ZK. 39. 27. Jahrgang.Z. Ktilige i>ts Lsmdls" KnlimUiümch,>«< lrdmr lW.Partei- Hngelegenbeiten.Zur Lokalliste. Am 19. Februar cr. veranstaltet der„Meineckesche Männer-Chor Berlin 19<X>'' im Zelt 2sein lv. Stiftungsfest. Da man bemüht ist, hierzu möglichst vielBilletts, speziell in Metallarbeiterkreisen, umzusetzen, weisen wirdarauf hin, daß das genannte Lokal gesperrt ist.Die Lokalkommifston.Dritter Wahlkreis. Den Mtgliedern zur Kenntnis, da st amSonntag, den 29. Februar, abends 6'/, Uhr, in den Rittersälen,Ritterstr. 75 eine Versammlung stattfindet. Vortrag des Stadtv.Adolf Ritter. Nach der Versammlung geselliges Beisammensein.Halenfee. Am Sonntag, den 20. Februar cr. findet in denWilmersdorfer Festsälen, tzalensee, Johann Georgstr. 19 eine Volks-Versammlung statt. Reichsiagsabgcordneter Genosse Z u b e i l sprichtüber die gegenwärtige politische Lage. Agitiert für Massenbesuch.Der Vorstand.Pankow. Morgen. Donnerstag, den 17. d. M., abends8'/, Uhr findet bei G r o st k u r t, Berliner Strohe 27 die Mitglieder-Versammlung statt. Tagesordnung: 1. Aufstellung der Kandidatenfür die Gemeindevertreterwahlen. 2. Vereinsaugelegenheiten. 3. Verschiedenes. Die BezirksleitungKöpenick. Heute, Mittwoch, abends 81/i Uhr findet im Stadt-thsater der dritte Vortragsabend über dos Thema:„Theorien undProgramme der bürgerlichen Parteien in Deutschland" statt. Wir er-warten, dost besonders die Funktionäre der Partei und Gewerkschaftenein etwas lebhafteres Interesse an den Tag legen und sich noch anden beiden Abenden<16. und 23. Februar) beteiligen. Die Teilnehmerkarte kostet jetzt nur 20 Pfennig._ Der BildungSauSschust.Berliner JVachncbtemDer Schollastenstreit zwischen den Bororten und der StadtBerlin ist durch das gestern mitgeteilte Urteil dcZ OberverwaltungSgerichts. in welchem die Gemeinde Weißensee mitihren Ansprüchen gegen die Gemeinde Berlin abgewiesenworden ist, in ein neues Stadium getreten. Es wird sichfragen, ob die übrigen Prozesse, die verschiedene andere Vooorte gegen Berlin führen, noch weiter geführt werden, da dieAussichten, ein obsiegendes Urteil zu erzielen, sehr geringgeworden sind. An sich ist es ja ein eigenartigerZustand, daß eine Gemeinde gegen eine andere klagt, weilPersonen in ihrem Bezirke wohnen, die in einer anderenGemeinde arbeiten. AuS diesen unerquicklichen Zuständenherauszukommen, wäre nur möglich, wenn Groß-Berlin aucheine kommunale Einheit bilden würde. Leider ist dieAllssicht hierzu immer mehr geschwunden.vom städtischen Armenwesen.Die Armendirektion hatte sich in der letzten Sitzung mit derArmenspeisung zu beschäftigen. Der Dezernent, Herr Dr. Levy.teilte mit, daß der Andrang auch in diesem Jahre ein außer-ordentlich großer sei; denn es seien im Dezember und Januarüber 400 000 Portionen Essen auf Marken der Armendirektton aus-gegeben. Da der im Etat eingestellte Betrag von 50 000 M. nurdas Kochen bis zum 1. März gestatte, so werde sich die Direktionzu entschließen haben, einen weiteren Betrag von 20 000 M. beimMagisttat zu beantragen, damit die Fortsetzung der Speisung biszum 1. April ausgeführt werden könne. Dieier Antrag wurde durchunsere Genossen Dupont und Hintze lebhast unterstützt; sie wiesennamentlich auf die riesige Teuerung aller Lebensbedürfnisie, aufdie immer noch bedeutende Arbeitslosigkeit und auch auf die bevor-stehenden Aussperrungen durch die Unternehmer hin. Da das Be-durfnis vorliege, so müßt« man auch die nötigen Mittel bewilligen.Bckämpfer des Antrages war mit seinem guten Herzen HerrStadtrat Münsterberg, der erklärte, daß er nur ungern mit Nach-forderungen an den Magisttat herantrete; außerdem hätten sichauch die wirtschaftlichen Verhältnisse weiter gebessert. Und dasResultat? Die Mehrheit lehnte in der Tat den Antrag ab. undsomit hört die Armenspeisung am 1. März auf. Die zahlreichenArbeiterfamilien des Nordens und Ostens, denen die Speisungdurch die Armenkückjen immerhin über die größte Not des Wintershinweghals, die zahllosen Obdachlosen, welche die übriggebliebenenRest« in den Küchen verzehrten, mögen sehen, wie sie ihren Hunger�stillen. WaS schert das Herrn Stadttat Münsterberg und die�Mehrheit der Armenverwaltung?Eigentümlich nehmen sich die Bericht« de»„Berliner Lokal-anzeigers" und der„Vossischen Zeitung" aus. Danach soll HerrStadtrat Münsterberg bei der Einführung von 3 neuen Vorstehernerklärt hoben, eS sei nicht nötig, wie in Charlottenburg unsereArmenkommissionsvorsteher anzuweisen, dast sie alle Unter-stützungsgesuche sofort zu erledigen hätten, denn so würde es inBerlin laut GefchästSanweisung schon immer gehandhabt. DaSGegenteil hat Herr Münsterberg ausgeführt. Er sagte, daß eSsich hier in Berlin«ingebürgert habe, daß ein großer Teil derArmen, welche um Unterstützung nachsuchen, auf die Zeit derMeldung zwischen dem l0. und 15. deS Monats verwiesen wird.damit dann erst die Recherchen vorgeiwmmen werden und endlich'am 1. die Unterstützung ausgezahlt werde; daß also, wenn sichjemand nach dem lb. Februar melde, er endlich am 1. April eineUnterstützung bekommen würde. Diesem Uebelstande stehe dieVerwaltung leider machtlos gegenüber, und Herr Münsterberg er-mahnte am Schluß seiner Ausführungen die neuen Vorsteher, nichtin die gleichen Fusttapfcn zu treten. Was sagen der„Lokalanzeiger"und d,«»Vossische Zeitung" zu ihren zuverlässigen Berichten-stattern?Eine größere Zahl von Beschwerden über versagte Unter.stützung durch die Armenkommissionen und Armenkreise zeigt auch,daß in unserer Armenverwaltung noch viel zu wünschen übrigbleibt._Die juristische Sprechstunde fällt heute abend aus.Zur Verhütung allzufrüher Invaliditätübernimmt die Jnvalidenversickterung in vielen Fällen für ihreVersicherten das H e i l v e r s a h r e n, um die von InvaliditätBedrohten womöglich wiederherzustellen und ihnen die Arbeits-und Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Ein Fall, in dem an der Not-wendigkeit eines Heilverfahrens gar nicht zu zweifeln war, abervcn der Invalidenversicherung die Uebernahme der Kostenverweigert wurde, wird uns aus dem Bereich der Landes-BersicherungSanstalt Brandenburg gemeldet.Ein F o r m e r H., 30 Jahre alt, glaubte eines künstlichenG e b i s s e S zu bedürfen. Er ließ sich durch einen Zahnarzt unter-suchen, und dieser bescheinigte ihm:»Herr H.... klagt über mangel.hafte Kautätigkeit. schlechte Verdauung, Magenbeschwerden, Durch-fall und Ohnmachtsanfällen. In letzter Zeit habe er sich häufigso schwach gefühlt, daß er zeitweise arbeitsunfähig war. Antrag-steller ist vor längerer Zeit wegen Herz- und LungenleidenS inarztlicher Behandlung gewesen. Patient ist ein Mann von schmäch-tiger kleiner Gestalt und hat keinen Zahn mehr im Munde, so daßbei der mangelhaften Kautätigkeit die oben angegebenen Beschwer.den erklärlich sind. DaS Herz» und Lungenleiden und nicht zu-letzt di« mangelhafte Funktion deS BerdauungSapparateS hat dieWiderstandsfähigkeit des Körpers derartig gemindert, daß vor»I zeitige Invalidität zu befürchten ist, wenn nicht sofort durch ge-eigneten Ersatz Abhülfe geschasfen wird. ES ist daher ein Gebißmit zusammen 28 Zähnen a 3,50 M.— 98 M. nötig." H. wandtej sich nun an die Laiides-Versicherungsanstalt Brandenburg, bat umKostenübernahme zur Beschaffung eines Gebisses und fügte dasobige Attest sowie 18 AufrcchnungSkarten bei. Nach mehrerenWochen kam von der Versicherungsanstalt eine Antwort, die kurzund bündig lautete:»Ihrem Gesuch um Gewährung einer Bei-Hilfe zu den Kosten Ihres Zahnersatzes können wir zu unseremBedauern nicht entsprechen." Warum dem Gesuch nicht e n t-sprachen werden könne, darüber sagte die Antwort nichts. Dadie Versicherungsanstalt unterlassen hatte, dem Antragsteller daSvon ihm selber bezahlte Attest zurückzusenden, so mußte dieser ihreinen Mahnbrief schicken. Er benutzte die Gelegenheit, um Angabedes Grundes der Ablehnung zu ersuchen, indem er schrieb:»Daßdie Landes-Versicherungsanstalt Gebisse oder Zuschuß zu denselbenbewilligt, ist mir bekannt, unbekannt dagegen ist mir, in welchemZustand das Gebiß des Antragstellers sein mutz, wenn derselbemit Aussicht auf Erfolg um Bewilligung eines solchen an dieLandes-VersicherungSanstalt herantreten darf. Da ich, wie ausdem Attest des Herrn Dr. W____ hervorgeht, keinen einzigenZahn mehr habe, wäre es mir interessant, zu erfahren, welcheGründe für die Ablehnung meines Gesuches maßgebend waren."H. wandte sich jetzt an die„A l l g e me i n e O r t s- K r a n k e n-lasse zu Charlottenburg", deren Mitglied er war. Dieseerklärte sich in kürzester Frist bereit, drei Fünstel derKosten des Gebisses zu übernehmen,� wenn die Ver-sicherungSanstalt die restlichen zwei Fünftel übernehmen wolle.H. wurde an einen Zahnarzt gewiesen, der das Gebiß zum Preisevon 3 M. pro Zahn— mehr zahlen im allgemeinen die Kassen nicht— anfertigen ivollte, so daß für daS ganze Gebiß mit 28 Zähnenimmer noch 84 M. zu zahlen waren. Zum drittenmal wandte H,sich jetzt an die Landes-VersicherungSanstaltBrandenburg. Er bat um Uebernahme von zwei DrittelndeS Kostenbetrages und fügte das Schreiben des Kassenvorstandesbei. Aber auch auf dieses Gesuch wurde>— diesmal schon nachwenigen Tagen— ablehnend geantwortet mit dem Bemerken, daßwir zu unserem Bedauern ab l e h n e n müssen, zu den KostenIhres Zahnersatzes beizusteuern." Ein Grund war wieder nicht an-gegeben.WaS bleibt dem von Invalidität bedrohten Arbeiter übrig?Mit dem„Bedauern" allein war ihm natürlich nichts genützt.Wenn er nicht vorzeitig erwerbsunfähig werden wollte, so mußteer die zwei Drittel auS eigener Tasche bezahlen, das machte fürihn 33.30 M._Bon den Schiedsgerichten für Arbeitcrvcrsicherung des Stadt-kreise» Berlin und des Regierungsbezirkes Potsdam sind auf Grunddes Z 8 des Gesetzes, betreffend die Abänderung der Unfallversiche-rungSgesetze vom 30. Juni 1900, für das Jahr 19101. der Geheime Medizinalrat Dr. Becker in Berlin IV. 30,Nollendorfstr. 10.2. der DanitätSrat Dr. Köhler in Berlin IV. 50, AugSburgrrStraße 43,3. der SanitätSrat Dr. Wagner in Berlin IV. Lv. MünchenerStraße 48.4, der praktische Arzt Dr. Engel in Berlin W. 30, LandshuterStraße 22,5. der SanitätSrat Dr. Hehl in Berlin W. 50, Geisbergstr, 27,8. der praktische Arzt Dr. Erwin Jranck in Berlin W. 15,IoachimSthaler Straße 33/34,zu Vertrauensärzten gewählt worden.Die WahlrrchtSdemvnstration und der„Berliner Lokal-Anzciger".Daß die bürgerliche Presse unsere Wahlrewtsdemonftrotionvon ihrem Parteistandpuiitte behandelt, ist selbstverständlich, erwähntmuß aber besonders werden, wie der sogenannte„parteilose"„LokalAnzeiger" über die Demonstration berichtet. Ganz abgesehen vonder unwahren Bchauplung, daß ein DemonstraiionSzug an derJiivalidenstraße durch die Polizei zerstreut worden sein soll, währender in Wirtlichkeit uubktümmert leinen Weg nach dem Humboldlhainnahm, laulei das Urleil deS„Lokal-Anzeiger" wie folgi:„DaS Recht auf die Straße haben die Sozialdemokratengestern wieder einmal„erobern" wollen, und es ist ihnen wirklichgelungen, gewallige Meiischeiimasse» auf die Beine zu bringe»und sie nach einem großen Platz im Norden der Reichshaupistadtzu dirigieren, wo man sich an oppositionellen Reden»nd Hoch-rufen gütlich tat. Die Geschichte ist diesmal glimpflich abgelaufen;nur. an zwei Stellen von Gioß-Berlin ist es zu Zuiammenslößen mitder Polizei gekommen, wobei eS auf feiten der Demonstranten einigeblutige aöpte»nd auf seilen der Schuhmainischafl einen Vlefsiertengab. Vielleicht wäre dieser WadlrcchtSsonntag weniger friedlichäusgegangen, wenn nicht der neue Herr Polizeipräsident seinelapidaren vier Thesen über das Recht auf die Straße an alle Awschlagjäulen der Stadt hätte heften lassen. Wie wuchtige Hammer-schlage prägten sie sich den Lesern ein, und der Schlußsatz in«-besondere:„Ich warne Neugierrge", wird seine hrilsaine Wirkungaus diejenigen Elemente, die überall dabei sein müssen, wo etwaslos ist in Berlin, nicht verfehlt haben."Ganz der Polizeistil! Der.Lokal-Anzeiger' freut sich ordentlichüber den genialen Polizeipräsidenten. Und da gibt es noch vieleArbeiter, die dieses Blatt noch halten, daS ihre elementarsten Rechtemit Füßen tritt!_Prämiierte Schutzleute. Abermals haben fünf Berliner Sckmtz-leute aus den Zinien eines dem Deutschen Tierschutzverein ver-inachleu Legats vestiminungsgemäß je 150 M. erhallen für diegrößte Zabl der iimerhalb eines Jahres zur Anzeige gebrachte»Tierquälereien. Wir nehmen davon nur Notiz, weil sich unter de»prämiierten Schutzleuten wieder, wie so oft schon, zwei Beamte be-finden," die die gleiche Prämie bereits öfter erhielten. Merkwürdig IDiese beiden Beamten müssen viel Zeit übrig haben oder auf Tier-quülerei-Auzeigen besonders zugeschnitten sein. Schon früher habenwir ousgeiührt. daß eS leine Bedenken hat und leicht Mißgriffe her-vorrufen' kan», wenn man unter der Aussicht, dafür prämiiert zuwerden, nach Tierquälereien sucht. Den fünf belohnten Schutz-mälinem steht nur ein einziger prämiierter Kutscher gegenüber, derfür liebevolle Pflege und sorgsame Behandlung seiner Pferde eineingerahmtes Ehrendiplom erhielt. Der Testator hätte besser getan,den Kutscher» das Geld»nd den Schutzleuten die Ehrendiplome auszusetzen. Unsere Polizei kann solche Diplome brauchen.Mit Polizeihunden scheint in Zukunft ganz nach dem sechstenSinn der Realiionäre der halbe prenßiicke Staat regiert werden zusollen. Man erwartet von diesen Spezialkötern, die doch noch langenicht mal ihre Feuerprobe bestanden haben, wahre Wunderdinge undüberpurzelt öch in allerlei Vorschlägen und Absichten zu ihrer Ver-wcndung. Neben dem eigentlichen Kriminaldienst falle» die Polizei-Hunde auch in den Forsten verwendet und oen Forstbeamtenzum Schutz beigegeben werden. Schon jetzt sind eine Anzahlderartiger Hunde an der Oberspree stationiert, wovon im nächstenSommer die Ausflügler nicht sonderulich erbaut fein dürften. Inder„Berliner Morgenpost" legt sich jetzt ein Strafanstaltsdirektorfür Hunde im Gefängnisaufsichtsdienst ins Zeug und erklärt gleich-zeitig, daß ein entsprechender Versuch schon im Moabiter Unter-suchungSgefängnis gemocht worden sein soll. Da werden wohlin der projektierten staatlichen Polizeihund-Zuchtanstalt beiStrausberg gar nitch so viele augehendc Polizciköter produziertwerden können, als man braucht. Auch die Uniformierung vonPolizeihunden und ihre Dekorierung mit TapferkeitSinedaillen wirdin unserem Staatswesen, in dem heutzutage vom Erhabenen zumLächerlichen nur ein Schritt ist, wohl nicht allzu lange aus sichwarten lassen.s Am letzten Sonntag bemerkten übrigens WahIrechtSdemon-I stranten im Tiergarten einen Schutzmann mit einem Polizeihund.' Man nahm an. daß gegebenenfalls der Hund auf die Arbettergehetzt werden sollte.Göttliche Weltordniing. Der 25 jährige Malergehilfe HermannFiediger war an einer Bleivergiftung erkrankt und hatte deshalblängere Zeit im Krankeuhause zubringen müssen. Vor drei Tagenwar er entlassen worden, bemühte sich aber vergeblich, wieder Arbeitzu erhalten. Zwei Tage irrte er obdachlos in den Straßen Berlin?umher. Gestern Abend gegen 9 Uhr trank er vor dem Hause semerfrüheren Wirtsleute, Böttcherstraße 4. Lhsol. In bewußtlosem Zu-stände wurde der Lebensmüde zunächst nach der Unfallstation in derBadstraße und von dort nach dem Kraukenhause am Friedrichshain über»geführt, wo er hoffnungslos daniederliegt.—Arbeitslosigkeit hat auch den 32 Jahre alten Kellner. WilliKlein aus Hamburg den Revolver in die Hand gedrückt. K. warvor einigen Tagen von der Hansastadt nach Berlin gekommen, umhier Stellung zu suchen. Seine Bemühungen waren aber vergeblichund als seine geringen Ersparnisse erschöpft waren, schoß er sichgestern aus Verzweiflung eine Kugel in die Brust. Klein wurde,nachdem er auf der Unfallstation am Spittelmarkt einen Notverbanderhalten hatte, nach dem Krankenhause Am Urban gebracht.In bewußtlosem Zustande auf der Straße aufgefunden wurde inder letzten Nacht eine gutgekleidete, anscheinend den besseren Ständenangehörige, etwa 28 jährige Frau. Von Passanten wurde die Er-krankte nach der Unfallstation in der Badstraße gebracht, wo derArzt eine schwere Vergiftung mittels Cyankall feststellte. Trotzlängerer Bemühungen war eS nicht möglich, die Frau zum Bewußt-lein zu bringen. Die Lebensmüde, die keinerlei Wertsachen undPapiere bei sich trug, wurde nach dem Krankenhause in Moabit über«geführt.Beim Zahnziehen plötzlich gestorben ist die 42 Jahre alteSchlosserfrau Anna Bergmann geb. Schneider auS der Dolzigerstr. 1.Die Frau begab sich gestern nachmittag zu einem Zahnarzt in derKleinen Frankiurter Straße, um sich drei Zahne ziehen zu lassen.Der Vorschrift gemäß zog der Zahnarzt zur Narkose einen anderenArzt zu. Die Frau verlor plötzlich das Bewußtsein und konnte trotzaller Bemühungen nicht wieder in das Leben zurückgerufen werden.Zum Rowdy geworden. Sonntag abend gegen 12 Uhr gingein Arbeiter W mit seiner Frau, von einer Familienfeierlichkeitkommend, die Mittelpromenade der Danziger Straße, Ecke Treskow-straße, entlang. Frau W. machte ihren Mann auf einen mit seinemBruder daherkommenden früheren Flurnachbarn, den LithographenGeorg Haberkorn, aufmerksam, der bekanntlich als Polizeispitzelentlarvt worden ist. Nach einem kurzen Wortwechsel fielen beideHaberkornS über den Mann her und bearbeiteten ihn mit ihrenStahlstöcken in solcher barbarischen Weise, daß das Blut vom Kopfenur so herabricselte. Dann entsicherte Haberkorn den Revolver,den er bei sich trug, und drohte zu schießen, wenn sich jemand ihmnähere. Schutzleute brachten die beide« HaberkornS nach der Wache.Da zahlreiche Personen Zeugen des Vorfalls waren, werden Augen-zugen gebeten, ihre Adressen an Heinrich Walter, SchivelbeinerStraße 43, Seitenflügel 1 Treppe, gelangen zu lassen.Ein Zopfabschneider geht wieder um. Der Tischler Otto ObertauS der Karlsgartenstr. 33 schickte am Sonnabeudiiachniiltag seine12 Jahre alte Tochter Frieda nach der Andreasstr. 32 in Berlin,Leisten zu holen Die Kleine fuhr mit dem Omnibus hin undzurück, gab die Leisten zu Hause ab und ging dann nach einemSchlächterladen in der Selchower Straße zu Rixdorf. Es war ihrschon aufgefallen, daß unterlvegs viele Blicke sich verwundert auf siegerichtet hatten. Jetzt machte eine kleine Freundin, die sie beimSchlächter traf, sie darauf ansiilerksam. daß ihr Zopf nicht in Ordnung sei. Es ergab sich, daß zwei Strähnen durchgeschnitten waren.Wahricheinlich Hai der Zopfabschneider eine zu kurze Schere benutzt.TodrSsturz vom Wagen. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignetesich am DicuSlagnachiniltag gegen 2 Uhr in der Kreutzigerstraße.Dort hatte der 40 Jahre alte Kutscher Jakob Döring, Bergstraße 23wohnhaft, der bei der Firma Max H. Janser beichäftigl war, einenWagen hoch mit Dung beladen. Als D. nun seinen Sitz einnehmenwollte, geriet die Ladung ins Wanken und der Kutscher stürzte miteinem Teil derselben herab. Döring fiel so unglücklich, daß er eineschwere Verletzung des Rückgrates erlitt, der er auf dem Transportnach der Unfallstation in der Warschauerstraße erlag. Die Leichewurde nach dem Schanhause gebracht.Wertvolle Kunstgegenstände erbeuteten Schallkasteneinbrecher, diein der vergangene» Nacht die Glaswarenhandlung von Harsch u. Co.,Umer den Linden 86, heimfnchten. In die Hände fielen ihnen u. a.ei» Hühner fütterndes Mädchen mit Kopf und Armen auS Elfenbein,ein Weib aus Goldbronze auf Marmorsockel, das eine Fahne hoch-hält, eine weibliche Büste und dergleichen mehr.Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Dienstagnachmittaggegen«/«2 Uhr in der CorneliuSstraße. Dort war in dem HauseNr. 3 der sechzehnjährige Fensterputzer Max Hobel mit dem Reinigender Feuster der zweiten Etage beichäftigt, als er plötzlich fehl tratund kopfüber auf die Straße hiuabilürzte, wo er blutüberströmt undbesinnungslos liegen blieb. Der Verunglückte wurde nach der Unfall-stativn am Zoologischen Garten geschafft, wo ein schwerer Schädel«bruch festgestellt wurde. Nach Anlegung eines Notverbandes mußteH. nach dem Eliiabeth-Krankenhause übergeführt werden.Zwei Personen bei einem Bninneubau verunglückt. Bei demBrunnenbau auf dem Neubau des Grundstücks Kopenhagen« Str. 31glitt gestern voriniltag beim Himmterlassen des etwa zehn Zentnerschweren Boh>erS die locker gewordene Kette an dem Gellänge in dieHöhe, die stark angedrehte Welle schlug zurück und die eisernenGriffe der Welle trafen den 53 Jahre alten Arbeiter Hermann Gräber,Schlesiiche Str. 6, gegen das Kinn, den 33 Jahre alten ArbeiterPaul Woiczikowükh, Schulstr. 53. gegen d!e rechte Schläfe. Gräbererlitt einen schweren Unlerkieferbruch und wurde, nachdem ihm einArzt de» ersten Verband angelegt hatte, nach dem Lazarus-Krankcn-Hause geschafft. Woiczikowsky trug eine schwere Ouetschiounde davonund wurde von Arbeitskollegen nach seiner Wohnung gebracht. DieSchuldfrage bedarf noch der Aufklärung.KindeSmord? Die Leiche eines neugeborenen Kindes fandgestern der Wächter der städtischen Banmichule an der Reinicken-dorfer- und Seestraße. Er sah dort auf einem Rlindgang ei» Paketliegen, öffnete eS und übergab es der Revierpolizei. Ob das Kindumgebracht worden ist. mutz erst die gerichtsärztliche Untersuchungder nach dem Schauhause gebrachten kletnen Leiche feststellen.Ein großer Gelddieistahl wurde in der Nacht zum Montagwiederum in dem Weinbause Rbeingold in der Bellevuestraße verübt.Man erinnert sich noch der großen Veruntreuung, die vor längererZeit ein junger Angestellter dieses Hauses beging. Der Ungelreneentfloh damals mit einem Automobil und wurde mit einem Freundszusammen nach langen Auto- und Eisenbahniahrte» endlich ergriffen.Damals handelte eS sich um 27 000 M. In der Nacht zum Monlagsind wiederum 23 000 M. auf bisher nicht geklärte Weise ver-schwunden. Es ist die Tageseinnahme, die gestern ans die Bankgebracht werden sollte, sich in dem Geldschrank aber nicht mehr vor-fand. Bon dem Tüter hat man bis jetzt noch kein Spur gefunden.Gasvergiftungen. Gestern abend wurde die Berliner Feuerwehrnach der Uiedomstr. 7 gerufen. Dort hatte sich ein ChambreganiistW. Schmidt mit Leuchtgas vergiftet. Der LOjährige Selbstmörderwurde tot dort aufgefunden. All« WiederbeiebungSversuche mitSauerstoff usw. waren erfolglos.