Müller» Meiningen oder den Abg. Dr. Q u i d d e kvabken, da-gegen sei gar keine Frage, dah die Wahl deS linkSliberalcn Abg.Dr. Günther bei Stadtwählern des Zentrums nicht aufHindernisse stoßen würde. Aehnlich sei das Verhalten zu denNationalliberalen.„Man würde den Abg. Buhl unterden heutigen Umständen vielleicht wählen können, aber nicht denAbg. Schubert"(den Führer des liberalen Bayerischen Lehrer-Vereins).„Die Personenfrag e," so erklärt daS Blatt,„isttrennend aufgerichtet und läßt Partei kompromisse nicht zu."Und außerdem: ohne Gegenseitigkeit seien Bündnisse nichtmöglich._Die Kieler Blamage.Zu dem Verbot der dänischen Sprache in der Versammlung derKieler Arbeilerabstinenten wird uns noch aus Kiel geschrieben:Die erste Wirkung des Verbots war ein glänzender Besuch derVersammlung. Die zweite die, daß der Herr Regierungspräsidentsich unsterblich blamiert hat und daß alle Welt über ihn lachen wird.Der Herr Regierungspräsident hat nämlich nicht verhindern können,daß daS, was die dänischen Genossen S a b r o e jund I a c o b s e�nsagen wollten, doch der Versammlung gesagt wordenist: Sie haben nämlich ihre Gedanken schriftlich fixiert und derGenosse Adler-Kiel hat sie der Versammlung vorgetragen.Wenn die dänischen Genossen in ihrer Muttersprache gesprochenhätten, würden sie vielleicht von zwanzig Personen in der Vcrsamm-lung verstanden worden sein, da? aber schien dem Regierungs-Präsidenten gefährlich. Daß die Gedanken der dänischen Gäste imDeutschen vorgetragen wurden, erscheint ihm ungefährlich.Der Polizeipräsident in Kiel scheint eine vernünftigere Auf-fassung von der Sache gehabt zu haben. Er erklärte dem Ein-berufer, da es sich in der Versammlung nicht um politische An-gelegcnheiten handeln werde— das Vorlragsthema lautete:„Derinternationale Aufmarsch gegen den Alkohol"— sei gegen die Zu-lassung der dänischen Sprache in der Versammlung nichts einzuwendenund er werde sie beim Regierungspräsidenten befürworten. Derdachte aber anders und verbot den Gebrauch der dänischen Sprache.Vielleicht dachte er, daß die dänischgesinnten Bewohner Nordschles-wigs, denen er seine ganz besondere Fürsorge zugewandt hat, wildwerden würden, wenn in einer Versammlung in Kiel dänisch ge-sprachen wird.Es ist nicht das erste Mal, daß die Negierung solche Streichemacht und damit ganz Deutschland vor dem Auslande blamiert.Vor Jahren sollte einmal der Genosse Fröhlich aus Oesterreich inKiel in einer Versammlung über die Gefahren des Alkoholismussprechen. Als er die Rednertribüne betrat, wurde ihm. vomüberwachenden Polizeioffizier der Ausweisungsbefehl überreicht.Das Verfahren gegen Genossen Macdonald-England, Meyer-Däne-mark und Niellson-Schwedcn bei der internationalen Friedens-dcmonstration ist noch in frischer Erinnerung. Die Regierung inSchleswig lernt nichts, ihr Vorgehen gegen alles, was nur irgendwiemit der Arbeiterbewegung zusammenhängt, ist genau so plump undschlägt immer genau so inS Gegenteil um, Ivie ihr Kampf gegen dieDänen in NordschleSwig. Die Arbeiterbewegung kann sich einesolche Agitation der Regierung für ihre Sache schon gefallen lassenund in den Ruf des Genossen Adler einstimmen, den dieser amSchlüsse seiner mit stürmischem Beifall aufgenommenen AuS-führungen ertönen ließ: Arme Regierung IEin Eulenburgskandal in Ostafrika?Der Redakteur der„Deutsch-ostafrikanischen Zeitung" van Rohwurde wegen Beamtenbeleidigung zu vier Monaten Gefängnis ver-urteilt, weil er in seinem Blatte einen Artikel veröffentlicht hat, inwelchem der Satz vorkam:«Ferner könnte ein Eulenburgskandal in Dar es Salamunschwer seine Kreise ziehen."Diese Bemerkung ist auf höhere Beamte des Gouvernementsbezogen worden. Der Angeklagte hat gegen das Urteil Berufungeingelegt, er will den Beweis der Wahrheit für den erwähnten Satzerbringen, bestreitet aber, daß er an die gegenwärtig in derKolonie tätigen höheren Beamten gedacht habe.Noch ein Opfer der Zivillistenerhöhnng.Wegen Majestätsbelcidigung hatte sich in Konstanzder Tagelöhner Paul K o h l e r zu verantworten. Er hatteeine Vorladung zum Steueramt erhalten; dabei ist ihm derGedanke an die Zivilltstencrhöhung des Kaisers durch denKopf geschossen und er hat sich geäußert:„Dem Kaiser langtes nicht mehr, er will mehr Geld von mir haben. Er..(folgt die angebliche Majestätsbeleidigung).— Das Gerichthat angenommen, daß er den Ausspruch in der Erregunggetan habe, und hat ihm mildernde Umstände zugebilligt. Erbekam die zulässige Mindeststrafe von einer Woche Ge-f ä n g n i s._Privatbeamtenversicherung.Der Gesetzentwurf betreffend die Pensions- und Hinterbliebenen-Versicherung der Privatangestellten ist jetzt soweit fertig, daß dem-nächst die Beratungen mit den preußischen Ressorts beginnen können.Die Verhandlungen sollen so gefördert werden, daß die Vorlagenoch im Herbst an den Bundesrat gelangt. Nach Möglichkeit wirdder Entwurf noch vor den Beratungen des Bundesrats veröffentlichtwerden, pm den beteiligten Kreisen Gelegenheit zu geben, dazuStellung zu nehmen. Die Grundzüge der kommenden Vorlagebauen sich in allen wesentlichen Punkten auf der zweiten Denkschriftüber die PensionS- und Hinterbliebenenversicherung der Privat-angestellten auf. Daß die Borlage den Reichstag in seiner nächstenSession beschäftigen wird, ist als sicher anzunehmen.Reichstagskandidatur.Wie die„Pommersche Reichspost" mitteilt, wurde in einerkonservativen Vertrauensmänner-Versammlung zu Greifenberg derbisherige RcichStagSabgeordnete des Wahlkreises Greifenberg-Eammin. Oberstleutnant v. N o r m a ii n, der Führer der kon-servativen Fraktion, wiederum als Kandidat aufgestellt. Er erklärtesich zur Annabme der KandldaNir bereit, was um so verständlichererscheint, als Normann in diesem Wahlkreise nicht der Gefahrausgesetzt ist, aus dem Reichstage hinausgewählt zu werden.Mancher seiner Fraktionskollegen wird weniger zuversichtlich denkommenden Wahlen entgegen sehen.Fakultative Feuerbestattung in Preusten.Die Frage der fakultativen Feuerbestattung in Preußen hatbereits einmal den Landtag beschäftigt; er sprach sich einmütig fürdie Einführung aus. Wie jetzt von unterrichteter Seite gemeldetwird, hat die Regierung einen entsprechenden Gcsetzenlwurf auS«gearbeitet, der dem Abgeordnetenhause in der nächsten Session zu-gehen wird._Italien.Der Kampf gegen den Modernismus.Rom, g. September. Heute wurde ein Motuproprio des Papstesveröffentlicht, durch welches praktische Maßnahmen gegen die fort-dauernde Ausbreitung der m o d e r n i st i s ch e n B e w e g u n g er»griffen werden. DaS päpstliche Schriftstück erinnert an alle Ver-ordnungen, die bisher gegen den Modernismus ergangen sind, undfügt ihnen solche über die Studien in den Seminaren, über die Wahlder Rektoren und Lehrer in den Seminaren und katholischen Univer-fitäten hinzu, ferner über die Bedingungen der Beförderung der Geist-lichen zu den höheren Weihen und zum theologischen Diplom, weiterüber die U e b« r w a ch u n g und die Z e« s u r, die gegenüber moder-mstische» Schriften zu beobachten sind. Nach Zitierung der EnzyklikaPaScendi empfiehlt der Papst den Bischöfen und den vorerwähntenOberen angelegentlichst, die Ausbildung des jungen Klerus aufinerk-sam zu überwachen, damit sich dieser gut zum Kampf gegendie Irrlehre vorbereite und damit die jungen Schüler nichtdurch andere Studien abgelenkt iverden. Die Lektüre vonZeitungen und Zeitschriften wird ihnen verboten.Kelgien.Unabhängige Politik.Gegen ein Wahlbündnis hat sich die Bezirkskonferenz derSozialisten des Bezirke« Soignies(Hennegau, Gegend vonBrüssel) ausgesprochen. Der Beschluß, der mit allen gegen vierStimmen gefaßt wurde, betont, daß auf die Liberalen in ihrendoktrinären(rechtsstehenden) Elementen lein Verlaß sei; daß durcheine intensive Propaganda und grenzenlose Hingabe eS möglich sei,den Mut der Arbeiter zu festigen(das Mandat war früher sozio-listisch und ist an die Klerikalen verloren gegangen), den Geist derLandbevölkerung zu erwecken und der gesamten Demokratie Sicher-heiten zu gewähren, die eine Partei von Kapitalisten infolge derEinwirkung ihrer Umgebung und der verderblichen Rolle, die sie inunserer Gesellschaft spielen, nie bieten könne; daß noch eine Masseproletarischer und demokratischer Stimmen von den bürgerlichenParteien zu gewinnen sei.Ume,'!Ka.Panamokanal lind Militarismus.Das gewaltige Friedenswerk, das an der Meerenge von Panamaunter Opferung ungezählter Millionen und Menschenleben errichtetwird, scheint auch der Ausgangspunkt für eine gewaltige Steigerungder Kriegsrüstungen werden zu sollen. So will es der Geist unsereskapitalistischen Imperialismus. In einer Rede in Omaha hatRoosevelt die Befestigung des Kanals verlangt,die Amerikas Kriegsmacht verdoppeln würde. Der Verzichtauf die Befestigung, der im Kriegsfall den Kanal derFlotte der Vereinigten Staaten versperren oder gar einemFeinde in die Hände liefern würde, bedeutete den Verzicht auf dieMonroe-Doktrin und würde das Land der Verachtung aussetzen.Man muß dabei daran denken, daß im vorigen Jahre eine Vorlagedes Präsidenten, die für Befestigungszwecke dort zunächst 4 Millionen,bis zu einem Höchstbetrag von 1ö Millionen Dollars,forderte, vom Kongreß abgelehnt wurde: teils, weil dieBefestigung eine Verletzung der internationalen Verständi-gung über die Frage bedeute, teils auch, weil sie vommilitärischen Standpunkte nutzlos fein würde. Es wirderwartet, daß Taft mit einer gleichen Vorlage wieder an den Kongreßherantreten wird. Die Befürwortung RooseveltS wird ihm dabeizugute kommen.Die Regierung der Vereinigten Staaten steht auf dem Stand»Punkt, daß internationale Verpflichtungen der Besestigung nicht ent-gegenständen. Im Jahre ISOO war zwischen dem amerikanischenStaatssekretär H a y und dem englischen Botschafter LordPauncefote der Pauncefote-Hah-Vertrag abgeschlossen worden,inhaltlich dessen die Vereinigten Staaten sich verpflichteten, den zuerbauenden Kanal als neutral zu behandeln. Der Kanal dürfenie blockiert und es dürften keine den Kanal oder dieangrenzenden Gewässer beherrschenden Befestigungen errichtet werden.Damals lehnte der Senat die Genehmigung des Vertrages in dieserForm ab, beschloß vielmehr einen Zusatz, der den VereinigtenStaaten ausdrücklich freie Hand gab, im Kriegsfall den Kanal mitbewaffneter Hand zu schließen. Den so abgeänderten Vertraglehnte wieder England ab. Ein Jahr später schlössen beideStaaten einen neuen Vertrag, der auch in Kraft getretenist. Darin sind nicht mehr beide, sondern die VereinigtenStaaten allein als Garanten der Neutralität des Kanalsgenannt. Und von der BefestigungS- und Blockadefrage ist gar nichtdie Rede. Mag nun auch ein Teil der englischen Presse über diemilitärischen Absichten der Vereinigten Staaten schreien, so dürfendiese fich jedenfalls auf das beredte Schweigen jenes maßgebendenVertrages berufen. Und vor allem: sie werden heute genau so aufenglische Wünsche und Bedenken pfeifen, wie sie das immer mitgutem Erfolge getan haben. Und andere europäische Staaten, diegleichfalls an der Offenhaltung jenes Verkehrsweges ein Interessehaben, werden sich in die Streitfrage erst recht nicht einmischen.ES begreift sich auch, daß die Vereinigten Staaten keine Lusthaben, den Kanal, für dessen Erbauung sie die Revolution inPanama angezettelt haben und für den sie 300 Millionen Dollarausgeben wollen, im Kriegsfall einer stärkeren Seemacht als Stütz-punkt zu überlassen. Haben sie doch in dem Vertrag mit derRepublik Panama sich ausdrücklich die Herrschast über einenStreifen von je zehn englischen Meilen auf beiden Seiten desKanals auSbedungen: samt dem Rechte, dort Befestigungen an«zulegen. Auch damals hat weder England noch sonst ein Staatprotestiert. Indessen sieht es aus, als sollte der Kanalbau Anlaßzu noch viel weitergehenden Flottenplänen geben. So erklärt derAdmiral Mahan, daß der Kanal, der die amerikanische Westküsteauch in den Machtbereich europäischer Seemächte bringe,geradezu verderblich für die Vereinigten Staaten in demheutigen Zustand ihrer militärischen und Flottenrüstungensei. Er betont, daß Befestigungen allein hier nicht«bedeuteten. Vielmehr sei entscheidend die Herrschaft zur See.Für diese aber habe England neben seiner allgemeinen Ueber-lcgenheit in seinen westindischen Besitzungen einen Stützpunkt, derihm eine Blockierung des Kanals im Kriegsfall, also die Ver-Hinderung gerade des militärischen Zwecks: der Vereinigung derbeiden Flotten der Vereinigten Staaten, der für die Erbauung desKanals mit ausschlaggebend ist, erleichtere.So darf man erwarten, daß die nächste Präsidentschaft Roose-velts eine neue gewaltige Steigerung des Flottenwetteifers bringenwird.—Gaynor als demokratischer Kandidat.New Uork, S. September. Bürgermeister Gaynor, welcher sichüberraschend schnell von seiner Verletzung erholt hat, hat die Kandi-datur angenommen, welche ihm seitens der demokratischenPartei fiir den Posten eines Gouverneurs von New Uork angebotenworden ist. In demokratischen Kreisen äußert man sich sehr be-stiedigt und ist auch überzeugt, daß die Kandidatur Gaynors einenvollen Erfolg haben werde.Gegen einen Feind RooseveltS.MinncaPoliS, 7. September. Die Versammlung des Kongreß-komiteeS. das im letzten Winter dazu bestimmt worden war, dieArbeiten des Departements deS Innern einer Nntersuchimg zu unter-ziehen, hat eine Resolution angenommen, in welcher die Ab-s e tz u n g deS Kabinettssekretärs deS Innern B a l l i n g e rempfohlen und erklärt wird, daß die Anklagen gegensein Departement begründet seien. Der Vorsitzende stelltejedoch fest, daß nicht die nötige Anzahl von Mitgliedern vor-Händen sei und vertagte die Versammlung bis Freitag, wo eine ähn-liche Resolution dem Gesamtkomitee unterbreitet werden wird.Die angenommene Resolution war von einem dem fort-schrittlichen Flügel der republikanischen Partei angehörendenMttgliede des Repräsentantenhauses eingebracht worden, nachdemvorher ein demokratischer Senator eine fast ähnliche Resolution vor-gelegt hatte._Huö der partei«Zu», Bericht über die sächsische Landeskonferenzsenden uns die Genossen LandtagSabgeordnetcn R i tz s ch e undRiem längere Berichtigungen, die ganz abzudrucken unsere Raum-Verhältnisse uns nicht erlauben. Wir entnehmen ihnen daher diewesentlichsten Punkte.Genosse N i tz s ch e wendet sich zunächst gegen folgende Stelleunseres Berichts:Der Alles-oder-Nichts-Standpunkt müsse aufgegeben werden.die Höst scheu Verpflichtungen müsse der Vize-Präsident erfüllen. An Stelle der Beseitigungder Ersten Kaminer müsse die Reform angestrebt werden.Fiir die erste Ausfassung berief sich der Redner auf die Resolutiondes Dresdener Parteitages<?), für die zweite Sache gar auf diesozialdemokratischen Grundsätze.Er sagt dagegen:Es ist mir nicht eingefallen, im Zusammenhange mit der Vize«präsidentenfrage vom Alles- oder Nichts-Standpunkte zu reden, niehabe ich in der behaupteten Weise gefordert, daß der sozialdemokratischeVizepräsident höfische Verpflichtungen erfüllen solle. Was Jch zudiesem Punkte ausgeführt habe, darüber besagt der ausführlicheoffizielle Bericht zutreffend folgendes:Die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion(in der Vize«Präsidentenfrage) hat, soweit ich beobachten konnte, überall im Landedie Zustimmung gefunden. Es ist dabei auch gesagt, die sozial-demokratische Fraktion werde cS immer ablehnen, zu Hofe zugehen. Ich bin der Meinung, daß selbst, Ivenn wir die unsgestellte Bedingung akzeptiert hätten, von einem Hof gangkeine Rede sein könnte. Hätten wir diese Bedingungakzeptiert, so hätten wir das nach der Dresdener Resolution purtun dürfen, aber auch tun müssen, wenn bisse Ver-pflichtung durch die Verfassung vorgeschriebenlo ä r e. Hätten wir dann an der Eröffnung teilgenommen, selbstwenn sie im Schlosse stattfindet, so hätten wir das unterdem Zwang der NotwendigkeU getan, aber e i pHofgang wäre daS nicht. Unter Hofgang verstehe ich nur,wenn Abgeordnete ohne rechtlichen Zwang, wie das in Süd-dcutschland öfter der Fall war, einer Einladung zu Hofe zuTafeleien folgen.Weiter erklärt Genoffe Nitzsche, daß es ihm nicht eingefallen sei,zu fordern, daß an Stelle der Beseitigung der Ersten Kammerdie Reform angestrebt werde.„Ich habe", fährt die Berichtigungfort,„nur den Standpunkt vertreten, eine Reform der Ersten Kammernicht dadurch unmöglich zu machen, daß wir mit den Konservativenzusammen und zu deren Freude Anträge, die eine andere Zusammen«setzung der Ersten Kammer im fortschrittlichen Sinne anstreben,niederstimmen. Unwahr ist auch die spätere Behauptung im Berichte,ich glaubte die Reform der Ersten Kammer mit einer vernünftigenbürgerlichen Mehrheit durchführen zu können".Nach dem offiziellen Bericht sagte Genosse Nitzsche, daß derGedanle nahe liege, daß man, wenn man die Erste Kammer nichtganz beseitigen könne, sorgen müsse, daß sie weniger fortschritts-feindlich zusammengesetzt sei. Selbständige Anträge zur Reform derErsten Kammer wolle er auch nicht stellen, aber eS frage sich, wiewir uns zu den Anträgen der bürgerlichen Linken verhalten sollen.Habe man den Ausschlag zu geben und führe die Haltung der Fraktionzur Ablehnung solcher Anträge, erreicht man durch die Abstimmungnichts andere«, als daß die ErsteKammer in ihrerjetzigen Zusammensetzung bestehen bleibe, dannliege eS doch nahe, lieber fortschrittlichen Anträgen zuzustimmen.Endlich erklärt eS Genosse Nitzsche für gänzlich unwahr, daßseine LiiSftthrungen mit Heiterkeit aufgenommen worden wären.„Weder im offiziellen Berichte ist etwas davon verzeichnet, noch hatjemand etwas von Heiterkeit bemerkt, die ja nur möglich wäre.wenn ich den Unsinn geredet hätte, den mir der Berichterstatterandichtet."Genosse Riem wendet sich gegen folgende Stellen unseresBerichts:„Genosse Riem vertritt die Auffassung der Hof»gäng'erei, Reform statt Abschaffung der ErstenK a m in e r; die Sozialpolitik müsse im Vordergrunde allerTätigkeit stehen."„Genosse Sindermann wendet sich gegen die Ausführungenvon Riem, der die Liberalen zu Unrecht als bildungsfeindlichhingestellt habe."Genosse Riem verweist darauf, baß er nach dem offiziellen Be»richt gesagt hat:„... Nicht richtig ist,... wenn man die sozialpolitischeTätigkeit einer Fraktion gering einschätzt: sie ist nötig nicht inRücksicht auf unsere Gegner, sondern in Rücksicht auf die Arbeiter.(Sehr richtig I) In der Frage der Ersten Kammer hat eS bei unsgar keine großen Meinungsverschiedenheiten gegeben. Aberwir meinen doch, daß man an der Ersten Kammerüberhaupt nicht herumdoktorn kann.Auch bei der VizcprSsidentenfrage gab eS in der Fraktionkeinen Streit darüber, daß wir unter der Bedingungdes Hofgangs den Posten nicht besetzen wollen..."In einer' Erwiderung auf Aeußerungen des Genossen Segerhat Genosse Riem dann nach dem offiziellen Bericht gesagt:..... Ich habe nicht gesagt, daß die Rationalliberalen undFreisinnigen uneingeschränkt für die Bildungsbestrebungen sind,sondern nur, daß sieunSinmanchenBildunaS-fragen unterstützt haben, und d a S läßt sichdoch gar nicht abstreiten.... Meine Stellung zur Frage der Ersten Kammer deckt fichmit der Ansicht von Segcr, ich selbst habe das Zweikammersystemin der schärfsten Weise kritisiert.Endlich hat Genosse Riem in einer Erwiderung auf AuS-führungen deS Genossen Sindermann nach dem offiziellen Berichtgesagt:„... Jl!h wende mich dagegen, daß Sindermann gesagt hat,ich hätte die Liberalen rückhaltlos gelobt. Wenn sie Lobenswertes tun,würde ich sie gern loben; sie tun aber leider selten etwaS Löbens-wertes, und jedenfalls habe ich sie hier nicht gelobt. Geyer» Auf-fassung, daß es vollständig gleichgültig ist, ob wir die Agrarierin ihrer Macht stützen oder ob an ihre Stelle die neue Macht derBourgeoisie tritt, ist falsch. Wir müssen den Feudalstaat zu über»winden suchen. Da« muß auch in Preußen geschehen. Wir habenkeinen Anlaß, liberale Forderungen aufzustellen, wir stellen sozial-demokratische Forderungen auf; aber wir haben auch keinen An«laß zu sagen, der aufkommende Industriestaat ist uns ebenso verhaßt wie der Feudalstaat..Sowohl Genosse Nitzsche als Genosse Riem bezeichnen den Be»richt, der dem„Vorwärts" geliefert wurde, als einseitig undtendenziös. Wir haben dazu zu bemerken, daß uns dieser Berichtvon einem langjährigen Korrespondenten geliefert wurde, der auchin früheren Jahren über die Tagungen der sächsischen Landesparteiberichtet hat, ohne daß jemals Beschwerden gegen seine Darstellungerhoben worden wären._Vom deutschen Arbeiterverein in Brüssel berichtet der Brüsseler„Peuple" mit hoher Anerkennung. Er zählt über 200 zahlende Mitglieder und ist einer der tätigsten in der Brüsseler Organisation.Allmonatlich findet eine ordentliche Sitzung, öfter, wenn auswärtigeRedner anwesend sind, auch außerordentliche Versammlungen statt.Redner waren in letzter Zeit u. a. Rechtsanwalt Joffö, RedaltcurDr. Sachs, Adolf Hoffmann und Zietsch. Im Volkshause ist einLesezimmer eingerichtet, daS neben 15 Parteizeitungen sämtlicheGcwcrkschaftSblätter und eine Anzahl Zeitschriften enthalt.«ES isterfreulich, die Ordnung und Disziplin zu sehen, die in diesemStudienraum herrschen."Ein Verband der sozialistischen Lehrer Belgiens ist gelegentlichde? belgischen LehrertageS in Brüssel gegründet worden.Die Besprechung war von der Brüsseler Ortsgruppe einberufen undvon über 70 Lehrern und Lehrerinnen besucht. Als Gast nahm Ge«nasse Pentcheff, Delegierter der b u l g a r t s ch e n Lehrerschaft teil.ES wurde beschlossen, daß der allgemeine Lehrerverband nicht be-kämpft werden, daß vielmehr die Mitglieder des sozialistischenweiter darin verbleiben sollten. Man erivartet demgemäß auch keineFeindseligkeiten von dieser Seite. Alle Parteimitgliedschaften sollenaufgefordert werden, die ihnen angehörenden Lehrer zum Eintritt inden Verband zu veranlassen.