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Glncit unheimlichen Fund machte Sonntag bormiita� ein Vc.- ömlct auf dem Potsdamer Bahnhof. Dort war am 26. März ein Packet in Verwahrung gegeben worden. Als es gestern stark roch, öffnete es der Annahmcbeamte und fand darin die halb verweste Leiche eines neugeborenen Knaben. Radrennen zu Treptow , 3. April. Bei sonnigem, wenn auch kühlem Wetter und gutem Besuch wurden die Nennen bestritten. Dem Berliner Bruno D e m k e hatten sich der Engländer Tommy Hall und der Brcölauer B. S ch e u e r m a n n gegenübergestellt, um in zwei Läufen über je 16 und SO Kilometer ihre Kräfte zu nlessen. Dcmke konnte beide Reimen gewinnen. 10 Kilometer nrit Motorführung<300, 200, 100 M.). 1. D e m k e in 9 Minuten 46V» Sekunden, 2. Hall, 280 Meter. 3. Scheuermann, 500 Meter zurück. 50 Kilometer init Motorführung (800, 500, 300 M-). 1. D e m k e in 49 Minuten 8'/» Sekunden, 2. Scheuermann, 1020 Meter, 3. Hall, 5300 Meter zurück. Demke lag von Beginn an der Spitze: Hall kam durch Motorschaden, der ihn nach dein 20. Kilometer traf, ins Hintertreffen. Einige Rennen für die Fahrer über die kurze Strecke vervollstäitdigten das Pro- aramm. Das Meilen fahren über 7500 Meter(40, 25, 20. 10 M.) vereinigte im Endlaus 13 Fahrer, die 25 Runden zurück- zulegen hatten und die nach Punkten, dem ersten jeder Runde 1 Punkt, Schlußrunde 5, 4, 3 Punkte, gewertet wurden. 1. N u d e l(10 Punkte), 2. Saldow(8 Punkte), 3, Fr. Sonntag(6 Punkte). 4. Hamann <4 Punkte). Nicht plaziert in den beiden Vorläufen: 34 Fahrer. Da-Z Vorgabefahren über 2000 Meter(30, 20, 10. 5 M) wurde in drei Vorläufen von 48 Fahrern bestritten! im Endlauf siegte Saldow(60 Meter Vorgabe) vor Vierck(30), Schwendtke(160) und Mllnzner(130 Meter). Rudel(30) und Pawke(20) hatten auf­gegeben._ Vorort- JSacbncbtem Eharlottenbnrg. Feuer in der Technischen Hochschule. Diese Feuermeldung alarmierte gestern nachmittag gegen 5'/, Uhr die Ehrlottenburger Feuerwehr. Als der Löschzug aus der Rankestrahe an der Brand - stelle ankam, stand der große Zeichcnsaal im Hauptgebäude schon in beträchtlicher Ausdehmmg in Flammen. Die Feuerwehr griff sofort mit großer Energie an. Vier Schlauchleitungen wurden vorgenommen und damit von Dampfspritzen kräftig Wasser gegeben. In kurzer Zeit waren auch die anderen Charlottenburger Löschzüge versammelt. Bon allen Seiten wurde vorgegangen. Eine große Menschcnnienge sah der Löschung zu. Ter Brandherd lag im westlichen Seitenflügel, und zwar im Hörsaal Sc, der sich dort im 2. Stock befindet. Die Feuerwehr ver- suchte, in den toltal verqualmten Saal einzudringen, muhte aber von dem vergeblichen Beginnen absehe». Der Rauch war ent- schlich. Erst als eine grohe mechanische Leiter von der Hauptwache aufgefahren war und von außen die mächtigen Scheiben der hohen Fenster zertrümmert werden konnten, der Rauch etwas abzog, gelang das Vordringen. Nun wurden von innen auch auf der anderen Seite die mit st a r k e n Scheiben verglasten Fenster e i n- geworfen. Jetzt erhielt das Feuer nach Abzug des Qualmes Luft. Im Nu stand der Raum von 100 Meter Fläche auf der süd- lichen Seite in Flammen. Es brannte der amphitheatralisch an- gelegte Fuhboden an verschiedenen Stellen, besonders stark aber an den höheren, unmittelbar an den Eingängen. Die Flammen hatten auch schon die Decke an einigen Stellen ergriffen und als ,nan diese Gefahr beinerkte, brannten auch schon Balken, Schal- breiter usw. von dem starken Dachgebälk in der Nähe eines großen Luftschachtes. Nach Annahme der Beteiligten ist f>as Feller durch die 110 Volt starke elektrische Leitung unter dem Fußboden aus» gekommen. Rixdorf. Ein Unglücksfall mit tödlichem AnSgang hat sich vorgestern nach- mittag in der Herinannstraße zugetragen. Die Ehefrau des MalerS Sobocka. Hermannstraße 58 wohnhaft, war mit ihrem dreijährigen Söhnchcn Otto nach der Straße gegangen, um Einkäufe zu be- sorgen. Als sie mit dem Kind an der Hand einen Schlächterladen verlieb, riß sich der Knabe loS und rannte über den Fahr- dämm hiniveg. Er lief dann wieder zurück und nun geriet er gegen einen Bierwagen der Patzenhofer-Brauerei und wurde niedergerissen. Vor den Augen der Mutter wurde das unglückliche Kind unter die Räder geschleudert und überfahren. Die Räder gingen dem Kleinen über den Brustkasten hinweg, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Auf der Straße vom Tode errUt wurde gestem der Wohnungs» lose 33 Jahre alte Max Gehrke. G. schritt durch die Berliner Straße, als er plötzlich leblos zusammenbrach. Die Leiche wurde nach dem Schauhause übergeführt. Teltow . Die Leiche einer weiblichen Person wurde am Sonntagnachmittag am Teltowkanol in der Nähe der Elberfelder Papierfabrik gelandet. Am gestrigen Tage wurde die Tote als die vermißte Lehrerin Elfrtede Zoch rekognosziert. Tempelhof . Die Gemeindevertretung, welche in ihrer nächsten Tagung nicht mehr sozialistenrein sein wird, brauchte in ihrer letzten Sitzung zur Erledigung sieben verschiedener Angelegenheiten kaum eine Stunde. Originell ist, wieKommissionen" in dem Dorfparlament zustande kommen. Diearbeitssreudigen" Vertreter schlagen sich zwat gegenseitig in raschem Tempo vor, jeder weigert sich aber, anzunehmen. Das Vorschlagen geht so lange, bis der Vorsteher einsieht, daß so nichts zustande kommt, sich emige Namen notiert und dann vorliest, wer nun denn eigentlich der Kommission angehört. Beim nächsten Punkt zeigten eine Anzahl Vertreter eine allzu große Redseligkeit; sie sprachen bei dem Pflasterungsmangel in der Germaniastratze sogar, ohne sich zum Wort zu melden, sodaß eS zu einem allgemeinen Slimmendurcheinander kam, dem der Vorsteher erst dadurch Einhalt gebieten konnte, indem er die Mahnung an die Vertretung richtete: Aber, meine Herren I wir wollen doch parlamentarisch verhandeln I" Sind unsere Genoffen erst in der Gemeindevertretung, so wird sich mancher der bürgerlichen Herren an ein parlamentarisches Ver- handeln gewöhnen müssen. Zum Schiedsmann wurde auf weitere drei Jahre Rentier Noack gewatilt. Das Kuratorium des Realgymnasiums wurde durch den neuen Direktor der höheren Mädchenschule vervollständigt. Für Tempelhof , Mariendorf und Marienfelde besteht eine gemeinsame Freibank in Mariendors. Die Freibankordnung wurde den neuen gesetzlichen Bestimmungen gemäß mit nnweseinlichen Aenderungen versehen. Die Friedrich-Karlstraße, zwischen Berliner - und Werder- straße, soll reguliert und gepflastert werden; es wird ein zwölf Meter breiter Damm und ein siebe» Meter breiter Bürgersteig angelegt. Die Gesamtkosten, einschließlich der Regenwasserleilungen. betragen 56 500 M. Der Damm wird von der Gemeinde, die Bürgersteige von den Adjazentcn ausgeführt. Hinter der Werderstraße soll die Friedrich-Karl-Straße bis zur Manteuffelstraße von der Terrain- gesellschafl ausgebaut Iverden. Ein Gemeindevertreter vermißte in de», Beschluß, daß die Baukommission zu Rate gezogen werde; es werde bei selbst wichtigen Fällen nur per Telephon angefragt und um Genehmigung nachgesucht. Er verlangte mehr Rücksichtnahme auf die Baukommission. Nach einem unwesentlichen Beratungs- gegenständ beendete die Vertretung ihre Sitzung. Alle Zuschristeu, welche die Unterkommission Tempelhof-Marien- dyrf- Marienselde der Berliner GewerlschaftSkommisfion betreffen, sind anPaulLentschu, Reue Straße 6/7, zu richten. Potsdam . Stndtvcrordnetenfitzung. Die Regelung der Anliegerbeiträge fiir Straße 35(Berliner Vorstadt) wurde nochnials von der Tages- Ordnung abgesetzt und die Erhöhung für den Armenarzt'des 17. Stadtbezirks in die geheime Ätzung verlegt. Zugestimmt wmde der Verbreiterung der Alten Köitigstraße an der Nowaweser Grenze. Den Preis für Pas abzutretende Gelände hat der Unternehmer Neuber von 25 auf 20 M. pro Quadratmeter ermäßigt. Die erforderlichen Mittel von 19900 M. sollen den Ueberschüssen der Sparkasse entnommen werden. Einer neuen Gebührenordnung für die Kühlanlagen im städtischen Schlachthaus wurde zugestimmt. Nach derselben soll diese Einrichtung neben den Schlächtermeistern auch anderen Interessenten, selbst tageweise, zur Verfügung stehen. Wenig Freude hat bis jetzt die Stadtverwaltung mit den Ersatz st euer» für dieSchlacht- steuer, die mit dem 1. April d. I. aufgehoben ist, gehabt. Alle Steuerordiiungen haben bis auf die der Biersteuer die Genehmigung des Bezirlsausschusses nicht erhalten. Bei der Müllabfuhr- und Kanalisationsgebühr sollen mehrere Aenderungen vorgenommen werden, u. a. soll bestimnit werden, daß uniziehende Mieter nicht zweimal in ein und demselben Monat Gebühren zu zahlea haben. Bei der Hundesteuer ist nach einer Kabinettsorder von 1829 die Be- steuernng von Wach- und Ziehhunden nicht genehmigt. Vorläufig will der Magistrat die erhöhte Steuer nach der alten Ordnung ge- nehmtgcn lassen und dann im Klagewege auch die Besteuerung der Wach- und Ziehhunde erzwingen. Die Stadtverordneten stinimten allen Aenderungen zu. Im königlichen Park in Sanssouci wurden in der gestrigen Nacht von den Adlern an den marmornen Bänken in der Nähe der großen Fontäne die Schnäbel abgeschlagen. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. Wo bleibt die Walderholungsstätte? Vor Jabren hatte die Stadtverwallung die Errichtung einer Walderholungsstätte in der Umgegend geplant. Das Projekt hat bei den Beteiligten, vor allem den Krankenkassen Anklang gefunden und doch hört man nichts mehr davon. Der Dezernent Stadtrat Jakstein war zwar längere Zeit krank. Da er jetzt in Pension geht, scheint das Projekt vollständig aufgegeben zu sein. Oder hält man eine solche Einrichtung jetzt mit einem Male für überflüssig. Wilhelmsruh -Rosenthal. Der schon jahrelang währende Konflikt des Gemeindevorstehers Schmidt mit der Grundbesitzermehrheit dürfte nunmehr zu Ende sein. Wie berichtet wird, ist Schmidt von der Aktiengesellschaft Bergmann Elektrizitätswerke eine leitende Stellung angeboten worden. Diesem Angebot hat Schmidt auch entsprochen, nachdem ihm die Gemeinde- Vertretung eine lebenslängliche Pension von 1600 M. bewilligt hat. Wahlergebnisse. Marienfelde .' Bei der Stichwahl am Sonntag wurden unsere Genoffen Fritz Greulich und Adolf B e r g e r mit 177 Stimmen gegen die bürgerlichen Kandidaten Gericke und Wenck , auf die 154 Stimmen entfielen, gewählt. Unsere Genossen haben den Sieg nur dem Umstände zu verdanken, daß eS ihnen gelang, die Wahl auf einen Sonntag festzusetzen. Die Bürgerlichen haben kein Mittel unverschont gelassen, um unsere Kandidaten zu Fall zu bringen. Wie man uns mitteilt, soll der Reinfall den bürgerlichen Kandidaten Gericke so verärgert haben, daß er der Tochter eines Genossen, die sich bei ihm zum 1. April als Dienstmädchen vermietet hatte, den Vierteljahreslohn auszahlte und auf ihren Dienst verzichtete. Langcwahl(Teltow -Beeskow ). Bei den letzten Gemeindewahlen wurden zwei Sozialdemokraten gewählt, und zwar in der dritten Abteilung der Genosse Otto Liepe mit 13 gegen 1 Stimme und in der zweiten Abteilung der Genosse Wilhelm Ost- wald mit allen(13) abgegebenen Stimmen. Es sitzen nunmehr vier Sozialdemokraten im Genwindeparlament. VermilcKtes. ßallommglüch bei öaßmtz. Ein tragisches Ballonunglück hat sich am Sonntagmittag in der Nähe von Saßnitz ereignet. Der BallonPommern " der am Sonntag früh in Stettin aufgestiegen war, fiel mittags V/t Uhr, gegenüber dem Herrenbad, in die Ostsee . In der Gondel befanden sich vier Personen, darunter der Reichstagsabgeordnete Delbrück - Stettin . Von den Insassen konnte jedoch nur einer lebend aber in schwerverletztem Zustande gerettet werden. Die übrigen drei ertranken. Heber den Aufstieg deS verunglückten Ballons wird aus Stettin gemeldet: Der Ballon stieg heute vormittag 10 Vz Uhr bei der Zabelsdorfer Gas- anstatt bei sehr starkem Winde auf. Er verfing fich dabei in den TrlegraphendrShte», die er zerriß, wurde sodann gegen«in Fabrik- gebäud« getrieben und durchschlug zweimal daS auf dem Dache befindliche Gestänge einer Kühlvorrichtung. Der obere Teil des Schornsteins wurde glatt durchschnitten. Der Ballon hob sich dann und verschwand mit großer Geschwindig- keit. Deutlich konnte man erkennen, daß die Gondel schwer beschädigt sein mußte; sie hing links schief herunter. Das nach Tausenden zählende Publikum brach in SchreckenSrufe auS und eilte wie daS Mililär, das bei dem Ausstieg behilflich war, an die Unfallstelle, da man annahm, daß jemand auS der Gondel ge- fallen sei. Aus Saßnitz wird ferner gemeldet, daß der Ballon sich in einer Höhe von etwa 500 Meter über dem Walde bei der Waldhalle befand, als er plötzlich abgetrieben wurde und mit großer Schnelligkeit sank. Die Erzählung des Geretteten. Der bei der Ballonfahrt verletzte Bankbeamte Semmelhack gibt von dem Aufstieg des Ballons und dem Verlauf der Fahrt folgende Darstellung: Der Zusammenstoß des Ballons mit dem Fabrikgebäude war unbeschreiblich und die Folgen entsetzlich. Der Führer des Ballons Dr. Delbrück erlitt schwere Kopfverletzungen, außerdem wurde ihm ein Bein gebrochen. Stadtbaurat Benduhn erlitt einen Arm« und Beinbruch und schwere Kopfverletzungen. Hein und ich kamen am besten davon. Hein erlitt eine nicht allzuschwere Kopfverletzung; ich wurde mit großer Kraft gegen den Korbrand geschleudert, so daß ich infolge Schmerzen und Stichen in der Brust besinnungslos wurde. Außerdem wurde mir daS rechte Bein in Kniehöhe gequetscht. Viel gefährlicher war jedoch, daß schon bei der Karambolage gegen die Telegraphendrähte ein Teil des den Ballon umhüllenden Netzwerkes zerrissen war. so daß dies den Ballon nur noch wenig mehr als die Hälfte umschloß und jeden Lugenblick der Moment eintreten konnte, wo die Hülle fich befreite und der Ballon in rasendem Fallen aus der Höhe von 1900 Meter, die wir inzwischen erreicht hatten, zur Erde' geschleudert werden mußte. Unsere Rettung war nur in einer Landung zu suchen. Um diese herbeizuführen, wollte unser Führer das Ventil ziehen, aber dies wurde unmöglich, da die Leine im Ballon riß, so daß eine Landung auf festem Boden ausgeschloffen war. Nun mußten wir uns ganz unserem Schicksal überlassen. Wir überflogen das Haff und weiter Swinemünde . Dann schwebten wir über der Ostsee und schließlich nordöstlich von Rügen . Wir hatten beschlossen, unsere Rettung barin zu suchen, daß wir den Ballon möglichst lange ausfliegen lasten wollten, um schließlich, wenn der Austrieb zu gering geworden sein sollte, vielleicht in Schweden zu landen. Das Schicksal hatte es aber anders beschlossen. Der Ballon war in eine Wolkenschicht geraten und bis auf zirka 50 Meter herabgedriickt. Der Wind trieb den Ballon direkt auf die Insel Rügen zu. Wir beschlossen, in nächster Nähe des Landes von der ultima ratio des LufffchifferS, der Reiß- bahn, Gebranch zu machen. In langsamer, ruhiger Fahrt trieben. wir auf Saßnitz zu. Hier riß unser Führer Dr. Delbrück nach seiner Schätzung ungefähr 500 Meter vom Lande die Reißbahn. Mit einem furchtbaren Stoß stießen wir aus das Wasser auf, und eS ist allen vier Fahrtteilnehmern noch gelungen, sich aus dem Korbe zu besteien. Aber wir waren doch schon zu ermattet; einer nach dem anderen versank. Auch mir drohten die Kräfte zu schwinden. Mit den letzten Kräften suchte ich durch Schwimme» die Ballonhülle zu erreichen und mein Glück wollte es, daß tch mich in das Netzwerk empor- arbeiten und auf der Hülle liegend die schon nahenden Retter er- warten konnte. Ich hörte noch einige Rufe, dann schwanden mir die Sinne. Gestern wurden über daS Unglück noch folgende Einzelheiten ge« meldet: Der BallonPommern " war von dem Inhaber desHotels. am Meere" in Saßnitz nachmittags gegen Vz2 Uhr gesichtet, worden. Er konnte drei Personen in der Gondel zählen und sah, daß die vierte Person wahrscheinlich schon als Leiche aus dem. Boden der Gondel lag. Es wurde sofort ein Boot klar gemacht, das trotz des hohen Seeganges ins Meer ging. Mit diesem Boot ist die Leiche deS Kaufmanns Heyn geborgen und der Bankbeamte Semmelhack an Land gebracht worden. Beide hatten Schwimm- gürtel und sind dadurch über Wasser gehalten worden. Semmelhack wurde sofort massiert, man legte ihm Notverbände an und brachte ihn dann zu Bett, wo er von einem starken Fieber geschüttelt wurde. Nach einigen Stunden erholte er sich wieder und war vollständig bei Besinnung. Bald erhob er sich im Bett und verlangte zu essen und zu trinken. Dann erkundigte er sich, ob er mit dem Leben davonkommen werde und fragte, wo er eigentlich sei. Dann erzählte Semmelhack. daß, als der Ballon über der See schwebte, der schwerverletzte Bau« rat Benduhn gebeten hätte, die Reitzleine zu ziehen, da ein schnellerer Tod durch Ertrinken der schrecklichen Angst und den furchtbaren Schmerzen vorzuziehen sei. Der Führer des Ballons, ReichstagS- abgeordueter Delbrück, hat dann auch die Reißleine gezogen, hat sich aber anscheinend in der Abschätzung der Entfernung geirrt. Er hat die Entfernung vom Lande unterschätzt, eS waren nicht 500 Meter, sondern weit über 1000 Meter vom Lande. Als die Reißleine gezogen war, ist der Ballon in rasender Geschwindigkeit aufs Meer auf­geschlagen, so daß die Fluten hoch aufspritzen. Vor dem Ziehen der Reihleine war versäumt worden, den noch etwa 12 Zentner he« tragenden Sandballast auszuschütten. Einer Meldung aus Saßnitz zufolge wurde gestern mittag die Leiche deS Stadtbaurats'Benduhn aus dem Meere auf- gefischt. Die Leiche des Abgeordneten Dr. Delbrück ist noch nicht ge- funden worden. Ein zweites Ballonungliick. Am gleichen Tage, an dem der BallonPommern " seine In« soffen ins Verderben führte, verunglückte in Pommern eine in Luft- schifferkreisen bekannte Persönlichkeit. AuS KöSlin wird hierüber gemeldet: Unwersitätsprofessor Richard Abegg ist gestern hier bei Landung seines Ballons verunglückt und starb nach einigen Stunde» im Krankenhaust an Gehirnerschütterung. Im Ballon befanden sich außerdem seine Gattin, eine andere Dame aus Breslau und Ingenieur Gerstel. Wie hierzu noch aus Breslau gemeldet wird, hatten von den vier Insassen des Ballon?Schlesien " die Gattin und die Nickte des Professors sowie Ingenieur Gerstel in der Nähe von Patzig die Gondel bereits verlassen, als ein Windstoß den Ballon noch einmal hochriß. Kurz darauf wurde Profeffor Abegg.in. der. Nähe des Dorfes Tornow schwer verletzt aufgefunden. Er wurde in das Krankenhaus nach Köslin gebracht, wo er im Laufe der Nacht an einer Gehirnerschütterung starb. Profeffor Abegg war der Be« gründer und Leiter deS Schlestschen Vereins für Lüstschiffahrt. Der Aufstieg war gestern früh�bei der Breslauer Gasanstalt III erfolgt. Unfall bei der Landung. AuS Braunschweig wird gemeldet: Der BallonBraunschweig " deS Braunschweiger Vereins für Luftschiffahrt, der gestern früh 9 Uhr unter der Führung Dr. CuerS hier aufgestiegen war, landete nachmittags gegen 3'/, Uhr bei Krempe in Holstein. Bei der Landung erlitt einer der Mitfahrenden, Fabrikant Löbbecke.«inen komplizierten Beinbruch._ DaS Rathaus in Dessau niedergebrannt. Sonnabend nachts ist das Desiauer Rathaus,, ein imposanter, neuer Bau. von einer Feuersbrunst zerstört worden. Urber einen Eisenvahnnnfall wird vom gestrigen Tage amtlich aus Essen a. d. Ruhr gemeldet: Heut« vormittag 11 Uhr fuhr beim Anhalten des Personenzuges Nr. 263 aus Bahnhof Mülheim- Eppinghofen die Drucklokomotive, die diesen Zug von Bahnhof Mülheim a. d. Ruhr bis Bahnhof Heißen zu drücken hat, auf den Zug mit solcher Heftigkeit auf, daß die beiden letzten vierte Klasse-Wagen beschädigt aus dem Gleise gehoben wurden und dabei drei Reisende leicht verletzt wurden. Schuld an dem Unfall« war der Umstand, daß die Drucklokomotive, statt wie vorgeschrieben mit Lokomotivführer und Heizer, nur mit letzterem besetzt war, der dann allein beim Halten in Mülheim -Eppinghofen seine Lokomottv« nickt ordnungsmäßig zum Stehen bringen konnte. Die Strecke Mülheim (Ruhr) Heißen mußte des Unfalles wegen eine Stunde lang eingleifig befahren werden, wodurch einige Züge unerhebliche Verspätung erhielten. Ein Ordnungsruf! Große Heiterkeit herrschte dieser Tage im Bundessenat, als der Vorsitzende Vizepräsident Sherman, nachdem er, einem unwiderstehlichen Impulse nachgebend, mit einem außer­ordentlich schallkräftigen Niesen das ganze Haus erschüttert und da? Gelächter darob sich einigermaßen gelegt hatte, sich mit angenommenem Ernste selbst zur Ordnung rief. .Im Aeroplan von Paris nach Orleans . Aviatiker Duvonnet flog Pariser Meldung zufolge am Sonntag von Savignv für Orge über Arpajon, EtampeS und Orleans nach Forts Saint Aubin, wo er landete. Er hat eine Strecke von'110 Kilometern in einer Stunde 50 Minuten zurückgelegt., Bon einer Lawine überrascht. Nach einer Meldung auS DavoS wurden auf eine Skitour im Flueltal fünf Skiläufer von einer Lawine überrascht. Bier konnten sich retten, der fünfte. Wilhelm Roßberg aus Deutschland , wurde tot hervorgezogen. «SitterunaSüderück» vom 4. April»VI«, morgen» 8 Uhr. Wettervrognoie für Dienstag, den S. April lvlO. Mild, jedoch vorherrschend wollig mit'leichten Regenfällett und ziemlich lcbhajtcn südwestlichen Winde». . Berliner Wetirrburrau.