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iRaTjtn zu wirken, daß baldtünlichst die erheblichen MißstZnde beseitigt werden, welche in einigen Städten die Orts- klasseneinteilung des Reichs bei der jetzigen Regelung des Wohnungsgeldzuschusjes hervorgerufen hat, wird ange n o m m e n. Damit ist die zweite Beratung erledigt; es folgt die dritte Lesung. Itmfan der Mehrheit. Es liegt ein konservativer Antrag vor. im§ 4 die Regie- rungs Vorlage wieder herzustellen. Ein Antrag Dr. R e lo o l.d t(fk.) und W a l d st e i n(Fortschr. Vp.) schlägt eine etwas verä-aderte Fassung des Beschlusses der zweiten Lesung vor.. > Finanzminister Frh. v. Rheiinbaben: Dieser Antrag trägt wohl gewissen technischen Mängeln Rechnung, läßt aber dies Disparität zwischen preußischen und Reichsbliamten bestehen. Ich bin aber bereit, eine eingehende Prüfung der Bcschtverdcn einzelner Orte vorzu­nehmen. Wo uns dann Aendermngen in der Ortsllasscncinteilung erforderlich erscheinen, werden ivir solche beim Bundesrat bcan- tragen.(Lebhafter Beifall recht's.) Ich kann auch dem Antrag Rewoldt gegenüber meinUnanacymbar" nur wiederholen. Syjg. v. Oertzcn(fl.): Nach der neuerlichen Erklärung des Finanzrmnistcrs(Abg. Ho ff mann(Soz.): Fallen wir uml Große Heiterkeit.) werden wir die Kmnmisfionsbeschlüsse nicht mohr aufrechterhalten, da wir das Gesetz nicht scheitern lassen wollen. Wr r werden daher für den konservativen Antrag aur Wiederherstellung der Regierungsvorlage stimmen.(Abg. Dr Liebknecht(Soz.: Politische Epilepsie I Abg. Hoff- mann(Soz.)? Politischer Veitstanz! Heiterkeit.) Abg. v. HenrUgS-Lechlin(J.) tritt für den konservativen An- trag ein! Ich freue mich, daß Herr v. Ocrtzen jetzt auch zu einer anderen Auffassung gekommen ist. Wir waren uns eben schon vor- her darüber klar, was zu erreichen war.(Abg. Hoffmann (Soz.) zu den Freikonservativen.' So wird Ihre Intelligenz ein- g�s��� Tlbgg? D�Schriider-Ka ssel(natl.) und Waldstein(Fortschr. Dp.) erklären sich gegen den konservativ«, Antrag.; Abg. Dr. Savigny(Z.) ist für Beseitigung der KommissionS- beschtuö�e� näich der konservative Antrag auf Wieder- Herstellung der Regierungsvorlage gegen die Linke und emen kleinen Teil des Zentrums und der Freikonservativen angenom- men und hierauf das ganze Gesetz in dritter Lesung gegen d-e große Mehrheit der N a t i on a l l, b e r a l e n. der Volk-- Partei und gegen die Sozialdemokraten.. Nach Erledigung des Gesetzes betreffend den Nogatab- kcklun in zweiter und dritter Lesung vertagt stch das Haus. Nächste Sitzung: Mvotag. 11 Uhr: Sekundärbahnvorlage m dritter Lesung(Anträge, Petitionen). Schluß Uhr.____- Nerbmidstkg der Krlttlkreiarbeittr. Berlin , 11. Juni. Die gestern eingesetzte Kommission hnt sich auf einen Ver- mittelungsvorschlag hinsichtlich der strittifwn Frage ,m Unter. stützungSwesen geeinigt. Er geht dahin, daß d,e Wa�eze,t für den Empfang von Arbeitslösenunierstützung 7 Tage, für Krankenunter- stühung 10 Tage betragen und daß die Bezugmahme auf Z SIS des Bürgerlichen Gesetzbuchs fortfallen soll. Hinsichtlich der im Statutenentwurf vorgesehenen Sterbegcldsätze schlagt die KoMl viission�or. des Mühlenarberterverbandes, welche bei Vollzug der Verschmelzung bereits den Anspruch auf ein höheres Sterbegeld als den Höchstbctrag von 90 M. erworben haben, bewahren sich diesen entsprechend den Bestimmungen des Stcrbegeldregulativs ihres bisherigen Verbandes. Auch hin- sichtlich der Hohe des Sterbegeldanteils, der beim Tode der Frau eines Mitgliedes gewährt wird, macht die Kommrsswn einen Ver- Mittelungsvorschlag." Die Vorschläge der Kommission wurden in getrennten Sitzungen der Delegierten beider Verbände beraten, weil es nach Ansicht der Kommission auf diese Weise besser gelingen wird, die Gegner im Kreise der eigenen Mitglieder zum Nachgeben zu bewegen. In der Sitzung der Brauereiarbelter «ab Sassenbach den Bericht der Kommission, der ihr als Un parteiischer vorgesessen hat. Er betonte, daß die Kommission ihre Beschlüsse einstimmig gefaßt habe. Wie man sich zur Ver- schmelzungsfrage auch stellen möge, man müsse bedenken: Wenn eine Einigung jetzt nicht zustande käme, so würde das eine Schad,- gung der Arbeiterinteressen und eine Blamage vor der deutschen Arbeiterbewegung bedeuten. Selbst die Gegner der Verschmelzung in der Kommission seien der Meinung, datz die Verschmelzung, nachdem sie schon so weit gediehen sei, an den Differenzen im Unterstützungswesen nicht scheitern dürfe.- H e tz s ch o l d(Vertreter des Bäckerverbandes) empfahl die An- nähme der Kommissionsvorschläge. Der Brauereiarbeiterverband habe sich in der Verschmelzungsfrage soweit engagiert, daß er nicht mehr zurückkönne. Es dürfe nicht gefragt werden: WaS geben uns die Mühlenarbeitcr und was kosten sie uns? Dieser Stand- Punkt würde dem Zentralisationsgedanken widersprechen. Nicht das Trennende, sondern die großen Gesichtspunkte, welche die Ar- beiterschaft einigen, müssen betont werden. Zwei von den nachfolgenden Rednern betonten scharf, daß die Situation keineswegs eine Verschmelzung unter allen Umständen notwendig mache. Allerdings sei die ganze Angelegenheit verfahren, aber nicht durch die Schuld der Mitglieder, sondern durch die Schuld der beiden Vorstände, welche die Verschmelzung zu betreiben bemüht gewesen seien, obwohl der Münchener Verbandstag der Brauereiarbeiter den Zusammenschluß der Nahrungs- und Genutz- Mittelarbeiter abgelehnt hat. Es stehe in der Arbeiterbewegung einzig da sagte Tröger- Berlin , daß der Mühlenarbeiter- Perband gleichzeitig mit zwei Organisationen über seinen Anschluß verhandelte und daß jede der beiden Organisationen den Anschluß an die andere zu hintertreiben gesucht habe. Die Gegner der Ver- schmelzung hätten keine Veranlassung, die Situation zu retten, die die beiden Vorstände verfahren hätten. Wenn die Ablehnung als eine Blamage gelten sollte, so falle die Schuld dafür nur auf die Vorstände. Hierauf kamen mehrere Redner zum Wort, darunter grundsätzliche Gegner der Verschmelzung, die alle überein- Rammend für Annahme der Kommissionsvorschläge eintraten, mit der Begründung, daß die gegenwärtige Situation keinen anderen Ausweg übrig lasse. Jetzt sei die Verschmelzung im beiderseitigen Interesse geboten, deshalb müsse eine Verständigung über die Differenzpunkte erzielt werden. In namentlicher Abstimmung wurden die Vorschläge der Kam- Mission mit 49 gegen 8 Stimmen angenommen. Das Verhältnis der Stimmen, nach den Mitgliederzahlen berechnet, ist 24 817 gegen £5842.. Inzwischen war auch die Sonberverhandlung der Mühlenarbeitrr beendet, sie traten wieder mit den Brauereiarbeitern zu gemein» famer Sitzung zusammen. Ihr Vorsitzender K ä p p l e r ver» Zündete, daß die Vorschläge der Kommission von den Mühlen- arbeitern mit einer unwesentlichen redaktionellen Aenderung ein- stimmig angenommen worden sind. Hierauf wurde noch ein als strittig bezeichneter Punkt be- handelt: Die Zusammensetzung de» künftige« Verbaobsvorstandcs. Nach kurzer Debatte wurde beschlossen, den Vorstand zu- sammenzusetzen durch einen ersten, zwei stellvertretenden Vor- sitzenden, von denen einer der bisherige«nMelltx Vorsitzende des MühlenarbeiterberbandeS sein soll, den Kassierer, den Redakteur, zwei Sekretären, deren einer der bisherige zweite Angestellte des Mühlenarbeiterverbandes sein soll, und neun Beisitzern. Die Sekre- täre sollen nur beratende Stimme im Borstand haben. Nach einer längeren Debatte über die Höhe der Gehälter wurde die Aufstellung einer Gehaltsskala einer Kommission übertragen. Dann setzte der Verbandstag die Statutenberatung fort. Unter den aufnahmefähigen Personen werden auch die Brauereiarbeiter in den betreffenden Paragraphen ausdrücklich benannt. Im übrigen wurden die Vorschläge des Entwurfs ohne wesentliche Aende- rungen angenommen. Danach bleibt der Beitrag von 30 Pf. bei einem Wochenverdienst unter 18 M. und S0 Pf. bei höherem Ver- dienst bestehen. Die Unterstützung bei Erwerbslosigkeit beträgt pro Tag eine Mark in der höheren Beitragstlasse und wird gewährt nach einer Mitgliedsdauer von einem Jahre für 45 Tage, nach drei Jabren für 69 Tage, nach fünf Jahren für 75 Tage, nach sieben Jahren für 90 Tage. In der niedrigen Beitragsklasse beträgt die Unterstützung pro Tag S0 Pf. Die ebenfalls nach der Dauer der Mitgliedschaft abgestuften Sterbegeldzusätze betragen 45 bis 90 M. in der höheren und 27 bis 54 M. in der niedrigen Beitragsklasse. Auf Vorschlag der Kommisston wurde eine Gehaltsskala an- genommen, welche im wesentlichen folgendes festsetzt: Die Lokal- beamten, Bezirksleiter und Sekretäre im Hanptbureau erhalten ein Anfangsgchalt von 2000 M., welches in acht Jahren nach und nach auf 2600 M. steigt. Die vom Verbandstage zu wählenden Vorstandsmitglieder erhalten 300 M. mehr wie die vorgenannten. Die männlichen Hilfsbeamten erhalten ein Anfangsgehalt von 1900 M.. welches bis 2500 Mk. steigt. Für Orte mit besonders teuren Lebensverhältnissen können OrtSznschüsse gewährt werden. Der Rest der Tagesordnung wird am Sonntag erledigt. » Die Mühlenarbeiter hatten nicht, wie im gestrigen Bericht steht, eine sieben-, sondern eine viertägige Karenzzeit für den Be- zug von Unterstützungen. 13. GkNtralvtrsWmiliug der Schnhmacher Deotschlandg. Köln , 10. Juni 1910. Fünfter Berhandlungstag. Die Statutenberatung wird weitergeführt. Ein Antrag des Vorstandes, der besagt, daß selbständige gewerbetreibende Kollegen keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben, ruft«ine längere Debatte hervor. In beredten Worten wird der schmäh- liche Zustand geschildert unter dem die selbständigen Kollegen recht oft leiden, besonders jene Kollegen, die für Lieferungsgeschäfte arbeiten. Um nicht zweierlei Mitglieder zu schaffen, wird die Ablehnung des Vorstandsantrages angeraten; die Abstimmung er- gibt die Ablehnung des Antrages. Etliche Anträge wünschen die Sterbeunterstützung auch für die unverheirateten Mitglieder. Dies wird abgelehnt. Eine umfangreiche Debatte wird entfacht durch einige Anträge, die sich mit den Pflichten der Zahlstellen gegen die Gauleitungen und andererseits über die Art der Wahl der Gauleitet beschäftigen. B u r g e r- Berlin will, daß die Mitglieder selbst die Gaubeamten wählen und auch absetzen können, da nur diese Art der Wahl der Demokratie entspräche. Simon tritt dem entgegen und verlangt, daß diese Ang* legenheit vom Vorstand geregelt werden müsse unter Berücksichti- gung der Wünsche der betreffenden Kollegenschaft, da sonst llnzu- träglichk�iten aller Art entstehen könnten. Alle diesbezüglichen Anträge wurden abgelehnt. Beschlossen wurde, daß in Zukunft die Gauberichte vier Mxhen vor Stattfinden der Gaukonfercnz veröffentlicht werden sollen. Des- gleichen wurde der Zentralvorstand verpflichtet seine Anträge zum Verbandstage zirka 20 Wochen vor Stattfinden desselben zu ver- öffentlichen, damit die Mitglieder Zeit und Gelegenheit haben, sich mit diesen Anträgen zu beschäftigen. Ferner wurde statutarisch festgelegt, daß die Kollegen, die wegen Invalidität keine Beiträge mehr zahlen, nur Anspruch in allen Unterstützungseinrichtungen auf die vom Vorstand festzulegenden Summen haben. Der Bezug der Krankenunterstützung soll künftig nach voller Aussteuerung erst nach weiterer Zahlung von 65 Wochenbeiträgcn erfolgen. Die weiteren Beratungen der einzelnen Un'terstützungs reglements ergeben keine wesentlichen Aenderungen. Von einigen Rednern wird bedauert, daß der Vorstand keine verwaltungstechnischcn Neuerungen im Verband eingeführt hat; ge. nannt werden Regulativs für die Unterkassen, Anweisung für die Ortsverwaltung usw. W e i k e r t erklärt namens des Vorstandes, daß der Vor- stand deshalb keine Neuerungen eingeführt habe, weil solche nicht absolut notwendig waren und man nicht unnützerweise die Orts- Verwaltungen beunruhigen und damit die Verwaltung erschweren soll. Ein neu ausgearbeiteter Entwurf über die Art der Abrech nungen würde in nächster Zeit den Ortsverwaltungen zugehen. Von W e i s e- Dresden und S i m o n» Nürnberg begründet, wird folgender Antrag angenommen: Der Vorstand solle dahin wirken, ein gutes Einvernehmen und solidarisches Verhalten zwischen älteren und jugendlichen Arbeitern herbeizuführen; insbesondere Material zu sammeln, in welcher Weise die Bestimmungen der neuen Gewerbeordnung» Novelle eingebalten werden." Haupt» Magdeburg begründet die von der Kommission aus gearbeitete Gehaltsskala. Er führt aus, daß die Gehälter der Verbandsbeamtcn durchaus nicht mehr zeitgemäß seien und dringend der Aufbesserung be dürfen. Der Zahl seiner Mitglieder nach stehe der Schuhmacher verband an 18. Stelle der deutschen Gewerkschaften, in der Ent lohnung seiner Beamten jedoch an 54. Stelle. Das sei ein Zu- stand, der nicht länger aufrechterhalten werden könne. Die Vor- schlage der Kommission lauten: Das Grundgehalt der Vorstand?- Mitglieder beträgt 2200 und steigt in 16 Jahren auf das Höchst- gehakt von 3500 Mk. Das Grundgehalt der Gauleiter beträgt ebenfalls 2200 M. und steigt in 18 Jahren bis zum Höchstlohn von 3000 M.; die Hilfsarbeiter fangen mit 1800 M. an und steigt deren Gehalt in 10 Jahren auf 2600 M. Diese Vorlage stößt auf ziemlich energischen Widerstand der Delegierten. Fink he im er- Bremen hielt zwar auch eine Erhöhung der Beamtengehälter für notwendig; aber für den Kommissionsantrag könne er nicht stimmen. Er vertritt die Ansicht, daß, wenn ein Beamter seine volle Arbeitskraft bezahlt erhalte, er sie dann auch voll für den Verband verwenden müsse, das sei aber bei einigen Kollegen, z. B. bei Simon, nicht der Fall.(Simon ist baye- rischer Landtagsabgeordneter.) Gegen diese Ansicht wendet sich Haupt. Er betont, daß so- wohl die Mitarbeit Simons im Landtage wie die Kenntnisse, die er sich dabei erwerbe, im Interesse der Arbeiterschaft liegen und ihr wieder zugute kommen. Nach mehrstündiger Debatte, in der Vertagungsvorschläge gemacht wurden, einigt man sich schließ- lich, nachdem auch der Vertreter der Generalkommisston dazu ge- sprachen, auf folgende Skala: Das Gehalt de? Vorstandes soll in 11 Jahren von 2200 auf 3300 M. steigen, das der Gaubeamten in 13 Jahren von 2000 auf 3000 M. und das der Hilfsarbeiter und OrtSbcamten soll in 10 Jahren von 1800 auf 2600 M. steigen. Wieviel Jahre rückwirkende Kraft diese Skala hgbep soll, darüber wird die Kommission am Sonnabend berichten.' Frau von Schönebeck vor den Geschworenen. Sechster VerhandlnngStag. Gestern wurde die Oeffentlichkeit wieder hergestellt und die Lewrtsaufnahme begonnen. Sie erstreckt sich zunächst auf den Leichenbefund. Krtegsgertchtsrat Betchsrdt(Posen) bekundet, baß er der erste Gerichtsbeamte War, der zur Leiche de? MazorS v. Schöncheck gerufen wurde. Als er in das Haus eintrat, kam ihm Gäben entgegen, der auffallend bleich und übernächtigt aus- sah. Zeuge ist dann in das Schlafzimmer Schönebecks gegangen, in dem an der Decke noch die elektrische Lampe brannte. Major v. Schönebeck lag tot zwischen Bett und Türschwelle, und zwar lcW der Kopf am Bett, die Füße an der Schwelle. Zwischen den Beinen am linken Knie lag ein Armeerevolvcr. Die Mündung der Waffe war nach dem linken Bein zu gerichtet. Die Bettdecke war zurückgeschlagen und wies ebenso wie der Erdboden in der Nähe der Leiche einige Blutflecke auf. Verteidiger Rechtsanwalt Bahn: Hörten Sie, daß Göben sagte, Frau v. Schonebeck könne froh sein, daß sie diesen Mann los sei; er seinem roher Mensch gewesen? Zeuge: Ich habe das nicht von Göben direkt gehört, sondern erfahren, daß er es zu anderen gesagt hat. Verteidiger Rechtsanwalt Bahn: Angesichts der Leiche? Zeuge: Jawohl» angesichts der Leiche. Vors.(erregt): Es wird mir mitgeteilt, daß im Zuschauerraum mit einem Opernglas hantiert wird. Man sagte mir, daß das auch schon in der Eröffnungssitzung der Fall gewesen sein soll. Es ist hier aber kein Theater. Ich kann dieses Verhalten nur als höchst ungehörig rügen. KriegSgerichtSrat Eonradi, jetzt in Koblenz , bekundet: Am 26. Dezember morgens begegnete mir auf der Straße der Gerichtsbote, der mir sagte, daß Major v. Schönebeck sich erschossen habe. Da ich der zuständige Untersuchungsführer für das Dragonerregiment war, begab ich mich ins Haus. Hier öffnete mir Frl. Eue und es trat mir dann Hauptmann v. Göben entgegen. Ich bat ihn, mir die Leiche zu zeigen. Er bekam offensichtlich einen Schreck und tat, als ob er mich nicht kenne. Vors.: Kannten Sie ihn denn? Zeuge: Jawohl, wir hatten uns noch zwei Tage vorher gesprochen. In dein Zimmer waren schon mehrere Herren, unter ihnen Kriegs- gerichtSrat Rcichardt, Rittmeister Graetz und Oberstabsarzt Dr. Ebener. Ich vernahm zuerst im Eßzimmer, daS mit dem Schlaf- zimmcr, in dem die Leiche lag, zusammenhängend, einige Zeugen, unter ihnen auch die Burschen und Hauptmann v. Göben. Ich hatte durchgesetzt, daß die Zeugen die Leiche ansehen mußten. Mir fiel dabei sofort auf der scheue Blick, den Göben auf die Leiche gab. Die Vernehmung war jetzt nur eine kurze. Inzwischen war daS Lazarettpersonal herbeigekommen. Ich wollte den Revolver ent- laden. Da ich aber eine derartige Waffe noch nicht in der Hand gehabt habe verstand ich es nicht. Ich habe nichts an dem Re- volver geändert. Auch der Bursche konnte ihn nicht entladen. Es war inzwischen Rittmeister Graetz eingetreten und der entlui> dann den Revolver. Es zeigte sich, daß der Revolver noch alle sechs Patronen enthielt. Das überraschte uns, denn wir waren der An- ficht gewesen, daß Major v. Schönebeck einen Selbstmord verübt hätte. Wir waren daher sehr erstaunt, daß alle sechs Patronen unversehrt im Revolver waren. Bei einer Patrone war eine kleine Vertiefung sichtbar. Oberstabsarzt Dr. Ebner-Allenstein wurde gleichfalls am Morgen nach der Tat in die Schönebccksche Villa gerufen und hat die Leiche gesehen. Die Schußwunde befand sich auf der rechten Stirnseite über den Augenbrauen. Die Blutspur an der rechten Seite war bereits eingetrocknet. Major v. Schönebeck war sofort tot, wenn auch das Herz vielleicht noch einige Minuten geschlagen haben mag. Er ist sofort bewußtlos gewesen, ist hingefallen und so liegen geblieben. Die Tür zum Gewehrschrank stand offen. Merkwürdig kam mir vor die Lage des Revolvers. Wenn jemand so hingefallen ist, wie die Leiche am Boden log, dann mußte die Schußwaffe eigentlich anders liegen. Ich habe gleich k«sagt, daß ein Selbstmord ausgeschlossen sei. Ich kam dazu erstens, weil am Schädel keinerlei Knochensprengung vorhanden war, die sonst hätte da sein müssen, und da ich gleich den Unterschied zwischen dem Kaliber des Armeerevolvers und dem der Schußwunde er» kannte. Der Sachverständige hat weiter am 27. Dezember die Leiche seziert und festgestellt, daß die Einschußöffnung schräg nach hinten ging, so daß eine Ausschußöfsnung nicht vorhanden loar. Nach Entfernung des Schädeldaches und Blohlegung des Gehirns kam der Sachverständige auf eine Höhle, die vollständig mit zer- störter Gehirnmasse und Blut angefüllt war. Diese Höhle war etwa 6 Zentimeter im Durchmesser. Am hinteren Schädeldach war der Eindruck zu sehen, den das Geschoß beim Aufprallen hinterlassen hatte. Das Geschoß selbst lag inwendig, etwas von dem hinteren Schädeldach entfernt. Der Schußkanal ging direkt horizontal. D-r Tod des Major v. Schönebeck ist durch Erschießen eingetreten. Die Wunde war absolut tödlich. Oberstabsarzt Dr. Richter-Allenstein bekundet als Sachverständiger gleichfalls, daß der Schuhkanal in gerader Richtung ging und daß der Schuß absolut tödlich war. Eine Reibe Beweisstücke werden vorgelegt, darunter die Kugel, die die Aerzte aus dem Schädel des Major v. Schönebeck entfernt hatten, und die Munition, die in dem noch voll geladenen Armee- revower des Major v. Schönebeck gefunden wurde, ferner eine Pistole, die vollkommen derjenigen gleicht, mit der Hauptmann von Gäben den Major v. Schönebeck erschossen hat. Die Waffe, mit der er die Tat selbst ausgeführt hat, hat Göben damals in die Alle geworfen. Sodann wurde als Zeuge Rittmeister Graetz-Allrnstcin auf- gerufen, der mit der Familie de? Majors v. Schönebeck eng be- freundet war und bei dem Frau v. Schönebeck nach der Tat durch Bermittelung des Hauptmanns v. Göben mit ihren Kindern Auf- nähme gefunden hat. Er wurde am Morgen nach der Tat zu der Leiche gerufen und hat den Revolver entladen, in dem sich noch alle sechs Patronen befanden. Ob der Revolver entsichert war. kann Zeuge nicht mehr angeben, ebensowenig, ob etwa die Waffe versagt hat. Büchsenmacher Fuhrmann(Ällenstein) macht ein» gehende Bekundungen über die von ihm vorgenommenen Schieß­versuche. Der Sachverständige widerlegt die bisherige Annahme, daß Major v. Schönebeck aus Hauptmann v. Göben einen Schuß habe abgeben wollen, daß aber der Revolver versagt habe. Er habe damals zwar eine kleine Vertiefung in der Patrone als einen indirekten Versager bezeichnet, aber ein richtiger Versager hätte eine tiefe Rinne machen müssen. Diese kleine Vertiefung könne auch beim Entladen entstanden sein. Er habe den Ausdruck Ver- sager gebraucht unter dein Einfluß der Offiziere, die fortwährend von einem Versager sprachen. Der Einschlag des Hahns hätte an einer ganz anderen Stelle erfolgen müssen, wie die späteren Ver- suche gezeigt hätten. Es liegt kein Versager vor. Sachverständige Büchsenmacher Fuhrmann und Ziesche(SenS- bürg) bekunden übereinstimmend, daß die Stärke des Knalles von verschiedenen Umständen abhänge, von der Entfernung, aus der ge- schössen würde, von den verschiedenen Portieren, Gardinen usw. Der eine Sachverständige meint, es sei möglich, daß der Schuß geklungen habe wie ein Patsch. Kricgsgrrichtsrat Konradi gibt hierzu an, daß er in Gemeinschaft mit anderen in dem Mord- zimmer Schießversuche gemacht habe. Man hörte oben im Zimmer der Angeklagten den Knall ganz deutlich. Allerdings waren bei diesen Versuchen keine Möbel im Zimmcr. Der jetzige Unteroffizier Doliva hat in der Nacht vom 25. zum 26. Dezember von 11 bis 1 Uhr auf Posten gestanden, und zwar am Schlosse, in einem Winkel, der nach dem Hofe zu einspringt. Um 1 Uhr etwa kam ein Herr von großer Gestalt mit einer Pelzmütze von schwarzer Farbe an ihm vorüber. Der Herr hatte einen vorn- übergcbeugtcn Gang. Der Zeuge fragte ihn, wie spät cS sei. Der Herr antwortete 1)4 Uhr. Er sah den Zeugen dabei an. Der Herr ging dann weiter und blieb am Schönebeckschcn Hause stehen. Dann kam die Ablösung und der Herr ging auf die andere Seite der Straße, wo es etwas dunkler war. Der Vorsitzende hält dem "eugen vor. daß der Mann, der als v. Göben bezeichnet wird, eine -portmütze getragen habe. Der Zeuge bleibt aber dabei, daß es eine Pelzmütze gewesen sei. Auf die Frage, wie das Wetter war, erklärt der Zeuge, es sei ziemlich hell gewesen. Ob der Herr etwa Strümpfe über den Stiefeln getragen habe, habe er nicht bemerkt. Um IIb Uhr habe er einen dumpfen Schlag gehört und geglaubt, es fei ein Ziegel vom Dache gefallen, er habe aber sonst weiter nichts bemerkt. Von 3 bis 5 Uhr hat der Zeuge wieder Posten ge» standen, hat aber in dieser Zeit nichts Verdächtiges gemerkt. Der Zeuge Musketier Hinz macht äholichg Bekundungen. Ais ich