©ewcrfefcbaftUcbee* ChrtftUcbes I Im Ruhrgebiet finden allgemeine Aeltestenwahlen statt. Diese Gelegenheit ist den Christen anscheinend ein gesuchter Anlaß, mit dem Reichtum ihres Schimpfwortschatzes zu paradieren. In Nr. 31 des„Bergknappen", der christ- lichen Bergarbeiterzeitung, gab man eine programmatische Er- klärung ab. wie bei der Knappschaftswahl gekämpft werden solle; sie lautete in ihren wesentlichen Teilen: „Äatz unsere Freunde nur sachlich kämpfen, ist selbstderständ- lich. Genau so sachlich wie immer, aber noch entschiedener wie früher. Wir wollen nicht in die Kampfesart mancher unserer Gegner verfallen, aber von einer energischen Sachlichkeit wollen wir kein Jota abweichen." Die jüngsten Nummern des„Bergknappen", Nr. 32 und 33, hat nun die„Bergarbeiter-Zeitung" einmal auf ihre Sachlich- keit geprüft, sie stellt folgende Sammlung von„Sachlichkeiten", die sich gegen den freien Bergarbeiter-Lerband, seine Führer und seine Handlungen richten, zusammen: »Schwindeleien der Drcitzigtausendmarkmänner",»ES ist aber ein Ei'el",»frech verlogen",„Blödsinn",»Verleumdungs- Politik", verbohrten Ansicht des Genossenblattes",„Lüge",»infam", »sozialdemokratische Verdächtigungen",»sagen wissentlich die Un» Wahrheit",„Fälschungen", Verdächtigungen",„niederträchtige Lüge", „geschwindelt",„roten Schwindelei",„Ein Ekel",„Kindsköpfigkeit". „Idioten",„Maulhelden",»Bergarbeiterschädigende Gefahren", „liederliche Bearbeitung",„oberflächliche Redaktion der Berg- arbeiterzcitung",„ohne Spur von Sachkenntnis",»sorglose Redaktion",„Eselei",„Krakeelsucht",„Maulaufreißen",„Denkt Eurer Tricks mit Göttel",„Tölpel",„lügt",»unsinnig »frivol",»gegen Recht und besi'res Wissen",„Verlogener Haß und Hmterlist",»Ihr, die ihr Kompromisse schließt, mit Zechen, die ihr uns noch jüngst verließt bei Forderungen", „Psiii über solche Niederträctnigkeit",»Pstä über solche Menschen", »Dieser gehässige und verleumderische Kampf",»die gehässigen Angriffe der„Bergarbeiter-Zeitung",„ihren Gehässigkeiten".„Keil der Zwietracht immer stärker antreiben",„frivole Arbeiterfeinde" .Schwindel",.religionsfeindlich",„Religionsspöttereien",„Kon fessionelle Hetze",.Hetzapostel",„ihn feige zu erwürgen",„Lügew geschichte mit dem abscheulichen Flugblatt",»schofelsten Mitteln". Es ist sicher eine feine Auslese aus dem„sachlichen Kampfe" der christlichen Gewerkschastsleiter. Und die Leute halten'sich für bessere Menschen I Berlin und llmgegend. Zur Lohnbewegung der Dachdeckerhilfsarbeiter Bereits im Frühjahr 1910 nahmen die Dachdeckerhilfsarbeiler in einer sehr gut besuchten Versammlung Stellung zur Lohnfrage. Allseitig wurde betont, daß die Hilfsarbeiter mit den augenblick- lich gezahlten Stundenlöhnen von 4b bis bb Pfennig nicht mehr zu- frieden sein könnten. Es wurde beschlosien, eine Erhöhung des Stundenlohnes auf 60 Pfennig zu fordern. Für Pappdachdecker und Asphaltarbeiter wurden noch besondere Forderungen erhoben. So- dann hatten die Dachdeckerhilfsarbeiter auch einen Aktordtarif aus- gearbeitet, weil die Mehrzahl der Arbeitgeber, Dachsteine, Falz ziegel usw. auf Neubauten in Akkord tragen ließen. Während der Aussperrung im Baugewerbe war es nicht möglich, etwas zu unter- nehmen. Nachdem der Friede im Baugewerbe wieder hergestellt war, regte es sich auch wieder unter den Dachdeckerhilfsarbeitern und sie drängen auf Verwirklichung ihrer Forderungen. Auf Ver anlassung der Arbeitervertreter fand am 22. Juli d. I. eine Zu sammenkunft mit den Arbeitgebern statt. Die Arbeitervertretcr ermäßigten die Forderung von 60 Pfennig Stundenlohn auf bb Pfennig, erklärten aber auch, daß an diesem Satz unbedingt fest gehalten werden müsse, weil erstens ein erheblicher Prozentsatz der Arbeiter bereits«inen Stundenlohn von bb Pfennig erhält, und weil zweitens die meisten Arbeitgeber in den Jahren 1906 bis 1908 schon 55 Pfennig Stundenlohn bezahlt hatten. Die Arbeitgeber wollten keine bestimmte Zusage machen, sondern verwiesen auf ihre nächste Generalversammlung. Diese fand am Ib. August statt und hier beschlossen die Meister: Der Arbeitgeberverband des Dach deckergewerbes bewilligt den Dachdeckerhilfsarbeitern dieselben Löhne wie den Bauhilfsarbeitern, nämlich für geübte Hilfsarbeiter: bis zum 12. August 1910 50 Pfg., vom 13. August bis 30. September 1911 53 Pfg., vom 1. Oktober 1911 bis 31. Oktober 1913 55 Pfg.; für ungeübte Hilfsarbeiter für dieselben Zeiten 47% bis 50% und 52% Pfg. Alle anderen Forderungen bleiben der freien Verein- barung überlassen. Dieses Angebot ist für die Dachdeckerhilfsarbeiter imannehm- bar, denn es bedeutet bei sehr vielen eine ganz erheblich« Ver- schlechterung ihrer Arbeitsbedingungen. Am Montag, den 22. August finden wiederum Verhandlungen statt. Hoffentlich gelingt eS, die Arbeitgeber zu überzeugen, Latz mit dem Gebotenen die Dachdeckerhilfsarbeiter nicht zufrieden sein können. Am Dienstag, den 23. August— Näheres Inserat— nehmen die Dachdcckerhilfs- arbeiter Stellung zu den Vorschlägen der Arbeitgeber. Kraftdroschkenfllhrer! Im Betriebe Fabisch, Reinickendorfer Straße 22. sind Differenzen ausgebrochen; der Betrieb ist für Kraft- Wagenführer bis auf lveiteres gesperrt. Sektion IV des Bezirks Groß-Berkw des Deutschen Transportarbeiter-.Verbandes. Filiale Berlin . Achtung! Zurichter! Die Kollegen der Firma Chapal, Mon- treuil bei Paris , streiken. Zuzug ist fernzuhalten. Deutscher Kurschner -Verband. Der Streik in der Norddeutschen Gummiwarenfabrik dauert unverändert fort. Die Firma sucht schon Arbeitswillige durch An- gebot von Geldprämien, die nach— einem Jahre ausgezahlt wer- den sollen, zu ködern. Das ist bedenklich! Brauchbare Kräfte wird die Firma auch durch solchen„Kauf" nicht bekommen. Zuzug ist Weiterhin strikte fern zu halten. Verband der Fabrikabeiter Deutschlands . Ortsv. Berlin . Blumenarbeiter! Bei der Firma Seibt u. Becker, Weißeniee l Abteilung für künstliche Binderei) haben sämtliche als Binder be- schästigle Kollegen die Arbeit niedergelegt. Wir ersuchen, den Zuzug streng fernzuhalten. Allgemeiner deutscher Gärtnerverein, Ortsverwalwng Groß-Berlin. Verband der Blumen- und Blätterarbeiter und-Arbeiterinnen. Achtung, Metallarbeiter! Der Betrieb von Rauschenberger, Elisabeth-Ufer ist gesperrt. Die Kollegen streiken dort. Deutscher Melallarbeiter-Verband, Ortsverwaltung Berlin . Oeurkedes Reich. Zur Werftarbeitcrbewegung. Ueber Streik und Aussperrung der Werftarbeiter werden den Zeitungslesern tagtäglich Nachrichten in großer Zahl vorgesetzt, die lediglich der Stimmungsmache dienen und oft kühner Phantasie ent- stammen. Unter Rostock wird da berichtet: Der reichstreue Arbeiterverein in Rostock beriet in einer außerordentlich stark besuchten Versammlung seine Stellung zum Werftarbeiterstreik. Es wurde beschloffen, daß der Verein ge- schloffen auf selten der Direktion der Rostocker Neptunwcrft stehe und unter keinen Umständen in einem solch frivolen Streik die Arbeit niederlegen werde. An und für sich ist diese Notiz keineswegs geeignet, irgendwelches Lufsehen zu erregen. Trotzdem ist eS nützlich, solche Lebensänße- rungen schöner Seelen von Zeit zu Zeit zu rubrizieren. Der reichskreue Arbeiterverein in Rostock ist än echkeZ und rechtes Gebilde kapitalistischer„Kontervevolution", gegründet zu dem Zwecke, den freien Gewerkschaften und ihren Ansprüchcm eine knecht - selige Söldnertruppe entgegenzusetzen, die gierig an dem Knochen nagt, den man ihr für„treue Dienste" hinwirft. Die Werftarbeiter in Hamburg wünschen eine Besserung ihrer Lebenshaltung. Die Unternehmer lehnen Verhandlungen ab und erklären höhnend, die Zeit sei eher dazu angetan, an den Löhnen eine Herabsetzung vorzunehmen. Die Hamburger Werftarbeiter greifen zum letzten Mittel, zur Arbeitsverweigerung, und die Werftunternehmer sperren 60 Proz. aller Werftarbeiter cruS. Auch die Direktion des Rostocker „Neptun" macht keine Ausnahme. Die Werftarbeiter beantworteten die Aussperrung mit der Arbeits- niederlegung— sicher der natürlichste Vorgang. Dieser Meinung sind aber nicht unsere„Reichstreuen". Sie wollen in diesem„fri- volen" Streik treu zur Direktion stehen! Nun die Direktion wird sich nicht lumpen laffen. Herr Blohm in Hamburg trieb seine langjährigen„Mitarbeiter", die ihm auch treu bleiben wollten, zum Tempel hinaus. Die Direktion des„Neptun" wird das nicht tun. Solche Anhänglichkeit verdient Belohnung. Kann man mit diesen Treuen auch keine Schiffe bauen, so gibt es sicher auf der Neptun- werft Arbeiten genug, zu denen man solche Helden gebrauchen kann. Eine prinzipiell wichtige Entscheidung. Die Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göppingen bei Augsburg hat eine sechswöchentliche Kündigung(I) eingeführt, wodurch es den dort beschäftigten Arbeiiern nur sehr sckstver möglich ist, andere Arbeit zu finden, da die Stellen bis zum Ablauf der Kündigungsfrist schon längst wieder besetzt sind. Eine in dieser Fabrik beschäftigte Arbeiterin hatte nun schon vor 14 Tagen ge- kündigt, als sie eine Stelle in einem anderen Betriebe erhalten konnte, in dem ihr ein Tagesverdienst von 3 M. in Aussicht gestellt wurde, während sie in ihrer bisherigen Stellung nur 1,30 M. pro T�ig verdiente. Auf ihr Ansuchen, sofort die Arbeit verlassen zu dürfen, gestattete die Firma dies, doch wurde ihr wegen Nichtcin- Haltung der Kündigungsfrist ein Wochenlohn in Höhe von 10,80 M. einbehalten. Die Arbeiterin klagte nun beim Amtsgericht Augsburg — ein Gcwerbegericht ist in Göppingen nicht vorhanden— auf Herauszahlung dieser Summe mit der Begründung, daß sie nach§ 124a der Reichsgcwerbeordnung zum sofortigen Verlassen der Arbeit berechtigt gewesen sei. Der angezogene Paragraph berechtigt zum Verlaffen der Arbeitsstätte ohne Einhaltung der Kündigungsfrist, w«nn ein„wichtiger Grund" vorliegt. Die Klägerin behauptete nun mit Recht, daß es zweifellos ein wichtiger Grund zum Ver» laffen der Arbeitsstelle sei, wenn einer Arbeiterin durch längeres Verweilen an der alten Arbeitsstätte die Möglichkeit genommen werde, statt 10,80 M., 18 M. pro Woche zu verdienen. DaS Gericht stellte sich jedoch auf einen anderen Standpunkt und wies die Klage auf Herausbezahlung des einbehaltenen Lohnes ab, ob- wohl schon früher bei gleichgelagerten Fällen Gewerbegerichte sowohl wie ordentliche Gerichte im Sinne der klägerischen Partei ent- schieden haben._ Die Klagen der Zivilmusiker über die Konkurrenz der Militär- musiker erfahren in einem eben herausgekommenen Erliatz des bayerischen Kriegsministers einige Berücksichtigung. ES wird u. a. bestimmt, daß den Militärkapellen die Erlaubnis zum gewerb- lichen Spielen nur dann erteilt werden darf, wenn berechtigte Klagen der Zivilmusiker über Geschäftsbeeinträchtigung nicht zu erwarten sind. Mit den Vertretern der beruflichen Zivilmusiker sind da, wo es nach den örtlichen Verhältnissen angängig ist, Mindesttarife für die Musikleistungen zu vereinbaren; ein Spielen unter den ortsüblichen Preisen ist untersagt. Ausnahmen sind nur zulässig bei patriotischen Festen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Be- erdigungen von Kricgervereinsmitgliedcrn und dgl. Die Ver- einigung einzelner Militärmusiker zum gewerblichen Spiel ist ver- boten. In den„Oberrheinischen Metallwcrken" in Mannheim drohen infolge schlechter Lohn- und Akkordverhältnisse ernste Differenzen auszubrechen. Die Firma sucht nun in ganz Deutschland tüchtige Spengler, hauptsächlich für ihre Lampenabteilung. ES wird dringend ersucht, Zuzug fern zu halten. Deutscher Mctallarbeiter-Verbanld. Verwaltung Mannheim . Parkettlrger-Strcik. Bei der Firma Otto Hetzer in Weimar streiken sämtliche Parkettleger wegen Lohndifferenzen. Die Firma will eine Erhöhung nicht geben, auch einen Tarif nicht anerkennen. Es wird veriucht. in allen Städten Arbeitswillige anzuwerben. Die Parkettleger allerwärtS werden gebeten, die Arbeiten der Firma Hetzer zurückzuweisen; Zuzug ist gleichfalls fernzuhalten. Speziell im Rheinland und Westfalen sollen Arbeiten der Firma angefertigt werden. � Differenzen in der Etui-Branche. Die Arbeiter der Etui- fabriken in Eisenberg i. S. haben am Freitagabend mit großer Mehrheit beschlossen, am Montag in den Streik einzutreten, weil die Unternehmer die Forderungen der Arbeiter nicht bewilligen wollten und auf keinen Tarifvertrag eingingen. ES kommen 350—400 Per- sonen in Betracht. Ausland« Die englischen Gewerkschaften im Jahre tSVV. Die„Labour Gazette" vom August bringt die vorläufigen Resultate der Erhebungen des Handelsamtes über die englischen Gewerkschaften im Jahre 1909. Daraus ergibt sich, daß, wahrend- dem die deutschen Gewerkschaften im vergangenen Jahre bereits wieder einen ganz ansehnlichen Aufschwung gegenüber dem Vor- jähre zu verzeichnen hatten, die englischen einen weiteren Rückgang gegen 1903 erlitten. Ende 1903 wurden 2 379 723, Ende 1909 da- gegen nur 2 347 461 Mitglieder gezählt; von 1967 zu 1903 war ebenfalls schon eine Abnahme von rund 32 000 zu verzeichnen. Die vergleichende Statistik des letzten Jahrzehnt zeigt, daß ein größerer Aufschwung nur in den Jahren 1905, 1906 und 1907 stattgefunden hat. Schon im Jahre 1901 wurden 1 969 324 Mitglieder gezählt, die nächsten Jahre brachten erhebliche Rückgänge. Danach scheint es fast, als ob die englischen Gewerkschaften ihren Höhepunkt er- reicht hätten, als ob sie eine stärkere Werbekraft nicht mehr be- säßen. Soweit dies zutrifft, brauchen die Ursachen hier nicht mehr erörtert zu werden. Vor allem werden die englischen Gewerk- schaften ihren Standpunkt gegenüber den ungelernten Arbeitern einer Revision unterziehen müssen. Eine ständige Abnahme seit dem Jahre 1900 haben merkwürdigerweise die Gewerkschaften der B a wberufe. Diese zählten im Jahre 1900 insgesamt noch 253 452 Mitglieder, im Jahre 1909 waren sie aus 163 627 Mitglieder ge- funken.— An weiblichen Mitgliedern zählten die englischen Gewerkschaften im Berichtsjahre zusammen 267 518; 1906 waren 124 053 vorhanden. Der Löwenanteil hiervon entfällt aus die Textilindustrie von Lancashire.— Ueber die finanziellen Ergebnisse enthält die gegenwärtige Veröffentlichung noch nichts. Statistik der italienischen Arbeiterkammeru. Wie alljährlich gibt das italienische Arbeitsamt nach Abschluß feiner Statistik über den Stand der Arbeiterorganisationen zunächst das Resultat derselben für den Monat Januar d. Js. bekannt. Zu diesem Zeitpunkt bestanden 104 Arbeiterkammern mit zu- sammen 4169 Berufsabteilungen und 503 991 Mitgliedern; Anfang des vorigen Jahres bestanden nur 98 Kammern, mit 3834 Ab- testungen und 501 220 Mitgliedern. Die Zahl der Arbeiterkammern, die einen Arbeitsnachweis besitzen, ist von 29 auf 39 gestiegen, 61 gewähren Rechtsbeistand gegen 57 im Vorjahre. Zurückgegangen sind dagegen die Kammern mit eigenem Sanitätsdienst und Unlerrichtskursen. Obgleich dke Mitgliederzahl fast stationär ist, sind die Gesamteinnahmen doch im Steigen begriffen, denn im Jahre 1903 betrugen sie 433 510 Lire, 1909 502 478 Lire und nach der vorliegenden Statistik 540 570. Die Ausgaben sind ungefähr in gleichem Verhältnis gestiegen. Die Zahl der Arbeiterkammern mit kommunalem Zuschuß nimmt stetig zu, da die Zahl der von den Volksparteien eroberten Swdtverwal- tungen beständig wächst. So erhielten im Jahre 1908 27 Kammern im ganzen 61 600 Lire Zuschuß, im folgenden Jahre 35 Kammern 85 000, während die jetzige Statistik feststellt, daß die Zahl der Arbeiterkammern mit kommunalem Zuschuß 43 beträgt mit 93 000 Lire Unterstützung.>- � Sozialem Bon der Bekleidungsindustrie, Ein« Besserung der Geschäftslage scheint auch in der Be- kleidungsindustrie eingekehrt zu sein. Denn nach dem Berichte der Bekleidungsindustrie-Berufsgenossenschaft ist die Zahl der ver» sicherten Betriebe von 9106 auf 9364 gestiegen, die Zahl der be- schäftigtcn Arbeiter von 273 730 auf 297 660. Sehr verschieden ist natürlich die Unsallgefahr unter den einzelnen Branchen, die zur Bekleidungsindustrie zählen. Gemeldet wurden im Jahre 1909 insgesamt 3457 Unfälle gegen 3207 im Vorjahre. Davon wurden nur 533 entschädigt. Von den entschädigten Unfällen er- eigneten sich allein 297 an Arbeitsmaschinen. Als Folgen der Un- > fälle wird verzeichnet: in 12 Fällen Tod, in einem Fall völlige,«» 408 Fällen teilweise und in 117 Fällen vorübergehende Erwerbs- Unfähigkeit. Die Zahl der Rentenempfänger beträgt zurzeit über 6000. Der dem Bericht wieder beigefügte Sonderbericht der tech- nischen Aufsichtsbeamten enthält wieder einige interessante Punkte. Besichtigt wurden im Berichtsjahre insgesamt 465 Betriebe, die 13 117 Arbeiter beschäftigten, in Norddeutschland und 493 Be- triebe mit 18 388 Arbeiter in Süddeutschland . Es wurden in diesen Betrieben allein 4 90 8 Verstöße gegen die Unfallverhütungs- Vorschriften vorgefunden. Der Bericht bemerkt hierzu: „Die Zahlen lassen deutlich erkennen, daß der Unfallver- hütung von feiten der Betriebsunternehmer sowohl wie auch von feiten der Versicherten immer noch nicht die ihr zukommende Bedeutung beigemessen wird, daß die Anbringung von Schutz- Vorrichtungen an den wichtigsten Maschinen in der Schuh- fabri�ition und im Wäschereigewerbe noch viel zu wünschen übrig läßt, und daß selbst die allereinfachsten, jedem Laien be- kannten Matznahmen zur Verhütung von. Unfällen, wie Ein- deckung der Emgriffstellen von Zahnrrädern, Einfriedigung von Riemen und Schwungrädern, die im Verkehrsbereiche der Ar- beiter liegen und dadurch diesen gefährlich werden können. Ab- deckung und Einfriedigung von Gruben und Bodenöffnungen, nicht getroffen werden." Eine Besserung sei nur zu erwarten, wenn bei Neuan- schaffung v«n Maschinen eben auf die Schutzvorrichtungen gesehen würde. Wie sehr aber den Unternehmern der Schutz der Arbeiter am Herzen liegt, melden uns die Beamten wie folgt: „In den von dem Vertreter des Südbezirks revidierten Be. trieben waren 754 männliche jugendliche Arbeiter unter sech- zehn Jahren, das sind 6.6 Proz. aller beschäftigten männlichen Personen, und 645 weibliche jugendliche Personen, das sind 0,4 Prozent aller beschäftigten weiblichen Personen, tätig, und von diesen arbeitete eine große Anzahl an unfallgefährlichcn Ma- schinen, zu denen die Dampfmangeln und Muldenmangeln im Wäschereibetriebe, die Stanzen, Spalt-, Schärf- und Schneide- Maschinen, die Absatzpressen und Absatzaufnagclmaschinen in den Schuhfabriken zn rechnen sind. Eine große Anzahl von zum Teil schweren Unfällen ist denn auch diesen jugendlichen Ar- beitern zugestoßen, und diese Unfälle, sind auf das Konto»Un- kenntnis der Gefahr"..Unachtsamkeit" und»jugendlicher Leicht- sinn" zu setzen. Es wäre zu wünschen, wenn an derartigen Maschinen nur ältere und gewandte Arbeiter beschäftigt werden." Geklagt wird auch, daß die Unfallverhütungsvorschriften vle». fach fehlen oder»in sehr schlechtem und kaum leserlichem Zustande" an„ungeeigneten, feuchtem und dunklen Orten hängen". Trotz- dem bemerkt der Bericht: „Ein großer Teil der Unfälle ist auf Nichtbeachtung der Un- fallvcrhütungsvorschriften seitens der Betriebsunternehmer und seitens der Arbeiter zurückzuführen; der überwiegende Teil fällt jedoch den letzteren infolge Ungeschicklichkeit und Unachtsamkeit zur Last...., Hochkonjunktur und Alkoholmißbrauch kommen auch im Berichtsjahre als Ursache von Unfällen nicht in Frage, letzters deswegen nicht, weil der überwiegende Teil der Versicherten weiblichen Geschlechts ist." Letzte IVachrlchtcn. Die Beschlüsse gegen die Fleischteurrung. Wien , 20. August. (W. T. B.) Der Ministerrat befaßte sich in den letzten Tagen mit der Frage der Lieh- und Fleischtcue- rung und beschloß, um eineVerstärkung des Angebots auf den in» ländischen Märkten herbeizuführen, unverzüglich eine Vertrags- mäßige Fleischeinfuhr auS Rumänien in die Wege zu leiten, ferner mit der ungarischen Regierung wegen Zulassung der Fleischcinfuhr aus Serbien schon vor Ratifizierung des Handelsvertrags zu verhan- dein, sodann von Fall zu'Fall die Erlaubnis zur Einfuhr lebender Rinder und Schweine unbedenklicher Herkunft aus Italien , Hol- land und Frankreich zu erteilen, die Frage der Einfuhr argenti- nischen Fleisches erneut zu prüfen und schließlich eine Aenderung deS Eisenbahntarifs ins Auge zu fassen, dagegen den Erlaß eines Viehausfuhrverbots mit Rücksicht auf die Be- stimmungen der Handelsverträge nicht in Erwägung zu ziehen._ „Der Staat ist in Gefahr." Trieft, 20. August. (W. T. B.) Vier Jugendvereine sind von der Statthaltcrei wegen Ueberschreitung ihres Wirkungskreises auf- gelöst worden. In dem Auslösungsdekret wird gesagt, daß diese Vereine unter dem Deckmantel des Sports eine staatsgefährliche und hochverräterische Tätigkeit entfalten. DaS gelegentlich einer in den Vereinslokalitäten vorgenommenen Hausdurchsuchung zutage geförderte Material hat bewiesen, daß Ziel und Absicht dieser Ver- eine die Bildung einer freisinnigen Organisation(Triester Koros) mit hochverräterischen Tendenzen gewesen sei. Bezüglich eine» Ver- eins hat das vorliegende Material außerdem erwiesen, daß der Ver- ein mit republikanischen Kreisen in Italien in Verbindung gestanden sei und eine hochverräterische Tätigkeit entfaltet habe. Drei Personen verbrannt. Troppm», 20. August. Heute nacht ist in Ernsdorf bei Bielitz der Gasthos K r e h u t vollständig abgebrannt. Hierbei sind drei Personen verbrannt und drei schwer»erletzt»irden. Großfeuer in einem Warenhaus. «uenoS Aires, 20. August. W. T. B. DaS Warenhaus „Stadt London" ist vollständig niedergebrannt. Der Schaden wird auf mehrere Millionen Pesos geschätzt, Lerantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.: rh. Glocke. Berlin . Druck«.verlgg:vorwärt»Buchdr.n.Verlag»anstgll Paul Singer Lc Co., Berlin 2 W. Hierzu 4BeUa«en.