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fo durch diese Auslassung derKöln  . Ztg/. Unseren Genossen tdird dieselbe Aolle zugeschrieben, wix sie früher die Siationalliberalen gespielt haben. Das parteigenössische Reinlichkeitsgefühl hätte unsere Genossen veranlassen müssen, recht weit von den National- liberalen abzurücken. Es ist unerhört, daß Genossen derart vor dem Monarch Kotau machen. Vor wenigen Jahren sind noch Ge- nassen bestraft worden, weil sie bei einem provozierten Hoch auf den Monarchen sitzen geblieben sind. Jetzt läuft man dem Mo- narchen sogar nach. Das soll aus politischen Zweckmässigkeits- gründen geschehen sein. Man wollte wohl dem Kleinbürgertum zeigen, daß unter der sozialdemokratischen Löwenhaut lammfromme Leute stecken. Das Kleinbürgertum ist aber eine solch schwankende Masse, daß auf ihm nicht der mindeste Verlaß ist. Aber in dem Maße, wie man glaubt, hier etwas gewinnen zu können, wird man das Vertrauen in den denkenden Arbeiterkreisen verlieren, denn das können und dürfen sich die Arbeiter nicht bieten lassen. Ein Abgeordneter hat gesagt, man müsse den Mut haben, gegen Partei- tagsbeschlüsse aufzutreten. Wenn nur ein Viertel dieses Mutes dazu gebraucht würde, unseren Gegnern entgegenzutreten und sie mit allem Nachdruck zu bekämpfen, sie rücksichtslos an den Pranger zu stellen. ES wäre bedeutend besser gewesen, die Regierung zu stellen, weil sie in Rheinselden Soldaten gegen Arbeiter marschieren ließ, den Tabakarbeitern die verlangte Unterstützung versagte. Es handelt sich hier aber auch um die Einheit der Partei und die Parteidisziplin. Diese Einheit ist zerstört, wenn einzelnen Gruppen das Recht zustehen soll, sich darüber hinwegzusetzen. Eine Fraktion, von der nicht sicher ist, daß sie den Willen der Partei ausführt, wird nicht zu einem Organ der Macht, sondern zum Anlaß von inneren Zwistigkeiten und Reibungen. Unsere Kraft liegt in unserer Dis- iplinl Wir haben nich« eine badische, württembergische, bayerische, andern nur eine einige Sozialdemokratie gekannt. Die Spuren der Partei in wideren Ländern schrecken!(Sehr richtig!) Die Art, wie dort einzelne Parlamentariergruppen ihre Frattiönchen ge- gründet und die Partei lahmgelegt haben, wollen wir fernhalten. In Frankreich   verteidigt einSozialist" jetzt sogar den Raub am Staatsgut. Wenn wir nicht die Axt an die Wurzel unserer Kraft legen wollen, so dürfen wir mit dem Klassenstaat nichts gemein haben. Den Klassenkampfcharakter der Partei zu verschleiern ist eines Sozialdemokraten unwürdig. Wir verschütten damit die Quelle, aus der unsere Kraft fließt. Wir täuschen das Vertrauen der Arbeiterschaft. Man glaubt, die Sozialdemokratie regierungs- sähig machen zu müssen dadurch, daß man, wie der Freisinn. Prin. zipien über Bord wirft. Wer sich dem Programm, den Parteitags- Beschlüssen nicht fügt, der stellt sich selbst außerhalb der Reihen des orgiunsierten Proletariats, außerhalb der Partei. Wir wollen eine einheitliche geschlossene Masse bleiben und so den Kampf führen. (Starker Beifall.) In der Diskussion sprach zunächst Reichstagsabgeovdneter Ge- twsse Hildenbrand. Er führte u. a. aus: ... Wenn man Genossen Bulmer hört, muß man glauben, die ganze Partei sei in Gefahr.(Sehr richtig!) Man kann doch nicht jeedn rausschmeißen, der eine andere Meinung hat.(Große Un- ruhe.) Er wolle die Parteigenossen nicht von ihrer Ueberzeugung abbringen, wolle nur darauf hinweisen, daß, wenn die Resolution gegen die Badenser angenommen werde, diese verurteilt werden, ahn daß man sie gehört habe. Wenn wir die Macht und den ent- scheinenden Einfluß haben, können wir das Budget nicht mehr ab- lehnen. Bebel hat in Lübeck   schon Fälle angeführt, in denen man dem Budget zustimmen müsse. Wenn wir unsere Stellung noch verschärfen, dann wird die Situation für uns immer unhaltbarer. Wir sind doch nicht nur eine deutsche, sondern eine internationale Sozialdemokratie. Wenn nun z. B. in Belgien   unsere Genossen die Herrschaft der Ultramontanen stürzen wollen, dann müssen sie mit den Liberalen zusammen gehen. Die Nürnberger Resolution be- weise selbst, daß die Budgetfrage eine Frage der Praxis und nicht des Prinzips sei. Bei einem Prinzip gebe es keine Ausnahmen. Die Frage ist so zu stellen, ob cS nicht besser sei,-den Nürnberger Beschluß aufzuheben, um nicht für alle Zeiten festgelegt zu sein. Er habe keine Lust, die Badenser zu verteidigen. Es sei aber falsch, wenn Bulnier sage, die Fraktion habe beschlossen, zur silbernen Hochzeit des Großherzogspaares zwei Genossen zur Teilnahme an der Glückwunschdeputation zu bestimmen. Wir haben im Präsidium des Landtages zwei Genossen. Der Landtag habe mit Mehrheit beschlossen, eine Deputation zu entsenden, darunter seien auch zwei Genossen. Wenn Genosse Geck das nicht nach Leipzig   und Berlin  gemeldet hätte, so hätte sich niemand um den Beschluß gekümmert. Jetzt, nachdem man solchen HallaS gemacht habe, sei es allerdings schwer für die Genossen, sich an der Deputation nicht zu beteiligen. Es sei doch ein Unterschied zwischen einem preußischen und einem württembergischen Minister.(Großer Widerspruch.) Es wäre nicht möglich, in Württemberg   dieselbe Taktik zu entfalten wie in Preußen. Er erkläre, wenn er in Preußen wäre, dann wäre er viel radikaler als die preußischen Genossen.(Große Heiter- feit.) Er habe bei der Wahl in Welzheim   und Cannstatt-Lud- wigsburg gemerkt,-daß er sich mit seiner revolutionären Gesinnung kleines Feuilleton. Der Kampf gegen den Straßenstaub. Straßenstaub und Woh- imngsstaub unterscheiden sich sehr wesentlich voneinander, wie wir den Ausführungen des Baurats Szalle, des Direktors der städtischen Straßenreinigung in Berlin  , entnehmen. Ersterer ist nämlich in ibezug auf seine Infektiosität viel harmloser, als der in den Woh- inungen gebildete. Interessant ist die Feststellung von Professor Heim in Erlangen  , daß die Straßenreiniger viel weniger an Lungenkrankheiten leiden, als die Arbeiter in staubigen Betrieben. Den Straßenstaub teilt man nach seiner Entstehung ein in den Deckenstaub, der durch die Abnutzung des Straßenmaterials ent- steht, und den durch den Verkehr entstandenen. Gegen den ersteren hilft nur eine gute Instandhaltung der Straße durch Pflasterung, unter welchen namentlich die mit Stampfasphalt an der Spitze steht. Der sich trotzdem entwickelnde Deckenstaub, der durch die Aus- breitung der Motorwagen mit ihren Gummirädern vermehrt ist, und der Verkehrsstaub müssen durch gute Strahenreinigung be- jseitigt werden. Man kann aber durch die intensive Straßenreini« fiung die feinsten Staubpartikel nicht beseitigen; am brauchbarsten ind die Kehrmaschinen mit gleichzeitiger Ansammlung des Stau- bes, solange es noch keine brauchbaren Staubabsaugeapparate gibt. Das Besprengen war bisher daS einfachste Mittel, doch hindert es Heu Verkehr und kostet viel Geld, besser sind die Straßenwasch- Maschinen, die jetzt im Gebrauch sino, die zugleich kehren und (prengen. Doch leisten sie noch nicht Ideales, so daß man zu Ver- uchen mit Staubbindemitteln überging. Unter diesen hat man in Berlin   mit dem Westrumit gute Erfahrungen gemacht. In diesem Jahre sind in Berlin   2 Millionen Quadratmeter mit Westrumit behandelt worden, ohne daß Klagen erhobeg wurden oder das Vehlen des Sprengwagens vermißt wurde. Humor und Satire. Der Ballast. Sinkt ein Luftschiff über Meeren oder wo es sonst fatal, bleibt dem Lenker keine Wahl: über Bord, was zu entbehren l Alle? über Bord, was lose! Lieber nackt im luft'gen Kahn, als geputzt im Ozean: fort mit Stiefeln, Jacke, Hofe! ... Also fühlt sich nun der Junker auch am Ende des Lateins, ganz verschwunden ist mit ein? daS Geflunker und Gestunker. Und zur Opfrung des Ballastes ruft er, sich entblößend, auf: .Abwärts geht sonst unser Lauf, drum daS Volk, zur Ader laßt eS k Trtrifter noch zeigen könne. Man solle dön badifchett Genoffen den guten Glauben nicht absprechen. Es sei nicht richtig, wenn man die Bndgetfrage als eine Frage des Radikalismus und Revisionismus bezeichne. Mag der Parteitag beschließen was er will, die Zeit wird uns lehren, daß die Beschlüsse für die Budgetablehnung durch die Praxis über den Haufen geworfen werden. Verzichten Sie auf das Richteramt und überlassen Sie dem Magdeburger   Parteitag die Entscheidung. Genosse Dr. Duncker: Hildenbrand stellte den Konflikt als Meinungsverschiedenheiten hin. Es handele sich aber nicht um Meinungsverschiedenheiten, sondern um Handlungen! Das ist der größte Skandal, den je die Partei erlebt hat, daß derart die Disziplin gebrochen ist. Darum soll und kann auch die Masse der Parteigenossen nicht schweigen. Sie ist berechtigt, darüber zu sprechen. Man hat die Badenser doch auch gehört, man hat die Ar- tikel und Broschüren gelesen. Richtig ist, daß die Stuttgarter   Ge- uossen von allen im Reiche wohl am schlechtesten unterrichtet worden sind. Aber so viel wissen wir doch, um über diese Handlungen nr- teilen zu können. Die Badenser Genossen haben in Nürnberg   für den Antrag Frohm e gestimmt, der vorsieht, daß bei Abweichungen von der Norm der Budgetverweigerung der Parteivorstand gehört werden soll. Dr. Frank hat erklärt, daß sie seit Monaten gewillt gewesen seien, dem Budget zuzustimmen, aber mit dem Parteivorstand sich in Verbindung zu setzen, hat man unterlassen. Nicht einmal die Resolution Frohm e hat man beachtet. Schließlich war es eine Ueberrumpelung der Partei. Man will die Partei auf den Weg drängen, den die Badeuser gehen. Es gibt nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen politischen Streilbruch. Der Lebensnerv der Demokratie ist die Unterordnung der Minder- heit unter den Willen der Mehrheit. Auer sagte mal bei einem Beschluß, der ihm nicht paßte:Ihr seid Esel, aber ich füge mich!" Ein Disziplinbruch ist noch schlimmer als ein schlechter Beschluß. Nicht richtig ist, daß die badische Fraktion keinen Genossen zur Gratulation beim Großherzog delegiert habe, wie Hildenbrand behauptet habe. Kolb sage in seiner Broschüre das gerade Gegen- teil von dem, was Hildenbrand hier behauptet habe. Redner ver- liest die Stelle der Broschüre. Man müsse den Genossen, die sich derart gegen Programm und Parteitagsbeschlüsse vergehen, endlich einmal sagen:Bis hierher und nicht weiter!" Die Diskusston wurde geschlossen und die schon gestern mitge- teilte Resolution mit sehr starker Mehrheit angenommen. Zur Delegation zum Parteitag werden, nachdem die in Vor- schlag gebrachten Genossen Duncker, Bulmer, Hochka und Wasser verzichtet hatten, die Genossen Westmeyer, Sperka, Genossin B�j h me und Genosse Steiger- Möhringen borge- schlagen.< Drei Delegierte sollen entsandt werden. Der Karlsruher  Volksfreund" ist in schlechter Stimmung. Es war so schön, diesüddeutschen" Genossen gegen die zurück- gebliebenen und verständnislosennorddeutschen" Genossen in Har- nisch zu bringen, doch ach, es hat nicht sollen sein. Immer mehr erklären sich auch diejenigen Genossen, die von der Geographie be« gnadet wurden, in dem verständigeren Süden zu leben, gegen Dis- ziplinbruch, Budgetbewilligung und Hofgängerei I Was soll man aber in Karlsruhe   anfangen, wenn das vor zwei Jahren erfundene Schema nicht mehr brauchbar ist? Es ist also wirklich zu begreifen, daß der Aerger unsere Genossen im.Volksfreund" übermannt und sie zu schimpfen beginnen, um so begreiflicher, als das Aergernis von Nürnberg   kommt! Zunächst ist derVolksfreund" mit dem Besuch der Nürnberger Versammlung höchlichst unzufrieden:nur 250 Personen, nicht viel­mehr als die Gäste einer zielbewußten Stammkneipe." Stolz lieb ich den Karlsruher  ! Gewiß, die Versammlung hätte besser besucht sein können, das Ergebnis wäre dasselbe gewesen und der kritische Genosse hätte nicht nörgeln können. Aber gerade unsere badischen Genossen pflegen es ja vorzuziehen, die Stimmen zu wägen mit eigenen Gewichten und nicht zu zählen. Wir wetten. daß mit ein oder zwei Ausnahmen wenn eS so viele find unsere badischen Genossen in ihrer Vertrauens- resolutionssammlung kaum eine Nummer aufzuweisen haben, hinter der mehr Stimmen stehen. Dann werden die Nürnberger in Acht und Bann getan und feierlich für man schaudere verpreußt erklärt. Während die Nürnberger sich vor zwei Jahren noch unter den 66 befanden, wahrten sie diesmal die Disziplin, d. h. nur die Disziplin der anderen. Daß die Demokratie als eine der wert- vollen Forderungen den Schutz der Minoritäten verlangt, haben wir über der Anbetung der preußischen Disziplin allmählich vergessen. Und voran die Nürnberger 250 in der Gefolgschaft Artur Stadthagens den Partei- tag auffordernd, dafür zu sorgen, daß LandtagSfraktionen und Landesparteien künftig um der heiligen Disziplin willen, gegen ihre Ueberzeugung und gegen die Vernunft un- sinnigen und unmöglichen Resolutionen sich unterwerfen sollen, so scheint unS daS wie eine kleine Ver- Mit dem Mensibenballast'runter l hunderttausend frißt ein Krieg, und die Maffe jubelt Sieg l und wir steigen wieder munter.. Sachte, Junker, die Metapher hat ein Loch, wie mich bedünkt: deutsch gesagt: daS Gleichnis hinkt, und der Junker ist ein Kaffer. Denn wenn alle Stränge reißen, könnte, eh' man aufgepaßt, plötzlich der pp. Ballast über Bord den Lenker schmeißen. Franz. Notizen. Musikchronik. Die großen Sinfoniekonzerte des Blüthner  - Orchesters unter Leitung von Siegmund v. Hausegger finden statt am Montag, den 10. Oktober, 21. November. 12. Dezember 191Ö, 30. Januar. 20. Februar und 13. März 1911. Abonnements find vom 15. d. M. ab zu haben. Herrn Bodes Körbe. DerFraukf. Ztg." wird be- richtet: Vor einigen Tagen wurde gemeldet, daß die bekannte Holz- statue des Ritters Stephan von Gundelfingen vom Jahre 1526, die sich in der Kirche von Neufra bei Riedlingen   a. d. Donau   befindet, mit Zustimmung des Kirchenstiftungsraws an einen Privatliebhaber (bezw. durch Bermittelung eineS Münchencr Kunsthändlers an das Kaiser-Friedrich« Museum in Berlin  ) um die Summe von 30 000 M, verkauft worden sei, unter der Bedingung, daß von ihr um den Preis von 2500 M. eine Fakfimilekopio für Neufra   an- gefertigt werde. Den Neufraern wäre das schon recht gewesen, aber nicht so der bischöflichen Behörde in Rottenburg  , die ihr Veto einlegte. Es wird Zeit, baß die Hcimatbünde gegen die PlünderungS- versuche des Herrn Bode vorgehen. Ein neuer Komet wurde in Amerika   entdeckt. Der Komet wurde inzwischen auch auf der Bamberger Sternwarte ge- sichtet. Er ist nur mit großen Fernrohren zu verfolgen und zurzeit eine Bogenselunde groß; er bewegt sich sehr langsam im Sternbild deS Herkules. DaS Telephon auf den Monte Rosa  . Die 22 Kilo- meter lange Telephonlinie auf den Monte Rosa   ist dem allgemeinen Verkehr übergeben worden..Die Anlage soll weniger praktischen, als vielmehr wissenschaftlichen Zwecken dienen. Die Linie beginnt bei dem Observatorium Alagna-Sesia und führt von dort über den Colle d'Olen  (2871 Meter) zu der Gnifettihülte(etwa 3700 Meter), bis sie in der Höhe von iöCO Meter ihren Endpunkt an dem Rifugio Margherita erreicht. | wechselung zwischen Parteitagen und Katholikentagen, zwischen Politik und Inquisition." Oh, Oh I Jetzt also auch die Nürnberger, echte, echteste Süd- deutsche! Gilt nicht mehr die Geographie, was soll gellen, Zeter, Zeter I Jetzt sind mit uns die Nürnberger in derselben Verdammnis, Inquisitoren und Ketzerverfolger! Wir aber freuen uns ganz offen unserer süddeutschen Freunde. Gestern Nürnberg  , heute Stuttgart   und bald wird kommen der Tag, wo auch Mannheim   und Karls- ruhe hinsinkt. Und diese Freude wird uns nicht einmal ver- gällt durch die schwere Anklage, daß unsere Nürnberger Freunde ihren B i er b o y kott nicht siegreich durchgeführt haben sollen. Karlsruhe   zürnt: Aber gerade Nürnberg   ist gegenwärtig besonders berufen, Hüter der Disziplin zu sein. Es ist kinderleicht, sich über andere Leute zu entrüsten; so eine flammende Resolution kostet kein Tröpflein Blut und Hirn. Aber wo Beschlüsse von den Beschließenden selbst Opfer verlangen, da werden sie eben nicht gehalten!" Der Bierboykott, schilt derVolksfreund", war unwirksam und doch hat man diese Disziplinbrecher nicht ausgeschlossen. Budget- abstimmung und Bierboykolt, das ist eben alles egal, sagt man in Karlsruhe  . ES ist zwar eine alkoholische Geschichte, die uns da er- zählt wird, uns aber scheint doch: Zum Teufel ist der Spiritus, der Aerger ist geblieben. Wir bedauern nur unser Nürnberger Partei- orgän, daS diese Verschimpfiernng der Nürnberger Genossen etwas ernster wird nehmen müssen als wir, die wir diesmal außerhalb der Schußlinie geblieben find. Uebrigens, lieberLollssreund", was ist's mit Stuttgart  ? Auch die Genossen des ReichßtagswahlkrciseS Strahburg-Land nahmen nach einem Referate des Reichstagskandidatcn des Wahl- kreises, Genossen Fuchs- Schiltigheim, gegen die badischen Budgetbewil'iger Stellung Der Referent erklärte, er gehe in der Verurteilung der Haltung der badischen Landtags- fraktion einen Schritt weiter als das Straßburger Parteiblatt und trete immer noch rückhaltlos für den Nürnberger Parteitagsbeschluß ein. Mit allen gegen eine Stimme nahm die Versammlung eine Resolution an, die die Verletzung eines klaren Parteitagsbeschlusses durch die badische Landtagsfraktion verurteilt und die Erwartung ausspricht, daß der Magdeburger   Parteitag die geeigneten Maßnahmen treffen wird, um derartigen Disziplinbruch zu ver- hindern"._ Die Leipziger Partcibewegnng im Jahre>909/10. Der soeben erschienene Bericht des Agitationskomitees der So- zialdemokratischen Partei Leipzigs   für das Geschäftsjahr 1909/10 gibt ein anschauliches Bild von der intensiven Tätigkeit der Leipziger  Parteigenossenschaft und ihren Erfolgen. Der Bezirk Leipzig   umsaßt den 11., 12.. 13. und 14. sächsischen Reichstagswahlkreis mit 81 442 organisierten Genossen, und zwar 1623 im 11., 8572 im 12., 24 945 im 13. und 1302 im 14. Kreise; gegen das Vorjahr eine Zunahme um 1753. In Prozenten der sozialdemokratischen Reichs- lagöwähler ausgedrückt sind organisiert im 11. Kreise 15,5 Proz., im 12. 24,8, im 13. 44,0 und im 14. 13,3 Proz. Die Zahl der weiblichen Mitglieder beläuft sich aus 4533. Die Einnahmen der Kreise betrugen im 11. 9035,53 M., im 12. 20 846,57 M., im 13. 118 452,37 M. und im 14. 5518,46 M., oder zusammen 153 833,43 M. An den Parteivorstand lieferte ab der ll.Kreis 800, M., der 12. Kreis 2000 M.. der 13. Kreis 25 000 M. und der 14. Kreis 500 M.: zusammen 28 300 M. Die agitatorische Tätigkeit der Ge- Nossen drückt sich äußerlich in der Verbreitung von 1 603 150 Flug- blättern, 320 340 Handzetteln und 166 000 Broschüren usw. aus; in allen vier Kreisen wurden 1440 Versammlungen abgehalten. In den Gemeindevertretungen der vier Kreise sitzen 236 Ge- nassen und zwar im 11. Kreis 31 in 20 Gemeinden, im 12. und 13. Kreis(Leipzig  -Stadl) 19 Stadtverordnete, im 13. Kreis(Leipzig- Land) 143 in 67 Gemeinden und im 14. KreiS 38 in 18 Gemeinden. Bei der Landtagswahl im Herbst 1909 wurden im AgitationS« bezirk Leipzig   drei Mandate erobert. Zur Unterstützung der Maifeierausgesperrte» wurde ein Bezirksfonds geschaffen, zu dem alle gewerkschaftlich oder politisch organisierten Genossen einmal jährlich im April 20 Pf., weibliche Mitglieder 10 Pf. zahlen. Der Kassenbestand dieses Fonds beträgt gegenwärtig 9742,85 M. Zum erstenmal feit dem Bestehe» der Partei tagte vom 12. 19. September der deutsche Parteitag in Leipzig  . Die Ausgaben dafür betrugen 6707,75 M., die Einnahme» 4738,51 M., so daß ein Zuschuß von 1969,24 M. nötig war. Eine umfassende und fruchtbare Tätigkeit hat das Arbeiter« bildungSinstitut ausgeübt. An dem im Winterhalbjahr ab- gehaltenen Unterrichtskurse in Wirtschaftsgeschichte, Nationalökonomie und Sozialpolitik nahmen siebzig Schüler teil, die während dieser Zeit von jeder Partei- oder Gewerlschaftsarbeit entbunden waren. Das Vibliothekwesen nahm«inen weiteren erfreulichen Aufschwung. In den 64 Bibliotheken des Stadt- und Landbezirks Leipzig   wurden 140 243 Bände aus- geliehen bei einem Bücherbestände von 42 670 Bänden. Die Ent- Wickelung des Bibliothekwesens in den letzten Jahren gibt zu den schönsten Hoffnungen Berechtigung; 1906 wurden ungefähr 20 000, 1907 70 000, 1908 121 563 und 1909 die oben genannte Zahl Bände ausgeliehen. Die Aufwendungen betrugen im letzten Jahre rund 15 000 M. Damit ist Leipzig   in bezug auf daS Bibliothek­wesen an die erste Stelle der Arbeiterorganisationen gerückt. Im ganzen Agitationsbezirl betrug der Bücherbestand in 74 Bibliotheken 53 040 Bände. Die Jugendbewegung nimmt ebenfalls einen erfreulichen Aufschwung. Es bestehen gegenwärtig 14 Jugend- vereine mit 1601 Mitgliedern(1134 niännlicben und 467 weiblichen), gegenüber 12 Vereinen mir 1260 Mitgliedern im Jahre 1908 und 9 Vereinen mit 1099 Mitgliedern im Jahre 1907. Eine beachtcns« werte Neuerung ist im vergangenen Jahre eingeführt worden: die Lokale, in denen die Jugend tagt, sind gemietet worden, was den Vorteil hat, daß die jungen Leute bei ihren Zusammenkünften nicht auf daS Verzehren und vor allen Dingen nicht auf das Alkohol- trinke» angewiesen sind. Der jährliche Aufwand für Miete beträgt 1500 M. Die Theaterkommission des BildungSinstitutS konnte berichten, daß an 40 Arbeitervorstellungen im Alten Theater, Theater am Thomasring und Schauspielhaus 43 613 Personen teil- nahmen. 6 Lustspiele und Komödien erfuhren 13 Ausführungen, 1 Schauspiel(Kabale und Liebe  ) 3, 5 Trauerspiele 9, 2 Opern 4, 5 Operellen 8 und 1 Weihnachtsmärchen 3 Aufführungen. Während des Parteitages wurden für die Delegierten AnzengrubersKreuzel- schreiber" aufgeführt. Die Einnahmen aus den Theatervorstellungen betrugen 26 475,50 M., die Ausgaben 24 663,25 M.; die Gesamt« einnahmen des ArbeiterbildungsinstilutS einschließlich 3600 M. Bei- trag der Partei und Gewerkschaften betrugen 31 366,75 M., die Aus­gaben 31 292,13 M._ Eine unhaltbare Auffassung. In Erwiderung auf einen An» griff des Genossen Landtagsabgeordneten Ma i er- Heidelberg schreibt Genosse G o s l e r in der Donnerstagnummer der Mann- hcimerV o l k S st i m m e" über die Brettner Wahlkreiskonferenz: Genosse Maier stellte seinen Ausführungen über die Budgetfrage den Satz voran:Bei der Abstimmung über das Budget kam für mich der Beschluß des Nürnberger Parteitages gar nicht in Frage, ich richte mich in solchen Fragen nicht nach den Beschlüssen der Partei, sondern nach meiner Ueberzeugung." Ich habe dann in meinen Ausführungen dieses angenagelt, indem ich erklärte, mit diesen Ausführungen habe sich Genosse Maier außerhalb der Partei gestellt. Selbst Genosse Geiß konnte nicht umhin, in der Diskuipon zu sagen: Die Worte des Genossen Maier waren sehr wenig glücklich gewählt. Diese Erklärung eines sozialdemokratischen Landtagsabgeord- netcn, die einen Gegensatz zwischen den Parteitagsbeschlüssen und seiner Ueberzeugung als vorhanden annimmt, ist so ziemlich das stärkste, was bisher geleistet worden ist. Man vergegenwärtige sich. daß der Genosse Maier bis am Tgge vorher eine andere Ueber-