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Vorort- J�acb richten. EHarlottenburg. Wie die Kirche das Sterben besteuert. Ein Charlottenburger  Bürger, der seit langen Jahren in Charlottenburg   wohnt, teilt der Neuen Zeit" folgendes mit:Aus Anlaß einer Familienfeier kam mein Sohn mit seiner Frau und seinem dreiviertel Jahre alten Kinde zu mir nach Charlottenburg   zu Besuch. Nach einigen Tagen erkrankte das Kind. Nachdem wir im Hause unter Hinzu- ziehung von drei Aerzten alles versucht, schafften wir das Kind auf Anraten des Arztes in das Kaiserin-Auguste-Viktoria-Kinder- und Säuglingsheim in Charlottenburg  . Aber auch hier war alle Hilfe vergebens: unser Liebling starb. Nun muhte das Kind beerdigt werden. Der zuständige Friedhof für das Säuglingsheim, in dem der Kleine gestorben, ist Stahnsdorf  , obgleich ich nach meiner Wohnung, die ich seit 16 Jahren inne habe, in Charlottenburg   zur Luisengemeinde gehöre, die am Fürstenbrunner Weg ihren Be- gräbnisplatz hat, aus dem auch bereits zwei meiner Familien- ungehörigen, meine vor zehn Jahren verstorbene Frau, die leib- liche Großmutter des Kindes, und mein vor 16 Jahren verstorbener Sohn ruhen. Ich bat nun, man möchte mir gestatten, auch meinen kleinen Enkel auf diesem Friedhofe zu beerdigen, da doch nach dem Reglement Nichtparochianen auf dem betreffenden Kirchhofe Ruhe- stätten erhalten können, wenn Blutsverwandte bereits dort liegen. Da wurde ich belehrt, daß zwischen Großmutter und Enkel eine derarige Blutsverwandtschaft nicht existiere. Diese bezieht sich nur auf Ehegatten und Geschwister; was darüber ist, ist vom Uebel! Wenn ich aber 263,66 M. entrichten wolle, so könnte ich auf dem alten Luisenkirchhofe eine Grabstätte erhalten! Und das alles, weil das Kind zwei Tage nicht in meiner Wohnung war und nicht dort starb. Wir haben es vorgezogen, lieber die Eisenbahn, als die Kirche, das Geld verdienen zu lassen, und schafften das Kind 136 Kilometer weit von Charlottenburg   nach seinem Heimatsort. Das kostet rund 166 M. weniger!" Und bei einem solchen Gebaren wundert sich die Kirche noch über den Massenaustritt aus der Landeskirche. Aus dem Schreiben erhellt aber außerdem, daß es dringende Pflicht der städtischen Be- Hörde ist, die Anlage eines städtischen Friedhofs zu beschleunigen! Bon einem tragischen Schicksal ist die Familie Scalla, Stuttgarter Platz 13, betroffen worden. Wie noch erinnerlich sein dürfte, verübte im September 1666 der Obersekundaner Kurt Scalla gemeinsam mit einem Freunde Selbstmord, dessen Beweggründe bis heute noch nicht aufgeklärt sind. Der Verlust des Sohnes untergrub den Gesund- heilszustand der Mutter derartig, daß sie im Frühjahr dieses Jahres völlig zusammenbrach und vor etlva einem Monat ihrem Leiden erlag. Diesen doppelten Schicksalsschlag vermochte der Gatte der Verstorbenen nichl zu überwinden; seit dem Tode seiner Frau kränkelte er und ist nun ebenfalls vor einigen Tagen verstorben. Von der ganzen Familie ist nur noch eine neunjährige Tochter übrig ge- blieben, die von Verwandten aufgenommen worden ist. Auf dem Internationalen ArdcitslosenversicheningS-Kongreß in Paris   vom 18. bis 21. September wird die Stadt Charlottenburg  durch den Stadtrat Professor Dr. Spiegel, den Direktor des Statisti- schen Amtes Dr. Badtke und den Bürgerdeputierten Professor Dr. Jastrow vertreten sein. In Charlottenburg   hat eine Deputation auf Grund einer ausführlichen Denkschrift des Direktor? Dr. Badtke und des Professors Dr. Jastrow die Beratungen über die Einführung einer Städtischen Arbeitslosenversicherung fast zu Ende geführt, so daß sich Magistrat und Stadtverordnete in den kommenden Monaten mit der Frage beschäftigen werden. Rixdorf. AuS den letzten Magistratssitzungen. Der Magistrat erklärt sich grundsätzlich damit einverstanden, an Verhandlungen der größeren Berliner   Gemeinden teilzunehmen, die die Aenderung der Post- und Fernsprechamtsbezirke in Groß-Berlin zum Gegenstande haben. Mit dem von dem Oberpräfidenten der Provinz Brandenburg   übersandten Entwurf eines neuen Mietsentschädigungstarifs der Volksschullehrer und Lehrerinnen der Provinz Brandenburg   ist der Magistrat einverstanden. Mit der Entgegennahme der Auflassung des Elisabeth-Kinderhospital- Grundstücks bereits im Laufe des September 1616 erklärt sich der Magistrat einverstanden. Dem Entwürfe einer Ergänzung der Straßeuordnung vom 7. August 1666 wird unter der Voraussetzung einer allgemeinen Regelung der Materie für ganz Groß-Berlin und mit der Matzgabe zugestimmt, daß die Fahrzeuge der städtischen Stratzenreinigung, der Feuerwehr und die Sprengwagen von der neuen Bestimmung nicht betroffen werden sollen. Die Anschaffung von weiteren zehn Kühen zur Erhöhung der Milchproduktion für das städtische Krankenhaus und die Ersatzbeschaffung für sieben Kühe für Brusendorf wird genehmigt. Zeugengcsuch. Am 24. Februar d. I. mittags wurde in Rixdorf in der Bergstrahe an der Kirchhofstratze ein Kind von einem städti- schen Omnibus überfahren. Passanten, welche den Vorgang gesehen haben, werden dringend gebeten, ihre Adresse bei E. Schmacht, Rix- darf, Niemetzstr. 4, abzugeben. Schöneberg  . Selbstmord eincS Defraudanten bei der Verhaftung. Nach Ver- Übung größerer Unterschlagungen es handelt sich angeblich um zirka 666 M. hat gestern der 3ljährige Kaufmann Siegfried Wongtschowski, Goltzstr. 31 wohnhaft, seinem Leben ein freiwilliges Ende gemacht, in dem Augenblick, als er von Schönebergcr Beamten verhaftet werden sollte. W., der unverheiratet ist. und bei seiner Mutter, einer Witwe wohnt, war seit einer Reihe von Jahren bei einer bekannten Damenkonfektionsfirma in der Krausenstratze beschäftigt und hatte sich durch seine Tüchtig- keit das unbedingte Vertrauen seiner Chefs erworben. Ihm wurde deshalb vor etwa zwei Jahren der Kassiererposten übertragen. Er unterschlug im Laufe der Zeit eingehende Gelder und verwandte sie für sich. Auf die Anzeige der Geschädigten hin sollte in der Nacht zum Mittwoch die Verhaftung deS Defraudanten erfolgen. Gegen 12 Uhr erschienen zwei Schöneberger Kriminalbeamte in der Wohnung des Wongtichowski, der noch nicht zu Bett gegangen war. Der Aufforderung der Beamten, ihnen zu folgen, leistete W. auch ohne weiteres Folge. Auf der Treppe aber jagte er sich eine Kugel in die rechte Schläfe, die ihn schwer verwundete. Der Desraudant wurde als Polizeigefangener nach den, Schöneberger städtischen Krankenhause übergeführt, wo er am gestrigen Mittwochnachmitlag verstarb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Nieder-Schönetveide. Ueber Parlamentarismus und Sozialdemokratie referierte in der letzten Mtgliederversammluna des Wahlvereins Gen. I e s e- r i ch- Mariendorf. Nach dem Referat entspann sich eine rege Diskussion, in deren Verlauf auch der badische Disziplinbruch scharf verurteilt wurde. Den Bericht von der Generalversammlung des Kreises erstattete Genosse Dehnel. Die vom Kreis beschlossene Beitragserhöhung auf 46 Pf. wurde bekämpft. Sollte der erhöhte Beitrag doch eingeführt werden, so sei es notwendig, daß die Sammellisten wie auch die Bons in Wegfall kommen. Nenenhagen-Petershagen In einer gut besuchten öffentlichen Versammlung, welche am Sonntag.in Petershagen tagte, referierte Genosse Stxöbel über: .Was will das Volk?" In einstündiger Rede zeigte Redner, was von dem großenWahlsieg" des Jahres 1667 übrig geblieben ist. Der Katzenjammer, der über die Sieger gekommen ist, berechtigt uns zu d?n schönsten Hoffnungen. An den Einnahmen de? Reiches zeigte der Redner, was es mit der Vaterlandsliebe der Schnaps- Hrennex und Jndustriemagnaten auf. sich hat. Im weiteren Ver- iaufe seiner Ausführungen schilderte er die Segnungen unserer Kolonialpolitik. Mit der Aufforderung an die Versammelten. sich den Organisationen anzuschließen, schloß der Redner seine treff- lichen Ausführungen. Kalkberge- Rüdersdorf  . AuS Anlaß der von dem Odersteiger und dem Direktor der hiesigen Kalkberge gehaltenen Reden und anderer Begleitumstände bei Gelegenheit des am 23. Juli befohlenen Bergfestes hatten unsere Genossen für den 7. August eine Versammlung arrangiert, die sehr starl besucht war. Die Direktion der Kalkberge befürchtete vielleicht einen gewaltsamen Umsturz. Um das zu verhüten, hatte sie einen ganzen Trupp von Beamten zur Versammlung delegiert. Wie aber gleich bemerkt werden mag, beliebten die Herren, dem Vortrage des Genossen Düwell sehr aufmerksam zuzu- hören und sich auch im übrigen trotz wiederholter Aufforderung, an der Debatte teilzunehmen, vollständig passiv zu verhalten. Mit Hinweis auf die vom Obersteiger in einer Ansprache an die Berg- leute geforderten Tugenden der Dankbarkeit, des Gehorsams, der Treue usw. und im Hinblick darauf, daß die Knappen zu dieser Ver- anstaltung von der Direktion befohlen waren, die Leute zum Appell erscheinen mußten, ihnen für den nächsten Tag auch ein Kirchgang zur Pflicht gemacht worden war und für Nichtbefolguna sogar Strafen verhängt wurden, ohne daß es jemanden einfiele, die Leute für die ausgewendete Zeit zu bezahlen, charakterisierte der Redner das Arbeitsverhältnis als ein solches, das mit den heutigen Verhältnissen in schreiendem Widerspruch stehe. Weiter wies er nach, daß die Löhne bei verschiedenen Kategorien der Arbeiter gesunken seien, die Herren Redner auf dem Fest, die ganz allgemein behauptet hatten, die Löhne seien gestiegen, mithin objektiv Unwahres behauptet hatten. Wie aus einer uns nach« trüglich zu Gesicht kommenden Nummer der»Niederbarnimer Nach- richten" bekannt wird, haben diese sich im Schweiße ihres Angesichts gequält, die einwandfreien Feststellungen des Referenten etwas zu verrenken. wodurch sie auch dem Direktor des Werkes Veranlassung gegeben haben, sich ebenfalls in dem Blatte zu äußern, wobei er allerdings so vorsichtig ist, in Frage zu ziehen, ob das 'Blatt richtig berichtet habe. Solche Zweifel sind aller« Vings auch vollständig berechtigt. Düwell hatte ganz aus- drücklich betont, daß der Direktor der Kalkberge kein grobschlächtiger Scharfmacher sei, sondern sich mehr als ein Patriarch fühle, der väterlich für seine Kinder sorgen wolle, im übrigen aber auch Gehorsam verlange. Auch habe er der Ge- horsamstheorie des Obersteigers durchaus nichl widersprochen und auch geduldet, daß die Leute zu den Festveranstaltungen befohlen und wegen Nichterscheinens bestraft wurden. Jedenfalls zeigen die Anstrengungen, die nun gemacht werden, um die Bergarbeiter noch weiter am Gängelbande zu führen, daß man von unserer Bersamm- lung eine stark gegenteilige Wirkung befürchtet. Das kann für unsere Genossen nur eine Weisung sein, in der Agitation nicht zu erlahmen. Weihensee. Zwei Defraudanten wurden vorgestern von der hiesigen Polizei festgenommen. Auf einem Patrouillengang durch das Bötzower Viertel beobachteten Schutzleute zwei elegant gekleidete Herren, dse die Merkmale der steckbrieflich verfolgten Neu-Ruppiner Defrau- bauten besaßen, die vor einiger Zeit bei der dortigen Sparkasse 26 666 Mark unterschlagen hatten und geflüchtet waren. Die Schutzleute nahmen daher die jungen Leute fest und brachten sie nach dem nächsten Polizeibureau, wo sie ein umfassendes Geständnis ablegten. Bei den Burschen wurden noch etwa 16 666 Mark in barem Gelde vorgefunden. Die fehlenden 1666 Mark hatten sie zum Ankauf neuer Kleidungsstücke verwendet. Grüna«. Klagen über die hiesigen Schulverhältnisse werden seit einiger Zeit umer den Einwohnern laut. So wird berichtet, daß zuweilen der Unterricht erheblich gekürzt an die Kinder erteilt worden sei. Als vor einiger Zeit ein Lehrer zu einer längeren militärischen Uebung eingezogen wurde, sei der Unterricht, um einen Ausgleich zu schaffen, wesentlich gekürzt worden. Eine Anzahl Eltern der die Schule besuchenden Kinder sind mit Recht der Ansicht, daß durch einen solchen Unterricht die Kinder gegenüber anderen Orten zurück- bleiben müssen. Die Schuld an diesem Zustand wird dem htesigen Schulleiter beigemessen. Seine Aufgabe wäre es, daß unter be- sonderen Umständen der Schulunterricht keine Einbuße erleidet. Daß der Herr sonst sehr auf dem Posten ist, beweist ein anderer Fall. Als der Arbeiterturnverein für die Kinder unter bewährter Leitung besondere Turnstunden und Ausflüge veranstaltete, verbat er den Kindern in allen Klassen, fich hieran zu beteiligen, angeblich auf Veranlassung der vorgesetzten Bcbörden. Dagegen ist den Bewohnern nichts bekannt, daß der Herr Rektor für die zirka 366 Schulkinder schon einmal eine Turnhalle beansprucht hätte. Diesem dringenden Bedürfnis soll jedenfalls auch erst wieder durch das fortgesetzte Drängen der hiesigen Arbeiterschaft abgeholfen werden. Ein un- baltbarer Zustand ist es auch, daß eS noch Klassen gibt, in denen bis zu 63 Schulkinder unterrichtet werden. Unter solchen Zuständen ist es nicht zu verwundem, wenn der Ort in seiner Entwickelung gehemmt wird. Zehdenick  . Familiendrama. Infolge schlimmer Vermögenslage versuchte der Zigarrenfabrikant Alfred Panitsch seine Gattin Hertha geborene Schulz durch zwei Revolverschüsse zu töten. Die Frau wurde schwer verletzt. Dann tötete er fich selbst durch einen dritten Schuß. Die beiden zwei und ein Jahr alten Kinder deS Ehepaares wurden von den Schwiegereltern aufgenommen. Wilhelmsruh  . DaS Opfer einer Messerstecherei ist ein Steinträger Otto Moffke aus der Lessingstr. 2 geworden. Moffke wurde am Sonntag bei einer Schlägerei durch Messerstiche verwundet. Er wurde nach dem Virchow» Krankeuhause gebracht, wo er gestern infolge der schweren Verlegungen starb. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Der Täter ist verHaftel. Potsdam  . Ein Betriebsunfall ereignete sich am Sonnabend gegen Abend auf der Baustrecke der städtischen Straßenbahn zu Potsdam  . Vor dem Hause Alte Luisenstraße 23 war der 18 Jahre alte Arbeiter Erich Rettig mit dem Anziehen einer Spannschraube des Leitungs- drahtcs beschäftigt und stand dabei auf einer Leiter. Da es nicht möglich ist, bei den Arbeiten am Leitungsnetz sich Jsoliermittcl zu bedienen, war auch R. ohne jeden Jsotierschutz. Er kam dem stromführenden Draht zu nahe und erhielt einen leichten Schlag, der ihn von der Leiter hcrabwarf. Durch den Sturz erlitt R. eine Verstauchung beider Füße und durch die Berührung mit dem Gleichstrom eine Handverbrennung an der rechten Hand. Er wurde von einem Arzt sofort untersucht und dann in seine Wohnung Lennestraße 26 gebracht. Zur Zurückzahlung von fast 20006 Mark Umsatzsteuer an die Grundbesitzer ist der Kreis Niederbarnim   gezwungen. Der Kreis suchte sich vor vier Jahren durch schleunige Einführung einer Umsatz- steuer, noch ehe ein dahingehendes Recht den Keeisverwaltungen zu­gestanden war. eine nicht unbeträchtliche Einnahme zu sichern. Die Grundstücksspekulanten, welche noch rasch Abschlüsse zu machen strebten, um der drohenden Umsatzsteuer zu entgehen, mußten die Kreisumsatzsieuer zwar zahlen, bestritten aber deren Rechtsgültigkeit. Das Oberverwaltungsgericht gab ihnen recht, erklärte die einen Monat zu ftüh eingeführte Umsatzsteuer für gesetzwidrig und ordnete deren Rückzahlung an die betreffenden Grundbefitzer an. Jngendveranstaltunge«. Lichtenverg-Friedrichsfelde. Der Jugendausschuß für Lichtenberg« Friedrichsfelde   hat für das nächste Winterhalbjahr schon jetzt ein außer- ordentlich gehaltreiches Programm ausgestellt. Außer der Einsührungsseier, zu der Max Grunwald   das Referat und Herr Ludwig Hart eine Rezitation übernommen hat, schließt sich ein Kursus über NaturcrkennttiiS mit Licht- bildern von Engelbert Gras an. Der Kursus umsaßt vter Vorträge. An- schließend daran ersolgt ein Museumsbesuch. Dann ein Reuter-Abend mtt William Burr als Rezitator. Dem schließt fich ein Mufikabend au. der der theoretischen Erläuterung der Mufik, Skulptur, Poesie, Malerei gewidmet ist. Vortragender ist Herr Dr. Hugo L-ichtcntritt. Am Klavier Herr Leo Kestenberg  . Diesem folgt ein einleitender Vortrag sür die Theater. Vorstellung am 12. Februar 1611:Gespenster". Frau Wallt Zepter als Vortragende. Der erwähnten Theatervorstellung folgt dann eil» vier Vor« ttäge umjaffender Kursus neuere deutsche   Geschichte. Hieran schließt fich wieder ein Museumsbesuch und dann als Schlußakt eine Frühlingsseier, bei der Paul Göhre   als Festredner, Frl. Marianne Geyer als Lautenfchlägerin und Herr Emil Kühne als Rezitalor mitwirken werden. Boxhagen-Riiinmelsburg-Stralau. Die Jugendlichen, deren Elter» sowie die Mitglieder des Jugendheims werden auf die am Sonntag, den 4. September, nachmittags 3 Uhr, stattfindende Besichtigung der Späthsche» Baumschule ausmerlsam gemacht. Treffpunkt 1« Uhr im Jugendheim. All- Bo. Hagen 56, vorn I. Abmarsch 2 Uhr. Im«nfchluß an die Besichtigung finden Waldfpiele statt._ Der Jugendausjchuß. 6mcbt9- Zeitung* Schnelle Justiz. Der Briefträger Friedrich Wilhelm Ludwig Bergmann, der am 28. Juli d. Js. auf dem am Schlesischen Bahnhof belegenen Postamt 17 in so kecker Weise zwei Wertsendungen mit 56 666 M. unterschlagen und dann das Weite gesucht hatte, stand bereits heute. noch nicht vier Wochen nach der Tat, vor der 1. Ferienstrafkammer des Landgerichts I  . Die Generalpostkasse hatte zum Zwecke von Gcbaltszablungen dem Postamt 17 am 27. Juli den Betrag von 56 666 M. überwiesen, von wo er an das Bahnpostamt 4 weitergehen sollte. Das Gehalt traf spät abends beim Postamt 17 ein. mußte während der Nacht dort liegenbleiben und wurde in einem ver- siegelten Beutel und einem Räume aufbewahrt, in welchem während der ganzen Nacht Beamte tätig sind. Am nächsten Morgen erhielt Bergmann, der als pflichttreuer Beamter bekannt war, den Auf- trag, den Geldbeutel aus dem Aufbewahrungsort zu holen unä nach der Briefausgabe zu bringen. Ihm wurde das Geld auch ausgehändigt, obgleich er es nach der bestehenden Borschrift nur hätte erhalten dürfen, wenn er sich in Begleitung eines Post- sekretärS befand. Bergmann benutzte die günstige Gelegenheit und machte sich mit der Riesensumme aus dem Staube.   Seine Flucht und Verhaftung sind bekannt. Im heutigen Termin gab der Angeklagte zu, sich deS Amts­verbrechens schuldig gemacht zu haben. Er ist 33 Jahre alt, unver- heiratet und Vater eines unehelichen KindeS. Er hat in den. Jahren 1865 bis 1893 beim Husarenregiment Nr. 17 in Braun- schweig gedient, war danach Landarbeiter. Kutscher   und später Postillon. Vom 16. Juli 1666 bis 2. Dezember 1661 hat er als Feldpostillon an der ostasiatischen Expedition teilgenommen. Da- nach wurde er Postbote und 1666 zum Briefträger ernannt. Bis zum 8. Januar d. IS. ist er in Wilmersdorf   beschäftigt gewesen und dann disziplinarisch nach dem Postamt 17 am Schlesischen. Bahnhof versetzt worden, da einige Klagen wegen UnPünktlichkeit laut geworden waren. Sein Gehalt betrug monatlich 139 M., davon wurden 16 M. monatliche Abzüge gemacht. Die Schilderung. die der Angeklagte von den Vorgängen bei und nach Ausübung der Straftat gab, stimmten im wesentlichen mit den bisherigen Ermittelungen überein. Als er im Auftrage des Postassistenten Holstein am Morgen des 28. Juli die beiden im Packraum während deT Nacht aufbewahrten Geldbeutel von dem Postassistenten See, mann erbat, soll dieser gesagt haben:eigentlich müßten es ja zweiBeamte sein, wenn eine so große Summe ausgehändigt werde» soll". Ein anwesender Beamter habe ihn aber beruhigt, indem er sagte:Das ist ja so schwer, damit wird er wohl nicht ausrücken". Der Angeklagte behauptet, daß erst, nachdem er die beiden Geld- säcke in einen größeren Sack gesteckt hatte und damit zum Post- assistenten Holstein zurückgehen wollte, ihm ganz plötzlich der Gedanke gekommen sei, sich die große Summe anzueignen. Unterwegs wollte er umkehren, aber die bessere Regung siegte nicht bei ihm: das Geld lockte ihn zu mächtig. Er beabsichtigte, mittels deS Autos, welches er am 36. Juli bestellt hatte, nach Hamburg  zu gelangen, dort zu versuchen, sich Legitimationspapiere zu ver- schaffen und über den großen Teich zu gehen. Zur Reise hatte er sich bereits bei Wertheim   equipiert und sich daselbst einen Koffer, einen Regenmantel, Wäsche, einen Spazierftock, eine Reisemütze, eine Automobilbrille und Stiefel gekauft. Die Automobilfahrt sollte am nächsten Morgen 7 Uhr beginnen, in der Nacht aber wurde er verhaftet. Er hatte schon eine Ahnung, daß er emsig verfolgt würde, denn er hatte schon die Zeitungen gelesen und war des- halb doppelt vorsichtig. Trotzdem ist er in die Falle gegangen. Auf die Frage des Vorsitzenden, LandgerichtSdirektorS Schmitz, er, klärte der Angeklagte: er wisse selbst nicht, wie er zu der ver- brecherischen Tat gekommen. Er habe keineswegs zu üppig gelebt« die Mädchen, mit denen er Umgang gehabt, hätten ihn zu beson, deren Ausgaben nicht verführt. Er habe eine große Passion für das Theater gehabt. Kunststätten besucht, auch selbst Musik und Gesang betrieben und sich auch für die Reitkunst interessiert. Dar- auf sei der SpitznameRittmeister" zurückzuführen, den man ihm in Wilmersdorf   zugelegt hatte. Die Offiziersuniform, die bei ihm vorgefunden wurde, habe nur Theaterzwecken gedient. Der Zeuge. Postassistent Holstein, bestätigte, daß nach einer bestehenden Vorschrift des Postamts, wo solche Sendungen mehrfach eingehen, die Abfertigung nur an zwei Beamte erfolgen soll, sobald eS sich um Summen von 56 666 M. auswärt? handelt. Als der Angeklagte am Abend des 27. Juli von dem Zeugen den Auftrag erhielt, das Geld nach dem Packraum zu bringen, habe er schon allein damit weggehen wollen, der Zeuge gab ihm aber einen zweiten Beamten mit und bedeutete ihm, daß er auch am nächsten Morgen, wenn er da? Geld wieder abholte, sich einen zweiten Begleiter erbitten sollte. Er hat da» aber nicht getan und in der geschilderten Weise vom Postassistenten Seemann die Geldbeutel erhalten. Letzterer kann von Glück sagen, daß noch eine so große Summe bei dem Angeklagten vorgefunden wurde. ES fehlten nur 1176 M., auS den Kleidungsstücken und Goldsachen, die der Angeklagte gekauft. werden noch 376 M. zu erlangen sein, so daß der Beamte nur noch in Höhe von 866 M. haftbar gemacht wird. Staatsanwalt Assessor Dr. Jacobi beantragte mit Rücksicht auf den gröblichen Vertrauens- bruch, den der Angeklagte begangen, ferner darauf, daß er nicht aus Not gehandelt, sondern nur seinen Passionen nachleben wollte� andererseits aber, mit Rücksicht darauf, daß der Schaden, den er angerichtet, nicht so sehr bedeutend ist, 2 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust. Der Gerichtshof erkante nach diesem Antrage. AuS dem Zuchthaus   inS ZuchthauSl Wie schwer es einem entlassenen Zuchthäusler wird, in ge- ordnete Arbeitsverhältnisse zu gelangen, suchte gestern der Arbeiter Richard Gruschke in längerer Rede der 1. Ferienstrafkammer deS Landgerichts I darzulegen und dadurch das Mitleid deS Gericht  » zu erregen. Der Angeklagte ist ein alter Schlafstellendieb, der ein auffallend langes Strafregister, auf welchem auch mehrere Zucht, hasstrafen verzeichnet sind, aufzuweisen hat. Nachdem er die letzte Zuchthausstrafe außerhalb verbüßt hatte, begab er sich nach Berlin  und befand sich bald wieder hinter Schloß und Riegel, da in ganz kurzer Zeit sechs Fälle des Betruges, Diebstahls und der Urkunden. fälschung gegen ihn zur Anzeige gebracht wurden. Unter der Angabe, daß er Postbeamter. Eisenbahnassistent oder dergleichen sei. mietete er fich.in verschiedeve« Gegenden möblierte Zimmer�