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Gewerkfcbaftlichee. Oie ötaatsanwaltfcbaf t gegen clie Bauarbeiter! Am DienStagvormittag erschien im Auftrage der Staats­anwaltschaft die Polizei, und zwar ein Kommissar, ein Wacht- Meister und zwei Kriminalbeamte, im Gewerkschaftshaus «Schillcrgarten" in Plauen   und nahm in den Bureaus der Maurer und Bauhilfsarbeiter Haussuchungen vor. Die Haussuchungen dauerten fast eine Stunde. Beschlagnahmt wurden nur echt Streikkmltrolllisten, auf die es die Polizei einzig und allein abgesehen zu haben schien. Polizei und Staatsanwaltschaft haben sich auf diesem Wege ein genaues Adresienverzeichnis der ausgesperrten Bauarbeiter verschafft. Eine Auskunft, warum und zu welchem Zwecke dies geschieht. wurde der Streikleitung nicht gegeben. Während in Berlin   durch Vermittelung des Ministeriums Friedensverhandlungen gepflogen werden, gehen in Plauen  in so auffälliger Weise Polizei und Staatsanwaltschaft gegen die Ausgesperrten vor. Die augenscheinlich zugunsten der Bauunternehmer inszenierte Staatsaktion hat ungemeine Erbitterung unter den Ausgesperrte» hervorgerufen, zumal sie sich nicht das geringste haben zuschulden kommen lassen, was ein derartiges Vorgehen rechtfertigt. Die vor drei Wochen von den Bauunternehmern in die bürgerliche Presse lancierten Tatarcnnachnchten über angeblich vorgekommene Roheits- delikte der Ausgesperrten haben nicht die erhoffte Wirkung ge- habt. Durch ruhiges und taktvolles Verhalten haben sich die Ausgesperrten die Sympathie der gesamten Einwohnerschaft verschafft, was den Bauherren nicht in den Kram paßt und sie auf Mittel und Wege sinnen läßt, den Ausgesperrten zu schaden. Das Eingreife» der Staatsanwaltschaft wird für die Bau- uuternehmrr das gewünschte Resultat auch nicht zeitigen. Dessen können sie sicher sein l Berlin   und Umgegend. Stukkateure! Bei der Firma Hauer, Alte Bibliothek, ist eS wegen der verschiedenartigsten Entlohnung zu Differenzen gekommen. Einem OrgaiiisaüonSvertreter wurde das Betreten der Baubude und des Baues seitens des Herrn Hauer untersagt. Die Stukkateure beabsichtigen die Arbeit nicht früher wieder aufzunehmen, bis eine derartige Behandlung ihrer Organisationsvertreter abgestellt ist. Für und gegen die Zulassung ausländischer Arbeits- kräfte im Schneidergewerbe. Die Eingabe der Berliner   Handelskammer an den Handeis- minister um Zulassung ausländischer, namentlich polnischer Ar- beiter für die Berliner   Konfektion und Herrenschneiderei hat zwar, soviel man weih, bis jetzt noch keinen Erfolg gehabt, beschäftigt aber noch immer die Arbeitgeber des Schneidergewerbes. Sie nehmen teils dafür, teils dagegen Stellung. DerConfectiottbir" ist natürlich von Anfang an für das Verlangen der Handelskammer eingetreten, das ja so auffallend mit der Tatsache zusammen- kommt, daß die Lohnbewegung in der Herrenkonfektion auf immer größere Erfolge zurückblicken kann. Von den Arbeitgebern der Herrenkonfektion wird jedenfalls nicht so sehr der Mangel an Arbeitskräften überhaupt, sondern vielmehr der Mangel an ge- fügigen, unorgnisierten Arbeitern bitter empfunden. Gegen den Massenzuzug von Ausländern haben unter anderem die Zwischenmeister der Damenkonfektion Berlins Stellung ge- nommen. Neuerdings äußert sich im selben Sinne auch dieAll- gemeine Schneiderzeitung", das Organ des Bundes deutsaier Schneiderinnungen. Dieses Blatt spricht davon, daß angesichts der Tausende von Arbeitslosen im Schneidergewerbe ein gewisser Mut dazu gehöre, die Verantwortung für eine solcheGewalt- Maßregel" zur Steuerung des Arbeitermangels in Berlin   zu über- nehmen, und erwartet, daß die Regierung einsichtig genug sein werde, die Eingabe der Handelskammer für immer zu den Akten zu legen. Diesen Aeußerungen ist im allgemeinen nicht viel Bedeutung beizumessen. Die JnnungSmeister pflegen bei Lohn- kämpfen ebenso sehnsüchtig nach ausländischen Streikbrechern Um- schau zu halten, wie die großen Arbeitgeber der Konfektion. Nicht gerade mit Unrecht weist denn auch das Zentralorgan des All- gemeinen Deutschen   ArbeitgebervcrbandeS für das Schneider- gewerbe darauf hin. daß das Jnnungsorgan selbst schon oft über Mangel an Arbeitskräften geklagt hat. Was Wahres an diesen Dingen ist, haben wir bereits in Nr. III desVorwärts" gesagt. Die Saison wird auf einen immer kleineren Zeitraum des Jahres zusammengedrängt und dadurch entsteht, wenn sonst die allgemeine Wirtschaftslage eine geute ist, zeitweilig ein Mangel an Arbeits- kräften, der bald einem weit größeren Mangel an Arbeit Platz macht, sobald die Saison vorüber ist. Wenn nach Meinung des JnnungSorganSGewaltmaßregeln" notwendig fein sollten, um einen Massenzuzug ausländischer Arbeitskräfte herbeizuführen, so ist just das Gegenteil wahr.' Gewaltmaßregeln sind eS, durch die die ausländischen Arbeitskräfte vertrieben wurden, durch die der Zuzug aus dem Auslande ferngehalten wird. Die LegitimationS- karten der Feldarbeiterzentrale, durch die den Ausländern oben- drein eine besondere Steuer auferlegt wird, die Verfolgungen durch die Polizei, wenn ein ausländischer Arbeiter auf anständige und tarifliche Lohn- und Arbeitsverhältnisse besteht, diese Dinge sind daran schuld, daß die ausländischen Arbeiter nicht mehr nach Preußen kommen wollen. Es ist also nichts weiter nötig, als daß die Ausländer als Arbeiter der einheimischen Arbeiterschaft recht- lich gleichgestellt werden, um den Zuzug wieder auf die normale Höhe zu bringen. Wenn aber weiterhin das JnnungSorgan die Erwartung ausspricht, daß zweifellos auch sämtliche Arbeitnehmer- verbände in dieser Angelegenheit an den Handelsminister heran- getreten seien, so muß dazu bemerkt werden, daß der Verband der Schneider und Schneiderinnen keineswegs einen solchen Schritt unternommen hat. Der Verband verurteilt selbstverständlich die Rechtlosmachung und Schikanierung ausländischer Arbeiter. Da jedoch die Arbeiterschaft nur zu oft schon die Erfahrung ge- macht hat, daß ihre Eingaben an die Regierung eher einen ent- gegengesetzten, als den gewünschten Erfolg haben, so hielt eS der Verbgnd nicht für angebracht, einen solchen Weg zu beschreiten. Irgendwelche gesetzlichen Bestimmungen gegen die Zulassung ausländischer Arbeiter besteheji ja nicht, ebensowenig wie die Re. gierung eine gesetzliche Handhabe hätte, wenn sie den Zuzug künst- lich fördern wollte. Man braucht also nur Gesetz und Völkerrecht walten zu lassen, wie es eines Kulturstaates würdig ist, und dem ganzen Streit wäre ein Ende gemacht. Die Lohn, und Arbeitsbedingungen bei der Firma L. Loewe und Co. A.-G. wurden in einer, vom Deutschen Metallarbeiter- Verband einberufenen Betriebsversammlung aller bei der Firma beschäftigten Arbeiter und Arbeite- t j nn en besprochen, welchen den großen Saal der Prachtsäle stZeranttp. Redakteur: Hau» Weber, Berlin  , Jnjerategkesl vaa&t».; Nordwest am Dienstag bis zum letzten Platz füllte. Handle hielt das Referat. Aus seiner Darlegung der Lohn- und Arbeits- Verhältnisse ist unter andenn hervorzuheben: Es besteht ein aus- geprägtes Lohnsparsystem. Wer sich nicht dagegen wehrt, kommt natürlich schlecht weg. So befinden sich unter den Drehern selbst ältere Arbeiter, die bei Akkord Wochenverdienste von 23 M., 19 M. und noch wenig r erzielen. Ein Arbeiter, der drei Jahre lang bei der Firma war, habe 43 Pfennig Stundenlohn gehabt. Er sei entlassen worden, weil er zu teuer gewesen. Man habe einen an- dern eingestellt mit nur 33 Pfennig Stundenlohn. In der Gießerei hätten sich die Hilfsarbeiter das ihnen für Ueberstunden zustehende Geld erst fordern müssen, statt daß es ihnen ohne weiteres gezahlt wurde. Unverschuldeter Ausschuß werde den Formern nicht be- zahlt, während er in andern Betrieben bezahlt werde. Wegen jeder Kleinigkeit müsse beim Gewerbegericht geklagt werden, wo die Firma Stammgast sei. In der Gießerei sei ein Mangel an Werk- zeugen und Hilfsarbeitern. In einzelnen Abteilungen des Be- triebes kämen bei älteren Arbeitern Wochenverdienste von 7 bis 19 M. vor. Eine solche Abteilung sei der reinste Taubenschlag. Manchmal gingen dort die Arbeiter nach zwei Stunden Arbeit wieder los, nachdem sie eingesehen hätten, daß sie bei dem Akkord nicht zurecht kämen. Es sei vorgekommen, daß eine Arbeitsstelle in einem Monat von zehn Arbeitern besetzt worden sei. Die Kal- kulation habe Akkordpreise aufgestellt, die trotz der im Betriebe herrschenden schlechten Zahlungsmethode hätten aufgebessert wer- den müssen. Eine Arbeit, die von der Kalkulation mit 8 M. nor- miert worden sei, habe in Wirklichkeit 47 M. Herstellungskosten erfordert. Eine andere mit 8 M. festgesetzte Arbeit kostete in Wirk- lichkeit dann 29 M. Ein Meister übe folgende Sparmethode. Wenn in seiner Abteilung Werkzeug gebraucht werde, wie Ge- Windebohrer usw., dann gehe er nach dem Hof zur Abladestelle für unbrauchbares Material und suche benutzte Werkzeuge heraus, die andere Abteilungen fortgeworfen hätten. Seine Arbeiter sollten sie dann wieder gebrauchen. Dem Manne fehle bei dem Geschäft nur noch ein Sack und ein Haken.(Stürmische Heiter- keit.) Die Firma hat auch eine Menge jugendliche Arbeiter heran- gezogen. Es würden sogar solche, die noch nicht 16 Jahre seien, als Maschinenarbeiter verwendet. Auch habe man eine Kolonne aus jungen, eben ausgelernten Schlossern im Alter von etwa 18 Jahre gebildet. Einem ausgelernten jugendlichen Schlosser habe man einen Stundenlohn von 23 Pfennig angeboten. Ventilation, Wascheinrichtungen und Garderobe seien mangelhaft oder gar nicht vorhanden. Bezeichnend sei auch der folgende Vorfall. Als einmal Kupferabfälle gefunden worden seien, habe die Betriebsleitung angenommen, daß ein Arbeiter sie sich zurechtgelegt hätte, um sie zu stehlen. Der Täter habe sich aber nicht ermitteln lassen. Nun habe man einfach in den Wohnungen einer Anzahl Arbeiter während der Arbeitszeit Haussuchungen vornehmen lassen. Die Frau des einen Arbeiters sei daraufhin mehrere Tage lang krank und bettlägerig geworden, weil der Kriminalbeamte sie sogleich mit den Worten begrüßt habe, ihr Mann habe gestohlen. Es wurde nichts gefunden. Trotzdem hielt man es nicht der Mühe für wert, sich bei den so behandelten Arbeitern zu entschuldigen, was doch ohne weiteres der Anstand erfordert hätte. Als bestes Mittel, den Mißständen abzuhelfen, empfahl Redner den Anschluß und ein treues Festhalten an der Organisation. Der außerordentlich starke Besuch dieser Versammlung möge der Direktor eine Warnung sein. Möge sie auf Abhilfe der Mängel sinnen, damit die Zunahme der Empörung der Arbeiter nicht zu unangenehmen Konsequenzen führe.(Stürmischer Beifall.) Nach einer Debatte, aus der hervorging, daß die Worte des Referenten der Meinung der Versammelten entsprachen, schloß die Versammlung._ Aus dem Schneidergewerbe in Steglitz  . Von einem Teil der Schneidermeister in Steglitz   ist bekanntlich in diesem Frühjahr bei der Lohnbewegun�in der Herrenmaßbranche gegen den Schneiderverband eine Klage wegen Vertragsbruch sowie ans Schadenersatz erhoben worden, und die Herren erwirkten auch eine einstweilige Verfügung beim Landgericht II, wonach es dem Schneiderverband bei1ö99M.G»ldstrase verboten wurde, diebetreffenden Firmen fernerhin als gesperrt bekannt zu geben. Die Vorstands- Mitglieder der Schneiderinnung zu Steglitz   richteten ferner an die Arbeitgeber, die den neuen Tarifvertrag abgeschlossen hatten, die Aufforderung, ihn sofort wieder zu kündigen und drohten ihnen im Weigerungsfall mit Geldstrafen auf Grund des JnnungSstatuts. Da hierin offenbar ein Vergehen gegen§133 der Gewerbeordnung und§ 249 deS Strafgesetzbuchs liegt, wurde gegen die Unterzeichner jenes Schreibens bei der Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren beantragt. Es haben nun auch bereits Vernehmungen in dieser Angelegenheit stattgefunden. Der Drohbrief selbst hat von Anfang an nicht den gewünschten Erfolg gehabt. ES waren nur fünf Firmen, die sich der- leiten ließen, den Vertrag wieder zu kündigen, der demnach für sie am 1. Juli dieses Jahres wieder ablaufen lallte. Inzwischen haben jedoch diese Arbeilgeber alle, bis auf einen, dem Verband ge- schrieben, daß sie die Kündigung zurücknehmen und erst den Ver- lauf deS Zivilprozesses abwarten wollen. Mit dieser Klage haben übrigens die Herren auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Die Innung hatte beschlossen, daß die Kosten des Verfahrens von der JnnungSkasse übernommen werden sollten. Dagegen erhoben einige Jnnungsmitglieder Beschwerde beim Landrat, und dieser untersagte denn auch, wie kaum anders zu erwarten war, die Ber» Wendung von JnnungSmitteln zu jeuem Zweck. Die Kläger werden also die Kosten selbst tragen müssen. Oeutfckus Reith. Lohnbewegungen im Töpfergewerbe. In Naumburg am Queis und in B u n z l a u i. Schl. stehen die Scheibentöpfer im Streik. An beiden Stellen handelt es sich um Angriffskämpfe. Zuzug ist streng fernzuhalten. In W i S m a r an der Ostsee   wurde ein Tarif mit 1929 Proz. Lohnaufschlag ge- schaffen. Der Streik der Töpfer in H o f in Bayern   dauert nn- verändert fort._ In der Metallschranbenfalrik Aktitn-Gesellschaft vorm. Reichel» in Finsterwaide N.-L. haben die Werkzeugmacher die Arbeit eingestellt. Die Werkzeugmacher sind gegenüber allen übrigen Ar- beitern des Betriebes am schlechtesten entlohnt. Die Direktion hat die bescheidenen Forderungen der Arbeiter rundweg abgelehnt. Zu« zug von Metallarbeitern aller Branchen ist nach Finsterwalde   fem- zuhalten._ Zur Aussperrung in Bielefeld  . Eine von zirka 6909 Personen besuchte öffentliche Versammlung nahm Montag abend zu der Beilegung der Aussperrung Stellung. Den Beamten des Metallarbeiterverbandes wurden schwere Vor- würfe gemacht wegen der geringen Zugeständniffe. Nach Klarlegung der Sachlage und längerer Diskussion erklärte sich jedoch die Ver- sammlung mit der Haltung der Organisationsleitung einverstanden. Mit dem Gelöbnis zur energische» Weiterarbeit mid begeisternden Hochrufen auf die modeme Arbeiterbewegung ging die imposante Riesenversammlung auseinander. Versammlungen. 2. Wahlkreis. Am Montag, den 39. Mai, tagte in NißlcL Lokal in der Denne- witzstrahe eine für den Westen des 2. Kreises einberufene Agita- tionsversammlung. Der Abgeordnete des KrrifcS, Genosse Richard Fischer, referierte über die verflossene Reichstagssession. Der Referent bemerkte, daß über die vergangene Session eine allgemeine Uh, Glocke, Berlin  . Dryck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagSanstgU Enttäuschung herrsche. Viele wichtige Gesetzesborlagen harren noch der Erledigung. Charakteristisch für die gegnerischen Parteien seien die Wahlprüfungen. Sämtliche Wahlen sind für gültig er« klärt worden, weil man weiß, daß. wenn die Wahlen kassiert wür- den, der Reichstag ein anderes Bild zeigen würde als bei den Block-Hottentottenwahlen 1997. Vom jetzigen Reichskanzler. Herrn B e t h m a n n H o l l w e g, wisse kein Mensch, ivas er wolle. Ein so unbedeutender Mann, wie der jetzige Kanzler, habe noch nie an der Spitze des Deutschen Reichs gestanden. Unter lebhafter Zu- stimmung kritisierte der Referent die geschaffene Finanzreform, beleuchtete die Wirkungen der Tabaksteuer, wies darauf hin, daß für Kasernen, Panzerschiffe usw. genügend Geld da sei, während das dankbare Vaterland für die alten Kriegsinvaliden nichts übrig habe. Sämtliche sozialdemokratischen Anträge zu den einzelnen Vorlagen seien von den Gegnern abgelehnt, ja nicht einmal zur Verhandlung gebracht worden und habe sich die Partei auf Jnter- pellationen beschränken müssen. Ueber das Verhältnis von Re- gierung und Reichstag sei zu bemerken, daß der Reichstag   heute eine größere Macht besitze, als in früheren Jahren. Sache des Volkes sei es nun, sich einen Reichstag herzustellen, der den Wün- schen der Bevölkerung mehr Entgegenkommen zeige. Regierung und bürgerliche Parteien haben soviel Sünden begangen, daß wir mit der größten Zuversicht an die Wahlarbeit herangehen können. Wer nun mithelfen will, die heutigen Zustände zu ändern und zw bessern, der habe die Ppflicht, sich sofort dem Wahlverein anzu- schließen. Stürmischer Beifall lohnte den Referenten für seine Ausführungen. Der Vorsitzende wies nochmals auf die Not- wendigkeit der politischen Organisation hin und schloß die Ver- sammlung mit einem dreifachen Hoch auf die Sozialdemokratie, in welches die starkbesuchte Versammlung begeistert einstimmte. Sie siachwshs in Znuei'.ISollienhsIn-csoSeshut. Ter Sozialdemokrat kommt in Stichwahl. Privatdepesche desVorwärts". Landeshut  , 1. Juni. Bei der heutige» Reichstagsersatzwahl im Wahlkreis Jauer-Bolkenhain-Landeshut waren bis 19>- Uhr abends gezählt für Buechtemann(Fortschr. Volks- parte!) 6300, Stroher(kons.) 3716, Herschcl(Zentrum, 3768, P r o l l (Soz.) 6870 Stimmen. ES wird Stichwahl zwischen Buechtemann und P r» l l stattfinden. TaS Wahlergebnis aus drei kleineren Orten steht noch aus. Auch diese Nachwahl ist eine treffliche Quittung für die reak- tionäre Politik, die speziell in Preußen geübt wird. Nur ein, mal bisher sind wir in dem Wahlkreise in S t i ch w a h l gekommen: im Jahre 1993 vereinigten sich auf den sozialdemokratischen Kandidaten 5427 Stimmen; wir kamen mit dem Freisinnigen in Stichwahl, 1997 ging bei den Hottentottenwahlen unsere Stimmen- zahl auf 5019 zurück, jetzt stehen wir mit 6870 Stimmen an erster Stelle. Das Stimmenverhältnis von 1997 ist folgendes: Konservativ- Antisemit 5959, Freis. Volkspartei 5728, Sozialdemokratie 5919, Zentrum 4397 Stimemn. Der schwarz-blaue Schnaps- und Wahl- rechtsblock hat auch bei dieser Nachwahl eine schwere Schlappe er- litten; der Zorn des Volkes wird bei den kommenden Haupt- wählen die einzelnen Schlappen in eine vernichtende Niederlage verwandeln. « Das Wolffsche Telegraphenbureau, das zuerst Zahlen brachte, die mit denen unseres Korrespondenten überein» stimmten, gibt in später Stunde folgende veränderte Zahlen: Landeshut  , 1. Juni, 12 Uhr 35 Minuten. Nach neueren Feststellungen erhielten bei der Reichstagsersatzwahl: B u echte- mann(Fortschr. Volkspartei) 6416, Proll(Soz.) 6475, Straß er (kons.) 3876, H e r s ch e l(Zentrum) 3819 Stimmen. Ein Ort fehlt noch. Letzte ISFacbnchtcn und DepcFcben. Die Solinger Wahlrcchtödemonstratio» vor Gericht. Solingen  . 1. Juni.  (Privattelegramm desVor- wärts".) Vor der Elberfelder   Strafkammer wurde nach zwei« tägiger Verhandlung heute abend 9 Uhr das Urteil gegen die an» geklagten Genossen Redakteure Dittmann, Wendemuth und Schaal von derBergischen Arbeiterstimme" in Solingen   sowie gegen den Mitangeklagten bürgerlichen Redakteur G e h r k e ge- sprachen. Dittmann wurde zu 3 9 9 Mk., Wendemuth und Schaal zu je 109 M k. und Gehrke zu 29 Mk. Geldstrafe verurteilt. Die Anklage richtete sich gegen die Kritik, die die vier Redak- teure über das Vorgehen der Polizei anläßlich der Solinger Wahl- rechtSdemonstration gefällt hatten. Die Wahlen in Ungarn  . Budapest  , I. Juni.(W. T. B.) RcichstagSwahlen. Bis iHä Uhr abends waren 157 Ergebnisse bekannt, darunter 192 Mitglieder der Nationalen Arbeitspartei, 18 von der Kossuthpartci, 19 von der Justhpartei. 2 von der klerikalen Vvllspartei, 12 parteilose 67er. 4 parteilose 48er, 2 Demokraten, 3 Vertreter der Nationalitäten. In vier Wahlbezirken sind Stichwahlen nötig. Unter den Ge» wählten befindet sich der Minister Hieronymi, ferner Julius Justh. Die Kossuthpartei gewinnt 5 Sitze und verliert 21, die Justhpartei verliert 28 Sitze, die Bolkspartei 10, die Nationalitäten 5, d« Demokraten verlieren einen Sitz. Kindeömord. Gleiwitz  , 1. Juni.  (B. H.  ) Heute nachmittag gebar die Tochter eines höheren Staatsbeamten ein Mädchen. Sie schaffte das Kind in die Klosettanlage, ermordete es und versteckte eS in das Rohr der Anlage. Dort fand man die kleine Leiche. Die unnatürliche Mutter wurde verhaftet._ Schwer bestrafter Leichsinn. Elberfeld  , 1. Juni.  (B. H.  ) Die Ehefrau des Fabrikarbeiters Hasselbeck goß heute mittag beim Feueranzünden Petroleum auS einer Kanne ins Feuer. Das Oel explodierte und im Nu stand die Frau in hellen Flammen. Trotzdem sofort Hilfe herbeigeholt wurde, hatte die Frau doch so schwere Brand» wunden erlitten, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Ein Toter derPluviosc" gefunden. Calais  , 1. Juni 1919.(W. T. B.) Da der Sturm nachgelassen hatte, wurden die Arbeiten an der Hebung des UMerseebootes Pluviose" heute nachmittag wieder aufgenommen. Taucher fanden in einem Loch des Schiffskörpers einen Mann in halbaufgcrichteter Stellung, wie wenn der Matrose im Moment der Katastrophe ver- sucht hatte, zu entrinnen. Maul Singer& Co., Berlin   SW, Hierzu 2 Beilagen u.UMerhaltungSb�