Nachdem ir die Bahn zur Hälfte durchfahren hafte, in eine Boden. Vertiefung. Der Apparat überschlug sich und wurde vollständig zer- trümmert. Der Führer blieb glücklicherweise gänzlich unverletzt. An den vorgestrigen Trainingsflügen für die bevorstehenden Kon- turrenzen beteiligten sich insbesondere die Führer der Wcight- Flugzeuge, sowie Torner und Thelen, von denen namentlich der letztere wohlgelungene Flüge bis zu 140 Meter Höhe ausführte.— Auf dem Flugfeld„Mars" bei Bork hat sich vorgestern ebenfalls ein Unfall zugetragen. Nachdem der Aviatiker Oelerich ver- {chicdene tadellose Flüge auf seinem Schultze-Herford -Eindecker ab- olviert hatte, wurde er durch einen plötzlichen Windstotz vom Flug- elde abgetrieben und muhte im Walde landen. Hierbei wurde der Apparat schwer beschädigt, sein Führer kam mit ganz leichten Hautabschürfungen davon. Grade trainiert eifrig für die Johannis- thalcr Flugmoche, er wird an den Konkurrenzen mit einem neuen Apparate teilnehmen, der mit einem sechszylindrigen Motor von 36?S ausgestattet ist. Beim Fischen ertunken ist vorgestern die 12 Jahre alte Tochter Ida des Schiffseigners Brachvogel, der gegenwärtig mit seiner Zille an der Charlottenburger Schleuse vor Anker liegt. Während der Vater auf dem Deck des Kahnes beschäftigt war, wollte die Kleine mit einem Handnetz Fische fangen. Dabei beugte sie sich zu weit über den Rand der Zille hinüber und stürzte vor den Augen des Vaters in die Fluten und ging sofort unter. Obwohl der Schiffer sofort in voller Kleidung der Verunglückten nachsprang, konnte er sein Töchterchen nur noch als Leiche aus dem Wasser ziehen. Ein neuer Gchcckraub auf dem Hanptfcheckamt in der Dorotheen- strahe, auf dem kürzlich der 15 Jahre alte Fürsorgezögling Conrad seinen Streich verübte, beschäftigt die Post- und Polizeibehörde. Der Kaufmann Radomski ans der Lntzowstrahe sandte gestern vormittag um 3'/« Uhr seine IS Jahre alte Kontoristin mit einem Scheck über 2<X> M. nach dem Amte. Während das Mädchen sich dort nach dem AbfertigungSzimnier umsah, begegnete ihm aus der Treppe ein junger Mann und fragte sie, was sie suche. Sie antwortete ihm, dah sie nicht wisse, wo das Zimmer liege. Der junge Mann spielte nun den bereitwilligen Helfer, erklärte, datz er mit diesen Dingen Be- scheid wisse und gern behilflich sei. Hierbei nahm er dem Mädchen gleich das Papier ans der Hand mit den Worten:„Ich werde eS für sie besorgen". Diesen Vorgang beobachtete ein anderer Mann, der in der Nähe stand. Er fragte das Mädchen, was es denn gäbe, und als es ihm den Vorgang erzählte, sagte er: «Na. da werden Sie wohl einem Schwindler in die Hände gefallen sein". Al« der junge Mann das hörte, ergriff er sofort die Flucht. Er wurde verfolgt, verschwand aber in der Gegend des Hotels Continental im Strasiengewühl und entkam. Der Scheck, Nr. 14 de» Kontos 8227 wurde sofort gesperrt. Die Postbehörde und die Kriminalpolizei leiteten sofort die Nachforschungen nach dem un- bekannten Täter ein. Bis gestern abend war er aber noch nicht ermittelt. Ausweisung der„Probierdamen" ans Moabit . Der modernen Geschäftsreklame ist nichts mehr heilig, nicht einmal der ernste Justizpalast in Moabit . Seitdem es in gewissen Berliner Gesell- schaftSkreiscn Mode geworden ist, den grossen Tragödien, die sich in dem Moabiter Gerichtsgcbäude abspielen, ebenso regelmässig beizu- wohnen, wie am Abend denen im Theater, kamen einige besonders „smarte" Reklamechefs hiesiger Konfcktionsfirmen auf den Einfall, dem im GcrichtSsaal versammelten Publikum, das zum größten Teil aus Damen der Gesellschaft besteht, ihre neuesten Modcerzeugnisse auch innerhalb der forensischen Schranken vorzuführen. Zu diesem Zwecke wurden also einige besonders schicke„Mannequins" in die neuesten Turf- und Gescllschaftstoiletten und die dazu gehörigen Hüte gesteckt und in den verschiedenen, stark besuchten Schwurgerichts- sälen placiert, wo die„lebenden Muster" jedesmal das beabsichtigte Aufsehen erregten. Gegen dieses Reklamesitzen wäre nun freilich schwerlich etwas einzuwenden gewesen, wenn die betreffenden Damen nicht an ihren Hüten in Form einer Agraffe ein kleines Schild getragen hätten, auf der der Name und die Adresse der von ihnen vertretenen Firmen zu lesen war. Diese Toilcttenausstellung dauerte eine ganze Weile, bis schliesslich Gerichtsdiener die An- Weisung erhielten. Damen, die ein solches Abzeichen tragen, künftig- hin den Zutritt zu den Sälen zu verweigern bezw. sie aus dem Zimmer zu entfernen. Der Totschlag an dem alten Händler Katzerowski aus der Danziger Strasse beschäftigt noch immer die Kriminalpolizei. Ein einäugiger Zeuge, der zur Ermittelung des Täters ohne Zweifel Wesentlich beitragen könnte, ist wahrscheinlich ein 28 Jahre alter, aus Kalisch gebürtiger Arbeiter Cäsar JubriS. der in Spandau bei verschiedenen Firmen gearbeitet hat, augenblicklich aber nicht zu finden ist. Der Zeuge wird ersucht, sich bei der Kriminalpolizei im Zimmer 404 oder bei der Revierpolizei zu melden.— ES ist auch noch nicht gelungen, den Griff des Schirmes, den der rohe Täter auf den Kopf des Unglücklichen zerschlug, wiederzufinden. Einen für seine Verhältnisse empfindlichen Verlust hat der Milch- Händler Perlitz, Ebertystrasse 36, zu beklagen. Die Tochter desselben verlor»och dem Einkassieren von Geldbeträgen bei den Kunden von der Dolziger bis zur Niederbarnimstrasse, Ecke Grünberger Strasse, den Betrag von 153, SS M. Der Finder wird ersucht, dem Eigentümer den Verlust an obige Adresse unter guter Belohnung wieder auszuhändigen. Wer ist der Tote? Am 1. August wurde vor ReichStagSufer Nr. 1 die Leiche eines unbekannten Mannes, die schon längere Zeit im Wasser gelegen haben mutz, gelandet. ES handelt sich um einen Mann im Alter von zirka 30 Jahren. l.7ö Meter gross, mit rot- blondem starken Schnurrbart und blondem Haar. Die anscheinend abgetragene Kleidung besteht aus dunklem Jackettanzug mit brauner Weste, schwarzen Schnürstiefeln, graublauen Strumpfen, Trikothemd und Unterhose ohne Zeichen. Mitteilungen über die Persönlichkeit des Toten werden zu 3223 IV/S6 bei der Kriminalpolizei und in jedem Polizeirevier entgegengenommen. Das Passagetheater reiht in seinem Augustprogramm Schlager an Schlager. Der Besucher kommt auf seine Kosten, denn es ist viel- fertigem und auch verwöhntem Geschmack Rechnung getragen. Von den vielen Darbietungen fesselten die Zuschauer in erster Linie der JmprovisationS-Karikaturenzeichner As i r, die spanische Tänzerin Zoroita in dem Mimodrama„Hass und Liebe", der ventri- loquistische Humorist Paul Rochelly und die urkomischen Szenen des grossartig dressierten Bulldog-Tingel-Tan. gel. Dabei war die geschickte Fertigkeit des KarikaturenzeichnerZ ebenso zu bewundern, wie die fein nuancierte Mimik und der graziöse Tanz der Spanierin! und wohlverdient war auch der Bei- fall, den der humoristische Bauchredner sowie die burleske Komik der dressierten Hunde ernteten. Von den anderen Piecen des reich. haltigen Programms lässt sich gleichfalls nur gutes sagen; be- sonders verdient um den Erfolg des Abends machten sich noch der Mundharmonikavirtuose Schindler, The 4 DurhamS mit ihrem musikalischen Intermezzo, die graziös arbeitenden Gentle- manakrobaten The FigineS und die Burlesque-Truppe«The Wolteer» Compagnie". Vorort- �ackricktem Schöneberg. Fortsetzung der Generalversammlung. Bor Eintritt in die TageS- Ordnung wurde von verschiedenen Seiten die angebliche Zurückweisung von Stimmzetteln bei den Wahlen am 26. Juli bemängelt. Die Debatte hierüber zeitigte folgenden Antrag de» Genossen Däumig: «Die Wahlen des Vorstandes und der Delegierten sind für ungültig zu erklären". Die Versammlung lehnte jedoch diesen Antrag ab. Genosse Däumig legte hierauf sein Mandat als Kreisdelegierter nieder; Genossin Heyde ist verhindert, ihr Mandat zur KreiSgeueral- Versammlung auszuüben. Als Ersatz wurden gewählt Genossin Böhm und Genosse Lazar. Die Diskussion über den Geschäftsbericht drehte sich hauptsächlich um die Gewinnung von Mitgliedern und pünktlichere BettragSzahlung. Zur besseren Ausgestaltung und zur Hebung des Besuche« der Zahl- abends wurde u. a. die Verlesung geeigneter Artikel für zweckdienlich gehalten. Eine ans den Genossen E. Buchholz. Lazar und Palm bestehende Kommission soll sich der Vervollständigung der Bibliothek widmen. Genosse Baruch beschwerte sich über das Bezugsquellenverzeichnis im„Vorwärts". Die Einnahme des Unternehmers dieses Verzeich- nisses könne sich die Expedition selbst verdienen. Die Beschwerde wird an die KreiS-Gencralversammluug weitergegeben. Das gleiche geschieht mit einem vom 5. Bezirk gestellten Antrag, der die Heraus- gäbe eines Abendblattes des„Vorwärts" bezweckt.— Die vom Kreisvorstand angeregte Einführung von Wochenbeiträgen<10 Pf. für männliche, 5 Pf. für weibliche Mitgliederj fand keine Zustimmung. Die Versainmlung erklärte sich gegen eine Erhöhung der Beiträge überhaupt.— Als Kassierer soll Genosse H. Fischer, als Sekrerär Genosse A. P a g e l S und event. Genosse R. K ü t e r auf der Kreis- Generalversammlung in Vorschlag gebracht werden. Falsche Zweimarkstücke versuchte gestern ein unbekannter Mann in Umlauf zu setzen. In dem Zigarrengeschäft Miinchener, Ecke Grunewaldstrabe, erschien gestern nachmittag gegen ö Uhr ein mit einem hellgrauen Anzug bekleideter Mann und verlangte Zigarren, die er mit einem Zweimarkstück bezahlte, hierauf ging derselbe nach dem schrägüber liegenden Delikatessgeschäft, wo er verlangte Waren wiederum mit einem Zweimarkstück bezahlen wollte. Beim Wechseln deS Geldstückes wurde der Verkäufer darauf aufmerksam gemacht, dah das Zweimarkstück falsch sei. Sofort ergriff der saubere Kunde die Flucht und lief in ein Haus in der Münchener Strasse. Das Haus war jedoch verschlossen und da der angebliche Mieter keine Schlüssel besah und vor dem Hause ein Vorgarten, mit grossem, starkem Gitter versehen, vorhanden ist. wurde er von dem bereits angesanimelten Publikum festgehalten und der Polizei übergeben. Rixdorf. AuS dem Wasser gelandet wurde gestern nachmittag vor dem Hause Maybachufer 48—50 die Leiche des 51 Jahre alten Kutschers Gustav Schulz. Aus welchem Grunde Schulz den Selbstmord be- ging, ist nicht bekannt. Zehlendorf (Wannseebahn ). Am kommenden Sonntag, den 7. August, feiert der Arveiter- Turnverein„Vorwärts" bei Wilh. Mieck, Karlstr. 12, sein drittes Stiftimgsfest verbunden mit der Einweihung des neuen Spiel- und Turnplatzes. Da der Verein sich bei allen Parteifestlichkeiten stets zur«»rfügung gestellt hat. so wird die Arbeiterschaft ersucht, den Verein durch Massenbesuch zu unterstützen. E» findet um 2'/, Uhr ein Umzug von Benno Mickley, Potsdamer Str. 25, durch das Dorf bis zu Mieck statt. Rüdersdorf . Beim Baden ertrunken ist der 2t jährige Eteinarbeiter Otto Zwietasch von hier. Z. versuchte vorgestern abend den Kalksee zu überschwimmen, wurde jedoch in der Mitte des Gewässers von einem Herzschlage befallen und ging unter. Die Leiche lonnte noch nicht gefunden werden. Spandau . Arkeiterfahrkartcn und städtische Sttaßentahn. Nicht geringes Befremden erregt es unter den ausserhalb Spandaus wohnenden Arbeitern, dah ihnen, seitdem die Strassen- bahn Eigentum der Stadt Spandau geworden ist. Arbeiterfahrkarten nicht mehr verabfolgt werden. Ein solcher Beschluh der städtischen Körperschaften, durch die Vorenthaltung von Monatsfahrkarten an ausserhalb wohnende, in Spandan aber arbeitende Arbeiter die Einnahmen zu erhöhen, wird von den davon Betroffenen mit Recht als verkehrsfeindlich und unkulant bezeichnet. Ausser den in Berlin und zum Teil in Vororten wohnenden Bauarbeitern, die auf Spaiidauer Bauten arbeiten, werden von dieser Massregel die in Pichelsdorf, Tiefwerder und Amalienhof wohnenden Arbeiter be- troffen. Man vermutet, daß durch die Vorenthaltung von Monatskarten an auswärts wohnende Arbeiter der Magistrat den Hausbesitzern, die ihre Wohnungen nicht vermieten können, einen Liebesdienst er- weisen will. Die Strassenbahndeputation hatte kürzlich beschlossen eS beim alten zu belassen, der Magistrat hat dem aber nicht zu- gestimmt. Bedenkt man, dass auch eine viel grössere Zahl in Spandau wohnender Arbeiter in Berlin beschäftigt sind, weil sie am Ort leine Beschäftigung finden, so erscheint diese Massnahme des Magistrats als völlig unverständlich. Ausserdem ist eS doch ziemlich blamabel, dass ein kommunales VerkehrSunternehmen dem Publikum weit ungünstigere Fahrbedingungen bietet, als früher die private VerkehrSgesellschaft._ Potsdam . Königliche Polizeiverwaltnngen kosten viel Geld. Durch daS neue Polizeikostengesetz werden die Städte mit königl. Polizeiverwaltung ungemein stark belastet. So mutz Potsdam jetzt für 1S09 146 500 Mark Polizeikosten, also 2'/zmal so viel wie unter dem alten Gesetz, zahlen. Im Fahre 1008 betrugen diese Kosten 60000 M., für 1909 teilte die Regierung zuerst mit, dass sich die Kosten nach dem neuen Geietz auf 101 000 M. stellen werden, später sollten eS eventuell 117 000 M. werden und jetzt sind eS 146 500 M. geworden. Wie aus dem Rathause mitgeteilt wird, joll hiergegen Einspruch erhoben werden. Man hofft auf einen Nachlass, um so mehr, da doch die Regierung die Etats der Städte überwachen soll, durch diese späte Forderungen dieselben aber geradezu gefährdet. Ob mit Erfolg, wird sich bald zeigen. Da aber für 1909«in günstiger Abschluss zu konstatieren war. wird wohl wenig Hoffnung hierfür vorhanden sein. Die Stadt mutz zahlen, hat dafür aber den besonderen Vorteil, recht viel Polizei am Orte zuhaben. Auf zirka öS 000 Zivileinwohner kommen allein 140 Schutzleute._ Jugendveranstaltungen. Freie Jugendorganisation Berlin . Folgende Versammlungen finden statt: 3. Abt. Montag, den 3., 8 Uhr. bei Klug. Danziaer Str. 71. 8. Abt. Sonnabend, den 6., 3 Uhr, in den ArminiuSsälen, Bremer Str. 76. 16. Abt. Sonnabend, den 6., 3 Uhr, bei RemuS, MarkuSstr. 18: Vortrag. 17. Abt. Sonnabend, 6., 8 Uhr. bei Maass, Bergmannstt. 97: Vortrag. 18. Abt. Sonnabend, den 6., püiikilich 8 Uhr, bei KaczorowSky, RavenSftr. 6. 19. Abt. Mittwoch, den 10., S llhr, bei Heckert, Schreiner-, Ecke Samartterstrasse. 20. Abt. Donnerstag, den 11., 8 Uhr, bei Schulze, Förster Str. 17: Vortrag des Kollegen Lüpnitz über »Die Entstehung deS Adels". 22. Abt. Montag, den 8., 8 Uhr, bei Hahn, Lausitzer Platz 12. Schüncverg. Heute Freitag, den 5. August, abends 8'/, Uhr. findet bel Poschniann, Vorbergstr. 8, ein Vortragsabend statt. Reserent Genosse A. Mohs über„VollsgesuiidheitSlehre". Wir richten die dringende Bitte an die Parteigenossen, ihre 5kinder noch mehr wie bisher an unseren Ver- anstaltungen teilnehmen zu lassen. Erwachsene können ebensalls erscheinen. Tegel . Der JugendauSschuss veranstaltet am Sonntag, den 7. August, einen Besuch de» Botanischen Garten in Dahlem , an dem stch auch Er- wachsene bettiligen können. Treffpunkt morgen« 8 Uhr bei Halses, Brunow- strasse 23. Wir bitten die Eltern, ihre erwachsenen Söhne und Töchter aus diese Veranstailung ausmerksam zu machen. Der Jugendausjchuss. Hue der f rauenbewegung. Aus der Kinderschuvkommission. A« In einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung der Kon- rrolleurinnen und Helferinnen der Kinderschutzkommission erstattete der Obmann der Kommission, Genosse Barenthin, den Tätig- keitSbericht, dem wir folgendes entnehmen: Im November borigen Jahre» wurde die Kommission gebildet. Sie hat seitdem 8 Zu- sammenkünfte abgehalten. Der Kommission stehen etwa 800 Mit- arbeiterinnen zur Verfügung. Sie haben eine rege Tätigkeit im Interesse deS KindeijfchutzcS entfaltet. Sie setzten sich mit den Fa- Milien der ausgebeuteten Kinder in Verbindung und fanden in den meisten Fällen, dass bittere Not die Ursache der unxrssttbten Kinder» arbeit tvar. Die Mitteiluffgen, Kelche bis Mikarbeikerinsien der Kommission in den Fragebogen machten, gaben oft erschütternde Elendsbilder.— Die Polizei war anfangs ziemlich lässig in der Kontrolle betreffs Uebertretung des KinderschutzgesetzeS. Doch durch die Tätigkeit der Kommission ist sie auf ihre Pflicht aufmerksam geworden. Aber es sind verschiedene Fälle festgestellt worden, welche zeigen, dass manche Polizeibeamte ihrer Pflicht, Uebertretungen des KinderschutzgesetzeS zu hindern, nur ungern nachkommen. So sagte ein Schutzmann, der mit einem solchen Falle zu tun hatte:„Wir würden uns nicht darum kümmern, wenn die Kinder arbeiten, aber die Sozialdemokraten haben sich dahinter gesteckt und nun müssen wir auspassen."— Es kann konstatiert werden, dass die Kinderarbeit nachgelassen hat, seitdem die Polizei sich genötigt sieht, die Tätig- keit der Kommission zu unterstützen. Von den Mitarbeiterinnen der Kommission sin» 181 Frages bogen eingegangen. Sie geben Auskunft über 193 Einzelfälle. 32 Knaben von 4 bis 14 Jahren und 38 Mädchen von 6 bis 13 Jahren wurden beim Zeitungstragen betroffen. 43 Knaben von 8 bis 14 Jahren und 34 Mädchen von 6 bis 14 Jahren wurden mit Milch- und BackwareauStragen beschäftigt. 11 Kriaben und' 16 Mädchen von 7 bis 14 Jahren wurden durch die Eltern zum Hausierhandel veranlasst. Ein Knabe von 12 Jahren wurde mit Packarbeiten beschäftigt, 3 Knaben von 10 bis 13 Jahren setzten Kegel auf, 3 Knaben und 1 Mädchen verrichteten Botengänge, 1 Knabe von 12 Jahren wurde mit Steinetragen, ein anderer mit Druckarbeiten beschäftigt. 1 Mädchen und 3 Knaben von 10 bis 13 Jahren mussten in einem dumpfen Kellerraum, der auch als Schlafraum diente, Düten kleben. 5 Knaben von 11 bis 18 Jahren wurden auf dem Schlachthof in stinkenden Räumen beschäftigt. ferner wird mitgeteilt, dass 84 der beim Arbeiten betroffenen inder einen sehr elenden Eindruck machten. In 75 Fällen gelang es, durch gütliche Vorstellung bei den Eltern die Kinder von den Fesseln der Ausbeutung zu befreien. In 2 Fällen mutzte ein Eingreifen der Behörden veranlasst werden. n vielen Fällen, wo wirtschaftliche Not der Eltern die Ursache der inderarbeit war, haben die Helferinnen die Armenverwaltung zum Eingreifen zu veranlassen versucht. Leider ist hierbei nicht immer der gewünschte Erfolg erreicht worden, und eS hat sich gezeigt, dass manche Armenkommissionsvorfteher gar kein Verständnis für ihre Aufgaben haben. Zur Kenntnis der Helferinnen kamen auch 5 Fälle von Ueber- schreitung des ZüchtigungSrechtS der Eltern. In 3 Fällen konnte Abhilfe geschaffen werden, während in 2 Fällen kein Erfolg erreicht wurde. So hat die Kommission in jeder Hinsicht ihre schwere Aufgabe zu erfüllen versucht. Sie wird damit fortfahren in dem neuen Jahr« ihrer Tätigkeit, eingedenk der Losung, dass die Kinder kein Ausbeutungsobjekt sein sollen, sondern in d,e Schule und aus den Spielplatz gehören. Dem Bericht folgte eine längere, eingehende Aussprache, die sich auf Einzelfälle aus der praktischen Tätigkeit der im Interesse des Kinderschutzes wirkenden Genossinnen erstreckte. Aus der reichen Fülle des vorgetragenen Materials ist ersichtlich, dass die Ge» nossinnen mit Eifer und Verständnis ihre schwierige Arbeit ver- richten. Hindernisse der verschiedensten Art sind dabei zu über- winden. Nicht nur der böse Wille ausbeuterischer Unternehmer» sondern auch der Unverstand der eigenen Eltern treten den.Bestre- Hungen der Kinderschutzkommission hindernd in den Weg. Selbst bei den Schulvorstehern, deren Eingreifen von den Genossinnen in bestimmten Fällen veranlasst wurde, finden die Absichten der Kom- Mission nicht immer Verständnis. Schulvorsteher, die sich den Vor- stellungen der KommissionSmitglieder anfangs zugänglich zeigten. verhalten sich ablehnend, seitdem sie wissen, dass eS Sozialdemo- kraten sind, die für den Schutz der Kinder eintreten. Es wurden mehrere Fälle berichtet, wo Schulvorsteher und Lehrer die Kinder- arbeit ausdrücklich billigten und sagten, die Kinder, welche erwerbs»» tätig arbeiten, seien ihnen die liebsten. Ein Fall, den ein« Genossin aus Ripdorf vortrug, erregte be» sondere? Aufsehen. Diese Genossin hat ein zwölfjähriges Mädchen kennen gelernt, welches bei seinem Vater(die Mutter ist vor nicht langer Zeit gestorben) in Verhältnissen lebte, welche die Moral deS Kindes auf das höchste gefährden mussten. Die Genossin wandte sich an die Polizei und an die Armenverwaltung, damit daS Kind in eine andere Umgebung gebracht werde. Wochen vergingen. Die angerufenen Behörden taten nichts. Inzwischen hatte der Vater daS Mädchen bei einer allein wohnenden Prostituierten unter- gebracht. Da die Behörden immer noch nicht eingriffen und wieder, holte Vorstellungen der Genossin nichts halfen, so nahm die Ge- nossin das Mädchen zu sich, um eS zu einem ordentlichen Menschen zu erziehen. Nun griff die Behörde ein. Nachdem daS Kind schon eine Zeitlang im Haushalt der Genossin war, erschien eine» TageS ein Schutzmann, der den Auftrag hatte, daS Mädchen abzuholen. Soweit die Genossin erfahren konnte, sollte das Kind nicht in Für, sorgeerziehung gegeben, sondern irgendwo anders untergebracht werden. Das Kind wurde der Genossin abgenommen. Wohin es gebracht wurde, konnte sie nicht erfahren.— Dieser Fall soll von der Kommission eingehend behandelt und der Oeffentlichkeit unter, breitet werden. Im Interesse einer Agitation für die Tätigkeit der Kommission wurde angeregt, dass in den Kreiskonferenzen und Generalversamm, lungen der Wahlvereine regelmässige Berichte der Kinderschutzkom» Mission erstattet werden. Genosse Barenthin wurde beauftragt, in diesem Sinne im AktionSauSschuss zu wirken.,.., Amtlicher Marttbrrich» der flS Milchen Markthallen-Dlreitto» fibet den Großhandel in den Zentral-Markthallen. ivtnrktlage: Fl et ich, Zufuhr stark. Geichäst ruhig. Preise für Schweinefleisch nachgebend, sonst unverändert. Wild: Zusuhr genügend, Geschäst nicht lebhast genug, Preise behauptet. M e 1 1 u g« l: Zusuhr in Gänsen über Bedars, sonst ge- nügend, Geich äst schleppend, Preise gedrückt, gliche: Zusuhr etwas reich. sicher, Geschält etwa» lebhasler, Preise wenig verändert. Butter und Kai«! Geschäst ruhig, Preis« unverändert. Gemüse, Obst und Südfrüchte: Zusuhr meist über Bedars, Geschäst ruhig, Preise wenig verändert._ «itteruugsaderiicht vom 4. August 1910, morgen« 8 Uvr. Swinemd«. 7560510 . 756 R trto 753 51 fftanfl.a WjT5flB Münch«, 1758$» Wien >754 W Settel 3 bedeckt 3 bedeckt 1 bedeckt 3N-bel 5 Regen 5 bedeckt <du u« II •tattonen Havacanba Petersburg Sctllh Ab erde« Part» 768 O 763 D 753BS» 754 5®D' 757 S 2 wolkig 2 wolkig 3 heiter 3 bedeckt 2 wolkig i« G I; 18 18 13 13 15 «ettervrognose für Freitag, den». August 1910. Langsam ausllarend, am Tage wieder etwas wärmer, aber noch ver« Snderltch mU gerwgercn Regensällen und mäßigen südwestlichen Winden. Berliner Wetterbureau. WasserstandS-vtachrtebte» der LandeSanstalt für Gewässerkunde, mitgeteilt vom Berlwer Weltcrburcau. Wasserstand Newel , Tilsit Brezel. Jnsterbmg Weichsel . Thorn Oder, Rattbor , Krossen , Frankfurt Warth,, Schrimm , Landsberg Netz«, Vordamm Elbe, LcUmcritz » Dresden . varb» , Magdeburg Wasserstand Saale . Grochlttz Havel, Spandaus , Siathenow') Spree , Svremberg') , Leestow Weser, Münden , Winden R h« l u. RaxitntlianSau » Kaub . Köln Neckar, Heilbronn Main , Wertheim Mosel , Tri« am 8. 8. ein 139 65 36 80 113 -57 40 548 343 362 84 145 93 lest 2. 8. orn') +19 +2 0 —9 0 -8 -10 +4 +i -7 0+ bedeutet Wuchs.- Fall.- Unterpegel.
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