Einzelbild herunterladen
 

Nr. 13. 27. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 16. Januar 1910.

Abgeordnetenbaus.

2. Sizung: Sonnabend, den 15. Januar, bormittags 11 Uhr.

Am Ministertisch: Frhr. v. Rheinbaben, v. Arnim Züsedom, Beseler, Sydow, v. Moltke, v. Trott zu Solz, b. Breitenbach.

Zunächst ehrt das Haus das Andenken der verstorbenen Ab­geordneten Schmidt. Elberfeld  ( frs. Bp.) und König- Guben ( natl.) in der üblichen Weise. Alsdann werden als Präsident Abg. v. Kröcher( f.), als 1. Vizepräsident Dr. Porsch( 3.) und als 2. Bize präsident Dr. Krause( natl.) durch Zuruf wieder gewählt. Ebenso werden die bisherigen Schriftführer wieder­gewählt. Nach Erledigung einiger Rechnungsfachen beginnt die erste Lesung des Etats.

einer

preußischen Vorlage nicht vorgeworfen werden. Um einem folchen links.) Was die allgemeine politische Lage anlangt, so werden wir Vorwurf aus dem Wege zu gehen, schlägt sie ja die Bildung von mit den Parteien, die uns von rechts und links am nächsten bes großen Zwedverbänden vor. Wie berechtigt der Standpunkt der rühren, gern zusammenarbeiten. Unnatürliche Koalitionen ver­großer Teil der Handelskammern, darunter vor allem auch die Nationalliberalen.) preußischen Regierung ist, beweist wohl auch die Tatsache, daß ein schmähen wir; von einem Großblod ist keine Rede.( Bravol bei den Handelskammer in Hamburg  , fich mit ihrem Entwurf einverstanden erflärt hat.( Bravo  ! rechts.)

Minister v. Moltke: Die Kommission zur Vorberatung der Verwaltungsreform ist in voller Tätigkeit, und ich kann mit Dank Abg. Dr. v. Jazbzewski( Pole): Dem neuen Herrn Minister- aussprechen, daß ein reiches Maß von Anregungen aus ihrer Mitte präsidenten können wir Bolen nach seiner bisherigen Tätigkeit an mich herangekommen ist. Fertig ist der Ausschuß, der fich mit leider wenig Vertrauen entgegenbringen. In der Zurüdsehung Vereinfachung des Geschäftswesens beschäftigt hat. Zu Gejekesa der Bolen unter dem neven Vereinsgefeß ist bedauerlicherweise eine vorlagen wird es auf dem Gebiete der Verwaltungsreform vielleicht Aenderung nicht eingetreten. Ganze Provinzen sind ausgeschlossen in dieser Session noch nicht kommen. Herr Friedberg   hat gesagt, von der Bestimmung des Vereinsgefezes, die den Gebrauch der es wäre auffallend, daß alle neu ernannten höheren Verwaltungs­polnischen Sprache in Versammlungen zuläßt. Dem neuen beamten früher Mitglieder der konservativen Partei gewesen wären. Stultusminister gegenüber müssen wir erneut unsere Forderung Ich muß den darin liegenden Vorwurf ablehnen. Wenn eine betonen, daß der Religionsunterricht in der Volksschule an pol Balanz eintritt, richten wir uns nicht danach, ob der Betreffende nische Kinder in ihrer Muttersprache erteilt werden muß. ein Barlamentarier oder sogar ein Stonservativer ist, sondern es Dadurch wird die Förderung der deutschen Sprache nicht beein- entscheidet lediglich die Tüchtigkeit und Fähigkeit des betreffenden trächtigt. Wenn die Volksschulen mehr bestrebt sein würden, für Mannes.( Schallendes Gelächter links.) Auf Vorschlag des Abg. Kirsch( 3.) beschließt das Haus, daß das Leben zu lehren, würde ihr Rugen ein größerer sein.( Bravo  ! Abg. Herold( 3.): Wir legen auf die Berteidigung der Finanz­die Materien der bevorstehenden Zentrumsinterpellationen über bei den Polen  .) reform durch die Regierung keinen Wert. Wir sind selbst imstande, die Kattomizer Vorgänge und den Zechenarbeits Abg. Dr. Friedberg( nail.): Was die Finanzreform anlangt, die 3wedmäßigkeit dessen, was wir zustande gebracht haben, vor der nachweis im Ruhrrevier bei der Etatsberatung nicht behandelt so wundert es mich, daß eine so starke Partei wie die konservative Deffentlichkeit zu vertreten.( Bravo  ! im Zentrum.) Die Unzu­werden sollen. so ängstlich nach der Regierung schreit.( Sehr gut! links.) Nach friedenheit im Lande mit der Steuerreform ist nur dadurch zu Abg. v. Pappenheim  ( t.) spricht die Erwartung aus, daß der unserer Meinung war die Finanzreform in sozialpolitischer Be- erklären, daß die Majorität, die im Reichstag   die Verantwortung Ministerpräsident bald einen Stellvertreter ernennen werde, da ziehung die unglücklichste, die man sich denken konnte.( Bebhafte für die Reformierung der Finanzen übernommen hat, eine so fleine er jedenfalls neben seiner Tätigkeit als Reichstanzler für die Er- Zustimmung links.) Dies der Bevölkerung flar zu machen und ivar. Das beweist, wie groß der Fehler des Fürsten Bülow war, ledigung der besonderen preußischen Angelegenheiten nicht immer ihr zu sagen, daß eine wirklich sozialpolitische Finanzreform durch daß er von vornherein die Steuerreform nur mit einem Teil der die nötige Zeit werde finden fönnen. Die Stellung unserer Partei das Bündnis der Konservativen und des Zentrums verhindert positiven Parteien zustande bringen wollte.( Sehr richtig! im worden ist, war unfere Pflicht.( Sehr richtig! links.) Bon einer Bentrum.) Die Nationalliberalen haben lediglich aus parteipoli. Wahlrechtsänderung Verhegung auf unserer Seite fann dabei teine Rede sein. Aber tischen Gründen gegen die Finanzreform geftimmt.( Lebhafte Bu gegenüber ist früher von uns klar gekennzeichnet. Wir haben diesen daß es besser ist, nunmehr das Vergangene ruhen zu lassen. Mit Die Agitation der Nationalliberalen im Lande gegen die neuen auch ich stimme mit dem Herrn Finanzminister darin überein, ftimmung im Zentrum, große Unruhe bei den Nationalliberalen.)] Erklärungen nichts hinzuzufügen und an ihnen nichts einzu den Schiffahrtsabgaben haben wir uns seinerzeit abgefunden, um Steuern hat sich in nichts von der der Sozialdemokratie unter­schränken. Die Erfahrungen des lehten Jahres haben uns wesentlich überhaupt eine Werbesserung der Wasserstraßen durchzusehen. Wenn schieden.( Sehr wahrl im Zentrum.) So hat diese nationale" in unserer Stellung bestärkt. Wir warten ab, wie die Vorlage der Regierung aussehen wird und werden danach unsere Stellung ein- ie eingeführt werden, so ist für uns die Vorbedingung, daß die Partei in einer der wichtigsten Nationalfragen völlig versagt. Herr Friedberg   sagt, wir nehmen. Auf die Finanzen in Preußen hat die Reichsfinanzreform Einnahmen aus diesen Abgaben wieder verwendet werden zur( Lärm bei den Nationalliberalen.) wesentlich eingewirkt. Ich kann der preußischen Regierung den Berbesserung der Wasserstraßen. lleberrascht hat mich etwas der hätten die Steuern abgewälzt auf die Unbemittelten. Und doch scharfe Ton, den der Herr Finanzminister in dieser Frage an- waren die Nationalliberalen bereit, diese neuen Lasten in noch Vorwurf nicht ersparen, daß sie für die Verbreitung des richtigen schlug; er war wohl veranlaßt durch die badische Dentschrift. Wenn höherem Maße den Unbemittelten aufzuerlegen!( Sört! hört! im Verständnisses der Reichsfinanzreform recht wenig getan hat. ( Lebhafte Zustimmung rechts. Gelächter links.) Angesichts der die Misstimmung zwischen Baden und Preußen durch unseren Bentrum. Buruf links: Erbschaftssteuer!) Gegen die Erb­Finanzlage wird vor allem auf eine vorsichtigere Wirtschaft in den Gesandten wieder beseitigt ist, so freue ich mich dabei vor allem fchaftssteuer ist gerade aus Ihren Reihen schärfte Opposition er­großen Betriebsverwaltungen das Augenmerk zu richten sein. Sie auch darüber, daß der Gesandte doch auch einmal etwas zu tun hoben. Noch vor der entscheibenden Abstimmung waren in Ihrer beweist zugleich, daß wir bei den Beamtenbesoldungen bis an die gehabt hat.( Heiterkeit.) Den warmen Worten, die der Herr Fraktion 27 Stimmen gegen die Erbschaftssteuer, 27 dafür, und Grenze des Möglichen gegangen sind. Hoffentlich wird das Ber- Finanzminister wieder für die Landwirtschaft gefunden hat, infolge des scharfen Frattionszwanges sind dann drei Ihrer hervor­ständnis dafür auch in den Beamtenfreisen selbst sich immer mehr stimmen vir zu. Wenn er Herrn Bued   in dieser Beziehung ragendsten Mitglieder aus der Partei ausgetreten. Sie waren nur ausbreiten. Die Frage der Schiffahrtsabgaben muß jezt endlich zitiert hat, so wünschte ich, daß er auch mit der weiteren Forderung gegen die beschlossenen Besitzsteuern, weil von ihnen die Kreise be zur Entscheidung kommen.( Sehr richtig! rechts.) Gegenüber einer des Herrn Bueck einverstanden ist auf Zurüdweisung der dema troffen wurden, die Sie in erster Linie vertreten.( Widerspruch Bemerkung des Herrn Finanzministers möchte ich zum Schluß fest gogischen Bestrebungen des Bundes der Landwirte.( Sehr gut! bei den Nationalliberalen.) Das hat einer Ihrer besten Freunde, stellen, daß der von ihm angedeutete Weg der Bewilligung neuer links.) Notwendig wäre eine Einschränkung des Aufsichtsrechts über der dann ausgeschlossen wurde, öffentlich ausgesprochen, als er von Steuern zur Deckung des Defizits für uns ganz ungangbar ist. die Selbstverwaltungskörperschaften. Die rechtliche Stellung der der Aufsichtsratspolitit" in Ihren Reihen sprach.( Hört! hört! mittleren Staatsbeamten, bez Stommunalbeamten müßte einer im Zentrum.) ( Lbhaftes Bravo! rechts.) Revision unterzogen werben.( Sehr richtig! lints.) Diese Be­amten müssen größere politische Bewegungsfreiheit haben. Den neuen Herrn Ministerpräsidenten werden wir nach seinen Taten beurteilen. Gegenüber feiner Rede im Reichstag müssen wir fest. stellen, daß wir tatsächlich in Preußen nicht eine objektive Me gierung, sondern

g

Finanzminister Frhr.   v. Rheinbaben:

ein konservatives Barteiregiment haben.( Lebhaftes Sehr richtig! links.) Das kommt auch bei der Ernennung der höheren Verwaltungsbeamten zum Ausdruck. Das sollten auch die Konservativen selbst nicht billigen. Hat doch Herr b. Heydebrand im Reichstag selbst erklärt, er halte es für selbstver­ständlich, daß auch andere bürgerliche Parteien an der Verwaltung beteiligt werden.( hört! hört! lints.)

Ich bin in meiner Etatsrede auf die Frage der Reichsfinanz­reform an sich nicht eingegangen und werde es auch heute nicht tun. Ich glaube, das ist der beste Weg, um neue Berwürfnisse zu ver­meiden. Daß die Reichsfinanzreform bedauerlicherweise von ein­zelnen Kreisen zum Gegenstand einer Verheizung gemacht worden ist, ist richtig, und ebenso trifft es zu, daß dem Publikum zum Teil Preisaufschläge zugemutet worden sind, die über das Drei bis Behnfache der Zoll- und Steuerhöhungen hinausgehen. Der Vor­wurf aber, daß die preußische Regierung nicht genügend Klarstellung veranlaßt habe, dürfte nicht berechtigt sein. Es handelt sich nicht um ein preußisches Geseb, sondern um eine reine Attion des Reiches, und seitens des Reichsschazamts find tatsächlich wiederholt zahlen. Bermißt haben wir eine Auskunft über das Schidsal unseres mäßige Darstellungen darüber erschienen, wieweit die Preis- Beschlusses, betreffend die Freifahrtkarten für Abgeordnete. Das steigerungen über das Maß der Zölle und Steuern hinausgegangen ist eine ganz würdige Behandlung des Hauses.( Sehr richtig! find. Im übrigen meine ich, daß wir jetzt nicht rückwärts, sondern links.) Es macht einen geradezu peinlichen Eindruck, wenn wir borwärts schauen sollten, wenn der 8wed der Reichsfinanz- Abgeordnete immer wieder auf diese Frage zurüdfommen müssen. reform wirklich erreicht werden soll. ( Sehr richtig! links.) Aus unserer Initiative heraus ist der An­frag gekommen, die Gehälter der Herren Staatssekretäre zu er höhen. Um so mehr lönnen wir erwarten, daß die Regierung sich endlich einmal entschließt, uns auf unseren Wunsch wenigstens eine Antwort zu geben, dessen Erfüllung für viele von uns von einer recht erheblichen Grleichterung wäre.( Lebhafte Bustimmung

Minister v. Breitenbach: Mit Herrn v. Pappenheim   bin ich der Meinung, daß es in hohem Maße erwünscht ist, die Frage der Schiffahrtsabgaben endlich zum Abschluß zu bringen. Der Bundesrat wird sich jedenfalls in nicht allzu ferner Zeit darüber schlüssig werden. Partikularistisch  - fistalische Tendenzen können der

Kleines Feuilleton.

"

legten Briefmarke inbegriffen. Aber diese Kosten sind bei aller Genauigkeit der Berechnung noch nicht alles, was im Wahlkampfe ausgegeben wird, denn sie umfassen nur die Zahl der beiden großen fich befämpfenden Barteien. Dazu treten die Aufwendungen, die die zahlreichen Industrie- und Handelsorganisationen auf eigene Hand machen und die die Summe von 20 000 000 2. überschreiten sollen. Der Kandidat, der in den Wahlkampf tritt, darf vor Ausgaben nicht machen darf. Von dem Tage an, da er die Kandi. datur annimmt, steht er gewissermaßen unter der finanziellen Oberhoheit seines Wahlagenten, der alles weitere besorgt. Er er­öffnet bei einer Bank ein Konto und erteilt dem Agenten alle Voll­macht. Der Wahlkommissar verlangt von jedem Standidaten eine Garantie für dessen Beteiligung an den offiziellen Wahlkosten, und wer diese Garantie nicht leistet, wird ohne weiteres ausgeschlossen. Die Oberhoheit des Wahlagenten erstreckt sich während der Wahl. geit selbst auf die persönlichen Ausgaben des Kandidaten. Die Summe, die für die Propaganda ausgegeben werden darf, richtet sich nach der Zahl der Wähler. Für 20 000 Wähler dürfen zum Beispiel in einer Stadtgemeinde 18 200 M. und in einer Land. gemeinde 35 800 M. ausgegeben werden. 1906 wurden bei den Julius Hart   hielt einen warm empfundenen Bortrag über Wahlen offiziell ausgegeben: durch die Agenten 2 926 740 M., für Holzamers Leben und Schaffen. Daran schlossen sich Vorträge von Unteragenten und Boten 2595 000 M., für Drucksachen, Porto  , Holzamers Gedichten, auch solchen, die Komponisten gefunden haben, Telegramme und Anzeigen 8 265 920 m., für öffentliche Versamm durch Tilly Durieug, Wally Fredrichs öttges und lungen 600 000 m., persönliche Ausgaben der Agenten 1 280 000. Hjalmar Arlberg. Es war eine gar feltfame Dichterehrung. Nur usw.; an den Wahlkommissar wurden 4 158 740 M. abgeführt. Jns. einige Dugend Zuhörer hatten fich eingefunden, um ihr Scherflein gesamt wurden 5 645 104 Stimmen abgegeben, so daß jede Stimme beizutragen. Aber aus den Regionen der oberen Zehntausend, die auf rund 4 M. 10 f. zu stehen tam. Die Arbeiterpartei hat indes sonst doch immer mit ihrem Wohltätigkeitsfinn zu prunken pflegen, in vielen Fällen ihre Wähler mit einem Propagandaaufwand von ivenn es gilt, den Reichtum ihrer Toiletten zu offenbaren, hatte rund 1 M. pro Kopf zur Wahlurne führen können. schwerlich einer den Weg nach der Schumannstraße genommen.

Eine Wilhelm Holzamer  - Gedächtnisfeier. 1907, am 28. Auguft, starb Wilhelm Holzamer  , der auch unser Mitarbeiter gewesen, nach furger Strantheit im Alter von 36 Jahren. Viel zu früh entwand der Tod seiner Hand die Feder, der die Witwelt feinsinnige lyrische Boesien sowie gehaltvolle Novellen und Romane verdankte. Sein persönlichen Geldopfern nicht zurüdscheuen, wenngleich er selbst Peter Nodler, die Geschichte eines Schneiders" und einige fleinere Erzählungen find ja in der Neuen Welt" erschienen. In seinem Nachlaß fand sich dann noch ein Roman: Der Entgleiste", ein Wert voll tiefster Persönlichkeitsoffenbarung. Längst ift Holzamer von uns gefchieden. Sein bestes Teil: feine Werke ließ er uns zurüd. Aber weil er auch ein Proletarier bis zum Ende geblieben war, so hinterließ er feinen so plötzlich verwaisten Kindern nichts als die aus seinen erzählenden Schöpfungen etwa zu erwartenden Erträgniffe. Da war es denn eine edelmütige Tat, daß ver­schiedene Freunde des Verstorbenen einen Fonds zum Besten seiner Kinder gründeten. Um diesem Fonds neue Mittel zuzuführen, wurde Sonnabeno nachmittag eine würdige Gedenkfeier in den Rammerspielen veranstaltet.

Theater.

M

Herr Friedberg fagie: Wir bleiben treu unserer Tradition. Wenn man nur wüßte, welches diese Tradition ist!( Große Heiter­feit im Zentrum.) Herr Friedberg   erflärte stolz: In den großen Block gehen wir nicht hinein. Aber wie war es denn in Baden, in Hessen  ?( Buruf lints: Bayern  !) In Bayern   ist das Zentrum nur zur Erreichung eines ganz bestimmten Zwedes mit den So­zialdemokraten zusammen gegangen. 1907 hat ein hervorragender Führer der Sozialdemokratie dem Zentrum allerdings ein Kom­promiß angeboten, und wenn das akzeptiert worden wäre, dann wäre die Blodmehrheit nicht in den Reichstag   eingezogen. Aber damals hat das Zentrum erklärt: Mit der Sozialdemokratie gehen wir nicht in die Wahlen.( hört! hört! im Zentrum.) An eine Be­willigung neuer Steuern denken auch wir in absehbarer Zeit nicht, ebenso wie das Reich mit den jetzt bewilligten Mitteln auskommen muß. Was die bevorstehende

Wahlreform

betrifft, so treten wir unter allen Umständen für das geheime Wahl­recht ein( Bravo  ! im Zentrum), nicht nur für die Landtagswahlen, fondern auch für die Kommunalwahlen! Gerade die Berhältnisse in Stattowiß haben gezeigt, wie notwendig das geheime Wahlrecht auch in den Kommunen ist.( Sehr richtig! im Zentrum.)

Auf dem Gebiete der Volksschule wollen wir den Einfluß der Kirche auf die Schule. Wir halten fest an der geistlichen

Da kommt ein Schußmann und attatiert ihn Nicht- staune, noch stuß man!

SPARLAR

Und schreit und packt ihn und arretiert ihn. So schüßt ihn der Schutzmann! Doch fonnte auf Zeugen der Bösewicht pochen, Betreffs seiner Reinheit Drum wurde der Unschuld'ge freigesprochen. - So eine Gemeinheit!-

Nun aber, o Leser, spite die Dhren: Mein Herzlein, es blutet! Berlin   heißt die Stadt, in der dies passoren. Das hat niemand vermutet! Und doch ist es wahrheit, was Ihr vernommen, Die Tranlein, fie fleußen

Ein preußischer Schumann hat

Unrecht bekommen!

- Es geht abwärts mit Breußen!-

-

( Karlchen in der Jugend".)

Notizen.

-Im Institut für Meerestunde spricht Dienstag, den 18., Kapitän zur See a. D. N. Wittmer über: Striegsschiff­besaßungen, ihre Ergänzung und Ausbildung", Mittwoch, den 19., Dr. Bente unter Vorführung von Demonstrationen und Licht­bildern über:" Stachelhäuter und Würmer". Einlaßtarten zu 25 Pf. in der Geschäftsstelle des Instituts. Leistikow   in Berlin  . Um der Berliner   Bevölkerung Gelegenheit zu geben, Walter Leistikow  , den Meister der märkischen Malerei, kennen und lieben zu lernen, hatte sich nach dem Tode

Baul Hoeder. Der Münchener   Maler, das Gründungsmit- Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus. des Stünstlers ein Stomitee gebildet mit dem Plan, einige besonders glied der Sezession, Professor Paul Hoecker  , ist im 56. Lebensjahre Die Großstadtluft" ist ein echter Blumenthal; aber wertvolle Werke aus Leistitons Nachlaß zu erwerben und sie der im Münchener   Krankenhause gestorben. Hoeder war hauptsächlich Figurenmaler und einer der ersten Freilichtmaler, die unter der mischt mit fleinen fatirischen Widerhalen, dabei berblüffende einigen Berliner   Kunstfreunden die Mittel, um zwei besonders Figurenmaler und einer der ersten Freilichtmaler, die unter der abefferen Jahren. Allerhand Humor und wißige Laune, ver Stadt Berlin   zum Geschenk anzubieten. Das Komitee erhielt von starten Einwirkung neufranzösischer Sunst schufen. Große Ehr Situationsfomit bis zum Schluß: das alles gibt einen Blumenfchöne Gemälde An der Löfnis" und" Herthasee bei Sonnen­lichkeit im Beobachten und Schildern der Natur zeichnet seine strauß, der wohl noch einige Zeit seine Frischheit bewahren wird. beleuchtung" und eine Gouache erwerben zu können. Die Bilder Bilder aus, von denen das bekannteste die Nonne im Laubgang" Es ist reichlich gesorgt, daß sich die Zuschauer vor Lachen aus ihrer wurden der Stadt als Geschent überwiesen und vom Magistrat war, deren dicke weiße Lichtfringel auf Boden, Bank und Gewand der Nonne vorbildlich werden sollten. Die Neue Pinakothek   enthält Haut schütteln, wenn nämlich gut gespielt wird. Nur, dies 2ob ver- danfend angenommen. Sie werden im Märkischen Museum der von Hoeders Hand ein Holländisches Bauernmädchen" und eine bient das ganze hier mitwirkende infilerenſemble; weshalb Namen Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Madonna". Der Künstler war ein geborener Lehrer der Malerei, a nemen überflüssig ist. Man darf der wieder erwachten Negsam­und zahlreich sind seine Schüler. Fast alle Mitglieder der Gruppe leit fröhlichen Fortgang wünschen. sid Cla " Echolle", wie Butz, Georgi, Eichler, Büttner, Bechler, Münzer Humor and Satire. find Hoeder- Schüler, ebenso Reznizet, Angelo Jant, Rudolf Nifft und Wilhelm Schulz. Hoeder, ein geborener Schlesier aus Ober­langenau, übernahm 1891 ein staatliches Lehramt. 1900 legte er feine Profeffur an der Münchener Kunstakademie nieder und Icbte abwechselnd in Italien   und seiner schlesischen Heimat.

Was die englische Wahl kostet. 23 337 160. hat das englische Bolt bei der Wahl im Jahre 1906 für den Wahlmechanismus auf­gebracht. In dieser Wahl, so führt W. P. Holt in einem englischen Blatte aus, find alle Kosten vom Drud der Wahlzettel bis zu der l

Nach Schluß der Versammlung. Es tam aus dem Versammlungslotal Aha! schon verdächtig!

Ein Mann, der benahm sich völlig neutral. Das belastet ihn mächtig!

-

-

Er ging gang ruhig des Weges dahin Das bekommt ihm schwerlich!- Nach dem Abendessen stand ihm der Sinn. Höchst staatsgefährlich!-

e. k.

-

-Künstliche Rninen. Die badische Regierung hat eine Denkschrift über den Otto- Heinrichsbau des Heidelberger  Schlofies ausarbeiten lassen, in dem sie neue Borschläge zur Era haltung macht. Der Ausbau der Ruine nach berühmten preußi­schen Mustern ist dank den Drud der Deffentlichkeit im Badischen  Landtage bekanntlich verhindert worden. Jetzt schlägt die Regierung vor, die losen Teile der Mauern abzutragen, die fchlechten Steine au erfegen und das ganze neu aufzumautern und mit Hilfskonstruktionen zu schützen. Auch dieser Renovierungsvorschlag, beffen Notwendig feit von Fachleuten bestritten wird, ist mit gehöriger Stepsis aufzut­nehmen.