fdjaft längst nicht Mehr aus eigner wirtschaftlicher Kraft zu existieren vermag, sondern nur noch deshalb ihre heutige Stellung einnimmt, weil sie durch Agrarzölle, Liebesgaben und durch ihr Privilegium auf alle höheren Beamten- und Offiziersposten auf Kosten der breiten Volksmasse künstlich erhalten wird. Solche Zustände mögen einige Zeit, vielleicht Jahrzehnte dauern z schließlich aber brechen sie, das beweist die Geschichte, notwendig in sich zusammen, und das Ueberlebte, das vorher nicht auf dem Wege der Reform beseitigt wurde, das stürzt nun mit elementarer Gewalt die Revolution. Das haben die Geistesverwandten des heutigen Junkertums, die französischen Feudal- Aristokraten, die übrigens intellektuell und moralisch weit über daS Gros des heutigen ostelbischen Landadels standen, in den Jahren 1789/94 erfahren. Auch den preußischen Krautjunkern wird, wenn sie sich fortgesetzt allen Wahlreformen entgegenstemmen, diese schöne Lehre der Geschichte kaum erspart bleiben. Der Ansicht scheint auch Professor Schmoller zu sein, wenn er sie auch staatsmännisch in höflichere Worte kleidet. Er erklärt nämlich zum Schluß:„Die Wahlrechtsreform muß kommen. Wenn die Monarchie mit einem gebildet-gemäßigten, über den Parteien und Klassen stehenden Beamtenministerium sie nicht durchführt, so wird die demokratische Flut sie in die Hand bekommen.* Sie vechößeiMg von Kriegsschiffen. Daß unsere Bedenken gegen die Verramschung der Kriegsschiffe der Brandenburgklasse keineswegs unbegründet sind, verrät schon das verlegene Schweigen der offiziösen und flotten freundlichen Presse. Es ist in der Tat auch lächerlich, die„gute Bezahlung" für diese„ausgedienten" Kriegsschiffe hervorzuheben, in einem Augenblick, wo diese Kriegsschiffe noch keines» Wegs ausgedient haben I Denn entweder ist das ganze Flottenprogramm, das 38 Linienschiffe und 20 große 5?reuzer erstrebt, überflüssig, oder aber es ist not- wendig, daß auch jetzt schon wenigstens eine möglichst große Zahl kriegsbereiter Linienschiffe erhalten wird. Wenn aber die Schiffe der Brandenburgklasse an die Türkei verhökert werden, so bleiben an Linienschiffen einstweilen nur 22 übrig. Ist doch die Dienstbereitschaft der im Jahre 1908 in Bau gegebenen Schiffe„Rheinland " und„Posen " frühestens erst in Jahresfrist zu erwarten! Außerdem haben wir schon darauf hingewiesen, daß das Losschlagen der Schiffe der Brandenburgklasse für die Hälfte des Anschaffungspreises insbesondere be- denklich sei, als diese Schiffe sowohl an G r ö ß e als G e- schwindigkeist und namentlich auch an Stärke der Armierung den Schiffen der Barbarossa- und Wittels- bachklasse nur sehr wenig nachstehen. Was die Armierung anlangt, ist sogar zu konstatieren, daß die Schiffe der Bran- denburgklasse mit je sechs 28 Zentimeter-Geschützen armiert sind, während die zehn Schiffe der Barbarossa- und Wittels- bachklasse nur je vier 24 Zentimeter-Geschütze aufzuweisen haben. Es i st also völlig unbegreiflich, warum nun die Brandenburgklasse auf einmal als altes Eisen betrachtet und schleunig st an das Ausland verschachert w er den solll Denn der Erlös von 20 oder 40 Millionen Mark spielt doch den 450 Millionen unseres Flottenetats gegenüber wahrhaftig keine Rolle! Es bleibt also keine andere Annahme übrig, als daß man diese Linienschiffe, die erst vor 19 resp. 18 Jahren vom Stapel gelassen worden sind, jetzt nur deshalb der- hökert, um die Zahl derLinienschiffederartig Muftrie und Arbeiter in Japan . Von C h a g r i n. IV. Neber die Minenindustrie. Es ist interessant, die Entstehung und rapide Ent- Wickelung großkapitalistischer Konzerne im neuen Japan zu verfolgen. Kaum war die alte Feudal- Herrlichkeit beseitigt, so erwuchs auch schon eine neue wieder. Sie unterscheidet sich sehr wesentlich von der alten. Der neue Feudalis- mus wird von einer diel schärfer begrenzten und an Zahl gerin- geren Schicht getragen als der alte; seine Vertreter sind von der Volksmasse durch einen weit tieferen Abgrund geschieden als die des alten; dieser neue Feudalismus hat unvergleichlich mehr Wirt- schaftliche Macht und Bewegungsfreiheit. Die Herrengelüste der heutigen(Industrie-) Feudalen finden oben keinen so soliden Damm, wie es der Schogun(Militärkaiser) für die alten Feudalen war. Die Größe des Reichtums der neuen Feudalen mit dem Häufchen Hab und Gut der alten vergleichen wollen, hieße den Montblanc neben einen Maulwurfhügel setzen. Fast der ganze Bodenreichtum des Landes gehört jener winzigen Kapitalisten- gruppe, die hinter den Firmen Furukawa, Mtsubischi, Fudjita und noch ein paar anderen steht. Besonders in der Minenindustrie ist die Konzentration des Kapitals weit fortgeschritten. Die Minenindustrie Japan ? ist alt. Gold, Silber, Kupfer, Kohle und Erdöl wurde schon im dreizehnten Jahrhundert, wenn nicht schon früher, dem Boden abgewonnen. Unter der Militärkaiserschaft der Togugawa(1693— 1863) sind allenthalben Schächte gebaut worden. Daß die Minenindustrie schließlich von der Textilindustrie überholt wurde, war weniger ihre Schuld. Den Ädachthabern im alten Japan mußte die Erzeugung von Geweben dringender erscheinen, als der geregelte Abbau der Erdschatze. Und dann stellte die Vertiefung des Bergbaues Aufgaben, die eine werkzeuglose und kenntnisarme Feudalzeit nicht lösen konnte. Der japanische Bergbau hatte bis zur Eröffnung des Landes (18St) eine Fördermethode, die dem europäischen Bergknappen des Mittelalters rückständig hätte vorkommen müssen. Von geregeltem Abbau und rationeller Verwertung der Produkte konnte vor An- iunft der europäischen Ingenieure nur in beschränktem Matze die Rede sein. Upberhaupt konnte der Bodenreichtum erst vermittelst europäischer Wissenschaft und moderner Werkzeuge erforscht und volle Kenntnis von der Masse und der Art seiner Mineralien ge- wonncn werden. Der japanische Bergmann hatte es während der zwei Jahrhunderte langen Isolierung seines Landes zu keiner nennenswerten Verbefferung des Produktionsprozesses gebracht. Weder hatte er die Welt mit genialen Ideen, noch mit epoche- „lachenden Erfindungen beglückt. Mit dem Abschluß seines Landes von der Außenwelt schien auch die Schaffenskraft seiner Hirnzellen abgeschlossen zu sein. Uebrigens. ein Genie ist der kleine braune Mann nie gewesen. Alles was er besaß: Schrift, Sprache, Kultur. Kunst, Sitten und Ideen halte er sich sein ganzes Leben lang von außen, von China oder Korea , geholt; jetzt holt er sichs von den »weihen Teufeln", den Europäern. — Von Japan läßt sich nicht sagen, seine Erdschätze seien auf em räumlich beschränktes Gebiet gehäuft. Die Kohlenlager sind über das ganze Reich zerstreut. Von Hokkaido bis Takaschima, d. i. vom äußersten Norden bis zur tiefsten Südspitze sind Erz- oder Kohlen- ädern von verschiedener Größe und Abbauwürdigkeit anzutreffen. Die Ausbeute an Gold, Silber, Eisen, Antimon, Mangan und Schwefel verschwindet im Vergleich zu der an Kupfer und Kohle. Der Gesamtwert der Mineralproduktion wird für das Jahr 1996 auf 216% Millionen Mark angegeben. Daran ist Kupfer und Kohle allein mit 18814 Millionen bejeiligt. S zu SerlliinLer'n, Süf ferne neue F l o t k e n 6 o r- läge möglich st berechtigt erscheint! Ueberhaupt ist es höchst auffallend, daß sich die offiziöse und Marinepresse bisher noch mit keiner Silbe mit den Fest- stellungen des„Vorwärts" zu beschäftigen wagte! Als wir verlangten, daß die Verminderung der Flottenbauten schon im Jahre 1911 eintrete, weil nur dadurch die Möglichkeit einer allmählichen Herabminderung der Flottenbauten gegeben fei, schwieg sich die gesamte offiziöse und halb- offiziöse Presse gründlichst aus. Ebenso schweigsam verhielt sich diese Presse, als wir auf Grund der Mitteilungen in den Kommissionsverhandlungen vom Jahre 1907 feststellten, daß schon damals auch an den Ersatz der Barbarossa- und der gesamten Wittelsbachklasse gedacht wor- den sei. Wir st eilen hiermit ausdrücklich fest, daß unsere Behauptungen, die Regierung und die ausschlaggebenden Parteien däch- ten gar nicht daran, vomJahre 1912ab eine Verminderung der F l o t t e n b a u t e n ein- treten zu lassen, auch nicht dem schüchtern- sten Versuch eines offiziösen oder halb- offiziösen Dementis begegnet ist. Wir dürfen also feststellen, daß unsere Argumentation nur zu berechtigt war und unsere amtlichen und nichtamtlichen Flottenpolitiker in der Tat die feste Absicht hegen, auchnach dem Jahre 1912 das Flottenrüsten in mindestens un- geschwächtem Tempo fortzusetzen! Der Verkauf der angeblich ausrangierten Schiffe soll also offenbar nur einen V o r w a n d für das erneute for- eierte Flottenrüsten abgeben!, politifcbc CJcbcrHcbt Berlin , den 4. August 1910. Zur Reichsfinanzlage. Die Finanzgrößen des Zentrums haben Pech. Mit größter Gehirnanstrengung suchen sie unter Führung des Finanz- genies aus Buttenhausen den Lesern der Zentrumsblätter zu beweisen, daß die Finanzlage des Deutschen Reiches sich immer günstiger gestaltet, also neue Steuerbelastungen nicht zu er- warten sind— und nun kommen die„Berk. Pol. Nachr." und erklären in einem offiziösen Artikel, daß die Erträge aus den 1906 und 1909 eingeführten neuen Steuern durchweg weit hinter den Erwartungen zurückbleiben und demnach zur Deckung der etatsm.äßigen Ausgaben nicht ausreichen. So heißt es: „Es ist bekannt, daß die finanziellen Erwartungen, die man an die durch die Reichsfinanzreform vom Jahre 1996 eingeführten, die sogenannten neuen Steuern geknüpft hatte, nicht in Er« füllung gegangen sind. Vielfach hat seitdem ihr An- satz in den Etats ermäßigt werden müssen, bei einigen scheint es. als wenn auch die noch im Etat für 1919 vor- genommenen Reduktionen nicht g e n ü g t e n, um der Wirklich- keit nahezukommen. So sind die Ansätze für Frachturkunden- ■ und Personenfahrkartenstempel im Etat für 1919 gegen 1999 noch ermäßigt, und zwar derart, daß nunmehr von dem ersteren im Vierteljahrsdurchschnitt 3,9 und von letzterem 4,7 Millionen Mari erwartet werden. Im ersten Viirtel des laufenden JahreS hat die Wirklichkeit aber noch nicht einmal dieser Schätzung entsprochen. Der Frachturkundenstempel ist mit 0,2 Mill. Mark und der Stempel für die Personenfahrkarten mit 9.4 Mill. Mark hinter dem EtatSansatze zurückgeblieben. Dagegen ist nun wohl bei der Erbschaftssteuer ein besseres LKrhältnis der Wirklich- Die japanische Kohle kommt in der Hauptsache aus den vier wichtigen Distrikten Hokkaido , Echikuhe, Miike und Takaschima. Auf Hokkaido , im äußersten Norden des Reiches, sind vier Gruben in Betrieb, die der Hokkaidoer Schiffs- und Kohlenkompagnie gehören. Die südöstliche Hauptinsel Japans , Kyuschu, birgt die ergiebigsten Kohlenlager. Ein Lager, das Schikukoer allein, ist dreißig Meilen lang und vierzehn Meilen breit. Hier wird weit über die Hälfte der Kohle des Landes gefördert. Die Stärke seiner fünf besten Flötze ist durchschnittlich zweiundeinhalb Fuß. Südlich von Schi- koku liegt, von sanften Meerwinden umspült, das kohlenreiche Miike. Schon von Ferne, vom Lande oder von der See, sieht man seine Rauchsäulen. Hier schaffen mehrere Tausend Insassen der großen Strafanstalt Schuschi-kwan. Die Mine hat eine Ausdehnung von 14 999 Acker. Die beste Kohlenader hat eine Mächtigkeit von 29 Fuß. Der Abbau begegnet keinen anderen Schwierigkeiten als dem Wasser. Die Galerien liegen zum guten Teil unter dem Meere. Bin ich recht unterrichtet, so müssen mit jeder Tonne Kohle zwanzig Tonnen Wasser gefördert werden. Um des nassen Elementes Herr zu werden, brauchte es die ganze Intelligenz de? Maschinenbauers. Vor zehn Jahren wurde eine Riesenpumpe, die man dort mit großem Stolz und etwas zweifelhafter Berechtigung die„größte Pumpe der Welt" nennt, zur Bewältigung der Wasser- massen aufgestellt. In mehr als einer Hinsicht scheinen die Minen auf den drei kleinen Takaschima Jnselchen, sieben Meilen südlich von Nagasaki , interessant. Hier wurden am ersten europäische Arbeitsmethoden eingeführt. Viel Raum ist auf den Jnselchen nicht. Eins ist just groß genug, das Zechengebäude aufzunehmen. Da die Flötze alle unter dem Meere liegen, macht auch hier die Fortschaffung und Fernhaltung des Wassers große Sorgen und Kosten. Der Hygieniker wird angenehme Erinnerungen von den meisten der japanischen Minendistrikte mitnehmen. Der schwarze Qualm und der schwere Gestank der europäischen Kohlcnbezirke sind hier glücklicherweise nicht zu finden. Die Zechen liegen in blühender Landschaft oder im Saume des Meeres. Vom Ozean her weht ständig eine leichte Brise, gerade stark genug, Rauch uckd Staub restlos aufzuteilen. Bis hart an den Schacht reicht die grüne Decke der Natur. Von lustigen Anhöhen blicken die leichten Ar- beiterhäuschen hinab auf den ewig wechselnden Spiegel des OzeanS. Interessant ist die rasche Steigerung der Kohlenproduktion. Die Jahresfördcrung der(31) Minen stieg von 1991 bis 1996 von 9 927 999(metrischen) Tonnen auf 12 989 999, oder, mit anderen Worten: der Wert der Jahresproduktion erhöhte sich innerhalb der sieben Jahre von 61 218 999 auf 126 288 999 Mark. Japan nimmt unter den Kohlenländern der Welt die achte Stelle ein. Mit so hohen Produktionsziffern wie die Kohlenindustrie können die Kupferminen nicht auswarten. Einige von ihnen blicken auf ein Alter von jtfoei Jahrhunderten zurück, und sie können heute des Lobes des Technikers und des Kaufmannes sicher sein. Die Mehrzahl der vierunddreißig Kupferbergwerke steht allerdings noch am Anfang ihrer Entwickelung. Die drei Minen Ajchio, Kosaka und Beschi allein produzieren so viel Kupfer wie die anderen ein- unddroißig zusammen. Im Jahre 1996 betrug die Kupferproduktion des Landes 47 739 948 Kilogramm oder einen Geldwert von gut 69 Millionen Mark. Unter den kupferproduzierenden Staaten der Welt rangiert Japan an dritter Stelle. Während seine Kohlen zum größten Teil an die eigene Industrie und an die durchfahrenden Dampfer für deren eigenen Bedarf abgegeben werden, werden 89 Proz. des Kupfers exportiert. Zahl, Löhne und Arbeitszeit der Bergarbeiter. Im Jahre 1996 waren von den 187 922 in der Minenindustrie tätigen Personen 73 761 in den Erzgruben, 196 698 auf den Kohlenzechen und der Rest in Nicht-Metqllminen beschäftigt. Leider keit zum EtatSansatze zu erwarten, als eS früher bestand. Nach dem Etat für 1919 sollen aus der Erbschaftssteuer im Vierteljahre 8,5 Millionen Mark aufkommen. In Wirklichkeit sind im ersten Viertel deS laufenden Jahres 9,7 Millionen daraus vereinnahmt. Auch die weniger bedeutenden Abgaben für Kraftfahrzeug« Erlaubniskarten und Aufsichtsratsvergiitungen haben die Etats- anschlüge überschritten, wobei allerdings nicht übersehen werden darf, daß die Einnahmen aus der letzteren Abgabe überhaupt im Anfange deS Finanzjahres größer als in seinem übrigen Teil zu sein pflegen. Ueber die Entwickelung der neuesten Steuern, d. h. der durch die Reichsfinanzreform von 1999 eingeführten, kann man zu emem Teile kein Urteil gewinnen, weil die Erträge der Neue« rungen nicht klar in die Erscheinung treten, zum anderen Teile, weil erst noch einige Zeit abgewartet werden muß, ehe sich ein zutreffendes Urteil gewinnen läßt. Soviel jedoch scheint sicher zu sein, daß die Stempelabgabe von Grundsiücksübertragungcn eine gute Einnahmequelle wird. Nach dem Etat für 1919 soll sie im Vierteljahre 6,4 Millionen Mark einbringen, in Wirklichkeit hat sie 11,1 Millionen Mark abgeworfen. Dagegen entsprechen weder der Scheck st empel, noch die Leuchtmittel«, noch die Zündwaren st euer bisher den in sie ge- setzten Erwartungen.* Die Folgerung, daß eine neue Reichsfinanzreform nötig sei, wird noch nicht gezogen; nach den nächsten Reichstags- wählen wird sie sich aber sicher einstellen. Die Richtung Baffermann. Herr Bassermann, der eine Nordlandfahrt anzutreten ge- denkt, hat sich in Hamburg von dem Chefredakteur des „Hamburg . Korresponde nt" feierlichst über die gegenwärtige politische Lage interWiewen lassen. Seine Aus- führungen haben manches Interesse— nicht, weil Herr Basser- mann twas besonders Wichtiges undNeues gesagt hat, son- dern weil sie charakteristisch sind für den naiven Eintags- Politiker, den die liberale Presse in letzter Zeit zu einem großen radikalen Staatsmann hinaufgeschraubt hat. Zunächst beschäftigte sich Herr Bassermann mit seiner eigenen werten Person. Er erklärte, er hätte zwar schon daran gedacht, aus dem politischen Leben zurückzutreten, aber aus Gesundheits- rücksichten, nicht aus politischen Gründen, denn Mandate ständen ihm jederzeit in„ g r o ß e r F ü l l e" zur Verfügung. Nicht minder groß, als von sich selbst, denkt er von seiner Partei, deren Verhältnis zu den Konservativen er folgender- maßen schildert: � „Ein Zusammengehen der Nationalliberalen mit den Konser - vativen Heydebrandscher Richtung, dem Bund der Landwirte und dem Zentrum könnte nur den einen Erfolg haben, die Aussichten der Sozialdemokratie zu vermehren. Ich halte nach den letzten Erfahrungen ein Zusammengehen mit den von extremen Agrariern geführten Konservativen für geradezu ver- nichtend für jede liberale Partei. Die Lage verträgt keine Ausschaltung des Liberalismus. In einer so mächtig vorwärts drängenden Zeit, wie es die unsere auf allen Gebieten ist, ist es gänzlich unmöglich, den Liberalismus in der Weise auszuschalten und an die Wand zu drücken, wie dies bei der Reichssinanzreform seitens der konser- vativ-klerikalen Koalition geschehen ist. Mag der Liberalismus auch heute bei Nachwahlen Niederlagen erlitten haben, und viel, leicht auch bei den Hauptwahlen manche neue Niederlage erleiden, das beweist eben nur das eine: die Unzufriedenheit ist so groß geworden, daß die Fluten auch über den Liberalismus, der bei der Reichsfinanzreform und der preußischen Wahlrechtsreform eine soziale und gerechte Politik gemacht hat, zurzeit hinweg- hat der offizielle Statistiker vergessen, die in den Minen tätigen Frauen besonders zu zählen. Ihre Zahl muß eine sehr große sein, denn auf den Kohlen und Erzwerken fand ich, übertagS wenigstens, große Scharen Frauen bei der Kohlen- und Erzwäsche. Viele von ihnen waren noch in einem Alter, das anderwärts noch einige Jahre von der Schulpflicht getroffen wird. Mit einem Eid auf die amtliche Lohnstatistik wird Wohl nie- mand, am allerwenigsten ihr Autor das Gewissen belasten wollen. DaS Bild, das sie gibt, ist zum besten Teil mit Farben gemalt, deren Unechtheit dem Kennerauge schon von weitem erkennbar wird. Wie sich das statistische Gewissen des OfftziosuS in weiten Gren- zen bewegt, so auch seine Lohnzahlen: Die Umständlichkeit einer detaillierten Enquete und die Schwierigkeit ihrer Bearbeitung hat er mit einem Saltomortale übersprungen. Er hat kurzerhand die höchsten und niedrigsten Lohnraten einiger Berufsgruppen aufs Papier geworfen. Damit ist schlechterdings nicht viel anzufangen. Auch ist nicht gesagt, wie viel Teile der Arbeiterschaft den Maxi- mal- und wieviel den M i n i m a l satz erhalten. Als Höchst- löhne stehen Sätze, von denen der oberflächliche Kenner schon weiß, daß sie ein Arbeiter nur alle Jubeljahre einmal und dann nur durch Zusammenwirken von tausend und einem günstigen Um- stand erreichen kann, oder daß sie das Einkommen von Beamten, und keineswegs von niedrigen, darstellen. Als Maximalsatz für Kohlengräber steht die Fenzahl 1,33(2,33 M.). Das ist nach meinen persönlichen Erfahrungen der Tagesverdienst eines Obersteiger?. Der höchste technische Beamte der drittgrößten Kohlenzeche erhält nur 3,39 pro Tag. Ungeachtet aller der Mängel, die der offiziellen Lohnftatistik anhaften, soll sie— mangels etwas besserem— hier hergesetzt werden. v- Tagelöhne in der Minenindustrie Japans (in Mark) Hauer..... Pfeilersetzer... Zurichter(Wäsche). Schmelzhüttenleute Schlepper, Bremser' usw..... Handwerker.. Tagelöhner...j Auch über die Arbeitszeit hat das Minenamt Erhebungen an- gestellt. Leider erstrecken sie sich nur auf fünf Bcrufsgruppen. Ob in dieser Arbeitszeit Ein- und Ausfahrt mit«inbegriffen sind, wird nicht gesagt. Nach meiner Erfahrung ist hier pur die effek- ti'.e Arbeitszeit geeint. Durchschnittliche Arbeitszeit in Erzgruben Hauer j j... Pfeilersetzer..... Zurichter(Wäsche).. Schmelzhüttenleute.. Handwerker..... Schlepper, Bremser usw. Tage im Monat 24 ? 26 26 27 s Stunden pro Tag 8 9 li 11 11 ? in Kohlenzechen Tage inr Monat 21 ? 23 27 25 Stunden pro Tag 9 ? ii ii ii Wie schon weiter oben erwähnt, läßt das amtliche Material nicht erkennen, ob der Lohn des größeren Teils der Arbeiterschaft
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