it. 122. 27. mim i Keilllgt des„Nsmillts" Kerlilltl Nslllsdlatt. wMe.d. 28».i IN».Partei- Angelegenheiten.Zur Lokalliste. In Zepernick(Niederbarnim) steht nur dasLokal der Witwe P a ck e r t zu allen Veranstaltungen zur Ver-fügung. Die Lokalkommission.Dritter Wahlkreis. Morgen Sonntag, den 2g. Mai, findet einNnsflug mit Familie nach Kiekemal statt. Treffpunkt nachmittagsvon 1 Uhr an im Lokal zum Heidekrug. Zahlreiche Beteiligung er-wartet. Der Vorstand.Schöneberg. Am Dienstag, den 31. d. M., abends 8'/., Uhr.findet in den Neuen Rathaussälen, Meininger Str. 8, die Wahl-Vereinsversammlung statt. Die Genossin Luise Zietz hält einenVortrag, zu dem ganz besonders die Frauen eingeladen sind. Auchdie Genossen wollen für guten Besuch der Versammlung agitieren.Adlershof. Dienstag, den 31. Mai, abends S'/o Uhr, findet imLokale von R. Kaul, Bismarckstr. 16, eine Mitgliederversammlungdes sozialdemokratischen Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vor-trag:„Zum Gedächtnis des Kommunistischen Manifestes". 2. DiS-kussion. 3. Parteiangelegenheiten und Verschiedenes.Der Vorstand.Eichwalde, Zeuthen, Miersdorf, Kiekebusch, Rotzis und Schulzen-darf. Sonntag, den 29. Mai. nachmittags 1 Uhr, findet eine großeöffentliche Versammlung im Lokale von Ernst Liehr in Miersdorstatt. Tagesordnung:„Preußen in Deutschland voran." Referent:Reichstagsabgeordneter Fritz Zubeil. Diskusfion.— Nach derVersammlung: Gemütliches Beisammensein und Tanz.Der Vorstand.Wilhelmsruh-Niederschönhausen-West. Sonntag, den 29. Mai,nachniittags 2 Uhr, findet in Wandlitz im Lokale von Herrn Lassaneine öffentliche Versammlung statt. Reichstagsabgeordneter GenosseStadthagen spricht über„Junkerregierung, Reichstag undVolk". Die Parteigenossen mit ihren Frauen werden ersucht, sichan dieser Versammlung zu beteiligen. Abfahrt vom BahnhofReinickendorf nach Wandlitz um 1 Uhr 5 Minuten nachmittags._ Die Bezirksleitung.Berliner Ftedmebten.Blühende Kiefern.Während Kastanien und Flieder ihren Höhepunkt über-schritten haben und die Rosen sich ihr Feld erobern, istdraußen im dunklen Forst die Kiefer in ihres Lebens Maien-blute eingetreten. Der Mai, in späten Frühjahren allenfallsnoch der Beginn des Juni, ist die einzige Zeit des Jahres.in der das düstere einförmige Grün unseres Waldbaumes vonhellen Lichtern fast farbenfreudig durchsetzt wird. Schon vorWochen sind aus bräunlichen Knospen singer- bis spannen-lange silberig schimmernde Jungtriebe aufgeschossen, an-fangs schnurgerade in die Höhe gerichtet, wie die Kerzen amWeihnachtsbaum. Ringsum deuten Hervorragungen andiesen jungen Aesten die Stellen an, wo bald darauf diejungen Nadeln, je zwei und zwei zusammen, hervorwachsen.Mit ihrer Entwicklung ändert sich auch die Richtung einesTeiles der neuen Aestchcn. Aufrecht bleiben nur solche, dieden Hauptstamm unmittelbar nach oben fortsetzen sollen: wieman an jungen Bäumchen mit unverletzter Krone sehen kann,ist das in diesem Falle nur ein einziger Sproß. Alle übrigensenken sich, wie eben die Aeste der Kiefer gerichtet sind, mehroder weniger gegen die horizontale Richtung.Außer diesen neuen Aestchen fallen aber auch noch andereins Auge, die nach unten kegelförmig dicker sind und ordent-lich schwefelgelb ins Weite leuchten. Auf einer kurzen dickenAchse von nur wenigen Zentimetern Länge finden sich hierzwischen zwanzig und dreißig Gebilde zusammengedrängt,die ihrerseits aus einer Unmenge schuppenförmiger, je zweiStaubbeutel tragender männlicher Blütchen zusammengesetztsind. Wenn auf den Seen im Grunewald und anderwärtsunter überhängenden blühenden Kiefern die Wasserflächestellenweise gelb überzogen erscheint, so weiß heutzutage wohljedermann, daß dieser„Schwefelregen" abergläubischer Zeitennur aus den Staubbeuteln der Kiefern stammt. Sie gehörtzu den Windblllhern, zu jenen Pflanzen, die sich aus gutenBeziehungen zur Jnsektenwelt nichts machen und die Ver-breitung des Pollens lieber nach altem Brauch dem Windeüberlassen. Daß das allermeiste dabei oft buchstäblich insWasser fällt, ist nur eine der zahllosen Illustrationen zu derErscheinung, daß die Natur ihre Keime im Uebersluß schafft,damit von Tausenden oder Millionen wenigstens einer ausguten Boden gerate. Damit nun bei der Kiefer die Selbst-befruchtung vermieden werde, von der viele Pflanzen keineFreunde sind, stehen die weiblichen Fruchtanlagen, die wiepurpurne Knospen an der Spitze mancher jungen Triebe zubemerken sind, meistens hoch oben in der Krone, während diemännlichen Blüten tiefer stehen. Der Wind wird kaumjemals den Blütenstaub am selben Baume in die Höhetreiben, sondern ihn seitab führen und ihn durch die Kronenanderer Kiefern leiten. Es dauert lange genug, bis so ernwinziges Pollenkorn zur Erde gelangt, denn seine Schweb-fähigkeit ist durch zwei lufterfüllte Ballons, die schon inschwachen Mikroskopen deutlich sichtbar werden, stark erhöht.Aber auch die Samenanlagen oben in den Kronen haben nocheine Spezial-Einrichtung. Sie scheiden kleine Tröpfchen emerFlüssigkeit aus, an denen ein vorüberfliegendes Pollenkornhängen bleibt. Es folgt dann die Befruchtung und Reifungder Samenanlage, die bei der Kiefer eine recht umständlicheGeschichte ist. Die Samen, die in diesem Frühjahr bestäubtwerden, rühren sich ein Jahr lang nicht. Im Frühjahr desnächsten Jahres erst beginnt die Reifung, die im Herbst desgleichen Jahres vollendet wird. Aber noch einen vollenWinter hindurch bleiben die Zapfen fest geschlossen und erstim Frühling des Jahres 1912 werden sich die starren Zapfen-schuppen öffnen und die mit Flügeln versehenen Samen frei-lassen.Im Kiefern-Hochwald sieht man kaum etwas von alle-dem. Man muß seinen Rand aufsuchen, wo freistehendeBäume nicht wie Schiffsmaste in die Höhe schießen, sondernin knorriger Verästelung zeigen, wie eine in Freiheit ge-Wachsens Kiefer eigentlich aussieht. Ihre Aeste beginnenschon weit unten und sind dann oft leicht erreichbar. Auchjede Schonung mit nicht zu jungen Bäumen läßt die frischenTriebe Blüten leicht beobachten. Geht man z. B. von Wann-see durch die Große Seestraße und die Straße„Zum Walde"in den Wald, biegt rechts an das Seeufer und wandert hiergegen die Pfaueninsel, so hat man blühende und frei ge-Wachsens Kiefern in Hülle und Fülle und herrliche Land-ichaftsbilder dazu._Aus der Vergangenheit des Botanischen Gartens. Dieser Tageest in Dahlem der neue Botanische Garten eröffnet worden. Inl demselben Augenblick verschwinden auch die spärlichen Reste, dienoch an die Existenz des alten Gartens an der Potsdamer Straßel erinnern. Einiges aus der Geschichte des Gartens wird daherinteressant genug sein, um es hier festzuhalten. Bis 1817 besaßder Botanische Garten ein Terrain wn etwa 32 Morgen, hauptsächlich auf der sogenannten Ttyützwu-e. Ein Teil des Geländeswurde jedoch in den fünfzigt r Jahren an den ZimmermeisterSommer verkauft und dafür auf der Üßestseite ein Platz von etwa18 Morgen erworben, um ein neues Palmenhaus und ein Arbo-retum anzulegen. Gleichzeitig wurde ein Orchideen- und einFarrnhaus geplant, die jedoch erst 1863 bezw. 187ö erbaut wurden.Der Neubau des Palmenhauses erfolgte 1868. Der BotanischeGarten hatte bereits in sehr früher Zeit Palmen. Unmittelbarnachdem die hier angelegtem Kaffee- und Zuckerrohrplantagen er-froren waren, sind Palmen angepflanzt worden, und aus Hum-boldts„Kosmos" wissen wir, daß in einem alten Turme innerhalbdes Gartens eine ansehnliche Fächerpalme und eine riesige Dra-caena gestanden hat. Die erstere hat sich erhalten, die letztere kamnach der Pfaueninsel, ist aber nicht mehr nachzuweisen. Das erstePalmenhaus war ein Holzbau, der l»2l nach Schinkels Rissen für12 999 Täler erbaut wurde, aber sehr schnell verwitterte, so daßbereits 1839 ein neues Haus errichtet werden mußte, das aber-mals 15 999 Taler kostete. Im Jahre 1838 war es für seine In-fassen zu niedrig geworden; es mußte erhöht und vollständig repa-riert werden, was 12 999 Taler verschlang. Aber 1852 war eSbereits so baufällig, daß man es künstlich gegen Einsturz sichernmußte, um es bis zum Bau eines neuen Hauses zu halten. AufGrund von Plänen des Bauinspektors Lohse und des Admira-litätsrates Herter wurde schließlich unter Leitung des Garten-inspekwrs Bouche der Neubau durchgeführt, wie denn überhaupt indiesen Jahren erst die zweckmäßigen Anlagen und Gebäude ge-schaffen wurden, die dem Garten Ansehen verliehen und seinenPflanzenbestand sicherten. Diese Anlagen verdanken ihr Entstehenim wesentlichen dem damaligen Garteninspektor Bouche, mit dessenNamen die Geschichte des Botanischen Gartens unlösbar verknüpftist und dem man deshalb gerade in diesem Augenblick eine kurz«Erinnerung widmen darf.„Blindenkonzerte" sind die neueste Art des Wohltätig-keitsschwindels, der hier in großem Umfange betrieben wird.Für wohltätige Veranstaltungen haben die Berliner immereine offene Hand. Das ist auch gewissen Agenten nicht un-bekannt. Diese bauen auf den Wohltätigkcitssinn der Be-völkerung und werben Blinde an, mit denen sie ihre Blinden-konzerte veranstalten. Die Vorbereitungen und Bekannt-machungen sind so gehalten, daß daS Publikum glauben muß,der Erlös der Veranstaltungen komme den Blinden zugute.Das ist aber nicht der Fall. Die Blinden erhalten vielmehrnur ein bestimmtes Honorar, den Hauptertrag stecken diegewissenlosen Agenten in die Tasche, die auf diese Weise denWohltätigkeitssinn der Berliner ausnutzen, um sich selbst einbequemes Leben zu verschaffen. Niemand sollte derartigeVeranstaltungen unterstützen, ohne sich vorher über ihrwahres Wesen zu vergewissern.In der Säuglingsfürsorgestelle l, Blumenstraße 78, findet imJuni je einmal wöchentlich unentgeltlicher Unterricht in der Säug-lingspflege mit praktischen Uebungen statt. Meldungen hierzuschriftlich oder mündlich an das Bureau des Kinderhauses, Blumen-straße 78, v. l. parterre. Bureauzeit: �2— 4 Uhr wochentäglich.Die ersten Waldbrände. Mit dem Eintreten der heißen Tem-peratur macht sich auch wieder die Gefahr der Waldbrände be-merkbar. Gestern wurden an drei Stellen in der UmgebungBerlins derartige Brände hervorgerufen. So entstand im Jagen 22des Königl. Forstes bei Strausberg ein Waldbrand, der recht er-heblichen Schaden anrichtete. Etwa ein Hektar vierzigjährigerBaumbestand wurde durch das Feuer vernichtet. Die Feuerwehrender umliegenden Ortschaften hatten stundenlang mit der Beseiti-gung der Gefahr zu kämpfen.— Ferner entstand bei Eggersdorfein Waldbrand. In diesem Fall war der Schaden aber nicht sobedeutend.— Ein dritter Waldbrand wird uns aus den Forsten ander Berlin-Magdeburger Bahn berichtet.Zu dem Aufsehen erreoenden Todesfall im Birchow-Kranken-hauS, über den wir am Sonntag berichteten, können wir heute mit-teilen, daß inzwischen die Gattin des dort auf Station 19 ver-storbenen Herrn Klein sich bei uns gemeldet hat. Ueber dieTodesursache vermag auch sie keine sicheren Angaben zu machen;sie bestätigt uns nur, daß in der Tat ein Arzt des Krankenhausesihr gesagt habe, ihr Gatte sei einem Herzschlag erlegen. Ihr istbekannt, daß der Kranke in der Anstalt regelmäßig Dauerbäderbekam, die er immer noch wärmer zu haben wünschte. Bei ihremletzten Besuch im Krankenhause fand sie ihn in seiner Wanne undwurde von ihm um einen Trunk frischen Wassers gebeten, weilihm der Schweiß über das Gesicht rann. Drei Tage später wurdeHerr Klein mittags zwischen 1 und 2 Uhr in der Wanne von einemzufällig vorübergehenden Patienten im Zustande anscheinender Be-wußtlosigkeit bemerkt, so daß die schleunigst alarmierten Pflege-rinnen ihn sofort aus dem heißen Wasser herausnahmen. DerTod trat nachmittags 19 Minuten nach 4 Uhr ein; so stehtS in derTodesnachricht, die der Witwe von der Krankenhausdirektion über-sandt worden ist. Herr Klein galt seiner Gattin als nervenleidendund war von ihr dem Krankenhaus zugeführt worden, nachdem erzu Hause einen Schlaganfall erlitten hatte, der ihn teilweiselähmte. Dauerbäder sollten ihm im Virchow-Krankenhause deshalbverordnet worden sein, weil er schließlich sich durchgelegen hatte.Unsere Mitteilung über seinen plötzlichen Tod und über die Er-ürterungen, die im Kreise der Patienten dadurch hervorgerufenworden waren, hat dazu geführt, daß die Krankenhausdirek-t i o n nunmehr die Angelegenheit untersucht. Sie wird nichtunterlassen dürfen, sich öffentlich über das Untersuchungsergebniszu äußern. Von Personen, die durch unsere Veröffentlichung sichwohl inkommodiert fühlen, wird jetzt, hören wir, auf den„Vor-wärts" gescholten. Uns soll dos wenig kümmern, wir haben nurunsere Pflicht zu erfüllen. Einem Potienten, der sich besondereMühe gegeben hotte, uns zu informieren, ist das verübelt worden.Er wird aber nicht in die Lage komme», eS wieder zu tun. Schonweilt er nicht mehr im Birchow-Krankenhaus, er ist inzwischen alsein Gebesserter entlassen worden. Entlossungsgrund soll der sein,daß er der vom Arzt für erforderlich gehaltenen Behandlung sichnicht unterziehen wollte, weil sie ihm als bloßes Experiment galt.Bevor er entlassen wurde, hatte die Direktion ihn noch in Sachendes.,Borwärts"-ArtikelS vernommen.Durch einen«ohrpostbriefschwindel ist ein in der Alten Schön.hauser Straße wohnender Kaufmann K. empfindlich geschädigtworden. Anfang voriger Woche hatte der Gewerbetreibend« vor-mittags einen Geschäftsgang zu tun und ließ seiner Gattin 599 M.zurück, im Falle Zahlungen eintreten würden. Gegen 1914 Uhrvormittags, bald nachdem sich K. aus seinem Hause entfernt hatte,wurde telephonisch angefragt, ob ein Rohrpostbrief eingetroffen sei.Frau K. verneinte dies, und ein« Stunde später traf in der Tat einderartiges Schreiben ein. Dasselbe rührte von einem Groß»Schlächtermeister F. her. worin er seinen Freund, Herrn K., er-suchte, ihm doch bis morgen 4>0 M. zu leihen, er werde sich denBetrag durch einen Boten gegen Quittung abholen lassen. Umweniges später erschien auch ein junger Mann und legte eineQuittung über den oben genannten Betrag vor. Frau K., welcheden Freund ihres Mannes genau kannte, trug kein Bedenken, demBoten das Geld einzuhändigen und teilte die Zahlung auch ihremGatten nach dessen Rückkehr mit. Am nächsten Tage aber erstatteteder Groß-Schlächtermeister den Betrog nicht zurück, und es ver-ging eine Woche, che die beiden Freunde wieder zusammentrafen.Als K. im Gespräch gelegentlich fragte, wann er sein Geld zurück-erhalten könne, erfuhr er zu seinem Schrecken, daß er das Opfereines raffinierten Betruges geworden und daß F. gar kein Geldvon ihm habe holen lassen. Die Quittung war gefälscht und dieUnterschrift ähnelte durchaus nicht derjenigen des Groß-Schlächter-Meisters. Der Betrüger, der wohl gewußt zu haben scheint, daßK. die Unterschrift seines Freundes kannte, hat die Abwesenheitdes Kaufmanns dazu benutzt, um den Schwindel zu inszenieren.Bisher ist es noch nicht gelungen, des Fälschers und seines Helfers.Helfers habhaft zu werden.Schncllfertige Schuljustiz schadet dem Ansehen der Schule undstört ihre Beziehungen zur Familie. Mißgriffe dieser Art, die einLehrer sich zuschulden kommen läßt, werden von den meisten Elternstillschweigend hingenommen. Sie wirken aber auf die betrofscneFamilie in einer Weise, die der Schule durchaus ungünstig ist, EinFall, bei dem durch das entschlossene Auftreten einer Mutter diewünschenswerte Abhilfe erzwungen worden ist, wird uns" aus der6 9. Knaben-Gemeindeschule(Bergmannstraße) bekannt.In Klaffe VI O hatte der Lehrer Schröter an einem SchillerB. wiederholt bemängelt, daß seine Rechenarbeiten nicht sorgfältiggenug angefertigt seien. Eines Tages lieferte ihm dann dieserSchüler eine Rechenarnit, die sich von den früheren durcb bcson-dere Sorgfalt vorteilhaft unterschied- Herr Schröter glaubte ausder ungewöhnlich sauberen Schrift schließen zu sollen, daß einesälteren Bruders helfende Hand dabei tätig gewesen sei, und schriebunter die Arbeit das Urteil„Betrug". Da aber von einer solchenHilfe keine Rede sein konnte, so begab die Mutter sich mit deinHeft zur Schule und legte es dem Rektor Will vor. Dieserkam zu der Ansicht, die Schrift deute nicht auf fremde Hilfe hin,sondern höchstens daraus, daß der Junge sich ungewöhnliche Mühegegeben habe. Di« Mutter setzte durch, daß das Blatt, auf demihr Sohn durch das Wort„Betrug" gebrandmarkt worden war, ausdem Heft herausgerissen wurde. Man kann nur wünschen, daßandere Eltern in ähnlichen Fällen mit gleicher Entschiedenheit dieRechte ihrer Kinder gegenüber der Schule verteidigen. DieselbeMutter hat übrigens hinterher, als der genannte Lehrer gegenihren keineswegs kräftig entwickelten Jungen mehrfach den Rohr-stock ihr zu eifrig zu gebrauchen schien, aufs neue den Rektor an-gerufen. Wir stellen mit Befriedigung fest, daß Herr Rektor Willauch da die erbetene Hilfe nickt versagt hat, sondern angeordnethat, bis ans weiteres mal den Stock beiseite zu lassen, und es mitanderen Erziehungsmitteln zu versuchen.Ein tödlicher Automobilunfall hat sich gestern abend in derWilhelmstraße ereignet. An der Kreuzung der Hedemannstraßewollte eine Frau Bethge vor einem herannahenden Droschkenauto»mobil den Fahrdamm überschreiten. Der Chauffeur hatte wohlsofort die gefährliche Lage, in der sich die Passantin befand, über»schaut und die Notbremse gezogen, doch vermochte er das Unheilnicht mehr abzuwenden. Frau B. wurde niedergerissen und derschwere Kraftwagen ging ihr über Kops und Brust hinweg. DieAermste wurde schrecklich zugerichtet. Sie gab nur noch schwacheLebenszeichen von sich und wurde sterbend in das Krankenhaus amUrban eingeliefert. Den Chauffeur trifft nach Zeugenangaben andem Unfall keine Schuld.Die Zigeunerin als Gesundbeterin und Weissagerin. Mitgroßem Raffinement geht eine jugendliche Zigeunerin zu Werke,die in den letzten vierzehn Tagen zahlreiche Dienstmädchen um Be»träge von 19 bis zu 59 M. betrogen hat. Die schlanke, schwarz»haarige Gaunerin, die besonders in den westlichen Stadtteilen auf»tritt, macht sich an Dienstmädchen heran und redet ihnen ein, sieseien von einer Krankheit behastet. Es werde ihr aber gelingen,das Schlimmsle abzuwenden. Uni dies zu erreichen, müsse sie eineSumme Geldes in der Tasche führen. Die Gaunerin läßt sichdann Summen von 19 M. an aushändigen, und sie findet nochimmer Dumme genug, die auf den Schwindel hereinfallen. Auchmit dem Kartenschlagen versucht es die Betrügerin. Sie gibt vor,Karten legen zu wollen, doch müsse sie auch hierzu Geld haben, umdamit einige Male die Treppen auf und ab laufen zu können, dennnur in diesem Falle würde alles, was in den Karten stehe, sichereintreffen. Die Gaunerin, die schon zahlreiche Opfer gefunden hah.ist eine angebliche Elisabeth Bamberger; sie ist erst 19 Jahre alt.Wie Mordgerüchte entstrben. Eine überraschende Aufklärungsollte ein„Leichensund" erfahren, der gestern in der Panke ge-macht wurde. An der Userstraße sahen mehrere Passanten einenschwimmenden Körper auf der Oberfläche der Panke treiben. Manglaubte, es sei der Rumpf einer menschlichen Leiche, und es dauertenicht lange, so hatten sich Hunderte von Menschen an dem Fundorteingesunden. Natürlich wurde sofort die Polizei benachrichtigt, undals die Beamten eintrafen, war die angebliche Leiche bereits voneinem Arbeiter Bruno Müller aus der Böttgerstraße aus demWasser geholt worden. Und um was handelte es sich bei demmysteriösen Fund? Um eine Reklamefigurl Diese stellte einenSchulknaben dar, dem der Kops fehlte. Auf welche Weise die Figurin die Panke gekommen ist, konnte nicht aufgeklärt werden. Garbald hatte sich aber in der Nachbarschaft das Gerücht von einemneuen geheimnisvollen Frauenmord verbreitet, und nahezu tausendMenschen umlagerten schließlich die Ufer der Panke.Die Westdeutsche BerficherungS-, Kranken- und Unterstützung»-Zuschufikasse für ganz Deutschland zu Köln a. Rh.(EingeschriebeneHilfskasse Nr. 88) hat sich durch Beschluß der autzeroroentlichenGeneralversammlung vom 25. April 1919 aufgelöst, nachdem dasKönigliche Amtsgericht zu Köln die Einleitung deS Konkursver»fahrenS wegen Mangels an Masse abgelehnt hat und die General-Versammlung zu der Ucberzeugung gelangte, daß ein weiteres Be-stehen der Kasse gänzlich aussichtslos ist.__ So lautet eine Bekanntmachung deS Berliner Polizei»Präsidenten. Hoffentlich erfahren wir noch näheres, ob die Staats»anwaltfchaft sich mit den Hintermännern der Kasse beschäftigt hat.Die neue Feuerwache am Schillrrhain ist fertig und wird in dennächsten Tagen belegt werden.Drei Warenhauöeinbrecher, die mit Maske, Revolvern undStrickleitern ausgerüstet ihre Raubzüge unternahmen, wurden vonder Kriminalpolizei unschädlich gemacht. ES sind die Arbeiter FranzKrawchk, Rudolf Kirchen und Paul Zippler. Die Bande brach inkurzen Abständen dreimal in das Warenhaus von Jacobs an derEcke der Wilmersdorfer und Pestalozzistraße ein.ArbeiterbilduugSschulr. Der Vortrag in Geschichte, deram vorigen Sonnabend wegen Erkrankung des Genossen Blockausfallen mußte, findet heute abend wieder in gewohnter Weisestatt.Desgleichen sei d«ran erinnert, daß»er Unterricht in Rational»ökonomie an diesem Sonntag im Grunewald stattfindet.Auch für den Jugend-FortschrlttSkursuS findet der Unterricht andiesem Sonntag im Grunewald statt:Vorort- IVacKricKten.Reinickendorf-Ost.Arg in die Nesseln geriet in der letzten Gemeindevertreter»sitzung der Gemeindevorsteher bei dem Punkte der Tagesordnung:„Stellungnahme'zum Beschluß des Kreisausschusses betr. Nicht-genchmigung der für das Etatsjahr 1919 beschlossenen Steuer»Vorschläge". Die Steuerverteilung war bei der Etatsberatung miteiner Majorität von ganz wenigen Stimmen angenommen worden»Die Gegnerschaft bestand aus den Grundbesitzern und ganz be»sonders dem Bürgermeister. Unsere Genossen hasten Mi mitge,