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Bitter für die Btabe« SMtfliwKiBeralcii.<Bk fühlen sich unglücklich m,d betteln nun unablässig um Wiederaufnahme bei den Jimlern. Tai würdeloseste an hündischer Bettelei leistet die»Magdeburger Zeitung". DaS Blatt schreibt in einem Leitartikel»Der kommende Tag"(Nr. 182 vom 12. April): .... Nehmen wir an, daß ei bei den nächsten Reichstags- wählen wirtlich gelingt, zwischen dem blau-schwarzen Block auf der einen Seite, den Sozialdemokraten obenein in wechsel­seitiger Unterstützung zwischen ihnen und dem Zentrum auf der anderen Seite den Liberalismus aufzureiben: können die Konservativen daran eine dauernde Freude haben? Können sie auf eine ersprießliche Arbeit des nächsten Reichstages, der doch wiederum ein Zollreichstag sein wird, hoffen und rechnen, wenn jene nationallibcrale Partei zur Ohnmacht verdammt ist, deren Führer im vorige» ZollreichSrag da« wesentliche verdien st daran hatte, daß der geltende Zolltarif zustande gekommen ist?! Aber wir brauchen gar nicht soweit in die Zukunft zugreifen, brauchen gar nicht hiiimiSzublicken in die Kämpfe, die der nächste Reichstag zu bestehen haben wird, sondern nur auf die kurze Lebensdauer, die diese m Reichstag noch bcschiedcn ist. Wie sagte Fürst Bülow   bei der Schaffung des Blocks?»Ei» Reicks« tag, der in nationalen Fragen nicht versagt: das ist die Forderung des Tages!"... Das Jahr 1311 bringt den Ablauf des QuinguenuatS und somit die Notwendigkeit einer neuen Festlegung der tüustigen Stärke unseres LandeSheereS. Bei allem Ringen nach sparsamer Wirtschaft ist aus diesem Gebiete ein Stillstand unmöglich. Nicht nur. daß die technischen Fortschritte mancherlei Neu« formationen zwingend erfordern wir stehen auch angesichts der Tatsache, daß wir uns immer weiter von der wirklichen Heran- ziebung der Wehrpflichtigen und Wehrfähigen zum Heeresdienste entfernen, daß ein immer größerer Prozentsatz unserer männlichen Bevölkerung die Schule der Armee gar nicht mehr durchmacht. Wir müssen an eine dem alten Rormalmaße sich wieder an­nähernde militärische Ausbildung unserer gesamten männlichen Jugend denken und auch die dadurch bedingten Opfer willig auf uns nehmen. Kann die Regierung, wenn eS zur Lösung dieser Aufgabe kommt, abhängig sein von der Gnade und Ungnade deS Zentrums? Dürfen die Konservativen bei diesem Anlaß die Reaierung mit Rucksicht auf das verbündete Zentrum in dieser Abhängigkeit er- halten?... Hier muß unbedingt die Brücke zwischen den positiven Parteien wieder geschlagen werden! hier darf daS Zentrum nicht die alleinige Macht in der Hand halten, wenn anders nicht die allergefährlichste» Kuhhandelsgeschäfte drohen sollen! Und weil dem so ist. weil bei dieiem doch schließlich nahe genug be- vorstehenden Anlaß insonderheit Konservative mid National- liberale wieder Schulter an Schulter zusamnienkämpfen müssen, deshalb sollten auch in der Gegenwart schon die Konservativen sich hüten, sich ganz der Umgarnung durch das Zentrum hin- zugeben, die Nationalliberalen als den»Bösen Feind" zu be- handeln und ihre ganze Taktik auf deren Schwächung einzustellen! Diese Augenblickspolttik der Verärgerung muß je eher je bester ein Ende nehmen.. Die Konservativen kehren sich vorläufig nicht an diese Heul- Meiereien. Sie arbeiten rücksichtslos auf ihren Vorteil hin, un« bekümmert um bisherige Dündniste mit den Nationalliberalen. So gingen bisher in Schleowig-Holstein in vielen Reichs- und Landtags- Wahlkreisen Nationalliberale und Konservative gemeinsam vor. Der Bund der Landwirte im ReichStagSwahlkreise Plön-Oldenburg hat aber jetzt ohne Rücksicht darauf, den BimdeSvorsitzenben Dr. Rösicke endgültig als Kandidaten aufgestellt. Nun wollen sich die National- liberalen selbständig organisieren und suchen Fühlung beim Freisstm. Tie Justiz gegen den Wahlrcchtskampf. Kiel  , 12. April. (Privaldepesche deS»Vorwärts".) Vor dem Schöffengericht hatte sich heute der Vorsitzende des Gewerkschaftskartells Genoste Garbe zu verantworten. Er soll am 15. März, an jenem Tage, da die Kieler   Albeiterschaft einen halbtägigen Massenstreik inszenierte und die Kieler  Polizei durch ihr brutales Vorgehen zweifelhafte Lorbeeren erntete. einen polizeilich nicht genehmigten Aufzug nach dem Wilhelmsplatz und dort eine öffentliche Versammlung unter freiem Himmel veranstaltet haben. AIS   einzigster Belastungszeuge trat der Polizeikommistar Lange auf. Er führte aus, daß er aus den Worten, mit denen Garbe die vorausgegangene Versammlung im Lokal.Waldniiese' geschloste». entnommen habe, daß ein Aufzug von vornherein geplant war. Garbe hatte zu den VersammlinigSbestichern gesagt, sie sollten hinausgehen und ruhig abwarten, wie immer, und sich nicht provozieren lasten. Sie sollten gehen, wohin sie geführt würden. Ans dem WilhelmLplatz hätte die Menge dann wie wild getobt. Dort seien Reden gehalten und die Polizei mit.Bluthunde' und »Feiglinge' bestbimpft worden. DaS Gericht schenkt« den Angaben des Polizeibeamten Blauben und verurteilte den Genossen Garbe zu einer G e l d st r a f e v o n vl) M. Hamburg, 12. Apnl. (Privatdepesche deS»Vorwärts'.) DaS Schöffengericht Altona   verurteilte den Genosten Stadtverordneten   Kürbis aus tz 7 des Vereinsgesetzes wegen Leitung eines nicht genehmigten Aufzuges nach Schluß einer Wahlrechtsversammlung im Februar zu hundert Mark Geldstrafe. Er soll die Masten durch Winken zum Auf- zug veranlaßt haben._ Freisinnige Wahlrcchtskämpfer". Danzig  , 12. April. (Privatdepcsche des..Vorwärts".) Die zur Hälfte freisinnige Stadtverord- neten-Versammlung ging soeben einstimmia, ohne Debatte über den sozialdemokratischen Antrag auf eine Petition um die Uebertragung deS Reichstag S- wahlrechts auf den Landtag und eine neue Ein- teilung der Wahlkreise zur Tagesordnung über._ Eine zeitgemäste Erinnerung. Die reaktionäre Preste tut zurzeit fo, als ob die Sozial- demokratie erst durch die Demonstration des 10. April den Beweis srbrackt hatte, daß ihre Anhänger Disziplin besitzen rmd bei Masten- kundgebungen Ordnung zu halten wisten. Da erscheint es an­gebracht. daran zu erinnern, daß schon in der Jugendzeit der Be- wegung die sozialdemokratischen Massen dieselbe Schulung und Selbstbeherrschung gezeigt haben. Eine der ersten Mastenentfallungen der Berliner   Sozialdemokratie fand am 10. März 1878 anläßlich deS Begräbnisses unseres unvergessenen Berliner   Parteiorganisator» August H e i n s ch statt. Auf dem Mariannenplatz und den angrenzenden Straßen stellten sich die politisch und gewerkschaftlich organifierteu Genoflen auf nnd marschierten in einem 1'/-, Stunden langen Zuge nach dem frei- religiösen Begräbnisplatz. Am Eingang zum Friedhofe wurde der Zug durch eine Kette von berittenen Schutzleuten aufgehalten, die nicht wenig Lust verspürten, in die Masten hineinzureiten, was aber durch die Besomrenheit der Ordner verhütet wurde. Die Kranz« träger konnten dm Friedhof betreten, die übrigen Teilnehmer ? wurden am Zuge entlang zurückgeleitet. Den verliuern imponierte | diese Kundgebung doch einigermaßen und so erschien in der nächsten Nummer desKladderadatsch" folgende poetische Anerlennung: Für die Sozialdemokraten. Daß neulich Zucht und Ordnung sie gehalten Bei ihrem Auszug, laßt eS uns gesteh». Ein gleicher Geist der Ordnung möge walten Bei uns, wenn wir in gleichen Masten gehn! Wir wollen gern den Beifall ihnen zollen, Der ungerecht scheint nur den Toren; ES sind verloren, Die nicht vom Gegner lernen wollen. UehrigenS war derKladderadatsch" die einzige Berliner Zeitung  , die sich damals zu einer so bedinglingSIosen Anerkennung aufschwang. Und gelernt haben Bürgertum uud Behörde» aus den Worten desKladderadatsch" nichts wie die Tatsache beweist, daß sich die Arbeiterschaft das Recht auf die Abhaltung von Kund- gebimgen unter freiem Himmel noch 32 Jahren erst noch er- kämpfen mußte._ Der Bonner   Vorussenprozest. Ueber die sensationellen Verhandlungen vor dem Schöffengericht in Bonn  , deren Ergebnis wir bereits mitgeteilt haben. ent- nehmen wir dem Bericht der Donner.ÜieichSzeitung" das Folgende: Von den Teilnehmern an den nächtlichen Ausschreitungen in der Wohnung des Husaren- Einjährigen- Unteroffiziers F e i t h waren die Angehörigen des Husarenregiments v o m Stand- geeicht freigesprochen tvorde». DaS jetzige Verfahren richtet sich gegen die übrigen Teilnehmer. Es waren vier Studenten(Borusien) unter Anklage gestellt, jedoch muß gegen Rudolf Wild   von Hohneborn und Ludwig Karl Freiherrn von Plesten militärgerichtlich verhandelt werden, da sie inzwischen ins Heer eingetreten find. Dasselbe trifft auf den Studenten von Eapherr zu. Angeklagt sind Konrad Gras Fink von Finkenstein und HanS Wernher von OuiStorp. Der An- geklagte von OuiStorp ist im vorigen Jahre sckon wegen Wider- standSleistung und Beleidigung mit 50 M. Geldbuße bestraft worden. Die Ausschreitungen geschahen am 27. Juli nach der Abschieds- kneiperri für den Prinzen Oskar von Preußen  . Der Zeugs Hübner, der im Hinterhause bei Feith wohnte, bekundet: Die Studenten haben einen Höllenspektakel gemacht und alles zum Fenster hinaus- geworfen, was im Zimmer des Einjähngen-UnteroffizierS war; später haben sie auch die Fensterscheiben eingeworfen. Er sei anderen TagS wegen der an den Ausschreitungen beteiligten Husaren- Einjährigen bei dem Major v. Daumbach gewesen, um Anzeige zu erstatten. ES sei ihm aber kein Gehör geschenkt worden. Man habe ihm nur immer gesagt: ES wird alle? bezahlt! Bon Hausfriedens- bruch habe der Major nichts hören wollen. Zeuge Möhler bekundet, daß grobe Schimpfworts gefallen seien.(»Wasterkopf",.Waicklappen",die ganze Etage ist nicht satisfaktionsfähig 1",»Du bekommst auch noch einpaarin dieSchnauze!") Die Herren hätten sich benommen wie die Wilden, nicht wie Menschen. Einer habe gerufen: Wer uns den Feith auf die Straße bringt, ist morgen ein steinreicher Mann! Zeuge Feith, jetzt Landwirt in Linz   am Rhein, hat das ganze als einen Ueberfall aufgefaßt: er habe auch einen heftigen Schlag über den Rücken bekommen. Bei einer kriegsgerichtlichen Vernehmung hat Feith»ausgesagt", die Täter hätten der Ansicht sein können, sie dürften auch nachts in seine Wohnung kommen. Heute erklärte Feith: diese Aeußeruugen seien ihm vor dem Kriegsgericht in den Mund gelegt worden; er sei damals Unteroffizier gewesen und habe nicht wider frechen wollen und dürfen. Er habe die Vernehmung alü dienst­lichen Akt aufgefaßt. Der Erste Staatsanwalt Pult beantragte gegen jeden An- geklagten eine Woche Gefängnis(die gesetzliche Mindeslstrafe I!). Das Gericht erkannte, wie wir gemeldet haben, auf zwei Woche» Gefängnis._ AuS dem sächsischen Landtage. Dienstag gelangte die sozialdemokratische Interpellation wegen der gemaßregcllen Crsenbahnarbeitcr in Chemnitz   zur Verhandlnng. Genoste Sindermann begründete die Interpellation. Dann wurde in die Beiprechnng eingetreten. Der Finanzminister verteidigte die Maßnahmen der SiaatSdahnverwoltung. Die Nnlionalliberoken stellten sich ans den Standpunkt der Regierung, ebenso die Konser- vativen. Die Freifiumgen traten den Ausführungen der Sozial- demolratrn bei und vernrteilien die Maßregelungen. Eon unsrrer Seite sprachen noch Held und Fleißner, die die gegnerischen AuS- fühnmgen zurückwiesen. ES kam wiederhalt zu heftigen AuSeinandersetzmigen wegen einiger Zwischenruf«. Di» Zwikchenrufer erklärten, daß sie ihre Pfui- rufe ausrecht, rhaltvu müßten gegenüber einer solchen Handlung der Regierung._ Ei« Soldatenschiudcr. Der Vizefekbwebel Reichert vom Franzerreginient in Berlin  wurde vor einiger Zeit der Soldatenmißhandluiig schuldig befunden »nd vor da» Kriegsgericht gestellt. R. leugnete hartnäckig, einem Gefreiten zwei Fußtritte versetzt zu haben; er blieb auch dann noch bei seiner Ansicht, al« ein Zeuge bekundete. daß der An- geklagte ihn und seine Kameraden fast täglich mißhandelt habe. Häufig habe der Beschuldigte den Mannschaften Schläge inS Geficht versetzt und sie mit Füßen getreten. Auf Grund dieser Aussage wurde die Verhandlung vertagt und eine eingehende Unter« fuchung angestellt. Eriniitelt wurden 30 Fälle von Mißhandlung, die zum Teil unter Mißbrauch der Waffe begangen worden sind, ferner eine Reihe von Beleidigungen und vorschriftswidriger Be- Handlung Untergebener. Die neue Verhandlung am Montag fand unter Ausschluß der Oeffenilichkeit statt. Der Angeklagte wurde zu der äußerst mildcu Strafe von sechs Wochen gelindem Arrest verurteilt.__ üngatti. Der Wahlkampf. Budapest  , 10. April.  (Eig. Ber.) Als heute der Führer der Regierungspartei. Graf Stefan T i s z a in D e b r e e z i n zu einer Versammlung der»nationalen ArbeitSpariei" eintraf, wurde er trotz deö arrangierten Jubelz schon am Bahnhof von Steinwürfen und AbzugSrufen empfangen. Mühsam schützten Polizei und Gendarmerie den Feind des gleichen Wahlrechts. Vor dem Hotel hatte sich eine größere Menschenmenge angesammelt, die die ein- treffenden Wagen mit Pfeifen. A b z u g r u f e» und S t e i n w ü r f e n empfing. Durch einen Stein wurde der Oberstadthauptmann in der Brustgegend getroffen. Die Menge demonstrierte auch hernach noch eine Zeitlang vor dem Hotel. Ein Polizist wurde durch einen Stein aus einer Schleuder blutig ver- letzt. Während Graf TiSza und seine Begleiter sich bereits in ihren Zimmeru befanden, dauerten die Demonstrationen und Sreuuvürfe noch an. Ein Sozialdemokrat wollte eine Ansprache an die Menge halte«, wurde jedoch von der Polizei gehindert. Schließ- lich säuberte berittene Polizei den Platz. Im ganzen wurden 5 Ver­haftungen vorgenommen. Um 3 Uhr nachmittags fand die Partei- versanunlinig statt, zu der sich ungefähr 2000 Personen eingefunden hatten. Auch hier tönten TiSza Äbzugrufe entgegen, der erst beginnen toimte, nachdem die Sozialdemokraten aus dem Saale   gedrängt waren. In A r a d sprach der ehemalige Minister des Innern Kristossh in einer unter freiem Himmel abgehaltenen Volksverfamm« lung, an der etwa 2000 Personen, zumeist Sozialisten, teil- nahmen. Er trat sehr energisch für die Einführung deS all« gemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts ein. Er führte aus, daß die jüngste politische Gestaltung beweise, wie recht er hatte, als er als Minister deS Innern das allgemeine Wahlrecht schaffen wollte. Dieses sei zu einer StaatSnotwendigkeit ge- worden. Durch das allgemeine Wahlrecht werden die staatsrecht« lichen Kämpfe ein Ende nehmen, welche bisher die EntWickelung der Nation gehemmt haben. DaS allgemeine Wahlrecht werde auch die Nationalitäten mit den Magyaren verschmelzen. Die Versammlung»ahm schließlich eine Resolution an, wonach sie nur einen solchen Abgeordnetenkandidaten unterstützen werde, der die Schaffung des allgemeinen Wahlrechtes für die erste Aufgabe dcS Parlaments   halte. Die Versammlung verlief ohne jede Störung. Cnglancl. Mietlinge der Äonservativea. London  , 12. April. Zahlreiche unionistische Parlamentsmitglieder wohnte» gestern einer Persammlung bei, in der einige zu den An» hängern der Tarifreform zählende A r b e i t er,-die bei den letzten Wahlen kandidiert hatten, ihre Eindrücke von einem Besuch in Deutschland   schilderten. Die Vortragenden führten unter anderem aus, daß sie von der bei einem Vergleich mit Eng- land in die Augen fallenden Wohlfahrt der arbeitenden Klaffen in Deutsckland überrascht seien. Besonders aufgefallen fei ihnen die Tatsache, daß in Deutschland   der Gelegenheitsarbeiter bester bezahlt werde als in England. OfKei. DaS Ende des AufstandeS. Konstantinopel  , 12. April. Nach Depeschen des Kommandanten deS III. Korps unterwarfen sich neun RebellenchefS bedingungslos, die übrigen werden sich heute unterwerfen. Die Nebellen lieferten außer der erbeuteten Kanone auch sieben gefangene Soldaten aus. Der Oberkommandant Schefket Torget Pascha reiste nach Adrianopel   ab. von wo er sich mit vier Bataillonen und zwei Maschinengewehr- Kompagnien nach Nord- albanien begibt._ Bus der Partei. Geaosse LouiS OpificiuS ist Montagmorgen, 0!) Jahre alt, ge- starben. Er war ein persönlicher Freund von Bebel und Lieb» k n e ch t, hat den Krieg von 1870 mitgemacht und wurde dort ver- wandet. Später hat er sich unter dem Sozialistengesetz bewährt, besonders bei der Verbreitung des.Sozialdemokrat". Cr war bis in die letzte Zeit hinein agitatorisch tätig. Er war Leiter der Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt   a. M. Die Maifeier. Am Montagabend berieten die LandeZorganisation der sozial- demokratischen Partei Hamburgs   und das dortige Gewerkschafts- kartell über die diesjährige Maifeier. Wie Genosse S t n b b e aus­führte, sind der Abhaltung der Maifeier viele Hiiidernisse erwachsen. Da schon bei der vorjährigen Maifeier sich die in Betracht kommeiiden Lokale, nach denen der Riesenfestzug dirigierl wurde, als viel zu klein erwiesen und das große Heiliggeistseld wegen der Vor- bereitunge» zur Landwirtschaftliche» AiiSstellung abgesperrt ist und weitere Plötze, die so große Massen fassen könnten, nicht vorhanden sind, beabsichtigten Parteileitmig und Kartellkommission, den testzng nach dem aus preußischem Gebiet gelegenen»Forsthof" bei teelshoop Überzuleiten. Die Hamburger Polizei  « behörde gestattete diesen Festzug unter der Voraussetzung, daß, soweit preußisches Gebiet in Betracht kommt, die preußische Behörde die Geiiebmigung erteile. Der Amtsvorsteher von Poppenbllttel erteilte zunächst widerruflich die Ge» n e h»t i g u n g, die er am Sounabend ohne Angabe von Gründen zurückzog. Unsere Hamburger Geuvssen werden nun ans dem genannten preußische» Terrain eine Versammlung unter freiem Himmel anmelden und wenn der ArntSgewaltige von Poppenbiiltel auch diese verbieten sollte, wird er sein Verbot mit Gründen belegen wüsten. Aber da in Preußen die Erledigung von Beschwerden geraume Zeit in Anspruch nimmt, wurde den genannten Körperschaften anheimgegeben, eventuell entweder einen Festzug noch demMühlenkamp"(Hamburger   Gebiet) oder sonstige der Bedeutung des Tageö entsprechende Arrangements zu veranstalten. Der Preis der Karten beträgt inkluffve Maifestzeitung für Männer 20, für Frauen 10 Pf. Der Ueberschuß soll dem jetzt etwa 84000 M. betrageiiden MaifondS zugeführt iverdeu. In Chemnitz   steht eine Maidemonstration bevor, wie sie ber Ort noch nicht gesehen hat. Die Polizei genehmigte auf Anstichen des Maikomitees einen Umzug nach dein von der Stadt zur Ber» fügung gestellten Versammlungsplatz am Zeisigwalde. M i t Musikchören, Standarten und Fahnen iverden die demonstrierenden Proletarier durch die Stadt nach dem Platz marschieren. Es ist das erste Mal, daß die Chemnitzer   Polizei- behörde einen wirllichen Umzug genehmigt hat. In Görlitz   hat die Polizeibehörde einen Umzug durch die Straßen der Stadt gestattet. Sie stellte aber die Bedingung, daß keine Kinder im Zuge mitgeführt werden. Auch das Tragen von roten Fahnen im Zuge ist untersagt worden. Der Stadtmagistrat in Nürnberg   hatte sich kürzlich ge« weigert, den Luitpoldham zu einer Maiversammlung unter freiem Himmel zur Verfügung zu stellen mit der Begründung, daß die Anlagen beschädigt würde». DaS Maifestkomitee verlangt nun einen anderen Platz und zwar in erster Linie ein großes, freies Ge- lande neben dem Stadttheater. Aber auch dies wurde ab- gelehnt, weil es bedenklich(!) sei, mitten in der Stadt eine Versammlung unter freiem Himmel zu genehmigen. Der Verkehr würde unterbunden und die Nachbarschaft belästigt. Dagegen wurde die st ä d t i s ch e F e st h a l l e für die Maifeier zur Verfügung g e st e l l t._ poUrclUcbefl, Gerichtliches ufw» Ein umgestoßenes Urteil. Vor einiger Zeit tvurde Genosse Redakteur Zorn vom Saalfeider VoikSblatt" wegen angeblicher Beleidigung des ArzieS und der Sckwester des Pößnecker Krankenhauses vom Schöffengericht Saalfeld   zu der hohen Strafe von einem Monat Gefängnis verurteilt. Obgleich Genosse Zorn GeneralversammlungSvertreter der Saalfelder Krankenkasse ist, wurde ihm damals die Wahrnehmung berechtigter Interessen nicht zugesprochen. Die Strafkammer in Rudolstadt   hob aus die Be- rufung Zorns daö Urteil auf. Es wurde vom Gericht an- erkannt, daß Zorn in Wahrnehmung berechtigter I uteressen gehandelt habe und deshalb freizusprechen sei. Die nicht unbedeutenden Kosten wurden der Staatskasse auf« erlegt. Wegen Beleidigung verurteilt. Gcnoffe KaSparek vom Halleschen Vollsblatt" wurde wegen Beleidigung deS BergrntS Dr. Vogelsang von der ManSfelder Gewerkschaft vom Scköffen- gerichi in E i S l e b e n zu 200 M. Strafe veiurteilr. Unser Bruder- blatt hatte Bogelsaug deS Bruchs seines Ehrenworts beschuldigt; weil er im Vorjahre ehrenwurtlich versichert hätte, daß er anonyme Denunziationen nicht beachte, dennoch aber den Bergmann Schippe! auf Gtund eines anonymen Schreibens gekündigt habe.