18601865187118711871187218731874187718771877188818881888189118951897GewcrkfcbaftUcbee.Zur drohenden Huöfpcrrung in der Schuhindustrie.Angesichts der von den Unternehmern angedrohtenGeneralaussperrung in der deutschen Schuhindustrie ist es angebracht, die Lohnvcrhältnisse dieser Arbciterkategorie etwasnäher zu beschauen, sintemalen in den nächsten Tagendie Unternehmer im Gewerbe und ihre Helfershelfer bekanutermatzen wieder von der„kolossal gestiegenen Lebens-Haltung" der Schuharbeiter und der„Frivolität" ihrer Lohnforderungen reden und schreiben werden.Interessante und lehrreiche statistische Feststellungen überdie Entwickelung der Schuhindustrie macht der Beamte derGewerbeinspektion, Dipl.-Jng. Dr. Phil Karl Rehe in seinerSchrift„Die deutsche Schuhgrosiindustrie"(Ab-Handlungen des staatswissenschaftlichen Seminars zu Jena).Rehe stützt sich außer auf die Angaben in den Arbeiten vonFrancke, Schöne, Rumpf und den Schriften des Vereins fürSozialpolitik besonders auf die Untersuchungen„der sozial-demokratischen Schuhmachergewewkichaft" nach Veröffent-lichungen Zinners und auf eigene Feststellungen in derErfurter Schuhindustrie.Danach waren für die Zeit vor den 60 er Jahren desvorigen Jahrhunderts die Löhne im Handwerk, in der Fabrikund in der Hausindustrie einander annähernd gleich.„ILMverdiente in Erfurt ein tüchtiger Schuhniachergeselle, der beimMeister wohnte, jedoch Mittagessen(15 Pf.) und Abendbrot(5 Pf.) von der Herberge bekam, wöchentlich 4 M. bis4,50 M. 1850 wohnte der Geselle nicht mehr bei dem Meisterund arbeitete auch meist außerhalb(Sitzgeselle), im Durchschnitt wurden hier 6 M. wöchentlich verdient.„Wer 3 Talerverdient, kann heiraten", so hieß es damals." Für die spätereZeit gibt Rehe folgende Durchschuittswochenlöhne:DurchschniltslohnLeipzig.............. 7—8 M.Hamburg.............. 8,50„Königsberg............. 7,—„Allona............... 9—15„Fürth.............. 12,—„Hannover............. 6—9,Kindelbrück b. Erfurt......... 9,—Kobnrg und Landshut......... 5— 11„Kempten............. 9,—„Reichstagspetition der Berliner Schuhmacher-gehilfen............ 12—18„In 33 Orten Deutschlands....... 9—10„Leipzig.............. 11,50„Frankfurt a. M............ 10,80„Elmshorn............. 11,—„In 18 Orten Deutschlands....... 11,50„Leipzig.............. 12,74„In 129 Orten mit 17 254 Arbeitern.... 12,82„Im Jahre 1908 standen nach Rehe die Mindestlöhne„imHandwerk bei freier Lieferung der Furnituren durch denMeister": Köln 24 M., Düsseldorf 21 M., Münster 21 M.,Mülheim a. Rh. 19,20 M., in neun anderen Städten 18 M.,in 1 Stadt 16,50 M-, in 2 16 M., wieder in 2 15 M.. in1 14 M. und in 1 12 M.,„das gibt im Durchschnitt dieserStädte einen Mindestlohn von 17,50 M." Und das ist er-bärmlich genug.In der Hausindustrie werden nach Rehe„naturgemäß"noch niedrigere Löhne gezahlt als wie im Handwerk. Rehemeint, daß gegenüber den Löhnen des Handwerks die inden mechanischen Schuhfabriken gezahlten„sehr hoch" seien.W i e hoch sie da sind, erfahren wir aus einer Uebersicht überdie in Erfurt gezahlten Fabriklöhne. In 11 Erfurter Schuh-fabriken mit zusammen 3837 Arbeitern betrug 1907 das Jahres-einkomrnen eines Arbeiters 900 M., der Wochendurchschnittsverdienst rund 18 M. Allerdings weist Rehe daraufhin, daß in diesen Fabriken 12 Proz. jugendliche Arbeiter und33 Proz. weibliche Arbeiter über 16 Jahre beschäftigt sind.Jedoch auch bei Berücksichtiguug dieses Umstandes erschienendie Löhne in besonderem Licht. Wer sie als„sehr hoch" bezeichnet, sollte der außerordentlichen Vergünstigung teilhastgemacht werden, mit solchen Jahres- und Wochenlöhnen aus-kommen zu müssen.Als benierkeustvert für die„günstigen Lohnverhältnisse"und„die gute wirtschaftliche Lage" der in der Schuhindustriebeschäftigten Arbeiter erwähnt Rehe auch den Umstand, daß inzehn Schuhfabriken Erfurts 76 Ehepaare beschäftigt waren.„Dieser Umstand und die Möglichkeit, daß neben dem Vatererwachsene Kinder, besonders Töchter beschäftigt werden, machtes uns verständlich, daß eine nicht unbedeutende Zahl vonFamilien ein Einkommen von über 1500 M. im Jahre hat."—Es scheint dem Dr. Rehe noch nicht verständlich zu sein,warum überhaupt Frauen neben dem Manne in die Fabrikgehen. Aus Begeisterung für die Arbeit tun sie es doch gewiß. nicht, sondern nur aus dem Grunde, weil der Verdienst desMannes zur Lebensfristung schlecht ausreicht.Trotz seiner„günstigen" Feststellungen kommt der Ge-werbeaufsichtsbeamte Dr. Rehe dann doch zu der Bemerkung,daß es falsch wäre,„ohne weiteres auf dieBesserung der Lage des Arbeiters zu schließen",vielmehr seien dieKosten der Lebenshaltung erstnoch zu vergleichen. Rehe hat dann die Löhne der Arbeiterfür die Jahre 1850, 1890 und 1907 verglichen mit denSummen, die jeder Arbeiter in denselben Jahren für ent-sprechende Quantitäten Rindfleisch, Schweinefleisch, Hammel-fleisch, Butter, Kartoffeln, Weizen und Roggen(als Brot) undan Wohnungsmiete ausgeben mußte. Von dem Resultatsagt Rehe:„Die nachstehende Darstellung bringt unS das überraschende,aber wohl nur schwer zu widerlegende Resultat, daß 1850 der soniedrig sctieinende Lohn bei fast allen Arbeiterkaiegorien relativbedeutend höher war als 1890 und dieser Umstand läßt uns die- gewaltigen Kämpfe um Lohnerhöhung als verständlich, ja be«rechtigt' erscheinen, welche kurz vor und vor allem nach Aufhebungdes Sozialistengesetzes zu Beginn der neunziger Jahr, besonders1890, entbrannten."Bemerkt sei hier, daß Rehe das Vergleichsjahr 1890absichtlich aus dem Grunde wählte, um sestzustellen, obdie 1890 beginnenden vielen Streiks„berechtigt warenoder nicht." Das mitgeteilte Resultat ist besondersdeshalb bemerkenswert, weil es kein Sozialdemokrat ist, derdie Folgerungen zieht, sondern eine bei den Gegnern schwerwiegende Regierungs- und Amtsperson. Im Jahre 1907 hatsich nach Rehe der Reallohn zwar gegen 1890 wesentlich ge-hoben, aber gegen 1850 nur unwesentlich! Rehe meint dannschließlich trotz dieser ungünstigen Resultate doch, daß wirheute die wirtschaftliche Lage der Schuharbciter selbst gegen-über 1850 als wesentlich gebessert bezeichnen könnten, weil dieArbeiter unabhängiger, die Arbeitsweise gesünder und dieArbeitszeiten wesentlich verkürzt worden seien. Hinter diesenAusführungen mutz man ein großes Fragezeichen setzen. Vongrößerer Unabhängigkeit kann doch im Zeitalter derkartellierten Großindustrie mit Zwangsuachweisen, schwarzenListen und Massenaussperrungen gar keine Rede sein, undob bei der gegen früher kolossal gesteigerten Arbeitshatz inder jetzt kürzeren Arbeitszeit die Arbeitsweise gesünder ge-worden ist, ist auch zu bezweifeln.Wir wollen hier aber auch betonen, daß andere Schrift-steller gerade die„Steigerung" des Reallohnes in denletzten Jahren sehr skeptisch ansehen. In der„ K o n s u m-genossenschaftlichen Rundschau" schrieb voreinem Jahre Professor Staudinger in einer Artikel-reihe„Konsum genossenschaftliche Notwendig-leiten" unter anderem:„... wenn in der letzten Prosperitätszeit die Löhne gestiegensind, so sind trotz Cahwers Berechnungen nach allem,was man aus der Praxis von unbefangen urteilenden Leutenhört, die Preise noch viel mehr gestiegen. Es ist dochauffallend, daß man in den verschiedensten Orten Deutschlands,in Rheinland wie in Mecklenburg, in Bayern wie in Thüringen,in Hessen wie in Sachsen von den unter verschiedensten wirt-schaftlichen Verhältnissen lebenden Männern und Frauen schon1906 und 1907 fast einmütig hören konnte: unser Entkommen istzwar gestiegen, aber wir kommcti�doch nicht so weit mehr damit,wie zuvor mit dem geringeren. Und nun, da wieder eine De-preision eingetreten ist— sie hat die Einkommen gesenkt—, sinddie Preise, die sonst in UebergangSzeiien mächtiger als die Löhnezu sinken pflegten, fast unberührt geblieben: mancher Perbilligungsteht sogar eine Berleuernng auf anderen Gebieten gegenüber...... In der früheren Wi'tichaftSperiode(ohne Ringe, Kartelle usw. Red. d.„Vorm.") aiso stiegen zwar in Proiperitäts-Perioden die Preise, aber die Löhne pflegten mehr als diesezu steigen, und in Krisenzeiten sanken zwar die Löhne, aber diePreise sanken noch mehr.... In der heutigen Wirtschaftsperiodeder Ringe und Kartelle sowie der Agrarmonopole steigen in derProsperitätszeit zwar noch die Löhne, aber die Preise steigen viel-fach noch verhättnismäßig mehr in der Depressionsperiode sinkendie Einkommen, aber die Preise sinken nur teilweise, in vielemfahren sie fort zu steigen."Staudiuger spricht zwar allgemein, aber die Kartelle undRinge nehmen von ihrer Preispolitik die Arbeiter der Schuhindustrie ja nicht aus.In dem Buch Rehes über die deutsche Schuhgroßindustriefindet sich auch eine interessante Zusammenstellung, die nachweist, wie die Konsumenten von den Fortschritten der Technikallgemein auch keinen Nutzen haben, wie derHandel den Unterschied in den Fabrikationskosten zwischenhandwerksmäßiger und großindustrieller Arbeit wieder ganzwegfrißt. Rehe stellt zwei Kalkulationen des VerkaufsPreises eines eleganten randgenähten Herrenboxcalfschnürstiefelseinander gegenüber.Die eine Kalkulation stammt von einem vielbeschäftigtenErfurter Schuhmachermeister, der acht Gesellen und drei Lehrlingebeschäftigt: an Maschinen werden nur zwei Nähmaschinen für dteSchaststepperei, von zwei Gesellen bedient, benutzt; die ganzeLederarbeit, sowie die sonstigen Arbeiten am Schaft geschehen vonHand. Die andere Kalkulation stammt aus einer mit den mo-dernsten Einrichtungen ausgestatteten Schuhfabrik:Fabrik HandwerkOberleder, Futter, Strippen, Oesen, Haken, M. M.Bänder, Furnituren........ 4,20 6,50Lohn für Schaftarbeit........ 0,47 0,60Bodenleder............ 3,20 3,50Lohn für Bodenarbeit........ 0,71 3,50Abgabe an die Schuhmaschinenfabrik... 0,25_—8,83 14,10Betriebsunkosten und Verdienst..... 2,25 2,10Aufschlag des Grossisten....... 1,00—Aufschlag des SchuhhändlerS...... 4,25_—Preis des SchuheS beim Absatz an den Kon»sumenten............ 16,50 16,50So haben also von den technischen Fortschritten unter derHerrschaft des Kapitalismus die Arbeiter als Produ-zenten nichts und als Konsumenten nichts, oderso gut wie nichts. Alles Mühen und Kämpfen der Arbeiter-klasse vermag kaum, drohende Verschlechterungen abzuwehren.Freilich: wenn auch nur noch zäher durch Gewerkschaften undGenossenschaften der Kamps der Arbeiter gegen das Kopitalgeführt wird, so wird aber auch die endgültige Abwehr desganzen Systems um so'mehr als notwendig erkannt.Berlin und Umgegend.Achtung, Kürschner! Die Kollegen und Kolleginnen der FirmaHerpich Söhne, Berlin, Leipziger Str. 11, 80 Personen an der Zahl.legten gestern wegen Differenzen die Arbeit nieder. Zuzug ist strengfernzuhatten. Deutscher Kürschnerverband. Filiale Berlin.Achtung, Mützenmacher! Die Arbeiter und Arbeiterinnen derFirma G. A. Hosfmann, Eneisenaustratze 33. legten sämtlicham Dienstag wegen Differenzen die Arbeit nieder. Die Werkstattist gesperrt. Zuzug ist streng fernzuhalten.veutlcves Reich.Der Streik der Schuhmacher bei der Firma Dorndvrf in Breslauist auf dem Wege eines gütlichen Vergleiches am Sonnabend nachfünfwöchentlicher Dauer vor dem Gewcrbegericht beigelegt worden.Die Verkürzung der Arbeitszeit um ein« Stunde am Sonnabendbleibt bestehen. Ueber eine weitere Verkürzung soll noch verhandeltwerden. Es bleibt den Streikenden freigestellt, vom 1. Januar und1. Juli je eine Bierlelstuiide. oder aber vom 1. April 1911 abeine halbe Stunde täglich weniger zu arbeiten. Innerhalb 14 Tagenwerden 250 Arbeiter wieder eingestellt, die verbleibenden 150 nachBedarf. Alle Streikenden aber werden wieder eingestellt. Maß-regelungen finden ntcht statt.Ein prächtiger Erfolg nach zweitägigem Streik. Im Jahre1907 hatten die Nickelpolierer in Solingen mik den Be-sitzern galvanischer An st alten daselbst ein Preisverzeichnis(Tarif) vereinbart, das jedoch mit den ersten Anfängen der überSolingen hereingebrochenen Krise wieder in die Brüche ging. ImLaufe des verflossenen Sommers wurde dann der Versuch gemacht,zu neuen Vereinbarungen zu gelangen. Dieser Versuch scheiterteaber. Daraufhin teilten die im Industrie- und im Metallarbeiter-Verband organisierten Nickelpolierer den Arbeitgebern schriftlichmit, daß mit dem 1. November von ihnen der Tarif von 1907 inKraft gesetzt würde. Da nur wenige Zustimmungserklärungeneinliefen, stellten die Nickelpolierer am 1. November geschloffen dieArbeit ein. Schon am 2. November kam es auf Veranlassung derArbeitgeber zu Verhandlungen, die zu nachstehendem Abschlußführten: Die Vereinigung galvanischer Anstalten erkennt das vor-gelegte Preisverzeichnis vom 1. November 1910 ab an. Dagegenverpflichten sich die Arbeiterorganisationen, bei keinem Lohn-Vcr-nicklcr, auch bei keinem, der das Preisverzeichnis(Tarif) bereitsanerkannt hat, so lange zu arbeiten, bis er der Vereinigung gal-dänischer Anstalten als Mitglied beigetreten ist. Die Vereinigungverpflichtet sich dagegen, nur organisierte Nickelpolierer zu beschäf-tigen. Es soll baldmöglichst das jetzige Preisverzeichnis von einergemeinsamen Kommission neu durchberaten und ergänzt werdemWarum die Dienstboten christlich organisiert werden!Die Bemühungen der Gcwcrkschastcn, auch die landwirtsckiaft-lichen Arbeiter aufzuklären und durch die Organisation bessere Per-hältniffe anzubahnen, haben bekanntlich in Bayern auch die Zentrums-bonzen auf die Beine gebracht, die alle Hebel in Bewegung setzen,um die Dienstboten, um deren Lage sie sich vorher nie gekümmert,Ttz.Vl»cke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärt» Buchdr. u. verlaa»ansta0in christlichen Dienstbotenberetnen zu organisieren Welchen Zweckdiese Organisationen haben, verrät ein oberpfälzischcs Zentrums-blatt, die„Grenzzeitung" in Mitterteich, wo ein Zentrumsdoktor ausRegensburg erschien, um eine Dienstbotenversammlüng zum Zweckder Gründung einer Organisation abzuhalten. Um die Bauern nichtkopfscheu zu machen, hieß es in dem Aufruf:„Bürger und Bauern! Die Dienftbolenorganiiation wird nichtin-Z Leben gerufen zum Kampfe gegen die Dienstherrschaften,sondern nur um einen Wall zu bilden, der vor der sozialdcmo-kraiischen Hochflut schützen soll."Also nicht um die Verbesserung der Lage der Dienstboten ist eSden Patentchristen zu tun, sondern nur darWn, sie dem Zentrum alsStimmvieh zu erhalten. Das gleiche gilt auch bezüglich der christ«lichen Arbeiterorganisationen.tllusland.Vermittelungsversuche im englische» Bergarbeiterstreik.London, 8. November. Der Minister des Innern will in denBergarbeiterausstand in Südwales vermittelnd eingreifen. Er wirdmorgen in London Besprechungen mit Vertretern der Bergleutehaben, um eine Lösung der Streitfragen herbeizuführen. Die in dasAtisstandsgebiet abgeiandien Truppen haben Befehl erhallen, inSwindon Halt zu machen.__Verlammlungen.Zentralverband der Maschinisten und Heizer. Am Sonntagfand die Generalversammlung statt. Den Recheitschaftsbericht er»stattete S ch w i t t a u für das dritte Quartal und hob hervor.daß man mit der Lage zufrieden fein könne, zumal auch die Lohn-bewegungen günstig verlaufen feien. Doch müsse noch dahin gewirktwerden, daß die Fluktuation unter den Mitgliedern immer mehreingeschränkt wird. Auch werden gewerkschaftliche Vortragszyklenabgehalten, um tüchtige Funktionäre heranzubilden. Auch hofftman dadurch die kleinen persönlichen Streitigkeiten unter denKollegen möglichst zu beseitigen. Redner gab einen Uebcrblick vonder geleisteten Tätigkeit und den stattgefundenen Versammlungenund Sitzungen usw. Es wurden im letzten Quartal abgehalten:7 Verwaltungssitzungen, 2 Versammlungen mit Vorträgen, 1 Gene»ralversammlung, 42 Betriebssitzungen, 3 Versammlungen derBerliner Elektrizitätswerke, 2 Versammlungen der Brauereien,10 Kartellsitzungen, 3 Vertrauensmännersitzungen, 33 VerHand-lungen mit den Unternehmern.Es sei auch nötig, daß mehr wie bisher die Mißständein den Betrieben den Versammlungen unterbreitet werden,besonders aber auf die Verfassung der Kessel zu achten, damit dieGewerbeinspektion aufmerksam gemacht werden kann. Zuletzt� betonte S ch lv i t t a u die Notwendigkeit des gemeinsamen Zusam-menarbcitens im Interesse der Organisation.In der Diskussion trat M o n s k e warm dafür ein, daß dieKollegen nicht nur gewerkschaftlich, sondern auch politisch organi-siert sein müßten, besonders aber die Klatschpresse aus dem Hausezu schassen und den„Vorwärts" zu abonnieren, um sich über alleAngelegenheiten der Arbeiterschaft zu unterrichten." Gegen die Anregung, die Hauskassierung einzuführen, äußerteneinzelne Redner Bedenken.S ch w i t t a u wies noch darauf hin, daß die Kollegen in derHolzbranche die eingetretene Zulage von 5 Proz. zu verlangenhaben und wo dies verweigert wepde, sei der Ortsverwaltung zumelden, die dann das Gewerbegericht anrufen werde.Den Kassenbericht gab Holz: Einnahme vom 1. Juli bis30. September 1910 11931,85 M.. Ausgabe 11240,33 M., Mehr-einnähme 691,52 M., Saldovortrag vom 30. Juni 1910 13 584,46Mark. Der Kassenbestand betrug am 30. September 14 275.98 M.Das Lokalvermögcn besteht in Berliner Stadtobligationcn, 10200Mark, Anteil am Gewerkschaftshaus, 2000 M., an bar 2075,98 M.,aktives Vermögen 14 275,93 M., passives Vermögen 3000 M.Unter den Ausgaben ist ein Posten von 300 M. für die auS-gesperrten Bauarbeiter verzeichnet.letzte pfcehiichten.Haussuchung in Getverkschaftsbnreans.Bremen, 8. November.(Privattelegramm des„Bor-wärts".) Die Bremer Staatsanwaltschaft ließheute gegen Abend durch 12 ftriminalpolizisten in den BureauSdes Transportarbeiter- und des Mctallarbeiterverbandeshaussuchen. Offenbar handelt es sich um die Suche nach„Nr-hebern" der Straßenkrawnllc. Die Haussucher nahmen großeStöße Akten mit, der Geldschrank der Metallarbeiter wurdeversiegelt. Die Haussuchung dauerte mehrere Stunden.Wahlsieg. iRoßlau, 8. November.(Privattelegramm des„Vorwärts".)!Bei der heutigen Stadtverordnetenwahl wurden vier Sozial-demokraten gewählt. Die Gegner erhielten sechs MandateSchwerer Bauunfall.München, 8. November.(B. H.j Heute.mittag stürzte aufeinem Neubau in der Agnesstratze der 30jährige ZimmermannMartin Scheideck beim Aufziehen von Balken aus dem drittenStockwerk in die Tiefe und wurde so schwer verletzt, daß er ausdem Transport ins Krankenhaus starb.Vom elektrischen Strom getötet.München, 8. November.(B. H.) In Lechhausen wurde derMllnchener Monteur Schintler von der Starkstromleitung desLichtwerkeS, die er aus Versehen berührte, getötet.Ueberfall auf einen Eisenbahnzug.Prag, 3. November.(W. T. B.) Auf der Strecke Kralup— Prag wurde heute früh ein gemischter Zug von einer größerenAnzahl von Personen überfallen, mehrere Kohlenwagenwurden eines Teils der Ladung beraubt. Nach der Weiterfahrtwurde der Zug abermals angegriffen und beraubt. DaS Bahnpersonal, das bedroht wurde, war machtlos.Eisenbahn-Zusammenstoß.Pavia, 8. November.(W. T. B.) Auf dem Bahnhof vonBressana— Bottarone ist infolge falscher Weichenstellungder Schnellzug Genua— Mailand mit einem Güterzug zusammen-gestoßen. Zwei Personen wurden getötet, zwei tödlich und mehrereleichter verletzt. Wie eS heißt, sind die Toten zwei deutscheDamen, die von Genua kamen. Der Materialschaden ist groß.Die Strecke ist nicht unterbrochen.Die Cholera in Konstantinopel.Kostantinopel, 8. November.(W. T. B.) Heute kamendreizehn Erkrankungen an Cholera und fünf Todesfälle vor;unter den Truppen neun Erkrankungen u.id vier Todesfälle.Sechzig Ausständige durch die Polizei verletzt.London, 3. November.(W. T. B.) Dreitausend Ausständigeder Stadt Abcrdare griffen, dem Depeschenbureau zufolge, heuteeine Grube an, wurden aber von der Polizei zurückgetrieben. Alssie darauf die Schutzleute mit Steinen bewarfen, wurden sie vondiesen mit Stöcken zurückgeschlagen, wobei sechzig Ausständigeschwer verletzt wurden. Viele Streikende, darunter auch Frauen.wurden in den Bberdare-Kanal getrieben, den sie sämtlich durch-wateten. Die Truppen sind jetzt in Cardiff eingetroffen.Verantw. Redakt.: Richard Barth. Berlin. Inseratenteil verantw.;Paul Singer üc Co., Berlin S W. Hierzu 4 Beilage« u. vntcehaltuugsbl,