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schulen itlctlen LoMegM Se�rcrTflfieft Ns Tn die obersten Klassen Unterricht, doch können auch männliche Lehrkräfte an ihnen be- schäftigt werden. Die Leitung der Schulen üben Rektoren aus, an Mädchenschulen auch geprüfte Schulvorstcherinnen." Die eigene Kraft und Tüchtigkeit, mit den Frauen zu konkurrieren, trauen sich diese Herren nicht mehr zu. Darum betteln sie die Regierung an, sie möge die Gefahr, die ihrer Existenz durch die Anerkennung der weiblichen Schulleitung droht, abwenden. Warum sollten auch die schleswig -holsteinischen Volksschullehrer mehr Ein- ficht bezeugen, als ihre Kollegen von den höheren Schulen, die sich mit ihrer Eingabe gegen die Anerkennung der weiblichen Schul- leitung vor der ganzen Welt lächerlich gemacht haben! Lehrer W a ch h o l z- Kiel schreckte die Zuhörer mit dem skrupellosen Kampfe der Frau gegen den Mann, erzählte mit heiliger Entrüstung, wie die radikalen Frauenrechtlerinnen d i e Auflösung der Ehe proklamierten, einen Glorienschein um die Häupter der unehelichen Mütter winden, die Hausfrau und treue Mutter aber verachteten. Nachdem der Herr so alle die achtbaren und ehrbaren Spießer in die rechte Entrüstung versetzt hatte, rückte er mit seinen Forderungen heraus. Er will die Frau wohl zur Mitarbeit an der öffentlichen Erziehung zugelassen wissen, aber der Frau dürfen keine Leitungsbefug- nisse übertragen werden; dazu reiche ihre Kraft nicht aus. Die Unterstellung eines Mannes unter die Leitung einer Frau setze den Mann in der öffentlichen Mei- nung herab. Die Einführung weiblicher Vorgesetzten auf dem Schulgebiete führe mit Sicherheit zu ähnlichen Ansprüchen und Erfolgen der Frau auch in anderen Berufen und damit zu einer allgemeinen großen Gefahr für das S t a a t S w o h l. Hoffentlich werde der Druck der öffentlichen Meinung dahin führen, daß in Preußen die Anerkennung der weiblichen Schulleitung wieder zurückgezogen werde. Es war der einzigste Lichtblick in dieser Versammlung, daß sich ein sage und schreibe ein Lehrer fand, der diese An- schauungenals Nachhall einer alten Kulturauffassung" bekämpfte, der meinte, der Volksschullehrer könne nur auf der Seite des Fortschritts stehen und der verlangte, die Versammlung sollte die Standarte mit der Inschrift aufpflanzen:Jeder tüchtigen Per- sönlichkeit, ob Mann oder Frau, freie Bahn!" Aber kaum hatte Herr Lehrer I u h l- Altona diese wirklich liberalen Gedanken zum Ausdruck gebracht, da erhob sich mit aller ihm eigenen Würde Herr Lehrer Hoff-KieU Vr> rsä tz e n der der frei- sinnigen Organisation in Kiel , Stadtverord- neter und freisinniger Landtagsabgeordneter für den Landtagswahlkreis Kiel , und brachte im Namen des Kieler Lehrervereins eine Resolution ein, die sich gegen die Bestimmung vom 3. Februar ISIS wendet und als einzigstes Argument gegen die weibliche Leitung öffentlicher Schulen an- führt, daß das eine Abweichung von dem bisherigen Zustande seil Das wagt ein freisinniger Landtags- abgeordneter zu vertreten! Wenn Herr Hoff diesen Grundsatz auch für seine politische Tätigkeit gelten läßt und das sollte er doch konsequenterweise, dann kann er mit seiner ganzen politischen Tätigkeit einpacken, dann ist sie für die Katzl Denn die Durchführung aller liberalen Forderungen wird im Junkerstaate Preußen ja wohl eine Abweichung von dem bis- herigen Zustande sein. Nur noch drei Fraueck traten dem mutigen Lehrer I u h l- Altona bei. alle anderen- Diskussions- rcdner variierten mehr oder weniger die Ansichten von Wachholz und Hoff. Zum Schluß wurde die Hofffche Resolution mit großer Mehrheit angenommen. Das sind die liberalen Lehrer SchleSwig-Holsteinsl Wenn die reaktionäre Schulverwaltung mit brutaler Faust zufaßt, dann ducken sie sich scheu und ängstlich in die Ecke. Als der Tönninger Lehrer �Hansen schikaniert, drangsaliert und zuletzt gemaßregelt wurde, weil er von wahrer Menschenliebe beseelt in einer frei- finnigen Wählerversammlung ausführte, es drücke ihm immer das Herz ab, wenn er in die blassen Gesichter mancher seiner Schülerinnen sehe und dann an den Brotzoll denke, da herrschte im Lager der schleswig -holsteinischen liberalen Lehrer eisiges Schweigen. Das hat sich in mehreren ähnlichen Fällen in letzter Zeit wiederholt. Aber ein so lächerlich geringer Fortschritt, Zoie er in der Bestimmung über die Leitung an Mädchen-Mittelschulen liegt, scheucht diese Gesellschaft auf. nicht um mit Wärme dafür einzutreten, sondern um ihn zu bekämpfen, weil sie darin eine Gefahr für ihre Existenz sehen. Und diese Helden geben an, den Fortschritt zu vertreten!_ nachklänge der Sahl In Cannstatt- Cndwlgsburg. Der Altsfall der Rcichstagsersatztvahl in Cannstatt- Ludwigsburg hat die bürgerlichen Parteien, wie die Aeuße- rungen ihrer Blätter beweisen, völlig überrascht. Daß auch bei dieser Wahl wieder die sozialdemokratische Stimmenzahl steigen werde, hatte man erwartet, teilweise auch mit einem sozialdemokratischen Sieg gerechnet; aber daß der sozial- demokratische Kandidat gleich im ersten Wahlgange seine Gegller um 4247 Stimmen hinter sich zurücklassen werde. darauf scheint man in den Reihen der gegnerischen Parteien nicht gefaßt gewesen zu sein. Und. wir gestehen es offen, auf eine solche Majorität der sozialdemokratischen Stimmen haben auch wir, wenn wir auch mit Bestimmtheit auf einen Sieg des Genossen Keil rechneten, nicht gehofft. Unsere Genoffen in Cannstatt-Ludwigsburg haben sich vorzüglich geschlagen. Sie haben sich die volle Anerkennung der Gesamtpartei verdient. Wie immer in solchen Fällen tröstet sich die bürgerliche Presse damit, daß sich unter den sozialdemokratischen Stimmen vieleMitläufer" befänden, daß die Wahl nur als Berärge- rungsprodukt betrachtet werden dürfe usw. Was soll sie in ihrer Hilflosigkeit und Verlegenheit auch anderes tun. Seit dem Juli 1909, den Tagen der glorreichen Durchführung der Reichsfinanzreform, hat die Sozialdemokratie sieben Man­date gewonnen, und zwar meist in Wahlkreisen, die sie bisher noch nie besessen. Ueberall ein beträchtliches Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen; während gleichzeitig die Stimmenzahl der Gegner zurückging, mochten diese Gegner Konservative, ZentrumLparteiler oder Liberale sein. Selbstverständlich suchen auch diesmal wieder, wie bei den letzten für die Sozialdemokratie siegreichen Wahlen, die Konservativen den Liberalen und vor allen den National- liberalen nachzuweisen, daß sie, wenn sie bei den nächsten Reichstagswahlen bessere Resultate erzielen wollen, nach rechts abschwenken und sich den Konservativen in die Arme werfen müssen: während die liberalen Blätter, soweit sie nicht das Verständnis für die Volksseele verloren haben, eine schärfere Frontstellung gegen den blauschwarzen Block fordern. So schreibt diePost": Zu gleicher Zeit aber ist diese Nachwahl, wie alle vorher- gehenden die Wahl in Oletzko-Lyck bildet eine Ausnahme eine Warnung für die nationalliberale Partei, sich noch weiter nach links zu entwickeln. Der mit so viel Pathos und Eifer vertretene Gedanke, daß nur der Anschluß nach links die Partei retten könne, hat sich auch hier wieder als Wahn erwiesen. Das Bündnis mit der Linken führt nicht zum Sieg, sondern in das Nichts. Der Links-LiberaliSmuS hat auf seiner Seite die lautesten Schreier, einige dreist uu- verschämte Blätter, aber nicht die Wähler. Die Wahlen aber werden durch die Wähler entschieden und nicht durch die Hetze- reien des Berliner WeltblatteS und Zeitungen von ähnlichem Schlage. Und dieKreuz-Zeitung " erklärt ironisch: Wenn man sieht, wie eifrig sich in Süddeutschland liberale Parteiführer. Minister und Prinzen regierender Häuserin den Dienst des demokratischen Willens stellenS*, und wie trotzdem oder gerade deshalb Schlag auf Schlag die Reichstagsmandate Landau-Neustadt, Koburg , Friedberg -Büdingen , Cannstatt-Ludwigs- bürg und ein Landtagsmandat nach dem anderen der Umsturz- Partei zugefallen find, dann kann man verstehen, daß die Sozial- demolratie den dringenden Wunsch hegt:Nur weiter so in der Unterwerfung unter den demokratischen Willen I" Im württem- bergischen Landtage waren die Nationalliberalen früher die Herr- schende Partei, jetzt find sie mit nur 12 Mandaten die schwächste. Dagegen folgert dasVerl . Tag ebl." schärfste Be- kämpfuug der Reaktion: Der Liberalismus steht vor einer schweren Entscheidung. Geht eS im Sinne des abgetanen Herrn Hieber, dann findet dieser Augenblick den Liberalismus auf der Seite der Reaktion. Nur soll man sich nicht darüber täuschen, daß er in diesem Falle auch mit in den schroffsten Gegensatz zum Bolkswillen geraten müßte. Mit der Volkstümlichkeit des Liberalismus wäre es dann aus. Er könnte sich nur als ein Anhängsel der Reaktion be- haupten und würde höchstwahrscheinlich mit ihr hinweg- geschwemmt. Wer aber der Meinung ist. daß nur in einer posi- tiven Weiterentwickelung des Reichs das Heil gesucht werden darf, der wird heute mehr als je jede Beziehung zu den reaktionären Parteien lösen müssen. Der Feind steht rechts, das gilt nicht bloß in taktischer Beziehung; das gilt auch für die praktische Politik. Gegen die Sozialdemokratie hilft die Assoziation mit den reaktiv- nären Parteien nicht das mindeste, wie die Geschichte der Hieber- schen Erbschaft beweist. Wohl aber verhindert das Zusammen- gehen des Liberalismus mit der Reaktion die notwendige Wen- dung der Reichspolitik in der Richtung einer stärkeren Betonung des liberalen Gedankens. Der Liberalismus kann sich nur selbst behaupten, wenn er gegen die Verlockungen von rechts fest bleibt und alles daran setzt, die Macht der reaktionären Parteien zu brechen. Wer bisher noch auf eine Wiederannäherung an die reaktionären Parteien spekuliert hat, den sollten die Hieberschen Spuren schrecken._, politifcbc üeberlicbt. Berlin , den 1. August 1910. Zur Reichsfinanzlage. Die klerikale Presse bemüht sich eifrigst, nach Erzberger - schem Rezept nachzuweisen, daß die Finanzlage des Reiches sich merklich bessere und deshalb alle Befürchtungen, daß bald wieder eine neue Reichsfinanzreform nötig sein werde, völlig überflüssig seien. So verheißt dieGermania ", daß die End- abrechnung für das Finanzjahr 1909 einen beträchtlichen Ueberschuß ergeben werde. Nun ist zwar richtig, daß auf einen rechnungsmäßigen Ueberschuß zu hoffen ist, da die Mehreinnahmen etwas reichlicher ausgefallen sind, und außerdem bei den Ausgaben einige Ersparnisse er- zielt wurden; aber diesem sogenannten Ueberschuß stehen 288'/, Millionen Mark an ungedeckten Matrikular- Umlagen entgegen, von denen nur 48'/, Millionen Mark von den Einzelstaaten gedeckt werden, so daß 240 Millionen Mark zur Deckung verbleiben, und zwar müssen diese bis 1913 ab- getragen werden. Auf diese 240 Millionen Mark kommt der voraussichtliche Ueberschuß zur Anrechnung; das heißt er wird dazu benutzt, diese Schuldsumme etwas zu reduzieren. Tatsächlich sind die Finanzaussichten recht schlechte, denn das Ergebnis der Einnahmen im ersten Quartal des Rech- nungsjahres ist um 24 Millionen Mark hinter dem Vor- anschlag zurückgeblieben. Im Reichshaushaltsetat für 1910 ist die �ahreseinnahme aus Zöllen, Steuern und Gebühren auf 1141,5 Millionen Mark veranschlagt; danach würden auf ein Vierteljahr 360,4 Millionen Mark kommen. Die wirkliche Einnahme steht hinter diesem Anschlage um 24,1 Millionen Mark zurück. Besonders sind die Erträge aus den Zöllen, der Branntweinverbrauchsabgabe und der Brausteuer beträchtlich hinter dem Anschlag zurückgeblieben. Das ganze Geschwätz der Zentrumspresse von den gün- stigen Finanzaussichten ist nichts anderes als ein wahltaktisches Manöver zur Beschwichtigung der Angst der Zentrumswähler vor neuen Steuerbelastungen. Ein echter Jagow. MeS, was im Berliner Polizeipräsidium angeordnet wird, geht unter der Firma:Ter Polizeipräsident". Wenn die Uhr des patrouillierenden Schutzmannes von der des sozialdemokra- tischen Schankwirts abweicht, so gibtder Polizeipräsident" durch ein Strafmandat die richtige Polizeistunde an. Wenn die HauS. frau die Betten in einem nach der Straße gehenden Fenster sonnt, so belehrt sieder Polizeipräsident", daß dies gegen die preußische Ordnung sei. Von einem so vielseitig beschäftigten Beamten kann natürlich niemand verlangen, daß er alle Angelegenheiten seines Machtbereiches selbst prüfe, und wir glauben wohl, daß es ihm oft genug herzlich unbequem ist. mit seiner Firma die Verstöße gegen Recht und Vernunft zu decken, die von Beamten des Polizei- Präsidiums begangen werden. Wenn aber der Herr Polizeipräsident einmal selbst eingreift oder nicht eingreift, dann ist es um so interessanter, zu er- fahren, wie e r über Gesetz und Vernunft denkt. Daß es sich dabei wieder um einen Ausländer handelt, macht den Fall nicht zu einem besonderen; beleidigend wäre die Annahme, daß Herr v. Jagow einen Verstoß gegen das Gesetz deshalb für erlaubt hielte, weil nur" ein Ausländer davon betroffen wird. Also zur Sache: Vor einigen Tagen wurde hier ein Ausländer verhaftet, dessen Auslieferung die russische Regierung wünscht, und ein solcher Wunsch ist ja für Preußen Befehl. Welches Vergehens der Mann beschuldigt wird, und ob er es begangen hat, kommt im Augenblick gar nicht in Betracht; Beschuldigungen von feiten der russischen Regierung wird man immer mit Vorsicht genießen müssen, wenn eS sich nicht gerade um räubernde und mordende Beamten han- delt. Kurz und gut: der Verhaftete widerspricht seiner Ausliefe- rung und sagt, er dürfe der russischen Regierung nicht ausgeliefert werden, da er türkischer Staatsangehöriger sei.Beweise uns das," heißt es auf dem Polizeipräsidium. Nichts ist leichter, meint der Verhaftete. Er hat in der Stahlkammer einer hiesigen Bank ein Fach gemietet, und darin befinden sich die Urkunden, die über seine Stgatsangehörigkeit Auskunft gelp. Der Reckst|bei|tqa& bei Verhafteten erscheint mit dessen Frau auf dem Polizeipräsidium, um von dem Verhafteten eine Vollmacht ausstellen zu lassen, die tieir Frau den Zutritt zur Stahlkammer verschaffen soll. Mit feinster Polizeilogik sagt darauf der� Assessor, der den Fall bear- beitet, der Verhastete dürfe zwar die Vollmacht unterschreiben, der Frau aber nicht übergeben, die Vollmacht müsse bei der Polizei bleiben, bis der Minister des Innern die Aushändigung gestatte. Der Herr Assessor war sich aber der Sache doch wohl nicht ganz sicher, er unterbrach die Verhandlung und ließ sich von dem Diri- genten der Kriminalabteilung bestätigen, daß der polizeiliche Begriff einer Vollmacht es erfordere, die Vollmacht im Polizeipräsidium aufzubewahren, nicht aber dem Bevollmächtigten zu übergeben. Der Rechtsbeistand des Verhafteten, Rechtsanwalt Dr. Oskar Cohn, be- stand darauf, diese eigenartige Auffassung durch Herrn von Jagow selbst nachprüfen zu lassen. Im Wahlrechtskampfe hatte sich der Polizeipräsident mit vier Sätzen verewigt, diesmal begnügte er sich mit dreien; sie waren aber desto inhaltreicher. Erster Satz:Bitte, kommen Sie schriftlich ein." Auf die Vorstellung, daß es sich um die Sache eines Verhafteten handle und Herr von Jagow die in der Sache tätigen Beamten ja sogleich rufen lassen könne, folgte der noch bedeutendere zweite Satz:Welche Matznahmen ich zu treffen habe, muß mir überlassen bleiben." Anscheinend hatte diese Leistung den Redner erschöpft; denn er sagte nach einer Pause nur noch den dritten Satz:Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen." Ein echter Jagow: Altpreußische Straffheit und Schneidigkeit, wohlwollende Herablassung zum regierten Publikum, haarscharfes Erfassen dessen, was praktisch notwendig und zweckmäßig ist. Wie denkt denn nun aber Herr von Jagow über Gesetz und Vernunft, werden unsere Leser fragen? Ja, wem die drei Sätze nicht den Beweis für Recht und Vernunft des polizeilichen Tuns ge. liefert haben, der wird in dem echten Jagow vergeblich danach suchen._ Neue Schiffsbauten. Wie verschiedene Blätter melden, unterhandelt die deutsche Regierung mit der türkischen über den Verkauf von zwei Schiffen derBrandenburg "-Klasse. Es handelt sich um zwei Panzer, die in den Jahren 18901894 gebaut worden sind. Sie führen je 22 Geschütze und haben 589 Mann Besatzung. Die Türkei will für jedes Schiff 9'/« Millionen Mark zahlen. Gekostet werden sie je 20 Millionen Mark haben. Selbstverständlich wird die Regierung sofort beantragen, daß für die verkauften Schiffe zwei Ersatzschiffe gebaut werden, wahrscheinlich große Panzerkolosse im Preise von zusammen ungefähr 100 Millionen Mark. Geld spielt ja keine Rolle! Die Unruhe» in Kamerun. sind entgegen anderweitigen Meldungen, die in der letzten Zeit durch die Presse gingen, noch keineswegs völlig unterdrückt. Major Dominik, der nach der Ermordung des Kaufmanns Bret- fchneider durch die Makka und ihren darauf folgenden Angriff auf die Station Dume, bei dem der Unterzahlmeister Arnold durch einen Pfeilschuß in den Unterschenkel verwundet wurde, mit zwei Kam- pagnien der Schutztruppe die Operationen gegen die Makka begann, erklärt vielmehr, daß diemilitärische Aktion" bis M i t t e A u g u st durchgeführt sein werde. Erst dann Würden voraussichtlich auch genauere Feststellungen über die näheren Umstände, unter denen Bretschneider ermordet wurde, erfolgen können. Aber. so meldet Major Dominik einstweilen voller Genugtuung: sieben beteiligte Häuptlinge sind bereits abgeurteilt und gehängt! Die Strafexpedition scheint demnach einen recht bedeutenden Umfang angenommen zu haben. Wenn bereits sieben Häuptlinge gefangen genommen und gehängt werden konnten, so dürsten bei den vorangegangenen Gefechten sicherlich auch etliche hundert Einge- borene gefallen sein. ES ist eigentümlich, daß eine solche Exekution bereits vorgenommen wurde, bevor sich genauere Feststellungen über die besonderen Umstände, also auch über die Ursachen der Ermordung des Kaufmanns Bretschneider machen ließen! Nach einer Darstellung, die vor einigen Wochen von unterrichteter Seite in derMorgenpost " erschien, soll die Erhebung der Makka auf die rücksichtslose Ausbeutung und Behandlung diese» Stammes zurückzuführen sein. Vielleicht sogar auf den Versuch, durch Entführung von Weibern die männlichen Stammes- angehörigen zu Schlepperdiensten pressen zu können. Ob wir über- Haupt über die wirklichen Ursachen der Erhebung, über d i e den Makka vorher zugefügten Kränkungen jemals Näheres erfahren werden, ist allerdings höchst fraglich. Man wird sich einfach damit begnügen, die Mörder und diejenigen, die man für Mitschuldige hält, aufzuhängen oder niederzuschießen. Ist so der Aufftand in Strömen von Blut erstickt, so wird das alte System munter weiter geübt, bis es abermals zu einer Erhebung kommt. Und dann wird abermals mit dem Strick und Pulver und Blei dieRuhe" wiederhergestellt! Wie der Hansabund Mitglieder wirbt. Wie uns mitgeteilt wird, sind bei der Firma Adam Opel . Motorwagenfabrik, an die Meister und Arbeiter des Etablissements Mitgliedskarten des Hansabundes verteilt worden. DaS geschah, trotzdem bereits im Vorjahre aus der gleichen Veranlassung die Arbeiter gegen eine solche Zwangswerbung Ein. sp r u ch erhoben hatten. Auf die erneute Beschwerde der Arbeiter wurde ihnen von den Vorgesetzten erklärt, daß die Firma die Mitgliedschaft ihrer Arbeiter erklärt habe und deshalb nun auch die Karten an die Arbeiter verteilen müsse! Wenn die betreffende Firma pro Kopf ihrer Arbeiter einen bestimmten Satz an die Kasse des Hansabundes abführen will, so ist das ihre Privatsache, die ihre Angestellten nichts angeht. Wenn sie sich aber herausnimmt, für ihre Arbeiter die Mit. ?liedschaft zu erklären und durch die Verteilung der Mitglieds- arten den Anschein zu erwecken versucht, als seien sie wirklich Mitglied des Hansabundes geworden, so ist daS ein Verfahren, von dem man nicht weiß, ob es sich mehr durch Anmaßung als durch Lächerlichkeit auszeichnet._ Erzberger kontra Derubnrg. Abgeordneter Erzberger setzt seine Angriffe gegen die Kolonialpoliti! Dernburgs rüstig fort. Er wird nächstens im Ver- läge derGermania " eine umfangreiche Schrift erscheinen lassen,' in der er die südweistafrikanischen Bergrechtsverhältniffe. besonders der der deutschen Kolonialgesellschaft, klarlegt. Zweck seiner Arbeit soll sein, zu beweisen, daß der ehemalige Staatssekretär Dernburg zugunsten des Großkapitals gearbeitet hat. Dem Buche sind auch eine Anzahl bisher nicht veröffentlichter Briefe und Aktenstücke bei, gegeben. DerGermania" entnehmen wir über die Liebesgabe an das Großkapital folgendes: Da erfährt man unter lebhaftem Erstaunen, daß eine Ge- sellschaft schon im Jahre 1909 über 1309 Proz. Dividende aus ihrem Diamantenk�sitz verteilen konnte; daß Dernburg zu- gunsten der Deutschen Kolonial-Gesellschaft die Förderungs- abgaben im Sperrgebiet um 66% Proz-, außerhalb desselben um 500 Proz. für Diamanten erhöht hat!! Endlich wird der klare Nachweis geliefert, wie Dernburg daS ganze Sperrgebiet ohne jede Gegenleistung auf alle Ewigkeit an die D. K. G. verschenken wollte, ein Gebiet, dessen Diamantenwert derselbe Dernburg auf . 1500 Rillionen Mark geschätzt hat.... Endlich wird Nchne*