risch nachgeivieseil, Sosj Set MaiSetltüg iölO Set D. K. G. nachden eigenen Zahlen Dernburgs ein Riesengeschen! von 284 Mill.Mark brachte; allein Gewinn an den Diamanten! Finden sichnoch andere Minen vor, so kann man trotz der Sll Prozent Gewinnanteil des Reiches gar nicht sagen, wie hoch sich diese Liebes-gaben, verteidigt von Nationalliberalen und Freisinnigen,stellen."_Ein findiger Amtsvorsteher.Ein neues Mittel, Versammlungen unter freiem Himmel un--möglich zu machen, erfand der Amtsvorsteher von Rozdzin, ÄrdsKattowitz. Sein Ukas lautet:„Ihrem Antrage vom 26. d. M. auf Erteilung der Geneh-migung zur Abhaltung einer Volksversammlung unter freiemHimmel am 7. August d. F. kann nicht entsprochen werden, dadie Befürchtung nicht unbegründet ist, daß diese Versammlungbei der hiesigen den Bestrebungen und Zielen der Sozialdemo-kratie abgeneigten ländlichen Bevölkerung Gelegenheit zu Rei-Hungen und Ausschreitungen unter den einander gegenüber-stehenden Parteien und somit zur Störung der öffentlichenSicherheit uno Ordnung geben kann, zumal die Versammlungam Sonntag abgehalten werden soll.'(Name unleserlich).�Rozdzin ist durchweg industriell, fast ohne Landwirtschaft.Nationalpolnische Versammlungen finden öfters im Orte statt.Ultramoutaner Militärdienst.Unter der Vorspiegelung, die abziehenden Rekruten„in denGeist des Soldatenlebens einzuführen und sieüber die Anfangsschwierigkeiten des Soldaten-lebens hinwegzuhelfe n", werden an verschiedenen Stellenin Rheinland-Westfalen, u. a. in M.-Gladbach, Viersen, Münster,Werl und in einem Kloster der Eifel Jnstruktionsvorträge abge-halten. In M�Gladbach geht man schon dazu über, unter Leitungeines katholischen Leutnants namens Meller Turn- und Schiesi-Übungen zu veranstalten. Ein katholischer Stabsarzt wird überKrankheiten, denen Soldaten am leichtesten ausgesetzt sind, Vor-träge halten. Die Hauptexerzitien, worauf die ganze Sache nurangelegt ist, stehen unter Leitung von Ordensgeistlichen. Unterdiesen Exerzitien versteht der Eingeweihte die Einseifung derSckäfchen, damit die Armen im Geiste auch während der Soldaten-zeTt jede Aufklärung zurückweisen.Wie die„Westdeutsche Arbeiterzeitung", das Organ der katho-lischen Arbeitervereine, mitteilt, haben auch im vergangenen Jahreschon 3000„katholische Rekruten" an ähnlichen Exerzitien teilge-nommen. Turn- und Schiehübungei?.unter Leitung eines Leutnantsfanden noch nicht statt. Wie das Matt schreibt, wird den Rekrutenr-lehrt, durch treue militärische Pflichterfüllungen Militärdienst zu einem Gottesdienst zumachen. Die Aufforderung richtet sich an alle Rekruten. Eskönnen also auch Nichtkatholiken die Segnungen und Heilswahr-heiten der alleinseligmachenden Kirche empfangen und dazu nochobendrein in die Handhabungen des menschenmordenben Kriegs-molochs eingeführt werden. Der Kursus kostet nur 4 M. Es gehtdoch nichts über die Verschlagenheit der ultramontanen Pfaffen!Ausbruch einer Epidemie in der Garnison Metz.In Metz sind zirka 50 Soldaten an Ruhr erkrankt, das Gou-bernement führt diese Erkrankung auf den Genuß von stark kalk-haltigem Trinkwasser zurück. Die Trinkwasserfrage in der FestungMetz hat schon vielfach zu den lebhaftesten Klagen Anlaß gegeben,ohne daß es bisher möglich war, eine gründliche Aenderung herbei.zuführen. Die Teilnahme der Metzer Garnison an dem Manöverist bereits abgesagt worden._Oelterrcicb-Cliigarn.Gegen die Wohnungsnot.Budapest, t. August. Die sozialdemokratische Par-tei veranstaltete gestern einen Umzug der hiesigen Arbeitet-fa milicn, die, mit Frauen und Kindern über 10 000 Personenstark, ausrückten und gegen die ungebührliche Steigerung derMiets- und Lebensmittelpreise demonstrierten. DerRiesenzug war von Polizei und mehreren Wagen flankiert, welchletztere wiederholt Gelegenheit hatten, vom Sonnenbrand ohnmächtiggewordene Frauen und Kinder aufzunehmen. Der Umzug dauertevier Stunden. In einer nachher abgehaltenen Versammlung wurdebeschlossen, noch einmal an die Vertreter der Stadt Vorstellungen er-gehen zu lassen. Verfügungen zu treffen, die Arbeiter nicht zumäußersten zu treiben.Italien.Wahlsieg in Rom.Rom, 1. August.(Privatdepesche des„Vorwärts".) Beider gestern stattgefundenen Stichivahl wurde unser GenosseCamparozzi mit 1475 gegen 1250 Stimmen gewählt.Die Wahl wurde mit großem Jubel aufgenommen und dieArbeiter feierten den Sieg durch eine große Demonstration.Ein Werft-Skandal.Rom, 31. Juli. Ein Communigue des Marineministeriums teiltmit, daß O b e r st Antonio Calabretta, Direktor der KöniglichenWerft in Castellamare, seines Amtes entsetzt und verhaftetworden ist.—„Tribuna" meldet dazu, Calabretta sei an einerprivaten Schiffahrtsgesellschaft interessiert ge-wesen, an die er Staatseigentum abgegeben habe. DieUntersuchung hat auch noch andere Unregelmäßigkeitenergeben.Spanien.Der Bruch mit dem Vatikan.Madrid, 31. Juli. Im gestrigen Ministerrat machteMinisterpräsident Canalejas Mitteilung von der Note, die erin Erwiderung auf die letzte Note des Vatikans an den spanischenBotschafter de Ojcda telegraphiert hat. Mit Rücksicht auf die frucht-losen Bemühungen, zu einem Uebereinkommen zu gelangen, werdeer Ojeda zur Entgegennahme von Instruktionen nach Spanienberufen und den Botschaftsrat als Geschäftsträger beim Päpst-lichen Stuhl akkreditieren.i Rom, 1. August. Ter spanische Botschafter beimHeiligen Stuhl, de Ojeda, ist heute vormittag nach San Sebastianabgereist. Die Note der spanischen Regierung wird der Ge-fchäftsträger Marquis de Gonzalez dem Heiligen Stuhl überreichen.Die klerikale Agitation.Paris, I. August.„Matin" berichtet aus Madrid: Die Frage,welche die Regierung am meisten beschäftigt, ist die Haltung derKatholiken und Nationalisten in Bilbao, welche trotz desVerbotes der Behörden darauf verharren, eine große klerikale Kund-gebung am 7. d. M. zu organisieren. Die Regierung ist fest ent-schlössen, eS nicht zuzugeben und die Kundgebung auf jeden Fallunmöglich zu machen. Dieselben Katholiken richteten an den Kar-dinal-Staatssekretär Merri delVal ein Telegramm, auf welchesdieser antwortete. Die Regierung, welche den Wortlaut diesesTelegrammes kennt, mißt demselben eine sehr große Bedeutung bei.Die außerordentliche Wichtigkeit soll darin liegen, daß der Kardinal-Staatssekretär den Katholiken den jetzigen Augenblick als sehr be-ängstigend bezeichnet, sie aber auffordert, in ihrer Haltung ganzentschieden zu verharren. Da diese Haltung eineoffen tebblutionäre Ist, so bettächtet die RegletMg dieEinmischung des Kardinals in die inneren Angelegenheiten Spa-niens als Aufforderung zum offenen Hochverrat.Die regierungsfreundlichen Blätter, die hinter Canalejas stehen,verurteilen aufs allerschärfste das Antworttelegramm des Kardinal-Staatssekretärs und bezeichnen das Verhalten desselben als t>cr-artig, daß die Regierung aufs allerentschiedenste sich wehren müsse.So schließt z. V. das Blatt„Manana" seinen Leitartikel über dieHaltung des Kardinal-Staatssekretärs wie folgt:„Jetzt muß manzwischen zwei Völkern wählen, zwischen einem Volke des Mittel-alters und einem modernen Volke. Die Wahl kann nicht Zweifel-hast sein. Das Geschrei derer, die durch den Klerus aufgeregt sind,wird verstummen und alle die aufgehetzten Individuen werdennichts ändern können. Der Einfluß der liberalen Partei wirdstärker sein als alle Aufrufe zum Bürgerkriege."foißlatiä.Der Jntendanturskandal.Petersburg, 31. Juli. Das Militärbeztrksgeticht der-urteilte gestern im ersten Jntendantur-Revisions-Prozeß fünf Angeklagte, darunter zwei Hauptleute, wegenUnterschlagung zu drei Monaten Hauptwache bis zu dreiJahren sechs Monate Strafabteilung und Verlust der Ehren-rechte. Ein Angeklagter wurde freigesprochen.Die Cholera.Der Draht bringt uns täglich die Nachricht, baß irgend einneuer Ort oder ein neues Gouvernement in Rußland von derCholera ergriffen worden sind. Ein neuer Ort ist für„cholera-bedroht" oder„choleragefährlich" erklärt worden....Dann sonnt sich der brave deutsche Philister in dem Bewußt-sein, daß die.Kultur" des deutschen Volkes eine Ausbreitung derCholera in Deutschland unmöglich macht. Und er spreizt sich inseinem Dünkel, so erhaben über die Unkultur der Russen zu sein,die keine Hygiene kennen und die Vorschriften weiser Medizinal-behörden nicht befolgen...DieserDünkel ist auch dem freiheitlich denkendenDeutschcn nicht fremd.Und dabei ist die Unkultur des russischen Volkes ander Ausbreitung der Choleraseuche in Rußlandebenso unschuldig wie an der Verseuchung Ruß-landS mit dem Stolhpinfchen Bazillus der Hin-richtung durch den Strang.Die hygienischen Maßregeln, deren eS zur Bekämpfung derCholera oder der Verhinderung ihrer weiteren Ausbreitung bedarf.sind so einfach, so wenig in den gewöhnlichen Lauf deS Lebens ein-schneidend, daß es bei einigem guten Willen der Behörden ein Leichtessein müßte, die Bevölkerung für die Einhaltung der nötigen VorstchtS-maßregeln zu gewinnen.Aber die Behörden der Stolypinfchen Regierung sehen eigentlichnur zwei Aufgaben vor sich, wenn es sich um die.Bekämpfung"der Cholera handelt: einmal die Erklärung der verseuchten Orteals.cholerabedroht" oder„choleragefährlich", wie das nun einmal„vorgeschrieben" ist für den Fall, wenn Cholerasälle vorgekommensind. Und zweitens: die Behinderung jeglicher Initiative von feitender Bevölkerung und der ärztlichen Gesellschaften im Kampfe gegendie Cholera. Die Perfidie der Satrapen der Regierung geht hierso weit, daß sie nicht nur durch Verbot und Erschwerung allerWohltätigkeitseinrichtungen, die von nicht eigens für dieCholera patentierten behördlichen Kommissionen ausgehen, dieAusbreitung der Cholera begünstigt: sie scheuen sich nicht, w ä h«rend der Epidemie Aerzte aus ihren Wohnsitzen wegen politi-scher Vergehen auszuweisen.WaS die behördlichen Kommissionen während der Cholera nochso nebenbei an positiven Dingen leisten, ist durch die Ungeheuerlich-leiten während der vorjährigen Choleraepidemie in Petersburggenügend bekannt geworden. Die Anforderungen an die an-gestellten Aerzte und niederen DesinfektionSbeamtcn waren dort derart.daß alle schließlich erklärten, daß ein Arbeiten unter den Bedingungender Behörden zwecklos ist. So wurde z. B. deu Aerzten und anderenAngestellten so wenig Zeit für die Desinfektion der Wohnungen, woCholerasälle vorgekommen waren, zugemessen, so wenig Geld fürDeSinscltionSmittel und sogar das Waschen der Arbeitsmäntel der an-gestellten Choleraärzte ausgeworfen, daß die beteiligten Aerzte selbst dievon ihnen vorgenommenen oder angeordneten Desinfektionen für i l l u-s o r i s ch erklären mußten. Alles, um möglichst viel an den AuS-gaben knausern zu können I Wie weit der verbrecherische Mangeljeglichen Verantwortungsgefühls bei den beteiligten Behörden geht,zeigt die Tatsache, daß der städtische Beamte, der in Petersburg denVorsitz in der betreffenden Kommission hatte, während der Hochflutder Choleraepidemie in„privaten Angelegenheiten� ins Auslandging, um die Sache sich selbst zu überlassen.So kommt es, daß die Bevölkerung den lächerlich Widerspruchs-vollen und nutzlosen Anordnungen der„Cholera-Behörden" kein Ver-trauen schenkt. Denn jede Maßregel der russischen Behörden bei der.Bekämpfung" der Cholera läßt den Pferdefuß durchblicken, daß v o rallem die Autorität der Regierung gewahrt werden soll, daß eSvor allem darauf ankommt, daß die heiligen„Grundlagen" desrussischen Reiches(wie eS offiziell im russischen Strafgesetz heißt)nicht durch ungeeignete Kritik der von den Behörden geübtenMethoden, der Cholerabekämpfung erschüttert wurden.Die ganze Schuftigkeit der russischen Regierungspolitik, die dieStädte durch ein außerordentlich eingeschränktes Wahlrecht einemkleinen Klüngel von Hausbesitzern ausliefert, hat sich jetzt in Rostowam Don. einem großen Industriezentrum in Südrußland, gezeigt.Der bekannte Petersburger Bakteriologe Professor Sabolotnyi warin amtlicher Eigenschaft nach Rostow am Don gefahren, um dieUrsachen der gewaltigen Ausbreitung der Cholera in Rostow auf-zudecken, wo mehr als 300 Cholerafälle zu verzeichnen sind. Prof.Sabolotnyi berichtet nun in der medizinischen Wochenschrift.RußkiWratsch", daß alle Abwässer(die Ausscheidungen, die von Cholera«bazillen wimmeln!) in Rostow in den Fluß Don geleitet werden,aus dem das Wasser nach sehr mangelhafterFiltration zum Trinken verwendet wird.Diese haarsträubende Sorglosigkeit korrupter städtischer Be-Hörden in Rußland, über denen schirmend die Regierung steht, istnur ein einzelnes Beispiel für die Zustände, in denen sich dasrussische Volk jetzt befindet. Die Cholera wird Rußland immerwieder heimsuchen, so lange die jetzige Regierung daS Heft in derHand haben wird. Die.Cholerafrage' ist in Rußlandeine politische Frage, und ein Begreifen aller Dinge indieser Frage ist ohne eine Kritik des herrschenden politischen Systemsgar nicht möglich.finnlancl.Außerordentliche Einberufung des finnischen Landtages.Glaubwürdigen Meldungen zufolge beabsichtigt der Zar diefinnische Volksvertretung zum 14.' September zu einer außerordent-lichen Sitzung einzuberufen, um auf Grund des neuen„Gesetzes"die Wahl der finnischen Vertreter für die russische Duma und denReichsrat vornehmen zu lassen.— Die in Finnland herrschendeStimmung läßt eS nicht sehr wahrscheinlich erscheinen, daß derLMtsg diesem Wunsch? Folge leisten wird.Amerika.Rassenkämpfe.Houston(Texas), 31. Juli. In Slocum und Andersonsind ernste Rassenkämpfe ausgebrochen. Es sind wenigstensachtzehn Neger getötet worden. Einige Depeschensprechen sogar von 30 Toten. Auch mehrere Weißesolle» umgekommen sein. Die Unruhen, zu deren Unter-drückung Truppen abgesandt sind, dauern fort.Keine Annexion Liberias.London, 1. August. Die„Times" melden aus Washington: Dieöffentliche Meinung beschäftigt sich lebhaft mit den europäischenKritiken über das Vorgehen der Regierung von Washington inAfrika. Die ersten Beweise dieses Vorgehens wurden gegeben,als der Senat im letzten Frühjahr den Vorschlag der Regierungablehnte, Spezialdelegierte nach Liberia zu entsenden, um diesesLand vollständig zu regenerieren. Im Ministerium des Auswär-tigen erklärte man, daß man nicht beabsichtige, mit demStaate Liberia zu einem Vertrage zu kommen und daßman auch nicht beabsichtige, ein ähnliches Vorgehen in Liberia ein-zuschlagen, wie seinerzeit in San Domingo. Die Haltung deramerikanischen Regierung und der öffentlichen Meinung scheinen indiesem Falle einer Nichteinmischung Amerikas in die politischenFragen Afrikas günstig zu sein.jiiis Induftnc und üandcl(Siehe auch 1. Beilage.),Großindustrie und Kommunen.Während in der Theorie den Hochofengasen schon seit vielenJahren eine große Nolle als Lichtquelle für Kommunen usw. zu-gewiesen wurde, ist die Frage erst in den letzten Jahren akut ge-worden. Seit dem Jahre 1907 erlangten die Kokercigase in einemTeile Deutschlands, in Rheinland-Westfalen, als kommunaler Kon-sumartikel bereits eine große Bedeutung. Viele Städte und Ge-meinden haben ihre eigenen Gasanstalten außer Betrieb gesetzt oderbenutzen sie nur noch zur Reinigung des von den Kokereien bezogenenRohgases. Vom Standpunkte des Volkswirtes, der rationeller Wirt-schaft und Arbeitsersparnis den Vorzug gibt, läßt sich gegen dieEntlommunalisierung nicht viel einwenden. Die in Betracht kom-wenden Gemeinden erhalten das Gas zu einem Preise, der sich weitunter den Produktionskosten in eigenen Anlagen hält. Das nichtallein. In Wirklichkeit wird die ganze, bisher für die in den kom-munalen Werken für die Gasgewinnung geopferte manuelle undmotorische Arbeitskraft und das dabei verbrauchte Rohmaterial er-spart. Finden sich für die industriell gewonnenen Gase keine Ab-nehmer, muß man sie, wie bisher, unverbraucht entweichen lassen,denn bei den großen Mengen kann von einem Eigenverbrauch nichtdie Rede sein. Einige Angaben über die Gasentwickelung beimHochofenprozeß mögen eine Vorstellung von der Summe der in Be-tracht kommenden Werte vermitteln. In der vom Verein deutscherEisenhüttenleute herausgegebenen Arbeit:„Gemeinfaßliche Dar-stellung des Eisenhüttenwesens 1907"— Kommissionsverlag Bagel,Düsseldorf— liest man:Um sich über die Wichtigkeit der Verwendung der Gichtgaseeinen Begriff zu machen, sei nur angeführt, daß auf eine TonneRoheisen etwa 4500 Kubikmeter Gas mit einem durchschnittlichenHeizwert von 800 Wärmeeinheiten für den Kubikmeter entfallen.Hiervon rechnet man nicht ganz die Hälfte ab für Erwärmungdes Gebläsewindes und für Leitungsverluste. Da für eine Pferde-kraftstunde rund 3,5 Kubikmeter Gichtgas erforderlich sind, wenndieselben in Gasmotoren verbrannt werden, so ergeben dieübrigen 2500 Kubikmeter rund 30 Pferdestärken. Der Hochofenbenötigt für den eigenen Bedarf(Betrieb der Gebläsemaschinen,Pumpen, des Aufzugs usw.) auf die Tonne Roheisen etwa 7 I?L.;cS bleiben also für fremden Betrieb etwa 23 PS. für die Tonneerzeugten Roheisens übrig. Berücksichtigt man diese Werte, sowird man wohl verstehen, wie vor einigen Jahren ein bekannteramerikanischer Eisenhüttcnmann den Ausspruch tun konnte, daßder Hochofen mit der Zeit eine Wanderung von seinem jetzigenPlatz in die Nähe großer Städte machen werde, um dortselbst alsKraftquelle zu dienen. Die Einnahme aus dem Verkauf des Roh-eisens werde dann nur noch als Nebenverdienst anzusehen sein,während die Hauptsache die Erzeugung von Gas bilden würde.Mit der deutschen Roheiscngewinnung würden demnach ausdieser Kraftquelle etwa 300 Millionen PS. für fremden Betrieb zugewinnen sein. Das lväre aber noch nicht die Gesamtsumme derEnergie, die aus industriellen Abgasen gewonnen werden kann.Eine bedeutungsvolle Quelle haben wir noch in Koksherstellung.Hier scheint auch die Gewinnung und gewerbliche Ausbeutung derAbgase schnellere Fortschritte zu machen als. beim Hochofenprozeß,wo man sich bisher in der Hauptsache auf das Abfangen der Gicht-gase nur für den Hochofenbetrieb selbst, und bei Hüttenwerken auchfür Generatoren usw. beschränkte. Eine sprunghafte Entwickelungin der Leuchtgasgewinnung beim Kokereibetrieb ist im Oberberg-amtsbczirk Dortmund zu konstatieren. Von den 92 im Jahre 1905im genannten Bezirk in Betrieb befindlichen Kokereien produziertenvier Leuchtgas; die von diesen Werken abgegebene Menge stellte sichauf 1,8 Millionen Kubikmeter. Im Jahre 1907 lieferten fünfKokereien bereits 2,8 Millionen Kubikmeter und im Jahre 1909konnten acht Kokereien schon 24,8 Millionen Kubikmeter Leuchtgasabgeben. Da in den letzten Monaten der Kreis der Gemeinden, diedieses industriell gewonnene Leuchtgas konsumieren, bedeutend ge-wachsen ist, wird für das laufende Jahr wiederum eine gewaltigeProduktionszunahme konstatiert werden können. Welche Perspek.tivcn sich da noch eröffnen, welche Summen von Energie aus dieserQuelle zu gewinnen sind, das lassen folgende vergleichende Angabenahnen: 1905 1907 1909Kokereien im Nuhrrevier in Betrieb.. 92 94 96davon Kokereien mit LeuchtgaSabgabe.4 5 8deren Leuchtgasabgabe in Mill. Kubikm. 1,8 2,8 24,3AuS den Angaben ist zu entnehmen, daß erst ein kleiner Teilder Kokereien sich mit der Lcuchtgasäbgabe befaßt. Es bleiben nochriesige Mengen Energie unbenutzt. Ihre restlose, unmittelbare Ver-Wendung für kommunale und andere Zwecke dürfte sich auch wohlkaum ermöglichen lassen, dafür ist der Verbrauch des erwähntenKonsumentcnkreises zu gering. Ein anderes Problem ist das derKraftaufspeicherung durch Umwandlung in elektrische Energie. Unddie Großindustrie hat auch bereits auf diesem Gebiete mit einerRevolution eingesetzt. Nicht nur durch die Gasliefcrung, auch durchbillige Abgabe elektrischer Energie hat sie mit der Entkommunali-sierung begonnen. Städtische Elektrizitätswerke setzt man ebensowie Gaswerke außer Betrieb, um von der Großindustrie, die sich imEssener Elektrizitätswerk ein gewaltiges Kraftreservoir geschaffenhat, Energie zu beziehen. Die Ausbeutung der„weihen Kohle" fürdie EleltrizitätSgewinnung eröffnet in wasserreichen, bisher in-dustriell noch wenig entwickelten Ländern nach dieser Richtung neueEntwickelungsmöglichkeiten. Vielleicht ist wohl schon gehofft oderbefürchtet worden, daß damit den alten Industrien«ine gefährlicheKonkurrenz erwachse. Wie die kurz skizzierte Entwickelung imrheinisch-wcstsälischen Industriegebiet zeigt, hat man aber auch hier;noch mit Energien und Entwickelungsmöglichkeiten zu rechnen, diedie Produktionskosten erheblich reduzieren und bedeutungsvoll«soziale Verschrebungen im Gefolge Habens