Einen erbiskerien Kampf fügten?ie Magistrale Non Nrschie-kenen Vorortgemeinden, so Lichtenberg und Rixdorf. gegen Berlin.Dieser kommunale Streit zeigt, welche Folgen die Zerrissenheit derWirtschaftlichen Einheit Grotz-Berlins in viele Einzelgemeindenzeitigt.DaS Kommunalabgabengesetz sieht vor. daß die Betriebsgemeinden den Wohngemeinden unter bestimmten VoraussetzungenBeiträge zu den Schullasten zu leisten haben. Hierauf begründetder Magistrat von Rixdorf seinen Anspruch gegen Berlin undverlangt, daß ihr für jedes schulpflichtige Kind, dessen Eltern inRixdorf wohnen und der Vater in Berlin beschäftigt ist. einenBeitrag für das Jahr 1903/10 in Höhe von 02,35 M. geleistetwerden soll. Verschiedene andere Vorortgemeinden, die ebenfallsals Wohngemeinden in Betracht kommen, stellten schon wiederholtähnliche Ansprüche an Berlin, die aber zum Teil abgewiesenwurden, auch für Rixdorf ist die Frage noch nicht endgültig ent-schieden, ist vielmehr noch in der Schwebe. Berlin versucht, denAnsturm der Vorortgemeinden gegen sich abzuwehren. Der Magi-strat versendet an alle in Frage kommenden Rixdorfer Väterfolgendes Schreiben:Die Stadt Rixdorf fordert von der Stadt Berlin für jedesIhrer Kinder, das in dem Zeitraum vom 1. April 1309 bis81. März 1310 die Rixdorfer Gemeindeschule besucht hat, einSchulgeld von 62,35 Mk. Als Grund ist angegeben, daß Siewährend dieses Zeitrums in einem Berliner Fabrik- oder Eisenbahnbetriebe gearbeitet haben jmd dieser Beschäftigung wegenin Rixdorf wohnen.Um den Anspruch prüfen zu können, bitten wir, d-ie bei-liegende Fragekarte genau auszufüllen und an uns zurück-senden zu wollen.Reick?.Auf der Fragekarte wird dann nochmals um Beantwortung derFrage ersucht, es wird gebeten, mitzuteilen, ob die Behauptungdes Rixdorfer Magistrats richtig ist und der Befragte lediglich zudem Zweck in Rixdorf wohnt, um in Berlin in einem Fabrikbetrieboder Eisenbahnunternehmen arbeiten zu können. Die Frage istsehr eigenartig. Viele Leute, die in Berlin arbeiten, wohnen inVororten, weil ihnen das wirtschaftlich günstiger erscheint, ins-besondere in Hinsicht auf die Mietsvcrhältnisse, aber nicht zu demZwecke, um in Berlin zu arbeiten. Da der größte Teil der Be.fragten die Ursache und den Zweck der Umfrage nicht kennt, wirdwohl dementsprechend auch die Antwort ausfallen. In den Lokal-blättern macht allem Anschein nach der Rixdorfer Magistrat wiederbekannt, daß die Fragekarten nicht beantwortet zu werdenbrauchen. Durch das Gegeneinanderarbeiten wird nur die Ver-wirrung unter der Bevölkerung vergrößert, anstatt daß eine ge-nügende und zweckdienliche Aufklärung gegeben wird.Tatsache ist ja, daß es den armen Gemeinden nicht ganz leichtfällt, ihre Verpflichtungen den Gemeindeschulen gegenüber zu er-füllen, zumal der preußische Staat wie bei allen anderen Kultur-aufgaben völlig versagt und er den Gemeinden überläßt zu sehen,wie sie mit ihren Aufgaben fertig werden und wie sie dieselbenlösen können.Schuld an solchen Zuständen hat aber in erster Linie dasBürgertum. Engherziger Lokalpatriotismus, der jede großzügigeKommunalpolitik ersticken muß, hindert den Fortschritt; vor allemaber die Rückgratlosigkeit des Bürgertums den volksfeindlichenBestrebungen der preußischen Regierung gegenüber. Allerdingsfind Bestrebungen im Gange, die einen Schulzweckverband zumZiele haben, ob und inwieweit dieses Ziel erreicht wird, ist aller-Vings eine andere Frage. Die Arbeiterschaft hat das allergrößteInteresse daran, daß die Volksschule so ausgebaut und gefördertwird, wie es nur denkbar ist. Jeder Schritt, der zu diesem Zielführt, wird unsere wärmste Unterstützung finden.Für Anfertigung von BerufungSschriften in Unfallsachen,Alters- und Jnvalidenrentenangelegenheiten werden vielfach Pri-vatpersonen in Anspruch genommen, die sich gut bezahlen lassen.Ein Arbeiterbeisitzer des.Schiedsgerichts teilt uns mit, daß in«inem Termin, den er kürzlich wahrnahm, der Vorsitzende einenKläger krug, wieviel er für die Berufungsschrift gezahlt habe,worauf die Antwort erfolgte: 6 Mark. Und das für acht ZeilenMaschinenschrift. Selbst der Vorsitzende schüttelte ob der hohenSumme den Kopf. Wir werden deshalb gebeten, darauf aufmerk.fam zu machen, daß solche Berufungsschriften im Protokollzimmerde? Schiedsgerichts für Arbeiterversicherung, Lützowstraße III, völligunentgeltlich angefertigt werden.Mißstände in der Irrenanstalt Buch.Wir haben kürzlich eine Reihe Mißstände in der IrrenanstaltBuch veröffentlicht; auch eine Versammlung des Bucher Pflege.Personals hat sich damit beschäftigt. Heute verbreitet nun derMagistrat durch das Nachrichtenamt folgende Mitteilungen:„Die auf einer Versammlung Bucher Jrrenpfleger borge-brachten Beschwerden wegen schlechter Verwaltung und sanitärerMißwirtschaft in der Irrenanstalt haben der Deputation Anlaßzu einer eingehenden Untersuchung gegeben, soweit die Fälle inden Zeitungsartikeln hierzu genau genug umschrieben waren.Wenn die Untersuchung auch noch nicht abgeschlossen ist, kann dochmit Bestimmtheit behauptet werden, daß es sich in der Hauptsacheum Uebertreibungen handelt. Was zunächst die behaupteten Ver-fehlungen in sanitärer Hinsicht angeht, so war es möglich mitden Angaben der Zeitungen drei Fälle zu identifizieren. Imzweien(Krätze, Gesichtsrose) sind die Kranken, sowie Verdacht aufdie Krankheit bestand, ins Hospital bezw. die JnfektionSbarackeverlegt worden; ihre sämtlichen Sachen sind nach der Bekundungdes Oberpflegers am gleichen Tage desinfiziert worden. DerKranke, dem eine Schmierkur verordnet war, war nicht anSyphilis, sondern an einer Hornhautentzündung der Augen(Keratitis interstitialis) erkrankt, die nicht zu den Jnfektions-krankheiten zählt. Es ist ferner Vorschrift, daß beim Rasierender Schaum mit einem Pinsel geschlagen und dann mit der Handin das Gesicht des Patienten gebracht wird. Darüber, daß diesGebot übertreten worden sei, liegen keine Anzeigen von Pflegernvor.Bezüglich der Beschwerden gegen die Oekonomieverwaltungkonnte von dem Fortwerfen einer erheblichen Menge Sülzenichts festgestellt werden. Richtig ist, daß durch ungeeignete Be-Handlung eine größere Quantität Rindfleisch zur Verwendung inder Anstalt nicht zugelassen werden konnte und daß einige»100 Liter Kaffee auslaufen gelassen wurden. Doch ist in beidenFällen, in denen übrigens die Schuldigen zur Rechmschast ge»zogen worden sind, sofort Ersatz geschaffen worden. Die An-gäbe, daß eines Tages zwei Handtücher und eine Hand voll Elsen.fpäne im Kaffee gefunden wurden, muß zugegeben werden. Daßdie» auf einem Racheakt beruht, wie angenommen wurde, hat sichnicht nachweisen lassen. Die Behauptung, im Jahre 1309 seien740 Pflegepersonen entlassen worden, trifft nicht zu. Es haben— einschließlich Dienstpersonal— nur 324 Personen den Dienstverlassen. Diese verhältnismäßig große Zahl erklärt sich aus demkurzen Bestehen der Anstalt. Es dauert erfahrungsgemäß immereinige Jahre, bis aus der Menge von ungeeigneten Kräften, diesich anbieten, die Anstalt sich einen Stamm von Pflegern aus-�' �um Schlüsse macht die Deputation für die städtische Irren-pflege darauf aufmerksam, daß sie jederzeit bereit ist,<mf Beschwerden, die bei ihr unter Nennung des Beweismaterials an-gebracht werden, Abhilfe zu schaffen."Hierzu möchten wir bemerken: Soweit sich die Untersuchung aufMe in unserem Blatte erhobenen Klagen bezieht, so müssen wir aus-drücklich bemerken, daß uns das Ergebnis der Untersuchung nichtüberzeugen kann. Das bringt schon die ganze Art und Weise m»tsich, w i e solche Untersuchungen vorgenommen werden. Die An-staltsleitung hat alles Interesse daran, Leute, die wesentliches be-künden können und auch den Mut hierzu finden, bald auS der An-£alt zu entfernen. Das ist auch im vorliegenden Falle geschehen.nd oatz die Beschuldigten alle Ursache haben, die Mißstände, fürdie sie verantwortlich sind, zu bestreiten, Wundert uns in keinerWeise. Immerhin muß zugegeben werden, daß in der OekoiiomleVerwaltung eine schöne Mißwirtschaft herrscht.Es ist doch eine Sauerei sondergleichen, wenn Handtücher undEisenspäne im Kaffee gefunden werden und wenn man weiß, daßder so zubereitete Kaffee Pflegern und Patienten gegeben worden ist.Was den Wechsel des Pflegepersonals anbetrifft, so ist die von derVeswaltung angegebene Zahl auch noch groß genug. Die Entschuldi-gung der Verwaltung ist keine; in Wirklichkeit ist an dem starkenWechsel des Pflegepersonals die miserable schlechte Entlohnung undnoch schlechtere Behandlung schuld. Wie Sklaven werden die Äug?stellten behandelt, nicht aber wie freie Menschen.Das Geständnis Louis Rademeiers. Es bestätigt sich, daßLouis Rademeier in der Lichtenrader Erpressersache ein teilweisesGeständnis abgelegt hat. Landgerichtsrat Rahner. der die weitereUntersuchung in der Lichtenrader Sache führt, ließ sich gesternmittag noch einmal Louis Rademeier vorführen und stellte mit ihmein eingehendes Verhör au. Der Untersuchungsrichter hielt LouisRademeier die vorgestern ermittelten neuen Tatsachen über dieHerkunft des zur Höllenmaschine verwendeten Gasrohrs vor. LouisRademeier zögerte zunächst; aber nach zweistündigem Verhör gestand er ein, seinem Brudnre Albert bei der Herstellung der HöllewMaschine behilflich gewesen zu sein. Er will nicht gewußt haben,zu welchem Zweck diese verwendet werden sollte. Auch von denBettel- und Erpresserbriefen an Otto Kraatz habe er nichts gewußt.Louis Rademeier, der anscheinend auch jetzt noch mit einem Teilder Wahrheit zurückhält, wurde darauf in seine Zelle zurück-geführt. Im Gegensatz zu ihm leugnet Albert Rademeier nachwie vor.Ein entsetzlicher Automobilunfall hat sich gestern vormittaggegen �12 Uhr in der Großbeerenstraße ereignet. An der Groß-beerenbrücke war eine unbekannte etwa 40 Jahre alte Frau imBegriff gewesen, den Fahrdamm zu überschreite� als von derTeltower Straße her ein Privatautomobil gefahren kam. DiePassantin wurde beim Herannahen des Kraftwagens so verwirrt,daß sie die Warnungssignale überhörte und gegen das Vorderradrannte. Ehe der Chauffeur den Wagen zum Stehen bringenkonnte, war die Unbekannte niedergerissen und überfahren worden.Die Unglückliche wurde schrecklich zugerichtet. Tie rechte Kopf-feite wurde ihr fast völlig zermalmt, die Nase und das rechteOhr abgerissen und der Mund bis zur Unkenntlichkeit entstellt.In demselben Auto wurde sie sofort nach der nahen Unfallstationam Tempelhofer Ufer gebracht, wo der Arzt aber nur noch denbereits eingetretenen Tod konstatieren konnte. Die Leiche wurdenach dem Schauhaus gebracht.Schülcrschlachten sind seit einiger Zeit in Pankow in den so-genannten Steeger Wiesen im Gange und haben recht bedrohlichenCharakter angenommen. Einige Jungen sollen dabei das Messerbenutzt haben und es sollen Jungens nicht unerhebliche Verletzungenbeigebracht worden sein. Auch halbwüchsiige Burschen hatten sicheingefunden. Von der Polizei sind einige Festnahmen erfolgt.Eltern tun gut, ihre Kinder von der Teilnahme an solchen Exzessen'ernzuhalten.Vergiftung durch Pfefferlingr. Eine Pilzvergiftung, die wahr-scheinlich noch ein Menschenleben fordern wird, wird unS aus demOsten der Stadt berichtet. Die in der Triftstraße 54 wohnhafte07 jährige Karoline Mados hatte sich eine Mahlzeit Pfefferlinge zwbereitet. Nach(dem Genuß der Pilze erkrankte die alte Frau undder hinzugezogene Arzt stellte Pilzvergiftung fest. In recht bedenk-lichem Zustand wurde die Erkrankte nach dem Virchow-KrankenhauSgebracht.Ein schwerer Straßenvahnunfall wird vom gestrigen Sonnabendgemeldet. Der Kaufmann Otto RiheS aus Küstrin-Altstadt, der zumBesuch von Verwandten in Berlin weilt, versuchte an der Ecke derFranzösischen und Friedrichstraße unmittelbar vor einem heran-nahenden Straßenbahnwagen der Linie 80 die Gleise zu überschreiten. Er hatte aber die Entfernung unterschätzt und wurde vondem Bahnwagen umgestoßen. Der Verunglückte erlitt eine klaffendeWunde an der linken Wange, eine Quetschung des linken Armes undeine schwere Gehirnerschütterung. In bewußtlosem Zustande wurdeder Schwerverletzte nach dem Krankenhause am Urban übergeführt.Erschossen hat sich gestern mittag in dem Hotel„Stettiner Hostin der Jnvalidenstraße der 20 Jahre alte Sergeant der SchutztruppeKarl Werz. Der Grund dürfte in Urlaubsüberschreitung zu suchensein. Die Leiche wurde nach dem Garnisonlazarett in der Schorn-Horststraße gebracht..Mit einem Denkstein geschmückt worden ist von befreundetenGenossinnen und Genossen das Grab der im Vorjahre verstorbenenGenossin Kadeit.Am Dienstag, den 2. August, dem Todestage der GenossinKadeit, wollen diejenigen, die sich ihrer gern erinnern, auf dem Be-gräbnisplatz der Freireligiösen Gemeinde nachmittag» 4 Uhr sich zueiner schlichten Feier verjammeln.Den Mitgliedern der Kinderschutzkommission zur Kenntnis, daßam Mittwoch, den 3. August, abends 8'/, Uhr, im Gewerkschafts-Haus(großer Saal) eine Versammlung für alle Funktionärinnen derKommission stattfindet. Tagesordnung: 1. Tätigkeitsbericht derKommission. 2. Diskussion. 8. Verschiedenes.Arbeiter-Samariter-Bunb, Kolonne Berlin. Mittwoch abend3 Uhr, 5. Abteilung, in Rixdorf bei Kaufhold, Erkstratze 8,Uebungsstunde.— Am Sonntag, den 7. August, morgens 8 Uhr,findet auf dem Turnplatz des TunvereinS„Fichte" in Treptow eineVerband- und Transportübung statt. Dazu wird das Erscheinenaller Mitglieder erwartet.Deutscher Arbeiter-Sängrrbunb, Gau Berlin und Umgegend.Am 0., 7. und 3. August kommen die Emil Salzer-Chöre, Leipzig(M. d. A. S. B.) nach der ReichShauptstadt und werden bei dieserGelegenheit im Konzertgarten der Brauerei Friedrichshain einKonzert veranstalten. Die Parteigenossen und Sangesfreundewerden hierauf hingewiesen, da die Leistungen der LeipzigerSänger gelegentlich der Mitwirkung beim letzten Leipziger Partei-tage alle Anerkennung gefunden haben.Großfeuer kam in der letzten Nacht auS noch unbekannter Ursache in Reinickendorf-Ost gegenüber dem Bahnhof Schönholzin der bekannten Eisengießerei von Rössemann u. Kühnemann,Koloniestraße, zum Ausbruch. Als die Gefahr in der neunten Abend-stunde bemerkt wurde, schlugen die Flammen schon lichterloh ausdem Dache der Gießerei empor. Ausgekommen war der Brandin einem Modellraum der Tischlerei. Die Flammen waren weithin sichtbar,auch die Berliner Feuerwehr am Schillerheim bemerkte den Feuerscheinund rückte mit dem Automobilzug Nr. 23 nach der Brandstelle aus.Als der Zug dort ankam, waren die Wehren aus Ost- und West-Reinickendorf schon zur Stelle. Diese gaben mit 3 ORohren Wasser.Die Berliner Wehr griff mit 2 E-Siohren an. Den vereinten An«strengungen gelang es, eine weitere Ausdehnung des Brandes zuverhüten und die großen in der Nähe liegenden Holzstapel zu schützen.DaS Schaden ist natürlich erheblich.Vorort- l�ackrickten.Rixdorf.Die Protestbewegung gegen die beabsichtigte neuerlicheEntrechtung der großen Masse Rixdorfer Kommunalwähler,die durch die Aufstellung neuer, auf den Steuerdurch-schnitt beruhenden Wählerlisten herbeigeführt werden soll, hateinen großen Umfang angenommen. Bekanntlich hatte derBorstand des Wahlvereins im Einverständnis mit den Funk-tionären beschlossen, eine Petition in Umlauf zu setzen, in derder Rixdorfer Magistrat aufgefordert wird, die Aufstellungder Wählerlisten na'ch JJefft System de? einfachemD r i t t e l u n g vorzunehmen.Welches Interesse die Rixdorfer Kommunalwähler dennächsten Wahlen entgegenbringen, bewies die geradezu unge-stüme Beteiligung an dieser Petition. Kaum ausgegeben,kehrten die Bogen auch schon mit zahlreichen Unterschriftenversehen zurück. Im Laufe einiger Tage waren 26 0 0 Listenmit 260 00 Unterschriften gefüllt. Rixdorf hat ungefähr4 0 0 0 0 Kommunalwähler. Zwei Drittel allerWähler haben also durch Namensunterschrift demMagistrat ihre Meinung bekannt gegeben. Hätten die Listenauch nur noch eine Woche zirkulieren können, so wären zudiesen 26 000 noch viele Tausend weitere Unterschriften ge-kommen. Aber die Zeit drängte. Schon Mitte August liegendie Wählerlisten aus. Die Petition mußte vorzeitig geschlossenwerden und sind am 29. Juli die Petitionsbogen demMagistrat übergeben worden.Man darf darauf gespannt sein, wie der Magistrat ent-scheidet.. Wird er der gehorsame Diener jener kleinen Gruppeum Rahmig sein, oder wird seine Selbständigkeit und seinGerechtigkeitsgefühl ihn veranlassen, die Wählerlisten nachdem System der einfachen Drittelung aufzustellen?Mag der Magistrat aber entscheiden wie er will. Soviel ist sicher: die nächsten Kommunalwahlen dürften ein Er-gebnis zeitigen, daß auch dem Liebeslyriker des RixdorferStadtparlaments kein Reim darüber möglich ist.Der Magistrat hat beschlossen, daß bis zum 15. August d. I.jedem für die Gemeindewahlen in Betracht kommenden Wähler aufgedruckter Postkarte Mitteilung gemacht wird, daß er in den Wähler«listen eingetragen ist. Der Dezernent wird ermächtigt, das Lokalfür die Auslegung der Wählerlisten selbständig zu bestimmen. DerMagistrat ist damit einverstanden, daß Abschriften der Wählerlistengegen Erstattung der Kopialien auf Antrag ausgefertigt werden.Köpenick.In der gut besuchten Generalversammlung des WahlvercinSerstatteten die Funktionäre den Tätigkeitsbericht des letzten Ge-schäftsjahres, welches sich auf lYs Jahre erstreckt. Vor Eintritt indie Tagesordnung wurde das Ableben des Genossen SchriftsetzerOtto Rudolf in üblicher Weise geehrt. Ter 1. Vorsitzende gabdann eine Uebersicht über die Gesamttätigkeit der Partei am Ort.Hierauf folgten die Einzelberichte. Der Mitglicdcrftand war zuAnfang des Geschäftsjahres 1140, darunter 39 Frauen, am Schluß1139, darunter 102 Frauen, also ein Rückgang trotz der 234 Auf-nahmen. Die Gesamteinnahme betrug 5507,07 M., die Ausgabe5405,12 M., so daß ein Bestand von 101,35 M. vorhanden ist. ImBerichtsjahre fanden statt: 15 Vereinsversammlungen, 10 öffent-liche Versammlungen, 24 Vorstandssitzungen, 4 Schiedsgerichts»sitzungen, 10 Flugblattverbreiwngen, eine Versammlung im Agita-tionsbezirk, zwei Stadtverordnetenersatzwahlen der 2. Abteilung.Bei der im Mai stattgefundenen Wahl vermehrte sich unsere Frak.tion durch die Genossen Galle und Müller, Der Spediteur be»ttchtete: Vorwärtsleser am 1. Januar 1303 300, am 31. Dezember1303 322. am 1. Juli 1310 1032;„Wahrer Jakob" 285,.In freienStunden" 42. Die Einnahmen betrugen 20 820,34 M., die Aus-gaben 20 327,08 M., so daß sich ein Ueberschuß von 493,28 M. er»gibt. Der Berichterstatter monierte, daß so wenig„Freie Stmi»den" gelesen werden. Die Lokalkomnrission hob hervor, daß beiAusflügen der Lokalliste unbedingte Beachtung geschenkt werdenmüäe, da nach unserem Bezirk viel Partien stattfinden. DieVertretung der Frauen meinte, daß wenn aus einen größerenZuwachs gerechnet werden soll, der Frauenbewegung unbedingtmehr Vertrauen und Unterstützung entgegengebracht werden muß.Der BildungSausschuß veranstaltete im letzten Jahre zweiVortragskurse, und zwar über:„Theorien und Programme derbürgerlichen Parteien" und über:„Historischer Materialismus"(sieben Abende), zwei Theaterabende:„Nora" von Ibsen und..Jugendfreude" von Fulda, eine Schillerfeier, einen Lichtbilder-Vortrag über:„Entstehung des Menschengeschlechts" von M. H.Baege, einen Märchenabend und eine Jugendschriftenausstellung.Die Gesamtausgabe betrug 1052, M., die Einnahme 823,00 M., dieAusstellung erzielte einen Umsatz von 130 M. Die Besucherzahlder Theater- und Kunstabende ging ständig zurück, was auf dasKonto der wirtschaftlichen Verhältnisse zurückzuführen ist. DieBesucherzahl betrug in 1905/00: 1550, 1300/07: 1443, 1907/08: 1189,1308/03: 1100, 1903/10: 707. Der Besuch der Vortragskurse be-trug im ersten Kursus 117, im zweiten 50 Teilnehmer. Erfreu»licher ist die Benutzung der Bibliothek, entliehen wurden 5230Bände an 2899 Lefer. Die Entnahme der Bücher erfolgt täglichvon vormittags 3 bis abends 8 Uhr in der Spedition.— DieKinderschutzkommission fand ein arbeitsreiches Feld. Eine Reihevon Fällen konnte zur Zufriedenheit erledigt werden.— AuS denWahlen gingen hervor: Woick, 1. Vorfitzender; Wißler, 2. Vor-sitzender; Heinze, 1. Kassierer; Liegner, 2. Kassierer; TolkSdorf,Schriftführer; Müller, 1. Beisitzer; Frau Schmidt, 2. Beisitzerin;Spediteur: Wißler; Lokalkommission: Kegel. Mietsch, Galle,Schneider; Zeitungskommission: Dillau, Jahnke, Tauchert; Bil-dungSausschuß: Schütt, Lefevre; Bibliothekkommistion: Renner,Kerkow, Heinrich; Kinderschutzkommission: die Genossinnen Hack-barth, Rebe, Ludwig. Raschke, Kämpf; Revisoren: Ehrenberg.Pärschke. Reichert; Dekorateur: Neumann; Beschwerdekommistion:Raschke, Pärschke. Stein, Galle, Gühne, Dittmann. Karl Noack,Jahnke und Frau Schubert.— Der Antrag des Kreises auf Ein-führung der Wochenbeiträge wurde im Prinzip angenommen undden Delegierten zur Kreisgeneralversammlung mit auf den Weggegeben.— Der Genosse Woick brachte hierauf das Verhaltender Badenser Genossen zur Sprache und meinte, daß es sich umeinen schweren Disziplinbruch handele. Dem schloß sich GenosseLehmann an. Die Genossen wären durch die Schule Maurenbrechersgegangen. Anderer Ansicht waren die Genossen Breitenborn, Nickelund Scholz, diese meinten, eS sei auch praktische Arbeit zu leisten.Die Versammlung stellte sich nicht auf den letzteren Standpunkt,sondern gab den Delegierten zur Kreisgeneralversammlung mitaus den Weg, unbedingt dafür einzutreten, daß der Parteitag derWiederholung solcher Fälle vorbeugen müsse.Tempelhof.Vom Blitz erschlagen wurde während des gestrigen Gewittersder Kaiserin-Augusta-Straße wohnhafte Gastwirt Robeck. R. warauf dem Felde beschäftigt, als ein Blitzstrahl herniederfuhr und ihntraf; er war sofort tot.Adlershof.Aus der Gemeinbevertretersitzung ist zu berichten, daß dem neu»gewählten Schöffen Kaufmann Mendelssohn die Bestätigung erteiltist und derselbe in sein Amt cingeführ�wurde. Der Zuschlag fürdie Pflasterung der Arndtstraße zwischen dem Arndtplatze und derOppenstraße wurde dem Steinsetzer Paul Arndt, Adlershof, als demzweitbilligsten Submittenten erteilt. Desgleichen die Pflasterungdes Marktplatzes. Die Kosten hierfür betragen 21 333 M. DiePflasterung des Glienicker Weges, welche schon des öfteren die Gc°meindevcrtretung beschäftigte, wird nunmehr durch Verfügung desAmtsvorstehers verlangt. Im Falle der Unterlassung wird ange-droht, daß der Amtsvorsteher die Straße aus Kosten der Gemeindeselbst wird herstellen lassen. In der Diskussion wurde das Per-halten der Anlieger, und zwar der beiden schwerreichen FirmenF. A. Kahlbaum und Wolf Netter u. Jakobi, einer scharfen Kritikunterzogen, da nur deren Weigerung, ihren Anliegerbeitrag für diePflasterung der Straße zu leisten, bis heute jede Verhandlung er.gebnislos gemacht habe. Die Gemeinde wäre sehr gern bereit, dieStraße pflastern zu lassen, aber unmöglich kann sie für diesen Zweck100 O0O M. als Anleihe aufnehmen und den Etat mit zirka 5000 M.Zinsen und Amortisation belasten, wenn nicht die Aussicht bestehe,daß die Anlieger ihreg Neitrag leistest werden und dadurch die Ent,