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Parlamentarisches. Der Reichskanzler macht fol- gendes bekannt:Den Herren ReichstagS-Abgeordneten werden nach Eingang der amtlichen Anzeige über ihre Wahl die Frei- fahrtkarten nach ihrem in der Anzeige angegebenen Wohnsitz unverzüglich übcrsandt werdem Denjenigen Herren Abgeordneten, welche nicht zeitig genug vor der durch die kaiserliche Verord- nung vom 21. d. M. auf den 4. Juli festgesetzten Eröffnung des Reichstags in dm Besitz der Karlen gelangen sollten, wird aus ihren Wunsch von den Wahlkommissarien eine ihre Wahl zum Reichstag bekundende Bescheinigung ausgefertigt werden, gegen deren Vorzeigung sie die Fahrt von ihrem Wohnsitz nach Berlin  in beliebiger"Wagenklasse srei zurücklegen können." Die Berner Patrizier glauben die Stunde ge- kommen, wo sie sich an dem trefflichen Organisator der Bernischen Arbeiterschaft, unfern Genossen Dr. Wassili ew, rächen können. Sie stellten ihm schon lange nach, und der Krawall"(S. unseren Leitartikel) bot den Anlaß zum Ein- griff. Wassiliew ist v e r h a s t e t worden; daß dieser Ge- waltstreich nutzlos ist, liegt auf der Hand. Die Sold- schreibe! desBerliner Tageblatt" jubeln über diese Helden- that und beschimpfen mit reptilischer Gewandtheit aufs pöpelhafteste den als Ehrenmann wohlbekannten Wassiliew. Man höre z. B. dieFrankfurter Zeitung  ": Tie Demonstranten waren auch kaum Bestandtheile organisirter Arbeilerkorporationen, sonst mühte ihnen das Nutz- lose und Verwerfliche ihres Thuns sofort eingeleuchtet haben. Man hat es offenbar mit Leute» zu thun. denen eine politische Schulung abgeht, die noch nie in das Joch organisirter Dis- ziplin eingespannt waren und von der Tragweite eines ge- wallsamen Krawalls keine genügende Kenntnip hatten. Aller- dings wird Frau Justitia   geschäftiger sein, als in den Zeilen von Mönchenstein und Ouchy, die Untersuchung prompt in die Hand nehmen und sie sogar auf die Führer der organisirten Arbeiter ausdehnen, um auch einen Schatten von Anklage zu finden. Es in auf den Arbeitersekretär Dr. Wassiliew abgesehen, der seit ein paar Jahren im o p f e r m u t h i g e n D i e n-st e der Bernischen Arbeiter steht und sich derart von Gegnern bekämpft und bedroht sah, daß er bei Freunden Wohnung nehmen mußte. Die Bernische Justiz hat da eine Gelegenheit gesunden, wo sie ihren wahren Charakter zu zeigen hat und Leute beim Schöpse nehmen kann, die mit der Sache direkt wenig zu thun haben, aber längst verhaßt sind und nun für die Ausschreitungen politisch Blödsinniger verantwortlich gemacht werden und büßen sollen." TerBcrner Mutz"(der Bär Mutz ist das Berner Wappenthier) der reaktionäre Geldsack-Klüngel wird sich die Finger verbrennen. DerKrawall" dieser Woche ist nur die Fortsetzung der Winterhatz auf Wassiliew, und wird ebensowenig wie diese zum Ziel führen, wohl aber Waffer sein auf die Mühle der Sozialdemokratie.   Die französische   Ahlwärdtserei hat ein rascheres Ende gesunden als die deutsche. Die Franzosen alsVor- turner Europa's  ", sind etwas geschwinder als wir slow Germans   wir langsame Deutsche, wie die Amerikaner uns nennen. Die Millevoye und Deroulode sind abgethan und den Vortheil haben die Panamisten. DieZentner Beweismaterial" haben sich gleich denen des Original- Ahlwardt theils als Käseträmerpapier, theils als Fälschung erwiesen. Es besieht, wie sich bei dieser Gelegen- heit herausstellte, eine förmliche Fälschungsfabrik, die beiläufig bemerkt auq uns wiederholt Änerbietungen gemacht hat. Man wollte uns Briefe und Depeschen Bis- marck's, Puttkamers und andere hohen und höchsten Herr- schaften verkaufen. Wir rochen jedoch den Braten, trauten nicht, schauten aber. Kurz, nicht wir, sondern die Herren Fälscher fielen herein. W« r sind keine Ahlwardts und ver- öffentlichen nur echte Aktenstücke. Es giebt deren ja genug. Wolfsis Bureau meldet: Der Chefredakteur derCoearde", Ducret, und Norton, der ihm die angeblich in der englischen Botschaft gestohlenen Schriftstücke geliefert hat, sind am 23. Juni verhaftet worden. Sie werden, wie ver- schieden« Blätter melden, wegen Verbreitung von Dokumenten, welche die Sicherheit des Staates interessiren, gerichtlich verfolgt; weitere Haussuchungen und Verhaftungen stünden bevor. England. Im Unterhause beantragt man die Errichtung einer schottischen Legislatur für ausschließlich SrmnkKgsplsudevot. R.C. An diesem schönen Sonntagsmorgen wird manchen Leuten in Berlin   das Frühstück nicht geschmeckt haben. Griffen die Stützen von Thron und Altar nach den alt- gewohnten Morgenblättern, so grinsten ihnen verhaßte Namen entgegen siegreich, so weit es überhaupt möglich war, hat die Sozialdemokratie den Gegner in den Staub gestreckt. Der staalserhallende Bürger läßt sich ein neues Sicherheitsschloß an den Geldkasten machen, denn nun be- ginnt die Theilerei, und Strampel-Annie wurde gestern Abend von ihrem Erzeuger dreimal trocken gelegt. Nun be- ginnt der Anfang vom Ende, und die versprengten Reste des deutschen   Freisinns erschienen mit Trauerrand. Dahin ist die Herrlichkeit: er zählt die Häupter seiner Lieben, und sieh, an sechst fehlen sieben. So schwindet der Ruhm der Welt dahin andere Zeiten, andere Leute. Die vielgerühmte Debatte vom Zukunftsstaat, die jede Heldenbrust sich höher heben ließ und jedes Heldenherz schneller schlagen machte, zeigte sich in ihrer Wirkung nur allzudeutlich, die Spar- kassenbücher unserer vielbewunderten Agnes reizten die Be- gehrlichkeit der Massen in keiner Weise undaus is": mit vernichtendem Blick sitzt der Mann auf den Trümmern von Karthago  . Und so gebt das Volk mit ehernem Tritt über die Helden des Frelsinns" zur Tagesordnung über. Die Welt- geschichte ist das Weltgericht, die manchesterliche Weisheit erlitt elenden Schiffbruch, und der Verfasser der ,Lrrlehren" mag nun ruhig über ein neues Werk nachdenken, die versunkene Herrlichkeit wird es nicht wieder erstehen lassen. Aber der Massentritt des Prole- tariats hat Schrecken und Entsetzen verbreitet in der bürger- lichen Welt, und besorgt schcyit' der Philister in die Zu- kunft. Und aus unserer Seite die sieghafte Begeisterung, die keine Schranken kennt: das ist das Zeichen, unter welchem wir der kommenden Zeit entgegensehen. Böse Beispiele verderben gute Sitten haben wir in unserem geliebten Vaterlande den Aktenmann Ahlwardt  , so darf daswilde" Frankreich   nicht hinter uns zurückbleiben. In Frankreich   stiehlt man noch ungenierter als bei uns. nur fallen die Staatsretter dort etwas schneller der all- gemeinen Lächerlichkeit anheim. Aber merkwürdig ist «S doch, daß Herr Ahlwardt Schult machen konnte, und schottische Angelegenheiten. Der Sekretär für Schottland  , Trevclyan, erklärt, er persönlich erachte den Antrag weder für verfrüht noch für unnöthig. Es sei hohe Zeit, daß die Unzufriedenheit der Schotten mit dem Zustand der schot- tischen Geschäfte verzeichnet werde. Die Regierung werde die nächste Gelegenheit ergreifen, um diesen Zustand zu ver- bessern. Es sei schwer, gegen eine Homerule für Schott- land Argumente zu finden. Die Regierung behandle Clarks Antrag als eine offene Frage; er aber werde für den Antrag stimmen. Der Antrag wurde hierauf mit gegen 150 Stimmen abgelehnt. Pavfcmmsttitfjtcii. Aus Bremen   wird unz geschrieben: Unsere auswärtigen Genossen mögen über unser Wahlresullat nicht schlecht erstaunt gewesen sein. Wir büßten das Mandat ein und nahmen um 90 Stimmen ab. Es scheint im ersten Augenblick, als hätten wir eine schmähliche Niederlage erlitten. Dein ist aber nicht so. Nach der 1390er Wahl schrieben wir:Diese Wahl war ein Einbruch in das Bollwerk desBreiner Geldsacks", und in der That, an dies überraschende Resultat hatte kein Mensch gedacht. 1884 erhielt unser Kandidat ca. 5000 Stimme», im Jahre 1387: 7743. Das war ein natürliches Fortschreiten. 1830 aber, und zwar bei der Stichwahl, schwoll unsere Stimmenzahl auf 10 404 an. Das war ein unnatürlicher Sprung. Aber woher rührte dieser außergewöhnliche Zug nach links. Er hatte in materiellen Verhältnissen seine Ursache. 1883 kam Bremen   in den Zollverein. Die Maaren stiegen kolossal im Preise, das erregte unter der Bevölkerung Bremens e»ie Gährung, die 1830 so ziemlich ihren Höhepunkt erreicht hatte. Da bekanntlich beim Geldbeutel die Freundschaft aufhört, wurden selbst die bremischen Damen rebellisch. An allen Ecken und Kanten mußte gespart werden, manchen Genuß mußte man sich gänzlich versagen. Bei der 90 er Wahl war also das ganze Spießbürgerlhum in voller Aufregung und stimmte für uns. tinzu kommt noch, daß 1830 unsere Gegner, im Gefühl der iMerheit, eine laxe Agilation betrieben. Wir sagten uns da- i»als: bei der kommenden Wahl wird»ns das bremische Protzen- lhum feine rohe Faust fühlen lassen und all« Hebel in Bewegung setzen, um uns den Wahlkreis wieder zu entreißen. Das ist denn auch eingetroffen. Gewalt, Lug und Trug hat man uns den Wahlkreis entrissen. Die Gegner haben sich's auch etwas k o st e n lassen. Abgenommen haben wir an Stimmenzahl in den Arbeitervierteln. Die von der Armenverwaltung unternützten und deshalb des Wahlrechts ver- lustigen Arbeiter spielen hierbei die kleinste Rolle. Die Haupt- rolle spielen die kleinen Geschäftsleute; sie stimmten fast Mann für Mann für Frese. Dies zeigt sich, wenn man die Bezirke gegen einander vergleicht. In den Bezirken, wo das kauf- männische Element vorherrschend ist, haben wir unsere Position fast überall behauptet. Das Kleinbürgerthum, das von den Ar- beitern leben inuß, hat diesmal den Ausschlag gegeben. Hier haben wir also den Hebel anzusetzen. Und daß wir alle Energie aufbieten werden, um bei der nächsten Wahl das Mandat wieder zu holen, dessen dürfen sich die Parteigenossen versichert halten. «» Auch im Wahlkreis TVittgeustein-BiedeukoPf-Siegen haben wir einen kleinen Stimmenzuwachs zu verzeichnen. Im Jahre 1890 bekam der sozialdemokratische Kandidat 250 Stimmen, während diesmal, nach dem amtlichen Resultat, 400 Stimmen sür unfern Kandidaten abgegeben wurden. Also ein Zuwachs von 150 Stimmen. Wenn dieser Zuwachs auch nicht groß ist, so ist er doch Beweis dafür, daß auch dort unsere Genossen nicht müßig geblieben sind. Bei den Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpsen haben, kann man mit dem Resultat noch gut zufrieden sein. In der ganze» Wahlbewegung ist es ihnen nicht gelungen, auch nur«ine Versammlung in geschlossenem Räume abhalten zu können. Es war kein Wirth, aus Furcht vor der Polizei, zu bewegen, seinen Saal zur Verfügung zp stellen. Am Sonntag vor der Wahl konnten sie in Biedenkopf   eine Versammlung in einem Gartenlokal unter freiem Himmel abhalten, wo Genosse R a u e über die Thätigkeit des Reichstags und über die Reichstags-Wahlen sprach. Trotzdem verschiedene Gegner an- wesend waren, wagte es doch keiner, dem Referenten entgegen- zntrelen. Das war aber auch die einzige sozialdemokratische Versammlung, die vor und während der Wahlkampagne im ganzen Wahlkreise abgehalten werben konnte. In Crombach wurden vom Ortsvorileher die auf unfern Kandidaten lautenden Wahlflugblälter beschlagnahmt; die Beschwerde Raue's hatte denErfolg", daß ihm die Flugblätter am Tage nach der Wahl wieder zugestellt wurden! Kurz, uns wurden von der Polizei und der besitzende» seine Saat fiel auch jenseits der Vogesen   nicht auf un- fruchtbaren Boden. Wahrscheinlich wird es dort sein wie überall die kleinen Diebe werden gehangen und den großen baut man Paläste. Das Pelzwaschen, ohne irgend jemand naß zu machen, ist eine feine, saubere Kunst, aber zu den Augiasställen des Bürgerthums gehören eiserne Besen, und solche findet man selten. Wenn einmal im Großen abgerechnet werden soll, können bürgerliche Leute nicht die Richter des Bürgerthums sein, und wahrscheinlich hat auch, wenigstens bei uns, der gestrige Tag eine neue Aera in dieser Beziehung eingeläutet. Schon lang» vor den Stichwahlen soll Herr Ahlwardt Eugen Richter einen Wahlkreis angeboten haben, wenn dem großen Volkstribunen etwas Menschliches passirt wäre. Man sieht daraus, daß trotz der Enthülluugswuth das Mitleid doch noch nicht ganz zu den Bären geflohen ist, und daß in einer echt deutschen   Mannesseele immer noch das Erbarmen mit den Mitmenschen einen Platz hat. Anders verhält es sich leider mit. Herrn Schweinhagen. Die Staatsanwalt- schaft hatte einige diskrete Angelegenheiten mit ihm unter vier Augen zu besprechen leider gestattete es Herrn Schweinhagcn die etwas knapp zugemessene Zeit nichtz der höflichen Einladung Folge zu leisten, und die erstaunte Mit- weit erfuhr durch die Verhandlungen eines anti- semitischen Vereins, daß Herrn Schweinhagen plötzlich nach Bukarest   abgereist sei.Der Graf läßt sich ent- schuldigen, er ist zu Schiff nach England." Der Steck- bries bleibt also so lange unerledigt, bis Herr Schweinhagen das nothwendige Material gegen den Finanzminister aus Rumänien   herbeigeschafft hat. Vielleicht will er auch dort die Judenfrage an der Quelle studiren, wenn ihm sonst noch irgendwo polizeiltche� Baarmittel zur Verfügung stehen. Sonst aber findet man es sehr gerechtfertigt, daß man dem Herrn Exspitzel Zeit und Gelegenheit gab. sich auch im Auslande noch welter auszubilden, an welchem Vorhaben ihn ein unfreiwilliger Aufenthalt im Untersuchungsgesängniß erheblich gehindert hätte. Doch dem ruhigen und seßhaften Bürger gewährt es eine gewisse innere Befriedigung, wenn er sieht, daß in unserem Gemeinwesen trotz der gewaltigen politischen Wogen, die in wilder Brandung alles hinwegzuschwemmen drohen, etwas Stabiles besteht, was dem drohenden An- stürm unbrechbaren Widerstand bietet. Geht auch die Welt in Trümmer, so bleibt doch die Wohlthätigkeit bestehen, Klasse alle möglichen Hindernisse bereitet, während man der Stöckerianerparlei Vorschub leistete. So hatten die Stöcker'schen am Sonntag, den 10. Juni, eine Versammlung in Karlshütte bei Biedenkopf anberaumt; da sich der Saat als zu klein erwies, wurde die Versammlung einfach unter freiem Himmel abgehalten, wozu der überwachende Beamte, ein Gendarm, ruhig seine Ein- willigung gab. Die Versammlung wurde nicht etwa auf einem freien Platze, sondern auf der Chaussee abgehalten! Für wen werden denn eigentlich die Gesetze gemacht? Für die Ge- sammtheit des Volkes oder nur für die Arbeiter? Nun, durch das Verhalten der Stöcker'schen werden den Arbeitern im Wahl- kreise Wittgenstein-Biedenkopf-Siegen schon noch die Augen auf- gethan werden. Jedenfalls hoffen unsere Genossen, bei der nächsten Reichstags-Wahl das Tausend der sozialdemokratischen Stimmen voll machen zu können. Polizeiliches,(gerichtliches«. Oesterreichischer Z e n s u r u n f u g. Aus der letzten Nummer der Wiener  Arbeiter-Zeitung  " wurden an acht Stellen nicht weniger als 330 Zeilen durch den Staatsanwalt konfiszirt. Soziale Ueb-efichl; An die Schuhmacher in Weißens«. Kollegen! Trotz unserer traurigen Tage, die wohl ein jeder zur Genüge kennt, steht immer noch ein großer'Theil von Euch der Organisation theilnahmslos gegenüber. In unserer Branche herrschen Zu- stände so besa)ämend wie in kaum einen anderen Ge- werbe. Zehn bis szwöls Mark Arbeitslohn pro Woche bei täglich zwölf- bis vierzehnstündiger Arbeitszeit, die größtentheils in gesundheitsschädlichen Kellerräumen zu- gebracht werden muß. das sind die Verhältnisse, unter denen der Schuhmacher sich ernähren muß. Um derartige be- schämende Zustände aus der Welt zu schaffen bedarf es des allseitigen Anschlusses an die Organisation, an den Verein deutscher Schuhmacher. Die Bestrebungen dieser Organisation werden Euch in der am Montag den 26. Juni, Abends 8l/e Uhr, im Lokale des Herrn Kriede- mann, Königs-Chaussee 19, stattfindenden Vereinsversammlung angeführt werden, seid daher zahlreich am Platz. I. A.: G. Mademann. Die Töpfer werden in der ZeitsckrlstDer Töpfer" er- sucht, Zuzug fern zuhalten nach Stettin   tWerkstubenarbeiter), R i x d o r f, Ofenfabrik in Freienwalde   a. O., Kottbusj, Königswu st erHausen, Christian Glaser in H a l l e a. S. und nach Bettenhaus« n. Sämmtliche Faßbinder der Brauereien WieuS befinden sich im Lohnkampf. Zuzug ist streng fern zu halten. Der Kutscher  - Ausstand in Paris   dauert fort. Wie der Magd. Ztg." gemeldet wird, muß d,e Stadt jetzt der Mitwirkung von 6000 Fiakern entbehren. Die feiernden Kutscher   haben die Absicht ausgesprochen, nicht nachzugeben. Sie werden von den arbeitenden Kutschern täglich mit 5 6000 Franks unterstützt. Die Kompagnie generale, die größte der Fiakergesellschasten, soll jeden Tag einen' Verlust von 33 124 Fr. an ihren 3177 Fuhr- werken erleiden. Krankenkaflenwesen. Auf grund des§ 75a des Kranken- versicherungs-Gesetzes ist der Kranken- und Begräbnißkaffe des Kaufmännischen Vereins zu Frankfurt   a. M.(E. H.), der Kranken- und Sterbekasse des Kaufmännischen Vereins(E. H.) zu Kottbus  , der Zentral-Kranken- und Sterbekasse der Zimmerer (E. H.) zu Hamburg  , der Privatbeamten- Kranken- und Be- aräbnißkasse Braunschweig  (E. H.) zu Braunschweig   vom Reichs- kanzleramt die Bescheinigung erlheilt worden, daß sie, vorbehält- lich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des§ 75 des Krankenversicherungs-Gesetzes genügen. Gewerkschaftliches. Mit dem 1. Juli gehen die Verbände der Bürstenmacher, Drechsler, Stellmacher und Tischler in che» Deutschen Holzarbeiterverband   auf und an Pie Stelle derNeuen Tischler-Zeitung" tritt dieHolzarbeiter- Z e i t u n g", Zeilschrist sür die Interessen aller Holzarbeiter, die, wie bisher die erstgenannte Zeitung, in Hamburg   erscheint, während der Vorstand des Verbandes sich in Stuttgart   befindet. Der sächsische Schuhmachertag findet, nachdem die Wahlen vorüber, nunmehr endgiltig am 9. Juli statt. welche schließlich alle Schäden der Gesellschaft heilen wird. Rüstet sich der Bourgeois zur sommerlichen Erholungsreise, so will er auch, daß feine Mitgcschöpfe sich an den, Amt- den der Natur erlaben, und deshalb gründet er die Vereine für die Ferienkolonien. Unter solchen Umständen kann es ;a garnicht ausbleiben, daß man statt der kleinen bleich- süchtigen und blutarmen Proletarier nur noch pausbäckige kraftstrotzende Jungen und Mädchen sieht, die den Eindruck machen, als wären sie Alle von besonders be- stellten Spreewälderinnen aufgepäppelt. Es handelt sich aber nur noch darum, daß sich möglichst viele Leute finden, die fürsdas Versprechen, daß ihr Name jedesmal in den Zeitungen genannt wird, den nöthigen Jahresbeitrag leisten. Ach, und wir haben doch der Kommcrzlenräthe so viele, die gerne Geld dafür ausgeben, daß die Welt von ihrer Existenz Kenntniß erhält. IhreVerdienste" bleiben sonst ganz im Stillen, und damit ist doch ernsthaft Niemandem gedient. Sobald also mit dem Bettclsack der nöthige Mammon zusammengebracht ist, werden die Seeküsten und Gebirgssrischen auch mit den Kindern der Armuth bevölkert werden. Dann naht gewiß die Zeit, die wir alle mit so heißer Sehnsucht herbei wünschen, und das haben wir den höheren Gewalten der Reklame und des Klingelbeutels zu danken. Ohne die höheren Gewalten kommen wir überhaupt nicht mehr aus. Von dem Ausfall der Stichwahlen wurde es abhängig'gemacht, ob ein wohlthätigcr Regen die Futternoth sür das Vieh beseitigen würde. Die beschränkte Menschheit, soweit sie in Frage kam, glaubte jedoch zunächst den Futtermangel für die Menschen beseitigen zu müssen, und schlug alle Pastoralen Ermahnungen leichtsinnig in den Wind und ließ die konservativen Kandidaten im Trockenen. Das ist der Unverstand der Massen,"' heulte es darauf von allen si'anzeln, aber schließlich hatte der Himmel doch ein Einsehen und ließ etwas erfrischendes Naß auf die dürstende Erde herniederrieseln. So kommt alles wieder in das rich- tige Geleise   auch ohne unser Gebet, und wenn sich die Entdecker der Cholerabazillen erst darüber geeinigt haben werden, ob wir einen einheimischen oder astatischen Krankheits« erreger bei uns beherbergen, dann kann jeder nach seiner Fa?on in das bessere Jenseits hinüber wandern es fragt sich nur. wer sich mit seiner ganzen Kunst begraben lassen kann....