7177 und die Sozialdemokratin SLIS Stimmen erhielten. Diesesverdältnismähig günstige Ergebnis verdankten die Nationalliberalenjedoch nur der Hilfe von rechts und der Blockbegeisterung der Nicht-Wähler._Kopp und Fischer.Die„Germania" dementiert die von unserem Kölner Partei-blatt, der„Rhein. Ztg.", veröffenllichte Mitteilung, dast der KardinalKopp in seinem Briefe an Fräulein v. Schalicha geschrieben habe, erhabe von Rom auS den Austrug erhalten, nach Köln zu gehen zumEucharistischen Kongreß, und zwar um der dort stattfindendenBischosskonferenz zu präsidieren, da Rom dem Kardinal Fischer nichttraue. Die Germania erklärt wörtlich:„Das ist unwahr. Uns liegt eine bollständige Abschrift diesesBriefes an Fräulein v. Sdmlscha vor. aber von alledem, was die„Rheinische Zeitung" behauptet, ist kein Wort darin enthalten.Der Kardinai-Fürstbischof Kopp hat überhaupt niemals ein Wortgeschrieben oder gesprochen, was auf die Verwaltung des Kardinal-Erzbischofs Fischer auch nur den leisesten Schatten werfen könnte."Sammlungen für die Bremer Polizei.Aus Bremen wird uns gemeldet:Bei der hiesigen Schutzmännschaft besteht eine sogenv-nnteHilfslasse, die für außerordentliche Unterstützungen in Not-fällen bestimmt ist. Um nun dieser Kasse Gelder zuzuführen,sind dieser Tage die Inhaber größerer Lvralitäten, Caf6susw. um Spenden angegangen worden. Es wurde ihnen voneinem Beamten gesagt, daß auch in diesem Jahre, noch Schlußdes Freimarktes(Jahrmarkts) sich verschiedene Wirtebereit gefunden hätten, in die Hilfskasse eine Spende zugeben. Natürlich schließt sich kein Wirt aus.Die„B ü r g e r z e i t u n g" verlangt in ihrer heutigenNummer eine sofortige Erklärung seitens der Behörde, ob siediese eigenartigen Sammlungen billigt.Klassenjustiz.Daß viele Richter namentlich streikenden Arbeitern gegenübernicht vorurteilslos sind, ist bekannt und wird auch durch zahlreicheBeweise der schlimmsten Klassenjustiz erhärtet. Dennoch ist dieseVoreingenommenheit wohl noch selten so kraß hervorgetreten, wie in1 einem Brief, den der in Lübeck bei der dortigen zur Bekämpfung derSozialdemokratie gegründeten RechtSauStnnftsftelle tätige AssessorWesterwick an einen Wirt schrieb. Das Dokument, dessen Beran-lassung schwere Ausschreitungen seitens der Streik-brecher beim Werftarbeiterkampfe in Lübeck war,lautet wörtlich: Lübeck, 27. S. 10.Anbei den heutigen Bericht des„L.-A." über den Tumult amSonnabend. Darnach leugnet die Zeitung absolut nicht, daß dieTumultuanten Arbeitswillige waren. Die Schuld tragen aber dieSireikenden. welche die andern zwingen wollen. Deshalb habendie sich bewaffnet. ES wäre gar nicht schlecht, wenneinige von den Kugeln in derNotwehr auf dieStreikenden abgegeben wären und getroffen hätten.Also obwohl der Assessor genau wußte, wie er selbst schreibt,daß die Tumultuanten Streikbrecher waren, wünschte er doch denStreikenden einige Kugeln. Und dieser gemütvolle Herr wirdvielleicht demnächst Richter. Was werden die Arbeiter von ihm zuerwarten haben?_Berkehrsminister und Beamtenabgeordneter.Die Meldung der„Frankfurter Zeitung", daß der bayerischeZentrumsabgeordnete und Bahnverwalter C a d au wegen einer mWeiden gehalienen Rede, in der er auf die bekannten WeidenerVorgänge zu sprechen kam, vom bayerischen Verkehrs-mini st er zur Verantwortung gezogen worden sei, istnach dem.Bayer. Kurier" uuzutreffend.„Wahr ist nur." soschreibt das ZentrumSorgan,„daß in loyaler Form bei Herrn Ab-geordneten Cadau Auskunft darüber erholt wurde, ob einStimmungsbericht, der über die Versammlung in einem Blatte er-schienen war, und der naturgemäß von einer wörtlichen Wiedergabeabfoh, in seinen Einzelheiten bezw. in einzelnen Wendungen wort-getreu referiere. Da dies nicht der Fall war, so war die Angelegen-heit ohne weiteres erledigt."_Pädagogisches aus Baden.An das Gymnasium in L a h r ist plötzlich ein Professor derOffenburgerRealschuleauf seinen Wunsch versetzt worden.der schon lange Zeit seine bewährte Lehrtätigkeit in Offenburg aus-übte. Ueber die Veranlassung zu diesem Platzwechsel erfährt man,daß die Frage der Konfession eine Rolle spielte. Der ProfessorK. ist Jude. Ein dortiges Blatt berichtet:„Der Direktor der Realschule habe in einer Unterrichts-stunde zu den Schülern gesagt:„Nur ein guter Christ' könne ein guter Schüler sein". Die Folgerung ausdieser Aeußerung wäre auch, daß nur ein guter Christ auch einguter und gewissenhafter Lehrer sein könne. Der Herr Professorhabe daraus die Konsequenz gezogen, daß seine Autorität überdie Schüler untergraben sei, wenn derartige Lehrsätze von vor-gesetzter Stelle verkündet würden und habe darum seine Versetzungerbelen."In dieser Sache hatte der großherzogliche Oberschulrat inKarlsruhe die Entscheidung und zog es vor, den Professor von derRealschule hinwegzunehmen statt den Direktor zu emfcrnen. Aber:eS handelt sich um einen eifrigen ZentrumSmann, der viel-leicht im Sinne der neuesten Kaiserrede seine Realschüler dahinerzieht, daß sie auch im guten Christen nur den einzig wahrenPatrioten erblicken können. So soll die freiheitliche Schulein Baden aussehen?_Der staatsgefährliche Gemeindevorsteher.Den zum Gemeindevorsteher in Gräbel, Kreis Bolkenhain,gewählten Stellenbcsitzer Hermann Adler wurde durch dasnachfolgende Schriftstück des Landrates des Kreises Bolkenhain dieBestätigung veriagt:„Die am 11. September auf Sie gefallene Wahl der Ge-meindevertreter zu Gräbel zum Gemeiiidevorstcher der GemeindeGräbel wird uiner Zustimmung des KreiSauSschusses nicht b e-stätigt. v. Loesch."Der Grund dieser landrätlichen Verfügung ist darin zu suchen.daß per nichtbestätigte Gemeiiidevorsleher bei der letzte» Reichstags-erfatzwabl in Jauer-Landeshut-Bolkenhain den Sozialdemolraienseinen Garten zur Abhaltung einer Versammlung unter freiemHimmel zur Bersügung stehle._Pensionsverfichervng der Privatangestellten.Die kommissarischen Beratungen über den Gesetzentwurf, derdiese Materie regeln soll, haben irn Reichsamt des Innern begonnen.Man rechnet damit, daß der Gesetzentwurf noch vor Weihnachren demReichstage zugehen kann. Wenn dann gleich nach den Weihnachts-fcrien die erste Lesung der Vorlage vorgenommen wird, so glaubtman, bestimmt damit rechnen zu können, daß noch in der laufendenTagung des Reichstages das Gesetz fertiggestellt werden kann.Oertcrmch.DaS LandtagSmaudat LuegerS erobert.Wien, 3. November.(Privatt»legramm des„Vorwärts".)In der heute stattgefundenen Stichwahl im 2. Bezirk für denösterreichischen Landtag siegte der SozialdemokratFranz S ch u h m e i e r mit 12 7M Stimmen über denKandidaten der Christlichsozialeii, Preher, der 11 623 Stimmenerhielt. Bei der Hauptwahl hatte Schuhmeier 6471 gegen10832 christlichsoziale erhalten. Unsere Erwartung hat sichalso erfüllt: Die Erben nach Lueger sind die Sozial-demokraten.franhmcb.Das Ministerium der sozialen Reaktion.Paris, 3. November.(Privattelegramm des„Vor-wärts".) Bis zur Stunde ist das Kabinett noch nicht end-gültig gebildet, obwohl B r i a n d hoffte, es bis zum heutigenZusammentritt der Kammer fertig zu haben. Die Kammermußte sich daher gleich bei ihrem Zusammentritt auf Diens-tag vertagen. Briand begegnete schon in dem Bestreben,Radikale oder Radikalsozialisten für sein reaktionäres Pro-gramm zu gewinnen, größeren Schwierigkeiten, als er an-genommen hatte. Namentlich ist ihm an dem Eintritt undder Mitschuld M i l l e r a n d s gelegen, da sonst sein Kabinett,vielleicht von Pichon abgesehen, aus seh'r wenig be-deutenden Leuten, die ihr Portefeuille nur der GunstBriands verdanken, bestehen würde. Auch muß er Millerand,diesen bewährten Intriganten, außerhalb des Ministeriumsmehr fürchten als innerhalb der Regierung. Doch ist es biszur Stunde noch zweifelhaft, ob Millerand es für klug hält,sich durch sein Eintreten für die Reaktion zu kompromittieren.Ein Mitglied der neuen Regierung meinte, es handle sichdarum, ob Millerand mit der neuen Gesetzgebungeinverstanden sei. Diese soll Eisenbahnausständeund sonstige Ausstände in öffentlichen Verwaltungszweigenunmöglich machen. Briand wünsche die Abänderungdes Koalitionsgesetzes vom Jahre 1884, namentlichin der Richtung, daß gegen Streikende in öffentlichen Ver-waltungszweigen die schwersten Strafen borge-sehen würden. Es sei aber notwendig, daß zwischenBriand und Millerand, der als Bautenminister diese Gesetzewerde parlamentarisch vertreten müssen, vollstes Einvernehmenherrsche. Derselbe Minister erklärte übrigens noch über diepolitische Stellung der neuen Regierung:„Es wird einKabinett radikaler Färbung sein, mit einem durchausantirevolutionären Program m." Damit ist derarbeiterfeindlicheCharakterdes neuen Kabinettsoffen gekennzeichnet.Der Te m p s schreibt: Welches Ministerium auch immerans Ruder kommen wird, es wird vor allem die Aufgabehaben, ein für allemal jenem Zustande ein Ende zu machen,der es selbst den anständigen Eisenbahnbediensteten gestattet,sich einem A u s st a n d anzuschließen, als ob das eine ganznatürliche Sache wäre. Die Eisenbahner wie alle anderenAngestellten der öffentlichen Dienstzweige, müßten durch einunzweideutiges Gesetz darauf aufmerksam gemachtwerden, daß jede verabredete Einstellung derArbeit, selbst wenn dabei keinerlei Gewalttätig-leiten vorkommen, als ein Verbrechen gegen dasVaterland gelten würde.Die voraussichtliche Ministcrliste.Paris, 3. November. Falls Milherand das Portefeuilleder öffentlichen Arbeiten annimmt, würde das neue Kabinettbestehen aus: Ministerpräsident und Inneres Briand, JustizTheodor Girard, Auswärtiges Pichon, Krieg GeneralBrun, Marine Admiral Boue de Lapehröre, UnterrichtMoriz Faure. Finanzen Klotz. Handel Jean Dupuy,Ackerbau Raynaud oder L a f f e r r e, Kolonien Lafferreoder Raynaud, Arbeitsminister Puech.Preßstimmen.Paris, 3. November. Die gesamte Presse beschäftigtsich eingehend mit der M i n i st e r k r i s e. Die konserva-tiven Blätter erheben gegen einen etwaigen Eintritt desDeputierten Laferre in das neue Kabinett Einspruch, da diesereiner der hervorragendsten Führer der Freimaurer sei undunter dem Kabinett Combes versucht habe, das von dem damaligenKriegsminister Andrä eingeführte System der Auskunftszettel zuverteidigen. Der Combistische„Rappel" schreibt: Briand hatKomödie gespielt. Er wird mit einer neuen Truppe auf derParlamentsbühne erscheinen. Zweifelhaft aber ist, ob er langeErfolg haben wird.Jaurös schreibt in der„Humanite": Nun, der Wider-stand der Arbeiterklasse wird nicht abrüsten.Ihre Erbitterung und Verachtung wird sich nicht beschwichtigenlassen. Zwischen ihr und dem Verbrecher wird der Kampfunerbittlich weitergeführt werden, bis sie ihn entweder gestürzt, oderbis er sie zermalmt haben wird und mit ihr die Republik. Briandhat nicht im Parlament die erforderliche Unterstützung gesucht,er hat in der schwierigen Lage Fallieres zu Hilfe ge-rufen und diesen kompromittiert, indem er ihn in die Krisehineinzog. Das ist ein beispielloses Vorgehen.Die radikalen Blätter schreiben: Die Gemäßigtenund Konservativen wollen auf die Politik BriandS einen Druckausüben, aber sie beleibten ihn, wenn sie annehmen, er könnteauf ihre Anschauunger. eingehen. Briand wird sich nach wie vorausschließlich auf die republikanische Mehrheit stützen.„P e t i t eRepublique" sagt: Der„Diktator" hat jedenfalls eine merk-würdige Auffassung von der Diktatur. Briand hätte sehr wohlsein Portefeuille behalten können. Hoffentlich wird er die ängst-lichen Leute, die sich am Sonnabend so besorgt zeigten, voll-ständig beruhigen.Die sozialdemokratische Opposition.Paris, 3. November. Der geeinigte Sozialist Duma? er-klärte, dem Kabinettschef Briand würden die Sozialisten einesolche systematische Obstruktion entgegensetzen, daß ersich gezwungen sehen werde, zur Auflösung der Kammerzu schreiten. Auch I a u r c S sagt voraus, daß dem neuen Kabinettseitens seiner sozialistischen und radikalsozialistischen Freunde sehrgroße Schwierigkeiten in den Weg gelebt werden würden.Spanien.Zur Lage.Paris, 2. November. Wie der„Agence HavaS" ausCerböre gemeldet wird, stellen die bis zum Abend ein-gegangenen Meldungen fest, daß auf der ganzen Halbinselvollständige Ruhe herrscht, ausgenommen in Sa-badell, wo der allgemeine Ausstand fortdauert.Republikanische Agitation.Madrid» 2. November. Die„Corrnpondencia Militär" meldet:Der Militärgouverneur von Badajoz ist verständigt worden, daß dieradikalen Politiker die durch die portugiesische Revolutionan der Grenze hervorgerufene Erregung zu Treibereien unterder Garnison benutzt hätten; doch hätten sie damit keinerleiErfolg gehabt. Im Gegenteil, ein Wachtmeister, der von einemrcpublikaiiischen BezirkSvorstehcr aufgefordert worden war. an einerVerschwörung teilzunehmen,»ahm ihn fest und brachte ihn nach demMilitärgefängnis. Dem Wachtmeister wurde von der Garnison alsZeichm der Anerkennung eine goldene Uhr überreicht.Portugal.Die Anklage gegen Franc».Paris» s. November. Aus Lissabon wird dem„Matin" gemeldet,die Regierung stehe der gegen Franca eingeleiteten gericht«lichen Verfolgung fern, habe sie jedoch nicht verhindernkönnen. Die Verfolgung Francos sei auf die Klage eines Privat-mannes zurückzuführen, der im Jahre 1S08 angeblich auf Ver-anlassung Francos ins Gefängnis geworfen worden sei und nun-mehr von dem ihm zustehenden Rechte Gebrauch gemacht habe,wonach jeder Portugiese, der sich durch ein Verbrechen, auch durchein politisches, geschädigt glaube, das Recht hat, den Schuldigen per-sönlich vor Gericht zu belangen.Cnglanä.Morleys Rücktritt.London, 3. November. Der Staatssekretär d«S indischenAmtes, Biöcomt Morlcy, tritt von seinem Posten zurück undwird Lordpräsident des Geheimen Rates. Der Staatssekretärfür die Kolonien Earl of Crewe wird-als Nachfolger MorleysStaatssekretär des indischen Amts. An die Stelle Crewes tritt dererste Kommissar für Arbeiten und öffentliche Bauten Lewis Harconrt,dessen Posten der Earl of Bcauchamp übernimmt.Em der Partei.Gemeindewahlsieg.Bei der Gemeinderatswahl in Barop bei Dortmundsiegten unsere beiden Genossen mit 183 über die Kandidaten dervereinigten Gegner, welche nur 88 Stimmen erhielten. In dieserGemeinde war die dritte Abteilung seit zwei Jahren völlig ohneVertretung. Bei der Wahl vor zwei Jahren hatten auch unsereGenossen gesiegt, aber die Gegner erhoben Protest wegen des Wahl-modus und die Wahlen wurden für ungültig erklärt. DaS Ver-fahren zog sich so lange hin. daß bisher keine Ersatzwahlen vor-genommen werden konnten. Es muß aber bemerkt werden, daßman gegen den Modus früher niemals protestiert hat, daß alsoniemals anders in Barop gewählt worden war. Der Versuch zurVertreibung der Sozialdemokraten ist nun gründlich mißglückt.**<•Bei den Gemeinde tvahlen in Hessen hat die Sozial-demokratie mehrere Erfolge erzielt. In Gemeinschaft mit denFortschrittlern hat sie mehrere Hochburgen des Zentriuns gebrochen.Das Zentrum verlor an den sozialdemokratisch-fortschrittlichen Blockdie Gemeindewahlen in Viernheim, Kost heim undLorsch und hat schließlich auch Alzey verloren, obgleich es sichdort mit den Nationalliberalen verbündet hatte. Trotz des Zu-sammenschlusses dieser beiden Parteien konnten es die Kandidatenihrer Liste nur auf 222 bis 344 Stimmen bringen, Während dieStimmenzahl der fortschrittlich-sozialdemokratischen Liste 645 bis727 betrug. Gewählt wurden zwei Sozialdemokraten und dreiFortschrittler._Maßregelung eines Marxisten in der tschechischen Sozialdemokratie.Im„Kampf", der Monatsschrift der deutsch-österreichischenSozialdemokratie, schreibt O. B.:Franz Mehring hat vor wenigen Monaten geschrieben, dieösterreichische Arbeiterklasse besitze„den beneidenswerten Vorzug,über den qualitativ und quantitativ beträchtlichsten Nachwuchs anMarxisten zu gebieten". Leider kann diesen Ruhm nur die deutscheArbeiterklasse in Oesterreich in Anspruch nehmen. Die tschechischeSozialdemokratie ist in der Marxschen Schule noch nicht vertreten,Desto größer war unsere Freude, als die neueren Arbeiten desGenossen Edmund Burian die Hoffnung erweckten, in ihm werdedas tschechische Proletariat den Mann finden, der den Wissenschast-lichen Sozialismus der tschechischen Arbeiterklasse vermählen werde.Seine„Sozialistischen Episteln"(vergleiche„Der Kampf", I..Seite 42) und sein Büchlein über die Nationalitätenfrage(vergleiche(„Der Kampf", III., Seite 480) ragen über das leider nicht sehrhohe Durchschnittsniveau der tschechischen Parteiliteratur beträcht-lich empor; seine Abhandlungen über theoretische Probleme, dieer in der„Akademie" und in der„Rovnost" veröffentlicht hat,haben uns bewiesen, daß endlich auch die tschechische Partei einenMann gefunden hat, dem die Beschäftigung mit den kleinen Prob-lemen des Alltags den Sinn für den Ausbau des wissenschaftlichenSozialismus nicht ertötet hat. Wir haben in Burians Arbeitennicht mehr als tüchtige Leistungen eines Anfängers erblickt; aberzu froher Hoffnung für die Zukunft haben sie uns ermutigt.Aber Burian hat eine schwere Sünde gegen die Prager Partei»leitung begangen: In seiner Broschüre über die Nationalitäten-krage hat er sich zu der Ueberzeugung bekannt, daß die Interessender Arbeiterklasse Oesterreichs nur durch internationale zentrali-sierte Gewerkschaften verfochten werden könnten. Er gab dieserUeberzeugung Ausdruck, ohne die separatistische Parteimehrheit an-zugreifen; er forderte, daß durch Umgestaltung des inneren Auf-baues der Reichsgewerkschaften den tschechischen Arbeitern die Rück»kehr in die internationalen Organisationen erleichtert werde. Abermilde in der Form, blieb er doch entschieden in der Sache. Dashaben ihm die Machthaber in der tschechischen Sozialdemokratienicht verziehen.Burian war seit 11 Jahren Redakteur der„Rovnost" in Brünn.Da er der Forderung, er möge wider seine Ueberzeugung seineFeder in den Dienst der separatistischen Aktion stellen, mutigWiderstand leistete, wurde er zunächst des Einflusses auf die Politikund die Schreibweise des Blattes beraubt. Wo Tusar regiert.muß ein Marxist natürlich schweigen. Aber noch blieb Burian einunerwünschter Gast im Redaktionskörper des Brünner Blattes.Und da er dem freundschaftlichen Rat. um seine Entlassung zubitten, nicht nachkam, ging die tschechische Landespartetvertretungendlich daran, sich des Mannes, der sich dem Stab des separa-tistischen Blattes so schlecht einfügte, zu entledigen. Burian wurdeentlassen. Er verläßt die Redaktion des Parteiblattes, für daser 11 Jahre lang gearbeitet hat. Für Marxisten ist in der tschechi-schen Parteipresse kein Raum.AuS der belgischen Partei.Man meldet uns aus Brüssel: Der G e n e r a k r a t derbelgischen Sozialdemokratie hat in einer neuerlichenBeratung über die politische Situation eine große M a n i f e st a»t i o n für den Tag ver Kammereröffnung beschlossen. Bänder-Velde und D e st r 6 e werden die Regierung über die„allgemeinePolitik" interpellieren. Ein von der Partei herausgegebenes M a»n i f e st über die politische Lage und die„Regierung ohne Majo-rität" wird vor Eröffnung der Kammer an die arbeitende Bevölke-runa gerichtet werden.— Die Manifestanten werden die sozia«listischen Deputierten und Senatoren zur Kammer geleiten.Albert ist somit über die Stimmung in der Arbeiterschaft unter-richtet und hat Material für seine Thronrede.poNreilkedes» Cmcbttfchea ufw.Auch eine Beleidigung.300 M. Geldstrafe für den Borwurf der Steuerdrückebergereibekam das Gcmeinderatsmitglied Genosse Misch towitz inSaargemünd(Lothringen), weil er in einer Gcmeinderats-sitzung behauptet hatte, das GemeinderatSmitglieö RentamtmannWalter habe bei einer Bank 50 000—55 050 M. liegen und bei derSteuerbehörde nicht angegeben. Die Beweiserhebung ergab, daßWalter bei der Bank nicht so viel deponiert hat, als Misch-kowitz nach den ihm gewordenen Mitteilungen angeführt hatte.Der Staatsanwalt— denn man hatte Offizialklage erhoben—beantragte einen Monat Gefängnis, denn eine Geldstrafe,so betonte der Staatsanwalt, würde den Angeklagten doch nichttreffen, diese bezahle die sozialdemokratische Partei.Das Gericht erkannte jedoch auf 300 W. Geldstrafe.