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1860 1865 1871 1871 1871 1872 1873 1874 1877 1877 1877 1888 1888 1888 1891 1895 1897 GewcrkfcbaftUcbee. Zur drohenden Huöfpcrrung in der Schuh­industrie. Angesichts der von den Unternehmern angedrohten Generalaussperrung in der deutschen   Schuhindustrie ist es an gebracht, die Lohnvcrhältnisse dieser Arbciterkategorie etwas näher zu beschauen, sintemalen in den nächsten Tagen die Unternehmer im Gewerbe und ihre Helfershelfer be kanutermatzen wieder von derkolossal gestiegenen Lebens- Haltung" der Schuharbeiter und derFrivolität" ihrer Lohn forderungen reden und schreiben werden. Interessante und lehrreiche statistische Feststellungen über die Entwickelung der Schuhindustrie macht der Beamte der Gewerbeinspektion, Dipl.-Jng. Dr. Phil Karl Rehe in seiner SchriftDie deutsche   Schuhgrosiindustrie"(Ab- Handlungen des staatswissenschaftlichen Seminars zu Jena  ). Rehe stützt sich außer auf die Angaben in den Arbeiten von Francke, Schöne, Rumpf und den Schriften des Vereins für Sozialpolitik besonders auf die Untersuchungender sozial- demokratischen Schuhmachergewewkichaft" nach Veröffent- lichungen Zinners und auf eigene Feststellungen in der Erfurter Schuhindustrie. Danach waren für die Zeit vor den 60 er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Löhne im Handwerk, in der Fabrik und in der Hausindustrie einander annähernd gleich.ILM  verdiente in Erfurt   ein tüchtiger Schuhniachergeselle, der beim Meister wohnte, jedoch Mittagessen(15 Pf.) und Abend brot(5 Pf.) von der Herberge bekam, wöchentlich 4 M. bis 4,50 M. 1850 wohnte der Geselle nicht mehr bei dem Meister und arbeitete auch meist außerhalb(Sitzgeselle), im Durch schnitt wurden hier 6 M. wöchentlich verdient.Wer 3 Taler verdient, kann heiraten", so hieß es damals." Für die spätere Zeit gibt Rehe folgende Durchschuittswochenlöhne: Durchschniltslohn Leipzig  .............. 78 M. Hamburg  .............. 8,50 Königsberg  ............. 7, Allona............... 915 Fürth  .............. 12, Hannover  ............. 69, Kindelbrück   b. Erfurt  ......... 9, Kobnrg und Landshut  ......... 5 11 Kempten  ............. 9, Reichstagspetition der Berliner   Schuhmacher- gehilfen............ 1218 In 33 Orten Deutschlands  ....... 910 Leipzig  .............. 11,50 Frankfurt   a. M............ 10,80 Elmshorn  ............. 11, In 18 Orten Deutschlands  ....... 11,50 Leipzig  .............. 12,74 In 129 Orten mit 17 254 Arbeitern.... 12,82 Im Jahre 1908 standen nach Rehe die Mindestlöhneim Handwerk bei freier Lieferung der Furnituren durch den Meister": Köln   24 M., Düsseldorf   21 M., Münster   21 M., Mülheim   a. Rh. 19,20 M., in neun anderen Städten 18 M., in 1 Stadt 16,50 M-, in 2 16 M., wieder in 2 15 M.. in 1 14 M. und in 1 12 M.,das gibt im Durchschnitt dieser Städte einen Mindestlohn von 17,50 M." Und das ist er- bärmlich genug. In der Hausindustrie werden nach Rehenaturgemäß" noch niedrigere Löhne gezahlt als wie im Handwerk. Rehe meint, daß gegenüber den Löhnen des Handwerks die in den mechanischen Schuhfabriken gezahltensehr hoch" seien. W i e hoch sie da sind, erfahren wir aus einer Uebersicht über die in Erfurt   gezahlten Fabriklöhne. In 11 Erfurter   Schuh- fabriken mit zusammen 3837 Arbeitern betrug 1907 das Jahres- einkomrnen eines Arbeiters 900 M., der Wochendurchschnitts­verdienst rund 18 M. Allerdings weist Rehe darauf hin, daß in diesen Fabriken 12 Proz. jugendliche Arbeiter und 33 Proz. weibliche Arbeiter über 16 Jahre beschäftigt sind. Jedoch auch bei Berücksichtiguug dieses Umstandes erschienen die Löhne in besonderem Licht. Wer sie alssehr hoch" be­zeichnet, sollte der außerordentlichen Vergünstigung teilhast gemacht werden, mit solchen Jahres- und Wochenlöhnen aus- kommen zu müssen. Als benierkeustvert für diegünstigen Lohnverhältnisse" unddie gute wirtschaftliche Lage" der in der Schuhindustrie beschäftigten Arbeiter erwähnt Rehe auch den Umstand, daß in zehn Schuhfabriken Erfurts 76 Ehepaare beschäftigt waren. Dieser Umstand und die Möglichkeit, daß neben dem Vater erwachsene Kinder, besonders Töchter beschäftigt werden, macht es uns verständlich, daß eine nicht unbedeutende Zahl von Familien ein Einkommen von über 1500 M. im Jahre hat." Es scheint dem Dr. Rehe noch nicht verständlich zu sein, warum überhaupt Frauen neben dem Manne in die Fabrik gehen. Aus Begeisterung für die Arbeit tun sie es doch gewiß . nicht, sondern nur aus dem Grunde, weil der Verdienst des Mannes zur Lebensfristung schlecht ausreicht. Trotz seinergünstigen" Feststellungen kommt der Ge- werbeaufsichtsbeamte Dr. Rehe dann doch zu der Bemerkung, daß es falsch wäre,ohne weiteres auf die Besserung der Lage des Arbeiters zu schließen", vielmehr seien dieKosten der Lebenshaltung erst noch zu vergleichen. Rehe hat dann die Löhne der Arbeiter für die Jahre 1850, 1890 und 1907 verglichen mit den Summen, die jeder Arbeiter in denselben Jahren für ent- sprechende Quantitäten Rindfleisch, Schweinefleisch, Hammel- fleisch, Butter, Kartoffeln, Weizen und Roggen(als Brot) und an Wohnungsmiete ausgeben mußte. Von dem Resultat sagt Rehe: Die nachstehende Darstellung bringt unS das überraschende, aber wohl nur schwer zu widerlegende Resultat, daß 1850 der so niedrig sctieinende Lohn bei fast allen Arbeiterkaiegorien relativ bedeutend höher war als 1890 und dieser Umstand läßt uns die - gewaltigen Kämpfe um Lohnerhöhung als verständlich, ja be« rechtigt' erscheinen, welche kurz vor und vor allem nach Aufhebung des Sozialistengesetzes zu Beginn der neunziger Jahr, besonders 1890, entbrannten." Bemerkt sei hier, daß Rehe das Vergleichsjahr 1890 absichtlich aus dem Grunde wählte, um sestzustellen, ob die 1890 beginnenden vielen Streiksberechtigt waren oder nicht." Das mitgeteilte Resultat ist besonders deshalb bemerkenswert, weil es kein Sozialdemokrat ist, der die Folgerungen zieht, sondern eine bei den Gegnern schwer wiegende Regierungs- und Amtsperson. Im Jahre 1907 hat sich nach Rehe der Reallohn zwar gegen 1890 wesentlich ge- hoben, aber gegen 1850 nur unwesentlich! Rehe meint dann schließlich trotz dieser ungünstigen Resultate doch, daß wir heute die wirtschaftliche Lage der Schuharbciter selbst gegen- über 1850 als wesentlich gebessert bezeichnen könnten, weil die Arbeiter unabhängiger, die Arbeitsweise gesünder und die Arbeitszeiten wesentlich verkürzt worden seien. Hinter diesen Ausführungen mutz man ein großes Fragezeichen setzen. Von größerer Unabhängigkeit kann doch im Zeitalter der kartellierten Großindustrie mit Zwangsuachweisen, schwarzen Listen und Massenaussperrungen gar keine Rede sein, und ob bei der gegen früher kolossal gesteigerten Arbeitshatz in der jetzt kürzeren Arbeitszeit die Arbeitsweise gesünder ge- worden ist, ist auch zu bezweifeln. Wir wollen hier aber auch betonen, daß andere Schrift- steller gerade dieSteigerung" des Reallohnes in den letzten Jahren sehr skeptisch ansehen. In der K o n s u m- genossenschaftlichen Rundschau" schrieb vor einem Jahre Professor Staudinger in einer Artikel- reiheKonsum genossenschaftliche Notwendig- leiten" unter anderem: ... wenn in der letzten Prosperitätszeit die Löhne gestiegen sind, so sind trotz Cahwers Berechnungen nach allem, was man aus der Praxis von unbefangen urteilenden Leuten hört, die Preise noch viel mehr gestiegen. Es ist doch auffallend, daß man in den verschiedensten Orten Deutschlands  , in Rheinland   wie in Mecklenburg  , in Bayern   wie in Thüringen  , in Hessen   wie in Sachsen   von den unter verschiedensten wirt- schaftlichen Verhältnissen lebenden Männern und Frauen schon 1906 und 1907 fast einmütig hören konnte: unser Entkommen ist zwar gestiegen, aber wir kommcti�doch nicht so weit mehr damit, wie zuvor mit dem geringeren. Und nun, da wieder eine De- preision eingetreten ist sie hat die Einkommen gesenkt, sind die Preise, die sonst in UebergangSzeiien mächtiger als die Löhne zu sinken pflegten, fast unberührt geblieben: mancher Perbilligung steht sogar eine Berleuernng auf anderen Gebieten gegenüber... ... In der früheren Wi'tichaftSperiode(ohne Ringe, Kar­telle usw. Red. d.Vorm.") aiso stiegen zwar in Proiperitäts- Perioden die Preise, aber die Löhne pflegten mehr als diese zu steigen, und in Krisenzeiten sanken zwar die Löhne, aber die Preise sanken noch mehr.... In der heutigen Wirtschaftsperiode der Ringe und Kartelle sowie der Agrarmonopole steigen in der Prosperitätszeit zwar noch die Löhne, aber die Preise steigen viel- fach noch verhättnismäßig mehr in der Depressionsperiode sinken die Einkommen, aber die Preise sinken nur teilweise, in vielem fahren sie fort zu steigen." Staudiuger spricht zwar allgemein, aber die Kartelle und Ringe nehmen von ihrer Preispolitik die Arbeiter der Schuh­industrie ja nicht aus. In dem Buch Rehes   über die deutsche Schuhgroßindustrie findet sich auch eine interessante Zusammenstellung, die nach weist, wie die Konsumenten von den Fortschritten der Technik allgemein auch keinen Nutzen haben, wie der Handel den Unterschied in den Fabrikationskosten zwischen handwerksmäßiger und großindustrieller Arbeit wieder ganz wegfrißt. Rehe stellt zwei Kalkulationen des Verkaufs Preises eines eleganten randgenähten Herrenboxcalfschnürstiefels einander gegenüber. Die eine Kalkulation stammt von einem vielbeschäftigten Erfurter   Schuhmachermeister, der acht Gesellen und drei Lehrlinge beschäftigt: an Maschinen werden nur zwei Nähmaschinen für dte Schaststepperei, von zwei Gesellen bedient, benutzt; die ganze Lederarbeit, sowie die sonstigen Arbeiten am Schaft geschehen von Hand. Die andere Kalkulation stammt aus einer mit den mo- dernsten Einrichtungen ausgestatteten Schuhfabrik: Fabrik Handwerk Oberleder, Futter, Strippen, Oesen, Haken, M. M. Bänder, Furnituren........ 4,20 6,50 Lohn für Schaftarbeit........ 0,47 0,60 Bodenleder............ 3,20 3,50 Lohn für Bodenarbeit........ 0,71 3,50 Abgabe an die Schuhmaschinenfabrik... 0,25_ 8,83 14,10 Betriebsunkosten und Verdienst..... 2,25 2,10 Aufschlag des Grossisten....... 1,00 Aufschlag des SchuhhändlerS...... 4,25_ Preis des SchuheS beim Absatz an den Kon» sumenten............ 16,50 16,50 So haben also von den technischen Fortschritten unter der Herrschaft des Kapitalismus die Arbeiter als Produ- zenten nichts und als Konsumenten nichts, oder so gut wie nichts. Alles Mühen und Kämpfen der Arbeiter- klasse vermag kaum, drohende Verschlechterungen abzuwehren. Freilich: wenn auch nur noch zäher durch Gewerkschaften und Genossenschaften der Kamps der Arbeiter gegen das Kopital geführt wird, so wird aber auch die endgültige Abwehr des ganzen Systems um so'mehr als notwendig erkannt. Berlin   und Umgegend. Achtung, Kürschner! Die Kollegen und Kolleginnen der Firma Herpich Söhne, Berlin  , Leipziger Str  . 11, 80 Personen an der Zahl. legten gestern wegen Differenzen die Arbeit nieder. Zuzug ist streng fernzuhatten. Deutscher   Kürschnerverband. Filiale Berlin  . Achtung, Mützenmacher! Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma G. A. Hosfmann, Eneisenaustratze 33. legten sämtlich am Dienstag wegen Differenzen die Arbeit nieder. Die Werkstatt ist gesperrt. Zuzug ist streng fernzuhalten. veutlcves Reich. Der Streik der Schuhmacher bei der Firma Dorndvrf in Breslau  ist auf dem Wege eines gütlichen Vergleiches am Sonnabend nach fünfwöchentlicher Dauer vor dem Gewcrbegericht beigelegt worden. Die Verkürzung der Arbeitszeit um ein« Stunde am Sonnabend bleibt bestehen. Ueber eine weitere Verkürzung soll noch verhandelt werden. Es bleibt den Streikenden freigestellt, vom 1. Januar und 1. Juli je eine Bierlelstuiide. oder aber vom 1. April 1911 ab eine halbe Stunde täglich weniger zu arbeiten. Innerhalb 14 Tagen werden 250 Arbeiter wieder eingestellt, die verbleibenden 150 nach Bedarf. Alle Streikenden aber werden wieder eingestellt. Maß- regelungen finden ntcht statt. Ein prächtiger Erfolg nach zweitägigem Streik. Im Jahre 1907 hatten die Nickelpolierer in Solingen   mik den Be- sitzern galvanischer An st alten daselbst ein Preisverzeichnis (Tarif) vereinbart, das jedoch mit den ersten Anfängen der über Solingen   hereingebrochenen Krise wieder in die Brüche ging. Im Laufe des verflossenen Sommers wurde dann der Versuch gemacht, zu neuen Vereinbarungen zu gelangen. Dieser Versuch scheiterte aber. Daraufhin teilten die im Industrie- und im Metallarbeiter- Verband organisierten Nickelpolierer den Arbeitgebern schriftlich mit, daß mit dem 1. November von ihnen der Tarif von 1907 in Kraft gesetzt würde. Da nur wenige Zustimmungserklärungen einliefen, stellten die Nickelpolierer am 1. November geschloffen die Arbeit ein. Schon am 2. November kam es auf Veranlassung der Arbeitgeber zu Verhandlungen, die zu nachstehendem Abschluß führten: Die Vereinigung galvanischer Anstalten erkennt das vor- gelegte Preisverzeichnis vom 1. November 1910 ab an. Dagegen verpflichten sich die Arbeiterorganisationen, bei keinem Lohn-Vcr- nicklcr, auch bei keinem, der das Preisverzeichnis(Tarif) bereits anerkannt hat, so lange zu arbeiten, bis er der Vereinigung gal- dänischer Anstalten als Mitglied beigetreten ist. Die Vereinigung verpflichtet sich dagegen, nur organisierte Nickelpolierer zu beschäf- tigen. Es soll baldmöglichst das jetzige Preisverzeichnis von einer gemeinsamen Kommission neu durchberaten und ergänzt werdem Warum die Dienstboten christlich organisiert werden! Die Bemühungen der Gcwcrkschastcn, auch die landwirtsckiaft- lichen Arbeiter aufzuklären und durch die Organisation bessere Per- hältniffe anzubahnen, haben bekanntlich in Bayern   auch die Zentrums- bonzen auf die Beine gebracht, die alle Hebel in Bewegung setzen, um die Dienstboten, um deren Lage sie sich vorher nie gekümmert, Ttz.Vl»cke, Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdr. u. verlaa»ansta0 in christlichen Dienstbotenberetnen zu organisieren Welchen Zweck diese Organisationen haben, verrät ein oberpfälzischcs Zentrums- blatt, dieGrenzzeitung" in Mitterteich  , wo ein Zentrumsdoktor aus Regensburg   erschien, um eine Dienstbotenversammlüng zum Zweck der Gründung einer Organisation abzuhalten. Um die Bauern nicht kopfscheu zu machen, hieß es in dem Aufruf: Bürger und Bauern! Die Dienftbolenorganiiation wird nicht in-Z Leben gerufen zum Kampfe gegen die Dienstherrschaften, sondern nur um einen Wall zu bilden, der vor der sozialdcmo- kraiischen Hochflut schützen soll." Also nicht um die Verbesserung der Lage der Dienstboten ist eS den Patentchristen zu tun, sondern nur darWn, sie dem Zentrum als Stimmvieh zu erhalten. Das gleiche gilt auch bezüglich der christ« lichen Arbeiterorganisationen. tllusland. Vermittelungsversuche im englische» Bergarbeiterstreik. London  , 8. November. Der Minister des Innern will in den Bergarbeiterausstand in Südwales   vermittelnd eingreifen. Er wird morgen in London   Besprechungen mit Vertretern der Bergleute haben, um eine Lösung der Streitfragen herbeizuführen. Die in das Atisstandsgebiet abgeiandien Truppen haben Befehl erhallen, in Swindon   Halt zu machen.__ Verlammlungen. Zentralverband der Maschinisten und Heizer. Am Sonntag fand die Generalversammlung statt. Den Recheitschaftsbericht er» stattete S ch w i t t a u für das dritte Quartal und hob hervor. daß man mit der Lage zufrieden fein könne, zumal auch die Lohn- bewegungen günstig verlaufen feien. Doch müsse noch dahin gewirkt werden, daß die Fluktuation unter den Mitgliedern immer mehr eingeschränkt wird. Auch werden gewerkschaftliche Vortragszyklen abgehalten, um tüchtige Funktionäre heranzubilden. Auch hofft man dadurch die kleinen persönlichen Streitigkeiten unter den Kollegen möglichst zu beseitigen. Redner gab einen Uebcrblick von der geleisteten Tätigkeit und den stattgefundenen Versammlungen und Sitzungen usw. Es wurden im letzten Quartal abgehalten: 7 Verwaltungssitzungen, 2 Versammlungen mit Vorträgen, 1 Gene» ralversammlung, 42 Betriebssitzungen, 3 Versammlungen der Berliner   Elektrizitätswerke, 2 Versammlungen der Brauereien, 10 Kartellsitzungen, 3 Vertrauensmännersitzungen, 33 VerHand- lungen mit den Unternehmern. Es sei auch nötig, daß mehr wie bisher die Mißstände in den Betrieben den Versammlungen unterbreitet werden, besonders aber auf die Verfassung der Kessel zu achten, damit die Gewerbeinspektion aufmerksam gemacht werden kann. Zuletzt� be­tonte S ch lv i t t a u die Notwendigkeit des gemeinsamen Zusam- menarbcitens im Interesse der Organisation. In der Diskussion trat M o n s k e warm dafür ein, daß die Kollegen nicht nur gewerkschaftlich, sondern auch politisch organi- siert sein müßten, besonders aber die Klatschpresse aus dem Hause zu schassen und denVorwärts" zu abonnieren, um sich über alle Angelegenheiten der Arbeiterschaft zu unterrichten. " Gegen die Anregung, die Hauskassierung einzuführen, äußerten einzelne Redner Bedenken. S ch w i t t a u wies noch darauf hin, daß die Kollegen in der Holzbranche die eingetretene Zulage von 5 Proz. zu verlangen haben und wo dies verweigert wepde, sei der Ortsverwaltung zu melden, die dann das Gewerbegericht anrufen werde. Den Kassenbericht gab Holz: Einnahme vom 1. Juli bis 30. September 1910 11931,85 M.. Ausgabe 11240,33 M., Mehr- einnähme 691,52 M., Saldovortrag vom 30. Juni 1910 13 584,46 Mark. Der Kassenbestand betrug am 30. September 14 275.98 M. Das Lokalvermögcn besteht in Berliner   Stadtobligationcn, 10200 Mark, Anteil am Gewerkschaftshaus, 2000 M., an bar 2075,98 M., aktives Vermögen 14 275,93 M., passives Vermögen 3000 M. Unter den Ausgaben ist ein Posten von 300 M. für die auS- gesperrten Bauarbeiter verzeichnet. letzte pfcehiichten. Haussuchung in Getverkschaftsbnreans. Bremen  , 8. November.  (Privattelegramm desBor- wärts".) Die Bremer   Staatsanwaltschaft ließ heute gegen Abend durch 12 ftriminalpolizisten in den BureauS des Transportarbeiter- und des Mctallarbeiterverbandes haussuchen. Offenbar handelt es sich um die Suche nachNr- hebern" der Straßenkrawnllc. Die Haussucher nahmen große Stöße Akten mit, der Geldschrank der Metallarbeiter wurde versiegelt. Die Haussuchung dauerte mehrere Stunden. Wahlsieg. i Roßlau, 8. November.  (Privattelegramm desVorwärts".)! Bei der heutigen Stadtverordnetenwahl wurden vier Sozial- demokraten gewählt. Die Gegner erhielten sechs Mandate Schwerer Bauunfall. München  , 8. November.  (B. H.j Heute.mittag stürzte auf einem Neubau in der Agnesstratze der 30jährige Zimmermann Martin Scheideck beim Aufziehen von Balken aus dem dritten Stockwerk in die Tiefe und wurde so schwer verletzt, daß er aus dem Transport ins Krankenhaus starb. Vom elektrischen Strom getötet. München  , 8. November.  (B. H.  ) In Lechhausen wurde der Mllnchener Monteur Schintler von der Starkstromleitung des LichtwerkeS, die er aus Versehen berührte, getötet. Ueberfall auf einen Eisenbahnzug. Prag  , 3. November.  (W. T. B.) Auf der Strecke Kralup Prag wurde heute früh ein gemischter Zug von einer größeren Anzahl von Personen überfallen, mehrere Kohlenwagen wurden eines Teils der Ladung beraubt. Nach der Weiterfahrt wurde der Zug abermals angegriffen und beraubt. DaS Bahn­personal, das bedroht wurde, war machtlos. Eisenbahn-Zusammenstoß. Pavia  , 8. November.  (W. T. B.) Auf dem Bahnhof von Bressana Bottarone ist infolge falscher Weichenstellung der Schnellzug Genua   Mailand   mit einem Güterzug zusammen- gestoßen. Zwei Personen wurden getötet, zwei tödlich und mehrere leichter verletzt. Wie eS heißt, sind die Toten zwei deutsche Damen, die von Genua   kamen. Der Materialschaden ist groß. Die Strecke ist nicht unterbrochen. Die Cholera in Konstantinopel  . Kostantinopel, 8. November.  (W. T. B.) Heute kamen dreizehn Erkrankungen an Cholera und fünf Todesfälle vor; unter den Truppen neun Erkrankungen u.id vier Todesfälle. Sechzig Ausständige durch die Polizei verletzt. London  , 3. November.  (W. T. B.) Dreitausend Ausständige der Stadt Abcrdare griffen, dem Depeschenbureau zufolge, heute eine Grube an, wurden aber von der Polizei zurückgetrieben. Als sie darauf die Schutzleute mit Steinen bewarfen, wurden sie von diesen mit Stöcken zurückgeschlagen, wobei sechzig Ausständige schwer verletzt wurden. Viele Streikende, darunter auch Frauen. wurden in den Bberdare-Kanal getrieben, den sie sämtlich durch- wateten. Die Truppen sind jetzt in Cardiff   eingetroffen. Verantw. Redakt.: Richard Barth  . Berlin  . Inseratenteil verantw.; Paul Singer   üc Co., Berlin   S W. Hierzu 4 Beilage« u. vntcehaltuugsbl,