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GewerkfcbaftUchc� Mer vermittelt die vielen aueländifcben Hrbeiter nach Dcutfcbland? Tie fremden Arbeiter rücken wieder in großen Massen in rheinisch-westfälische Jndustriebezirke ein, daß sich der an- sässigen Bevölkerung eine allgemeine Beunruhigung bemächtigt. Diese Massenznwanderung ist sogar der Negierung auffällig geworden, und der Regierungspräsident von Arnsberg hat die ihm unterstellten Behörden angewiesen, Recherchen an- zustellen, auf wessen Veranlassung die vielen ausländischen Arbeiter einwandern. Wir sind nun in der Lage, dem Herrn Regierungs- Präsidenten die nötige Aufklärung zu verschaffen. Vor uns liegt die Nr. 82 derRheinisch-Westfälischen Zeitung", die folgendes Inserat enthält: Industriearbeiter aus Holland , Belgien , Italien , Rußland und Oesterreich-Ungarn siir die Saison 1910 beschaffen wir unter sehr günstigen Bedingungen und erbitten Aufträge baldigst. Deutsche Feldarbeiter-Zentrale, Berlin SW. 11, Hafenplatz 4. Vielleicht veranstalten nunmehr die Behörden Erhebungen darüber, wie lange die Arbeiter sich noch foppen lassen und ruhig zusehen, daß die Regierung dieser zweifelhaften Arbeits- nachweis-Gesellschaft ihre Unterstützung leiht. Durch Agenten werden die Einwanderer im Arbeitskittel der Feldarbeiter- zentrale zugetrieben, an der Grenze werden 2 bezw. 5 M. Gebühren für jede vennittelte Person erhoben und durch einen Erlaß des Ministers dieser Arbeitsvermittclung eine Art rechtliche Form gegeben. Die Zentrale beordert die Ar- beiter nach dem Jndustriebezirk und dann kommen die dem Minister unterstellten Behörden her und veranstalten Er- Hebungen darüber, w o h e r die vielen fremden Arbeiter kommen. Die deutschen Arbeiter aber bezahlen mit ihren Steuern die Erhebungen des Regierungspräsidenten und zum Teil auch die Beamten in den Bureaus der Feldarbeiter- zentralstelle. Ja, die amtlichen Maßnahmen preußisch-deutscher Behörden sind oft wunderbar, für den gewöhnlichen Unter- tanenverstand sogar unverständlich; nichtsdestoweniger haben wir als loyale Staatsbürger ihnen die nötige Reverenz nicht zu versagen._ Berlin und klmgegcnd. Zur Tarifbewegung in den Brauereien. Der Deutsche Transportarbeiterverband hatte seine Mitglieder au? den ringfreie» Lagerbierbrauereien zu einer Versammlung ein- geladen, die am Mittwochabend imEnglischen Garten " stattfand. A l i s ch referierte über den Tarifvertrag, wie er am Sonntag von der Branereiarbeiterversammlung imFeenpalast" beschlossen wurde und zunächst den Ringbrauereien vorzulegen ist. Die Versammelten, vorwiegend aus dein Fahrpersonal der Brauereien bestehend, waren damit einverstanden, daß in den ringfreien Brauereien dieselben Forderungen erhoben werden, wie sie in dem Entwurf des einheit- lichcn Tarifvertrages enthalten sind. Es werden ringfreie Lager- bicrbraucreien in Berlin und Umgegend gezählt. Achtung, Buchbinder und Bnchbindereiarbeiterinnen? Das Personal der Buchbindereiabteilung der Buchdruckcrei Anton Bertinetti, Buch- und Steindruckerei, hat, um der fortwährenden untertariflichen Entlohnung entgegenzutreten und die Anerkennung des seil 1896 be- stehenden Tarifs zu erzielen, die Arbeit niedergelegt. Folgende Arbeiten sind als Streikarbeiten zu betrachten:Volkserzieher", Verlag Schwanitz, Schlachtensee..Die Eiche", Organ der Holz- arbeiter lHirsch- Duncker). Alle Arbeiten der Schokoladenfabrik Hildebrandt, der Neuen Photographischen Gesell- schaft-Steglitz, Hör Witz(Chemisches Laboratorium), Görtz (Optische Anstalt), W i s s i n g e r(Sanien und Getreide Engros), Köpenicker Straße , Chemische Fabrik R i e d e l. Gerichtstraße; alle Arbeiten, welche die Firma Bertinetti tragen und die Monats- schriftP f a n z e n h e i l k u n d e"(Dr. Kahnt). Diese Arbeiten sind zu verweigem und ist dem Bureau vom Angebot derselben Mitteilung zu machen, Die Ortsverwaltung. VeuVkches Reich. In der Schuhfabrik von Dorndorf in Breslau find bei den Leistenschneidern Differenzen ausgebrochen. Löhne von 13 und 11 M. sind keine Seltenheit. Die Arbeiter der gräflich Schaffgottschen Holzindustrie in Warm br unn in Schlesien haben am Sonnabendmittag einmütig die Arbeit eingestellt._ Zu den Knappschaftsältesten-Wahlen im Ruhrgebiet wird uns noch geschrieben: Nun auch das Resultat vom Sprengel Lünen Vorliegt, woselbst der alte Verband 219, die Polen 75 Stimmen erhielten, stellt sich die gesamte für den Verband ab- gegebene Stimmenzahl auf 1616, der Verband vereinigte somit auf sich 610 Stimmen mehr, als alle seine Gegner. Christliche, Polen , Hirsch-Dunckersche und die Zechenpartei zusammenbrachten. Das ist für die Gegner des Verbandes, besonders aber für den christlichen Gewerkverein eine blamable Niederlage. Die Christlichen hatten die größten Anstrengungen gemacht, um wenigstens ihre beiden Hochburgen Rellinghausen und Alrenessen zu halten. Aber auch dorr zeigte es sich, daß der Verband das Vertrauen der übergroßen Mehrheit der Bergarbeiter besitzt und daß diese von der M.-Gladbacherei nichts mehr wissen wollen. Bei der Wahl im Jahre 1901 erhielt der christliche Gewerkverein 190 Stimmen, der Verband nur 175 Stimmen; der Gewerkverein also 15 Stimmen Mehr- hcit. Bei der jetzigen Wahl hat der Gewerkverein 75 Stimmen ver- loren, der Verband 79 Stimmen gewonnen. Noch niederschmetternder ist das Resultat in Rellinghausen . Dort erhielt der Gewerkverein 1904 379 Stimmen, der Verband 45; demnach hat der Gewerkverein bei der jetzigen Wahl 183 Stimmen verloren, der Verband dagegen 162 Stiminen gewonnen. ES muß wirklich schlimm bestellt sein mit der M.-Gladbacher Weltanschauung, wenn der Christliche Ge- werlverein selbst in seinen bisher unbestrittenen Hochburgen solche vernichtenden Niederlagen erleidet. Und dabei waren sich die Christen ihrer Sache besonders in Rellinghausen völlig sicher. Noch am 23. Januar verhöhnte der christliche Generalsekretär Thiele- Oberhausen in einer Versammlung die Mitglieder des Berg- arbeiterverbandes, indem er ihnen zurief, sie sollten nach Batavia auf den Affensang gehen, das wäre besser, denn in Rellinghausen sei für den Verband doch nichts zu holen. Auf diese Großniäuligkeit haben die Bergarbeiter die einzig richtige Antwort gegeben, Relling- hausen gehört dem Bergarbeiterverband. Die Verbändler gehen nicht nach Batavia auf den Affenfang, sondern sie bleiben im Ruhrrevier und fangen dem Gewerkverein die Sprengel weg. Lohnbewegungen im Töpfergewcrbe. Die Lohichewegung der Dresdener Töpfer ist immer noch nicht erledigt. Wohl sind dir Unternehmer bereit, den Töpfern Lohnaufbefferungen zu bewilligen, jedoch weigern sie sich, mit den im Töpferverbande organisierten Töpfcreihilfsarbeitcrn ein Tarif- Verhältnis einzugehen. Da aber die Töpfer daran festhalten, daß auch ihre Hilfsarbeiter in das Tarifverhältnis einbezogen werden, finden noch weitere Verhandlungen statt. Die Lohnbewegung in M ü g e l n i. S. ist erledigt. Die Ge- Hilfen hatten hier den Tarif gekündigt, um vor allem die durch den modernen Stil in den Vordergrund gedrängte glatte Kachewarc ,n der Bezahlung aufzubessern. Dies ist nunmehr gelungen; auch die gewünschte Lohnerhöhung auf Verzierungen wurde bewilligt. Berantw. Redakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: Von den 71 in der Belvegung gestandenen Gehilfen ist nur einer unorganisiert. Dieser Erfolg zeigt, daß eine geschlossene Organisation auch ein Entgegenkommen der Unternehmer verbürgt. Die zirka 450 Töpfer in Meißen stehen immer noch in der Lohnbewegung. Dem eingereichten Minimaltarif der Gehilfen haben die organisierten Unternehmer der Ofenfabriken einen Nor- maltarif entgegengestellt, der so unvollkommen ist, daß eine voll- zählig besuchte Gehilfenversammlung diesen Tarif einstimig ab- lehnte. Weitere Verhandlungen sind von den Arbeitern beantragt worden. Der bisher geltende Lohntarif läuft am 15. Februar ab. In A r n s w a I d e haben die Töpfer auf dem Verhandlung-- Wege ihren Tarif verbessert. Der seit dem 1. Januar d. I. in H i r s ch b e r g i. Schi, aus­gebrochene Tövferstreik währt unverändert weiter. Die Situation Hegt für die Arbeiter günstig. Streikbrecher sind so gut wie leine vorhanden._ Straßenbahner und Transportarbeitcrverbaud. DaS Personal der städtischen Straßenbahn in Karlsruhe , welche? bisher in einer lokalen Vereinigung zusammengeschlossen war, beschloß in seiner letzten Generalversammlung den korporativen Uebertritt in den Deutschen Transportarbeitervcrband. Sektion Straßenbahner._ In der Eisenkonstruktionsfabrik von Stumpf in Worms legte am Mittwoch(26. Januar) das Personal die Arbeit nieder. Die Firma hatte nicht nur von den Arbeitern gestellte Lohnforderungen abgelehnt, sondern sie maßregelte auch noch Vertrauensmänner. Zuzug ist streng fernzuhalten._ In Erwartung des kommenden Kampfes! Die 260 organisierten Holzarbeiter von Bayreuth haben ein­stimmig beschlossen, den Mitgliedsbeitrag von 60 auf 80 Pfennig pro Woche zu erhöhen. Husland. Gewerkschaften ländlicher Dienstboten in Frankreich . Die Organisation der Landarbeiterschaft ist in dem vorwiegend agrarischen Frankreich von besonderer Wichtigkeit. ES bestehen auch Ansätze zu einer gewerkschaftlichen Vcreinigug der ländlichen Arbeiter schon seit einigen Jahren. Absolut genommen scheint die von der letzten Statistik des Arbeitsamls für den 1. Januar 1998 gegebene Ziffer: 527 Gewerkschaften mit 56 000 Mitgliedern nichl unbcträcht- lich, aber sie stellt nicht einmal ganz 2 Proz. der in der Landwirt- schaft beschäftigten Arbeiterschaft dar. Auch entfällt sie fast ganz auf einige Spezialzweige: die H o l z f ä l l e r, die Winzer und'die Gärtner. Und irrtümlich wäre es überhaupt, die offizielle Ziffer, die ja alle möglichen Arten von Vereinen unifaßt, ohne weiteres als Maß für die EntWickelung der modernen Arbeiterbewegung auf dem Lande anznnehmen. In den letzten Monaten ist aber in der Tat eine gewerkschaftliche Bewegung im Landproletariat in Fluß gekommen, die zudem gerade von dem anscheinend am schwersten zu organisierenden seiner Gruppen, den ländlichen Dienstboten ausgeht. Ein börsenliberales Blatt, dieNouvelles", das mit Aufmerksamkeit und, wenn es sich um Agrarierinteressen handelt, nicht ohne Schadenfreude die Eni- Wickelung der Arbeiterorganisation verfolgt, teilt darüber eine Reihe iiueressauter Einzelheiten mit. Der Schauplatz der neuen Bewegung ist das Departement Allier . Die dort vorherrschende Form der landwirtschaftlichen Unternehmung ist die Halbpacht und die kleine und mittlere Pacht. Eine Gesellschaft junger Knechte, die an ihren freien Sonntagen in den Städten Vorträge industrieller Gewerkschaftler gehört hatte, ging voran. In Bourbon-l'Archambault bei Moulins wurde die erste Gewerkschaft gegründet. Aus dem galten Kanton waren ländliche Dienstboten, der Einladung folgend, gekommen und erklärten ihren Beitritt. Innerhalb einiger Wochen wurden sechs weitere Lokalsektionen gegründet, andere sind in Vor- bereitung. Am 23. November trat in der Arbeitsbörse von Moulins der erste Kongreß zusammen, der die Delegierten der sieben Gemeinden vereinigte. Er redigierte eine Programm- erklärung, die mit einer Schilderung der Lage der landwirtschaft- Itche» Dienstboten eingeleitet wird. Aus dieser Einleitung geht hervor, daß das von der Natur so außerordentlich begünstigte Frankreich weit davon entfernt ist, ein Paradies für landwirtschaftliche Arbeiter zu sein. Wenn auch die Verhältnisse nicht an die ostelbischer Gutsknechte heranreichen, so sind sie doch schlimm genug. Hütejungen, die in ganz frühem Alter ihre Familien verlassen in Frankreich wird die Schul- Pflicht nicht durch ein gesetzlich festgesetztes Minimal- alter, sondern durch die AuSfolgung eines AbgangSzeug- nisscs der Volksschule. das mitunter von zwölfjährigen Kindern erlangt werden kann, begrenzt erhalten 8 bis 12 Fr. monatlich undKost und Logis". Mägde erhalten: im Alter zwischen 10 und 12 Jahren(!) 100 bis 120 Fr. jährlich, von 12 bis 15 Jahren 120 bis 250 Fr., von 15 bis 18 Jahren 250 bis 300 Fr.. von 18 Jahren an bis 350 Fr. undKost und Logis". Die Knechte beziehen zwischen 15 und 20 Jahren 250 bis 450 Fr., später bis 600 Fr. jährlich. Natürlich sind die Löhne der Tage- l ö h n e r viel niedriger. Die Arbeitszeit beträgt 14 bis 16, im Sommer bis 13 Stunden. Die Kost ist ungenügend, oft schlecht und die Scklafstätteu wider- sprechen den einfachsten Regeln der Hygiene. Zwei Knechte in einem Bette schlafen zu lassen, ist allgemeiner Brauch auf allen Pachtungen, die mehrere Arbeiter beschäftige». Das Programm fordert: Regelung der Arbeitszeit und Gewährung fester Mittagspausen. Erhöhung der Löhne. Verbesserung der Kost. Hier wird die Forderung von Wein für die beiden Hauptmahlzeiten deutschen Lesern etwas be- fremdlich erscheinen. Aber der Wein ist eben in Frankreich das billigste Volksgeträni und imnationalen Interesse" haben sogar Universiläts-Autorilätenbewiesen", daß erftärlt" undnährt". Nämlich nicht nur die Weinhändler, Weinwirte und bedeutend weniger die Weinbauern, sondern auch die Trinker. Verbesserung der Schlaf statten. Die Arbeiter fordern ein eigenes, ordentlich eingerichtetes Bett und darüber hinaus ein besonderes, sauberes Zimmer für jeden. Koalitionsrecht imfreien" Amerika . Die Organisation der Postangestellten der Vereinigten Staaten hatte anläßlich ihres letzten Kongresses im Oktober Iv09 auch be- schloffen, eine Erhöhung der Bezüge durch eine Petition an das Parlament zu verlangen. Seitdem ist diese Forderung von den Fübrern der Organisation nach Möglichkeit in der Agitation benutzt ivorden. Der Verbandsvorsitzende wurde jedoch letzthin vor die Oberpostbehörde geladen, wo man ihm eröffnete, er habe sich, und so auch seine Organisation, fortab jeder öffentlichen Agitation für Aufbesserung der Löhne der Postungestellten zu enthalten. Es soll sogar vom Präsidenten Taft beabsichtigt sein, diesen Angestellten das bisherige Petitionsrecht ganz zu nehmen. Australische Klassenjustiz. Aus Sydney wird gemeldet: Wegen ihrer Tätigkeit beim Ausstand der Minenarbeiter gegen Ende des vergangenen Jahres sind der Vorsitzende des Bergarbeiterverbandcs des Nordens zu drei Jahren Zwangsarbeit(!), einige Führer der Ausständigen zu acht Monaten(!) und acht Bergleute zu zwei Wochen bis drei Monaten(!) Zwangsarbeit venirteilt worden. Versammlungen. Die Musskinstrumentenarbeiter versammelten sich am Montag- abend im Gewerkschaftshause und hörten den Tätigkeitsbericht der Branchenkommission vom Jahre 1909. Leopold, als Bericht- rt. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstall erstatier, gab zuerst einen Ueberblick über die Sage im Beruf während des verflossenen Jahres. Bis zum Herbst machte sich noch die wirtschaftliche Depression so stark fühlbar, daß die Kommissioir wenig ausrichten konnte, um den Verschlechterungen iu den Arbeits- bedingungen entgegenzutreten. Das Zwischenrneistersystem breitete sich aus, viel Arbeitslosigkeit herrschte und die Agitation für den Verband stockte. Mit dem Beginn des letzten Vierteljahres änderte sich die Lage, ein Umschwung in der Konjunktur setzte ein, die Arbeitslosen verschwanden fast ganz von der Bildfläche, und nun belebte sich auch wieder die Agitation. In manchen Betrieben waren erhebliche Abzüge gemacht worden und man lämpste jetzt wieder um bessere Bedingungen. Die gute Konjunktur konnte aber nicht so nutzbar gemacht werden wie es wünschenswert wäre. weil die Kollegenschaft nicht immer einig und geschlossen hinter ihrer Kommission stand. Vielfach wurde Ucberzcit gearbcitei, end» gegen dem Beschluß des Verbandes, die Ueberarbeit zu vermeiden, Während des Jahres fanden zehn Branchenversammlungen, elf Versammlungen der Vertrauensmänner und 478 Werkstati- sitzungcn statt. Wegen der Maifeier wurden in 7 Betrieben 53 Mann ausgesperrt. Verschiedene Differenzen und Streiks brachen aus und wurden zum Teil in günstiger Weise erledigt. Der Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß rs der Kommission in diesem Jahre vergönnt sein werde, ihre Tätigkeit umfangreicher und erfolgreicher zu gestalten, unter der Voraussetzung, daß die Mitglieder des Verbandes ihre Pflichten eifriger als bisher er- füllen. Nach einer längeren Diskussion über den Bericht nahm die Versammlung die Neuwahl der Branchenkommission und die Wahl der Delegierten zur Generalversammlung bor . Die Tapezierer vollzogen in einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung die Wahl zum Jnmingsschied-gericht. Gewählt wurden als Beisitzer: Bönicke, Brunolo.Petke, Strauß, Heck« mann, Zack; als Ersatzmänner: Horst. Nitzschke, Bar- nitzke, Klinke, Beelitz , Schröder. Nach der Wahl gab der Obmann der Beisitzer einen kurzen Bericht über die vom Jnnungs- schiedsgericht im Jahre 1909 erledigten Klagen. In der nach- folgenden Diskussion kam die Meinung zum Ausdruck, daß die Ar- bester auf Grund der Erfahrungen, die sie mit dem Schiedsgericht, namentlich mit dem Auftreten des Vorsitzenden Hagemann gemacht haben, dem JnnungsschiedSgericht nicht das Vertrauen entgegen« bringen können, welches das Gewerbegericht allgemein genießt. In einer besonderen Versammlung erstattete der Altgehilfe Bönicke Bericht über die Tätigkeit des Gehilfenausschusses. Unter Hinweis auf einige Fälle aus dem vergangenen Jahre konnte er konstatieren, daß der Ausschuß bemüht war, die Interessen der Ge- Hilfen wahrzunehmen, doch könne im Rahme» der JnnungS- Verfassung eine ersprießliche Tätigkeit nicht entfaltet werden, da hier den Gehilfen nur Pflichten aber keine Rechte zustehen. Im Jahre 1909 wurden 163 Lehrlinge ein- und 182 ausgeschrieben. Im Jahre 1993 waren die entsprechenden Zahlen 219 und 162. In den Ausschuß wurden gewählt als ordentliche Mitglieder: Bönicke, Minn, Fritsch, Brunow , Osten, und als Ersatzmänner Hirsch und Raabe. Die Wäschearbeiter und-Arbeitcrinnen(Filiale Berlin 3 deS Schneiderverbandes) hielten am Mittwoch eine außerordentliche Ge- neralversammlung ab, in der der Kassenbericht vom 4. Quartal 1909 vorgelegt wurde. Er schließt sür die Hauptkasse mit der Bilanz- summe von 3867,10 M. ab. Von den Ausgaben kommen 902,94 M. auf die 5traiikcnuiiterstützung. Die Einnahmen der Filialkasse waren 5899,42 M., die Ausgaben 24l6,50 M., so daß der Kassenbestand sich am Ouartalsschluß auf 3482,92 M. be- lief. Die Versammlung erteilte dem Kassierer Eue einstimmig Decharge. Als Mitglied deS Hauplvorstandcs wurde Schwerin ge- ivählt, als Revisor der Filialkasse, an Stelle der verstorbenen Frau Gericke, wurde Braun gewählt. Ferner beschloß die Versammlung, das Gehalt des angestellten Bevollinächtigten inu 10 M., das der angestellten Hilfskassiererin um 5 M. im Monat zu erhöhen. Sodann gab Eue eine Uebersicht über den gegenwärtigen Stand der Arbeitsvern,ittelung. Ans dem Arbeitsnachweis, der Filiale werden jetzt dauernd Wnschenäherinnen, Plätterinnen und Zuschneider verlangt. ES ist eine verhältnismäßig starke Nach- frage nach geübten Arbeitskräften Vorhände». Die Mitglieder /urd Berufsangehörigen haben alle Ursache, sich, wenn sie Stellung suchen, nur an den Nachweis ihrer Organisation zu wenden und haben es durchaus nicht nötig, die in den Zeitungen erscheinenden Arbeitsangebote zu beachte». Es liegt in ihrem eigenen Interesse, dafür zu sorgen, daß der Arbeitsnachweis den Untemehinern stets die gewünschten Arbeitskräfte überweisen kann, soweit überhaupt Arbeitsuchende im Berufe vorhanden sind. Im übrigeil hielt der Redakteur Georg D a v i d s oh n einen Vortrag über K i n d e r s ch u tz, der lebhaften Beifall fand und vor allem dazu diente, die Versainmelten anzuspornen, nach besten Kräften mitzuwirken, daß das Kinderschutzgesetz vom Jahre 1903 nicht nur auf dem Papiere steht, sondern auch wirklich zur Geltung komnit. Letzte Nacbncbten und DcpeFcben. Das Hochwasser in Frankreich wütet weiter. Paris , 27. Januar. (W. T. B.) Hier sind jetzt 7049 Tele- phonverbindungcn infolge des Hochwassers unterbrochen. Gegen 3 Uhr nachmittags überflutete das Wasser den Quai Berthier; der Quai des Grands Augustins ist vollständig überschwemmt. In Boulogne sur Seine sind die Quais und die benachbarten Straßen unter Wasser. Barken versehen das Rettungswerk und versorgen die Bewohner mit Lebensmitteln. Im Departement Gard steigt die Rhone noch weiter, in den Cevennen fällt reichlicher Schnee. TaS Wasser in den K e l l e r r ä u m e n des Ministeriums deS Auswärtigen steigt fortwährend. Die Expedition mußte in die obersten Stockwerke verlegt werden. In der Beaune-Straße platzte eine Gasröhre, wobei zwei Arbeiter erstickten. In der Ortschaft M o n t a e l i schwebe» 569 Arbeiter in Gefahr. Die Be- wohner dieser Ortschaft konnte man noch rechtzeitig vor dem Herannahen des Wassers warnen und auffordern, ihre Woh« n u n g en z u v e r la s s e n. Paris , 27. Januar. 10 Uhr abends.(W. T. B.) DaS Hoch- wasscr dringt jetzt bereits durch die Quaimanern, die an einzelnen Stellen, so auch hinter der deutschen Botschaft, ge- borsten sind, hindurch. Daher dürfte auch der Quai d' O r s a y, von dem aus man bisher zum Garten der Botschaft gelangen konnte, bald vollständig überschwemmt und das Bot- schaftspalais von beiden Seiten vom Wasser ein» geschlossen sein. In der Rue de Lille ist in einem gegen- über der deutschen Botschaft gelegenen Hause, in dem ein Mäd- chcnheii» untergebracht ist, die Wasserleitung geplatzt, so daß auch die oberen Stockwerke überschwemmt zu werden drohen. In dem Hause sind etwa 89 Mädchen, zumeist Lehrerinnen und Putzmache- rinnen» untergebracht; auch mehrere Kranke befinden sich unter ihnen. Der Ausbruch von Epidemien steht zu befürchten, falls nicht die strengsten Vorsichtsmaßregeln getroffen werden sollten. Kurzer Prozeß. Teheran , 27. Januar. (W. T. B.) Ein Neffe Ala ed DaulehS, namens Mevager es Saltane, der mit den Anhängern de» früheren Schahs Mehamed Ali aus Persien ausgewiesen war und jetzt eigenmächtig nach Teheran zurückgekehrt ist, wurde auf dem Stadtplatz gehenkt._, Jaul Singer& Co., Berlin S W. Hierzu 2 Beilagen u. vatrrhaltungSbl,