uetttemole Lager die Stellung der sraktionStreuen Kandidatensogar stärken. Der Ruf der Bauernfreundschaft wird demEchorlemer doch höchstens bei den Großbauern des Münster-landes Anhang verschaffen, und auch sie bilden nicht dieMehrheit in ihren Wahlkreisen.Ganz anders gefährlich für die Partei'wird der Krachin Bayern. Da splittert's und bröckelt's lustig drauf loSvon Tag zu Tag. Seitdem Sigl bei der Kelheimer Nach-wähl im Frühjahre die Geschichte in Gang gebracht!hat,ist nicht Ruh und Frieden mehr für die Zeutrums-Patrioten im Bayerland. Der Stoß, den die Militär-vorläge dem Thurm gegeben, hat grad noch gefehlt, umdie Bauern rebellisch zu machen gegen Junker und Pfaffen.Da giebt's auch einen Bauernbund, aber der gebärdet sichnicht reaktionär, wie die geschorenen Lämmer Westfalens,sondern recht aufsässig demokratisch, als ob ihn der Bockgestoßen hätte. Dem Freiherrn von Pfetten, der für dieMilitärvorlage gestimmt hatte, haben die Bauern übel mit-gespielt, als er in Schrobenhausen Rechenschaft ablegenwollte. Einen Sozialdemokraten haben sie sich kommenlassen auS München; der hat ihm aufspielen müssen, daßer schließlich heimgezogen ist wie ein begossener Pudel. InRosenheim und Mießbach im Hochland, da hat Vollmarüberall die freudigste Aufnahm« gefunden bei den ehemalsdem Zentrum ergebenen Bauern. Die Stimmenzahl beiden Wahlen wird zeigen, wie tief unsere Lehren da schoneingedrungen sind, wenn auch an einen sozialdemokratischenWahlsteg in jenen Bezirken noch kaum zu denken ist.Zunächst haben Sigl, der bekannte Redakteur deS„BayrischenVaterland", und die ihm glcichgesinnten bäuerlichenKandidaten, also eine sehr radikale, militärfeindlicheBauerndemokratie, die meiste Aussicht auf Erfolg. InKelheim, wo Sigl selbst wieder kandidirt, und verschiedenenanderen Bezirken Altbayerns sind aus der Mitte der Bc-völkerung mehrere solche Kandidaturen hervorgegangen.Ihre Absplitterung bei der kommenden Wahl ist der An-fang vom Ende der Zentrumspartei.VolttiM»- lUebcvNckit.Berlin, den 30. Mai.Die Wahlkreis« Eintheilungsfrage. In der.Sächsischen Arbeiter-Zeitung" liest man:„Laut ministerieller Verordnung vom 26. Mai1893 gehören Striefen und Strehlen zum fünftenReichStags-Wahlkreise Altstadt-Dresden. Gleichzeitigwird auch für die der Stadt Leipzig«inverleibten Vorort«,die bisher zum 13. Reichstags-Wahlkreise ge-hörten, verordnet, daß sie nunmehr zum 12. Kreise, Leipzig-Stadt, gehören."Nach§ 6 des Wahlgesetzes für das Deutsche Reich istdie Abgrenzung der Wahlkreise durch ein Bundes g« s e tzzu bestimmen. Bis zu dem noch nicht erfolgten Erlaß diesesGesetzes sind nach demselben ß 6 die alten Wahlkreise bei-zubehalten, d. h. diejenigen, die durch das Wahlreglementfestgesetzt sind. Nach Z 15 des Wahlgesetzes setzt der Bundes-rath das Wahlreglement fest. Es ist unter dem 28. Mai1870 erschienen. In ß 23 desselben und dem dem Wahl-reglement beigefügten Verzeichniß L sind die Wahlkreise fest-gesetzt. Eine Aenderung der Wahlkreisedurch eine Regierung oder ein Ministeriumist gesetzlich unzulässig.—Die„N a t i o n a l- Z e i t u n g", die befürchtet, daßdank dieser Wahlkreis- Geometrie Leipzig- Stadt sicher indie Hände der Sozialdemokratie fallen werde,schreibt:„Die Frag« ist von größter grundsätzlicher Bedeutung; eshandelt sich darum, ob die durch Reichsgesetz festgestelllenWahllreise durch Verwaltungs-Maßregeln, die, wiein der Vereinigung von Vororten mit einer Stadtgemeinde, soauch in anderen ähnlichen Veränderungen bestehen können, ver»?rößert, verkleinert, überhaupt anderweitig abgegrenzt werdenönnen. Die Frage muß auf das entschiedenste verneintwerden____ Das Wahlgesetz von 1839 bestimmt im ß 6:„EinBundesgesetz wird die Abgrenzung der Wahlkreise bestimmen.Bis dahin sind die gegenwärtigenWahlkreisebeizubehalten." Das vorbehaltene besondere Gesetz»stbisher nicht ergangen; es muß danach bei der Eintheilungvon 1369 sein Bewenden behalten, so weit nichteinzelne Aenderungen durch besonderes Gesetz er-folgen. Der Jrrthum de? sächsischen MinisteriumsDieS war eine kleine Erleichterung für die schwer Ge-troffen«.Nach einer Weile kam der Doktor herein, um Frauvon Kries abzulösen, bis ihn seine Pflicht wieder nach Neu-kirch rief.Das erste bleiche Tageslicht stahl sich in da? ZimmerValeska'S, die mit übernächtigen, von tausend Scelenschmerzendurchwühlten Zügen, völlig zur Reise gerüstet auf demSopha lag. Da ward leise an ihre Thür gepocht.Hastig sprang sie auf und öffnete.Frau von Kries stand vor ihr.Ein zitternder Freudenlaut brach über BaleSka'S Lippen,und jene an beiden Händen ergreifen und in das Zimmerziehen, war eins. Aber sprechen tonnte sie eben so wenigwie Frau von Kries. Nach Worten ringend, standen beideeine Weile da— dann fielen sie, aufschluchzend, einanderum den Hals, und hielten sich unter dem ersten Thränen-thau, der die furchtbare Spannung ihres Innern wohl-thuend löste, umschlungen.Valeska fand sich zuerst wieder.„Dank, Dank, tausend Dank," stammelte sie, indem siesich sanft frei machte.„O, wie gut Sie sind, theure, gnädigeFrau! Nie, nie werde ich Ihnen das vergessen. Wie anderskann ich jetzt von Ihnen scheiden, als ich in den langenStunden dieser Nacht gedacht. O, sagen Sie mir, ist Hoff-nung vorhanden?"Sie sah ihr angstvoll in die Augen.Frau von Kries zuckte mit einem schweren Seufzer dieAchseln und blickte trübe vor sich hin.Valeska verhüllte das Gesicht mit beiden Händen.»Leben Sie wohl, Fräulein Stern," flüsterte Frau vonKries.„Ich habe Sie so lieb gehabt, ich wollte, es wäreanders gekommen. Leben Sie wohl und mögen Sie glück-lich werden."Sie wandte sich zum Gehen. Valeska ergriff noch ein-mal ihre Hand.j„Leben Sie wohl, theure, gnädige Frau. Könnte iches ungeschehen machen, kein Opfer wäre mir zu groß.Glauben Sie mir das, und nochmals herzinnigen Dank."Als Frau von Kries herausschritt, kam gerade dasmag dadurch entstanden sein, daß in dem Ver-zeichniß der Wahlkreise als 12. sächsischer bestimmt ist:„VomAmtsgerichts- Bezirke Leipzig die StadtgemeindeLeipzig." Dies kann aber nur bedeuten: die StadtgemeindeLeipzig nach der Abgrenzung von 1839, nicht nach der von1893, die infolge von Verwaltnngsmaßregeln eine völlig andereist; derartige Veränderungen der Wahlkreise sollten durch diezitirte Bestimmung des Wahlgesetzes gerade verhindert werden.In Berlin steht gegenwärtig die Einverleibung von Vor-orten mit mehreren hundertlausend Einwohnern in Frage;niemand wird behaupten wollen, diese könnten ohne reichs-gesetzlich« Bestimmung den sechs Berliner Wahlkreisen einfachzugeschlagen werden... Wir schließen uns der Erwartungdes„Leipziger Tageblatt" an, daß die Verordnung desMinisteriums, als aus einem Versehen beruhend, schleunigstberichtigt wird und daß es bei der bisherigen Abgrenzung derbeiden Kreise Leipztg-Stadt und Land verbleibt. Wie erwähntworden, sind seitens der in Frage kommenden Leipziger Be-Hörden entsprechende Vorstellungen an das Ministerium er-gangen."—Im gleichen Sinne spricht sich die„ V o s s i s ch eZeitung" au«. Sie sagt:„Es versteht sich von selbst, daß die sächsische Regierungnicht die Befugniß hat, die Grenzen der Wahllreise au? eigenerMachtvollkommenheit zu ändern. Es versteht sich auch vonselbst, daß diese Aenderung nicht durch Einverleibung von ein-zelnen Orten in größere Städte vor sich gehen kann. Fallsnicht die sächsische Regierung ungesäumt ihre Verfügung zurück-nimmt, hat der Bundesrath einzugreifen; denn erhat nach Artikel 7 der Reichsverfaffuna zu beschließen über diezur Ausführung der Reichsgesetze erforderlichen allgemeinenBerwalMngsvorschriften und Einrichtungen, wie über Mängel.die bei der Ausführung der Reichsgesetze hervortreten. EineAenderung der Wahlkreise ist wiederholt, so in denahren 1873 und 1873, durch Reichsgesetz erfolgt. Erneichsgesetz, das diesächsischen Wahlkreise ändert, giebt eS nichtund kann nicht durch sächsische Berwaltungsmaßregeln ersetztwerden."—Kein Schulunterricht am Wahltage. Nach einerVerfügung des preußischen KultuLmirnsteriums habenam Donnerstag den 15. Juni, als am Tage der allge-meinen Reichstagswahlen, s ä m m t l i ch e Schulen derpreußischen Monarchie g e s ch l o s s e n zu bleiben. Dasselbegilt für die Tage der Stich- oder Nachwahlen überall da,wo solche Wahlen erforderlich sein werden. In den anderendeutschen Einzelstaaten dürften demnächst gleiche Anord-nungen getroffen werden.—Wofür kein Geld da ist. In der„Nord-deutschen Allgemeinen Zeitung" vom 29. Mailiest man:Obwohl die deutsche Unfallversicherung fast zwanzig Malso viel Personen umsaßt, als die österreichische(18 Millionengegen 3d7d2S Personen), so befindet sich das sogen. Unfall-museum des Reichs-VersichernngsamtS, welchesseine Entstehung der Unsallversicherungs- Ausstellung verdankt.die im Jahre 1839 unter dem Protektorat des Kaisers zuBerlin stattfand, gleichwohl erst in den bescheidensten Anfängenund hat aus Mangel an Mitteln die n o t h w e n-dige Ergänzung der Sammlung bisher nicht er-folgen können. Da neuerdings die Berufsgenostenschaflen einesystematische Zusammenstellung aller aus die Unfallverhütungbezüglichen Vorschriften in Angriff genommen haben, und dieVerauschaulichung mustergiltiger Einrichtungen die Durch-führung und Verbesserung solcher Vor schrtsien lediglich fördernkann. so dürste eine zeitgemäße Ausstattung des Unfall-museums, für welches das neue DienstgedSuv« des Reichs-Verstcherungsamts vielleicht einen passenden Raum bietet, umso w ü n s ch e n S w« r t h e r erscheinen."Für Arbeiterschutz und Volksbildung, für Fortbildung?-schulen und für Gewerbehygiene, für öffentliche Gesundheits-pflege und soziale Reform, für Entschädigung unschuldigJnhaftirter und Verurtheilter, für Kulluraufgaben und pro-duktive Ausgaben haben wir nichts oder so gut wie nichtsübrig. Unser Relchshaushalt verbraucht in 22 Jahrenzwölftausend vierhnndertuudzwci Millionen für Heerund Marine, aber für nützliche, den geistigen undgesellschaftlichen Fortschritt fördernde Unternehmungen istder Reichssäckel geschloffen. Der Militarismus»st Trumpf,in seinen Rachen wird eine Milliarde nach der anderen ge-schleudert. Und so muß sogar der Pindter wehleidig klagenüber die etlichen Tausende, die nicht da sind für das Unfall-museum. Ja, wenn es ein E x e r z i e r v l a tz, wenn eS eineKaserne, wenn eS ein Torpedovoot wäre!—«von einer amtliche« Wahlbeeinflussung seitenseines SchulinspektorS wird der„Schlesischen Votks-Zeitung"Stubenmädchen, die Lene, mit frischem Verbandzeug dieTreppe herauf. Verblüfft sah sie die Beiden an.„Adieu, mein liebes Fräulein. Da Sie so früh reisenmüssen, nehmen Sie gleich jetzt meine besten Abschieds-wünsche," sagte Frau von Kries mit erhobener Stimme undschrieb damit dem ganzen Hause sein Verhalten gegenValeska bei deren Abschied vor.Als diese in ihr Zimmer zurückkehrte, fand sie einKouvert auf dem Tische. Es enthielt ihr volles Viertel-jahres-Gchalt und die Photographie ihres Lieblings, deskleinen Hans.Ter Abschied von den übrigen Familienmitgliedernwar kurz und hastig, aber Dank der Hausherrin, nicht un-freundlich. Agnes konnte sich sogar der Thränen nicht ent-halten. Hans, den die Schwestern gleich nach dem Ereignißin ihr Zimmer genommen, lag noch und schlief, als derWagen mit dem Doktor und Valeska davon rollte.VI.Obgleich der Morgen seuchtkalt und grau war, so hattedie Luft doch eine prickelnde belebende Frische. Ein kräftigerErdgeruch stieg wie Frühlingsahnung von den höher ge-legenen, schon völlig schneefreien Feldern auf, und jenseitsder Nebelwolken zitterte es von Lerchentrillern. Unten aberkrächzten die Krähen ihr heiseres Lied.Sobald man die freie Landstraße gewonnen hatte, setztesich der Arzt in seiner Ecke zurccht, zog die Wagenveckeüber die Knie und wandle sich dann mit den Worten anValeska:„Nun sagen Sie mir, mein verehrtes Fräulein, wie dieganze fatale Geschichte zusammenhängt. Frau von Krieswies mich an Sie; Sie könnten und würden mir ein Lichtaufstecken."Obschon kein junger Mann mehr, hatte der Arzt, HerrZöllner, noch immer etwas vom Studenten, etwas Un-genirtes, Burschikoses an sich. Er machte nicht gerne Um-stände und redete, wie ihm der Schnabel gewachsen war.Viele Leute mochten ihn deshalb gut leiden, andere,zartere Seelen fühlten sich dadurch verletzt und nanntenau? Oppeln berichtet. Der dortig« Schulinspektor hatnämlich den Lehrern nachstehendes Flugblatt zugeschickt:„Diejenigen Wähler deS Kreises Oppeln, ohne Unterschiedder Konfession und der politischen Richtung, welche bei derbevorstehenden ReichStagswahl bereit sind, für die Militär-vorläge und die daS Erwerbsleben des Volkes berührendenFragen in gleicher Weise einzutreten, wie dieS seitens desbisherigen Abgeordneten des RreiseS, Herrn GrafenBallestrem. geschehen ist, werden hiermit zu einer öffent-lichen Versammlung auf Sonnabend, den 27. Mai d. I.,Nachmittags 4 Uhr, in den großen Saal des Hotel Müller(früher Form? Hotel) ganz ergebenst eingeladen." Unter-zeichnet ist daS Flugblatt: v. D o n a t, Landesältester/G e r l a ch, Landrath. P a g e l s, Bürgermeister. Der„neue" Kurs bewegt sich in derselben Richtung wie der„alte".—Wohn? ruft Herr v. Hammerstein in der„Kreuz-e i t u n g" schmerzbewegt auS, woßu haben wir nun aufivoli den Antisemiten den Bruderschmatz gegeben, wennsie jetzt rücksichtslos uns in die Wahlkreise hineinfallen wiedie Wölfe in die Schafställe? Ist das teulsche Treue?Ist das ehrlich Kartell? Ja früher, als unter uns es nochLeute gab, die sich genirten Hepp. Hepp! zu schreien, dawär'S noch verständlich gewesen, aber„seit dem3. Dezember 1892 ist die Sachlage eine andere geworden.Die konservative Partei hat in ihrem Programm ausdrücklicherklärt, daß sie den stetig wachsenden Einflaß des Judenthumsbekämpfen wolle und für den christlichen Staat eine christlicheObrigkeit verlange. Dadurch ist für sie und die anti-semitische Partei— soweit sie sich nicht ausschließlich imRadau-Antisemitismus gefällt— ein Boden der Derständi-gung geschaffen worden." So geht's denn weiter in beweg-lichen Klagen über die Nichtbeachtung der Bruderliebe. DerBachler macht in Niederbarnim, der Förster in Teltow denKonservativen Konkurrenz. Das fordert Vergeltung, undso versteigt sich denn Herr v. Hammerstein, der für diegeplante konservativ-antisemitische Ehe die Rolle des Schadchengespielt hat, zu der fürchterlichen Drohung, daß den Anti-semiten dann auch in Berlin konservative Gegenkandidatenzwischen die Beine geworfen werden sollen. Nun da wendetsich dann vielleicht die Sache noch, wenn die Leutchen �u-sammen durchgefallen sind. Im Unglück finden sich schöneSeelen für'S Leben.—Die Huenelinge werden immer muntrer, seitdem ihnender revoltirende westfälische ZentrumS-Oberste von Schor-lemer-Alst mit seinen„Landivirthen" zu Hilfe kommt. Dernltramontanen„Schlesischen BolkSzeitung" isteine Erklärung deS von Huene zugegangen, worin erhervorhebt, daß er entschlossen gewesen sei, nicht wieder zutandidiren; seine Zurückhaltung beruhte auf dem Wunsche,sich von der parlamentarischen Thätigkeit für immerzurück-zuziehen. Da aber der Wahlaufruf deS Zentrumsden Widerspruch gegen den von ihm ausvoller Ueberzeugung gestelltenAntragalsFeldzeichen des Zentrum? in der Wahl-s ch l a ch t hingestellt habe, halte er sich für ver-pflichtet, eine etwa auf ihn fallende Wahl anzunehmen, umim Reickstage für die Vorlage zu stimmen, deren Annahmeer für das Wohl deS BaterlandeS unbedingt nothwendigerachte: anders handeln hieße gewissenlos handeln. ImFalle seiner Wahl würde er sich keiner Fraktionanschließen. er stehe fest zu den christlich- konservativenGrundsätzen deS Zentrums.— Der Wahlkreis Faltenberg-Groltkau hält an dem bisherigen Abgeordnelen o. S ch a lscha,dem parlamentarischen Spaßmacher und Semmel-Magnaten,auch einem Hueneling, fest. Der„feste Thurm" schwankt.In Westfalen, in Bayern, wo die Äauernbewegung immermächtiger wird, wo Dr. Sigl die Fahne des Aufruhrs ent-rollt hat, in Baden, in Schlesien, uberall kracht eS.—Der Russenpopanz wird von den Militäragentcnwieder eifrig benutzt, trotzdem daß die Verhältnisse Ruß-landS jämmerlich sind und Kriegsgelüsten des Zarenthnmseinen wirksamen Dämpfer aussetzen. Aus verschiedenenTheilen des Reiches kommen, wie die„Voss. Ztg." berichtet,iobsposten über den N o t h st a n d unter denauern und den gänzlichen wirthschaft-lichen Verfall. Im Kaukasus, wo sonst immer guteErnten zu verzeichnen sind, befindet sich die Bevötkerung ingroßer Roth, namentlich in den Bezirken Fartang, Walerik,ihn ungeschliffen. AlS Arzt aber war er bei allen gleichgut angesehen.„Gewiß, Herr Doktor," antwortete ValeSka.„Ich wardarauf gesaßt. Aber zuvor sagen Sie mir, ist wirklich keineHoffnung?"Sie sah ihn dabei so ängstlich flehend an, daß eS ihmzu Herzen ging. Er schob den Mund vor, zog die Brauenzusammen und flrich sich das Kinn.„Hm, wenig— verflucht wenig," brummte er.„In-dessen— er lebt noch," fügte er in einem hoffnungs-vollen Tone hinzu, um Valeska'S Niedergeschlagenheit zuzerstreuen.„Nun schießen Sie aber mal los, mein Frän-lein."ValeSka erstattete ihren Bericht. Sie brauchte jetztHerrn von Kries nicht zu schonen. Doktor Zöllner hörteihr mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Von Zeit zu Zeitnahm er die Bibermütze ab und fuhr sich mit allen fünfFingern durch das dichte blonde Haar. Es war so seineGewohnheit, wenn ihm, wie er sich ausdrückte,„etwas nichtin den Verstaildskasten wollte".„Tolle Geschichte," sagte er, als Valeska geendet.„Wahrhastig ganz toll. Hätte dem Kries das nicht zuge-traut. Donnerwetler, erst so beleidigend werden und dannnicht Satisfaktion geben wollen." Der alte Student, derkeiner Mensur ausgewichen war und einige hübsche Schmarrenzum Andenken mitbekommen hatte, regte sich in ihm.„Aberdas ist so adetiger Tick. Der Kanaille ist man nichtschuldig. Ich liebe selbst die Herren Sozialdemokraten nichtouderlich— bitte sehr um Verzeihung, mein Fräulein—Sie werden das natürlich nicht begreifen"— lächelt« erchelmisch—„aber man kann sie zum Kackuck doch nicht wieBogclfreie behandeln!— Nun sagen Sie mir aber in allerWelt, was wollen Sie in Neukirch?" fuhr er plötzlich gegenValeska herum.„Hören, was auS meinem Bräutigam geworden ist.Finden Sie das nicht natürlich? Er wollte den Fall selbstzur Anzeige bringen."(Fortsetzung folgt.)