einen Handelsvertrag ober auch nur um ein Abkommen mit gegen-scitiger Verbindlichkeit handelt, wie cZ seit dem 2. Mai 1907 zwischenbeiden Staaten in Geltung war. sondenr um eine provisorische,nicht vertragsmäßige Vereinbarung, die auf dem autonomen Gesetzbeider Länder beruht und daher jederzeit abgeändert werden kann.Weder die Amerikaner noch die Deutschen haben einen auf einebestimmte Zeit gewährleisteten vertragsmäßigen An-spruch auf die neuen Abmachungen. Ein gewisser Schutzvor unangenehmen Ueberraschunge» wird dem deutschen Exportnur durch die Bestimmung des neuen amerikanischen TarifgesetzeSgewährt, wonach der Präsident einem Staate, dem der Minima ltarifüber den 31. März hinaus ausdrücklich zugestanden worden ist, diesennur entziehen kann, wenn er diese Abficht drei Monate vorher derRegierung des betreffenden Staates mitgeteilt hat. Die Schuld an demdadurch geschaffenen beklagenswerten Zustand liegt ausschließlichauf feiten der Bereinigten Staaten. Denn durch daS neue amerikanische Tarifgesetz ist dem Präsidenten die bisherige beschränkteVollmacht, anderen Staaten im Wege von Verträgen Zugeständnissezu machen, sei es auf dem Gebiete des Zolltarifs oder der Zoll-Verwaltung, völlig entzogen worden. Einer der Hauptzwecke deramerikanischen Tarifreform war es eben, eine streng autonome.von jeder Rücksicht auf daZ Ausland Befreite Handelspolitik zu ermöglichen.Bruderzwist im Zentrumslager.Vor einiger Zeit haben wir mitgeteilt, daß der Verbandder Windthorstbündc eine neue Wochenschrift,„DasZentrum" genannt, herausgibt, an der namentlich Prof.Martin Spahn, der Sohn des großen Peter, mitarbeitet. Dadas Blatt sich etwas spöttisch gebcrdet und seine historische Auf-fassung ntanchmal nicht ganz mit der jener Blätter von derQualität der„Germania" übereinstimmt, das heißt nicht kultur-kämpferisch genug ist— hat es sich trotz der kurzen Zeitseines Bestehens bereits mehrere Rügen der unter der Bot-Mäßigkeit des hohen sklcrus stehenden klerikalen Blätter zu-gezogen. Z. B. erteilt ihm in ihrer vorgestrigen Nummerdie„Essener Volksztg." erneut folgenden energischen„Ord-nungsruf":Wir haben von Anfang an der Gründung des Organs»DaSZentrum" sehr skeptisch gegenübergestanden, ohne es offen zumAusdruck zu bringen. Unsere Befürchtung, daß die Wochenschriftleicht zu einer Quelle von Verdrießlichkeitenwerden könne, hat sich also nur zu bald bestätigt. Was denso überaus gefährlichen schleichenden Kulturkampf betrifft, vondem wiederholt in der übrigen Zentrumspresse die Rede gewesenist, so hieße eö Vogel st rauß-Politik treiben, wenndie vielfach auf Kulturkampf gerichteten Zeichen der Zeit nicht ver-standen werden sollten. Darin liegt ja der große Fehler, daß somanche Leute ein entscheidendes politisches Urteil abgeben, ohnedaß sie sich mit der geschichtlichen Entwickelungder preußischen Kirche«Politik hinlänglich ver-traut gemacht haben. Nach der Besprechung in derKölner Augustinus- Versammlung über die eigentliche Auf-gäbe des Windhorst- Bundes hätte in seinem Organ einegrößere Zurückhaltung beobachtet werden müssen, umsomehr, alsseine Auslastungen allzu leicht mit denjenigen der Partei identi-fiziert werden. Es sei hier aber ausdrücklich festgestellt, daß derWindthorstbund und sein Organ„Das Zentrum" auf ihreeigene Rechnung und Gefahr handeln. Der Wochenschrift„DaS Zentrum" ist eö im Interesse der Sache des Windthorst-bundeS dringend anzuraten, daß es sich den schulmeister-lichen Ton abzugewöhnen sucht; irgendwelcheautoritative Bedeutung besitzt es nicht.. Das möchtenwir gegenüber der kulturkäinpferischen„Voss. Ztg." bemerken, dieschon<Nr. 62) eifrig dabei ist, die Entgleisung gegen die Partei desZentrums auszuschlachten.__IEs wird weiter„gezwiebelt".In der letzten Sitzung des Kriegsgerichts der 13. DivisioniAltona) hatte sich der Unteroffizier F a u er t von« g.�Feldartillerie»Regiment(Itzehoe) ivegen unvorschriftsmäßiger Behandlung Unter-oebener und Unterdrückung des Beschwerderechts zu verannvorten.Wegen eines kleinen Versehens ließ er vor kurzem seine Leute an-treten und peinigte sie durch„Kniebeugen bis zur Erschöpfung".Als ein Soldat sich über diese Behandlung beschweren wollte, lehrteder Vorgesetzte den Gemütsmenschen heraus und suchte den Sol»-baten durch das Versprechen, et solle einen besseren Wasfenrock bekommen, von der Ausübung des Beschwerderechts abzuhalten. DerSoldat ließ sich aber auf nichts ein. sondern brachte den Vorgangzur Anzeige. Urteil: 10 Tage M i t t e l a r r e st. Sehr abschreckend! Im nächsten Jalire werden wir im Reichstage wiederschöne Erklärungen hören und eS wird so ziemlich alles beim altenbleiben._Berichtigung. Von dem Generalkommando des 13. Armeekorpsin Stuttgart erhielten wir heute folgende Zuschrift:„In der 9!r. 301 des„Vorwärts" vom 2b. Dezember 1909 er»schien ein Artikel mit der Ueberschrist:„Ein Menschenleben demParadeunfug geopfert?" Auf Grund des§ 11 des Preßgesetzesvour 7. Mai 1874 ersuche ich um folgende Berichtigung:Unwahr ist, daß dem Vater TheurerS jede nähere Auskunftdarüber verweigert wurde, wie sein Sohn den Tod gefunden hat;vielmehr wurde ihm vom Regimentsführer, dem Eskadronchef unddem Wachtmeister aus freien Stücken über den Hergang der Sacheeingehend Auskunft erteilt.Unwahr ist, das; der Vater TheurerS trotz dringender Bittean den Gerichtsoerhandlungen nicht teilnehmen durfte; derselbestellte eine derartige Bitte weder beim Regiment noch bei derEskadron. i>Das Anerbieten einer Geldui.tersiützung behufS Transportsder Leiche seines Sohnes in die Heimat lehnte der Vater TheurerSdankend ab.La der Trauerfeierlichkeit auf dem Truppenübungsplatz Mün-siWrn beteiligte sich das ganze Offizierskorps, die ganze 1. Eskadronund das Trompeterkorps. Die Leiche wurde bis halbwegs Auingenentlang einem von den übrigen Unteroffizieren und Mannschaftendes Regiments gebildeten Spalier bogleitet.Unrichtig ist, daß es sich um eine„Paradesache" handelte. DaSUnglück ereignete sich bei einer Exerzierübung im Galopp, bei der«in Halten innerhalb der Kolonne tatsächlich ausgeschlossen war.Bon feiten des Generalkommandos. Der Chef des Generalstabes:v. Seinba, Oberstleutnant.Ocrtemich.Obstniktionsfolgen.Prag, 0. Februar. Da das Landesbudget infolge Lee Ver»tggung des Landtages unerledigt geblieben ist. hat der LandeSaus-stguß beschlossen, keine anderen Auszahlungen vorzu-nehmen als die, die gesetzlich oder vertragsmäßig festgelegt sind, undferner keine Neubauten auszuführen. Alle Erledigungensollen mit der Klausel versehen werden, daß Auszahlung erst dannerfolgen könne, wenn dem Landesausschuß die nötigen Mittel zurVerfügung stehen. Die Landtag Sa dgeordneten habenreine Diäten erhalten,franfcmcb.Eine Militärdebatte.Paris, 9. Februar. In der Deputiertenkammer stand heute dieBeratung des Budgets des Kriegsministeriums auf derTagesordnung. Allemane(Soz.) verlangte Abschaffungder BagnoS in Afrika. Die Ouale», denen die Gefangenenausgesetzt seien, seien eine Schande für Frankreich. L a ch a u d>Soz.-Radikaler), der Arzt ist, zog einen Vergleich zwischen demGesundheitszustand der deutschen und der französischenArmee, der namentlich in bezug auf die epidemischen Krankheiten inDeulschland weilauS günstiger sei, und erklärte, der Grund dafürliege einmal in dem allgemein schlechtere» GesuudheiiSziistande derfranzösischen Rekrutenkouliiigente, dann aber auch in der klnzuläng-lichkeit der hygienischen Einrichtungen in den französischen Kasernen.Spanien.Ministerkrise.Madrid. 9. Februar. Das Kabinett M o r e t hat seineEntlassung gegeben. Mit der Bildung des neuenKabinetts ist der Demokrat Canalejas beauftragtworden.Cngianci.Das Borgehen der Regierung.Wie ein Telegramm aus London meldet, besteht Grundzu der Annahme, daß in das Unterhaus nach Erledigungder Adresse auf die Thronrede mit Rücksicht auf die Geld-bedürfnisse der Regierung das Budget sofort wieder ein-gebracht werden wird. Danach würde also die Regierung dasVerlangen der Radikalen, vor allem anderen die Ober-h ausfrage zu erledigen, nicht erfüllen, sondern das Budgetvoranstellen. Der Grund ist natürlich, daß in der Budget-frage keine besonderen Schtvierigkciten zu erwarten sind, dadie Lords durch ihr eigenes Votum verpflichtet sind, dasBudget, das durch den Ausfall der Wahlen die Sanktion desVolkes erhalten hat, anzunehmen.Beschlüsse der Iren.Dublin, 9. Februar. Heute hielt die NationalistischePartei hier eine Versammlung ab. in der John R e d m o n dwieder zum Vorsitzenden gewählt wurde. Ferner wurde einstimmigbeschlossen, die Anhänger O' B r i e n S aus der Partei aus-zuschließen.ftollancl.Die Angst vor fremder Einmischung.Haag, 9. Februar. Bei der Beratung deS BudgetsdeS Ministeriums des Aeußern in der Ersten Kammerbegründete der ehemalige Gesandte in Stockholm, vanH e e ck e r e n, einen Antrag, in dem der Ministeraufgefordert wird, Schritte zu tun. um die Integritätder Niederlande gegen Deutschland und Englandzu sichern. Ter Redner erklärte, ein einige Jahre zurückliegendesEreignis, das dem Minister wahrscheinlich unbekannt sei, bilde einenspeziellen Grund für Holland, eine bessere Garantie zuforoern, als das N o r d s e e a b t o m m e n sie den Mächtenzweiten Ranges biete: Der Minister des Aeußern erwiderte, vantzeeckeren müsse seine Behauptung genauer formulieren, sonst könneer nicht anüvorten. Nach erregter Debatte beschloh die Kammerin geheimer Sitzung, über diese Angelegenheit nicht in geheimerSitzung, sondern öffentlich zu verhandeln. Van Heeckerenerklärte nunmehr zu seinem Antrage im einzelnen, der So u»verän eines Nachbar st aates habe vor einigen Jahrenwissen lassen, daß et gezwungen wäre, niederländischesGebietzubcsetzen, wenn die Niederlande ihre Verteidigungs-mittel gegen England nicht instand setzten. Der Minister ver»diene Tadel, daß er diese Tatsache beim Abschluß des Nordsee-abkommenS nicht in Rechnung gezogen habe. Der Minister er-widerte, er könne diese Behauptung nicht entkräften, bevor vanHeeckeren sich nicht genauer zu den Ausdrücken„Souverän einesNachbarstaates" und„wissen lassen" geäußert habe. Im InteressedeL Landes fordere er ihn auf, klarer und genauer zu sein. Davan Heeckeren nicht antwortete, wurde die Diskussion ohneErgebnis geschlossen._IRiiitäretaf.Die Budgetkommission des Reichstags strich am Mittwoch dieMehrforderung von 634 000 M., welche die Militärverwaltung zurErhöhung der Pferdcrationen für die Offiziere im allgemeinenund für die der Kavallerie im besonderen in den Etat eingestellthatte. DaS Zentrum ließ wieder einmal aus Furcht vor denWählern die Regierung im Stich. Die Herren vom Zentrumscheinen durch den ständigen Rückgang ihrer Stimmen bei denNachwahlen endlich doch bedenklich zu werden, denn im vorigenJahre waren sie eö gerade, die den Offizieren den Serviserhöhten, aber die von der Regierung vorgeschlagene Er-höhung der Mannschaftslöhne abgelehnt und dem„gemeinen" Soldaten nur die Lieferung des Putzzeugs alslächerliche Gegenleistung geboten haben.Sehr interessant war auch das Verhalten der Nationallibe-ralen: sie fielen bei dieser Frage platt in zwei Teile aus-einander. Die Abgeordneten v. Schubert und P a a s ch estimmten für. die Abgeordneten G ö r ck e und Osann da-gegen. Da außerdem aber nur noch die Konservativen und dasMitglied der Wirtschaftlichen Vereinigung für die RegierungS-forderung stimmten, so wurde der Posten ebenfalls abgelehnt.Die von'der Regierung verlangte Umwandlung der Veterinär-stellen in Offiziers veterinärstellen, die in früheren Sitzungenschon diskutiert war. wurde jetzt mit großer Mehrheit ange-nommen. Dagegen stimmten nur Zentrum und Sozialdemo-kraten.Allgemein wurde Klage darüber geführt, daß die Reisekostenzu hoch seien. Auf Antrag des nationalltberalen AbgeordnetenGörcke wurden die angeforderten 5 972 129 M. auf 5 400 000 M.mit knapper Mehrheit ermäßigt. Auch hier stimmten die Fraktions-kollegen(und diesmal sogar sämtlich) deS nationallibcralen Antragstellers gegen den AntraglEine Resolution deS Zentrums, wonachdie Kontrollversammlungenanstatt halbjährlich nur jede« Jahr einmal vorgenommen werdensollen, wurde gegen die Stimmen der Konservativen und National?liberalen und des Mitgliedes der Wirtschaftlichen Vereinigung an-genommen.Ein Antrag G o t h e i n, an der Forderung von 2 216 000 M.für Munition einen Abstrich zu machen, wird abgelehnt. Selbstdie Freunde des Antragstellers halfen den Antrag niederfiimmen.»•I» der Nachinittagssitzung erledigte die Budgetkommission de»Rest des Militäretats, der nun sofort dein Plenum zur zweitenBeratung überwiesen werden wird.Eine längere Debatte entspann sich über denBerkauf des Tempelh-fer Felde».Genosse Singer machte darauf aufmerksam, daß ein günsti»ger Verkauf deS Geländes solange für die Militärverwaltung nichtzu erwarten sei, als Tempelhof nicht zu Berlin eingemeindet sei.Man könne es der Berliner Stadtverwaltung nicht verdenken, daßsie das Gelände nicht kaufe, wenn die Steuern der Leute, die sichdort niederlassen, in die Kasse einer anderen Gemeinde fließen.Die einzige Möglichkeit für die Militärverwaltung' das Geländevorteilhaft loszuwerden, sei, daß Tcmpclhos zu Berlin einge-meindet werde. Wer hier freien der preußischen Regierungeingebildete politische Schwierigkeiten entgegen, die sie hindern,das zu tun, was im Interesse der Allgemeinheit unbedingt noüwendig sei.Von anderer Seite wurde noch darauf hingewiesen, daß gawisse Kreise bereits dabei seien, die Situation geschäftlich auSzu-schlachten, daß es sich aber in diesem Falle nicht um Bankkonsor�-uihandele.Donnerstag; Reichsamt des Innern.Eue der Partei.Sozialdemokraten sind nicht gleichberechtigt.Die Elberfelder Stadtverordnetenversammlung hob inihrer Sitzung vom Dienstag ihren früheren Beschluß, den Sozial-demokraien die S t a d t h a l l e nicht zur Abhaltung poliiiicherVersammlungen zu überlassen, mit 22 gegen 6 Stimmen auf.Daraufhin erklärte der Oberbürgermeister sofort, er werdeden B e s ck> l u ß anfechten, da das Oberverwaltungsgericht aufdem Standpunkt stehe, daß die Freigebung städtischer Gebäude zusozialdemolralisckien Versammlungen eine Förderung der Bestrebungender Sozialdemokratie darstelle.AuS den Organisationen.Der Sozialdemokratische Berein Magdeburghat jetzt, wie in der Generalversammlung vom Montag festgestelltwurde, 4904 Mitglieder. Die Gesamteinnahmen im lebten Halb-jähre belausen sich auf 24 514 65 M„ die Ausgaben aus 12 769,73 M..bleibt ein Bestand von 11 744,93 M. Die Parteitags-k o m m i s s i o n bat bereits sechs Sitzungen abgehalten. Die vonder Partei ausgehenden Bild u n gsbe strebungen find kräftigunterstützt; die Parteibibliothek l>t fleißig benutzt worden.Wilhelm Giebel in D ortmun d ist vor einigen Tagenge»starben. Die„Arbeiterzeitung" widmet ihm folgende Worte:Einst stand er in unseren Reihen, und an seiner Bahre wollen wirgerne bekennen, daß er, als die hiesige Parteibewegung noch in ihrenAnfängen stand, sich erhebliche Verdienste um sie erworben und auchOpfer für dieselbe gebracht hat. Später ist er aber mit der Parteizerfallen; zwar hat er noch in den letzten Jahren vieles versucht,wieder Ausnahme zu finden, doch blieben diese Versuche ohne Erfolg.Was uns trennte, mag heute unerörtert bleiben, seinen Verdienstenaber zollen wir am heutigen Tage die schuldige Anerkennung.Soziales.Ist der Verlust des Geruchssinnes als Unfallfolge zu entschädige»?Mit dieser Frage hatte sich jetzt daS Schiedsgericht für Arbeiter-Versicherung in Dresden zu beschäftigen. Der Brauer L. trug beieinem im Jahre 1396 erlittenen Unfall eine Schädelverletzungdavon. Die Rente des Verletzten wurde zuletzt auf 10 Proz. herab-gesetzt, da nach dem ärztlichen Gutachten die Unfallfolgen bis aufeinige geringe Schäden und Verlust des Geruchssinnes beseitigtwaren. Bei einer neuen Untersuchung stellte der Vertrauensarztder Brauerei- und Mälzerei-BerusSgenossenschaft nur noch denVerlust des Geruchssinnes fest. Die Frage, ob dies als Unfallfolgezu entschädigen ist, überließ der Arzt der Berufsgenosscnschaft.Diese hat aber die Entschädigungspflicht verneint und beim Schieds-geeicht die Aufhebung der Rente beantragt. Der Verletzte hat demwidersprochen, indem er geltend machte, daß er durch den Verlustdes Geruchssinnes seinen Beruf als Brauer habe aufgeben müssenund auch im allgemeinen gesckstidigt sei. Die Berufsgenossenschastmachte demgegenüber geltend, daß L. dadurch nicht ,n seiner Er-werbsfähigkeit behindert sei. Das Schiedsgericht hat eine Eni-schädigungSpflicht anerkannt und die Berufsgenossenschaft zurWettergewährung der Rente verurteilt, indem es mit Recht auS-führte, daß L. durch Verlust des Geruchssinnes auf dem allgemeinenArbeitsmarkt geschädigt sei, weil er den Betriebsgefahren, wieAusströmen von Gas usw., mehr ausgesetzt ist wie ein gesunderArbeiter. Deshalb sei L. als ein minderwertiger Arbeiter anzu-sehen und zu entschädigen. Eine Ivprozentige Rente sei aber auchnicht zu hoch._Frivole Ausflüchte.Der Maler D. klagte am Dienstag vor dem JnnungsschiedS»geeicht gegen den Malermeister Paul Bartz auf Zahlung von 82.15Mark rückständigen Lohn. Der Beklagte wendete ein, er müsse sichan dem Lohne für die Entwendung vo» Materialien schadlos halten,die Kläger sich habe zuschulden kommen lassen. Vom Schiedsgerichtnach dem Wert der entwendeten Materialien befragt, vermochte derBeklagte keine Auskunft zu geben. Auf die fernere Frage, weshalber den Kläger nicht sofort en-Iassen habe, als er von den angeblichenVeruntreuungen Kenntnis erhalten hatte, meinte Beklagter, erwollte sich erst überführen, ob jene Mitteilungen auf Wahrheitberuhen. Der Kläger macht geltend, daß ihm niemals bei derLohnzahlung gesagt worden ist, daß die fehlenden Beträge für der»untreute Materialien einbehaltc» werden, er wurde vielmehr mitder Zahlung der restlichen Lohnbeträge von der einen zur anderenWoche vertröstet. Mit Entschiedenheit bestritt er, irgend welcheMaterialien entwendet zu haben.— Beklagter wurde zur Zahlungverurteilt.Muß der mit Logis Angestellte in einem feuchten Zimmer wohnen?Diese Frage wurde der ersten Kammer des Berliner Kauf-mannSgericht» in seiner letzten Sitzung vorgelegt. Die beklagteFirma, die„Durament-Werle", unterhielten in Berlin eine Filiale.in der der Kläger N. als Filialleiter tätig tvar. Von den von derFirma gemieteten Geschäftsräumlichkeiten tvar ei» Zimmer alsLogis des Klägers abgeteilt. Es wurde das dem Kläger mit 30 M.berechnet, so daß et von seinem nominell 300 M. betragendenGehalt nur 279 M. bar erhielt. Da die Wohnung, die als Zweig.Niederlassung diente, sich hernach als feucht herausstellte, so nahmsich N. ein anderes Zimmer und stellte es der Beklagten inRechnung. Nachdem die Beweisaufnahme ergab, daß die Wohnungtatsächlich sehr feucht tvar. so verurteilte das Gericht die Beklagte,dem Kläger die Miete für das extra gemietete Zimmer zu bezahlen.Ein gesundheitsschädliches Logis könne ein Angestellter mit Rechtzurückweisen.— Die Entschädigung entspricht dem Gesetz, ins-besondere den Vorschriften des§ 617 des Bürgerlichen Gesetzbuchs.Vom Geltungsbereich des neuen MalertarifS�Der Malermeister Hermann Jaßmann hat seinen Gesellen G.am Morgen des LS. Januar entlassen. Dieser fordert deshalb eineEntschädigung für den Entlassungstag von 4,99 M. und einen Rest.lohn von 1.75 M. aus der vorletzten Woche. Der Beklagte beriefsich auf den neuen Reichstarif, wonach der Kläger verpflichtet war,die Nachzahlung des Differenzbetrages sofort am darauffolgendenSonnabend zu verlangen, und nach dem er berechtigt sei, die Arbeiterzu jeder Zeit und Stunde, und nicht erst am Abend deS Arbeitstages, zu entlassen. Die Forderung wäre deshalb nicht berechtigt.Die Arbeitgeberbeisitzer behaupteten, nachdem der Beklagte zu»gegeben hatte, daß er dem Arbeitgeberverbande nicht angehöre, daßder neue Reichstarif nur für die Verbandsfirmen gelte; dies feibei den Tarifverhandlungen ausdrücklich im Protokoll festgelegtworden. Das JnnungSschiedSgertcht verurteilte darauftzin den Be-klagten dem Klageantrag entsprechend.— Die Entscheidung ist zu»treffend. Wird man auch die Vorschriften des Tarifs im all«gemeinen auf alle Gewerbetreibenden des Malertarifs anzuwendenhaben, so darf sich doch nicht ein den Tarifvertragsparteien nichtangehörender Meister auf solche Vorschriften des Tarifs zu feinenGunsten berufen, die für ihn vorteilhafter sind, als die allgemeinengesetzlichen Vorschriften. Ein solches Verhalten ist vielmehr ei«Lud muß des Rechtsschutzes entbehren.