Nr. 157. 27. Zahrglmg. 2. Jfilnjt Ks.Amiilts" ßttlintt Jlsllisliliitt. Freitag. 8. Juli 1910. Partei- Angelegenheiten. Bernau . Morgen Sonnabend, abends 8'/z Uhr, findet im großen Saale des Schützenhauses eine öffentliche Versammlung statt, in der die Bernauer Arbeiterschaft zur„ReichsDersicheruiigSordnung" Stellung nehmen soll. Referent: Genosse Georg Schmidt-Berlin . Zahlreichen Besuch erwarten Die Bezirksleitung. Das Gewerkschaftskartell. Riederschöneweide. Am Sonntag, den 10. d. Mts., findet das Eommerfest deS sozialdemokratischen Wahlvereins im Lokal.Hassel- werder' statt. Anfang 4 Uhr, Entree 20 Pf. Für Unterhaltung ist bestens Sorge getragen. Nowawes . Am Mittwoch, den 13. Juli, abends S'/z Uhr findet »m Lok», ud Herrn Ernst Schmidt, Wilhelmstr. 41—43 die Versammlung des Wahlvereins statt. Gäste haben Zutritt, auch werden neue Mitglieder aufgenommen. Falkenhagen -Seegrfeld und Umgegend. Sonntag, den 10. Juli öffentliche Versanimlung auf dem Grundstück des Herrn Boltz in Neu-Seegeseld, Ecke Borsig- und Kruppstraße(gegenüber dem Restau- rant Beier). Vortrag des Genossen Dr. Liebknecht:«Die Sozialdemokratie auf dem Vormärsche I' Die Genossen wollen für starken Besuch Sorge tragen. Sonn- abend abend Handzettelverbreitung hierzu. Die Versammlung be- ginnt 3 Uhr nachmittags. Der Vorstand des sozialdemokratischen Wahlvereins. Reucnhagen, Petershagrn, Fredersdorf , Bruchmühle und Eggers- darf. Am Sonnlag, den 10. Juli, nachmittags 4 Uhr, findet in Petershagen , im Lokale des Herrn Kunsch, für den ganzen Bezirk eine Generalversammlung statt. Wannsre. Morgen Sonnabend, abends'/zg Uhr, im„Fürsten « Hof': Wahlvereinsversammlung. Rudow . Der Wahlverein Rudow hält am Sonnabend, 9. Juli, seine Generalversammlung bei August Palm , Köpenicker Straße ab. LerUner Nachrichten. Zum Liepnitzsee. Der Personenzug, der um 8,36 vormittags den Stettiner Bahnhof verläßt(Frühaufsteher können auch schon 6,30 fahren), bringt uns. versehen mit einer Sonntagskarte nach Biesenthal für anderthalb Mark, nach diesem Orte. Er liegt fast eine halbe Meile vom Bahnhos entfernt, denn zur Zeit des Bahw baues hielten sich die kleinen Orte die Eisenbahn und ähn> liche teuflische Werke gern möglichst weit vom Leibe. Heute haben es die Biesenthaler zu büßen, ausgenommen vielleicht die Omnibusbesitzer, die am Bahnhof der Ausflügler harren, um ihnen gegen Entrichtung einiger Reichsnickel den Weg zu ersparen. Es geht sich aber zu Fuß ganz gut durch die breite Straße und die sich flott entwickelnde Kolonie, die mit der Zeit die Entfernung zwischen Biesenthal und seinem Bahnhof nicht beseitigen, aber doch maskieren wird. Haben wir das Städtchen(es sieht aus, wie fast alle diese kleinen märki- schen Städtchen, ist aber recht freundlich) durchschritten, so geht es in derselben Richtung hinaus auf die Chaussee nach Lanke, einem wunderhübsch gelegenen Dorfe. Hier grenzt der Hellsee mit schöner hügeliger Laubwaldumgebung an, den man bei ausreichender Zeit besucht. Sonst wird die Richtung nach Westen beibehalten. Hinter dem Dorfe erreichen wir den Wald und mit ihm den Obersee, den ein Graben und weite Wiesen mit dem Licpnitzsee verbinden. Beim Dörfchen Uetzdorf beginnt der schmal vorgezogene Ausläufer dieses Sees, an dessen Süd seile wir uns durch den Wald heranschlängeln, um sie nun bis zur Westspitze des Sees beim Forsthaus Liepnitz(Einkehr- gelegenheit) nicht mehr zu verlassen. Dieser etwa 2 Kilometer lange Weg an der Südseite des Liepnitzsees gehört zu denen, die der Naturfreund immer wieder aufsuchen wird, denn in seiner Art ist ihm bei Berlin nichts an die Seite zu stellen. Der hügelige Buchenwald , der den Fußpfad vom See trennt, ist oft mit thüringischen Geländen verglichen worden. Hier aber kommt der große Reiz der Wasserfläche hinzu, die durch die Werderinsel noch gehoben wird. Denn bei der Wanderung verschiebt sich diese Insel mit kulisserartigen Wir kungen beständig. Der Blick kehrt immer wieder zum See zurück, ehe wir uns entschließen heimzuwenden. Ein breiter Weg im Buchen- walde führt vom Forsthause Liepnitzsce in südlicher Richtung auf die von Bernau nach Wandlitz führende Chaussee, die wir dort, wo wir sie erreichen, ebenfalls südlich verfolgen. Wer nicht bis zum Forsthause gekommen ist. geht vom See ab ebenfalls eins der südlich führenden Gestelle und wird auch so schließlich die Waldchaussee erreichen. Wer Zeit genug hat, wandert am besten den schönen Pfad am Südu'fer wieder zurück und schlägt von Uetzdorf aus den wohlbezeichneten Waldweg nach Bernau ein. Diese Stadt bietet nnt ihren altertümlichen Resten von Mauern und Türmen einen anderen Anblick als Biesenthal . Von hier gehen häufig genug Vorort- züge nach Berlin , so daß man sich mit Hilfe der Lokalliste für die Mühe einer nicht gerade kurzen aber sehr schönen Wanderung entschädigen kann. Straßcnbahnsünden. Man schreibt uns; Sckwn in den Elementarregeln des Straßen» bahnfahrens macht der Berliner seit Jahrzehnten immer denselben Schnitzer, im Auf- und Abspringen nämlich. Als die ersten Elek- irischen mit halber Schnellzugsgeschwindigkcit über das Pflaster sausten, meinten die Verkehrsoptimisten:.Nun ist den Pferdebahn- okrobaten das Handwerk gelegt. Sie können nicht mehr am rollenden Eilwagen mit ihren Turnkünsten paradieren'. Fehlgeschossen! Es ist nicht besser, immer schlimmer geworden. Mindestens der dritte Teil aller Straßenbahnunsälle ist auf Rechnung der Unsitte zu setzen, daß gewisse Leutchen, Männlein wie Weiblcin, eine förmliche Force darin suchen, während der Fahrt auf- und abzuspringen. Ich zetere da- gegen— und hab's selbst mal getan, bis ich gründlich auf die Nase fiel, in den dicksten Schmutz und mir neben zerrissener Kleidung eine schmerzhaste Verletzung zuzog. Seitdem bekommen mich zehn Pferde nicht vom Straßenbahnwagen herunter, ehe er unbeweglich steht— und wenn die Hintermänner noch so sehr drängeln. DaS ist auch ohne trübe Erfahrungen an den eigenen Knochen dringend anzuraten, denn schon bei geringerer Geschwindigkeit kann auf unserem glatten Asphalt das Abspringen vom ziemlich hohen 7'ttbrett gefährlich werden. Es gibt sogar noch Großstadtmenschen, trt konsequent mit dem Gesicht nach entgegengesetzter Fahrtrichtung abspringen, eine Prozedur, die unfehlbar zum Kladderadatsch führen muß, und ich treffe auf den elektrischen Rädern jede Woche mit alten gebrechlichen Leuten zusammen, die vom Schaffner mit Gewalt zurückgehalten werden müflen, daß sie nicht noch während der Fahrt den Wagen verlassen. Roch verbreiteter ist die Unsitte, nicht abzuwarten, bis die am Ziel angelangten Fahrgäste ans dem Wagen gestiegen sind. In dieser Beziehung ist der sonst so gemütliche und verständige Berliner geradezu rücksichtslos. 1 1 Tausende Male täglich tönt es mahnend aus dem Munde des »Schaffners:.... aber bitte, erst aussteigen lassen.. und un- (gemein häufig kommt es dabei zu unliebsamen Erörterungen, wenn die mit Gewalt Bordrängenden sich nicht belehren lassen wollen. Wozu dieser zwecklose Kampf um den Platz? Der Wagen kann doch nicht eher frisch gefüllt werden, bis er sich geleert hat. Das unver- nünftige Draufgehen, das ja doch mit dem energisch befohlenen Zurückweichen endet, bedeutet nur Zeitverlust. Und gerade im Ver- kehrsleben ist Zeit bares Geld. Die praktischen Amerikaner, die uns im Verkehr längst entschieden.über' sind, haben auch diese Zeit- und Geldfrage richtig eingeschätzt und an ihren Verkehrswagen be- sondere Ein- und Ausgänge mit trennenden Barrieren geschaffen. Im nächsten Jahrhundert werden wir in Berlin vielleicht auch so weit vorgeschritten sein. Da der Schaffner auf dem Straßenbahnwagen Polizei ist, müssen seine Anordnungen respektiert werden. Viele Fahrgäste können sich auch daran nicht gewöhnen. Sie schimpfen oft recht brutal aus den Schaffirer, der sie im vollbesetzten, vielleicht schon überzählig besetzten Wagen nicht mitnehmen will, und höhnen recht berlinisch:„For'n Sechser Trinkgeld darf ick doch aber mitfahren?!' Unser Publikum ist darin etwas verwöhnt. ES wahrt nicht genug die festen polizeilichen Bestinimungen, welche für die Anzahl der Fahrgäste erlassen sind, und beruft sich gern darauf, daß nicht wenige Schaffner erheblich über die erlaubte Höchstzahl hinaus Mitfahrer dulden. Damit handeln solche Straßenbahnangestellten aus Kulanz und Gutmütigkeit, vielleicht ja auch aus richtiger Spekulation auf ein Trinkgeld, gegen ihre In- struktion, und sie müssen oft genug für den Trinkgeldsechser mit einem in die Polizeilasse fließenden Straftaler büßen. Das hat andere Schaffner veranlaßt, grundsätzlich keine überzähligen Fahr gäste aufzunehmen, auch wenn zur Not noch Platz ist. Recht verschieden verfahren auch die Schaffner und Fahrer bei der Mitnahme von Paketen im Wageninnern und auf den Perrons. Täglich kommt es deshalb zu häßlichen Auftritten. Meistens mögen die Straßen- bahner im Recht sein, aber ich kann mich nach langer, genauer Beobachtung auch nicht des Eindrucks erwehren, daß viele Schaffner nicht im klaren sind, wo das Paketrecht des Publikums auf- hört. Sonst könnte es doch nicht vorkommen, daß ein vom Schaffner des Anhängers abgewiesenes Paket von dem Schaffner des Vorder- Wagens anstandslos mitgenommen wird. Da sollte und könnte wohl mit Taktgefühl auf Arbeiterpublikum, das sich die Ausgabe zu einer Droschke nicht immer leisten kann, etwas mehr'Rücksicht ge- noinmen werden, sofeni andere Fahrgäste nicht protestieren. Sicher stört der Karton des Hausdieners auf dem Vorderperron oft weniger als die verdächtig nach dem Käseladen duftende Markttasche im Innern des Wagens. Für die Perrons wären übrigen? einige Handgriffe an der Decke äußerst erwünscht. Die in der Mitte stehenden Fahrgäste, welche keinen Stützpunkt haben, werden jetzt recht fühlbar hin und her geworfen, was für die Hühneraugen der übrigen Stehplatzinhaber nicht gerade angenehm ist und häufig zu Zwistigkeiten Anlaß gibt. Gar viele Anspruchsvolle wollen für ihren Nickel so bequem fahren wie in einer Gummikutsche, und das ist natürlich selbst in der Reichshauplstadt ein bißchen viel verlangt. Die Markthalle in der Zimmerstratze ist bekanntlich an eine Firma verpachtet worden, die die Halle in ein Konzertlokal um- wandeln will. Wie jetzt eine Lokalkorrespondenz wissen will, scheint aus der Sache nichts werden zu sollen. Es wird mitgeteilt, daß die Firma an den Magistrat mit dem Ersuchen herangetreten sei, sie von dem Anfang April geschloffenen Vertrage zu entbinden. Von den drei Notausgängen, deren Schaffung die Polizei verlangt, ist immer noch erst einer gesichert. Die Direktion der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft hat genehmigt, daß gegen Zahlung einer bestimmten Summe jährlich nach dem Buchhändlerhof hin, wo sich die Werke der Gesellschaft befinden, ein Ausgang hergestellt werde. Die beiden anderen laffen sich nicht schaffen. Da die Gesellschaft das Lokal spätestens am 1. September eröffnen wollte, so lassen sich natürlich die umfangreichen Arbeiten, die für die Umwandlung aus- zuführen sind, selbst wenn noch in letzter Stunde Notausgänge sich schaffen laffen sollten, in der kurzen Zeit von knapp 8 Wochen nicht schaffen. Außerdem beginnt vertragsmäßig mit dem 1. Juli die Zahlung einer Miete für die Halle. Wie sich der Magistrat zu dem Gesuch der Gesellschaft stellen wird, ist noch nicht entschieden. Schützcnbrüderliches. Das Mitteldeutsche Bundesschießen, welches bis zum 10. d. M. in Schönholz abgehalten wird, hat einen riesigen Reinfall für die Schausteller und Pächter der einzelnen Wirtschaften mit sich gebracht. Unter großen Versprechungen wurden die Leute angelockt! es solle wochentags kein Entree und Sonntags höchstens 20 Pf. erhoben werden, so daß auf einen Massenandrang der Ber- liner zu rechnen sei. Von einer Sperre des Lokals für die Arbeiter schaft wurde den Pächtern nichts gesagt, sonst hätten viele nicht daran gedacht, einen Pachtvertrag mit 10 M. pro Quadratmeter ab zuschließen. Auf dem Festplatz herrscht gähnende Leere; dabei wird die Pacht mit außerordentlicher Härte ein- getrieben. So erschien am Mittwoch der Oekonom mit dem Gerichtsvollzieher, um einem Zirkusbesitzer die Pferde zu pfänden, was zu sehr erregten Szenen führte. Zahlreiche Buden- besitzer haben bereits das gastliche Heim verlassen, Die Sperre deS Lokals für die Berliner Arbeiter hat eine ungeahnte Wirkung gehabt. Noch eins mag hier konstatiert werden. Für die Schützen sind während des Bundesschießens 2 Kompagnien Infanterie als Scheiben- anzeiger beschäftigt. Morgens treten dieselben ihren Dienst an, um abends 9 Uhr wieder nach der Kaserne geführt zu werden. Jeder Soldat erhält volle Verpflegung und sage und schreibe pro Tag SO Pfennig Lohn. Das sind für den Schützenbund zweifellos billige Arbeitskräfte l Gegen die geplante LustbarkeitSsteucr in Berlin hat fich nach einem im Verein Berliner Weißbierwirte vom Herrn Zacharias ge- gebenen Bericht aucki die Berliner Handelskammer ausgesprochen. Sie will an der zuständigen Stelle für die völlige Zurückziehung der Vorlage eintreten; eine» ähnlichen Beschluß hat auch der Zentralausschuß der kaufmännischen und gewerblichen Vereine ge- faßt. Ueber die Errichtung einer Gartenvorstadt bei Berlin auf gemein- nützigrr Grundlage referierten am Mittwochabend in Kellers Phil« Harmonie Dr. Südekum und Dr. Franz Oppenheimer . Es wurde mitgeteilt, daß eine Genossenschaft mit beschränkter Haftung sich das Ziel gesteckt habe, die Gartenstadtbewegung zu fördern und in die Tat umzusetzen. Für die neue Gartenstadt sei im Südosten ein Terrain in Aussicht genommen, das innerhalb der 20 Pf.-Zone liege. Es werden Geschäftsanteile zu 200 M. ausgegeben, die mit 4 Proz. verzinst werden. Beim Zusammenkoppel« zweier Straßenbahnwagen an der Ober- baumbrück. Ecke Mllhlenstraße, verunglückte gestern der Schaffner Gries durch den zurückkommenden Anhängewagen; dem Aermsten wurde der Brustkasten zerdrückt. Uebcrfahren und getötet wurde vorgestern der 10 Jahre alte Paul Kruska aus der Amsterdamer Straße 7. Als er bor diesem Hause den Fahrdamm überschreiten wollte, fuhr ihm ein bisher noch nicht ermittelter Rollwagen über den Körper. Der Vater brachte seinen Sohn nach dem Paul-Gerhardt-Stift, wo er jedoch bald nach der Aufnahme infolge innerer Verblutung starb. Erschossen hat sich vorgestern der 21 Jahre alte Hausdiener Richard Cieslick, der in der Borsigstr. 12a bei seiner Mutter wohnte. Er brachte sich einen Schuß in die Brust bei. Nach einem hinterlassenen Zettel hat s sich das Leben wegen Arbeitslosigkeit genommen. Vergiftet hat sich vorgestern abend die 44 Jahre alte Klara Hollach aus der Rostocker Straße 49, indem sie auf dem Abort Lysol trank. Die Mutter holte einen Arzt, der der Lebensmüden den Magen auspumpte, seine Bemühungen waren jedoch erfolglos. Die Hollach war lungenkrank und hatte schon wiederholt Lebensüberdruß geäußert. Tot aufgefunden wurde vorgestern im Vorkeller des Hauses Flott» wellstr. 0 der Arbeiter Rudolf Kneifel. Der Hausverwalter nahm einen Verwesungsgeruch wahr und entdeckte die Leiche. Kneifel war wohnungslos und beschäftigte sich in dem Hause mit Teppich- klopfen. Wie er ums Leben gekommen ist, kann noch nicht ermittelt werden. Berliner „Klingelfahrer" auf der Tour. Recht unangenehme Gäste tauchen seit 14 Tagen in den östlichen und westlichen Vor- orten auf. Es sind Berliner Klingelfahrer, die sich auf„Gastreisen" nach der Provinz befinden. Die Diebe haben es hauptsächlich auf solche Wohnungen abgesehen, deren Mieter verreist sind und so haben besonders die Lehrer unter dem Treiben der Spezialisten zu leiden. So haben sich die Spitzbuben beispielsweise in Köpenick. in Friedrichshagen , in Steglitz und in Oberschöneweide unangenehm bemerkbar gemacht. Fällt die Beute mäßig aus, so rächen sich die Einbrecher dadurch, daß sie in den Wohnungen große Verwüstungen anrichten. Abgesehen haben eK die Klingelfahrer auf Wertsachen, bares Geld und Wäschestücke. Eine dreiköpfige Diebesbande, die seit einiger Zeit Hausverwalter aus ihren Wohnungen lockte und dann die letzteren ausplünderte, wurde von der Kriminalpolizei dingfest gemacht. Namentlich im Norden und Osten Berlins erschien eine Frau, um sich leer» stehende Wohnungen zum Zwecke des Metens anzusehen. Während der Verwalter solche zeigte, benutzten die beiden anderen sehr geschickt diese Gelegenheit, um die Wohnungen der Verwalter auszuräumen. Die Frauensperson ist eine gewisse Martha Krüger, die mit ihrem Bräutigam Bruno Müller zum Schein in der Prinz Eugensiraße eine Wohnung inne halte, um dort mit dem mehrfach bestrasten Einbrecher Max Stolp zusammen polizeilich angemeldet zu sein und bei einer etwaigen Festnahme eine Wohnung nachweisen zu können. Die Einrichtung dieser Wohnung bestand nur aus einem Küchenschrank und einigen alten Lumpen. Dagegen hatte das Verbrecherkleeblatt in den Wurzelbergen, einer Laubenkolonie in der Hennigsdorfer Straße, eine Laube bequem eingerichtet und verzehrte dort seine Diebesbeute in aller Gemütsruhe. Die Knniinalpolizei batte den Aufenthalt dadurch ermittelt, daß Bruno Müller einen verdächtigen Zettel verloren hatte, und beobachtete nun den Schlupfwinkel. Als die Gesellschaft von einem Raubzuge nach der Laube zurückkehrte, wurde sie festgenommen. Alle drei be» stritten die ihnen zur Last gelegten Diebstähle. Maria Krüger wurde aber von fünf Personen als die angebliche Mieterin wiedererkannt. Die beiden Männer führten gut gearbeitete Schlüssel bei sich, die sie zu Sicherheitsschlössern selbst sehr geschickt hergestellt hatten. Alle drei wurden dem Untersuchungsrichter zugeführt. Oeffentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Benutzung für jedermann, 80., Adalvertstr. 4l. Geöffnet werktäglich von S>/z— 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von 9—1 Uhr. In dem Lesesaal liegen zurzeit ö4ö Zeitungen und Zeitschriften jeder Art und Richtung aus._ Vorort- JVachrichtem Charlottenburg. Elternverein für freie Erziehung. Auf den am Sonntag, den 10. Juli, stattfindenden Familienausflug nach dem Grunewald wird hierdurch nochmals hingewiesen. Treffpunkt pünktlich 2 Uhr nach» mittags vor dem Bahnhof Eichkamp, für Nachzügler bis 4 Uhr in der Försterei Eichkamp. Wilmersdorf . AuS Gram über den Tod seiner Frau hat gestern der 60jährige Streckenwärter Wilhelm Fuen aus der Brandenburgischenstr. 103 in Wilmersdorf Selbstmord begangen. Frau F. war vor Jahres- frist nach längerer Krankheit gestorben und seitdem trug der Mann, der an seiner Frau sehr hing, ein gedrückte» Wesen zur Schau. Seine bevorstehende Pensionierung nahm der Streckenwärter zum Anlaß, die schon oft geäußerte Absicht, sich das Leben zu nehmen» auszuführen. Gestern erhängte er sich in einer Bodenkanuner. Baumschnlenweg. Bauunglück. Mittwochnachmittag gegen 4 Uhr verundlückte der Bauarbeiter Gottlieb Hampel, Kiefholzstr. 6 wohnhast, auf dem Schulhausneubau der Gemeinde Treptow , Kiefholzstr. 46, als er einen Sack Zenient in die vierte Etage transportterte. Er stieß mit dem Sack oben an und stürzte von der Leiter. Obwohl Arzt und Rettungswagen bald zur Stelle waren, trat im Urban-Krankenhause, wohin er gebracht wurde, der Tod bald darauf ein. Der auf so tragische Weise umS Leben Gekommene war ein alter Parteigenosse und 62 Jahre alt. Tegel . Die Kinderspiele finden jeden Dienstag und Freitag von 3 bis 6 Uhr statt. Treffpunkt 2>/» Uhr am Marktplatz in der August» Müllerstratze. Da durch die Teilnahme keinerlei Unkosten entstehen, für Unterhaltung und Aufsicht über die Kinder gesorgt ist, so wird um eine rege Beteiligung gebeten. Stralau. Der Gesangverein„Frohsinn-Vorwärts" veranstaltet am Sonn- tag, den 10. Juli, eine Waldpartie nach Karlshorst . Genossinnen und Genossen, die daran teilnehmen wollen, sind herzlich willkommen. Für Spiel- und Unterhaltung ist gesorgt. Jedes Kind erhält ein Geschenk. Treffpunkt vormittags 11 Uhr bei Schieffer, Hauptstraße, in Rummelsburg . Mariendorf . Gewaltiger Andrang herrschte am Dienstag in der Versammlung. in der Genosse Adolf Hoffmann über„Die Kirche im Zwangsstaat' referierte. Hunderte konnten nicht mehr in den Saal gelangen. Die bei unseren Frommen herrschende Intoleranz anläßlich der Be» erdigung von vier Parteigenossen wurde einer herben Kritik unter- zogen. Der schriftlich eingeladene Pfarrer Ringer war nicht erschienen. Schließlich wurde eine Resolution angenommen, nach der unsere Gemeindevertreter für die Errichtung eines Gemeindefriedhofes für Mariendorf wirken sollen. Wilhelmsruh . Die Generalversammlung für den Bezirk Wilhelmsruh tagte am Sonntag im Lokal von O. Juncker. Der Vorsitzende Juncker gab den Tätigkeitsbericht von dem letzten Halbjahr. Auf allen Gebieten sei ein langsames aber stetes Anwachsen unserer Partei erkennbar. Im letzten Halbjahr seien 20 Mitglieder neu gewonnen Ivorden, so daß ein Bestand von 220 Mitgliedern vorhanden ist,„Vorwärts'» Abonnenten haben wir 310 am hiesigen Ort. ES haben stattgefunden 17 Vorstandssitzungen, S Mitgliederversammlungen und 1 öffentliche Versammlung. In den Außenbezirken haben wir vier Gemcindevertreter bei den Neuwahlen gewonnen. Unsere Vertretung am Ort konnten wir bei der Neuwahl mit einer glänzenden Majorität behaupten. Die Neuwahlen ergaben folgendes Resultat: 1. Vorsitzender Otto Juncker. 2. Borsitzeuder Paul Hecht, 1. Kassierer W. Grell. 1. Schriftführer Max Kretke, 1. Beisitzer Frau Häske, 2. Peter EverS , Bezirksführer für den 1. Bezirk Nehls, 2. Zühlke, 3. Tietz, 4. Noga, S. Keil. Lokalkommission Rißmann, Gustavus,
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