ftimmung, daß am 1. Januar 1877 auch dieser Boll aufgehoben werde.
Die tiefe„ Erkenntnis der Notwendigkeit des Schubes der nationalen Produktion" existierte noch bei den Agrariern nicht. Von allen ihren Rednern wurde vielmehr aufs einseitigste der fogen. Konsumentenstandpunkt betont." Wir verlangen billige Industriewaren; wo sie gemacht werden, ist uns ganz gleich"; war das Motto aller agrarischen Reden. So sagte z. B. der Mitantragsteller v. Below( Saleske):
gar nichts zu bewilligen." Auch die ebenfalls hierher gehörige So war Cabour ein Vorläufer auf einem Wege, den die Dialogprobe ist von Interesse, da fie indirekt erkennen läßt, daß italienische Bourgeoisie nie gegangen ist. Er verkörpert für fich Herr Dr. Leonhard wohl bewußt war, daß seine Handlungs- fie eine unerfüllte geschichtliche Aufgabe, ein unerreichtes und weise parteiisch war: heute understandenes Klassenideal: das einer herrschenden Direktor: Würden Sie mich anders behandeln im um- Klasse, die Freiheit des Gedankens und Freiheit des Handelns gelehrten Falle?" Schiller : Jawohl, Herr Direktor, das entspricht schon mit sozialem Verantwortungsgefühl paart. Das italienische dem Charakter unserer Bewegung, daß wir tolerant sein Bürgertum hat sich den Umweg über dieses Ideal erspart müssen." und direkt die Straße zum Verfall genommen. Und sie feiert den Staatsmann lärmend, als gälte es, die Stimme ihres eigenen bösen Gewissens zu übertönen.
Direktor( unwillig):„ Das können Sie mir nicht erzählen, „ Es ist die gesamte Konsumtion bei dem Eisenzoll betroffen; die Sozialdemokratie fann gar nicht tolerant sein!" es ist nicht ein Landesteil, sondern es steht im Gegensatz zu den Der Herr Direktor hat sich also nicht gescheut, dem Gefangenen, Eisenindustriellen das Interesse der gesamten Konsumtion, und der ihm gegenüber faft wehrlos ist, indirekt zu verstehen gegeben, bon diesem Standpunkt der Konsumtion will daß die Behandlung, die ihm zu teil wird, mit bestimmt wird durch ich für die Aufhebung der betreffenden Posi- die Abneigung des Herrn Direktors gegen die sozialdemokratische tionen im 3olltarif plädieren." Partei. Erst als in den nächsten Jahren die Agrarier sahen, daß die Daß bei solcher Gefimmung der Herr Direktor dem Genossen überseeische Lebensmittelfonkurrenz mächtig aufschoß, und nun Schiller auch die größten Schwierigkeiten wegen der Erlaubnis zum Das fleritale Kreiswahlfomitee in Warburg - Hörter, das an die Stelle der Ausfuhr die Einfuhr landwirtschaftlicher Bro- Tragen eigener Kleidung machte, ist nicht verwunderlich. Immer dukte trat; besonders als in Masse ausländischer Roggen und wieder versuchte der Herr, unseren Genossen zu veranlassen, auf erst von der Kandidatur des Herrn Martin Spahn- Straßburg nichts wissen wollte, dann sich aber doch diesen fleinen Sohn Weizen auf dem deutschen Martt erschien, erst da stellte sich bei die eigene Kleidung zu berzichten und die nummer den Agrariern die Erkenntnis ein, der Zollschutz sei doch eine ganz geschmückte Gefängnisjade anzuziehen. Als alle Ueberredungsfeines großen" Vaters als Reichstagskandidaten aufdrängen prächtige Erfindung. In zwei, drei Jahren frempelten die Agrarier fünfte vergeblich blieben, wurde dieses Thema mit der Drohung ließ, scheint eine eigenartige Begabung für unfreiwilligen Humor zu haben. Bekanntlich hat Herr Martin Spahn im ihre ganzen heiligen Ueberzeugungen und boffswirtschaftlichen abgebrochen, daß bei der geringsten Aeußerung" Hochland" einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich gegen Dogmen um und wurden Evangelisten der Lehre vom Gegen hoher des Mißfallens bon anderen Gefangenen die Uebertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen über die eigene Kleidung diefe sofort abgenommen würde. Anwendet. Dieser Artikel hat selbst in einem Teil der ZentrumsFür eine Erhöhung der Industriezölle waren jedoch auch jetzt gesichts dieser Aeußerung sieht es beinahe wie eine Herausforderung preffe heftige Angriffe auf Herrn Spahn junior hervorgerufen. die Herren Agrarier noch nicht zu haben; denn hohe Preise für nach einer solchen Mißfallensäußerung aus, daß Schiller ge. Das ist dem ehrsamen Kreiswahlkomitee im Interesse des Industrieartikel dünkten ihnen eine unberechtigte Erleichterung zwungen würde, feinen täglichen halbstündigen ihm aufgedrungenen Reichstagskandidaten unbequem. ihrer Portemonnaies. Aber was sollten sie machen? Wollten sie Spaziergang in der Reihe mit anderen Sträfa ihre agrarischen zöllnerischen Forderungen durchsetzen, so blieb lingen zu machen. Gerade diefe Episode hat besondere Be- beröffentlicht deshalb folgende naive Erklärung in Zentrumsnichts anderes übrig, als sich mit den industriellen Schutzöllnern deutung deshalb, weil sich fast in allen Strafanstalten ständig zu verbünden. Unter der Hand knüpfte die Vereinigung der Gefangene befinden, denen trop gemeiner Bergehen gegen die bürgerSteuer- und Wirtschaftsreformer, die Interessenvertretung des lichen Geseze das Tragen der eigenen Kleidung anstandslos geostelbischen Großgrundbesizes, mit den Eisen-, Stahl- und Baum- stattet wird!
Getreidezölle.
wollindustriellen, die sich kurz vorher unter v. Kardorffs Leitung Es entspricht dem Wesen des preußischen Klassenstaates, daß zum Zentralverband deutscher Industrieller zusammengeschlossen seine Beamten im allgemeinen die Neigung haben, den ehrenwerten hatten, Unterhandlungen an, und nach langem Feilschen und politischen Gefangenen, den Angehörigen einer verhaßten Partei Schachern kam dann unter Bismards Aegide der bekannte schöne schlechter zu behandeln als den gemeinen Verbrecher aus sogenannten Bolltarif von 1879 zustande. ,, besseren Kreisen". Die Vereinbarungen des Bundesrats haben an Es ist demnach eine unverschämte Entstellung der Tatsachen, diesem beschämenden Zustande wenigstens etwas zu bessern gesuchtwenn das Blatt der Hammersteinlinge behauptet, von Anfang an daß sie aber noch lange nicht ausreichend find, das beweist wieder wäre bei den Konservativen, das solidarische Eintreten aller der Fall Schiller . Bei der Strafrechtsreform muß energisch auf den Zweige der nationalen Arbeit für einander" Grundsatz gewesen. Erlaß eines modernen Strafvollzugsgefeges gedrungen werden. Dagegen können wir zustimmen, wenn die Kreuz- 8tg." erklärt, für die Konservativen sei immer die Freihandels- und Schutzzollfrage eine reine 3wedmäßigkeitsfrage" gewesen. Das ist ganz richtig; immer haben die Konservativen die sogen. nationalen Wirtschaftsfragen danach beurteilt, wieweit sie amedmäßig für ihren eigenen Geldbeutel waren. Was Grundsäße! Der Bwed ist alles und heiligt alle Mittel.
Ein Machwort zu den Feiten für Cavour.
blättern:
Es
,, Angesichts vielfacher Angriffe auf den neuen ReichstagsKandidaten Professor Dr. Martin Spahn- Straßburg hält es das Kreiswahllomitee für seine Pflicht, die Verhandlungen, welche mit demselben gepflogen wurden, der Deffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen. Vor der Zentrumsversammlung in Altenbeken am 31. Juli d. J. find Professor Spahn folgende Fragen vorgelegt: 1. Tritt der Herr Kandidat dafür ein, daß in dem bevorstehenden Seffionsabschnitt folgende Anträge dem Reichstag unterbreitet werden: a) der Toleranzantrag, b) der Antrag auf Aufhebung des Jesuiten gefeßes. 2. Tritt der Herr Kandidat für die Aufhebung aller gegen die Polen gerichteten Ausnahmegesetze ein, insbesondere des Enteignungs-, des Ansiedelungsgesetzes und des Sprachen paragraphen? 3. Tritt der Herr Kandidat für Uebertragung des Reichstagswahlrechtes auf Elsaß- Lothringen ein? Diese Fragen hat der Professor Spahn mit einem unumwundenen Ja beantwortet und betont, daß er auch bezüglich der Einführung des Reichstagswahlrechtes auf Breußen mit der Zentrumsfraktion übereinstimme. Außerdem hat er dem Vorstande des Wahlkreis- und der beiden Kreistomitees erklärt, daß er auf kirchlichem Boden stehe und ein strenggläubiger Statholit sei."
Strafvollzug gegen fozialdemokratische geworden, wie epigonenhaft das Geschlecht ist, das heute der fordert nun nicht etwa von ihm, daß er eine bindende Er
Redakteure.
Rom , 11. August.( Eig. Ber.) Mit großer Feierlichkeit ist in ganz Italien der hundertjährige Gedenktag der Geburt Cavours begangen worden. Die Sache ist hochkomisch. Im„ Hochland" beröffentlicht Italien hat dem Andenken des größten Staatsmannes feiner Herr Martin Spahn einen Artikel gegen die Uebertragung Erneuerung gehuldigt, und die wenigsten sind es gewahr des Reichstagswahlrechts auf Preußen. Das Kreiswahlkomitee Bersönlichkeit Cavours Weihrauch streut. Das italienische flärung bezüglich seiner Stellung zur Einführung des gleichen, Bürgertum unserer Tage kann wohl dem Toten Lobeshymnen allgemeinen, geheimen und direkten Landtagswahlrechts in Die Breslauer Boltswacht" berichtet über die Erfahrungen, die spenden: den Lebenden hätte es nicht ertragen und noch viel Breußen abgebe, sondern daß er erkläre, ob er ein solches ihr Redakteur Genosse Schiller im Gefängnis zu 23ohlau weniger verstanden. Die Geschichte des Verfalles ihrer eigenen Wahlrecht für Elsaß- Lothringen wolle. Gemütlich machen mußte, wo er jüngst drei Monate zubringen mußte und fich Ideale sollte der italienischen Bourgeoisie bei dieser Gedent- erklärt Herr Martin Spahn :" Ja", und fügt zugleich hinzu, demnächst zur Verbüßung weiterer vier Monate Strafhaft stellen muß. feier vor Augen treten in der ungeheuren Kluft, die die poli- auch in bezug auf die Einführung des Reichstagswahlrechts Wir haben in Deutschland bekanntlich kein Strafvollzugsgefeß und feiner- tischen und wirtschaftlichen Gedanken Cavours von dem heuti- in Preußen stimme er mit der Zentrumsfraktion überein, Tei gesetzliche Unterscheidung zwischen gemeinen und politischen Ver- gen Denken und Tun der Klasse trennen, deren höchster d. h. wenn die Konservativen nichts mehr brechern. Unter dem Drud der öffentlichen Meinung, die von der geschichtlicher Ausdruck der piemontesische Staatsmann war. gegen die lebertragung des Reichstagswahl stetigen sozialdemokratischen Kritik an der Mißhandlung der Breß- Und in der Tat klingt in der Festrede des Ministers rechts auf Preußen haben, will auch er mit fünder( durch den Zwang zu mechanischer Arbeit, durch die Gleich Luzatti etwas wie böses Gewissen durch Wie anders hat seinen Frattionstollegen der Uebertragung stellung mit Dieben, Betrügern und Sittlichkeitsverbrechern) auf die Cavour die Kulturmission der Bourgeoisie aufgefaßt, als sie zustimmen. Voll Bewunderung über diesen Radikalismus Beine gebracht wurde, sahen sich indes die Verbündeten selbst fie heute auffaßt und.... die Verbündeten selbst fie heute auffaßt und.... erfüllt! In bezug auf die gibt sich das klerikale Streiswahlfomitee zufrieden und erkennt Regierungen schon vor bielen Jahren genötigt, gewisse tirchliche Politit hat er sich nicht nur für völlige Ge- Herrn Spahn als würdigen Repräsentanten der flerikalen Richtlinien für die Behandlung der nicht wegen ehren- wissens- und Stultusfreiheit ausgesprochen, sondern auch sehr intelligenz von Warburg- Hörter an. rühriger Bergehen Bestraften festzulegen, die natürlich festzulegen, die natürlich vor energisch das Recht der Kirche bestritten, in den öffentlichen nehmlich den politischen Verbrechern, den wegen Preßbergehen Schulen zu lehren und Religionsunterricht zu erteilen. Und Verurteilten, in 90 Proz. der Fälle also sozialdemokratischen Rebat bis zum heutigen Tage kann in den italienischen Volksschulen teuren zugute fommen. Seit Jahren ist daher dem sozialdemo- von Geistlichen der Katechismus gelehrt werden, falls die fratischen Breßsünder die Erlaubnis zum Tragen eigener Kleidung Eltern der Schüler dies wünschen! Cavour hatte gemeint, und zur Selbstbeschäftigung in den meisten Fällen gesichert, zum daß nie die Schule, sondern nur die Kirche der verschiedenen Teil wird ihm auch Selbstbeköstigung zugestanden. Indes find die Religionsgemeinschaften den geeigneten Ort zum ReligionsBestimmungen so wenig präzis und zwingend gefaßt, daß den unterricht darstellte. Leitern der Strafanstalten noch ein ziemlich weiter Spielraum in Im Hinblick auf die Verwaltungspolitik war der Behandlung der politischen Gefangenen gelassen ist und immer wieder fommen Fälle vor, wo besonders eifrige" Beamte unfere Genossen„ bessern" zu müffen glauben, indem sie sie in jeder Beziehung wie gemeine Verbrecher behandeln. Allerdings werden die Fälle immer seltener, da die oberen Instanzen auf Beschwerde schließlich doch dem Geifte der Bundesratsbeschlüsse Rechnung tragen
müssen.
Es gibt doch noch immer viele große Kinder! Nur sollte das ehrsame Streiswahlkomitee von Warburg- Hörter billiger. weise nicht verlangen, daß man seine Kindereien ernst nimmt.
Zur Reichsfinanzlage.
Die Zentrumsblätter find noch immer entzüdt darüber, daß der endgültige Finalabschluß der Reichskasse für das Haushaltsjahr 1909 einen Mehrertrag von ungefähr 90 Millionen Mark gegenüber dem Voranschlag ergeben hat. Wie wir schon wiederholt ausführten, ist Cavour Berfechter einer geschmeidigen und individualisierenden es geradezu lächerlich, aus diesem Mehrertrag auf eine Besserung Dezentralisation. Er verstand den Widersinn, die verschiede- der Finanzlage des Reiches zu schließen, da dieses Ergebnis mit nen Regionen in ein starres Net gleichartiger Verwaltung ganz besonderen Umständen im Jahre 1909 zusammenhängt und zueinschnüren zu wollen. Cavour war viel zu klug, um nicht dem der Ueberschuß für die Abstoßung eines Teils ber an ein Gegner der eisernen Faust" in der inneren Politik zu geschwollenen Matrikularbeiträge draufgeht. Das gibt jetzt auch fein. Noch auf seinem Sterbebette fagte er, auf den Aus- die Rhein.- Westf. Btg." offen zu, indem sie schreibt: nahmezustand in Neapel Bezug nehmend: Mit dem Belagerungszustand kann jeder fel regieren".
Der Direktor der Strafanstalt Wohlau, ein Herr Dr. Leonhard, setzt sich solcher Rektifizierung durch die vorgesetzten Instanzen Und dieselbe Bourgeoisie, die ihn als repräsentativen nicht aus. Da dem Genossen Schiller zudem die Selbstbeschäftigung Mann" ihrer Klaffe feiert, würde sich mit Schaudern von den durch den Regierungspräsidenten gestattet worden war, so fonnte er boltswirtschaftlichen Grundsägen Cavours ab. die überhaupt nicht mehr in Frage stellen. Aber damit war für den wenden. Bei den Orgien ihres Proteftionismus fann sich Genossen Schiller nicht viel gewonnen. Denn wenn der Herr die Bourgeoisie wahrlich nicht auf Cavour berufen. Dem Direktor auch die Verfügung bes Regierungspräsidenten war es Ernst um seine freihändlerischen Grundsätze. respektieren mußte, so verschmähte er es doch nicht, fie auf Umwegen Ihm erschöpfte fich die geschichtliche Aufgabe seiner Klasse fast völlig wieder aufzuheben. Die Bollswacht" berichtet über seine nicht in der Jagd nach Macht und Besiz. Als Liberalist konnte Methode: er fein Recht auf Arbeit anerkennen, wohl aber erkannte er ... Von 46 Büchern, die Schiller mitgenommen, wurden das Recht auf die Eristenzmittel an, das feinem lebenden ihm ganze sieben Bände oder Bändchen nach langwierigen Vor- Menschen abgesprochen werden darf". Diese Eristenzmittel stellungen ausgehändigt. Die Auswahl der Literatur war schon jedem zu sichern, sei eine Pflicht der Gesellschaft. Im piemonmit Rücksicht auf die Gefängniszenjur sehr vorsichtig getroffen, tesischen Parlament brachte er die Alters- und Invalidenund nur ein Wert eines sozialistischen Schriftstellers befand sich versicherung zur Annahme, die das geeinigte Stalien vergaß. darunter. Eine Literaturgeschichte von Scherr wurde als ungeeignet zurücbehalten. Stautstys geschichtliches Buch über um erft im Jahre 1897 eine Versicherungskasse mit fakultadie Entstehung des Christentums tam wegen des Namens Stautsty auf tibem Beitritt ins Leben zu rufen. Cavour war ein Verfechden Inder; Unterhaltungsliteratur von Bola und Gorki desgleichen. ter der obligatorischen Arbeiterversicherung und führte sie für Aber auch naturwissenschaftliche, philosophische und geschichtliche die Mannschaften der Handelsmarine unter Heranziehung der Abhandlungen wurden ohne Angabe von Gründen tonfisziert. Reeder zu den Beiträgen durch. Das heutige Italien kennt Die einzige Antwort, die von dem studierten Manne zu erhalten bekanntlich eine obligatorische Arbeiterversicherung nur gegen war, lautete: Lesen kann nicht als Arbeit betrachtet werden; nur Unfall.
berrieten.
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Die Einnahmesteigerung des Jahres 1909 ist aber feineswegs eine unerwartete gewesen, sie ist auf Ursachen zurückzuführen, die für die weitere Gestaltung unserer Reichsfinanzen Schlüsse nicht zulassen. Denn in den 90 Millionen sind einmal die 23 Millionen nicht 30 Millionen, wie irrtümlich angegeben wurde ent halten, die infolge anderweitiger Regelung der Branntweinftener jetzt der Reichstasse aufließen. Außerdem haben die neuen Steuergesetze und die Bollerhöhungen aus der Finanz reform des vorigen Sommers naturgemäß eine starke Vor einfuhr zur Folge gehabt, die den Jahre 1909 erhebliche Mehreinnahmen brachte, die aber selbstverständlich die Erträge des Jahres 1910 entsprechend verminderte. Und drittens findet die Einnahmefteigerung des Jahres 1909 ihre Erklärung in den Erträgen der Nachsteuer und Nachberzollung, die gleichfalls mit der Lezten Finanzreform in Zusammenhang stehen. Die aus diesen drei Ursachen entstandenen in Mehreinnahmen machen ihrer Gesamtheit fast fast den ber 90 Millionen bollen Betrag aus, die das als Jahr 1909 Ueberschuß aufweist. Auf Mehrerträge der Einnahmequellen des Reiches fann also hieraus nicht geschlossen werden. Vielmehr haben sich in den ersten drei Monaten des Taufenden Jahres die Einnahmen an 8öllen und Steuern fo wenig günstig gestellt, daß, wenn man dieses erste Vierteljahr den Berechnungen für das ganze Etatsjahr zugrunde legt, fich ein Minderertrag von 64 Millionen bei den Solleinnahmen und von 95 Millionen bei den steinnahmen gegen den Voranschlag ergeben würde.
Katholikentag und Sonntagsruhe.
Anläßlich des in der Zeit vom 21. bis 25. August in Augs
Quellenstudien und Sprachstudien wollte der Direktor als Arbeit Während heute die herrschenden Klaffen Italiens hinter im Rahmen der gewährten Selbstbeschäftigung gelten laffen. ie ihrer Zeit herhinken, war Cavour- der bürgerliche Libe man aber im Gefängnis Quellenstudien treiben tann, darüber schwieg sich der Direktor aus. Statt beffen gab er im Laufe der rale auch in der Arbeiterfrage ein Vorläufer. Er sprach Auseinandersetzungen dem Genoffen Schiller Malicen, die allzu es offen aus, daß die politische Gleichheit nie die Ungleichdeutlich seine Feindseligkeit gegen unsere Partei und ihre Anhänger ein Mittel, dem Sozialismus vorzubeugen, und es besteht burg stattfindenden Statholitentages hat der dortige Magistrat, beit der sozialen Lage aufheben wird. Deshalb gibt es nur Als Beispiele hierfür dienen folgende Proben. Als Schiller darin, daß die oberen Klassen fich dem Wohle der unteren einer Eingabe einer Kaufleutebereinigung folgend, die Sonntags. die Bemerkung machte, daß er die Lektüre eines ernsten Buches widmen, denn ohne dies ist der soziale Krieg unvermeidlich." ruhe im Handelsgewerbe gang bedeutend eingeschränkt. So soll durchaus als Arbeit betrachte, ja, daß sein Beruf das unbedingt Als in Turin die Bäder streiften, übernahm Cavour die am Sonntag den 21. August die Werkaufszeit, die sonst zwei verlange und daß er auch in der Freiheit danach handele, ant- Vermittlung und das Schiedsgericht, starb aber an dem Tage, Stunden beträgt, auf 10 Stunden ausgedehnt werden, an den wortete Herr Direktor Leonhard: So gut habe ich es nicht; Sie der für den Empfang der Streitfommission angefekt war. darauffolgenden vier Wochentagen soll der Ladenschluß erst um fönnen also täglich lesen und werden dafür noch von und dieser Mann, dem es geglückt war, so viel für die poli- 9 Uhr( sonst um 8 Uhr) erfolgen. anderen bezahlt!" Dder ein weiteres Beispiel. Als
"
Schiller gelegentlich erklärte, erklärte, daß er daß er diese Behandlung tische Befreiung und nationale Einigung feines Landes zu als Härte, empfinde, fuhr ber Serr unwillig auf: Das tun, hielt dafür, daß der Antagonismus zwischen Kapital und hat man davon, gibt man den Leuten erst den fleinen Finger, Arbeit viel ernster wäre als die Kämpfe zwischen den dann wollen sie bald die ganze Hand. Man hätte flüger getan, Nationen.