Dr. 251. 27. Jahrgang) 2. Jtriliif In Jennitts" Erlittet AIIlsdlR PM. 26.©Mut« 1310. Die Netterkstsittophe in Söditalien. Der sonnige Süden, das Land der Sehnsucht so vieler Nordländer, ist wieder einmal von einer schweren Katastrophe heimgesucht worden. Wie bereits gemeldet, ist ein wolkenbruch- artiger Regen, verbunden mit einem furchtbaren Orkan, über weite Gebiete des südlichen Italien niedergegangen und hat in den betroffenen Gegenden Tod und Vernichtung verbreitet. Besonders schwer von dem Unwetter heimgesucht sind die malerischen Ortschaften des Golfes von N e a P e l, die der Bucht von Neapel vorgelagerte Insel I s ch i a und verschiedene Ortschaften des Golfes von S a l e r n o. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sind in diesen Landesteilen H u n- d er t e v o n M e n s ch e n unter den von den Bergen niedergegangene it Schlammassen begraben oder durch die von der Gewalt des Orkaus zusammen- brechendenHäuser erschlagen worden. Aus ver- schiedenen Teilen des von dem Unwetter betroffenen Gebietes liegen eingehende Nachrichten noch nicht vor. Der Orkan hat die telegraphischen Verbindungen zerstört, die Schlammassen haben Wege und Stege überflutet, Eisenbahnlinien zerstört und ganze Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Am entsetzlichsten scheint die Verheerung in dem Fischerorte C e t a r a gewütet zu haben. In Neapel eingetroffene Flüchtlinge berichten, daß der Ort fast ganz von den Schlammassen über- flutet wurde, daß die nur leicht gebauten Häuser zum Teil in den Schlamm versunken sind und daß etiva 200 bis 250 Menschen dort der Katastrophe zum Opfer gefallen sind. Die Katastrophe, die mit großer Schnelligkeit herein- brach, traf die unglücklichen Bewohner ganz unvorbereitet. Bei den Rettungsversuchen haben sich entsetzliche Szenen ab- gespielt. Ein Bauer wurde samt seinem Wagen und Maul- tier bei Gatara von den Gießbächen ins Meer fort- geschwemmt. Einer fliehenden Mutter wurde ihr Kind aus den Armen gerissen. Das Kind wurde davon- geschwemmt und ertrank. Eine Frau wurde vor Schreck wahnsinnig und stürzte sich in die Flut. Schlammberge und Trümmer versperren Cetara, so daß die Rettungsaktion mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die Stadt S a l e r n o ist durch die Zerstörung der Be- leuchtungsanlagen in völlige Dunkelheit gehüllt. Das Wasser hat eine Höhe von mehreren Metern erreicht und ist. in die Magazine und Wohngebäude eingedrungen. Verschiedene Per- sonen wurden durch Blitzschläge getötet. Die Zahl der Toten und Verletzten ist deshalb so groß, weil zum größten Teil die Bevölkerung von dem Unwetter im tiefen Schlafe überrascht wurde. Aber auch die anderen Ortschaften haben unter dem auf sie hereinbrechenden Unglück entsetzlich gelitten. So ist die Ortschaft Majori fast vollständig eingestürzt, 20 Menschen liegen unter den Trümmern begraben. Minors vor kurzem noch ein blühender Ort, ist jetzt zum Teile ein Schutthaufen; bisher wurden vier Tote unter den Trümmern gefunden. Dagegen lassen die vorliegenden Nachrichten von der Insel I s ch i a erkennen, daß das Unglück nicht ganz so groß ist, wie es die ersten Schreckensnachrichten vermuten ließen. In Casamicciola sind etwa 15 Häuser eingestürzt. Hundert andere sind beschädigt, unter ihnen das Elektrizitätswerk, so daß die Stadt des Nachts i n Dunkelheit daliegt. Hier sind etwa 10 Menschen umgekommen. Ebenso haben die anderen Ortschaften der Insel zum Teil ganz erheblich unter dem Unwetter gelitten. Der durch die Katastrophe angerichtete Sachschaden ist vor- läufig noch gar nicht abzuschätzen. Wo sich früher blühende Fluren und grünende Felder erstreckten, sind die Gegenden ein Ehaos von Schutt und Geröll, das sich durch die Schlammfluten über sie hinwälzte. Die Regierung hat eine umfassende Rettungsaktion ein geleitet. Mehrere Kriegsschiffe und andere Danipfer sind mit Lebensmitteln, Zelten. Soldaten und Aerzten und Hilfs- Personen vom Roten Kreuz nach den betroffenen Gebieten ab- gegangen. �__ Die Radboder Kataltrophe vor Gericht. Bochum , den 25. Oktober 1910, In der gestrigen Abendsitzung richtete Bergwerksdirektor An- dree folgende Frage an den Zeugen Lewandowski: Sie wußten, daß nur der Arbeiterausschuß berechtigt war, Beschwerden vorzutragen? — Zeuge Lewandowski: Der Arbeiterausschuß blieb aber unseren Versammlungen, in denen die Beschwerden besprochen wurden, fern. Damals wurde in die Welt hinausposaunt, daß für die Auf- räumungsarbeiten ö M. pro Schicht bezahlt wurden. Der Lohn wurde aber bald daraus reduziert. Auch wurde bekanntgegeben, daß diejenigen Arbeiter, die das Unglück mitgemacht hätten, nicht gekündigt werden sollen. Auf der einen Tafel stand diese Bekannt- machung, aus der anderen stand die Kündigung.— Direktor An- dree: Das war ein Irrtum.— Zeuge LewandowSki: Irrtümer sind auf Radbod sehr viele passiert.— Als Sachverständiger über die Kohlenstaubentwickelung wird der Einsahrer David vernommen. Von größerer Staubentwickelung aus Nadbph könne keine Rede sein. Es sei ausgeschlossen, daß so viel Staub da gewesen sei, wie manche Zeugen behaupten.— Vert. R.-A. Heine: Zeigten die Getöteten die Spuren einer Staub- entWickelung?— Sachverständiger Hallender: Die Leichen waren völlig schwarz.— Vert. R.-A. Heine: Das deutet also aus eine Pulverc�plosion.— Sachverständiger Hallender: Es war von einem Schweizer Sachverständigen damals festgestellt worden, daß es eine Schlagwetterexplosion war.— Sachverständiger Kalk- heuner: Ich habe nichts von einem solchen Gutachten gehört, auch . nichts davon, daß man an den Leichen festgestellt hätte, ob sie durch eine Schlagwetter- oder durch eine Staubexplosion getötet worden find.— Zeuge Bergmann Salm hat keine Schlagwetter beobachtet.— R.-A. Heine: Haben Sie nicht selbst einmal von einem Arbeits- kollegcn verlangt, er solle einen Artikel in die„Bergarbeiter-Zei- tung" bringen, weil Sie so viel mit Schlagwettern zu kämpfen hatten?— Zeuge: Nein, davon ist mir nichts bekannt.— Zeuge Nickel: Sie kamen doch zu mir und sagten: Willst Du nicht einen Artikel in die Zeitung setzen, dort, wo ich mit Groß arbeite, sind so viele Schlagwetter. Ich sagte: Das ist nichts mit einem Artikel, gehe zum Betriebsführer, der soll eine Beschwerde machen.— Zeuge Salm bleibt dabei, daß dieses Gespräch nicht geführt wurde.— Zeuge Nickel: Es ist geführt worden. Es handelt sich um die Eicher- heit der Arbeiter, noch dazu vor dem Unglück, und das vergesse ich nicht, wie alt ich werde.— Zeuge Knappschaftsältester Friedrich Oehler ist vom Vorstand ße» Allgemeinen KnappschaftSverejnS dazu bestimmt gewesen, als Arbeitervertreter bei den Aufräumungsarbeiten zugegen zu sein. — Der Zeuge bekundet: Am 0. März 1909 habe ich vom Vorstand des Allgemeinen Knappschaftsvereins die Mitteilung erhalten, daß der Bergrevierbeamte von Hamm es als wünschenswert bezeichnet hätte, bei den Aufwältigungsarbeiten auch Vertreter der Arbeiter hinzuzuziehen. Der Vorstand habe deshalb den Knappschaftsültesten Schäfer vom Gewerkverein christlicher Bergarbeiter und mich vom alten Verband vorgeschlagen. Am 10. März erhielt ich einen Ex- Preßbrief mit der Mitteilung, daß am gleichen Tage Leichen auf Radbod geborgen werden sollten. Ich hatte die Auffassung, daß ich der Bergung beiwohnen sollte, und fuhr daher nach Radbod. Dort traf ich in der Verwaltung mehrere Herren. Einer von ihnen, Generaldirektor Janssen, fragte mich, was ich wollte. Ich habe die Briefe des Knappschastsvereins vorgelegt. Herr Jansten erklärte mir, das sei alles sehr schön, die Zeche habe die gleiche Mitteilung erhalten, aber es fehle doch eine spezielle Vollmacht. Zu den Be- fprechungen könne man mich nicht zulassen. Auf meine Frage, ob ich denn in die Grube einfahren könne, gewährte man mir das Ich bin nach 2� Stunden wieder ausgefahren. Die Herren von der Betriebsleitung waren fort. Ich ging deshalb nach Hause. Am nächsten Tage sagte mir vor Beginn der Vorstandssitzung Direktor Kühnen vom Allgemeinen Knappfogastsverein:„Sie sind ja schon auf Zeche Radbod gewesen. So war das nicht gemeint. Sie brauchen nicht eher wieder nach Radbod zu fahren, bis Tie dazu vom Berg- revicrbeamten aufgefordert werden." Seither habe ich nichts ge- hört. Am 10. September habe ich dann beim Allgemeinen Knapp schaftsverein angefragt, worauf mir mitgeteilt wurde, ich würde schriftlichen Bescheid über weiteres Einfahren erhalten. Auf eine Anfrage an den zuständigen Bergbeamten bekam ich die Antwort, er würde mein Anliegen dem Vorstand des Allgemeinen Knapp- schaftsvereins mitteilen. Eine gleiche Antwort erhielt ich auf eine Beschwerde an das Oberbcrgamt. Bis heute habe ich nichts weiter von der Sache gehört. Vert. R.-A. Heine: Was ist denn vom Allgemeinen Knapp schaftsverein in der Sache geschehen? Zeuge Oehler: Ich bin selbst Mitglied des Vorstands, aber i»er Vorstand hat nichts in der Sache getan. Vert. R.-A. Heine: Das ist doch jetzt schon wieder ein Jahr her. Bergwerksdirektor Andrer: Herr Oehler ist aber nachher nicht wieder gekommen. Wir würden ihm anstandslos das Befahren der Grube gestattet haben. Zeuge Oehler: Ich habe den Eindruck gehabt, daß meine An Wesenheit unliebsam empfunden wurde. Außerdem sollte ich ja auch nur auf Aufforderung des Bergrevierbeamten die Grube befahren. Staatsanwalt: Sind durch die Entsendung des Zeugen dem Allgemeinen Knappschaftsverein Kosten entstanden? Zeuge Oehler: Ich habe den üblichen Sppsensatz mit 9 M. und etwa 2 M. Fahrgeld erhalten. Staatsanwalt: Ich nehme an— ich weiß es natürlich nicht—, daß der Gedankengang des Direktors Kähnen gewesen ist: Herr Oehler wird nun möglicherweise jeden Tag nach Radbod fahren und dadurch entstehen große Kosten. Vert. R.-A. Heine: Wenn es schon erlaubt ist, Vermutungen vorzutragen, möchte ich mich dahin äuszern, daß der Borstand des Allgemeinen Knappschastsvereins vor der Verwaltung der Zeche Radbod ins Mauseloch gekrochen ist. Direktor Andrer: Der Allgemeine Knappschaftsverein ist einer der größten Vereine. Die Auffassung des Verteidigers steht doch mit seiner neulich geäußerten Ansicht in Widerspruch, daß die Bergbehörde nur zu winken brauche, um ihre Wünsche erfüllt zu sehen. Zeuge Schlosser Fastnacht: Er habe kurz vor dem Unglück an der Wasserleitung, die eingefroren war, gearbeitet. Während dieser Zeit lief das Wasser nicht.— Inspektor Hallender: Ich kann darüber Auskunft geben. Der Mann hat offenbar einen Vorfall im Auge, der sich im Januar 1908 zugetragen hat.—- In einer längeren Auseinandersetzung wird dann festgestellt, daß sich seine Beobachtungen doch nur auf den Fall ganz kurz vor dem Unglück beziehen können.— Der Zeuge Fastnacht bekundet dann noch, daß er in einer Nacht die Wache bei den geborgenen Leichen auf Radbod gehalten hat. Er will bestimmt gesehen haben, daß eine Leiche Lebenszeichen gab, nämlich den Arm hob. Der Markenkontrolleur machte Wiederbelebungsversuche, die aber erfolglos waren.— Staatsanwalt: War es finster?— Zeuge: Nein, hell beleuchtet.— Staatsanwalt: Haben Sie nicht vielleicht Gespenster gesehen?— Zeuge: Oh nein.— Staatsanwalt: Sollten Sie bei der Rohrleitung etwa auch Gespenster gesehen haben?(Bewegung.) Zeuge Merket, jetzt Händler, bekundet, er und seine Kameraden hätten einmal einen Hohlraum ehrlich verpackt. Am anderen Tage hingen wir am Brett, jeder mit 3 M. Strafe wegen nicht gentigen- der Leistung. — Der Zeuge Bergmann Witting bekundet, an einer gestundeten Stelle sei nur ein leichter Verschlag angebracht worden, hinter dem noch allerlei Betriebsmaterial aufbewahrt wurde. Tat sächlich sei ein Schlepper, um Schienen zu holen, dort hineinge krochen. Infolge der Wetter sei die Lampe sofort erloschen.— Der Fahrhauer Heinekamp bekundet demgegenüber, daß an der frag- lichen Stelle eine feste Mauer aufgezogen gewesen sei.— Mehrere weitere Zeugen bestätigen die Angaben des Bergmanns Witting. Zu der heutigen Sitzung waren vom Nebenkläger mehrere Zeugen geladen, die über die gestern bereits erörterten Punkte vernommen werden sollen.— Vert. Rechtsanwalt Heine: Dann be- antrage ich, heute überhaupt nicht zu verhandeln. Ich habe die gestern vernommenen Zeugen unter Zustimmung der Gegenseite entlassen und muß diese Zeugen natürlich wieder vorladen, wenn in eine neuerliche Erörterung über diese Frage eingetreten werden soll. Bors.: Wir können dann vielleicht wenigstens den Zeugen Thomas noch über die gestern angeschnitten« Frage hören.(Zum Zeugen Thomas): Sind auf Radbod Leute beschäftigt worden, die infolge ihrer ungenügenden Vorbildung nicht hätten beschäftigt werden dürfen? Zeuge ThoniaS: Mir ist ein Fall bekannt, in dem ein Mann, der auf der Zeche„Maximilian" 2)4 Monate in der Grub« gearbeitet hatte, auf Radbod sofort als Lehrhauer angestellt wurde. Der Mann war früher Stukkateur. Bei seiner Entlassung von Radbod bekam er das Zeugnis al» Lehrhauer. Sachverständiger Kalkheoner: Ich möchte den Zeugen fragen, ob nach seiner Ansicht hier ein Verstoß gegen die bergpolizeilichen Vorschriften vorliegen soll. Zeuge Thomas: Ja, nach meiner An- ficht muß jemand, der in der Grube als Lehrhauer beschäftigt ist, mindestens 1 Jahr in der Grube tätig gewesen sein. Sachverst. Kalkheuner: Das ist ein Irrtum. Nach§ 2 der bergpolizeilichen Vorschriften dürfen zur selbständigen Ausführung von Maure» arbeiten nur Leute angestellt werden, die das 21. Lebensjahr voll- endet haben, 3 Jahre in der Grube und unter Aufficht eines Hauer? tätig gewesen sind. Rechtsanwalt Heine: Ich möchte an den Zeugen Hansmann die Frage richten, ob es nicht üblich und namentlich im Interesse der Sicherheit der Gruben notwendig ist, daß jeder, der in der Grube als Lehrhauer beschäftigt ist, längere Zeit unter Tage gearbeitet hat.— Es entspinnt sich über diese Frage eine längere Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Sachverständigen. Sachverst. Hansmann meint, daß jeder, der unter Tage als Lehrhauer beschäftigt ist, zunächst ein paar Jahre als Pferdetreiber und Schlepper arbeiten muß. Sachverst. Mantel äußert sich hierüber, daß jüngere Leute wohl eine längere Probe« zeit durchmachen müssen. Bei alten, gereiften Leuten sei die Frage vielleicht anders zu beantworten. Sachverst. Werner: Der wesentlickje Unterschied liegt wohl darin, daß �ein gelernter Berg- arbeiter sich besser vor Gefahren schützen kann. Beim Schlagwetter abprobieren und dringeirden Verrichtungen haben nicht gelernt« Bergarbeiter keine Ahnung von den Vorgängen. Es bilden sich Kegel über der Lampe und der Mann fuchtelt mit der Lampe in der Luft herum und weiß nicht, was los ist. Dies ist eine große Gefahr, Im Soarrrvier muß eio Mau« 7 Jahre als Schlepper tätig sein, bis er Hauer wird. Die fremden, zugereisten Elemente, deren wir hier im Ruhrrevier eine große Anzahl haben, sind lm übrigen auch nicht die intelligentesten Leute. Staatsanwalt: Die Frage ist doch die, ob die Verwaltung von Radbod pflichtwidrig oder nachlässig gehandelt hat. Sachverst. Werner: Das kann ich speziell nicht sagen. Aber das System ist doch sehr bedenklich. Staatsanwalt: Ja, das System! Das ist etwas ganz anderes. Wir haben hier eine geradezu amerikanische Entwickelung. Ich möchte wissen, ob die Zechenverwaltung in diesem Falle pflichtwidrig oder nachlässig ghandelt hat. Sachverständiger Werner: Eine be- stimmte Vorschrift ist yewiß nicht übertreten. Die Zechen- Verwaltung hat bergpolizeilich richtig gehandelt, vom tech- nischen Standpunkt aus bedeutet aber eine Verwendung ungelernter Arbeiter eine große Gefahr. Direktor Andre«: Der hier angestellte Mann hat von der Zeche Maximilian Lehrhauerpapiere vorgezeigt und wir hatten deshalb keine Veran- lassnng, den Mann nicht anzustellen. Bors.: Herr Werner, es handelt sich hier doch um einen älteren Mann. Meinen Sie nicht, wenn jemand 214 Monate beschäftigt ist, kann er ruhig als Hauer verwendet werden? Sachverst. Werner: Es gehören mindestens li Monate dazu, um einigermaßen orientiert zu sein. In der Praxis geht das aber nicht, weil Kohlen gefördert werden müssen. Vert. R.-A. Heine: Es kommt darauf an, ob aus Radbod alle Ruch, sichten auf die Gefahren in der Grube und die Begleitnmstä.ide genommen wurden. Sachverst. Kallheuner: Es unterliegt der Prü- fung jedes einzelnen Falles, ehe wir zu einem abschließenden Urteil kommen. Verteidiger R.-A. Heine: Ich möchte dann noch eine Frage wegen der Spurlattcn an den Zeugen Thomas richten. Di« rektor?lndree: Es ist mehrfach von den Spurlatten geredet worden. Ich nehm« jedoch an. daß es sich hier um ein Mißverständnis han- delt. Von der in der Verhandlung genannten Firma sind am Unglückstage keine Spurkatten geliefert worden, ich habe vielmehr Auftrag gegeben, daß Tragbahren zusammengezimmert werden sollten. Im übrigen sind für die Wiederherstellung der Seljacht- führung starke Spurlatten verwendet worden, weil dies schneller geht.— Ueber die Frage der Wiedereröffnung und Wiederher- stellung der Schachtführung äußern sich die Sachverst. Werner und Akiantel dahin, daß von den betreffenden Jlrbeitern und Beamten durchaus richtig gehandelt sei. Sachverst. Hansmann ist der Mei- nung, daß besser Spurlatten genonimen� worden wären, weil diese selmeller angebracht werden können. Sachverst. Kalkheuner: Ich möchte mich auch zu diesem Punkt äußern und muß sagen, daß in durchaus ausreichender Weife vorgegangen ist und daß in denkbar kürzester Zeit die Mängel beseitigt wurden. Berginspektor Hallender äußert sich dann über die Frage, cb die Explosion auf Schlaalvetter oder auf Kohlenstaub zurückzu- führen ist. Obgleich die Leichen schwarz gebrannt waren, kann die Explosion nur eine reine Schlagwetterexplosion gewesen sein, weil in" der ganzen Grube höchstens ein halber Eimer Koks gefunden worden ist, der sich bei Staubexplosionen stets bilden muß. Zeuge Rettig teilt mit, daß er bei feiner Neberfllhrung ins Krankenhaus ganz mit einer Koksschicht überzogen gewesen sei. Die Sitzung wird hierauf auf morgen(Mittwoch) vertagt. Morgen soll der Direktor des Allgemeinen Knappschastsvereins Köhnen und der Oberarzt des Knappschaftsvereins, Sanitätsrat Lindemann, über die Verweigerung der Zulassung der Arbeiterver- treter bei den Aufräumungsarbeiten auf Radbod vernommen werden._ Hiid aller Melt. Todessturz des Oberleutnants Meute. Der an dem nationalen Herrenfliegen in Magdeburg beteiligte Oberleutnant M e n t e stieg gestern nachmittag mit seinem Wrightapparat zu einem Fluge auf. Nachdem er einige Zeit die Bahn umflogen hatte, wollte er im Gleitfluge niedergehen. Als er fast den Boden erreicht hatte, stellte er den Motor nochmals an. Der Versuch, wieder in die Höhe zu gehen, mißlang, der Apparat stürzte zu Boden. Der unglückliche Aviatiker kam unter den vollständig zer- trümmerten Apparat zu liegen und war sofort tot. Das Fliegen wurde abgebrochen. Mist le Ndve freigesprochen. Bor dem Schwurgericht in London begannen gestern vor» mittag die Verhandlungen gegen Miß l e N ö v e, die Getiebte des zum Tode verurteilten GattenmörderS Crippen. Miß le Nüve ist der Teilnahme an der Ermordung der Galtin CrippenS an» geschnldigt. Eine dichtgedrängte Menge füllte die Halle, vor allem ivar das weibliche Publikum stark vertreten. Die Angeklagte er« klärte, daß sie nicht schuldig sei. Entgegen dem Antrage de« Staats« anwalt« erklärten die Geschworenen, daß Miß le Röhe an der Er- mordung der Frau Crippen nicht beteiligt sei, und sprachen sie frei._ In den Rhein gestürzt. Ein schweres Unglück ereignete sich Montagabend 8'/« Uhr an der Rheinhausener Fähre. Ein Bauer aus Gerlingen bei Bretten hatte mit einem Zioeispännergefährt Hafer ge- fahren, um ihn an eine Brauerei zu verkaufen. Der Handel kam nicht zustande und so sollte abends die Heimfahrt er- folgen. Zu dem Bauer hatte sich noch dessen 18 jährige, Tochter gesellt, die in Ludivigshafen Verwandte besucht hatte und nun mit dem Vater nach Hause fahren wollte. In der Dunkelheit verfehlte der Bauer jedoch den Weg und fuhr tn den Rhein , wo daS Fuhrwerk alsbald vom Strome erfaßt und fortgerissen wurde. Auf die gellenden Hilferufe machten sich sofort Schiffer auf die Suche, sie konnten jedoch von den Verunglückten keine Spur mehr finden. Der Wagen, die beiden Pferde, Vater und Tochter waren tn dem Wasser spurlos verschwunden. Rekordflug des SlviatikerS Euler. Der deutsche Aviatiker August E u I e r stieg gestern auf dem Griesheimer Exerzierplatz bei Dar in st a d t zu einem Dauerflug auf. Es gelang Euler, sich während drei Stunden sechs Minuten und dreizehn Sekunden in der Luft zn haltön. Die während des Fluges eingehaltenen Höhen schwanken zwischen zehn und achzig Meter. Der Wind war unregelmäßig und böig. Mit dem Fluge hat Euler den von Jeannin mit zwei Stunden vierzig Minuten aufgestellten deutschen Dauerrekord ge« schlagen._ Kleine Notizen. Vorn Zuge überrannt. Durch den daherbrausenden Schnellzug Metz— Gießen wurde in der Nähe des Bahnhofes Hetzerath (Rheinland ) ein Fuhrwerk erfaßt..Der Fuhrmann wurde ge- tötet, der Wagen ist zertrümmert. Als Ursache des Unglücks wird angegeben, daß die bereits geschlossene Zugschranke noch ein» mal geöffnet wurde, um das Fuhrwerk durchzulassen. Ein Attentat auf einen Eisenbahnzug wurde auf der Strecke Natibor— T r o p p a u am Sonntagabend verübt. Unbekannte hatten drei Egyen, zwei Schienen stücke und eine Bahn schwelle über das Gleis gelegt. Der Lokomotivführer erkannte die Gefahr noch rechtzeitig und brachte den Zug zum