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6ewerkrcbaftUcbe9« Die Gewährung von Erholungsurlaub an Hrbeltcr <ft gegenwärtig eine recht aktuelle Frage. Mit Genugtuung wird darauf Hingewiesen, daß der Wert dieser sozialpolitischen Einrich- tung immer mehr und mehr erkannt wird und daß die Zahl der Arbeiter, denen diese Vergünstigung zuteil wird, von Jahr zu Jahr steigt. Lobend wird hervorgehoben, daß auch eine große An- zahl kommunaler Betriebe ihren Arbeitern Ferien gewährten. ES sind etwa 1S0 deutsche Gemeinden, welche diese Maßnahme ge- troffen haben. So anerkennenswert dies auch ist, so muß aber doch gesagt werden, daß diese Ferien nur dann erst einen wirklichen Wert für die Arbeiter haben, wenn sie von entsprechender Dauer sind. Ein kurzer Blick in die einschlägigen Statistiken zeigt aber schon, daß die kommunalen Betriebe, waL die Dauer des Urlaubes anbelangt, oft recht beträchtlich hinter den privaten Unter» nehmungen zurückstehen. Zu den Städten nun, welche Arbeiterferien eingefügt haben, gehört auch Dresden  . Die dortige Allgemeine Arbeiterordnung enthält die Bestimmung, daß jeder ständige Arbeiter im Jahre bis zu 6 Arbeitstagen Sommerurlaub erhalten kann. Arbeitern, die fünf Jahre ununterbrochen in städtischen Diensten gestanden haben, kann ein Urlaub bis zu 3 Tagen erteilt werden. Man wird nicht sagen können, daß sich diese Urlaubsgewährung durch ihre Länge besonders hervorhebt. Trotzdem hat man sich das Wörtchenkann" zunutze gemacht und in einer Art und Weise aus. gelegt, daß die oben genannten Bestimmungen der Allgemeinen Arbeiterordnung geradezu einer Irreführung der Oeffentlichkeit gleichkommen. Die wirkliche Urlaubsgewährung ist ein Schul- beispiel dafür, wie es nicht gemacht werden soll. Bei den städtischen Elektrizitätswerken z. B. wird der Urlaub ?ach folgender Aufstellung gewährt: vom 6. bis 10. Dienstjahr bis zu 3 Tagen. . 10.. 15.. 3 bis 4 . 15.. 20.. 4.5. 20.. 25.. B, 6. , 25. Dienstjahre ab 6, Bei der städtischen Straßenreinigung beträgt der Urlaub bei einer Dienstzeit von.. 5 bis 3 Jahre 1 seinen!) Tag »*.» 0 10. 2 Tage » m 10 15.3. .» l5. 204. ...... 20, 25.5 und vom 25. Dienstjahre ab S. In allen übrigen städtischen Betrieben wird mit wenig Ab- weichungen der Urlaub nach denselben Grundsätzen gewährt. Die Stadt Dresden  , in deren Mauern im nächsten Jahre die Hygiene- Ausstellung veranstaltet wird, kann mit dieser Art llrlaubsge- Währung wahrhaftig keine Ehre einlegen. Sie hat wirklich alle Veranlassung, mit dieser gänzlich unzureichenden Urlaubsdauer schleunigst zu brechen und Urlaub in solcher Dauer zu gewähren, daß die Bezeichnung Erholungsurlaub auch angebracht ist.' Berlin   und Qmgegcnd. Die Lohnbewegung in den Weißbierbrauereien, die, ebenso wie es bei der in den Lagerbierbrauereien der Fall war. von den Verbänden der Brauereiarbeiter, der Transportarbeiter, der Maschinisten und Heizer, der Böttcher sowie der von den übrigen Handwerkern der Brauereibetriebe gewählten Kommission geführt wurde, ist nun zum Abschluß gekommen. Die nochmaligen Ver- Handlungen mit den Brauereibesitzern haben soweit Erfolg gehabt, daß der neue Tarifvertrag zustande kommen konnte. Am Sonn- tag fand im Gewerkschaftshause eine Versammlung der Arbeit» nehmer der Weißbierbrauereien statt, in der H-odapp über daS Ergebnis der Verhandlungen berichtete. Von den verschiedenen BerbesserungSanträgen. die die vorige Versammlung zu der Tarif- Vorlage gestellt hatte, fand der, den Anfangs» und den Mindestlohn der inneren Betriebsarbeiter statt auf 27 und 28 M. auf 28 und 2V M. zu erhöhen, zunächst die Zustimmung der Unternehmer unter der Bedingung, daß der Tarifvertrag auf vier Jahre abge» schlössen werden sollte. Hiermit konnten sich die Arbeitnehmer- Vertreter bei den immer noch recht geringen Zugeständnissen und den schlechten Lohnverhältnissen in den Weißbierbrauereien nicht einverstanden erklären. Es kam dann in dieser Frage zu einem Vergleich, auf Grund dessen nicht allein die für die inneren Be- triebsarbeiter festgesetzten Löhne, sondern auch die aller übrigen Gruppen mit dem t. Mai 1912 um 1 M. erhöht werden; ausge- nommen sind davon die Löhne der Tourcnfahrer, für die nach Meinung der Arbeitgeber eine weitere Erhöhung der Mindestsätze nicht am Platze war. Die Arbeitgeber erklärten sich dann mit der dreijährigen Tarifdaucr einverstanden. Eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit der inneren Betriebsarbeiter' war nicht zu er- reichen; die Arbeitnehmer behielten sich aber das Recht vor, während der Dauer des Vertrages mit den einzelnen Brauereien über die Verkürzung der Bruttoarbeitszeit zu verhandeln. Die Bestimmung, daß Akkordarbeit nicht zulässig ist, fand ohne weite- res die Zustimmung der Arbeitgeber, und ebenso erklärten sie sich damit einverstanden, daß, wenn weibliche Arbeitskräfte beschäftigt werden, sie denselben Lohn erhalten sollen, wie die männlichen. Zu dem Antrag, daß den Faßfahrern schon bei 115 halben Tonnen Absatz ein Mitfahrer zugestanden werden soll, gaben die Arbeit- geber die Zusage, daß, wenn einmal der Faßfahrer die fest- gesetzten 120 halben Tonnen nicht absetzt, ihm dafür nicht der Lohnzuschlag für den Mitfahrer abgezogen werden kann. Wenn dergleichen vorgekommen sei, so sei das jedenfalls ohne Wissen und Willen des Brauereibesitzers geschehen. Der Forderung auf Abschaffung der Nebenarbeiten der Faßfahrer erklärten die Arbeit- geber, nicht zustimmen zu können; jedoch wurde vereinbart, daß darüber mit den einzelnen Brauereien verhandelt werden soll. Ueber die Forderungen der Flaschenfahrer und Flaschen. kellereiarbeiter ist mit den in Betracht kommenden drei Brauereien von Hilsebein, Ha rt mann und W i l l n e r am Freitag be- sonders verhandelt worden. Der Lohn der Flaschenmitfahrer, der zur Hälfte von den Flaschenfahrern und zur Hälfte von der Brauerei bezahlt wird, wurde auf 30 M. die Woche oder 5 M. den Tag festgesetzt. Werden Arbeiter für die festgesetzte Touren» zeit als Mitfahrer beschäftigt und darüber hinaus noch zu anderen Arbeiten herangezogen, so müssen diese Arbeiten als Ueberstunden bezahlt werden. Dem Flaschenfahrer steht bei mindestens 45 Kasten Absatz ein Mitfahrer-zu. Für die Flaschenkellerarbeiter wurde der Mindestlohn, der den über 18 Jahre alten Arbeitern bezahlt wird, für daS erste Jahr der Beschäftigung auf 25 M. festgesetzt, und danach soll er mindestens 26 M. betragen. Die jugendlichen Arbeiter haben vom 14. Lebensjahr ab mindestens 14 M. Wochen­lohn, vom 15. ab 15 M., vom 16. ab 17 M. und vom 17. ab 18 M. zu erhalten. Auch diese Lohnsätze steigen wie die der übrigen Ar- heiter mit dem 1. Mai 1912 um eine Mark. In den allgemeinen Verhandlungen mit den Arbeitgcbcrver« tretern wurde sodann noch vereinbart, daß die zugestandenen Lohnerhöhungen sämtlich als mit dem 1. Mai 1910 in Kraft ge- treten zu betrachten sind, so daß die Differenz nachzuzahlen ist. Der neue Tarisvertrag gilt also vom 1. Mai 1910 bis zum 30. April 1913. Der Redner empfahl im Namen der übrigen Ver» treter der Verbände der Versammlung, den Tarif anzuerkennen, wie denn auch bereits am Freitag eine VertrauenSmännersitzung dieS beschlossen hatte. Es entspann sich eine lebhafte Debatte, in der sich zeigte, daß man von dem Ergebnis der Lohnbewegung zwar nicht voll be- friedigt'st, es jedoch für da» Beste hielt, dem Vorschlage zuzu- Verantw. Redakt.: Richard Barth  , Berlin  . Inseratenteil verantw.i .stimmen. Der neue Tarifvertrag wurde dann öon der Versamm- lung einstimmig gutgeheißen. Ferner wurde mitgeteilt, daß der Tarifvertrag auch den Ge- nossenschaftsbrauereien in Weißensee und in der Andreasstraße, sowie der Brauerei von Stolpmann, Zossenerstraße 30, zur Aner- kcnnung vorgelegt ist. Mit den beiden Genossenschaftsbrauereien sind bereits Verhandlungen eingeleitet, während von der Stolp- mannschen ein versprochener schriftlicher Bescheid noch nicht vor- liegt und überhaupt noch jede Zusage über Einleitung von Ver» Handlungen fehlt. Wie berichtet wurde, ist sogar einem Arbeiter. der sich nach dem Stand der Dinge erkundigen wollte, gekündigt worden. Das Verhalten dieses Arbeitgebers ist um so merk- würdiger, als die Brauerei Stolpmann ihr größtes Absatzgebiet unter den Mitgliedern des Vereins der freien Gastwirte hat. Die Abnehmer und Konsumenten ihres Weißbieres werden es schwer- lich verstehen können, wenn gerade diese Brauerei nicht für die allgemein anerkannten Lohn- und Arbeitsbedingungen zu haben wäre. Die Firma Paul Held Nachflgr., Jnvalidenstr. 162, ersucht uns zu unserer Notiz vom 3. Juni überDaS Verhalten der Geschäftsinhaber zur Sonntagsruhe" um Aufnahme folgender Erklärung: Wir wurden nur wegen eines gänzlichen Sonntags- schlusfes befragt, womit wir keinesfalls einverstanden sein konnten mit Rücksicht auf das kaufende Publikum, die Konkurrenz usw. Wir würden uns nicht dagegen sträuben, während der Sommermonate an den Sonntagen von 122 Uhr zu schließen. Kaufhaus Paul Held Nachf., Jnvalidenstr. 162." Vielleicht setzt sich der Zentralverband der Handlungsgehilfen eventl. mit der Firma in Verbindung, damit das hier augenscheinlich obwaltende Mißverständnis aus der Welt geschafft werden kann. Der Streik in der Salomon-Mühle. In einer am Sonntag abgehaltenen Versammlung der Mühlenarbeiter Berlins   und Umgegend gab K ä p I e r einen Ueberblick von den zwischen den Arbeitern der Salomonschen Mühle und deren Inhaber ausgebrochenen Differenzen, über die derVorwärts" schon eingehend berichtet hat. Der Referent be- zeichnete es als eine starke Zumutung, wenn Herr S a l o m o n die Organisationsleitung glauben machen wollte, daß er von den Maßnahmen seines neuen Obermüllers nichts gewußt hätte. Dem stehe aber die Erklärung entgegen, daß er das Vorgehen seines Angestellten billige. Der Obermüller ist nach Schlesien   gereist, um Streikbrecher zu werben. Drei brachte er auch mit, zwei fing der Verband ab, so daß in Wirklichkeit nur einer übrig bleibt. Im ganzen sind etwa zehn Mann im Betriebe, von denen jedoch nicht zu erwaxten ist, daß sie dem Besitzer aus der Patsche helfen können. Den in anderen Mühlen beschäftigten Arbeitern legte der Referent dringend ans Herz, aufmerksam.zu wachen, daß keine Streikarbeit verrichtet werde. Falls ihnen solche zugemutet werde, sollen sie diese strikte ablehnen, jedoch ihre andere Tätigkeit ruhig weiter verrichten. Die Versammlung war mit den Ausführungen des Referenten, ebenso mit den Matznahmen der Organisationsleitung einver- standen, was sie durch die Abstimmung einstimmig zum Ausdruck brachte. Auch betreffs der eventuell kommenden Streilarbeit in anderen Betrieben stimmte die Versammlung dem Referenten ein- stimmig zu. Die Solidarität mit ihren im Streik liegenden Kolle- gen bezeugten die Nichtstreikenden durch Annahme des Antrages, von dem verdienten Wochenlohn 1 M. an die Streikkasse abzu- liefern. Zum Schlüsse schilderten noch zwei Vertreter des Verbandes der Maschinisten und Heizer ihre Erfahrungen mit däm Mühlen- besitzer S a l o m o n. Der eine hatte sich mit mehreren anderen per Droschke in den Betrieb bringen lassen. Dort fragte er nach den Lohn- und Arbeitsbedingungen, und auf die Auskunft hin teilte er dann den Umstehenden die wirkliche Sachlage mit und unter allgemeinem Hallo ging eS wieder aus dem Betriebe. Lohnbewegung der Automaten-Einrichter und Einrichter an Einzelbänken. ' In einer vollzählig besuchten Versammlung wurden die Resul- tat einer neuerlichen Verhandlung mit den Arbeitgebern bekannl gegeben. In der Mehrheit der Antworten sind Zugeständnisse zu verzeichnen. Die wesentlichsten Forderungen sind bewilligt, nur haben eine Anzahl der Unternehmer gegenüber dem Paragraphen, der die Angelernten betrifft, eine ablehnende Haltung ein- genommen. Sie sind der Meinung, daß nach Verlauf von acht Wochen ein Arbeiter noch nicht perfekt eine Maschine einrichten könne. Die Versammlung stellte sich jedoch in ihrer Gesamtheit auf den Standpunkt, daß ein einigermaßen anstelliger Arbeiter nach achtwöchiger Lehrzeit eine solche Maschine sehr wohl zu bedienen imstande sei, und fast sämtliche Redner waren sich dahin einig, daß an diesem Paragraphen unbedingt festgehalten werden müsse. DaS wird schon durch folgende Tatsache erwiesen: Wenn nämlich ein Arbeiter als Automateneinrichter anfängt, wird er nach 14 Tagen schon auf Akkord gesetzt. Der Unternehmer ist also der Ansicht, daß ein Arbeiter nach 14 Tagen schon so eingearbeitet ist, daß er im Akkord zu seinem Lohn kommen kann. Die Redner sprachen die Befürchtung auS, daß eine längere Lehrzeit wie acht Wochen nicht rätlich sei, wenn man nicht den Arbeitgebern Gelegenheit geben wolle, sich nach Delieben billige Arbeitskräfte heranzuzüchten. Die Versammlung zeigte denn auch durch Abstimmung, daß sie an diesem Punkt festhält. Da die Arbeitgeber am gestrigen Abend ebenfalls eine Versammlung abhielten, die sich mit der An- gelegenheit beschäftigte, so unterbreitete Handle der Versamm- lung den Vorschlag. daS Resultat der Arbeitgeberversammlung ab- zuwarten und dann am morgigen Tage über die entscheidenden Schritte schlüssig zu werden. Der Vorschlag wurde gegen wenige Stimmen angenommen. veutkcste» Reich. Konferenz der in Abzahlnngs-, Nähmaschinen-, Ver- sichcrungs-«nd Automatengeschäften tätigen Einkasfierer und Kafsenboten Deutschlands  am Donnerstag, den 23. Juni d. I, im G e w e r k s ch a f t s» Hause Berlin  , Engelufer 15. Tagesordnung: 1. Die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Einkassierer und Kassen- boten in Deutschland  . Referent: Kollege Kimritz. 2. Situationsbericht der Delegierten. 3. Wie schützen sich die Einkassierer gegen die unlautere Kon- kurrenz der Sonntagskassierer? Referent: Kollege Luckow  . 4. Organisation und Agitation. Referent: Kollege Pause. Lokale Einkasfierervereinigungen find auf diese Konferenz auf- merksam zu machen und deren Adressen dem Verbandsvorstand zu übermitteln. Der Verbandsvorstand. I. A.: O. Schumann, Berlin   SQ., Engelufer 21. NB. Die Parteipreffe wird um Abdruck gebeten. Zusammenschluß der Unternehmer in der Tabakindustrie. In Süddeutschland   machen die Organisationen der Arbeiter in der Tabakindustrie große Fortschritte. Unter den Zigarrenarbeitern Badens bereiten sich große Lohnbewegungen vor. Die Zigarren- fabrikanten sehen nun dort ihre letzte Ausbeutungspfründe bedroht. So uneinig sie im Kampfe gegen die Tabaksteuer und gegen die Schmutzkonkurrenz waren, so einig sind sie. wenn eS gegen die kul- turelle Hebung und Besserstellung ihrer Arbeiter geht. Am 26. Mai haben sie sich in Berlin   zu einem Arbeitgeberbunde der deutschen  Zigarrenindusirie mit dem Eihc in Berlin   zusammengeschlossen. DieSüddeutsche Tabakzeitung" schreibt:Ueber die gegenüber der Arbeiterbewegung einzuschlagende Taktik wurde eine vollständige Einigung erzielt." Also einig gegen die Arbeiter!_ Uh.Gl«cke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. LerlagSanttaU HusUnd. Der Verband der chemischen Papier  - und Gummiarbeiter Oesterreichs   umfaßt zumeist ungelernte, unständige Arbeiter. Da» durch ist er dem deutschen   Fabrikarbeiterverband verwandt. Seit drei Jahren hielt der Verband in den letzten Tagen wieder seine Generalversammlung in Wien   ab, an der auch Reichstagsabgeord- neter Genosse Brey- Hannover teilnahm. Der Verband hat trotz mancher Erfolge, wie fast alle österreichischen Gewerkschaften, in den Krisenjahren Verluste an Mitgliedern zu verzeichnen und nun sind die tschechischen Separatisten daran, ihn noch weiter zu schädigen. Zum Teil geht der Mitgliederverlust auf die Gründung der Forstarbeiterorganisation und eines Blumenmachervereins zurück. Die Fluktuation ist schier unglaublich: Obgleich(alle An- gaben beziehen sich auf die dreijährige Berichtsperiode) 23 606 Mitglieder aufgenommen wurden, ist als Resultat ein Verlust von 1897 Mitgliedern zu verzeichnen. Gegenwärtig hat der Ver- band 18130 Mitglieder, deren Zahl jetzt wieder steigt. Von den Ausgaben des Verbandes entfielen auf Unterstützungen 46 Proz. der Gesamteinnahmen, Verwaltung 17,8 Proz., Agitation 11,3 Proz., BildungSzwecke 8.6 Proz.; von den Gesamtausgaben per 680 349 Kronen nahmen die Unterstützungen 332 000 Kronen, Agitation, Bildungszwecke und Verwaltung 327 200 Kronen, die Lohnbewegungen bloß 21 600 Kronen in Anspruch. Immerhin konnte ein Ueberschutz von 58 923 Kronen erzielt werden; das Ge» samtvermögen beträgt 151 383 Kronen. Die Arbeitszeit ist zumeist noch in den Gifthütten! sehr lang. Es besteht die 18stündige Wechselschicht. Als einen Erfolg kann der Verband das Gesetz buchen, wodurch die Verarbeitung von gelbem Phosphor ab 1. Januar 1912 ver« boten ist. Auch die Arbeitsverhältnisse der staatlichen Salinen- arbeiter konnten wesentlich verbessert werden. Di« übrigen Akti- onen des sozialdemokratischen Verbandes sind im Parlament noch nicht durchgeführt. Auf der Generalversammlung, an der auch Genosse H ueber für die Reichsgewerkschaftskommission teilnahm, warnte Brey  vor dem Separatismus. Der deutsche   Verband trete nur mit dem Zentralverband in Gegenseitigkeit. Ueber die Treibereien der Separatisten berichtete Genosse Schrammel. Auf dem Verbands- tag waren es gerade die tschechischen Redner, die die Separatisten am meisten tadelten. Eine sehr scharfe Entschließung wurde an- genommen, sowie ein Zusatzantrag, der den Vorstand beauftragt, an alle jene Ortsgruppen, welche vom Verband ausgetreten sind. die Aufforderung zu richten, daß sie auf Kosten des Zentralverban- des die ihm gehörige Bibliothek sowie das ihm gehörige Inventar an die Zentrale in Wien   binnen vierzehn Tagen einzusenden haben. Desgleichen ist an die gewesene Exekutive in Prag   sowie an den gewesenen tschechischen Sekretär und ebenso an den gewesenen tschechischen Redakteur die Aufforderung zu richten, das gesamte Inventar des Sekretärs an den Zenchalverband binnen vierzehn Tagen einzusenden, widrigenfalls der Verband gezwungen wäre, das Eigentum seiner Mitglieder aus anderem Wege eintreiben zu lassen. Genosse H u e b e r teilte mit, daß die ReichSgewerkschaftSkom- Mission dem Kopenhagener Internationalen Kongreß einen B e- r i ch t vorlegen wird, um die Meinungsäußerung deS Kongresse? über die separatistische Hetze herbeizuführen. Außer formellen Aenderungen der Geschäftsordnung beschloß der Verband, den Wochenbcitrag um zwei Heller zu erhöhen. Da auch der Solidaritätsfonds der Gewerkschaftskommission mit den Beiträgen erhoben wird, sind die Beiträge fortan 55, 49 und 84 Heller wöchentlich in drei Klassen. Nach Vornahme der Wahlen wurde der Verbandstag mit einer Sympathiekundgebung für die Bauarbeiter Deutschlands   Sonntag geschlossen. Die Holzarbeiterorganisationen in Belgien  . Aus den kürzlich am Holzarbeiterkongreß in Brüssel   erstatteten Be  - richten geht hervor, daß die Föderation der belgischen Holzarbeiter 3700 Mitglieder zählt bei einer Zahl von 48 000 Berufstätigen. Den 22 sozialistischen Gruppen stehen 32gelbe" gegenüber. Der Brüsseler Bericht hebt die Lohnerhöhungen hervor, an denen ungefähr 3000 Arbeiter teilhatten. Es wurden Minimallöhne von 50 und 55 Centimes, für Kunsttischlerarbeiten 60 Centime? Stundenlöhne errungen. In den kleinen Orten dagegen werden noch Stundenlöhne von 28 und 30 Centimes gezahlt. Sekretär Vandersmissen verwies auf die Städte Brüssel  , Alh, Antwerpen  , Courtrai  , Lüttich   und die Orte desCentre", wo noch keine oder äußerst mangelhafte Organisationen vorhanden sind. Für den internationalen Holzarbeiterkongreß in Kopen- Hägen wurde Vandersmissen als Vertreter gewählt. Bewegungen in Amerika  . Sämtliche Maschinisten, Heizer und Pumpenarbeiter, die für die Sicherheit in den Kohlenzechen forgen, haben sich dem Ausstand der Kohlengräber von Illinois   angeschlossen. Da§ BundeSschiedSamt hat in dem Lohnstreit zwischen 27 000 Maschinisten und 49 Eisenbahnlinien westlich von Chicago  seine Entscheidung zugunsten der Maschinisten gefällt; sie sollen eine Lohnerhöhung von 7'/z Prozent statt der geforderten 12'/, Prozent erhalten._ Letzte IVachnchteii und vepescben. Ein Liebcsdrama. Leipzig  , 6. Juni. Im R o s e n t a l, in der Nähe deS Schützen- Hofes, hat sich ein Liebesdrama abgespielt. Dort hatten sich ein 28jähriger Schneider und eine 44jährige Arbeiterin in selbstmör- derischer Absicht die Pulsader« durchschnitten. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Von einem einstürzenden Schornstein erschlagen. Leipzig.(B. H.  ) Auf dem Grundstücke Naumburger Straße 36 ereignete sich der Einsturz eines großen Schornsteins, wobei eine 35jährige Frau erschlagen wurde. Zur Bergung desPluviose". Calais  , 6. Juni. Ter Admiral Bellue berichtet dem Marine- minister, daß das gesunkene Panzerschiff, mit dessen Hilfe derPluviose" in den Hafen geschleppt werden sollte, die Hebung deSPluviose" ungemein hinderte. In der letzten Nacht ist dieses gesunkene Schiff von der Strömung fortgeschleppt worden. Die HebungSarbeitn desPluviose" werden hierdurch bedeutend ver- einfacht. Die Arbeiten werden fortgesetzt werden, sobald der Zu- stand der See dies gestattet. Der Rumpf desPluviose", welcher gestern aus dem Meere hervorragte, ist heute verschwunden, man sieht heute nichts mehr. Die Familien der Opfer sind telcgraphisch benachrichtigt, ihre Reise nach Calais   noch zu verschieben. Eholeragefahr in Rußland  . Petersburg, 6. Juni.  (W. T. B.). Die Stadthauptmannschast Rostow   am D»n ist für ihvleragesährlich, die Stadthauptmannschaft Sewastopol   für cholerabednht erklärt worden. Zur Eidesfrage in Kreta  . Kanea, 6. Juni.  (W. T. B.) Die Generalkonsuln der Schutzmächte haben dem Exekutivkomitee zwei Noten überreiche« lassen, von denen die eine fordert, daß die muselmanischen Beamten in Kreta   in die Lage versetzt werden, ihr Amt auszuüben, ohne dem König von Griechenland   den Treueid geleistet zu haben. In der Note wird die Zulassung muselmanischer Deputierter zur kretischen Kammer gleichfalls ohne Vereidigung gefordert. Vaul Singer& Co Berlin   SW. Hierzu 3 Beilagen n. Unterbaltunaibl.