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gegenwärtige politische Situation Ktvunschk, die badischen Genossen hätten einen anderen AuZwez gesunden. Wenn ihnen das nach reiflicher Ueberlegung nicht möglich erschien, müssen wir diese einmalige, durch ganz zwingende Gründe verursachte Wweichung vom Parteitagsbeschluh hinnehmen, ohne deshalb gleich in Hochgradige Erregung 06 desunerhörten Disziplinbruchs" zu ge- raten. Dafe die badischen Genossen nicht daraus ausgegangen sind, den Nürnberger Parteitagsbeschluh in Konsequenz ihrer An- schauung, dag über landespolitische Angelegenheiten die organisa- torischen Partei instanzen des beireffenden Landes allein und end- gültig zu entscheiden haben sollten, jedenfalls zu brechen, zeigt doch die Tatsache, dag die Genossen bis unmittelbar vor der Abstimmung zur Ablehnung des Budgets entschlossen waren, und daß erst die plötzlich geänderte politische Situation sie im letzten Augenblick zum Aufgeben dieses Entschlusses bestimmte. Diese Tatsache sollten die Parteigenossen, besonders diejenigen, die jetzt sogleich Wieoer eifrigst das Verdammungsurteil über diesüddeut- schen Revisionisten" fällen, doch mit in denUrteilsgründen" der- Werten." Frankfurter Volksstimme". Unter dem TitelWertlose Augenblicks- Politik" schreibt das Frankfurter Parteiorgan: Niemand legt auf bloße Augenblickserfolge, die da? kapitalistische Klasseninteresse auch nur eine Sekunde zurück- drängen könnten, weniger Wert, als die Bourgeoisie in ihren verschiedenen Parteigruppierungen. Unverbrüchlich hält sie bei allen ihren politischen Handlungen daran fest, daß Kapitalherr- schaft und Profitwirtschaft mit Klauen und Zähnen zu verteidigen seien gegen alle Angriffe und Abschwächungen von der Arbeiter- seite. Das Klassenbewußtsein ist bei der Masse unserer bürgerlichen Gegner viel schärfer ausgebildet, als bei der Masse der Arbeiter, die sich erst aus Lohn- und Gcistesknecht- schaft loszuwinden beginnen. Der bürgerliche Politiker macht keine Zugeständnisse an die Arbeiterklasse als gesellschaftliche Macht, um sie zu stärken, sondern er entschließt sich höchstens zu Scheinkonzcssionen, um die Arbeiterbewegung zu zersplittern und zu schwächen. Deshalb ist um- gekehrt jede Spekulation darauf, daß die Arbeiterklasse durch Zu- geständnisse an bürgerliche Interessen gewinnen könnte, eine grobe S e l b st s ch ä d i g u n g. Dabei gewinnt stets nur das bürgerliche Interesse, nicht die Arbeiterklasse. Das Bürgertum nimmt sehr gern Unterstützung, aber eS gibt seinem Klassengegner keine, sondern sucht ihm zu schaden, wo es kann, offen oder geheim, durch kompromittierende Bündnisse oder brutale Gegnerschaft... Solchem Klassenbewußtsein verdanken eben die preußischen Junter ihre Erfolge, und die Junker in Bayern , Württemberg, Baden und Hessen sind vielleicht in ihren Formen etwas polierter und in ihren Manieren etwas moderner, aber sie sind auf die- selbe Klassenpolitik gerichtet. Deshalb weiß dieDeutsche Tageszeitung" recht gut, weshalb sie bereits nach dem Skalp des badischen Ministers rufen darf, der eben im badi schen Herrenhause ein paar vernünftige Worte über die Sozialdemokratie sagte und dadurch unsere Genossen in der badischen Kammer zu der vom Klassenstandpunkt aus unbegreiflichen Budget- be willigung verleitete. Für ihr Zugeständnis an die Herr- schendc Ordnung und die Monarchie ernten die badischen Budget- bcwilliger keinen Dank. Wohl aber wird bereits der Kopf des Ministers gefordert, der die Revolution begünstigt und aus den Siurmjahren des vorigen Jahrhunderts nichts gelernt hat, wie die Deutsche Tageszeitung" mit einer Anspielung auf 1843 sagt. Die Erinnerung daran ist nicht schlecht. Das deutsche Bürgertum ist seit 1848 rettungslos den Junkern ausgeliefert, weil es im ent- scheidenden Augenblick nicht die Kraft besaß, sein bürgerliches Klasseninteresse gegen Ritter und Heilige durchzusetzen, wie die englische und französische Bourgeoisie Jahrhunderte vorher. Aber auch die bürgerliche Demokratie dieser Länder konzentriert sich vor der aufsteigenden Arbeiterklasse immer mehr nach rück- tv ä r t s zum Bündnis mit den alten Gegnern. Eben haben die Pariser Radikalen unseren Genossen Pressense in der Stichmahl gegen einen Reaktionär durchfallen lassen. Und da sollten die fbadischen Liberalen solche Mustcrmenschen sein, daß sie unserer Budgetbcwilligung zuliebe freiheitliche Politik mit uns machten? In Wahrheit sind wir ihnen nur gut als H i l f s t r u p p e in dem Streit mit dem Zentrum um d ie Staats- k r i P P e. Hat die badische Sozialdemokratie ihre Schuldigkeit bei der Ausschaltung des Zentrums getan, so kann sie gehen und es herrscht auch in Baden wieder die..nationaldeutsche" Kapitalisten- Politik, zu der sich eben die edle Blüte hoffnungsvollen deutschen Bürgertums, die angeblichfreie Studentenschaft" in Halle a. S., !so schön bekannte. Vom Junker bis zum linksstehenden Börsianer wissen sie alle, tvas ihr Klasseninteresse in der Politik erfordert. Wenn die Ar- beiter ihr Klasseninteresse nicht ebenso klar und energisch verfolgen, werde» sie die Opfer einer wertlosen Augenblickspolitik. Wiener Arbeiter-�jeitnng". Das Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie beschäftigt sich neuerdings mit der badischen Budget- abstimmung und bemerkt unter anderem: Nun wird man außerhalb Preußen-DcutschlandS von den Bemerkungen des Ministers Bodman wahrscheinlich nicht so erschüttert sein, wie es allem Anschein nach die badischen Genossen waren, die daraufhin sofort beschlossen, ihre ursprüngliche Absicht, gegen das Budget zu stimmen, aufzugeben und dem Mi- nister, der sie im Oberhause nicht verleugnet hatte, ein V e r- trauensvotum zu geben; immerhin kann man zugeben, daß die Rede des badischen Ministers anders klang, als man in Deutsch - Stand Minister sonst reden hört. Im übrigen machen die Badener Genossen kein Hehl daraus, daß sie mit der Bewilligung des Bud- gets einen bewußte» Akt des Revisionismus voll- ziehen wollten.... Es wird dann der von uns bereits zitierte Artikel des Karlsruher Volksfreund" wiedergegeben und dazu be- merkt: Allerdings ist der Genosse Wilhelm K 0 l b als, wenn man so sagen darf, Erzrevistonist berühmt, und man darf nicht glauben, daß das alles ganz ernst gemeint sei; jedenfalls wird hier zum er st en mal eine bewußt revisionistische Tak- tik angebahnt und gepredigt. Die badische Frage ge- Ivinnt dadurch zweifellos an Ernst und man wird also zu ihr noch zurückkommen müssen. Was die Stimmung in der deutschen Partei betrifft, so geht sie, auch über den Kreis des eigentlichen siiddeutschen Revisionismus hinaus, dahin, die Sache in keinem Falle zu einem Parteigezänk entarten und auswachsen zu lassen." Leipziger Volkszeitung ." In der Erkenntnis, daß all das hilflose Gerede, mit dem sie zuerst ihre Vrüskiernng der Gesamtpartei zu verteidigen suchten, doch von niemand in der Partei ernst genommen wird, schlagen die badischen Kammersozialistcn jetzt eine andere Taktik ein, die wenigstens den Vorzug der Ehrlichkeit hat. Sie verzichten auf all das Brimborium von der komplizierten Ministernatur des Herrn b. Bodman und den schwarzen Verschwörerpläaen des Zentrums, und erklären klipp und klar, daß es sich bei ihrem Vorgehen um einen be'wußten Vorstoß der revisionistischen Parteiminderheit gegen den Klassenkampf- standpunkt und die p r og ram mat i sch-p r i nzi pt e ll e Taktik der Parteimehrheit handelt." Das Blatt führt dann die Gründe aus dem Artikel des Karlsruher Volksfreunds" an und urteilt über diese folgendermaßen: Ohne daß dies direkt ausgesprochen ist, wird hier zugegeben, baß die Zustimmung zum Budget nur die Krönung der ganzen Großblocktaktik war. Das Gerede von demmannhasten" Auf- taetW dks Ministers v. Bodman und dem«politischen WgubenS- bekeNntnis", das er in der Ersten Kammer.ablegte, sollte nur dazu dienen, die plötzliche Schwenkung der Fraktion von einer der Regie- rung des Klassenstaats mißtrauenden sozialistischen Minderheit zu einer bewilligungsfreudigen Regierungstruppe zu maskieren. In Wirklichkeit waren die Kalb und Genossen schon seit Monaten ent- schlössen, die Konsequenzen ihrer Grotzblockpolitik durch Bewilli- gung des Budgets zu ziehen, und sie wurden in dieser Absicht nur dadurch wieder schwankend gemacht, daß Herr v. Bodman ihnen in der Kommission mit brutaler Offenheit erklärte, eine staatsbürger- liche Gleichberechtigung der Sozialdemokratie existiere für ihn nicht. Aber auch dieser Fußtritt wurde überwunden im Interesse der Aufrechterhaltung der Blocksreundschaft mit den Liberalen. Damit nicht die holde Harmonie noch im letzten Augenblick in die Brüche ging, mußte der Kommissionsbcricht über die Bczirksräte, der die Aeußerung über die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Sozialdemokraten provoziert hatte, im Papierkorb verschwinden, und die Vertrauenskundgrbung für den bürgerlichen Klassenstaat konnte ins Werk gesetzt werden. Es fällt uns nicht ein, ein Wort der Kritik an die wundervollen Deduktionen von den staatsmännischen Pflichten, die sich angeblich aus der eigenartigen politischen Situation Badens für die Sozial- dcmokratie ergaben, zu verschwenden. Es sind das dieselben Redens- arten, von denen jede Nummer der sogenanntenSozialistischen Monatshefte" strotzt und die von den Revisionisten nun nachgerade bis zum Ueberdruß hergcbetet worden sind. Nur ein Wort zur Kennzeichnung der Behauptung, daß daspositive Zusammen- arbeiten zwischen Liberalismus und Sozialdemokratie" möglich ge- Wesen sei,ohne daß die Grundsätze der in Frage kommenden Parteien irgendwie irritiert wurden". Die Budgetbewilligung allein ist der beste Beweis, daß das gerade Gegenteil richtig ist, denn schließlich sind doch auch die Beschlüsse der sozialdemokratischen Parteitage noch ein Bestandteil unserer Grundsätze. Aber auch von dieser einen drastischen Tatsache ganz abgesehen, läßt sich auch für den der badischen Landespolitik Fernerstehenden mit Leichtigkeit nachweisen, daß die Behauptung den Tatsachen direkt ins Gesicht schlägt. Sieht sich doch sogar der Genosse Quarck, der gewiß nicht im Verdacht steht, den süddeutschen Genossen gram zu sein, im Frankfurter Parteiorgan zu der Kritik veranlaßt, daß die badische Landtagsfraktion völlig unter dem Eindruck der Großblock. taktik stand, was beispielsweise zur Folge hatte, daß auf jede Volksbewegung zur Beseitigung des Pluto - kratischen D r e i k l a s se n w a h lr e ch t s bei Beratung der neuen Gemeinde- und Städteordnung der- zichtet wurde. Die Genossen ließen sich, als ihre Anträge auf Einführung eines demokratischen Wahlrechts abgelehnt waren, mit einerReform" des infamen Dreiklassenwahlrechts abfinden und stimmten schließlich für das ganze Gesetz. Wenn das keine Jrritierung" der Parteigrundsätze ist, gibt es überhaupt keine mehr. Jedenfalls haben die bürgerlichen Parteien und die Regie- rung, die das gleiche Wahlrecht strikt ablehnten, bei dieser Gelegen- heit hundertmal mehr gesundes Klassenempfinden gezeigt, als die sozialdemokratischen Staatsmänner während der ganzen Landtags- session. Wer so prinzipienfest ist wie die badischen Kammerrevolutio- näre, darf sich natürlich nicht dadurch beirren lassen, daß die Trag- weite seiner glorreichen Taktikleider allenthalben noch nicht ge- nügend gewürdigt wird", sondern muß streben, sie auch in der Reichspolitik zur Geltung zu bringen. Darin liegt ja überhaupt der tiefere Sinn des badischen Vorstoßes.* » Ein schiefer Vergleich. Ein Parteiblatt macht den Versuch, den schweren Disziplin- bruch der Mehrheit der badischen Llandtagsfraktion dadurch zu beschönigen, daß es darauf hinweist, daß auch schon früher einmal ein Partcitagsbeschluß durchbrochen worden sei. Die BielefelderVolkswacht" schreibt: Für heute nur eine kleine Reminiszenz gegenüber dem all« gemeinen Geschrei, die Badenser hätten gegen emen Parteitags- beichluß verstoßen, Parteitagsbeschlüsse müßten unter allen Um- ständen gehalten werden. Auf dem Parteitage zu St. Gallen befand sich unser Parteitag der Tatsache gegenüber, daß die Freisinnige Partei bei den Stich- Wahlen des Jahres 1837 uns in der miserabelsten Weise im Stich gelassen und überall, aber auch ohne jede Ausnahme, für das SeptennatSkartell gestimmt hatte. Die Entrüstung darüber war, wenn je eine, durchaus gerechtfertigt, und man kann deswegen den Teilnehmern des Parteitages eS nachfühlen, daß sie beschlossen, nienialS wieder solle die Sozialdemo- kratie den Freisinn bei Stichwahlen unterstützen. Da kam das Jahr 1800 mit der Zerschmetterung der Septennats« Parteien. Und da erschien unmittelbar nach den Hauptwahlen ein Aufruf des Parteivorstandes: Angesichts des gänzlich unerwarteten Erfolges bei den Wahlen müsse es jetzt als Hauptaufgabe betrachtet werde», das SeptennatSkartell nicht etwa durch die Stichwahlen wieder auf die Beine kommen zu lassen. Deswegen würden die Genossen aufgefordert. Mann für Mann bei den Stichwahlen für den Freisinn zu stimmen. Welcher Verstoß gegen einen Parteitagsbeschluß l! Und die Genossen gingen hin und handelten danach. Und sie taten sehr richtig daran, hätten sie anders gehandelt, wären sie politische Kindsköpfe gewesen." Man kann das Vorgehen des Zcntralwahlkomitecs(Partei- Vorstandes) in Sachen des Stichwahlaufrufs nur dann in Parallele setzen mit der badischcn Vudgetbcwilligung, wenn man alle ausschlaggebenden Momente igno- Nichtig ist. daß in St. Gallen 1387 der Beschluß gefaßt worden war, sich bei den Stichwahlen der Abstimmung zu enthalten. Ebenso trifft zu. daß das Zentralwahlkomitee 1890 vor den Stichwahlen im Gegensatz zu diesem Beschluß dazu aufforderte, den Freisinn zu unterstützen. Nun aber kommt die totale Verschiedenheit der beiden Fälle. Erstens: Es war nicht die Fraktion eines Bundes- staates, die Vertretung einer Gruppe der Partei, die den Beschluß des St. Gallencr Parteitages zu korrigieren unternahm, sondern die Zentralin st anz, das Zentral- Wahlkomitee. Und in dieser Zentralinstanz befanden sich dieselben führenden Personen, auf deren Be- treiben in St. Gallen der Beschluß gefaßt worden war l Von Bebel selbst stammte der St. Gallencr Antrag, und auch Singer hatte unter anderen dafür gestimmt. Wenn trotzdem der Parteivorstand einstimmig den in Widerspruch zu dem Beschluß des St. Gallencr Parteitages stehenden Stichwahlaufruf erließ, so geschah das in der sicheren Annahme, daß auch die übergroße Mehrheit der Parteigenossen der Meinung sei, daß unter den veränderten, vor drei Jahren nicht vorhergesehenen Umständen der Beschluß aufgehoben werden m ü ss e. Daß diese Annahme auch zutraf, bewies die Tat- fache, daß der Parteitag in Halle mit sehr großer Mehr- heit eine Resolution annahm, die dem Vorgehen des Partei- Vorstandes die Billigung aussprach. Zweitens: Es bestand 1890 keine Möglichkeit, vor Erlaß des Aufrufs erst noch die Meinung der Parteigenossen einzuholen. Dagegen ließ die Stimmung unter den Genossen, soweit sie dem Partcivorstand bekannt war, darauf schließen, daß er mit seiner Stichwahlparole durchaus tn ihren» Sinne handle. Dagegen war der badischen Landtags- sraktion ganz genau bekannt, daß ihr Verstoß gegen den Nürnberger Beschluß ben Unwillen der übergroßen Parteimehrheit hervorrufen werde! Drittens: Bebel konnte auf dem Parteitag in Halle aus- führen, daß 18 Jahre lang vor St. Gallen stets d i e Stichwahltaktik geübt worden sei, die der Aufruf des Zentral- wahlkomitecs empfahl. Die badische Budgetbewilligung da­gegen stellt einen Bruch mit aller bisberigen Taktik der Partei dar. Einen Bruch, der nicht durch einen, sondern durch mehrere Parteitagsbeschlüsse aus- drücklich mißbilligt ivorden war! Nach alledem sollte man wirklich darauf verzichten, unter Berufung auf das Vorgehen des Parteivorstandes von 1890 das in der Parteigeschichte ganz einzig dastehende Ver- halten der badischen Landtagsfraktion entschuldigen zu wollen k Klus cler Partei. Die Organisationen über die Budgctabsiimmung. Eine Versammlung in Durlach bei Karlsruhe , über die derVolkssreund" selbst berichtet, zeigt, daß auch die badischen Genossen vielfach dem hohen Flug ihrer Fraktion nicht folgen können. Genosse Trinis führte auS, er könnte die Beweggründe der Fraktion verstehen und begreifen, wenn sie sich von vornherein auf den Standpunkt der Zustimmung gestellt hätte. So aber wäre man bis einen Tag vor der Abstimmung entschlossen gewesen, gegen das Budget zu votieren, und weder die Erklärung, die Genosse Dr. Frank abgab, noch die Begründung dazu imBolksfreund" scheine ihm eine ausreichende Er- k l ä r u n g für diesen raschen Umschwung der Meinung der Fraktion zu geben. Genosse Weber gab eine eingehende Darstellung der Vorgänge in der Fraktion. In der Diskussion sprachen nur die Genossen F l 0 h r und Rollwagen. Ersterer hätte eS gern gesehen, wenn das Votum der Fraktion anders ausgefallen wäre im Hinblick auf die sicher zu erwartenden scharfen Auseinandersetzungen in der Parteipresse und auf dem Parteitage, jetzt gerade vor der ReichStagSwahl. Die Mehrheit der Partei stehe nun einmal zurzeit noch nicht auf dem Standpunkt, die Budgetfrage als eine taktische Frage zu betrachten; damit müsse man rechnen. Letzterer übte scharfe Kritik an der Haltung der Fraktion, doch steht auch er auf dem Standpunkt, daß der Vudgetabstimmung mehr Wichtigkeit beigelegt werde, als sie ver« diene. Er stützt sich in der Hauptsache auf den Nürnberger Be» schluß. Hierauf wird die Diskussion bis auf die in der nächsten Versammlung erfolgende Stellungnahme zum Landesparteitag vertagt._ Die Frage der Budgetvewilligung wurde auch auf einer Wahl« kreiskonferenz des ehedem von dem Genossen E h r h a r t vertretenen 1. pfälzischen ReichStagswahlkreiseS erörtert. Wir entnehmen darüber dem Bericht der»Pfälz Post" daS Folgende: Die Diskussion über das Referat eröffnet Gen. Ackermann« Frankenthal mit der Konstatiernng, daß die sozialdemokratische LandtagSfraktion sehr fleißig gearbeitet und ihre Aufgabe voll erfüllt habe. Er knüpfte daran den Wunsch, daß dies auch in Zukunft so bleiben möge und er>0 artet, daß die Fraktion nicht dem Beispiel der badischen Genossen im Landtage folgen, die daS Budget bewilligt haben. Des weiteren gibt er seiner Entrüstung Ausdruck, daß unsere badischen Genoffen im Landtage ihrem unbegreiflichen Verhalten dadurch die Krone auf« setzten, indem sie nach der Meldung der«Frkf. Ztg." am Landtags« schluß in daS Hoch auf den Großherzog e i n st 1 m m t e n.(Der Vorsitzende K l e e s 0 0 t hält dem die Meldung der Mannheimer Bolksstimme" entgegen, die daS ausdrücklich verneint.) Genoffe Fi scher-Ludwigshafen ist in Sachen der Budgetbewilligung gegen jeden Beschlutz der Konferenz, da man über die Gründe für die Zu- stimmung unserer Genossen nicht genügend unterrichtet ist. Fast jeder der folgenden Diskussionsredner macht zu der Budgetbeivilligung je nach seinem Temperament mehr oder weniger heftige Ausführungen gegen die Zu« stimmung, doch wurde anerkannt, daß die Konferenz nicht das Forum sei, darüber Beschlüsse zu fasten; das Recht, darüber seine Meinung zu äußern, wird unbedingt anerkannt. Bolz-Mundcnheim bringt einen Antrag ein, der besagt, daß der bayerische LandcSparteitag den Abgeordneten im Landtage die Pflicht aufsrlcgen soll, gegen das Budget zu stimmen, damit solche Entgleisinigen ein für allemal unmöglich sind. Er verweist dabei auf die Budgetbewilligung unserer Landtags» fraktion vor zwei Jahren. Körner wendet sich scharf gegen den Antrag Bolz, durch den den Abgeordneten eine Direktive gegeben werden soll, die unwürdig ist. Profit bedauert, daß Ackermann die Abstimmung der badischen Genossen in die Debatte gezogen hat. da die Sache noch nicht geklärt ist. Sodann wendet er sich gegen den Antrag Bolz. Jetzt noch auf die frühere Budget» dewilligung unserer Fraktion zurückzukommen, ist nicht zweckmäßig. Wir hätten wichtigeres zu tun, als uns deswegen herumzustreiten. Weber-Mutterstadt meint, daß die LandesparteitagSdele« gierten damals hinterS Licht geführt worden sind. ES müsse vorgebaut werden, damit die Fraktion weiß, woran sie ist. Schmidt- Speyer: Auf dem Wege der Badenser ioininen wir z u offiziellen Prinzenempfängea durch unsere Genossen, die in die Gemeinde« Verwaltung gewählt sind. A ck e r m a n n- Frankenthal wendet sich gegen die Ausführungen Prosits und gibt den Badensern die Schuld, daß eine Stellungnahme und Verurteilung nötig ist. Die Abgeord- neten sind keine Instanz für uns, sondern sind unsere Beauftragte und eS schadet durchaus nichts, wenn unsere Abgeordneten die Mei« nung der Genossen draußen im Lande kennen lernen. Heim« LudwigShafen hält den Nürnberger Partcitagsbeschluß betr. die Pflicht der Budgetablehnung nicht für glücklich, weil die Mehrheit des deutschen Parteitages über die Verhältnisse in den einzelnen Bundes» staaten nicht genügend unterrichtet ist. Außerdem glaubt er nicht, daß eine ganze Fraktion imstande ist. den Interessen der Landes» Partei ins Gesicht zu schlagen. Unseren Abgeordneten sollte man denn doch etwa? mehr Urteilsfähigkeit zutrauen. Profit- Ludwigs- Hafen: Die Entgleisung, wenn eS eine ist, der Badenser in der Budgetbcwilligung hält Redner nicht für so wichtig, um durch einen Parteistreit den Gegnern Material gegen unS zu liefern. Als Delegierte zum bayerischen Landesparteitag wurden gewählt die Genossen Stnbenrcich-OggerSheim, Ackermann-Franken» thal, Weber-Mutterstadt, Süß-Oppau, Hartnrann-LudwigShafen. Als Ersatzleute kommen in Betracht die Genossen Ober-Speher und Bohn-Grünstadt . In der KreiSversammlung für daS Herzogtum Koburg wurde das Verhalten der Badenser Genossen im Landtag« unter lebhaftem Beifall der stark besuchten Versammlung scharf kritisiert und dem Verlangen Ausdruck gegeben, daß der Parteitag ein e r n st e S Wort in dieser Sache zu reden habe. Die Kreis- Generalversammlung für den ReichStagswahlkreiS Ruppin-Templiu fand in Z e h d e n i ck statt. Aus derselben waren vertreten außer den Vorstandsmitgliedern und 32 Delegierten der Genosse Herbst von der Brandenburger Agitationskommission, die Genossen DamS und Dobrohlaw vom sechsten Berliner Wahlkreis, Genosse Wels vom Provinzialsekretariat und der Kandidat des Kreises Genosse Ritter-Berlin. Wie auS dem Bericht hervorging, zählt der Wahlkreis V4Z politisch organisierte Parteigenossen, die Mitgliederzahl ist gegen da? Vorjahr ziemlich stabil geblieben. Die b45 Mitglieder verteilen sich auf 16 Ortsvereine. Die Ortsvereine hatten eine Einnahm« von 2423,86 M. zu verzeichnen, der eine Ausgabe von 1798, 10 M.