Nr. 225. 27. Jahrgang.

2. Beilage des„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Wer das Offizierkorps beleidigt,

gehört ins Trrenhaus!

Vor dem Schöffengericht in Weimar   nahm der seit längerer Beit gegen den 69 Jahre alten Professor Lehmann- Hohen­berg geführte Prozeß wegen verleumderischer Beleidigung des preußischen Offizierkorps und des Sachverständigen des preußischen Kriegsministeriums im Dortmunder   Hüger- Prozeß, Obersten Wischer, am Freitag einen geradezu empörenden Verlauf. Der Angeklagte war früher Professor in Bonn  , Breslau   und Kiel  . Wegen einer freimütigen, abfälligen Kritik des damaligen preußischen Kriegsministers von Goßler wurde er feines Amtes entsetzt, behielt aber den Professorentitel und bekam den höchsten Pensionssatz zugebilligt. Seit 1904 lebte er in Weimar  . In Rede und Schrift ist er wiederholt gegen Unrecht, das seiner Ansicht nach begangen wurde, eingetreten. Seinen Bemühungen ist es u. a. ge­lungen, dem Schuldirektor Dr. Heine in Saalfeld   zu seinem Rechte zu verhelfen. Dieser Mann war auf das Gutachten des Pro fessors Dr. Binswanger in Jena   wegen angeblichen Querulantenwahnsinns hin entmündigt worden. Nach fünfjährigem zähen Kampfe wurde die Entmündigung als unberechtigt aufgehoben. Dr. Heine wirkt jezt als Schuldirektor in Meiningen.  

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zweds Beobachtung seines Geisteszustandes durch Dr. Berger. Gegen den Beschluß ist sofortige Beschwerde seitens des Verteidigers eingelegt.

Der Gerichtsbeschluß ist geradezu unbegreiflich. Weshalb ver­langt das Gericht, daß von den tausenden vorhandenen psychiatrischen Gutachten just gerade der Assistenzarzt des Professors als Gut­achter über angeblichen Querulantenwahnsinn des Angeklagten ver­nommen werde, mit dem der Angeklagte fünf Jahre lang in zähem Stampfe gelegen hat? Und das, wiewohl der Kampf damit geendet hat, daß das von der Jenaer   Anstalt gegen den Schuldirektor eine wegen angeblichen Querulantenwahnsinns ausgestellte Gut achten als völlig unhaltbar erklärt ist?

Sonntag, 25. September 1910.

Schiller Theater Charlottenburg. Sonntagnachmittag 3 Uhr: ( Anfang 8 Uhr.) Egmont. Abends und Montag: Robert und Bertram. Dienstag: Die Streuzelschreiber. Mittwoch und Donnerstag: Robert und Bertram. Freitag: Die Braut von Messina  . Sonnabend: Die Kreuzel­schreiber. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Egmont. Abends und Montag: Robert und Bertram.

Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus. Sonntag nach

mittag 3 Uhr: Striemhilds Rache. Abends: Faust. Montag: Kletten. Niobe  . ( Anfang 8 Uhr.) Dienstag: Biederleute. Mittwochnachmittag 3 Uhr: Striem­hilds Rache. Abends: Faust. Donnerstag und Freitag: Kletten. Niobe  . Sonnabend: Revolutions hochzeit. Sonntagnachmittag 3 Ühr: Fauſt. Abends:

Revolutionshochzeit.

Neues Operetten Theater. Täglich: Der Graf von Luxemburg  . Glocken von Corneville.

( Anfang 8 Uhr.) Diefen und nächsten Sonntag nachmittag 3 Uhr: Die

Residenz Theater. Allabendlich: Noblesse oblige.( Anfang 8 Uhr.) Theater des Westens  . Sonntag nachmittag 34 Uhr: Ein Walzer­

Trianon Theater. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Théodore u. Cie.

Zugunsten des Professor Lehmann hat eine Reihe hervor­ragender Aerzte und Professoren Kundgebungen veröffentlicht, so traum. Von Sonntag bis Sonnabend: Die schönste Frau.( Anfang 8 Uhr.) Professor Dr. Haedel- Jena, Professor Dr. Ostwald- Leipzig  , Nächsten Sonntag nachmittag 3 Uhr: Ein Walzeitraum. Abends und Geheimer Sanitätsrat Dr. Küster- Berlin  , Sanitätsrat Dr. Montag: Die schönste Frau.( Anfang 8 Uhr.) Bilfinger- Langenöls, Dr. Bösser Weimar. Sie bezeugen Allabendlich: Bariser Witwen.( Anfang 8 Uhr.) Nächsten Sonntag nach­fämtlich, daß Professor Lehmann eine ehrwürdige Persön mittag Uhr: Théodore u. Cie. ich teit ist, der mit größter Uneigennüßigkeit und Berliner   Bolts Oper. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Der Postillion Opferfähigkeit nach Wahrheit und Recht strebt, Bostillion von Lonjumeau. Dienstag: Bar und Zimmermann. Mittwoch: von Lonjumeau. Abends: Die Jüdin.( Anfang S Uhr.) Montag: Der Sowie: daß auch nicht die Spur von einer Geistes- Rigoletto. Donnerstag: Martha. Freitag: Die Jüdin. Sonnabend: Der schwäche oder Geistestrantheit bei ihm vorliege. Freischüß. Sonntagnachmittag 3, Uhr: Undine  . Abends: Martha. Mon­Der Fall zeigt, wie absolut notwendig scharfe gefeßliche Kautelen tag: Der Postillon von Lonjumeau.( Anfang 8 Uhr.) Luisen Theater. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Im Spätsommer. gegen unberechtigte Unterbringung in ein Irrenhaus sind. Das Abends: Durchgegangene Weiber. Montag: Die schöne Ungarin. Dienstag: Verfahren des Amtsgerichts in Weimar   bleibt ebenso wie das des Kean. Mittwoch: Die schöne Ungarin. Donnerstag: Othello. Freitag: Assistenzarztes Dr. Berger für jeden völlig unverständlich, der nicht Durchgegangene Weiber. Sonnabend: Kean. Sonntag: Unbestimmt. von der befangenen Ansicht ausgeht: wer nach Behauptung des Kriegsministers das Offizierkorps beleidigt, muß verrückt sein. Ein beschämender Rechtszustand für Deutschland  .

Wochen- Spielplan der Berliner   Cheater.

Königl. Opernhaus. Geschlossen.

Der

Bohéme. Dienstag: Der Waffenschmied. Mittwoch: Romeo und Julia  . Neues fönigl. Overn- Theater. Sonntag: Tannhäuser  . Montag: Donnerstag: Marie, die Tochter des Regiments. Die Puppenfee. Freitag: Der Freischüß. Sonnabend: Margarete. Sonntagnachmittag: Die Fleder  : maus. Abends 8 Uhr: Elektra. Montag: Sinfonie- Konzert. Königl. Schauspielhaus. Sonntag: Die Journalisten. Montag: Molière   und die Seinen. Der Tartüffe. Dienstag: Julius Cäsar  . Mitt. woch: Die neue Sonne. Donnerstag: Molière   und die Seinen. Tartüffe. Freitag: Die neue Sonne. Sonnabend: Hamlet  . Sonntag: Die neue Sonne. Montag: Götz von Berlichingen.  ( Anfang 7 Uhr) Deutsches Theater. Sonntag: Die Nomantischen. Montag: Faust. ( Anfang 7%, Uhr.) Dienstag: Die Nomantischen. Mittwoch: Der Wider. spenstigen Bähmung.( Anfang 7, Uhr.) Donnerstag: Gespenster  . Freitag: aust.( Anfang 7%, Uhr.) Sonnabend: Judith.( Anjang 7 Uhr.) Somm tag: Hamlet.  ( Anfang 7/8 Uhr.) Montag: Sommernachtstraum.( Nn­fang 72 Uhr.)

Deutsches Theater  ( Kammerspiele). Sonntag: Das Kloster. Montag: Simson und Delila. Dienstag: Das Kloster. Mittwoch: Frühlings Erwachen. Donnerstag: Das Kloster. Freitag: Simson und Delila. Sonnabend: Das Kloster. Sonntag: Der gute König Dagobert. Montag: Der Arzt am Scheidemege.

alabendlich: Der Feldherrnhügel.( Anfang 8 Uhr.) Sonntagnachmittag 3 Uhr: Das Leutnantsmündel. Abends und Montag: Der Feldherrnhügel. ( Anfang 8 Uhr) Herrnfeld Theater. Täglich: Ein verlorene Nacht. Der Derbyfieger. ( Anfang 8 Uhr.)

Lustspielhaus. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Das Leutnantsmündel.

Casino- Theater. Täglich: Der schneidige Rudolf.( Anfang 8 Uhr.) Montag: Die gute Partie. Dienstag: Othello. Mittwoch: Die gute Bartie. Heute und nächsten Sonntag nachmittag 3, Uhr: Der Hochmutsteufel. Rose Theater. Heute nachmittag 3 Uhr: Othello. Abends und Donnerstag: Othello. Freitag und Sonnabend: Die gute Partie. Sonn­tag und Montag: Das Gefängnis.( Anfang 8 Uhr.)

Folies Caprice. Allabendlich bis auf weiteres: Bolle Pension. Der schwarze Schimmel.( Anfang 8%, Uhr.) Apollo- Theater. Allabendlich: Spezialitäten.( Anfang 8 Uhr.) Metropol: Theater. Allabendlich: Hurra! ( Anfang 8 Uhr.)

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Wir leben noch!

Bajjage Theater. Sonntag, nachmittags 3 Uhr: Spezialitäten. Allabendlich: Spezialitäten.( Anfang 8 Uhr.) Wintergarten. Allabendlich: Spezialitäten.( Anfang 8 Uhr.) Reichshallen Theater. Täglich: Stettiner Sänger.  ( Anfang 8 Uhr, Sonntags 7 Uhr.) Walhalla   Theater. Allabendlich: Spezialitäten.( Anfang 8 Uhr.) Prater- Theater. Täglich: Der Bettelstudent von Berlin.  ( Anf. 8 Uhr.) Carl- Haverland- Theater. Täglich: Spezialitäten.( Anfang 8 Uhr.) Urania Theater. Taubenstr. 48/49. Sonntag: Die Weltausstellung in Brüssel  . Montag: In den Dolomiten. Dienstag: Im Land der Mitter­nachtssonne. Mittwoch: Die Weltausstellung in Brüssel  . Donnerstag: In den Delomiten. Freitag: Im Land der Mitternachtssonne. Sonnabend und Sonntag: Die Weltausstellung in Brüssel  . Montag: Unbestimmt. ( Anfang 8 Uhr.) Sternwarte, Invalidenftr. 57-62.

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Vor dem Schöffengericht Weimar   war jetzt ein Artikel, den der Angeklagte verfaßt hat, inkriminiert, in dem es u. a. heißt:" Heute fann man im Amte bleiben oder als Offizier fommandieren, selbst wenn man als Halunke oder Meineidiger gebrandmarkt worden ist. Das ist keine Uebertreibung, sondern Tatsache, die bewiesen werden tann." Zum Beweise seiner Behauptung hatte der Angeklagte, der durch den Rechtsanwalt Dr. v. Pannewig verteidigt wurde, eine große Anzahl von Zeugen geladen. Ferner hatte der An­geflagte eine große Reihe von Sachverständigen angeführt, die die Behauptung, er sei geistestrant, als völlig unhaltbar darlegen würden. Der Großherzogliche Kreisarzt Dr. Rüdel- Weimar hat bereits bekundet, daß der geistige Zustand des Angeklagten nicht zweifelhaft fein tönne. Der Professor Dr. Binswanger, gegen den der Angeklagte er­folgreich schwere Kämpfe geführt hatte, war vom Gericht früher als Sachverständiger geladen. Der Angeklagte hat mit Er­folg gegen ihn geltend gemacht, daß er befangen sei. Darauf hin hat das Gericht den Assistenzarzt dieses Professor Dr. Binswanger, Dr. Berger Jena, als Sach verständigen geladen. Dieser hat zu den Akten Verdacht dahin ge­Querulantenwahnsinn. äußert, Angeklagter leide an Der Angeklagte und sein Verteidiger lehnten in der Verhandlung diesen Herrn als Sachverständigen ab, da er in allernächsten Beziehungen zu Profeffor Binswanger als Assistenzarzt stehe. Sie beantragten, unbefangene Sachverständige, die sie namhaft machten, darunter Aerzte, die den Angeklagten seit Jahrzehnten kennen und als Psychiater hervorragenden Ruf genießen, zu ver­nehmen. Das Gericht lehnte jedoch diese Anträge a b. Dr. Berger erklärte, zur Abgabe eines Gutachtens sei Kleines Theater. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Ein idealer Gatte. längere Beobachtung und eine förperliche Untersuchung des An- Abends 8 Uhr: Die verfligten Frauenzimmer. Erster Klasse. Allabendlich: Die verflirten Frauenzimmer. Erster Klasse. Nächsten Sonntag nachmittag geklagten erforderlich. Der Angeklagte lehnte ab, von 3 Uhr: Ein idealer Gatte. Abends und Montag: Die verfligten Frauen­diesem Sachverständigen sich törperlich unter- zimmer. Erster Klaffe. fuchen zu lassen. Der Verteidiger protestierte auf das Neues Schauspielhaus. Sonntag: Der Tartüff  . Der Herr von lebhafteste dagegen, daß statt unpartelischer Sachverständigen dieser Bourceaugnac. Montag: Raffles. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Dr. Berger die Untersuchung übernehmen solle. Dr. Berger bean- Freitag: Der Tartüff  . Der Herr von Bourceaugnac. Sonnabend: Ueber unsere Straft.( I. Teil.) Sonntag: Der Tartüff  . Der Herr von Pour­tragte zur Vorbereitung seines Gutachtens, den Angeschuldigten ceaugnac. Montag: Unbestimmt. Berliner   Theater. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Taisun. Bis auf in eine öffentliche Jrrenanstalt zu bringen. Nach § 81 Strafprozeßordnung ist eine solche Unterbringung bis auf die weiteres täglich: Das Musikantenmädel.( Anjang 8 Uhr.) Nächsten Sonn­tagnachmittag 3 Uhr: Taisun. Dauer von 6 Wochen zulässig. Der Verteidiger legte dar, daß Neues Theater. Allabendlich: Das Mter.( Anfang 8 Uhr.) Modernes( Hebbel.) Theater. Allabendlich: Die beste der Frauen. ihm in seiner langen Bragis ein ähnlicher Antrag unter solchen Um ständen nicht vorgekommen ist, protestierte auf das eindringlichste Anfang& Komische Oper. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Tiefland. Abends: Der gegen solche Maßnahme und verlangte wiederholt, daß andere her- Arzt wider Willen. Montag: Der Arzt wider Willen. Dienstag: Tosca  . Sminembe. 763 S 4 heiter vorragende Psychiater vernommen werden, zu deren Gutachten eine Mittwoch und Donnerstag: Der Arzt wider Willen. Freitag: Tosca  . Hamburg   765 WSW 5 bedeckt Beobachtung in der Jrrenanstalt nicht erforderlich ist. Der An- Sonnabend: Der Arzt wider Willen. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Hoff- Berlin getlagte erklärte, daß er freiwillig zur Beobachtung seines manns Erzählungen. Abends: Tosca  . Montag: Der Arzt wider Willen. Franti.a M. 769 Still Thalia Theater. Allabendlich: Polnische Wirtschaft.( Anfang 8 Uhr.) München  Geisteszustandes durch diesen Sachverständigen sich nicht in eine Schiller Theater O. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Neue Jugend. Bien Anstalt begeben werde. Trotz alledem lehnte das Gericht Abends: Der Bibliothekar. Montag: Der Bibliothekar. Dienstag: Die alle Anträge auf Vernehmung anderer Sach- zärtlichen Verwandten. In Zivil. Mittwoch: Der Bibliothekar. Donners­tag und Freitag: Die Kreugelschreiber. Sonnabend: Wallensteins Tod.  verständigen ab und beschloß, die Internierung Sonntagnachmittag 3 Uhr: Neue Jugend. Abends: Wiß Qobbs.( Rafang des Angeklagten in einer öffentlichen Anstalt 8 Uhr.)

Kleines feuilleton.

Leffing- Theater. Sonntag: Ginsame Menschen. Montag: Hedda Gabler. Dienstag: Einsame Menschen. Mittwoch: Das Konzert. Donners­tag: Einsame Menschen. Freitag: Tantris der Narr. Sonnabend, Sonn­tag und Montag: Benn der junge Wein blüht.( Anfang 7%, Uhr.)

e. k.

wahlkreis Arnswalde Friedeberg, Ortsverein Berlin  . Sozialdemokratischer Zentralwahlverein für den Reichstags­nachmittag 3 Uhr, bei Paul Thimm, Tilsiter Str. 79: Mitglieder Heute bersammlung. Gäste willkommen.

Allgemeine Familien- Sterbekasse. Heute Sonntag von 3-6 Uhr,

Bahltag Ackerstr. 123 bei Wernide und Mariannenstr. 49 bei Neumann.

Witterungsübersicht vom 24. September 1910, morgens 8 Uhr.

Stationen

Barometer

tand mm

Wind

770 N

richtung

Windstärke

Better

Temp. n. T.

Stationen

8 berbeen 8 Baris

Barometer

stand mm

ind.

richtung

Bindstärke

Better

Temp. n.

8. De c

8

13 Haparanda 744 NM 2 heiter 12 Betersburg 751 SW 2 molfent 6 76528 4 moltig 12 Scilly 773 NNA 2 bedeckt 13 Mebel 762 WN3 4 wollig 15 2 wollig 771 N 1 bededt 9 768 23 1 bedeckt 11 Wetterprognose für Sonntag, den 25. September 1910. Etwas fühler, vielfach heiter, jedoch unbeständig mit Regenschauern und ziemlich starten, später nachlassenden westlichen Winden. Berliner   Wetterbureau.

wiederzuspiegeln, anstatt sich verleiten zu lassen, es mit einem An- Thomas, der mit scholastischem Spintisieren in die Erkenntnis strich von Salonbauerntum zu versehen. Solche Wirtsstube Gottes dringen will und von einer Versöhnung zwischen Wissen­berträgt schlechterdings keine Tischtücher oder ähnlichen Krimstrams, schaft und Glauben träumt, als Repräsentanten einer ganz im Ge­Bom Bau des Lötschbergtunnels. Das gewaltige Wert der den der gebildete Stadtfrad" gewohnt ist. Auch schwingt z. B. Kein fühle lebenden Religiosität gegenüber. Doch tritt das flüchtig ange­Durchbohrung des Lötschberges, an dem nun seit Jahren bereits Perpenditel einer Wanduhr so weitausgreifend und so unregel- schlagene Motiv im weiteren Verlauf ganz zurück. Neu angefachte eifrig gearbeitet wird, nähert sich der Vollendung; im tommenden mäßig. Im übrigen ist die dekorative Ausstattung sehr zu loben, Gewissensangst treibt Balthasar zum Prior. Es scheint ihm Frevel, Frühjahr bereits wird der Durchstich vollendet sein. Die Chronik und die Darstellung im allgemeinen auch. Marie Sera als sich dem Gericht länger zu entziehen. Der alte Priester aber, eben des Baues hat viel düstere Geschichten zu verzeichnen; gleich bei der Sepherl ist zweifellos echt. Züge der Echtheit trugen auch Anton so unklar und widerspruchsvoll gezeichnet wie Balthasar selbst, hält Arbeit an den ersten zwei Meilen fielen 25 Menschenleben mit Huber( Leopold wald) und der alte Brenninger( Adolf Kurth). feinen Liebling mit wunderlich, aus Christlichkeit und aus einem Schlage dem Berge zum Opfer. Seitdem haben sich noch Als Steinklopferhanns macht Emil Werana seine Sache ganz Sophismen gemischter Rede davon ab. Nur wahrhaft Gläubige, die manche tragische Unfälle zugetragen. Auf der Seite von Brieg   passabel. Wenn er weniger jung aussähe und noch tiefer in die die heiligende Glut der Neue kennen, nur die Brüder im Kloster wurde bald nach der Inangriffnahme der Arbeiten durch eine Lawine Gemütsgründe dieses proletarischen Naturphilosophen hinabstiege, sollen das Bekenntnis hören. Gehorsam unterwirft sich Balthasar ein schweres Unglüd angerichtet, bei dem 12 Arbeiter ihren Tod könnt's eine untadelige Leistung werden. dem Ratschluß, er erzählt den Mönchen, wie er in blindem Haß aus fanden. Ein Kalkulationsfehler der Ingenieure und Geologen, Kammerspiele  :„ Das Kloster." Tragödie von Emile Geldgier, vom Wein erregt, den eigenen Vater erwürgt, und wie er fo führt die„ Daily Mail" aus, rief eine andere Katastrophe hervor; Verhaeren. Der belgische Poet Verhaeren  , der in schwungboll fcige schwieg, als ein Unschuldiger für ihn zum Tode verurteilt bei den Bohrarbeiten wurde man plöblich von den tosenden Wassern hinrauschenden Strophen die alles verschlingende Stadt" und die wurde. Der Prior aber ist im höchsten Maße empört, daß seine des Kanderflusses überrascht, der unterirdisch durch einen Teil des erhaben elementaren Mächte der Natur besungen hat, kann seine Schäflein statt Schauer des Mitleids und der Ehrfurcht, Abscheu Gebirgsmassivs fließt, durch den der Tunnel gebohrt wird. Man Eigenart und Größe in der Form des Dramas unmöglich entfalten. und Entfeßen zeigen. Nur einer, ein herzensreiner Jüngling, bleibt hatte die Lage diefes Flusses nicht richtig berechnet. Diese beiden Das vage Schweifende seiner raftlos von Bild zu Bild fortjagenden unbeirrt; aber eben dieser in seiner freuen, tiefen Freundschaft schweren Unglüdsfälle, die Ueberschwemmung an der Seite des Phantasie, der Hang zum Grenzenlosen, die Etstase widerstreitet bittet und ermahnt Balthasar, um seines Seelenheils willen auch Kandersteg   und die Lawine auf der Brieger Seite, ließen bei den jener strengen, klargegliederten Gestaltung menschlicher Konflikte, bor der Welt die Schande auf sich zu nehmen. Beim Gottesdienst italienischen Arbeitern abergläubische Befürchtungen entstehen, die der folgerecht konzentrierenden Herausarbeitung von Charakteren, in der Klosterkirche schreit Balthasar halb wahnsinnig seine wütende Leute weigerten sich, an dem Werke fortzuarbeiten, das offenbar vom die man von einem Bühnenwert erwartet. Sein„ Kloster  " bleibt in Selbstanklage vor dem versammelten Wolk heraus. Man schleift ihn Unglück verfolgt werde, und eine Zeitlang schien es sogar, als dieser Richtung alles schuldig; und was noch mehr enttäuscht, er fort, und der fromme Alte, eben noch überfließend von Barmherzig­müßten die Arbeiten ruhen, weil nicht genug Leute gefunden werden bietet als Erfaz trop der flangvollen, von Stefan Zweig   offenbar feit, wird, da der Schuldige das Kloster selbst kompromittiert hat, fonnten, die bereit waren, im Lötschbergtunnel ihr Leben zu wagen. mit feiner Nachempfindung übertragenen Weise auch keinen intime- zum unbarmherzigen Richter. Heute werden geger 4000 Jtaliener beschäftigt. Nach seiner Boll- ren Stimmungsreiz, noch irgendwelche bedeutungsvollen Perspek- Die Darstellung bot Gutes. Rayler gab der zerrissenen endung wird der Tunnel eine Länge von 944 englischen Meilen tiven, die zu nachsinnendem Denken anregen. Dem Dichter schwebte Verzweiflung des Helden beredte Gebärde und beredten Ton. haben, genau 3 Meilen weniger als der Simplontunnel  , der bekannt das alte Problem von Schuld und Sühne vor. Aber er behandelt es Bagays alter Prior und Gberts Jüngling waren malerisch lich der größte der Welt ist. Die Kosten des großen Werkes werden unter so erkünftelten Vorausseßungen, und unter diesen Voraus eindrucksvolle Erscheinungen. Aber über die Brüche des Dichte auf 40 Millionen Mark geschäßt, die ausschließlich aus Schweizer   segungen selbst wieder in so verworren widerspruchsvollen Wen- rischen half keine Schauspielkunst hinweg. Kapital gebedt werden. Dazu treten noch die Bahnlinien von Bern  , bungen, daß man über eine frostige Verwunderung nicht hinaus­die neu gebaut werden, um den Anschluß an den Tunnel herzu kommt. stellen, und die ihrerseits weitere 30 Millionen verschlingen. Nach Was bei derlei Vorgängen als innere Handlung psychologisch­der Gröffnung des Tunnels wird der Bahnverkehr von Frankreich   ethisch am meisten interessiert, das allmähliche Erwachen, die Reak-( Bellevueftr. 3) schließt am 30. September und übersiedelt dann ins Die Frib Reuter- Ausstellung im Künstlerhaus und von der Schweiz   nach Mailand   eine Beitersparnis von etwa tion in der Empfindung, die, immer weiter dringend, nicht ruht, bis Abgeordnetenhaus. 4-5 Stunden erfahren. sie durch das härteste Opfer, das Bekenntnis, sich auch nach Kunst chronił. In der Akademie der Künste außenhin manifestiert hat, das spielt in Verhaerens Tragödie über- wurde die Gedächtnisausstellung für Starbina und Olbrich Im Schillertheater Charlottenburg gab's wieder haupt keine Rolle Fir und fertig tritt einem der reuige Sünder eröffnet. mal einen Anzengruber. So gehört es sich auch für ein wirt- entgegen. Es ist kein Kämpfen, nur ein ewiges Klagen. Und ander-- Das feltenste chinesische Buch wurde für das liches Voltstheater, das den Sab: daß nur das Beste gut genug fürs feits ist seine Tat so unverständlich, so traß und scheußlich, daß man Museum für Völkerkunde erworben. Es ist ein Großfolioband, der Bolt sei, von Rechts wegen über seinem Portal tragen müßte. fie ihm von vornherein nicht glaubt. Die Züge des Charakters die Bücher 4908 und 4909 der Riefenenayllopädie Yung- lo- ta tien Wenigstens sollte in diesem Sinne gedacht und gehandelt werden, fügen sich zu keiner plastisch- individuellen Einheit zusammen. enthält. Dieses Werk, das mehr als 2000 Bände umfaßte, konnte so oft ein Wert des Klaffiters unter allen Boltsdichtern in Frage Zehn Jahre sind es, daß Balthasar, der Sprößling eines vor- der hohen Koften wegen nie gebrudt werden, wurde aber eins oder tommt. Ueber die föstliche Poesie seiner reuzelschreiber" nehmen Geschlechts, das Kloster aufgesucht. Gr, der Verbrecher, der zweimal abgeschrieben. Das einzige bis dahin erhaltene Gremplar bedarf es gewiß keiner Worte mehr. Der Regie aber erwächst hier seine Tat dem Prior gebeichtet, erfreut sich bei dem Greise solcher ist beim Brande der Han- lin- Akademie in Beting zerstört worden. die Aufgabe, das von Anzengruber so wundervoll echt gegebene Gunst, daß dieser ihn zum Nachfolger in seinem Amt ertoren. Der Der erworbene Band ist einer der wenigen, die gerettet wurden. körfisge Milieu auch wirklich in seinen Grenzen realistisch Dichter stellt im ersten Atte Balthasar dem gelehrten Bruder( Wie kam diefer gerettete" Band nach Deutschland  ?)

Theater.

Notizen.

dt.