It. 189. 27. 3. leite Ks Joraätts" Krlim lollisliliitt. Zonnlag, 14. Angnst 1910. Jehuter Verbandstag des Zeviralverbmidts der FllbriKarbejter Deutschlands Halle, 12. August. In der Donnerstagabendsitzung wurde die neue Vorlage der Statutenberatungskommission mit der wesentlichen Aenderung an- genommen, daß anstatt der vorgeschlagenen Karenzzeit von 78 Wochen eine solche von 65 Wochen beschlosien wurde. Die wesentlichsten der gefaxten Beschlüsse lauten folgendermaßen: Der Beitrag beträgt 45 Pf. pro Woche für männliche und 25 Pf. pro Woche für weibliche Mitglieder und für männlickze unter 18 Jahren. Erwachsene männliche Mitglieder können einen Beitrag von 55 Pf. pro Woche leisten gegen Gewährung höherer Unterstützungen. Die höheren Unterstützungen kommen jedoch erst dann zur Au zahlung, wenn in 52 aufeinander folgenden Wochen der höhere Beb trag geleistet Wurde. Die Zahlstellen können zur Deckung lokaler Ausgaben von jeder Beitragsmarke a 55 Pf. 10 Pf., von jeder Beitragsmarke a 45 Pf 8 Pf, und von jeder Beitragsmarke a 25 Pf. 4 Pf. am Orte zurück behalten. Die Sätze der Erwerbslosenunterstützung wurden wie folgt festgesetzt: 25 Pf. 50(12.-) 55(23,10) 60(25,20) 65(27,30) 70(23.40) 75(36,-) 75(45.-) Mitglieder, die in 65 aufeinander folgenden Wochen die Ge- samtsumme der Erwerbslosenunterstützung bezogen haben, können Unterstützung bei Erwerbslosigkeit nur dann erhalten, wenn sie, vom Tage der ersten Auszahlung an, wiederum 65 Wochenbeiträge ge- leistet haben. Der Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung beginnt vom achten Tage nach Beginn der Arbeitslosigkeit. Für die ersten sieben Tage wird die Unterstützung am Orte nicht bezahlt. Halbe Tage gelangen nicht zur Auszahlung. Dos zeitweise Aussetzen mit der Arbeit gilt als Arbeitslosigkeit und berechtigt zum Bezug der Er- werbSlosenunterstützung, wenn dieses mindestens zwei Arbeitstage in der Woche, im ganzen aber länger als sechs Arbeitstage dauert. Das Sterbegeld wurde folgendermaßen gestaffelt: Beitragswochen 52 117 182 247 312 377 442 Bezugszeit 24 42 42 42' 42 48 60 45 Pf. 100(24—1 110(46,20) 120(50,40) 130(54,60) 140(68,80) 150(72,—) 150(90,—) 65 Pf. 120(28,80) 130(54,60) 140(58,80) 150(63, 160(67,20) 180(86,40) 200(120,— i Bei einem Beitrag von 2b Pf. wird die Hälfte des Sterbe. gelbes der 45 Pf.-Klasse gezahlt. Das Umzugsgeld beträgt bei einem Beitrag von 45 oder 55 Pf. und einer Entfernung von 20— 60 Kilometern 15 Mk., 50— 100 Kilometern 20 M., 100— 160 Kilometern 25 M., 150— 200 Kilometern 30 M.> 200— 250 Kilometern 35 M., bei größerer Ent. fcrnung 40 M. Mitglieder, die 25 Pf Beitrag zahlen, erhalten die Hälfte der oben angeführten Sätze. Sind beide Ehegatten Mitglied des Verbandes, so wird bei einem Umzug das statutengemäße Um. zugSgeld für beide gezahlt. Von den sonstigen Beschlüssen zur Aenderung deS Statuts seien noch erwähnt, daß dem Vorstand zur Berücksichtigung überwiesen wurde, Mitgliedern, die wegen ihrer Verbandstätigkeit inhaftiert werden, für die Dauer der Haft die statutarische Streikunter. stützung zu zahlen. Dem Redakteur Schneider sowie den Agitationsleitern Berg und Buch wurde beratende Stimme im Haupworstand zu. erkannt. Während des größten Teiles der FreitagSvsrhandlungen wurde dann in geschlossener Sitzung über:„Die Taktik bei Lohnbewe- gungen" verhandelt. Der Lorstand wurde beauftragt, eventuell zur Bearbeitung von Streiks und Lohnbewegungen im Vorstand einen besonderen Sekretär anzustellen. Die ledigen Mitglieder sollen in Zukunft bei Streiks und Lohnbewegungen verpflichtet fein, sofern ihnen Arbeit nachgewiesen wird, das Streikgebiet zu ver- lassen. Nichtbefolgung zieht den Verlust der Unterstützung nach sich. Dem Vorstand wurde ein Antrag zur Berücksichtigung überwiesen, der verlangt, daß solchen Mitgliedern, die durch Maßregelung, Streiks oder Aussperrungen zur Abreise gezwungen werden, doppelte Reiseunterstützung zu zahlen sei. Nachdem noch beschlossen, den nächsten VerbandStaa in Dresden stattfinden zu lassen, wurden die Verhandlungen auf Sonnabend vertagt. 21. Internationaler Kergarbeiterkongreß. Brüssel , 11. August 1910. Vierter BerhandlungStag. Den Vorsitz führt G o n i a u x(Frankreich ). Zunächst wird die Debatte über den Achtstundentag gu Ende geführt. Wadsworth(England): Wir stimmen der Resolution zu, halten aber die Forderung einer Maximalarbeitswoche von 48 Stunden, wie sie die Resolution der französischen Kameraden enthält, für keine glückliche Fassung. 20 Jahre Propaganda haben wir in England anwenden müssen, bevor wir den Achtstundentag erhalten haben; die Kosten dieser Propaganda sind auf etwa 80 Millionen Mark zu beziffern. Wenn belgische Kapitalisten behaupten, der Achtstundentag habe bei uns eine Herab setzung der Löhne herbeigeführt, so ist das natürlich falsch; im Gegenteil: in einigen Distrikten sind'die Löhne ge« stiegen. Jedenfalls hat die Einschränkuirg der Arbeitszeit die Ein- stellung einer größeren Anzahl Arbeiter nötig gemacht. Die drei Resolutionen zugunsten des gesetzlichen Achlstunden« itages für alle Bergarbeiter werden hierauf einstimmig ange« nommen. Alters-, Invaliden- und Unfallversicherung. Zu dies-« Frage liegen folgende Resolutionen vor: Frank. reich fordert für die Bergarbeiter, die das 50. Lebensjahr er» reichen und 25 Jahre in der Grube gearbeitet haben, eine Alters» rente von wenigstens 1,60 M. täglich; im Falle vorzeitiger Arbeits- Unfähigkeit(Invalidität) soll eine Rente gewährt werden, die nach her Zahl der Arbeitsjahre bemessen wird. Belgien verlangt gleichfalls die obligatorische Alters- und jFndalidenversicherung. Die Rente soll dem Arbeiter mit dem 50. Lebensjahr gewährt werden und mindestens 480 M. jährlich betragen. Für Unfälle soll volle Entschädigung gewährt werden pntcr solidarischer Haftung aller Bergwerksbesitzer. Die Resolution der Engländer hat eine ganz allgemeine Fassung: Wir sind der Ansicht, daß die Regierung alten Leuten, die nickst länger fähig sind, zu arbeiten, eine Rente zahlen soll. Die deutsche Resolution lautet: Der Kongreß fordert im Wege der Gesetzgebung für die durch Unfall oder durch allgemeine. 1 Krankheitsursachen erwerbsunfähig gewordenen Bergarbeiter eine auskömmliche Rente. Den Hinterbliebenen der verstorbenen Berg- arbeiter ist ebenfalls eine Dum Leben ausreichende Rente zu ge- währen. Während der Dauer der Krankheit ist den Erkrankten und deren Familien eine ausreichende Unterstützung zu zahlen. Qu ent in(Frankreich ) schildert die Unzulänglichreit des bestehenden Pensionsgesetzes. F a l o n y(Belgien ): Die belgische Unfallversicherung stellt die Arbeiter nicht zufrieden. Auch die Alterspensionen seien ganz unzureichend. Seit 15 Jahren ruht eine von Maroille und anderen sozialistischen Deputieren eingereichter Entwurf einer Alters- Versicherung in den Schränken des Arbeitsministers. Jetzt endlich hat er ihn hervorgeholt und verunstaltet. Stan lay(England): Die englische Resolution lautet absicht- lich so unbestimmt. Die englischen Arbeiter sind derAnsicht, daß jeder Arbeitsunfähige das Recht hat, vom Staat erhalten zu werden. Husemann-Bochum gibt ein anschauliches Bild des Ver- sicherungs Wesens in Deutschland . Die Resolutionen werden hierauf angenommen, Wcltfriedc. Die englische Delegation beantragt folgende Resolution: „Wir wünschen den allgemeinen Frieden zwischen den Nationen und sind der Ansicht, daß, um diesen Zustand herbeizuführen, alle Streitigkeiten zwischen den Nationen auf dem Wege des Ausgleichs und der Schiedsgerichte beizulegen sind. Thomas Burt, der frühere Unterstaatssekretär im Gladstoneschen Kabinett, nimmt von den Engländern mit lebhaftem Beifall begrüßt, das Wort zur Begründung der Resolution. Ich stehe am End« meiner Tage und denke an unfern ersten Kongreß in Jolimont, den ich vor 20 Jahren leitete. Kaum zwanzig von den Kameraden, a>ic dort waren, leben noch. Auch der Belgier Defnet, den wir für das Zustandekommen der Internationalen Bergarbeiterkongresse besonders zu danken haben, ist gestorben. Große Schwierigkeiten standen uns gegenüber, es gab noch �feine Uebersetzer, und wir mußten zu'der primitiven Sprache des Gestikulierens zurückgreifen.(Heiterkeit.) Wir Engländer erwiesen uns darin als höchst unbegabt.(Heiterkeit.) Aber eine schweigende Handlung gab es, die mir unvergeßlich geblieben ist. Der deutsch - französische Krieg lag damals noch nicht soweit zurück, Wie heute. Noch war der nationale Haß lebendig, wenn auch nicht in den Herzen der Arbeiter. Dort in Jolimont reichten sich die Franzosen und die Deutschen stumm die Hände und bekannten sich damit als Brüder.(Stürmischer Beifall.) Frankreich hat der Welt die schöne Devise:„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" geschenkt, das größte darunter aber ist die Brüderlichkeit. Im englischen Parlament und ebenso in allen anderen, stimmen gerade die Leute, die Gegner jedes sozialen Fortschritts sind, die die bescheidenste Sozialversicherung für eine Extravaganz erklären, begeistert für die Milliarden des Kriegsbudgets.(Sehr wahr!) Wir reden von unserer Zivilisation, aber solange noch der Krieg möglich ist der die Negation der Zivilisaotion ist, sind wir nicht zivilisiert (Sehr wahr!) Auch in Zukunft wird der Internationale Berg arbeiterkongreß ein Bollwerk der internationalen Brüderlichkeit zum Trutz der Kriegshetzer und zum Schutz der Friedensfreunde sein.(Stürmischer Beifall.) Pokorny(Deutschland ): Wir sind gegen den Krieg, weil wir Menschen und nicht Bestien sind.(Bravo !) Wir sind gegen den Krieg, weil wir Bürger sind, weil wir wissen, daß sich die Nationen unter dem Krieg und der Kriegslasten verbluten müssen Wir sind gegen den Krieg. Weil wir Arbeite/ sind(Bravo !), Weil nur im friedlichen Wettbewerb der Nationen die Arbeit gedeihen kann. Alle zivilisierten Nationen stehen im Tausch- und Handels verkehr und sind voneinander abhängig. Die Früchte jeder E» findung, jeder Entdeckung kommt allen Völkern zugute. Damit verträgt sich der Krieg nicht. Wir sind gegen den Krieg, weil wir Familienväter sind.(Bravo !) In der Hexenküche der Diplomatie werden die Kriege zusammengebraut, Werden zusammengebraut von Leuten, die kein Verantwortlichkeitsgefühl in sich tragen. Kriege werden unterstützt von Leuten, die durch den Krieg ihren Profit erhöhen.(Lebhafte Zustimmung.) Wir lieben unsere An gehörigen und möchten sie bei uns behalten. Not und Elend haben Wir ohnehin genug im Bergbau. Von 1836 bis heute sind 28 000 deutsche Bergleute verunglückt. Wir Wissen, was Sterben heißt, wir Wissen, wenn wir die ungeheure Schar unserer Krüppel sehen, was Hunger, Not und Elend für unsere Familien bedeuten. Des- halb verfluchen Wir diejenigen, die zum Kriege hetzen. Sie hetzen nicht nur gestern und heute, sie Werden weiter hetzen. Die ge Waltigen Fortschritte der deutschen Arbeiterbewegung rufen Furcht und Entsetzen im Lager der Bourgeoisie hervor, das will ich dem Kongreß sagen. Sie sieht mit Grauen die rote Flut Wachsen und Weiß, daß die kommenden ReichstagSWahlcn der Sozialdemokratie hunderttausende neuer Stimmen bringen werden. Darum sucht sie nach einer wirksamen Wahlparole. Ein Scharfmacherorgan hat geschrieben:„Wir müssen zum Krieg greifen, dann haben wir die Wahlparole. Bändeln Wir mit Frankreich , dem alten Erbfeinde, an! Suchen wir die Nation in blinden Chauvinismus zu ersaufen, vielleicht Werden die bürgerlichen Parteien davon profitieren. Wenn die Franzosen nicht so ohne weiteres anbeißen wollen, dann benutzte man die Liberiafrage, um einen Krieg vom Zaune zu brechen, oder das Abkommen mit Japan ." Nur Krieg, Krieg, Krieg um jeden Preis, damit bei den Wahlen der Chauvinismus seine Werbekraft entfaltet. Aber mögen sie nur kommen, die unverani Wortlichen Personen, mögen die Diplomaten das verrottete Junker- tum, die Kricgsinteressenten der Großindustrie zum Kriege Hetzen. Wir Arbeiter Deutschlands werden auf dem Platze sein.(Stür> Mischer Beifall.) Wir sind mit den Arbeitern der anderen Länder der Hort des Friedens. Wir werden die letzte Kraft, den letzten Blutstropfen hingeben, um den Völkermord zu verhindern. Wir 'ehcn wir ein, daß im Zeitalter der Zivilisation das Kriegsgespenst ne Völker beunruhigen soll. Wir betrachten uns als Brüder, und wir Bergarbeiter müssen und werden die Verpflichtung auf uns nehmen, in allen Ländern dafür zu sorgen, daß wir in den Reihen der Arbeiterarmee, die den Hort des Friedens bildet, die erste Stelle einnehmen.(Lebhafter, allseitiger Beifall.) Cordier(Frankreich ): Wird die Frage: Krieg oder Frieden brennend, dann sollten die Arbeiter lieber die Waffen gegen den Krieg ergreifen, als gegen eine fremde Nation.(Lebhafte Zu- 'timmung.) Auch dem bewaffneten Frieden muß unser Kampf gelten, der Milliarden verschlingt und kein Geld für Sozialpolitik übrig läßt. Wenn ein Krieg droht, müßte die internationale Bergarbeiterbewegung einen allgemeinen Streik proklamieren und 'ich an die Spitze der internationalen Arbeiterschaft stellen, um das große Verbrechen an der Zivilisation zu verhindern.(Lebhafter Beifall.) Maroille(Belgien ): Der Krieg ist ein Rückfall in die Barbarei. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts haben die Kriege 2 Millionen Menschenleben gekostet und 400 Milliarden Franks gekostet. Krieg dem Kriege und dem bewaffneten Frieden! (Lebhafter Beifall.) A vramoff(Bulgarien ): Bulgarien ist ein militärischer Staat, so klein es ist. ES bezahlt seine Arbeiter erbärmlich, aber es hat eine Milliarde Franks aufgebracht, um seine Armee zu organisieren. Die Arbeitervertreter aus den kleinen Balkan - 'taaten sind in Belgrad zusammengetreten und haben die Föde» ration der Balkanstaaten gefordert, um den ewigen Eifersuchte» lcien zwischen Serbien , Bulgarien usw. ein Ende zu bereitem (Beifall.) Elfers(Holland ): Seit Jahren führt Holland einen morde- rischen Krieg gegen die Javaner, der Millionen kostet. DaS holländische Volk hat nicht den geringsten Nutzen davon; Nutzen Haben nur ein paar Kapitalistem Nieder mit dem Kriegl(Beifall.) Die englische Resolution für den Weltfrieden wird hierauf in gemeinsamer Abstimmung unter großem Jubel einstimmig an- genommen. Die Delegierten erheben sich von den Plätzen und bringen Hochrufe kauf die Internationale aus. Dann vertagt sich der Kongreß auf Freitag. Fünfter Verhandlungstag. Den Vorsitz führt Callevaert- Belgien . Nach dem Be « richt der Mandatsprüfungsiommission sind auf dem Kongreß vertreten Großbritannien durch 88, Deutschland durch 4, Frankreich durch 10, Belgien durch 35 und Holland und Bulgarien durch je 1 Delegierten. Die Verhandlungen werden fortgesetzt beim Punkt Regelung der Produktion. Ein Antrag Frankreich verlangt, daß durch eine ArbeitSein» stellung, die von den Bergarbeiterverbänden der benachbarten Länder festgesetzt wird, die Produktion eingeschränkt wird wenn in irgend einem Lande ein Streik stattfindet. � Cadeaux- Frankreich begründet den Antrag. Die Berg- arbeiter haben an der Regelung der Produktion ein zweifaches Interesse. Einmal drückt eine Ueberproduktion auf die Löhne und dann gestattet eine Ueberproduktion und die Anhäufung großer Lager den Kapitalisten des einen Landes, den Kapitalisten des anderen Landes zu Hilfe zu kommen, wenn dort ein Streik auSge». krochen ist.(Beifall.) Callevaert- Belgien : Wir sind der Ansicht, daß der Strerl immer nur das letzte Mittel sein darf. Erst muß eine Verständl. gung auf friedlichem Wege versucht Werden. Aber es gibt Streiks, die oben nicht zu vermeiden sind, so z. B. der deutsche Bergarbeiter- streik des Jahres 1905. Damals hätten die belgischen Arbeiter gern verhindert, daß die belgischen Kohlenvorräte nach Deutschland geschickt Wurden, leider vergeblich. Immerhin hat die Beseitigung dieser Kohlenvorräte für die belgischen Bergarbeiter selbst den Vorteil gehabt, daß die Löhne darauf stiegen. Das internationale Komitee muß endlich einen Plan ausarbeiten.(Beifall.) Husemann-Bochum : Wir Deutschen meinen, daß matt diese Frage nicht so in voller Ocffentlichkeit behandeln sollte. (Sehr richtig!) Die Frage der Unterstützung streikender Berg- arbeiter durch die Kameraden eines anderen Landes muß vom Internationalen Komitee geregelt werden, schon damit die Gegner nicht allzu früh erfahren. Was geschehen soll. Die Voraussetzung für eine endgültige Regelung dieser Frage aber ist einmal der Aus- bau der nationalen Organisationen und vor allem der Ausbau der internationalen Organisation, die heute noch nicht so ausgebaut ist, wie wir eS wünschen.„. Edwards. England: Wir sind damit einverstanden, daß die Frage dem internationalen Bureau zur weiteren Beratung über, Wiesen wird.,. Der Kongreß beschließt einstimmig in diesem Sinne. — Der nächste Punkt der Tagesordnung betrifft die Frage der Ferien für die Bergarbeiter. Marville - Belgien begründet einen Antrag seiner Nation auf Einführung jährlicher Ferien, um die Gesundheit der Berg- leute zu schützen und auch um bis zu einem gewissen Grade die Ueberproduktion an Kohle zu vermindern. Die Ferien sollen 14 Tage dauern. Der Antrag wurde ohne Debatte einstimmig angenommen. Der Kongreß geht nunmehr über zu den Anträgen, die den Ausbau der internationalen Organisa tion zum Ziel haben. Ein deutscher Antrag verlangt einen Ausbau der Korrespondenz zwischen dem internationalen Sekretariat und den nationalen Sekretären. Ferner soll das internationale Komitee häufiger zusammentreten. Husemann- Bochum bedauert, daß die deutschen Berg, arbeiter über wichtige Vorkommnisse in der englischen Bergarbeiter. bewegung ihre Kenntnis aus der bürgerlichen Presse schöpfen mußten. A s h t o n- England, der internationale Sekretär, verteidigt daS internationale Bureau. Jeder Brief wird beantwortet. Hätten sich die Deutschen nach englischen oder sogar nach amerikanischen Verhältnissen erkundigt, so hätten sie auch Antwort bekommen. Uebrigens laufen auch die nationalen Berichte unpünktlich ein und die Schuld liegt nicht am internationalen Sekretär. Husemann-Bochum : Wir haben unsere Berichte immer regelmäßig eingeschickt. Daß sie nicht immer von demselben Käme, raoen geschrieben sind, liegt in der Natur der Sache. Hue war lange krank und war später ebenso Wie Sachse durch die Arbeit«m Reichstag in Anspruch genommen. Es kommt doch nicht darauf an, wer etwas schreibt, sondern daß die Organisation als solche be, richtet. Der deutsche Antrag wird einstimmig angenommen. Ein Antrag der Belgier fordert die Aufstellung einer vergleichenden Uebersicht über den Stand der Bergarbeiterorgani- sationen in den einzelnen Ländern, über die von ihnen ange- wendeten Kampfesmethoden, über die Summe der alljährlich ge. zahlten Beiträge, über die während der letzten 10 Jahre erzielten Erfolge und über die finanzielle Lage der einzelnen LandeSorgani, sationen. I a n f o n- Belgien hebt rühmend hervor, daß im letzten inter, nationalen Bericht Deutschland einige Angaben über den Stand seiner Organisation gemacht hat. Belgiens Angaben Werden im nächsten Bericht erscheinen. Der Antrag wird angenommen. Der letzte Antrag enthält die alte Forderung der Deutschen . den internationalenBergarbeiterkongreß nurallezwei Jahre stattfinden zu lassen. R h m e r- Deutschland begründet den Antrag. Unsere Ver- Handlungsgegenstände enthalten fast ausschließlich Forderungen an die Gesetzgebung. Die Gesetzgebung geht aber einen Schnecken- gang und so kommt es, daß wir uns hier immer mit denselben Fragen beschäftigen müssen. Damit aber schwindet daS Interesse der Bergarbeiter, der Presse und auch der Delegierten selbst für die Verhandlungen der internationalen Kongresse. D u j a r d i n- Belgien wendet sich gegen den Antrag.(Hufe- mann: Wie gewöhnlich!) Man kann ja, um die Wiederholung der Reden über dieselbe Materie zu vermeiden, beschließen, be- stimmte Fragen nur alle zwei Jahre auf die Tagesordnung zu setzen. Damit würde auch die wünschenswerte Entlastung der Tages- ordnung erreicht. Ed Ward s- England: Die Ueberbürdung der Tagesordnung rührt daher, daß alle Nationen mit Anträgen kommen. DaS Inter» nationale Komitee ist nicht befugt, Punkte von der Tagesordnung abzusetzen. Ein Versuch des englischen Delegierten White field, seine abweichende Meinung zur Geltung zu bringen, wird von den übrigen Engländern nicht zugelassen.— Der Antrag der Deutschen wird gegen die Stimmen Deutschlands , Bulgariens und Hollands abgelehnt. Der Vorsitzende Edwards bewe'-kt dazu: ES ist dies die einzige Resolution, die der Kongreß abgelehnt hat. (Heiterkeit.) Damit ist die Tagesordnung des Kongresses er- leoigt. Zum internationalen Sekretär wird As hjton wiedergewählt. Zu nationalen Sekretären Werden gewählt: für Ddutschlaich Hue, für Oesterreich I a r o l i n. für Frankreich L a m e n d i n. ür Belgien M a r v i l l e, für Holland Elfers und für Bulgarien Dimi troff. In daS Internationale Komitee werden gewählt: Sachse , Schmidt und R y m e r für Deutschland , E b e r t und C i n g r für Oesterreich, für Frankreich Lamcnd in, Goniaux und Bexant, für Belgien Callevaert und Cavrot, für England Edwards und S m i l l y. Zum Schatzmeister Wird Abraham wiedergewählt. Der nächste Kongreß findet 1911 in London statt.
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