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Nr. 150. 27. Zahrgavg. 2. ökilW ks Jotniiiitf Kcrlim PoMIttt. Doanerstag. 30. lutti 1910. Partei- Angelegenheiten. Treptow -Baumschulenweg. Heute Donnerstag, den 30. Juni, abends 8'/z Uhr, findet im Lolal des Herrn Speer, Baumschulen- firatze 78, eine öffentliche Versammlung statt. Tagesordnung:Die Reichsversicherungsordnung und die Rechtlosigkeit der Arbeiter". Referent Genosse Karl Giebel . Diskussion. Sorgt für Massenbesuch dieser Versammlung. Der Einberufer. Stralau. Am Sonntag, den 3. Juli, vormittags S Uhr, findet im Lokal von Steinicke, Alt-Stralau 5, die Generalversammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Bericht der Bezirksleitung und der Funktionäre. 2. Neuwahl der Gesamtbezirksleitung. 3. An- träge. 4. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Kalkberge- Lüdersdorf. Am Sonntag, den 3. Juli, findet im Gasthaus zur Linde sJnhaber Rich. Roll), Heiniyslr. 19, das Sommerfest des Bezirks, bestehend aus Garteukonzcrt und Vor- trägen, Zitherkonzerr sausgeführt von Mitgliedern des Zitherklubs .Edelw�-'-Berlin ). Kunstradfahren von Mitglieder» des Arbeiter- RadfahrerbundesSolidarität", statt. Anfang 3 Uhr nachmittags. Eintritt 20 Pf. Zahlreichen Besuch des Festes erwartet Die Bezirksleitung. Reinickendorf -Lst. Gegen die vom Landrat geforderte Erhöhung deS Kommunalzuschlages um 25 Proz. auf 125 Proz. findet heute Donnerstag, abends 8 Uhr, iinSchützen- h a u S", Residenzslrotze 1/2. eine Protestversammlung der Reinicken- dorfer Steuerzahler statt. Genossen und Genossinnen l Agitiert für Maffenbesuch!_ Die Bezirksleitung. Berliner JMacbricbten. Die Kehrseite der Ferien. Wir befindeil uns jetzt wieder in einer Jahreszeit, die auch dein Unbefangenen die ungerechte Verkeilung der Glücks - guter mit schneidender Schärfe vor Augen führt. Droschken, hochbcladen mit Koffern, Körben und Schachteln, deren Fahr- gaste heiter und erwartungsvoll drcinblicken, beleben stärker als gewöhnlich die Straßen, die zu den Bahnhöfen führen. Auf den Bahnhöfen selbst entwickelt sich schon jetzt ein so reger Verkehr, wie.an schönen Sonimersoiiiitagen, und nach Beginn der Schulferien ist noch eine starke Steigerung zu erivarten. Die Tausende der Mittellosen, denen eine Erholungsreise ganz außer dem Bereich der Möglichkeiten liegt, sehen durch den scharenweisen Auszug der Besitzenden oft noch zum Uebcrfluß ihren Arbeitsverdienst, ihre dringendsten Existenzbedingungen vorübergehend in Frage gestellt. Da sind die Dienstmädchen, Aufwärterinnen, Neinniache- frauen und Waschfrauen, deren Leistungen man während der Dauer der Reisesparen" kann, und die inzwischen sehen mögen, wie sie ihr Leben fristen. Von den Hausangestellten, Dienstmädchen, Stützen usw., sucht sich manch' eine beizeiten dadurch zu sichern, daß sie inSaison" geht, das heißt in einen auswärtigen Hotelbetrieb irgend einer Art, ob er sich nun Sanatorium, Pension, Hotel oder Restaurant nennt. Dabei kommen jedoch gar viele kaum zu ihrem dringendsten Unterhalt, denn es werden unter Hinweis auf die zu erwartenden Trinkgelder fabelhaft schlechte Löhne bezahlt. Die von den Gästen gespendeten Trinkgelder kommen aber sehr häufig nicht in die Hände der Angestellten, sondern werden vor» solchen gewissenlosen Unternehmern, die das Geld während der Reisezeit scheffeln wollen, in die eigene Tasche gesteckt und zur Deckung der knappen Löhnung benutzt. Den erklecklichen Ueberfchuß, den diese Ausbeuter dann noch profitieren, streichen sie unbeirrt selber ein. Die Angestellten, besonders Serviermädchen und Zimmermädchen, sind dann die Geleimten, ihre Beschwerden werden grob abgewiesen und es bleibt ihnen gewöhnlich nichts übrig, als auszuhalten, uni wenigstens Wohnung und Beköstigung zu haben. Aber nicht nur das Hauspersonal wird von der Reiselust der zahlungsfähigen Kreise empfindlich getroffen, auch viele Gewerbebetriebe bekommen dadurch ihre stille Zeit, die niit möglichster Einschränkung des Personals ausgeglichen wird Die große Zahl der in Putz- und Modesalons angestellten Ar- beiterinnen muß wohl oder übel feiern, da einige kleine Be- triebe ganz schließen, andere, die für den Augenblick entbehrlichen Kräfte entlassen. Auch Wäsche- und Schirm Näherinnen usw. bekommen wenigstens einige Wochen un- freiwilliger Ferien, bis die Musterzeit für den Winter ihnen wieder die alten Arbeitsquellen öffnet. All diesen Arbeiterinnen ist es bei den üblichen schlechten Löhnen nicht möglich, für die stille Zeit, die sie mit Bangen herankommen sehen, Ersparnisse zu machen, und so befinden sich Tausende von Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse gerade zur schönen Jahreszeit in peinlicher Notlage. Darbend und mit Weh im Herzen müssen sie zusehen, wie ihre glücklicheren Schwestern, dank einer schmählichen Weltordnung, frei von allen Sorgen ihre Erholungsreise machen, während die wirklich Erholungs- bedürftigen, die'das ganze Jahr über scharwerkern müssen. den schlimmsten Gefahren ausgesetzt, die die Not im Gefolge haben kann, in der staubigen, überhitzten Stadt und noch dazu in ihren engsten und schlechtesten Quartieren zurück- bleiben._ Eröffnung der Ausstellung für Luftschiffahrt im ReichS-Post- museum. Eine ständige Ausstellung für Luftschiffahrt im Reichs- Postmuseum zu errichten diesen Entschlutz der Postverwaltung waren wir im November vorigen Jahres mitzuteilen in der Lage. Der Plan ist inzwischen ausgeführt worden. Die Ausstellung wird an- Donnerstag, den 30. Juni mit der Wiedereröffnung deS Museums d-'r illgemeinin Besichtigung zugänglich gemacht. .'er- neuen Sammlung ist der vornehmste Platz deS grohen Ge- bäu. angewiesen, der hohe Ehrenhof in der Mitte des Baues, in dem visher nur das Standbild Heinrich von Stephans, des ersten deutschen Generalpostmeisters, aufgestellt war. Die ausgestellten Gegenstände sind dort längs der umsäumenden Galerie angeordnet und können von zahlreichen Besuchern gleichzeitig in'bequemster Weise besichtigt werden. Sie sind in lustdichten Glasschränken neuester Bauart untergebracht, deren Fugen den Beschauer gar nicht behindern. Tritt man von der Stratze in den Lichthof, so fällt links zumeist ein 7 Meter langes Modell deS Z III in einem 7>/ Meter langen Glasschrank in die Augen. Rechts vom Eingang stehen Modelle der Motorballons r III und 51 n, je 3Vg Meter lang. Alle drei Luft- schiffe find in dem Matzstabe von 1: 20 ausgeführt, also erheblich größer als die im Zeughaus, die nach dem Maßstab von 1:25 ge­macht sind. Die Modelle sind, der Zeppelin an der Spitze, zum Teil aufgeschnitten, um die Konstruktion deS Gerüstes zu zeigen. Alle Einzelheiten sind aufs genaueste»achgebildet. Wie bei den Motorballons, so sind auch bei den Flugmaschinen nur belvährte Ausführungen durch Modelle zur Darstellung gebracht. Dem Eingang gegenüber stötzt man auf ein Bildnis des Altmeisters Otto Lilienthal , wie er in seinem Gleitflieger, einem Doppeldecker, auf seinem Abflughügel zum Flug bereit steht. Links davon findet man in einem zweiten Glasschrank eine sorgfältige Darstellung des Wrightfliegers in der Ausführung, wie ihn Orville Wright in Berlin verwandte, also noch mit Fallgewicht und Anflugschiene. In einem dritten Schrank sind drei Modelle von Eindeckern untergebracht, Bleriot, Antoinette und Grade. Der Antoinetteflieger wird meist nach seinem bekanntesten Führer Latham genannt. Das ansgestellle Modell von Hans Grades Eindecker ist das erste seiner Art. Man findet es auch nicht im Zeughaus. Alle Modelle von Flugmaschinen sind in demselben Maßstab 1: 12'/-, aus- geführt. Außer diesen Modellen findet man noch eine reiche und inter - effante Sammlung von bildlichen Darstellungen und Urkunden aus der Geschichte der Luftschiffahrt. In einem Glasschrank ist eine reichhaltige Sammlung von Ballonbriefen aus den Jahren 1870/71 ausgestellt. Man findet dort auch die Zeitung!Ls Ballon poste", Denkmünzen auS der Geschichte der Luftschiffahrt von 1783 bis auf Zeppelin und Parseval. Aus der reichhaltigen Sammlung des Museums konnte eine wertvolle Zusammenstellung von alten Stichen, die die Lufischissahrt und ihre Helden betreffen, zusammengestellt werden. Man sieht da den Dampfwagen Hensons in der Lust, die Brüder Montgolfier, Blanchard usw. Die Sammlung ist durch neuere Photographien ergänzt. Ebenso findet man auch die Bilder von Moutaut über die Anfänge der Fliegekunst. Viele Bilder sind an einer Drehsäule der Besichtigung zugängig gemacht. Die reiche und wirkungsvolle Sammlung wird das allgemeinste Interesse finden. Sie soll natürlich mit den Fortschritten der Technik ergänzt und erweitert werden. Das Reichs-Postmuseum ist jetzt wieder in der Woche täglich außer Mittwoch und Sonnabend von 102 Uhr, Sonntags von 1012 Uhr für jedermann geöffnet. Umlenkung von Straßenbahnlinien. Die Straßenbahn ist ge- nötigt, wegen Pflaster- und Gleisarbeiten in der Stralauer und Neuen Fciedrichstraße vom 30. Juni an etwa 4 bis 6 Wochen um- zulenken. Die Linien 28 und 29 verkehren von der Spandauer , Ecke Äönigstraße nicht durch die Spandauer , Stralauer, Neue Friedrichstraße. An der Stralauer Brücke, Brückenstraße, sondern durch die Königstraße, über den Alexanderplatz , Alexander-, Brücken- straße und umgekehrt. 30 wird vom Molkenmarkt anstatt durch die Stralauer Straße, Neue Friedrichstraße, an der Stralauer Brücke, Brücken-, Neanderstraße über den Mühlendamm, Roß-, Neue Roß-, Dresdenerstraße und umgekehrt geführt. Angemessene Sühne? Wenn ein Pädagoge prügelt, so war ihm nach Lage der Sache meint er nur dieses letzte Mittel übriggeblieben. Fragst du aber nach den Verfehlungen, die er mit Prügeln ahnden zil sollen glaubt, so wirst du staunend vernehmen, gegen was alles da schon zu demletzten Mittel" gegriffen wird. Soll man z. B. Verspätungen zu den Freveln zählen, die schwer genug sind, um einem mit dem Stock erziehenden Pädagogen schon den Gebrauch dieses Erziehungsinstrumentes notwendig erscheinen zu lassen? In manchen Gemeindeschulen Berlins werden in der Tat Ver- spätungen mit Prügeln be straft. Es gibt Rektoren, die eS für ihre pflichtgemäße Aufgabe halten, selber vor Beginn der ersten Unterrichtsstunde auf Verspätete zu fahnden und ihnen eigenhändig mit dem Stock einen Willkonmigruß zu bereiten. Wer ein bißchen die Fähigkeit hat, sich in die Seele eines KindeS hineinzuversetzen, wird sich leicht ausmalen können, in welcher GemütSverfaffung ein zu spät aufgestandenes Kind nach der Schule eilt, wenn es darauf rechnen muß, beim Eintritt mit Prügeln entpsangen zu werden. Nicht jedes Kind hat den wenn man so sagen darf Heroismus, dem Stock des Rektors entgegenzusehen, und man kann sich nicht wundeni. wenn in solchem Fall die sichere Voraussicht einer unvermeidlichen Strafe, deren Wirkung noch gesteigert wird durch das Bewußtsein der Geringfügigkeit des eigenen Verschuldens, ein Kind mit verwirrender Angst erfüllt und es verleitet, die Schule zu schwänzen. Einen gewissen Heroismus muß aber auch der Rektor haben, der es fertig bringen will, sich mit dem Stock bereit zu stellen und Verspätete mit Schlägen zu bewillkommnen. Nur die feste Ueberzeugung von derSchwere" des Verschuldens des sich verspätenden KindeS kann einem Pädagogen die Fähigkeit geben, seine vermeintliche Prügclpflicht zu erfüllen. Zu denen, die diese Ueberzeugung haben, gehört der Rektor Treichel, Leiter der 295. Knaben-Gemeindeschule (L ü t t i ch e r Straße). Letzthin hat er Schüler seiner Schule sehr nachdrücklich darüber belehrt, daß er gegen Verspätungen energisch einschreitet. Eines Morgens wurden einige Knaben der Klaffe III 0 2, die sich verspätet hatten, von ihm nach einander mit Stockhieben empfangen. Als sie dann ihre Klasse betraten, gab hier auch der Klassenlehrer Müller, um die Verspätung zu bestrafen, ihnen den Stock zu fühlen. Und kaum war diese Abstrafung beendet, so betrat der Herr Rektor da? Klassenzimmer, griff mit den Worten Euch werde ich das Bummeln austreiben!" erneut zum Stock und prügelte noch einmal. Wir erfahren, daß der Vater des einen der Verspäteten, da er in dieser wiederholten Züchtigung eine Ueberschreitung des Züchtigungsrechtes sieht, eine Beschwerde an die Schuldepntation gerichtet hat. Die Schuldeputation wird also sich darüber zu äußern haben, ob ihr eine so ausgiebige Abstrafung als angemessene Sühne" für eine bloße Verspätung gilt. Wenn der Rektor hierfür sogar doppelt prügelt, dann wird die Schuldeputation auch bei weitestgehender Bemessung des Prügel- rechtes sich nicht der Ansicht verschließen dürfen, daß dieses leidige Recht arg mißbraucht worden ist. Möge eS ihr gelingen, die Ueberzeugung deS Rektor? Treichel zu korrigieren. Welche Steigerung im Gebrauch des letzten Mittels" ist denn noch möglich, wenn schon für Ver- spätung so gesstaft werden soll? Sagen Sie uns nur, Herr Rektor Treichel, wie viel Hiebe Sie einem Jungen �verabreichen, der z. seinen Lehrer belügt oder ihm Widerstand leistet, oder dem, der feinen Kameraden bestiehlt oder im Streit ihn vorsätzlich miß- handelt._ Zwei schwere Bauunfälle haben sich im Norden der Stadt er- eignet. Auf dem Grundstück Ravenöstr. 3 werden gegenwärtig Bau­arbeiten vorgenommen, zu welchem Zweck um das Gebäude herum ein Gerüst errichtet ist. Als Dienstagmittag der 37jährige Arbeiter Koffeid, auf einer Leiter stehend, in der Höhe der dritten Etage tätig war, trat er, als er auf ein Laufbrett übersteigen wollte, fehl und stürzte kopfüber in die Tiefe, wo er blutüberströmt und be- sinnungSloS liegen blieb. Der Verunglückte hatte einen schweren Schädel- bruch, komplizierten Bruch des rechten Oberarmes sowie schwere innere Verletzungen erlitten. Der Arbeiter erhielt auf der Unfall- station in der Lindower Straße Notverbände und wurde in fast hoffnungslosem Zustande nach dem Rudolf-Virchow -Krankenhause übergeführt. Der zweite Unfall trug sich gestern nachmittag in der Jffland- straße zu. Auf einem dortigen Neubau, der bis zur dritten Etage gediehen war, arbeitete auch der 42 jährige Maurer Puhlmann aus der Driesener Straße 18, der mit zwei anderen Männern einen schweren eisernen Träger nach dem dritten Stockwerk Hinaustrans- Portieren sollte. Kurz vor dem Ziel glitt P. aus, riß im Fallen die beiden Kollegen mit und das schwere Eiscnstück fiel ihm auf den rechten Fuß, der total zerquetscht wurde. Der Verunglückte wurde nach der Rettungswache in der Gaudystraße und von dort nach dem Rudolf Virchow -Krankenhaus gebracht. Infolge eines Fehltritts stürzte der 25 Jahre alte Arbeiter Konrad Kofalk aus dem dritten Stocke des vor dem Hause Seller« straße 3 errichteten Leitergerüstes in den Vorgarten hinab, wo er auf dort stehende leere Bierkästen aufschlug. Er trug außer einer Gehirnerschütterung schwere Verletzungen am Kopfe sowie am rechten Oberarm davon und fand nach Anlegung von Notverbänden im Rudolf Virchow -Krankenhause Aufnahme. Das Birchow-Dcnkmal auf dem Karlsplatz ist gest-r»«nthüllt worden. Das Denkmal ist von dem Bildhauer Khmsch hergestellt und hat infolge Eingreifens des Kaisers manche Metamorphose durchgemacht. Warnung vor Strafporto. Ansichtskarten enthalten bekanntlich auf der Vorderseite eine senkrechte Linie, die eine Abgrenzung des Raumes darstellt. Die linke Seite kann zu Mitteilungen benutzt werden, während die rechte Seite der Karte für die Adresse bestimmt ist. Uns liegt eine Postkarte vor, auf w.tcher der für die Adresse bestimmte Raum mit dem Namen deS Absenders beschrieben ist. Das wird als unzulässig erachtet und die Karte wird als Brief be- trachtet. Es sind deshalb für die Karte 16 Pf. Strafporto erhoben worden. Diebe auf de» Friedhöfen. Von großer Frechheit zeugt das ver« brecherische Treiben von Diebesspezialisten, die gegenivm j die Begräbnisplätze unsicher machen. Die gefährlichen Subjekte spielen sich selbst als Hinterbliebene Verstorbener auf und erleichtern sich auf diese schnöde Weise ihr Handwerk. Besonders unangenehm machen sich die Spitzbuben auf dem alten Jakobikirchhof bemerkbar und vorwiegend haben sie es auf weibliche Kirchhofsbesucher, die sich in ihrer Andacht weniger stören lassen, abgesehen. Ein Uhren- und Ringnepper der gefährlichsten Art treibt zurzeit sein Unwesen. Der Gauner sucht sich seine Opfer unter den Soldaten und vorwiegend macht er sich an Offiziersburschen heran. Mit den Worten:Heda, Kamerad I" geht er auf der Straße auf seine Opfer zu und schwindelt ihnen vor, er sei soeben vom Militär entlassen worden und habe keinPulver". Er holt dann eine Taschenuhr hervor und behauptet, diese sei von reinem Gold und mindestens 80 M. wert. Da er aber in großer Geldverlegenheit sei, so bitte er de» Kameraden, ihm doch die Uhr für 10 M. abzukaufen. Natürlich fallen die jungen Leute zumeist auf das verlockende Angebot hinein und erst zu spät werden sie gewahr, daß sie eine wertlose Uhr von einem geriebenen Nepper bekommen haben. Großes Heil ist dem Mitinhaber der Warenhausfirma A. Jan- dorf u. Co. Herrn Adolf Jandorf widerfahren. Als Süddeutscher von Geburt ist er zum königlich bayerischen Kommerzienrat ernannt worden. Platz dem Militär! Ein Leser schreibt uns:Am Dienstagabend gegen 7 Uhr machten vier Herren, ich mit meiner Frau und drei Kindern, einen Spaziergang am Spandauer Schiffahrtskanal. In der Nähe der Niederlage der Hamburg -Amerikanischen Petroleumgesellschaft kam uns eine Militärtruppe(die 11. Kompagnie der Maikäfer) entgegen, die in Sektionsbreite die ganze Promenade einnahm und die ver- schiedene Herren nötigte, ihnen auszuweichen, obwohl die Straße vollkommen frei und staubrein war. Nicht eine Handbreit wurde uns Platz gemacht und so wurden diejenigen von uns, die sich rechts an der Seite vorbei bewegten, teils mit den Kolben, teils mit den Schultern angerempelt. Der hinter der Truppe gehende Leutnant wurde auf das Ungebörige hingewiesen und erst nach mehrmaligen Rufen: Wir zahlen die Steuern usw. bequemte er sich dazu, die Truppe auf die Straße zu dirigieren." So lange freie Bahn auf der Promenade ist. mag das gehen, wenn aber Spaziergänger den Bürgersteig benutzen, kann man diese doch nicht nötigen, auf den Straßendamm zu gehen. Was würde einem Arbeiterverein passieren, der sich in dieser Weise benehmen würde? Aus dem Neuen See gelandet ivurde gestern morgen die Leiche eines jungen Mädchens, das den Eindruck einer Verkäuferin macht. Die Ertrunkene ist etwa 20 Jahre alt und 1,70 Meter groß und trug ein dunkelblaues Jackett, einen schwarzen Nock, braune Strümpfe und gelbe Schnürschuhe. Ein ZcltzirkuS Cyrill Hatlö hat sich im Südosten der Stadt, in der in Rixdorf belegenen Pflügerstraße aufgetan und am Dienstag seine erste Vorstellung gegeben. Das Programm, das ein recht abwechselungsreiches genannt werden kann, enthält verschiedene gute Nummern. Hauptwert ist auf die Tierdressur gelegt. Pfcrdedressuren wechseln ab mit Löwen- und Hundedressuren; große Heiterkeit er« weckt der Clown Jansen mit seinem dressierten Schwein. Auf dem Gebiete der Schulreitkunst leistet Jansly Anerkennenswertes. Die Luftgymnastik hat in den zehn Aerial WonderS respektable Vertreter und die drei Tigergrazien beweisen, daß die Akrobatik unter den Dunkelfarbigen nicht weniger tüchtige Kräfte aufweist wie unter den Weißen. Eine goldene Damenuhr mit silberner Kette ist am Dienstag, den 23. Juni, von der Skalitzer Straße bis Schlesischen Bahnhof verloren worden. Abzugeben bei Kretschmer, Skalitzer Str. 11, Seitenflügel I. Vorort- JSacbrichtem Rixdorf. Ferienspiele für Kinder. Der JugendauSschuß der Arbeiterschaft Rixdorfs veranstaltet während der Schul» ferien für unsere Jungen und Mädchen wochentäglich nachmittags 3 bis 6 Uhr Spiele im Freien. Eine größere Anzahl Genossinnen haben sich bereitwilligst zur Verfügung gestellt, um die Kinder von den Sammelpunkten aus nach den Spielplätzen zu führen und dort die Spiele zu leiten. Nach Schluß der Spiele werden die Kinder wieder nach ihrem Sammelpunkt zurückgebracht. Es stehen drei Spielplätze zur Verfügung, auf welche die Kinder aus den verschiedenen Kommunal« Wahlbezirken in nachstehender Weise verteilt werden; die in Klammer angefügten Plätze sind die jeweiligen Sammelpunkte. Spielplatz Ecke Mahlower und Fontane st raß«: Kommunalbezirke 1 bis 3 sReuterplatz. Ratswage); 4 und 5(Kaiser Friedrichstraße, Ecke Fuldastraße, Miltelpromenade); 22 sauf dem Spiel- platz selbst;) 23(Boddinplatz); 24 iKarlsgartenstraße, am Karlsgarten). Spielplatz Leffing straße, Ecke Mittelweg: Kom- munalbezirke 7(Anzengruberstraße, vor der Reichspost); 9(Ecke Richard« und BerthelSdorfer Straße); 18 und 21(Schillerpromenade, an der Allerstraße); 17(auf dem Spielplatz selbst); 18 und 20(Ecke Kopf- straße und Mittelweg, am Wasserturm); 19(WaßmannSdorferstraße, an der katholischen Kirche ). Spielplatz der Freien Turner« schaft an der Grenz-Allee: Kommunalbezirke 6 und 8 (Wildenbruchplatz, an der Pumpstation); 10(Richardplatz, an der Schmiede); 11(Böhmischer Platz); 12(Saalcstraße, Ecke Elsterstraße); 13 und 14(Kranoldplatz); 15(Stubenrauchplatz). Der erste Spieltag ist Dienstag, den 5. Juli; abgeschlossen werden die Spiele durch ein Spielfest am Sonn« tag, den 7. August. Der Abmarsch der Kinder erfolgt von den Sammelorten täglich pünktlich um 2'/, Uhr; die letzteren sind durch lveiße Tafeln mit der Inschrift