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Wie windig eS auch um die.ewig Zungen' Ideale beS Zentrums stehen mag, insbesondere um sein Eintreten für die Wahrheit; darin hat daS Zirkular der Wahrheit die Ehre ge- gebe», datz die ZentrumSpolitik auf die Wahrung der Interessen seiner gutsituierten Parteimitglieder hinausläuft! Leipziger Wahlrechtsfeinde. Während das Proletariat Leipzigs wie schon gestern ge- meldet am Mittwochabend in gewaltigen Massen für die Ein- führung deS allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts vor dem Rathause demonstrierte, gingen im Stadtverordnetensaale die Redner unserer Partei mit der charakterlosen nationalliberalen Sippe ins Gericht. Diese hat vor 16 Jahren das allgemeine, gleiche Wahlrecht niedergetrampelt, die Dreiklassenwahl ein- geführt und sich bis heutigen Tages geweigert, ihre Volks- verräterischen Sünden von damals wieder gut zu machen, Unsere Genossen beantragten nicht nur, das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht in Leipzig einzuführen, sondern auch den Stadtrat zu ersuchen, auf die Gesetzgebung Einfluß zu nehmen. daß dieselbe Forderung für sämtliche Ge- meindewahlen zur Geltung komme. Die bürgerlichen Cliquen hatten sich tags zuvor in geheimer Zusammenkunft dahin verständigt, sich von unseren Rednern nicht herauslocken zu lasten. Trotzdem aber sahen sich der Bürgermeister und ein bürgerlicher Stadt- verordneter veranlaßt, einige Worte zu sagen. ES war ein kleines Verlegenheitsgestammel. Unsere Anträge wurden von sämtlichen bürgerlichen Vertretern abgelehnt und die nationalliberale Charakterlosigkeit hatte wieder einmal gesiegt._ Geborstene Ordnungssäule. In Kaukehmen , Ostpreußen , lebte der OrdnungSheld, Amts- Vorsteher und Deichkastenrendant Karl Benkmann herrlich und in Freuden. Er fand aber als moderner Patriot mich noch Zeit, in allen staatserhaltenden Vereinen und Gesellschaften, gegen die rote Brut zu Felde zu ziehen, wobei er dieBegehrlichkeit" der Arbeiter, besonders der ländlichen, mit harten Worten verurteilte. Da fand plötzlich die Revision der Amlskasse statt. Zunächst konnte ein Fehl- betrag nicht festgestellt werden, alles schien in bester Ordnung. Erst als der Landrat des Kreises die Restantenliste einer Prüstmg unter- zog, entdeckte man die betrügerischen Manipulationen des Herrn Rendanten. Benkmann hatte einen großen Teil der restierenden Summen, die bezahlt wurden, nicht gelöscht und auf diese Weise 37 000 Mark veruntreut. Vom Tilsiter Schwurgericht wurde «r am letzten Dienstag zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Fortbildungsschule und Sozialdemokratie. München , b. Juli.(Eig. Skr.) Auf eine Anfrage von sozial- demokratischer Seite nahm der bayerische Kultusminister Veran- lassung, sich über die Aufgabe des ReligionS- und Fortbildung?- schulunterrichts im Kampfe gegen den Sozialismus zu äußern. DaS Märchen der politisch-neutralen Volks- und Fortbildungsschule wurde durch den bayrischen Kultusminister gründlich zerstört. Er findet absolut nichts darin, wenn in der Fortbildungsschule und im Religionsunterricht der Volksschule durch die Lehrer der Kampf gegen die Sozialdemokratie geführt wird. DaS Ziel der Volksschule ist nach Ansicht des Ministers, die Jugend zu gottesfürchtigen und fürstentreuen Staatsbürgern zu erziehen. Wenn nun im StaatSlebebn eine Partei existiere, die den Be- stand des Staates verneine und auf den Umsturz hinarbeite, wie das bei der Sozialdemokratie der Fall sei, so mutz der Staat die ihm gegebenen Machtmittel benützen und dieselbe auch durch Er- ziehung und Unterricht bekämpfen. Natürlich, fügte der sich naiv stellende Minister hinzu, polemischen Charakter dürsten dieseBe- lehrungen" nicht annehmen. Es scheint allmählich Shstem in diese Sache in allen Bundes- staaten zu kommen. Die Aktion kann uns kalt lassen. Auch diese Sache wird, wie alle andern Dinge, der Sozialdemokratie zum Vorteil dienen._ Der Wechsel im Koblenzer RegierungsprSsidium. An Stelle des Frhrii. v. Hocvel ist der bisherige Regierungspräsident in Aurich Dr. Karl Prinz von Ratibor und Corvey als Re- gierungspräsident nach Koblenz versetzt worden. Die Handhabung desliberalen" BereinSgesetzes im Osten. DaS Schöffengericht Broinberg verhandelte am Dienstag gegen den Vorsitzenden der Zahlstelle S ch u l i tz vom Böttcher- verband und gegen den Genosten Stössel« Bromberg . Ersterer sollte sich strafbar gemacht haben, da er eine Mitgliederversammlung abgehalten, die aber vom Bürgermeister daselbst als politische an- gesehen und aufgelöst wurde. Hier nahm das Gericht an, daß es nicht erwiesen sei, dotz Politik getrieben werden sollte, und erkannte auf Freisprechung. Genosse Stössel hielt dann ebenfalls in Schulitz eine Gewerkschaftsversammlung ab, in der er die Rechte der Arbeiter Phranüde bildete ein Janusgesicht, dessen eine Seite die Züge des zur Ohnmacht verdammten Gottsohnes Mikado trugen, während die andere Seite die grimmige Fratze des SchogunS(Militärkaiser) aufwies. Unter diesen standen die Daymios(Feudalherren), die wieder getragen wurden von>den Samurais(Kcicgerkaste). Mikado, Schoguni, Feudalherren und die Krieger bildeten die herrschende Kaste, für die das ganze übrige Volk zu schanzen und zu leiden hatte. Wenn von Bildung die Rede sein konnte, so war sie nur bei der oberen Kaste zu finden. Herrschsucht, Schlauheit, Hinter- list, Tapferkeit, Mordlust und Ritterlichkeit hatten sich in ihr fort- geerbt von Geschlecht zu Geschlecht und wurden von kcinerle! Sentimentalität oder Mystik getrübt. Und diese Kaste, die frei von Aberglauben und humanitären Anwandlungen war, aber ihre Ziele und Vorteile sehr gut kannte, ist auch der Führer und Be- Herrscher der grotzcn gehorsamen und abergläubischen Masse des Volkes im neuen Japan geblieben. Sie befahl die Aenderungen, sie leitete die Kriege; die stets in hündischem Gehorsam gehaltene Masse gehorchte, zerfleischte sich, wie befohlen wurde. Auch der Unterbau des Gesellschaftsgebäudes war scharf ge- gliedert in Bauern, Handwerker, Kaufleute. Gerber, Totengräber, Etas und HininS, die zusammen das gemeine Volk ausmachten. Die weitaus größte Masse des arbeitenden Haufens waren natur- gemäß Bauern. Sie wie alle die anderen Proleten hatten zu bleiben und zu fronen, wo sie der Zufall der Geburt hinwarf. Zu schanzen hatten sie immer, auch zu essen, ivenn etwas übrig blieb. Zuerst mußten von deni Ertrag ihrer Arbeit die Herren befriedigt werden. Und diese verlangten nicht wenig. Noch im Jahre 1863, also in einer schon fortgeschrittenen Zeit, ernteten die 30 Millionen Bauern 30 Millionen K o k u Reis, davon hatten sie 22 Millionen K o k u als Steuern an die Regierung abzuliefern. DaS gemeine Volk hatte zu sehen, wo es blieb. In guten Erntejahren war es ihm noch möglich, den Ma�en zu füllen; aber in Zeiten der Mißernte konnte selbst die asiatische Bedürfnislosigkeit die Fürchterlichkeit der Misere nicht lindern. Da schrie das Elend laut und schrcckenerregend ungehört gen Himmel. Die Bauern hatten immerhin den Kelch des ElendS nicht soweit zu leeren, wie die unter ihnen stehenden Schichten. Die Etas und Hinins leerten den Leidcnskelch abseits von der mensch. lichen Gemeinschaft. Diess AuSgestoßenen, die Geächteten hatten kein anderes Verbrechen begangen, als daß sie krank, verkommen oder Bettler waren. Von den Etas mußten sieben zu- sammen gezählt lverdeu, um den Wert eines einzigen Menschen zu ergeben; die HininS. das ist Nichtmenschen, wurden, wie ja ihr Name schon besagt, überhaupt nicht zu den Menschen gerechnet. Ob nach dem VereinSgesetz schilderte. Hierin erblickt daS Gericht eine Erörterung politischer Angelegenheiten und verurteilte ihn zu 30 M. Geldstrafe. Zu dieser Versammlung waren nur Ge­werkschaftsmitglieder geladen und erschienen. Die preußische Mcdizinalabteilung, die bisher dem KultuS- Ministerium unterstand, ist nunmehr dem Ministerium deS Innern angegliedert worden, nachdem Minister v. D a 1 1 Iv i tz sich ausdrücklich damit einverstanden erklärt hatte. Unzufriedenheit unter de« hamburgischen Staatsbeamten. Im Hamburger Parlament gelangt am kommenden Sonnabend die von dem zahlreichen Beamtcnheer so sehnsüchtig erwartete Gehaltsvorlage zur Beratung. Zufriedengestellt hat diese Vorlage vielleicht nur die höheren Beamten, die mit Zulagen von 1000 M. und darüber bedacht werden sollen, während die mittleren und Unterbeamten recht stiefmütterlich behandelt werden. In einer von über 9000 Personen besuchten Versammlung der Staatsbeamten wurde am Dienstag in scharfer Weise zu der GehaltSvorlaHe Stellung genommen und die durchschnittlich nur 6 Proz. für die unteren Beamten betragende GebaltSaufbesserung als völlig un­zulänglich bezeichnet, zunial die Reichöfinanzreform das Haushalts- budget eines Beamten um 1516 Proz. mehr belaste. Eine Reso- lution, welche eine dementsprechende Erhöhung der Gehälter mit größeren Anfangszulagen und kürzerer Dauer zur Erreichung des Endgehalts usw. verlangt, wurde von der Riesenversammluiig ein- stimmig angenommen._ Eine gemeine Handlungsweise. München , 6. Juli. (Kriegsgericht 1. Division.) Eine Beleidigung, wie sie ekelerregender und gemeiner kaum gedacht werden kann also bezeichnete da« Gericht in seiner Urteilsbegründung das Ver- halten des Sergeanten Johann Spreng bei der 9. Kompagnie des 1. Jnsanterieregiments. Spreng hielt am 21. Mai d. I. auf dem Schießplatz Neufreimann mit Leuten seiner Kompagnie Schießübungen ab. Als einer der Leute einen Fehlschuß machte, wollte er ihm eine Ohrfeige geben. Der Mann zog den Kopf zurück und wurde in- folgedessen nur noch an der Nasenspitze getroffen. Einige Zeit nach diesem Vorfall machte der gleiche Mann wieder einen Fehlschutz. Nun spuckte Sergeant Spreng dem Mann inSGeficht und traf ihn ins Auge. Das Spucken geschah so kräftig und aus- giebig, daß dem Mann der Speichel über die Wange, den Waffen- rock hinunter bis über die Patronentasche hinablief. Der Sergeant wurde zu 16 Tagen Mittelarrest verurteilt. franhmd). Wie Breton dem Proporz eine Grube grub. Paris , 5. Juli. (Eig. Ber.) DerGenoffe" Breton, der be- kanntlich im Proporz einen Verrat am hehren Blockideal sieht und deshalb mit Schwert und Gift gegen die Anhänger dieser Reform kämpft, ist gestern bei einem Versuch, sie hinterrücks zu Fall zu bringen, selber gräßlich hineingesaust. Die Kammer hat vor einigen Tagen beschlossen, bei der Wahl der großen permanenten Ausschüsse allen Parteien eine ihrer Stärke entsprechende Bertret, mg zu ge- währen. Breton beantragte nun. diesen Grundsatz auch bei der Wahl des Wahlreformansschusses, unter Zugrundelegung des de Hondtschen ProporzsystemS, zur Anwendung zu bringen. Auf den ersten Blick erscheint eS sonderbar, daß gerade Breton diesen Antrag gestellt hat. Aber er hatte sein Plänchen dabei. Unter den Radikalen gibt eS nämlich gar nicht wenige, die sich aus Furcht vor den Wählern als Anhänger des ProporzeS ausspielen, aber Mordwünsche gegen ihn im Herzen tragen. Auf sie gründete Breton seine Hoff- nung. Bei der Wahl des Ausschusses sollten sie alS Vertreter der radikalen Partei Gegner des Proporzes entsenden. Aber BretonS Plan hatte eine verwundbare Stelle. Er war nur dann aussichtsvoll, wenn die Ausschußwahl geheim war. Genosse JaurdS machte ihn zuschanden, indem er dieOeffentlichkeit beantragte, und diese wurde auch angenommen, da doch die mit BretonS Anschlag sympathisierenden Radikalen ihre BcrratSabsichten nicht selbst verraten konnten. Und nun sind sie gerade erst gezwungen, schon bei der AuSschußwahl Farbe zu bekennen. UeberdieS hat der Präsident deS parlamentarischen ProporzkomiteeS B e n o i st die Liste der 319 Mitglieder, die dem Komitee beigetreten sind, ver- lesen. Ihre Name» stehen imOsficiel" und diese Feftnagelung ist immerhin eine Bürgschaft. Der Proporz ist noch lange nicht gesichert, aber daß er gestern ein gutes Stück vorwärts gekommen ist, ist das Berdienst des Genossen Breton. Keine Amnestie. Paris , 7. Juli. Deputiertenkammer. In der heutigen Sitzung brachte der Abgeordnete Sixte Quenin(Sozialist) einen Amnestieantrag ein. Ministerpräsident B r i a n d bat die Kammer, den Antrag abzulehnen, weil die wiederholten Amnestien der letzten 10 Jahre nur den Erfolg gehabt hätten, die Mirksamkeit diese Parias nun dem Hunger, der Krankheit, oder dem Säbel der Soldateska erlagen, wer fragte danach? Auch jetzt leben diese etwa 300 000 Kreaturen noch abgeschlossen für sich. Ein charakteristisches Merkmal des alten Japan war die Herrschsucht der Kriegerkaste. Nur sie allein hatte persönliche Rechte und Freiheiten, und sie übte sie in brutaler Weise aus. Der ge- meine Mann hatte für sie ohne Murren zu fronen, ihnen mit Leib und Seele zur Verfügung zu stehen; er hatte sich buchstäblich in den Staub zu werfen, wenn er ihrer ansichtig wurde. Wäre er ihr ungehorsam gewesen, oder hätte er Widerstand zu zeigen gewagt. es hätte ihm auf der Stelle das Leben gekostet. Die Krieger hatten ihre Säbel gar lose in der Scheide stecken. Bauern und Bettler hatten ihnen den Hals darzureichen, oft nur, um die Schärfe der Schneide zu probieren. Die Samurais(Krieger) säbeltendamals die Köpfe des gemeinen Volkes ab, wie die Bauern die Köpfe des Daikon(Riesenrettich) abhacken". Wie grog im alten Japan der Druck, der das Volk in Unter- tänigkeit hielt, gewesen sein muß. kann man an dem Respekt, an der Unterwürfigkeit ermessen, womit da? Volk heute noch, nach langen Jahrzehnten, der Obrigkeit oder dem, der danach riecht, ent- gegen schleicht. Wenn früher die Vornehmen reisten, hatten sich die Angehörigen der unteren Schichten, Gehorsam und Ehrerbietung zeigend, auf den Boden zu werfen. Wer das unterließ, dem wurde von der säbeltragcnden Begleitung sofort der Kopf neben die Füße gelegt. Vor gar nicht langer Zeit wurde noch Europäern in ab- gelegenen Teilen des Landes in der nämlichen Weise Gruß und Achtung erwiesen. Noch schlimmer war das Los der Frauen. Sie hatten überdies noch unter der Rücksichtslosigkeit der Männer zu leiden. Ihre, in europäischer Leibeigenschaft seufzenden Geschlechtsgenossinnen würden sie nicht beneidet haben.Die Frau ist des Mannes Spiel- zeug", war die allgemeine Ansicht. Der Frauen Los wardrei- faltiger Gehorsam": Gehorsam einem Vater, wenn ledig; Gehorsam einem Manne, wenn verheiratet; Gehorsam einem Sohn, wenn Witwe.Eine Frau hat ihren Mann zu betrachten, als ab er der Himmel selbst wäre, Frauen dürfen keine Freundschaft oder ein vertrauliches Verhältnis pflegen, es sei denn, es wird ihr von ihrem Manne befohlen." heißt es in einem alten Leitfaden für Mädchenerziehung. Der Mann konnte seine Frau davonjagen und kann es auch heute noch, wenn es ihm gut deuchte, ohne daß er der Frau gegenüber zum geringsten verpflichtet gewesen wäre. Das gemeine Volk trug sein schweres Kreuz in stoischer Ruhe. Hätte es nach Freiheit, Recht, Selbständigkeit, nach etwas mehr Reis und Iisch gestrebt, e? hätte ia dein Säbel de.r Krieger sin der Strafgesetze abzuschwächen, anstatt die erhoffte Beruhigung zu bringen.(Beifall links und in der Witte.) Der Antrag wurde darauf mit 420 gegen 108 Stimmen abgelehnt. Spanien . Der Aufstand in Barcelona . Madrid , 6. Juli. D ep ut i e r te n k a m m e r. Emiliano Jglesias(radikal) sprach über die Vorkommnisse in Barce- l o na und erklärte, die Bewegung sei durch die Ungeschicklich» keit der Behörden hervorgerufen worden. Redner tadelte die Regierung, daß sie zur öffentlichen Gemalt ihre Zuflucht ge- nommen und die Militärgerichte mit der Führung der Prozesse bc- auftragt habe. Die Militärgerichte hätten unter dem imperativen Mandat veralteter Sondcrgesetzc gehandelt, die uichcdiimt zu be- seitigen seien. Nichts habe das Vorhandensein eines Komplotts zur Vorbereitung der Revolution erwiesen. In den Akten habe sich kein Beweis gegen Ferrer gefunden, dessen Prozeß durch die Regierung begonnen, durchgeführt und beendet tvorden sei, die allein verantwortlich sei. Um Ferrer erschießen zu können, habe man das Recht verletzen müsscni, indem man ihn als Haupt einer Meuterei darstellte, an der er nicht einmal teil- genommen habe. Ferrcr wäre nicht hingerichtet worden ohne den Druck der Regierung, die vor Beginn der Kammer die Sache habe zu Ende führen toollen. Der Kr i e g s m i n i st e r verteidigte die Kriegsgerichte ans das wärmste und erklärte, sie hätten sich nur von ihrem Gewissen und dem Gesetz leiten lassen. Ein infames Urteil. Barcelona , 7. Juli. Das Gericht von Barcelona ver- urteilte den Sozialisten Villanueva, der beschuldigt wird, im vorigen Jahre bei den revolutionären Manifestationen die Brandlegung des Klosters von Los Escolapios ver- anlaßt zu haben, zu 14 Jahren Gefäilgnis und zur Zahlung eines Schadenersatzes von 1 7 50<)()() Pesetas. Rußland. Ei» Abkomme » mit Japan . Zwischen Rußland und Japan ist ein Abkomme« über ihre Interessen in Ostasien. namentlich in der Mandschurei ge- troffen worden. Es heißt in dem Vertragstext:Mit dem Ziele, die Verkehrsverbindungen zu erleichtern und den Handel zwischen den beiden Nationen auszudehnen, entschließen sie sich gegenseitig zu einer freundschaftlichen Koopcra- t i o n in der Absicht, ihre Eisenbahnlinien in der Mandschurei zu verbessern und den Eisenbahndienst gegen- seitig zu verbinden, um so jede Konkurrenz aufzuheben. Sie verpflichten sich zur Aufrechterhaltung und An» erkennung des Status quo gemäß den bis zum heutigen Tage abgeschlossenen Verträgen, seien es solche zwischen Rußland und Japan oder solche zwischen diesen beiden Mächten und China . Für den Fall, daß der Status quo durch irgendwelche Vorfälle bedroht wird, sind die beiden Kontraktmächte verpflichtet, die notwendigen Matznahmen zur Aufrechterhaltung des Friedens zu ergreifen." Depeschen aus Tokio besagen, datz die japanisch« Presse übereinstimmend erklärt, datz die w i ch t i g st e n B e- st immun gen des russisch-japanischen Vertrages in einem Ge- heimvertrag niedergelegt sind, dessen Existenz aber durch die Kabinette von Tokio und Petersburg geleugnet wird. ZürM. Die Kretafrage. London , 6. Juni. DaS Reutcrsche Bureau erfährt, datz die Nachrichten aus Kreta beuruhigend lauten. Es steht fest. datz diejenige Partei auf der Insel, die darauf besteht, datz die muselmanischen Deputierten den Eid auf den König der Hellenen ablegen, an Stärke zunimmt, so daß es nicht umvahrscheinlich ist, datz es bei dem Zusammentreten der Nationalversammlung zu Unruhen kommen wird. Obwohl noch keine formelle Ent» scheidung getroffen ist, hat man Grund zu der Annahme, datz, falls die Kreter sich in der angedeuteten Weise gegen die muselman« schen Deputierten verhalten, internatlonale Streit» k raste von den Kriegsschiffen gelandet werden sollen, um die Ordnung ausrecht zu erhalten und darauf zu sehen, datz vi« Rechte des Sultans respektiert werden. Der Boykott. Konstantinopel , 7. Juli. Ein Zirkular des Ministeriums des Innern weist darauf hin, datz trotz des letzten Zirkulars der Boykott fortdauere, datz der Eintritt in griechisck)e Ge» schäfte verhindert werde und datz man auch gegen ottomamsche Ge» schäste vorgehe unter dem Vorlvand, sie seien Anhänger der Griechen. Das Zirkular fordert die Provinzialbehörden auf, dem Boykott unverzüglich ein Ende zu sehen und gegen Zuwiderhandelnde die gesetzlichen Matznahmen zu ergreifen. tödliches Hindernis gefunden. So lebte der gemeine Mann weiter das Leben, wie es seine Vorfahren gelebt hatten, zog weiter den blutbefleckten Karren des Feudalismus, wie es die herrische Stimme der Unterdrückten befahl. Ueber das Warum und Wozu dieses Zustandes nachzugrübeln war nicht seine Sache. Jeder hatte mit sich selbst genug zu tun. Der Siebenmensch kümmerte ihn nicht. Die Bande, die die Gemeinschaft der Unterdrückten umschlang, waren mehr als lose. Die Stiefkinder des Schicksals, die Kranken, Verkommenen und Altersschwachen wurden kurzerhand ihrer Hilf» losigkeit überlassen. Wüteten Epidemien, so hatte der Sensenmann unermeßliche Beute. Die unteren Schichten standen allem Un. gemach rat- und tatloS gegenüber. Einen Ausweg hätten sie nicht betreten können, selbst wenn sie einen gesehen hätten. Eine Aende- rung konnte nur von außen kommen. Und sie kam von den weißen Teufeln". ES ist leicht zu verstehen, warum die herrschende Kaste sich dem Verlangen des amerikanischen Admirals Perrh(18S3), das Land den Fremden zu öffnen, so lange es nur irgend ging, widersetzte. Sie verteidigten alles, was ihnen bis dahin das Leben wert gemacht hatte. Aber die Einsichtigeren unter den Herrschenden wären keine Asiaten gewesen, wenn sie nicht gesehen hätten, datz die weitere Konservierung des ohnehin morsch gewordenen Staatswesens eine schwere Gefahr für das Land und dessen Unabhängigkeit gewesen wäre. Während sie schliefen, hatten sich die Weihen Macht, Reich. tum und Waffen geschafft. Der Anblick der amerikanischen Kriegs- flotte hatte die noch schläfrigen Schlitzaugen schrecklich schnell aus- einander gerissen. Was das alles zu bedeuten habe, konnten sie noch nicht gleich sagen. Aber als die Flotte den Befehl, den Hafen zu verlassen, mit völliger Gleichgültigkeit ignorierte, ja als selbst die Götter und Ahnen, deren Beistand die versammelte Gemein- schaft der Priester gegen dieweißen Teufel" anrief, vollständig versagten, begann es im braunen Schädel schnell zu dämmern. Uebrigens hieß ein Blick aus die Nachbarländer die eigene Zukunft ahnen. Sollte Japan nicht das Schicksal Indiens , Chinas ooer der Philippinen teilen, dann hatte es mit aller seiner Kraft zu ver- suchen, hinter das Geheimnis der Macht derweißen Teufel" zu kommen. Es mußte gewählt werden zwischen der Aufrechterhaltung de» alten Feudalsystems, was den sehr wahrscheinlichen Verlust der Unabhängigkeit bedeutet hätte, und der Eröffnung des Landes für die westliche Zivilisation. Die Furcht, unter die Herrschaft der Weißen zu kommen trieb die hadernden Feudalen zu Paaren; sie ließ ihnen den Verlust der Privilegien, die eine Feudalzeit gebracht, weniger schmerzlich er- scheinen: Dieweiße Gefahr schuf da» einige Japan vvn DsuUl