sonnabend reichten die Gesellen ihre Kündigung ein. Die Meister schützen die Uneinigkeit im eigenen Lager vor, da von auswärts billige Fässer geliefert werden. Die Abnehmer der Fässer am Orte wollen den Preis für den Aufschlag nicht zahlen. Deshalb mutet man den Böttchern zu, weiter zu darben. Wenn Zuzug ferngehalten wird, ist der Sieg gewiß._ Ein Streik polnischer Arbeiter. Jetzt mitten im Winter haben 300 polnische Arbeiter einen Streik in Ostpreußen   siegreich durchgeführt. I» der Obersörsterei Eichwald beiLnsterburg legten die polnischen Arbeiter die Arbeit nieder, weil sie zu niedrige Löhne erhielten. Sie nahmen die Beschäftigung erst wieder auf, als ihre Forderungen bewilligt worden waren._ Der Streik der Sensenschmiede in Kalk bei Köln   mußte nach siebenwöchiger Dauer aufgegeben werden, nachdem der Be- trieb infolge Zuzuges österreichischer Streikbrecher zum Teil wieder aufgenommen werden konnte. Außerdem wurden einige der Ausgesperrten zu Arbeitswilligen. Zur Lohnbewegung der Brauereiarbeiter von Köln  . Mül- heim a. Rh., Kalk und Ilmgegend hat die Leitung des Ver- bandes rheinisch-westfälischer Brauereien der Lohnkommission auf deren Zuschrift mitgeteilt, daß man erst dann in Verhandlungen eintreten könne, wenn im Kölner   Gebiete die Bierpreise derart geregelt seien, daß von den Brauereien eine Mehrbelastung durch Lohnerhöhungen getragen werden könne. Sobald die Bierpreiserhöhung gesichert sei, sei man gern bereit, in Verhandlungen wegen eines Lohntarifes für die Brauereien von Köln   und Umgegend einzutreten. Das ist ein absichtliches Hinausschieben der schon lange schiebenden Frage der Lohn- erhöhungen. Köln   steht bezüglich der Brauerlöhne erheblich hinter anderen viel kleineren Orten zurück. Auf die Bierpreisregelung im Sinne der Brauereiöesitzer aber können die Herren noch lange warten; denn in Köln   wird es infolge der Vorherrschaft der zahl- reichen obergärigen Hausbrauereien nicht zu den von den Groß- brauern geforderten Bierpreisen kommen. Die Arbeiter aber sind nicht gesonnen, sich auf unabsehbare Zeit hinhalten zu lassen; sie sind entschlossen, wenn die Kapitalisten nicht anders wollen, zum äußersten zu schreiten. Der wegen Maßregelung in der Brauerei Dein Hardt in Vieselbach   bei Erfurt   entstandene Streik ist nach ein- wöchiger Dauer zugunsten der Arbeiter beendet. Am 7. Januar nahmen alle Arbeiter die Arbeit wieder auf; gleichzeitig wurde das Wohnen im Betriebe aufgehoben und erhalten die Arbeiter pro Woche je 3 M. Wohnungsentschädigung. Ein Tarifvertrag Leipziger   Bühnenarbeiter. Zwischen der Direktion des Leipziger   Schauspielhauses und des Operetten- theaters und dem Deutschen Transportarbeiterverband, Ver- waltungsstelle Leipzig  , wurde ein Tarifvertrag abgeschlossen, wo- nach für die in beiden Theatern beschäftigten Bühnen- und Transportarbeiter die Monatslöhne von bisher 90 100 M. auf 100--110 M. erhöht wurden. Die Arbeitszeit beginnt morgens 8 Uhr, dauert mit einer halbstündigen Frühstückspause bis }H2 Uhr, beginnt wieder IVa Stunde vor Beginn der Vorstellung und endet �11 resp. 11 Uhr nachts. Geregelt sind sodann die Ueberstunden und ihre Bezahlung, die freien Tage, der Erholungs- Urlaub(0 Tage im Jahre unter Fortzahlung des Gehalts), die sanitären Einrichtungen usw. Die Direktion benutzt den Arbeits- Nachweis des Transportarbeiterverbandes. Der Vertrag gilt vom 1. Januar 1910 bis 30. Dezember 1911. Ein von Unternehmern einseitig aufgestellter Tarif- vertrag ist unverbindlich. Von 1905 bis 1907 bestand in A u g s b u r g ein zwischen dem Brauereiarbeiterverband und der Brauereivereinigung abgeschlossener Tarifvertrag. Dieser wurde 1907 beiderseits gekündigt. Die Unier- nehmer lehnten aber jede Verhandlung zur Erneuerung des Tarif- Vertrages ab und diktierten einseitig die Bestimmungen. AuS diesem Grunde entstand damals auch ein hartnäckiger Kampf, an welchen die Unternehmer jetzt noch mit Unbehagen zurückdenken. Zu einem gegenseitigen Tarisabschluß kam cS jedoch bisher nicht. Nun enthält der von den Unternehmern aufgestellte Tarif die Bestimmung, daß die Kündigung ausgeschlossen ist. Ein Arbeiter wurde kundigungSlos entlassen und klagte auf eine Entschädigung von 68,12 M. Die verklagte Brauereibesitzerin berief sich auf den in ihrem Tarif ent- haltenen Küiidigungsausschluß. Das Gewerbegericht Augsburg   ver- urteilte sie zur Zahlung von 54,30 M. an den Kläger  , weil der ein- seitig von den Arbeitgebern vereinbarte Tans nur ein Tarif ent» Wurf sei und keine Rechtsverbindlichkeit habe. lZuslanck. Nene Hafenarbeiterkonflikte in Schweden  . Die Stauereifirmen Stockholms   haben den Hafenarbeitern den Tarifvertrag zum 1. April gekündigt und ihnen zugleich Vor- schlüge zu einem neuen gemacht. Sie wollen die Arbeitsbedingungen wesentlich verschlechtern, die Stundenlöhne von 60 auf 55 Oere, in gleichem Maße auch die Akkordlöhne herabsetzen und den Ab- laufstermin des neuen Vertrages auf den 1. Januar 1911 fest- setzen, auf eine Jahreszeit, zu der die Arbeit im Stockholmer Hafen daniederliegt. Der erste Mai, der bisher als voller Ruhetag galt, soll in Zukunft nur noch halb gefeiert werden. Auch die K o h l e n- grossisten haben ihren Arbeitern den Tarifvertrag gekündigt, um die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern. Verharrt das Unternehmertum auf seinen Forderungen, so wird es jedenfalls zum Kampf kommen, der sich dann, wie im Frühjahr 1908, sehr bald auf die anderen Hafenplätze ausdehnt. Das ist wahrschein  - lich auch der Plan des Unternehmertums. In der südschwedischen Hafenstadt F st a d ist es bereits zum offenen Konflikt gekommen. Dort wollen die Unternehmer die genossenschaftliche Arbeitsweise der Hafenarbeiter, die bisher infolge geltender Verträge noch be- stand, vernichten. Die Akkordpreise sollen um ungefähr 25 Proz. herabgesetzt werden, damit eine Stauereiaktiengesellschaft den üb- Uh. Glocke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. BerlagSanftall lichen Unternehmergewinn einheimsen kann. Die Reeder stecken mit der Gesellschaft unter einer Decke. Die vom Staat sub- ventionierte Rcedereigesellschaft Svea hat einen mit dem Hafen» arbeiterfachverein geschlossenen Arbeitsvertrag, der bis auf den 15. April gelten sollte, gebrochen und will keine organisierten Ar- beiter mehr beschäftigen. Die Schiffe der Gesellschaft werden nun boykottiert. Uebrigens hat die arbeitsstatistische Abteilung des schwedischen Kommerzkollegiums jüngst das Ergebnis einer Umfrage bei den Reedern über die durch den Hafcnarbeiterkampf von 1908 erlittengP Verluste veröffentlicht. Die Aussagen der Reeder laufen darauf hinaus, daß die Hafenarbeit infolge der Anwendung von Streikbrechern, die ungeübt waren, sehr verteuert und verzögert wurde, so daß auch höhere Liegekosten für die Schiffe zu zahlen waren. Eine Göteborger   Reederei schätzte diese direkten Unkosten durch den Konflikt auf 20 000 Kronen, eine Stockholmer  Reederei auf 6500, eine andere auf 2500 Kronen. Die meisten Reedereien haben keine bestimmten Angaben über die Unkosten ge- macht, so daß die Gesamtsumme nicht festgestellt werden konnte. Zu diesen Unkosten durch Streikbrecherarbeit usw. kommen noch die Verluste, die die starke Verminderung des Schiffsverkehrs in den schwedischen Hafenorten mit sich brachte. Namentlich die auS- ländischen Frachtschiffe haben während des Konfliktes selbstver- ständlich die schwedischen Häfen gemieden. Jedenfalls wäre es dein Unternehmertum viel billiger gekommen, sich in Güte mit den Arbeitern zu einigen. Gleichwohl scheint es, daß man jetzt von neuem einen solchen Kampf heraufbeschwören will. Uebrigens steckt hinter den Reedern und Stauerciunternehmern wieder einmal die streitsüchtige Schwedische Arbeitgebervereinigung. Einheitsorganisation der Handelsangestellten in England. Die drei Gewerkschaften der Handlungsgehilfen, Laden- und Konsumangestellten in England sind in Unterhandlung getreten, um über die eventuelle Schaffung einer Einheitsorganisation zu be- raten._ Hus der frauenbewe�ung. Fünfter Kongreß der finnischen   Proletarierinuen. Mit einer Reihe wichtiger Fragen aus der Theorie und Praxis des Sozialismus beschäftigte sich der im September v. I. in Loehlis abgehaltene fünfte Kongreß finnischer Proletarierinnen. Nach Bor- beratung in diversen Kominissionen nahm der Kongreß zu den von diesen vorgelegten Resolntionen Stellung. So erklärte er sich unter anderem nach einem Bericht derGleichheit" für die Einftihrung des gesetzlichen Schulzwanges und empfahl der sozialdemokratischen Partei, für die Erörterung moderner Erziehungsfragen Sorge zu tragen und dafür einzutreten, daß die Kommunen mit Unterstützung des Staates Heime errichten, in denen schütz- und erziehungsbedürstige Kinder und auch fürsorge- bedürftige Mütter Unterkunft finden können. Den proletarischen Müttern machte es der Kongreß zur Pflicht, ihre Kinder in der sozialistischen   Weltanschauung zu erziehen und sie dadurch für den Klassenkampf vorzubereiten. Die Kinder unbemittelter Eltern sollen die Volksschulen auf öffentliche Kosten besuchen können. Die Kinder sollen zur Abstinenz erzogen werden. Verbot der Erwerbsarbeit schulpflichtiger Kinder. Der Kongreß sprach sich ferner für um- fassenden gesetzlichen Schutz der Arbeiterinnen auS, für das Verbot der Nachtarbeit, die nur in Unternehmen zulässig sein soll, wo der Betrieb auS technischen Gründen auch nachts weitergeführt werden muß. In diesem Falle dürfen jedoch nur erwachsene Männer be- schäftigt werden. Er forderte eine wirksame Gewerbeaufsicht. Was die brennende Agrarfrage anbelangt, so erklärte sich der Kongreß zu- nächst für den Kulturzwang, daS heißt die gesetzliche Verpflichtung für jeden Grundbesitzer, seinen Boden selbst in Anbau zu nehmen oder ihn an andere zur Bestellung zu verpachten. Die Genossinnen sollen bei ihrer Agitation Anhänger für diese Reform werben, damit die Vertreter des Proletariats im Landtage mit eü�m dies- bezüglichen Antrag durchdringen. Der Kongreß sprach die Er- Wartung auS, daß die Partei die Forderung der Mutterschafts- Versicherung zu einem Punkte des Neforniprogramms erheben und für ihre Verwirklichung in Staat und in den Kommunen eintreten werde. Der Militarismus wurde als die stärkste Stütze des zarischen Regimes und der Bonrgeoiste gebrandmarkt, �enn er soll die AuS- beutung und Unterdrückung des Volkes auf�cht erhalten. Daher sollen die Genossinnen im Heim wie in der Oeffentlichkeit eine eifrige antimilitaristische Propaganda betreibe». Gegenwärtig haben sie im Einklang mit der sozialdemokratischen Partei für die allgemeine Volksbeivaffnung. für die Einführung der Miliz einzutreten. In der Frage der Ehereform kam es nicht zu einer Einigung der Delegierten. Die Mehrheit lvar für die Einführung der obligatoriichen Zivilehe mit amtlicher Registrierung, während die Minderheit die Ausfassung vertrat, die öffentlichen Gewalten dürften sich um die Ehe als um eine reine Privatangelegenheit nicht kümmern, ihre Schließung und Lösung sei Sache der einzelnen und keinerlei staatliche Vorschriften dürsten in dieser Beziehung die per- sönlichen Freiheiten beschränken. Der Kongreß verlangte volle reckt- liche Gleichstellung der unehelichen mit den ehelichen Kindern. Er anerkannte die Notwendigkeit, eine Zentralstelle für die gewerkschaft- liche Arbeit der Genossinnen und für die Agitation unter den Arbeiterinnen zu schaffen, betonte aber, daß die Errichtung einer solchen Stelle Sache der Gewerkschaftsinstanzen sein müsse. Be- züglich der Agitation gelangte der Kongreß zu dem Schlüsse, daß die mit ihr beauftragten, vom sozialdemokratischen Arbciterinnenverband unterhaltenen selbständigen Organisationen der Genossinnen eingehen und daß ihre Tätigkeit der Leitung der gesamten sozialdemokratischen Partei über­tragen werden solle. Die Organisationen und zwar so- wohl die Frauenvereine wie die Sektionen der weiblichen Mitglieder in den allgemeinen Parteiorganisationen sollen bestrebt sein. Mittel aufzubringen, um den unbemittelten Genossinnen den Besuch der Parteischule zu ermöglichen. Die Tagung empfahl den Ar- beiterinncn. zur Erweiterung ihres Gesichtskreises auf politischem und wirtschaftlichem Gebiete die Parteiversammlungen eifrig zu besuchen und innerhalb der Organisationen Leseklubs zu bilden und besondere Zusammenkünfte zu veranstalten, die die Genossinnen mit dem Parteiprogramm gründlich vertraut machen sollen. Nach wie vor haben die Genossinnen in den Organisationen wie in der Oeffent- lichkeit für ein Gesetz zu agitieren, daS den Verkauf von Alkohol oerbietet. Der Kongreß forderte volle Religionsfreiheit und Trennung der Kirche vom Staate. Er bedauerte die rechtlich traurige Stellung der Juden in Finnland   und heischte für sie gleiche Rechte mit den übrige» Bewohnern des Landes. lUt2te Nachncbtcn und Depercbcn. Auf dem Jahrmarktsntmmel abgestürzt. Gleiwitz  , 11. Januar.  (B. H.  ) Beim JahrmarktSrummelfeste stürzte heute nachmittag im hiesigen Konzerthause ein Teil der Galerie in den Saal hinunter. Ein Eisenbahnarbeiter wurde von den herabstürzenden Balken so schwer getroffen, daß er an einem doppelten Schädelbruch bald darauf starb. Eine Ehetragödie. Rostock  , 11. Januar.  (B. H.  ) Der Sattler Dietrichs hat heute nach kurzem Wortwechsel seine Ehefrau erschossen. GrnbenarbciterauSstand in England. London  . 11. Januar.  (B. H.  ) Die Grubenarbeiter- krise in North Cumberland nimmt einen großen Umfang an. Gestern fand in Seghill eine Versammlung statt. Am Schlüsse der Tagesordnung wurde eine Resolution angenommen, worin die sofortige Einstellung der Arbeit vorgeschlagen wurde. Maul Singer&<lo Berlin 5 W, Hierzu 3 Beilagen u.vnterbaltungSbl.