Nr. 213. 27. Jahrgang. i Mze i>es.Awdls" Kcrlim WIKMM. Sonntag, 11. Septemlier INS. lMwoch. den 14. September, Zablabend in den Bezirken Groß--Berlins . Partei- Hngelcgenbeitcn. Die Wähler des ReichstagswahlkreiseS Fraukfurt-LebnS, die zurzeit in Berlin arbeiten, werden zu einer Wählerver- sammlung am Dienstag, den 13. September, bei Nowottnick, Langestr. 30, eingeladen. Tagesordnung: Die bevorstehende Reichstagswahl in Frankfurt -Lebus . Referent: Reichstagsabgeordneter E. E i ch h o r n. Diskussion. Jeder muß es als seine Pflicht betrachten, in dieser Ver» sammlung zu erscheinen._ Zur Lokallistc. Am Sonnabend, den 17. d. MtS., feiert der Beerdigungsverein Mariendorf sein 20. Stiftungsfest im Lokale von R a u, D o r f st r. 1. Da dieses Lokal der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung steht, obiger Verein aber versucht. Billetts in Arbeiter- kreisen umzusetzen, ersuchen wir dringend, dieselben zurückzuweisen. Ebenso ist das Lokal G r aßls G esellsch a fts h aus gesperrt. Den Besuchern der Mariendorfer Kirchhöfe wird außer den in der Lokalliste verzeichneten Lokalen das Restaurant August Fehlberg, Eisenacher Str. 11 �gegenüber dem Kreuz-Kirchhof) empfohlen. In Südende sind die Lokale von Dahl und Schultheis nach wie vor gesperrt und daher streng zu meiden. Folgende Saalbesitzer haben gewechselt und eZ stehen UNS die Lokale nach wie vor zur Verfügung: In Hohen-Neuendorf<N..B.) an der Nordbahn, Nestau» rant„Zum Feldschlößchen", jetziger Inhaber H. Naßler, Stolpestr. 27. Bergfelde sN.-B.), Restaurant»Zum Einsiedler", Hohen-?ieuendorfer Str. 3, Inhaber Georg Scharf. Auf wiederholte Anfragen teilen wir nochmals mit, daß das Lokal„Mentes Volksgarten", Lichtenberg , Röderstraße, jetziger Inhaber Friedrich Neumann , der Arbeiterschaft nach wie vor zur Verfügung steht. Die Lokalkommission. Charlotienburg. Dienstag, den 13. September, abends 9 Uhr, findet im großen Saale des Volkshauses eine vom Zentralberband der Handlungsgehilfen und»gehilfinnen sowie vom Deutschen Transportarbeiterverband einberufene öffentliche Versammlung statt. Tagesordnung:„Her mit der vollständigen Sonntags» r u h e I" Referent: Stadtverordneter Küter. Wir erwarten, daß die Genossen mit ihren Frauen sich eifrigst an der Agitation für die Versammlung sowie am Besuch selbst be- teiligen. Der Vorstand des Wahlvereins. Steglitz-Friedenau . Zu dem heute nachmittag stattfindenden Familienausflug treffen sich die Wahlvereinsmitglieder mit ihren Familienangehörigen um 2 Uhr an der Westseite der Bahnhöfe Friedenau und Steglitz . Fahrt bis Zehlendorf . Dortfelbst bei Benno Mickley, Potsdamer Str. 23, Kaffeekochen. Um präzise 4 Uhr Abmarsch nach dem Wald. Gesellschaftsspiele, Reigen und Fackelzug der Kinder. Des weiteren weisen wir darauf hin, daß Anmeldungen zu dem am 11., 18.. 23. und 23. Oktober statifindenden w i s s e n- schaftlichen BortragskursuS:„Die Eni stehung unserer Erde " mit Lichtbildern deS Genossen Engelbert Graf an dem nächsten Zahlabend bei allen Bezirksführern entgegengenommen werden. Der Bildungsausschuß. Lankwitz . Der Zahlabend findet besonderer Umstände wegen für unseren Ort acht Tage später, also Mittwoch, den 21. September statt. Der Vorstand. Alt- Glienicke. Am Dienstag, den 13. d. MtS., abends 8 Uhr, findet im Lokale des Herrn August TroPpcnS eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt. Referentin zu dieser Versammlung ist Genossin Frau Schulte» Rixdorf. Falkcnhagcn-Secgefeld. Mittwoch, den 14. September, abends 8l/a Uhr, findet die Mitgliederversammlung beim Genossen Schulz, Neu-Seegefeld, Eichenstratze 6, statt. Tagesordnung: Die Kreis- genwalversainmlung. Vereinsangelegenheiten. Der Vorstand des Wahlvereins. Lerliner JSacbncbtm Die Seuchensperre über den Berliner Viehhof ist, einer amtlichen Meldung zufolge, gestern mittag aufgehoben worden. Stadtrat Dr. Weigert, dessen Amtsperiode abläuft, will eine Wiederwahl nicht annehmen. Dr. Weigert gehörte 23 Jahre dem Magistrat an und war Dezernent des Krantcnyauswesens. der Ge- Werbedeputation und der Deputation für Statistik. Auf allen diesen Gebieten hat er sich wegen seiner reaktionären Anschauungen einen Namen gemacht. Die Deputation für die städtischen Krankenanstalten und die öffentliche Gesundheitspflege wählte in ihrer gestrigen Sitzung unter Vorsitz des Stadtrats Dr. Weigert zu Assistenzärzten für das Kranken- Haus im Friedrichöhain die Doktoren Hodisne und Wunderlich, für das Krankenhaus Moabit die Doktoren Landsberg , Hiltmann und Holste und für die Infektionsabteilung des Rudols-Virchow-Kranken- haufes den Doktor Bacharach . Ferner wurde wegen der Aufbewahrung, Reinigung und Desinfektion der Privatkleidung der Kranken in den städtischen Krankenhäusern das Ergebnis der Um- fragen bei den größeren Anstalten Deutschlands hieniber mit- geteilt. Danach werden die Privatkleider der Kranken nicht allgemein desinfiziert, sondern ausschließlich die mit Ungeziefer behafteten und die Sachen derjenigen Personen, welche an an- steckenden Krankheiten leiden. Die Desinfektion selbst geschieht je nach Art der Bekleidungsstücke mit strömendem Dampf, Formaldehyd und desinfizierenden Lösungen. Die Ausbewahrung der Kleider er» folgt hauptsächlich auf Bügeln und Haken in Umhüllungen; Stiefel und Leibwäsche kommen meistens in die gemeinsamen Klciderbeutel. Die Leibwäsche der Kranken wird nur vereinzelt in Ausnahme« fallen— bei besonderer Beschmutzung zum Beispiel durch Blut— gereinigt, die Kleider werden vor der Verausgabung in der Regel nicht gebügelt. Die Deputation beschloß auf Grund dieser Ermittelungen an die Krankenhäuser folgende Anweisung ergehen zu lassen: 1. Bei der Einlieferung find zu desinfizieren: alle mit Ungeziefer behafteten Kleidungsstücke. Kleidungsstücke, welche von Personen stammen, die an ansteckenden Krankheiten leiden, Kleidungsstücke solcher Personen, von denen bekannt ist. daß in ihrer Familie oder in der näheren Umgebung ansteckende Krankheiten herrschen(Pocken, Diphtherie, Typhus , Scharlach usw.). 2. Die Desinfektion der Kleider und Wäsche erfolgt mit strömendem Dampf. Die Bekleidung, welche durch den strömenden Dampf leidet, wie Leder-, Gummi- und Pelzsachen, Hüte, ist mit Formaldehyd zu desinfizieren. 3. Die Aufbewahrung der Kleider geschieht auf Bügeln in Kleider- hüllen; Leibwäsche und Stiefel werden in einem besonderen Kleider« beutel verpackt und in die Umhüllung gelegt. 4. Eine Reinigung der Leibwäsche ffindet.�nur ausnahmsweise, wenn diese besonders beschmutzt ist, statt. b. Vor der Verausgabung werden die Kleider nicht gebügelt. Heijermans in Dalldorf. Hermann Heijermans, der bekannte holländische Dramatiker, fühlt von Zeit zu Zeit das Bedürfnis, über spezifisch berlinische soziale Verhältnisse ein auf Nichtigkeit Anspruch machendes Urteil abzugeben. Vor mehreren Jahren nächtigte er unerkannt im städtischen Obdach und schrieb darüber für das „Berliner Tageblatt" einen feuilletonistischen Artikel, der einen starken Gegenangriff seitens der städtischen Verwaltung aushalten mußte. Jetzt hat er„im Auftrage" desselben Blattes in einer der städtischen Irrenanstalten genächtigt, offenbar in dem total ver- alteten, deshalb leicht zu falschen Schlüssen verleitenden Dalldorf, und gibt nun wieder seine Erfahrungen zum besten. Wir ver- kennen durchaus nicht die sozial-dramatische Bedeutung Heijermans, aber um über unsere Irrenanstalten ein nur einigermaßen richtiges Urteil fällen zu können, dazu gehört ungeheuer viel mehr praktische Erfahrung als die journalistische Ausbeute einer Nacht und allen- falls noch eines Tages. Der Artikel, der jetzt im Mosseblatt ver- zapft wurde, zeigt ganz klar, daß Heijermans unbewußt„färbt", das heißt sich für die erteilte Erlaubnis zum Nächtigen im Irren- hause revanchiert durch ein dick aufgetragenes Lob an die Adresse der Irrenärzte. Letztere wußten mit ihrer bekannten Schläue in solchen Dingen ganz genau, weshalb sie die Erlaubnis unbedenklich erteilen konnten. Man zeigt Herrn Heijermans nur, was er sehen soll, und man hält ihn fern von Dingen, die das volle Licht der Oeffentlichkeit zu scheuen haben. Wenn man so vierundzwanzig Stunden als vorher angekündigter journalistischer Kritiker(oder Schutzgeist?) durch die Jrrenhausräume wandert, mag alles sehr nett und ordentlich aussehen. In den neueren Anstalten kann man von einem einmaligen Besuche sogar so etwas wie entzückt sein. Die Krebsschäden des Systems, auf die es doch bei einer solchen kritischen Spritzfahrt mit in erster Linie ankommt und von denen Herr Heijermans als unkundiger Thebancr keine Spur zu sehen be- kommen hat, wurzeln unter der glänzenden Oberfläche. Das ist ja eben die fein ausgeklügelte Taktik der modernen Irrenärzte, daß sie die inneren und äußeren Irrenhaus-E in r i ch t u n g e n, die in den letzten Jahrzehnten bedeutend verbessert worden sind, gegen gelegentliche Besucher und namentlich gegen behördliche Respekts- Personen ausspielen, um desto besser die Wahrheit zu verstecken. Auf Inneneinrichtung, HtMene, Krankenbeschäftigung und der» gleichen sitzen die Herren Psychiater stolz im Sattel, aber die zahl- reichen Systemschäden bei der Aufnahme, Behandlung und Eni- lassung sind nicht bloß die alten geblieben, sondern in treulicher Verbindung mit unserem miserablen Polizeishstem immer schlimmer geworden. Von Herrn Heijermans Jrrenhausbesuch, der ein« weit geringere Bedeutung hat als seine damalige Obdach-Visite. werden sich alle, die den modernen JrrenhauSrummel genau kennen, wahrhaftig keinen Sand in die Augen streuen lassen. Auch ein Berliner Jubiläum. Anläßlich der bevorstehenden Festlichkeiten zur Hundertjahrfeier der Berliner Universität werden wir in hochtönenden Reden von mehr oder weniger berufener Seite von preußischer Kultur, vom Mittelpunkt geistigen Lebens, Pflanzstätte wahrer Menschenwürde usw. zu hören bekommen. Da dürfte es doch am Platze sein, eine oder die andere Erinnerung aus der Zeit auszugraben, in der die Berliner Universität ge- gründet wurde. Wer damals im September zu den Gründungs. feierlichkeiten von Norden her nach Berlin reiste, dem bot sich un- mittelbar vor dem Staditor an der Richtstätte, die sich an der Stelle des heutigen Gartenplatzes befand, ein schauerlicher An. blick, der alle Schrecken einer mittelalterlichen Justiz herauf- beschwören mußte: der Leichnam eines hingerichteten, auf das Rad geflochtenen Verbrechers, der dann im November noch durch einen zweiten Gesellschaft erhielt. Bis zum Jansar blieben die Gerichteten hier, ehe sie in der Nähe verscharrt wurden. Erst im Jahre 1811, als noch der Körper einer Frau sechs.Wochen dasselbe Schicksal erlitten hatte, wurde die Aufflechtung aufs Rad ein. gestellt. Aber der Richtplatz mit dem hochragenden Galgen, wo noch im Jahre 1837 die Rädcrung einer Gattenmörderin statt- fand, erhielt sich noch lange und wurde erst 1842 entfernt kurz vor der Eröffnung der Stettiner Bahn; der Galgen wäre auch eine eigentümliche, wenn auch bezeichnende Begrüßung der Reisenden gewesen. Ein forscher Hausverwalter ist der Postschaffner Jan- n u s ch, der im Hause Tilsiter Straße 23a kommandiert. Wir haben uns schon früher mal mit diesem Herrn beschäftigt und über einen Zusammenstoß berichtet, den er mit einer im Hause wohnenden Familie gehabt hatte. Damals erlitt eine Frauj dw im 63. Lebensjahr stand, eine stark blutende Wunde auf dem Kopf. Der Herr Hausverwalter hatte sie ihr beigebracht, indem er mit einem Knüppel zuhieb. Jetzt wird uns aus dem Hause Tilsiter Straße 23a eine ähnliche Affäre bekannt, in der wieder dieser Herr Jannusch— er ist dort immer noch Verwalter— eine Rolle gespielt hat. Ein im Hause wohnender Maurer Nisse! war mit ihm in Differenzen geraten, weil er meinte, seine Frau sei von Jannusch durch ungehörige Redensarten beleidigt worden. Nisse! wandte sich an Frau Jannusch und ließ durch sie ihrem Mann bestellen, daß er sich das verbitte. Am anderen Tage— es war Sonntag, 4. September— fuhr N. in der Frühe auf seinem Rad aus. Als er um%7 Uhr morgens zurückkehrte und im Quergebäude an der im Erdgeschoß liegenden Jannusch'schen Woh- nung vorbei sein Rad die Treppe hinauftragen wollte, trat ihm I. entgegen und stellte ihn zur Rede. N. gab eine ruhig ab- wehrende Antwort und ging dann weiter, um die Treppe hinauf- zusteigen. Da packte I. ihn mit der Linken von hinten an der Schulter und schlug mit der Rechten, in der er ein Stück Hirschhorn hielt, ihn mehrere Male über den Kopf. N. drehte sich um und setzte sich zur Wehr. Ein Hausbewohner, der vom ersten Stockwerk aus schon den Wortwechsel mitangehört hatte und nichts Gutes ahnend sofort heruntergekommen war, befreite N. aus J.s Händen. Als N. dabei zu Fall kam, warf I. sich auf ihn und schlug von neuem auf ihn ein. Auch Frau Jannusch, die sich mit einer Peitsche bewaffnet hatte, griff in den Kampf ein. Schließlich gelang es N., sich loszumachen. Er wurde unverzüglich einem Arzt zugeführt� der am Kopf zwölf Verletzungen feststellte. Die Kopfhaut war stellenweise so arg zerschlitzt, daß man die lose hängenden Lappen hätte abheben können. N. hat gegen I. Strafanzeige erstattet, und es haben auch bereits Vernehmungen des Angeschuldigten sowie des Zeugen stattgefunden. Die Kriminalpolizei hat das Stück Hirschhorn an sich genommen, mit dem der Herr Hausverwalter auf N. einge- hauen hatte. Warten wir ab, ob Jannusch endlich einmal von einem Gericht seinen Denkzettel erhalten wird. Verlegung von Straßenbahnlinien. Die Straßenbahn ist ge- nötigt, wogen verschiedener städtischer Straßenarbeilen eine Anzähl von Linien vorübergehend abzulenken. Auf dem Karlsplatz wird eine unterirdische Bedürfnisanstalt errichtet. Um die Arbeiten zu beschleunigen, soll deshalb die Linie 14 über die Sommerstraße, den Reickstagsplatz, die Noon-, Bismarck » und Moltkestraße sowie über die Moltkebrücke umgeleitet werden. Die Arbeiten beginnen am 13. September und sollen in etwa 3 Monaten beendet sein. Ferner wird die Sjvinemündxr Straße zwischen d« Rsmlerz Md Rügener Straße reguliert. Die Endhaltestelle der Linien III, 27, 30 und 40 wird deshalb vom 14. September an südlich von der Rügener Straße verlegt, bis die Arbeiten beendet sind. Frcimarkenheftchen wird die Reichspost im Laufe des Monats Oktober zur Ausgabe bringen. Es wird nur eine Sorte von Heft- chen ausgegeben, die 12 Freimarken zu 10 Pf. und 16 Freimarken zu 3 Pf. enthalten sollen, so daß sich ein Verkaufspreis von 2 M. ergibt. Fast alle Postverwaltungen, die Markenhestchen bisher aus- gegeben haben, erheben für die Herstellung der Heftchen einen Zu- schlag auf den Nennwert Die Neichshost wird die Heftchen ohne Zuschlag verkaufen. Zunächst wird eine erste Serie von einer Million Heftchen hergestellt und ausgegeben. Nach Bedarf werden weitere Serien folgen. Der Oberbürgermeister von Tokio . Osaki, ist gestern vormittag in Berlin eingetroffen. Das Oberhaupt der japanischen � Hauptstadt, eine'kleine kräftige Erscheinung, befindet sich auf der Heimreise von Brüssel, wo er als Vertreter des japanischen Parlaments an dem interparlamentarischen Kongreß teilgenommen hat. Osaki beabsichtigt, Oberbürgernieister Kirschner einen Besuch abzustatten, um sich über die kommunalen Einrichtungen Berlins zu unterrichten. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich vorgestern abend auf einem Abladeplatz in der Schwedterstraße. Hier war der bei einer Tiefbaugesellschaft tätige 23jährige Arbeiter Andreas Kubatzki aus der Exerzierstraße 2 damit beschäftigt, einen mit Baunraterialien gefüllten Wagen zu entladen. Als K. zu diesem Zweck das eine Längsbrett mit einer Brechstange emporzuheben versuchte, glitt diese ab und traf ihn mit solcher Gewalt gegen den Unterleib, daß er'besinnungslos zu Boden stürzte. Im gleichen Moment gab das Brett nach und die schwere Steinladung stürzte auf den bedaüerns- werten Arbeiter, der vollständig begraben wurde. Arbeitskollegen des Verunglückten machten sich sofort an die Rettung und es gelang ihnen schon nach wenigen Minuten, den Verschütteten aus seiner entsetzlichen Lage zu befreien. In besinnungslosem Zustande wurde Kubatzki nach der Unfallstation in der Badstraße gebracht, wo eine Zerreißung der Eingeweide und schwere innere Verletzungen fest- gestellt wurden. Nach Anlegung von Notverbänden wurde der Arbeiter in hoffnungslosem Zustande nach dem Rudolf-Vicchow, Krankenhaus übergeführt.__ Raubmörder Strrnickel angeblich ergriffen. Wieder eiumal taucht die Meldung auf, daß der seit fast zehn Jahre» gesuchte Raubmörder Sternickel, der, wie erinnerlich, in allen Teilen Deutschlands schwere Verbrechen begangen hat,� in die Hände der Polizei gefallen sei. Diesmal kommt die Nachricht aus Potsdam . Am 6. d. Mts. abends wurde auf der Landstraße zwischen NowaweS und Klein-Glienicke ein Mann aufgegriffen, der eine Kopf- wunde aufwies und einen selbstangelcgten Verband trum Der Be- amte lieferte den Landstreicher so in das Potsdamer Gefängnis ein. Hier erkrankte er so schwer, daß die Ueberführung in das städtische Hospital notwendig wurde. Dort liegt er jetzt besinnungslos danieder. Eine Vernehmung konnte bisher noch nicht erfolgen. Aus den Papieren, die bei ihm gefunden wurden, geht hervor, daß eS sich um einen Gelegenheitsarbeiter namens Dünn handelt. Nähere Angaben über seinen Herkunftsort waren nicht festzustellen. Bald nach der Einlieferung in das Gefängnis glaubte aber der Gendarm, der die Festnahme vorgenoinmen hatte, einige Aehnlichkeit mit Sternickel gefunden zu haben. Er teilte seine Ansicht der Staatsanwaltschaft mit und diese bat einen Miihlenbesitzcr aus Phöben bei Werder, sich in das Krankenhaus zu begeben, um dort an der Persönlichkeit deS eingelieferten Landstreichers zu ermitteln, ob vielleicht eine Identität zwischen dem Erkrankten und dem langgesuchten Sternickel zu kon- statieren ist. Sternickel hatte vor Jahren einmal bei dem Mühlenbesitzer in Phöben Dienste getan. Nach den Bekundungen des Müllers scheint es nun so, als wenn Sternickel derjenige sei, der zurzeit im Krankenhause zu Potsdam auf den Tod daniederliegt. Gewisse Tätowierungen und Merkmale sollen genau übereinstimmen mit denjenigen Zeichen, die bei Sternickel festgestellt worden sind. Der Raubmord an dem Bierkutscher Haase, der nun schon fast vier Jahre zurückliegt, beschäftigt seit einiger Zeit wieder die hiesige Kriminalpolizei. Der 27 Jahre alte Kutscher Ernst Haase , der fünf Jahre lairg bei der Abteilung Fürstenwalde der Schult- heiß-Brauerei beschäftigt war, wurde in der Nacht zum 23. Oktober 1906, einer Sonntagnacht, auf dem Wege von Müncheberg nach Fürstenwalde mit einer Axt erschlagen. Die Pferde mit dem Bier- wagen fand ein Eisenbahnbeamter morgens bei Fürstenwalde an einem gesperrten Bahnübergang stehen. Den ermordeten Kutscher fand man bei Traebut an der Chaussee im Walde liegen. 230 M., die er bei der Kundschaft eingezogen hatte, waren ihm geraubt worden. Die Axt, die blutbesudelt am Tatort liegen geblieben war, stammte von dem Gehöft eines Gastwirts in Müncheberg . Die Ermittelungen führten damals zu einer Reihe von Verhaf- tungen, die über alle wieder rückgängig gemacht werden mußten. In den damaligen Ermittelungen spielten auch die Arbeiter Friedrich Busse aus Müncheberg und Karl Konrad aus Fürsten- walde eine Rolle. Beide hatten in Müncheberg Beziehungen zu einer Frau, bei der auch tzaase berkehrte und wurden über diese und andere Dinge als Zeugen vernommen. Dabei gerieten sie nach und nach auch in einen gewissen Verdacht der Täterschaft. Um so mehr als sie ebenfalls in dem Gasthof in Müncheberg ver- kehrten und in den Besitz der Axt hatten gelangen können. Busse wurde nachgewiesen, daß er in der kritischen Nacht weder bei der Frau noch überhaupt in Müncheberg gewesen war, sein Fahrrad wurde in der Wohnung ganz beschmutzt und mit einem Ketten- bruch vorgefunden. Ein durchschlagender Beweis konnte dauials nicht gegen ihn geführt werden. Daß der Täter ein Radfahrer war, gcht aus allen Ermittelungen herbor. Nun fuhr auch Konrad fast täglich mit seinem Rad nach Fürstenwalde . Er geriet dadurch in Verdacht, daß er in Fürstenivalde über den Raubmord sprach, als dort die Bluttat noch nicht weiter bekannt toar. ES ergab sich aber, daß er die Mitteilung schon von anderen Leuten erhalte» hatte. Konrad stand auch im Verdacht, bald nach dem Raubmord seine Frau vergiftet zu haben, weil sie angeblich von dem Verbrechen gewußt haben soll. Seit ungefähr drei Wochen sind nun Berliner Kriminalbeamte in Fürstenwalde , Müncheberg und Umgegend von neuem mit der Aufklärung deS Verbrechens beschäftigt. Sie haben jetzt die Arbeiter Busse und Konrad ver- haftet. Ueber das Beweismaterial gegen die beiden ist noch nichts bekannt. Wegen Falschmünzerei verhaftete die Kriminalpolizei am Sonn- abend den Schankwirt Martin Josse, der in der Steinstrahe eine Kaschemme besitzt. I. stand in Verbindung mit dem Arbeiter Bernhard Eichner und dem Uhrmacher Benno Marrien, die kürzlich bei der Verausgabung von falschen Fünfmarkstücken getroffen und verhaftet wurden. Marien erklärte, daß er das Falschstück, das bei ihm gefunden wurde, von Jesse erhalten habe. Unterdessen waren aber mehrere Tage vergangen. Jesse, dessen Helfershelfer nicht zurückkehrten. bemerkte wohl, das etwas nicht in Ordnung war und hatte Zeit genug, verdächtige Sachen zu beseitigen. Als nun die Kriminalpolizei seine
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