Gewerklchaftlicbe� Das Canfvertragsproblem und die tccbmfchen Angestellten. Die bürgerlichen Ideologen bezeichnen die Tarifentwicke- lung als den Weg zum sozialen Frieden. In Wirklichkeit hat es sich ja doch immer gezeigt, daß die Tarifverträge nur die äußeren Merkmale bestehender Machtverhältnisse sind, daß um jede Position des tariflichen Arbeitsvertrages weiter gekämpft und gerungen werden muß. Die Arbeiter haben deshalb den Wirkungskreis ihrer Tarifverträge stetig zn erweitern gesucht. Sie stehen gegenwärtig sogar vor den Toren der groß- industriellen Werke, deren Leiter sich bisher am erfolgreichsten den Forderungen nach tariflichen Vereinbarungen zu wider- setzen wußten. Auch dort werden die Machtkämpfe ausge� fochten werden müssen. Eine bemerkenswerte Erscheinung ist die Tatsache, daß der Tarifgedanke jetzt von großindustriellen Arbeitnehmerkreisen aufgegriffen wird, die bisher der gewerkschaftlichen Praxis fem gestanden haben. Im Jndustriebeamtenverlag Berlin IW. 52, erschien dieser Tage eine Broschüre, die sich betitelt:„Mindesb gehälter. Ein Beitrag zum Lohnproblem der technischen Privatangestellten." Es handelt sich um zwei Gutachten, die über dieses Thema von Praktikern dem Bunde der technisch industriellen Beamten erstattet wurden. Darüber wurde au dem letzten Bundestag diskutiert und gelangten dem> entsprechende Leitsätze zur Annahme. Es ist hier nicht der Ort, auf die Einzelheiten der Gut achten oder auf einzelne Ausführungen der Diskussionsredner des Näheren einzugehen. Viel wichtiger ist es, nachzuweisen, welche prinzipielle Bedeutung die Stellungnahme des Bundes der technisch-industriellen Beamten zu dieser Frage hat. In den Leitsätzen wird ausgesprochen, daß die Schaffung von Minimalgehaltsskalen anzustreben sei. Bestimmte Normen wurden formuliert, die sich für die große Masse der technischen Angestellten nach den Bedingungen der praktischen Tätigkeit ergeben. Das Mindestgehalt wird auf 150 M. monatlich festgelegt und soll jedem technischen Angestellten der Industrie gezahlt werden, der praktische technische Arbeit selbständig gestaltend leistet. Die Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse soll durch Ortszuschläge berücksichtigt werden, deren Ermittelung durch die Gaue und die Ortsgruppen des Bundes gemeinsam mit dem Vorstande in Angriff genommen wird. Der Bund macht es seinen Mitgliedern zur Pflicht, die Durchführung des auf gestellten Mindestgehalts mit den jedem einzelnen zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstützen. Die Unternehmer werden natürlich nicht verfehlen, diesen Vorstoß der technischen Angestellten auf einheitliche Regelung des Arbeitsvertrages mit denselben Argumenten abzuwehren, wie sie die Durchführung der Tarifverträge bei den Arbeitern bekämpfen. Der Unternehmer sucht sich den Nnzelarbeitsvertrag zu sichern. Er hat ein Interesse daran, daß sich durch eine mög lichst hohe industrielle Reservearmee die einzelnen Arbeits kräfte gegenseitig unterbieten. Die Bestimmungen des Arbeits� der Unternehmer einseitig festzulegen, der hat sich den aufgestellten Bedingungen zu Vertrages sucht einzelne Arbeiter fügen. Die gleichen gestellten. Der Waffen technisch Verhältnisse treffen zu beim techniischen An vorhandene Schulbetrieb wirft ungeheure gebildeter Arbeitskräfte auf den Markt, die sich nun unterbieten. Es ist festgestellt, daß Anfangsgehälter von 60 M. monatlich nicht zu den Seltenheiten gehören. Und gerade die Akademiker stellen die niedrigsten Forderungen. In der Diskussion fiel das harte Wort, daß die technischen An- gestellten, die aus den unteren Schichten emporwachsen,„das stärkste Rückgrat haben, weil sie den Wert des Geldes von früh an schätzen gelernt haben gegenüber denen, die auf der Tasche des Vaters gelegen haben". Und Ingenieur T h i m m drückt sich schon schärfer aus: .Wir schleppen heute viele mit, die überflüssig sind. Wenn ein Akademiker mit 32 Jahren erst 125 M. verdient, so gehört er nicht in unseren Beruf. Akademiker, die nichts weiter sind wie . Zeichenknechte, haben ihren Beruf verfehlt."... In den Verhandlungen dieser Technikerorganisation wird auf dem Wege gewerkschaftlicher Arbeit ein weiterer Schritt vorwärts gemacht. Es wird anerkannt, daß nur durch die Macht der Organisation einheitliche Arbeitsbedingungen durchgeführt werden können. Die Parole ist durch vorliegende Schrift aus- gegeben worden. An den Technikern selbst wird es liegen, ob sie die Konsequenzen zu ziehen wissen im Hinblick auf die Arbeitsbeziehungen zum Unternehmen, wie sie durch die weitere technisch- industrielle Entwickelung auch für sie ge- schaffen wurde._ Berlin und Umgegend. Die streikenden Schmiede stellten in ihrer letzten Versammlung am Donnerstag morgen fest, daß seit Dienstag wieder in fünf Werlstätten die Forderungen unterschriftlich anerkannt worden sind. 20 jüngere Schmiede sind abgereist, um ihren älteren Kollegen den Kampf zu erleichtern. Von den Streikenden ist niemand abtrünnig geworden. Nach der letzten Zählung(die ersten im „Vorwärts" veröffentlichten Zahlen waren nicht vollständig) de- finden sich in 263 Werkstätten 648 Schmiedegesellen im Streik. Etwa 126 Gesellen sind zurückgeblieben, davon sind aber 62 Mann Söhne und Verwandte der Meister. Unter den übrigen haben sich als Streikbrecher hergegeben: 4 Schlosser, 3 Hausdiener, 2 Sol- baten, 2 Gastwirte, 2 Schüler, 2 Arbeiter, 1 Eishändler. Wie man sieht, suchen sich die Meister auf allerlei Art zu behelfen. Die Streikenden haben festgestellt, daß sich in vielen Betrieben die Ar- beit anhäuft, so daß die Meister unruhig werden und auf das Ende des Streiks warten. Die Angabe des„Lokal-Anzeigers", daß viele Gesellen zur Arbeit zurückgekehrt seien, ist durchaus falsch. In der betreffenden Notiz, die aus Meisterkreisen stammt, wird wieder behauptet, daß die Statuten der Innung eine Verhandlung mit dem Zentralverbande nicht zulassen. Das ist nicht zutreffend; die Streikenden erinnern daran, daß die Klempnerinnung und die Malcrinnuna, die die gleichen Statuten haben, Verträge mit den Zentralverbänden der Arberter abschlössen. Wenn in der Notiz des„Lokal-Anzeiger" von Ausschreitungen der Streikenden ge- sprochen wird, so erklärten die Versammelten solche Behauptungen als Unwahrheiten. Sie protestierten zugleich gegen die Verhaf- tungen ihrer Streikposten, die stundenlang ohne jeden Grund auf den Wachen festgehalten werden. Wie wenig Grund die Polizei zu Verhaftungen hatte, ersieht man schon daraus, daß bis jetzt noch keinem der Verhafteten ein Strafmandat zugegangen ist. In der Versammlung wurde noch bekanntgegeben: Der Baukantinenbesitzer Erich Sieg, Wilmersdorf , Sächsische- straße, ist ein gelernter Schmied und arbeitet bei Heinrich Hart- stein, Wilmersdorf , Wilhelmsaue. Bei Schulz in Tegel arbeitet ein Soldat, der Sohn des Meisters, der Urlaub genommen hat und Streikarbeit verrichtet. Die Mnrmorarbeiter nahmen am 6. Juli im„Englischen Garten " Stellung zur Tarifftage. Z u n k hatte das einleitende Referat. Redner legte dar, wie die Lohnverhältnisse eine Verein. Heitlichung geradezu erfordern, um der Zerfahrenheit und der durch sie begünstigten Schmutzkonkurrenz erfolgreich zu begegnen. Das Scheitern der Normaltariffrage müsse die Veranlassung für die Steinarbeiter sein, nunmehr ein Tarifverhältnis auf örtlicher Grundlage anzustreben.— Die Diskussionsreden bewegten sich im Sinne des Referats. Allseitig wurde gewünscht, daß ein Tarif zu- stände kommt, in welchem die im Laufe der letzten Jahre durch das Umsichgreifen der Maschine veränderten Verhältnisse Berück sichtigung finden. Auch die Kunststeinbranche müsse bei dieser Gelegenheit mit berücksichtigt werden. Eine siebengliedrige, aus allen Branchen bestehende Kommission wurde darauf beauftragt, einen Tarifentwurf auszuarbeiten und der in der nächsten Woche am Donnerstag ebenfalls im„Englischen Garten " erneut zn sammentretenden Kollegenschaft vorzulegen. Die Arbeitsverhältnisse der Kraftwagenführer wurden am Mittwoch in einer Versammlung des TranSportarbeiterver- bandes beleuchtet. Der©ektionsleiter Rettich bezeichnete die Zahlung von Kilometergeldern und Prämien an die Kraftwagen« führer als einen der größten Mißstände, weil dadurch das Eüv kommen der Chauffeure bei äußerster Anspannung ihrer Arbeits kraft ein sehr schwan>kendes und unsicheres werde. Der Verband habe sich mit Erfolg bemüht, die Arbeitsverhältnisse der Kraft Wagenführer zu verbessern, doch bei der Firma Büsing sei das nicht gelungen. Bei dieser Firma, die einen Motor-Lastwagcnbetrieb rn Berlin habe, hätten die Wagenführer besonders unter einer übermäßig langen Arbeitszeit zu leiden gehabt. Es sei mehrmals in der Woche vorgekommen, daß ein Fahrer, nachdem er von morgens 6 bis abends 8 Uhr gearbeitet hatte, schon um 2 Uhr nachts wieder eine Fahrt machen mutzte, die bis 6 Uhr morgens dauerte und der sich dann wieder eine Tour von 3 Uhr morgens bis 7 Uhr abends angeschlossen habe. Es sei nicht zu verwundern, wenn bei derart anstrengender Tätigkeit Unfälle und Besckiädi- gungen am Mototr vorkämen. Aber bei der Firma Büsing müßten die Fahrer alle an ihrem Wagen vorkommenden Reparaturen be zahlen� falls sie nicht ihre Schuldlosigkeit nachweisen können. Zur Deckung der Reparaturkosten werde den Fahrern eine Kaution von 136 Mk. nach und nach vom Lohn abgezogen. Auf Anordnung des Betriebsleiters seien Wagen gebraucht tvorden, deren Transparent schilder nicht den vorgeschriebenen Polizeistempel trugen. NatÜD lich seien die Führer dieser Wagen in Strafe genommen worden, die zwar die Firma bezahlt habe, die aber doch die Strafliste der betreffenden Chauffeure belaste und eine Gefahr für ihre Exi-- stenz werden könnte. Der Anfangslohn der Fahrer betrage 3,53 Mark pro Tag� Nach 2 Wochen bekämen sie 24 Mk. wöchentlich sowie 5 Mk. Prämie und bei mehr als 53 Kilometer 2 Pf. pro Kilometer. Im günstigsten Falle, das heißt, wenn ein Fahr r mehrmals in der Woche solche Touren mache, wie die vorhin be- zeichnete, könne er in der Woche 48 Mk. verdienen. Durch Straf- gelber für Zuspätkommen werde der Lohn aber noch verkürzt. Wo die Strafgelder bleiben, wisse niemand. Nachdem sich die Fahrer organisiert hatten, stellten sie im Mai die Forderung: Gewähruug eines Wochenlohnes von 43 Mk. für Fahrer, 32 Mk. für Mitfahrer. 3 stündige Arbeitszeit, 2 Mk. Zehrgeld bei Fahrten über Land, für Ueberstunde 23 Pf., für Sonntagsarbeit 53 Pf. Aufschlag. Sogleich nach der schriftlichen Zustellung der Forderungen an den Betriebs- leiter fei der Vertrauensmann entlassen worden, allerdings unter dom Vorwand, er habe Reparaturschaden verursacht. Aber die Kosten der Reparatur seien dem Manne, noch ehe sein Verschulden festgestellt warr vom Lohn einbehalten worden. Nach einigen Tagen sei eine Verhandlung der Organisationsleitung mit dem Be- triebsleiter zustande gekommen. Dieser habe beftiedigende Zuge- ständnisse in bezug auf die Forderungen gemacht. Trotzdem hatten die Chauffeure immer noch über mancherlei Mitzststände zu klagen gehabt. Die Organisationsleitung wollte deshalb nochmals mit dem Betriebsleiter verhandeln» sie wurde aber zurückgewiesen. Ein Schreiben an die Direktion der Firma in Braunschweig hahe keinen anderen Erfolg gehabt als den, daß die Direktion die Angelegen- heit ihrem Berliner Betriebsleiter, der die Verbandsvertreter hin- ausgewiesen hatte, zur Erledigung überwies, so daß also eine Aenderuny der bestehenden Verhaltnisse nicht zu erwarten ist. Von den im Betriebe beschäftigten Fahrern werde jetzt einer nach dem andern entlassen, neue Leute würden eingestellt, auf welche die Organisation keinen Einfluß habe, so daß vor der Hand nichts weiter getan werden könne, als man mit den im Betriebe Beschäf- tigten Fühlung zu nehmen such«, um sie für die Interessen der Arbeiter zu gewinnen und bei gelegener Zeit bessere Verhältnisse zu schaffen. veutlebes Reich. Gute Nachwirkungen vom Kampf im Baugewerbe. Der Verband der Bauhilfsarbeiter hat seit Beendigung des Kampfes 3333 neue Mitglieder gewonnen. Altpreußische Sparsamkeit. Da? Amtsblatt der königlichen Regierung zu Erfurt wurde länger als ein Menschenalter in der Ohlenrothschen Buch- druckerei in Erfurt hergestellt. Außerdem erscheint in diesem Verlage auch eine sogenannte„unabhängige nationale Tageszeitung", die wohl als Gegenleistung für die dem Geschäft überwiesenen Re- gierungs-, staatlichen und städtischen Druckaufträge die Regierungs- Politik in treuer„Unabhängigkeit" lobhudelt. Aber diese„fteiwillige" nationale Bearbeitung der öffentlichen Meinung hat nicht verhindern können, daß sich die hohe Regierungsbehörde in Erfurt auf ihre Pflicht besann, nach altpreußischer Tradition Sparsamkeit zu üben und für den Druck des Amtsblattes bei Ablauf des Kontraktes auch weiter einen Preis bezahlen wollte, für den sich der bisherige Drucker bestens bedankte. Wie uns von gut informierter Seite versichert wird, sollen es auch alle andere» Erfurter Druckereien abgelehnt haben, da? Amtsblatt für den gebotenen Preis herzustellen. Tatsache ist, daß das Amtsblatt der königlichen Regierung jetzt in der Strafan statt zu Moabit hergestellt wird. In diesem Verhalten der Erfurter Regierungsbehörde, an deren Spitze ein Herr v. Fidler steht, spiegelt sich die Fürsorge der preußischen Regierung für die Hebung der einheimischen Industrie wieder und ebenio das reiche Verständnis, daS sie sozialen Ein- richtungen, wie der T a r i f g<• m e i n s ch a f t, entgegenbringt. Christliche Saalabtreiberei. Die braven Christen verschmähen in ihrem Kampf gegen die Roten auch die schofelsten Mittel nickt. In der obeipfälziscken Stadt Sulzbach wurde den freien Gewerkschaften das bisher innegehabte Versammlungslokal zuerst von der„teutscken" Turnerschaft abgetrieben. Als der Brauerverband bald darauf wieder ein Lokal bei dem Gastwirt Schall fand, legten sich die Christen ins Mittel. um die unbequenie Organisation in echt christlicher Weise tot zu machen. Ihr Vorsitzender Sckleicher richtete an den Lokalwirt einen chreibcbrief, der ein glänzendes Zeugnis sowohl für den Charakter als für die Geisteshöhe des christlichen Häuptlings ahlegt. Dos Dokument lautet: „Werter Herr Sckall! Hierdurch setze ick Dich nochmals in Erkenntnis, daß die tagende Versammlung für Bräner nur rote Organisierte Brau» gehilfen und gesellen ist wo eben Sträubig der Maßgebende da- von ist ich setze dich daher in volsten Vertrauen zu dieser Sache in Erkenntnis weil eben denselben das Lokal bei Nenner gekündigt ist und kein Lokal in Snlzbach bekommen, so wollen sich diefelben in unser Lokal einschmeicheln zur gefälligen Erkenntnis diene zur Antwort aller Hochachtung Schleicher, Vorsitzender." Die schwarzen Saalabtreiber werden trotzdem die freien Ge- werkschaften nicht aus Sulzbach verdrängen. Tarifkündigung in der sndwestdentschen Konfektion. Am 1. Juli wurde vom Verbände der Schneider, Schneide- rinnen und Wäschearbeiter der am 1. März 1336 mit dem Ver- bände süddeutscher Kleiderfabriken abgeschlossene Tarifvertrag, umfassend die Städte Frankfurt , Mainz , Speyer , Worms , Darm» stadi und Heidelberg gekündigt. Vom Verbände christlicher Schneider wurde gleichfalls die Kündigung eingereicht. ZHusland. Der Kampf im schweizerischen Brauergewerbe ist nun in ein ernstes Stadium getreten. Seit Montag stehen 1233 Brauerei- arbeiter in Streik und, mit Ausnahme von vier deutschschweizeri- schen Brauereien, ist über alle anderen, welche dem Verbände schweizerischer Brauereien angehören, der Boykott verhängt worden. Derselbe wird in der schärfsten Weise durchgeführt. In allen größeren Orten wurden von den Arbeitervereinigungen Ueber- wachungskommissionen eingesetzt, die darauf achten, daß die orga- nisierten Arbeiter den Boykott strenge einhalten. Ausdrücklich ver- schont vom Boykott sind noch die beiden Münchener Brauereien Eberl- und Hackerbräu. Die schweizerischen Braue- reien erwarten aus Deutschland Arbeits» willige(!), die aber bis jetzt nur in ganz kleiner Anzahl ein. getroffen sind. Anfänglich glaubte man, es werde der Vermittelung durch den Sekretär des Departements deS Innern der schweizerischen Eid- genossenschaft, Dr. Kamann, gelingen, den Konflikt heizulegen, aber beide Parteien beharrten auf ihrem Standpunkt, und die schweizerischen Brauereien kündigten am vergangenen Sonnabend die Aussperrung an, welche von der Arbeiterschaft am Montag mit der sofortigen Arbeitsniederlegung beantwortet wurde. Die christ- lichen Gewerkschaften stehen auf der Seite der Brauereibesitzer und haben sich dem Vorgehen der freien Gewerkschafter nicht an- geschlossen. Die Brauereien von Rheinfelden sind daher nicht so sehr vom Streik beeinträchtigt, weil sie vorwiegend christlich organi- sierte Arbeiter beschäftigen. Der Kampf im Brauergewerbe dürfte voraussichtlich sehr lange dauern. Wer schließlich den Sieg davon- trägt, das dürften voraussichtlich die Arbeiter sein, weil sie in der günstigen Lage sind, daß ihnen die gesamte Arbeiterschaft durch den Boykott kräftig zur Seite stehen kann. Der drohende französische Eisenbahnerstreik. „Matin" berichtet über ein Interview, welches ein Mitglied der Redaklion mit dem Vorsitzenden des Verwaliungs« rates des Nationalsyndikats der Eisenbahner gestern nach der Versammlung hatte. Der Vorsitzende führte aus, daß der Generalstreik im Prinzip angenommen worden sei, daß sich allerdings die Angestellten vor der Hand noch ver- pflichtet hätten, die Arbeit fortzusetzen und ihre Pflicht zu erfüllen bis zu dem Tage, an dem das Streikkomitee das Einstellen der Arbeit auf allen französischen Bahnen verfügen werde. Einige Führer des Syndikats seien nnt der Mission beauftragt worden, den Ausstand vorzubereiten. Der Borsitzende fügte hinzu, daß das Komitee zwei Briefe an den Kabinettsches Briand und an den Minister Millerand gerichtet habe. Diese beiden Briefe enthalten noch einmal die spezifizierte Aufzählung und Begründung aller Forderungen der Eisenbahner. Bis jetzt hat das Komitee aus diese beiden Briefe noch keine Antwort erhallen Zum Schluß enthalten die Briefe die Bitte der Eisenbahner, eine Unterredung mit den Vertretern der Regierung zu erlangen. Wenn die Antwort ganz und gar ausbleiben sollte und auch die Unterredung mit den Vertretern der Regierung verweigert werden sollte, so werden, so heißt es weiter in dem Briefe, wir nicht zögern, den Generalstreik sofort zu verfügen. Wie der be« treffende Vertreter des„Matin" weiter mitteilt, versickerte der Vor« sitzende des Streikkomitees, daß die Nachricht, wonach der General» streik am 13. Juli bereits ausbrechen sollte, ganz und gar unrichtig ist. Die Zeit des Ausbruches des Generalstreiks ist nicht festgesetzt und hängt allein von der Haltung der Regierung gegenüber den beiden Schreiben des Streikkomitees, namentlich aber von dem Audienzgesuch ab, welches der Regierung unterbreitet wurde. Derselbe Gewährs- mann erklärte, daß alle Eiseubadner sich unbedingt weigern würden, der Aufforderung der Militärbehörden nachzukommen, wenn die Regierung, wie geplant, tatsächlich nach Ausbruch deS Generalstreiks oder kurz vor Ausbruch desselben eine allgemeine Mobilisierung an- ordnen wollte._ Letzte Nachrichten und DepcFchcn. Ein Hauptmann a. D. als Totschläger. Tortmund, 7. Juli. (W. T. B.) Das hiesige Schwur» geeicht verurteilte heute abend nach zweitägiger Verhandlung den Hauptmann a. D. Gutsbesitzer Möllenhoff aus Werries bei Hamm wegen Körperverletzung mit Todeserfolg und versuchten Totschlags unter Zubilligung mildernder Umstände zu dreieinhalb Jahren Gefängnis. Der Verurteilte hat am Abend des 3. Juni d. I. den Gutspächter Juerging erschossen und dessen Bruder zu erschießen versucht. Zum Friedberger Bombenattentat. Frankfurt a. M., 7. Juli. Zum Friedberger Bombenattentat wird noch gemeldet, daß die polizeilichen Recherchen heute mittag zur Ermittelung und Verhaftung des MädchrnS geführt dessen Bild in dem Koffer des einen Attentäters gefimden der sich kurz vor seiner Verhaftung erschoß. haben, wurde, Drei Personen vom Blitz erschlagen. Achern , 7. Juli. (W. T. B.) Ein Landwirt aus SaSbach - walden und seine beiden Söhne wurden heute nachmittag auf dem Felde vom Blitz erschlagen. Im Eisenbahnzng beraubt. Lüttich , 7. Juli. (B. H. ) In dem internationalen Eisenbahnzuge Paris— Köln wurde kurz vor Lüttich eine Kölner Dame in äußerst dreister Weise bestohle». Internationale Diebe drangen während der Fahrt in daS Abteil ein. in dem die Dame als einziger Passagier faß, verhinderlen sie mit Gewalt am Sckreien und entwendeten ihr Juwelen im Werte Von 15 330 Frank, sowie Schecks und Wert» papiere in der Höhe von mehreren tausend Frank. Unwetter in Italien . Rom , 7. Juli. (B. H. ) In ganz Italien herrscht rauheS Regen- weiter, begleitet teilweise von dichtem Nebel und kurzem, starkem Schneefall. Die Temperatur ist eine außerordentlich tiefe und steht stundenweise unter Null. Die Bevölkerung leidet siarl unter der Kälte und den ungcivöhnlichen Witterungsverhältiiissen. Auch der Fremdenzufluß bleibt infolgedessen stark im Rückstände. Ein Staatsanwalt als Erpresser verurteilt. Paris , 7. Juli.<W. T. B.) Das Appellgericht von Orleans hat den Staatsanwalt des Gerichtshofes von Montargis , Durand, wegen eines an einem Landwirt verübten Gelderpressungsversuches zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Persische Polizei gegen russische Staatsangehörige. Petersburg, 7. Juli. Wie der Petersburger Telegraphen- agentur aus R e s ch t gemeldet wird, haben in Laischan und Enseli tätliche Nebergriffe der persischen Polizei gegen russische Unter«� Innen stattgefunden. Der russische Gesandte in Teheran verlangte strengste Bestrafting der schuldigen Polizisten und die Zahlung einer Entschädigung an die verwundeten Rüssen. Berantw. Liedakt.: Richard Barth , Berlin . Inseratenteil verantw.: rh.»l»cke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u. Verlag» anstatt Maul Singer& Co.. Berlin SWT Hierzu 2 Beilagen u-UnterhaltungSbl."