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Nr. 263. 27. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. littwod, 9. November 1910.

Die Moabiter   Vorgänge.

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Urteil,

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Empfehlungen, aufzunehmen? Oder wird dies schmutzige Geburtstag gefeiert worden, habe gefagt: Wer die Wahrheit Vorgehen durch Annahme von 5 M. Inferatengeld pro Beile fennt und spricht sie frei, der kommt in Berlin   auf die Stadt­rein? Anständig, auf Inserenten gewisse Rücksichten zu vogtei". Auch ihn habe man auf die Stadtvogtei bringen wollen, Heute beginnt die Verhandlung vor der dritten Straf- nehmen"? usw. usw. es sei aber mißlungen. Er bitte nicht nur um seine Freisprechung, tammer wegen der Moabiter Vorgänge. Für die Bericht- Aber der Vorsitzende mag recht haben, wenn er mit fondern auch ihm Gelegenheit zu geben, für seine Ideale weiter zu tämpfen wie bisher. erstatter der hiesigen und auswärtigen Presse hat Landgerichts  - feiner Ansicht nur ausdrücken wollte: Bruhn mag nicht Nach kurzer Beratung verkündete Landgerichtsrat Lampe   das direktor Lieber drei lange Tische aufstellen lassen, an denen unanständiger gehandelt haben, als andere bürgerliche Platz für zwanzig Personen geschaffen ist. Dort werden auch und insbesondere nationale" Zeitungen nach dem Zeugnis welchem er folgende Begründung voranschickte: Die Verhandlung zwei Herren Platz nehmen, die im Auftrage des Geheimen der famosen Sachverständigen Liman und Kluge sowie der hat keinen Anhalt dafür ergeben, daß die Tendenz der Justizrats Professor Dr. von Liszt der Verhandlung Gesinnungsgenossen des Angeklagten handeln. Die Klar Wahrheit" sich als eine erpresserische darstellt, beiwohnen. Besondere Journalistenkarten werden nicht stellung der tiefen Korruption des Gros der bürgerlichen Presse 5. 6. daß die Wahrheit" ein Revolberblatt und schon die ausgegeben, Zutritt finden nur diejenigen Vertreter- die parteilose"," unparteiische" und" nationale" an der Existenz derselben als eine Drohung anzusehen sei. Der Gegen der Presse, die sich ausreichend legitimieren können. Spite ist ein wertvoller Gewinn aus dem abgelaufenen beweis ift dadurch geliefert, daß hier durch die Verlesung der Die Angeklagten haben natürlich in dem Anflageraum nicht Prozeß. Von bleibendem Wert auch die wiederholte scharfe Artikel festgestellt ist, daß solche erpresserischen Absichten nicht ver­Platz, fie müssen vielmehr auch auf den Geschworenenbänken Bointierung, daß die nationale" Presse ohne Dred nicht folgt worden sind beziehungsweise die Artikel nicht geschrieben sind, und Stühlen vor diesen Plaz nehmen. Die auf Aufruhr, leben kann. Geschäft ist Geschäft, heißt es in erster um von den Betroffenen Inserate zu erlangen. Es ist namentlich Landfriedensbruch, Widerstand und Beamtenbeleidigung Linie für Bruhn und die übrigen nationalen Kämpfer." Ich nach keiner Richtung hin festgestellt worden, daß die in der Wahr­heit" erschienenen Inserate Angst Inferate" waren. Es ist lautende Anflage richtet sich gegen folgende 35 Angeflagte: fage es ganz offen, daß man selbstverständlich gewisse Rüd- bielmehr festgestellt worden, daß große In 1. Schiffer Friedrich Hagen, 2. Malergehilfe Paul Trep- fichten auf Inserate nimmt und nehmen muß." Dies Be- titute, die über jeden Berdacht erhaben find, towsti, 3. Arbeiter Felix Krämer, 4. Gelegenheits- fenntnis des antisemitischen Abgeordneten reiht sich würdig wie zum Beispiel die Dresdener Bank, die arbeiter Josef Kliche, 5. Glasbläser Adolf Senf, feiner Anfauchung der Staatsorgane an, denen er vorhält, Schultheiß- Brauerei u. a. in der Wahrheit" 6. Arbeiter Gustav Rohte, 7. Arbeiter Frizz Pflaster, sie sollten ihm dankbar sein, da er ja nur ihre Interessen, die inseriert haben und daß zu den Lefern der Wahr­8. Frau Martha Friese, 9. Hausdiener Willi nationalen", wahrnehme. Hat ein Bravo kein Recht auf heit" Personen aus den besten Gesellschafts­Heinemann, 10. Kutscher Otto Weiß, 11. Arbeiter Dankbarkeit? freifen gehören. Es muß ferner als festgestellt angesehen Wladislaus Muslewsti, 12. Arbeiter Paul Miersch, Schade, daß durch Versagung der Genehmigung zur werden, daß auch die Art der Verbreitung feineswegs als die eines der Genehmigung zur Revolverblattes bezeichnet werden kann. Die Straßenhändler haben 13. Fabritarbeiter Arnold Heide, 14. Stutscher Gottlieb Beugnisaussage durch Unabfömmlichkeit der Polizeibeamten hier bezeugt, daß fie völlig felbständig find und fich von niemand Breyer, 15. Arbeiter Mar Nörenberg, 16. Schlosser Henniger und Dr. Kopp eine nähere Beleuchtung des inneren breinreden lassen. Dagegen muß man sagen, sagen, daß daß Paul Boc, 17. Monteur Joseph Albrecht, 18. Arbeiter Zusammenhangs zwischen Blättern vom Schlage der Wahr- Wahrheit" Wahrheit ein Sensationsblatt ist. In den Emil Rasch tut, 19. Arbeiter Otto Tiedemann, 20. Lauf- heit" und der beruflichen Staatsstüßen nicht erfolgen konnte. Artikeln sind die Farben stets sehr dick aufgetragen und bursche Georg Meyer, 21. Stallmann Albert Romanow sti, Ob das Anflagematerial anderes bewertet werden, ob auch in manchen Fällen ist das Persönliche in den 22. Kohlenarbeiter Kurt Merten, 23. Schlosser Hermann strafbare Erpressungsversuche aus dem Verhalten des Vordergrund gestellt, was unterbleiben konnte, ohne Weiß, 24. Arbeiter Karl 3ollchow, 25. Frau Marie Hauptangeklagten herauskonstruiert werden konnten, interessiert den Artikeln fachlich Abbruch zu tun. Aber die Sensation ist noch Sattler, geb. Weise, 26. Arbeiter Johann Litwieti, weit weniger als der Umstand, daß die Verwirrung der nicht strafbar und wird auch von anderen Wochenblättern ebenio 27. Näherin Elli Reinhardt, geb. Strause, 29. Schankwirt Schuldfrage unlöslich mit der weit verzweigten Storrumpierung von Firmen aufgenommen hat, die er bis dahin getrieben. Nichtig ist, daß der Angeklagte Inserate Friedrich Pila, 30. Korbmacher Wilhelm Kraget, der nationalen" Presse, von der Wahrheit" bis zur befämpft hatte. Dies geichah i mgefchäftlichen Interesse, 31. Kunstmaler Oswald Weidemann, 32. Schreiber Karl Bossischen", verquidt ist und verquickt werden konnte. wie der Angeklagte felbst gesagt hat. Denn er war durch die von Tiezz Wandt, 33. Schlosser Paul Schulz, 34. Frau Katharine Die bürgerliche Presse ist ein Gewerbe geworden, das gegen ihn erftrittene einstweilige Verfügung labm gelegt worden. Domnic, geb. Borowska, 35. Barbier Richard Eisen- unter dem heuchlerischen Vorgeben, ideale Juteressen zu der- Die in dem allgemeinen Teil der Anklage enthaltenen Verdachts­reich. treten, lediglich ihre eigenen Geldinteressen strupellos vertritt. momente haben sich nicht bestätigt und es ist nicht erwiesen, Die Erkenntnis hiervon weit verbreitet zu haben, ist ein Ver- daß Bruhn bei Aufnahme der Artikel in der Wahrheit" die Ab. sicht verfolgt hatte, Inserate dadurch zu erwerben. Denn trotz der dienst des Bruhnschen Prozesses. Inferate find in einzelnen Fällen doch noch Angriffe ge­fommen.-Uebergehend zu den Spezialfällen der An Nach zwölf Verhandlungstagen ist der Prozeß gegen flage führt der Vorfizende im allgemeinen die Gesichtspunkte, Bruhn und Genossen mit der Freisprechung der Angeklagten Der Angeklagte Wilhelm Bruhn tritt im Schlußwort in die der Staatsanwalt zur Begründung der Freisprechung geltend ge beendet. Dies Resultat fommt nicht überraschend. Es war längeren Ausführungen den vom Staatsanwalt gemachten Dar macht hatte, als Ansicht des Gerichts noch einmal aus. Der Gerichtshof nach dem Gang der Verhandlungen vorauszusehen. Als im legungen, so weit sie ihm ungünstig waren, entgegen und wehrt sich bat in allen Anklagefällen weder eine Erpressung, noch einen Er­Oftober bergangenen Jahres der Mitarbeiter an der Bruhn besonders gegen die Behauptung, daß, wenn er sich auch nicht gegen preffungsversuch für vorliegend erachtet und deshalb auf Frei­schen Wahrheit", Dahsel, wegen Erpressung verurteilt das Strafgeiezbuch vergangen habe, sein Verhalten aber doch moralisch sprechung der drei Angeklagten erkannt. Der Vorsitzende betont zum wurde, ergab jene Gerichtsverhandlung: ohne die Existenz anfechtbar fei. Er sei ein Opfer des Geheges in der Presse geworden, Schluß, daß nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme dem An­eines Blattes vom Schlage der Wahrheit" wären jene auch die Staatsanwaltschaft habe in gewiffem Sinne unter diesem geklagten auch der Vorwurf eines fittlichen Makels nicht anhaftet. Im Zuhörerraum ertönt am Schluß der Urteilsverkündigung Erpressungen, die die damals Drude gestanden. Er bestreitet, daß festgestellt sei, daß die Wahr zur Verurteilung führten, unmöglich gewesen. Der Dahselsche Prozeß, in dem Bruhn beit ein Sensationsblatt ersten Ranges" fei. Die fogenannten lautes Händellatschen und Bravorufen, was der Vorsitzende mit Sensationsartikel haben eine durchaus ernsthafte Tendenz. Er be- allem Nachdruď rügt. als Zeuge, nicht als Angeklagter vor Gericht vernommen war, streite ja auch gar nicht, daß auch Senfation bisweilen gemacht zwangen zum strafrechtlichen Vorgehen gegen den Verleger worden, das sei aber nur als Mittel zum Zweck zu bes der Wahrheit". Der Prozeß, in dem Bruhn jetzt als An- trachten gewesen, für die übrigen national und königs. geflagter figuriert, hat den Schmutz, in dem weite Kreise der treu gebaltenen Artikel Lefer zu gewinnen. Er Unterhaltung mit einem Gast als Entlassungsgrund. bürgerlichen Presse, in erster Linie die nationale" Bresse, stehe doch gegen eine Welt von Feinden, gegen die ganze oppofitios Der Musiler K. flagte gegen den im Café Blücher konzertieren waten, der breitesten Deffentlichkeit gezeigt. Der Vorsitzende nellen Blätter, besonders die Montagsblätter und die Behörde ben Kapellmeister Eduard Herrmann auf Zahlung einer des an tomödiengleichen Vorgängen reichen Prozesses- er- müßte doch ein Interesse an der Grifteng eines Entschädigung in Höhe feiner Gage für elf Tage, weil er schon drei innert sei nur an die Vernehmung des von der Verteidigung der radikalen Blätter ein Gegengewicht biete. Gin fönigstreuer Termin vor dem Gewerbegericht wandte der Beklagte ein, der Blattes, wie das feinige, haben, welches gegen die Tendenzen Tage nach erhaltener Kündigung entlassen worden ist. Im gestrigen geladenen Sachverständigen" Dr. Liman und die gerichtliche Mann würde in der Wahrheit" bielleicht manches Kläger   habe den Bestimmungen der Hausordnung entgegen Ladung und Nichtvernehmung des Chefredakteurs finden, Chefredakteurs finden, was ihm nicht recht gefällt, er werde aber gehandelt, indem er trog Verwarnung mit einer Dame der Halbwelt Vollrath- meinte, Bruhn gehe ohne sittlichen Makel doch bestätigen, daß es ein fönigstreues Blatt, Verkehr gepflogen hätte. Seine Entlassung sei somit begründet. Der aus dem Prozeß hervor. Unser Reinlichkeitsgefühl zwingt ein monarchisches Blatt ist, im Gegensatz zu anderen Wochen- Kläger bestritt, mit der Dame verfehrt zu haben. Er fei am Abend uns zu der entgegengesezten Ansicht des Staatsanwalts. Für blättern, die ihre Hauptaufgabe in dem Kampf gegen die staatliche vor der Entlassung während und nach der Konzertzeit von der Dame den Liefstand bürgerlicher Anschauung ist aber die Anschauung Ordnung erblicken. Er sei dankbar dafür, daß es einmal möglich etwa drei bis viermal angesprochen worden, er habe die Unter­des Vorsitzenden bezeichnend. Ist es wirklich anständig, mit geworden, die ganzen Dinge in aller Deffentlichkeit aufzurollen und baltung nicht gesucht. Obwohl der Bellagte einen Beweis dafür Worten die Warenhäuser angeblich im Interesse des Mittel- au durchleuchten. Er verlasse wirklich erhobenen Hauptes den Ge- nicht erbracht hatte, daß der Kläger   in einer feinerseits schuldhaften Worten die Warenhäuser angeblich im Interesse des Mittel- richtssaal, weil es ihm möglich geworden, das Gegenteil von dem Weise mit der Dame in Unterhaltungen gekommen sei, vertrat doch standes zu bekämpfen, durch die Tat, durch Aufnahme be- zu erweisen, was man ihm unterstellt habe. In seiner pommerschen der Vorsitzende Magistratsaiieiior Dr. Leckt die Ansicht, zahlter Inserate sie zu fördern? Anständig, Reklamenotizen, Heimat gebe es ein Sprichwort: Wer die Wahrheit sagt, ist nicht daß die vorzeitige Entlaffung des Klägers zu Recht erfolgt fei und die bei dem Leser den Anschein erwecken, sie seien redaktionelle gern gelitten" und auch Frizz Reuter, dessen dessen hundertster empfahl diesem die Klage zurückzunehmen. Dem tam der Kläger  

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Prozeß Bruhn   und Genoffen.

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Kleines feuilleton.

Ueber das Leben und Schaffen Beethovens sprach am Sonntag im Verein für Frauen und Mädchen Dr. Hugo Leichtentritt. der bekannte Musikhistoriker. Der Vortrag war eine ausgezeichnete Einführung und Einfühlung in das Werk und die Seele des Un­sterblichen. Gerade die Schlichtheit und Innerlichkeit des Redners war es, die feffelte. Es ist daher zu bedauern, daß man die an dächtige Stimmung durch Darbieten von Bier und Kaffee durch freuzte.

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Zwölfter Tag.

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Soziales.

Humor und Satire.  

dt.

Das Wert des Sophokles hat in der Darstellung durch Reins so viel, daß die meisterhaft geleitete Bewegung der Massen doch keinen hardt, der die treffliche Bearbeitung Hugo v. Hofmannsthals zugrunde Augenblick die Aufmerksamkeit zerstreuen, vom Kern des Dramas ab­legte, in mancher Hinsicht ein verändertes Gepräge erhalten. Aber ziehen fonnte. eine solche Nachschöpfung zu haben. Die Kürzungen und kleinen es wäre Torbeit, die Freiheit zu tadeln, nur um diesen Preis war Einschiebungen beweisen ein taltfest sicheres Gefühl. Wofür Rein­hardt aber dem feinsinnigen Wiener Aestheten besonders zu Dank ver­pflichtet sein dürfte, ist, daß diefer die Chöre des Stücks vom Ueber­mag mythologischer Anspielungen befreit, durch Zusammenziehung die Wirkungsmöglichkeit der Maffenrede außerordentlich potenziert hat. Reinhardt jezte diese Möglichkeiten in Klang und Farbe, Leben und Bewegung um.

Mit Recht Hob der Redner zunächst die umfassende Gewalt der Schiller nennt den Chor der antifen Tragödie den Träger eines Beethovenschen Kunst hervor, als einer Alkunst, die zum Herzen allgemeinen Begriffes, von Gedanken, die repräsentiert sind durch aller Menschen, nicht bloß zur Seele der Musikalischen spreche. eine sinnlich mächtige Maffe".. Er rühmt dem griechischen Beethoven   gestaltet klar und einfach, seine Musik rührt übermächtig an Drama als einen seiner größten Vorzüge nach, daß es das Innerste unseres Herzens.. Leben und Werke Beethovens Schicksale vorführt, als deren mitfühlender und mitleidender verstand der Vortragende zu einer künstlerischen Einheit zu ver- Beuge ein ganzes Volt, vertreten durch die Chöre, erscheint. Diefen schmelzen, ohne doch die Entwickelungslinien des äußeren Lebens- Eindruck zur höchsten Macht zu steigern init allen Mitteln, gleich­ganges des Unsterblichen zu verwischen. Tiefe Ergriffenheit be gültig, ab fich das althellenische Theater ihrer schon bediente mächtigte sich der Zuhörer, als von der Taubheit Beethovens die das war das neue, Reinhardts eingeborenem Künstlertemperamente Nede war, die den Meister ja schon als 30jährigen Mann packte und tongeniale Ziel. Nicht um ein von außen aufgepfropftes Fremdes in ihren grausamen Klauen fast noch ein ganzes Menschenalter hin handelt es sich also, sondern um die Fortführung einer in der Sache durch fest umflammert hielt. Es war ein schöner Gedanke des Vor- felbst begründeten Tendenz; und nur aus diesem organisch inner­tragenden, das erschütternde fog. Heiligenstädter Testament Beethovens lichem Zusammenhange läßt es sich verstehen, daß die neue hier ge­zur Verleiung zu bringen, in dem sich der tiefe Seelenschmerz und Lebens botene Form so echt und so ursprünglich wirfen konnte. Die Chöre überdruß des Meisters fundgibt. Auch sonst wußte Dr. Leichtentritt als Repräsentanten des Boltes genügen Reinhardt nicht. Er wirft die den Vortrag durch die Verleiung gefchickt ausgewählter Briefstellen, Massen selber auf die Bühne. Die von der Best bedrohten Thebaner namentlich aus Briefen an Bettina v. Arnim zu beleben, Briefstellen, fluten in wilder Brandung zu den Stufen des Königspalastes. Ein die uns intereffante Einblicke in das Wesen des Menschen und Wald von flehend ausgestreckten Armen flebt Dedipus als Helfer Künstlers Beethoven  , in sein Verhältnis zu den Frauen und aus der Not an. Doch noch bedeutsamer wirft jenes spätere, ganz feinen freiheitlichen Anschauungen über die Fürsten   und aus dem Geiste der Dichtung geschöpfte Bild, wo das auf die Kunde Könige gewähren. Sehr lehrreiche Streiflichter warf der von Dedipus furchtbarem Los herbeiströmende Volt, von Grauen Vortrag auch auf die Schaffensentwidelung des Meisters, überwältigt, fcheu zurüdebbt. Wie ein angstvoll aufgeschredter die fich deutlich in drei Perioden teilen läßt; in der ersten Periode Vogelschwarm jagen die entsetzten Mädchen Jokastes, die Knaben schließt sich Beethoven   ziemlich fest an Haydn   und Mozart   an; in aus Dedipus Gefolge zum Portal hinaus. Jeder Ton erklingt in der zweiten Periode entwickelt sich fein Schaffen zur vollen Selbst- hundertfachem Echo. Eine wunderbare architektonisch- malerische Herrlichkeit, um dann in der letzten Periode ein in sich gekehrtes Juszenierungskunst hatte den Raum geheimnisvoll berwandelt. Die weltfernes Gepräge anzunehmen. Zum Schluß wies der Redner mächtigen Säulen vor der Front des Königsschlosses, auf dessen noch kurz auf die in den drei Sonntagskonzerten( am 13. November, strahlend hell beleuchteter Rampe sich der größte Teil der Handlung 11. Dezember 1910 und 15. Januar 1911) in dieſem Winter zur abspielt, gaben dem Hintergrund eine weihevolle erhabene Feierlich­Aufführung gelangenden vokalen und instrumentalen Werfe hin, die feit. Jeder Zug bis zu dem kleinsten Detail half mit im Dienste er in dem Einführungsfest in anschaulicher, populärer Weise des Ganzen. erläutert hat.

Theater.

Die Junterrebolution. Das murrt noch? Undankbar Gesindel! Ünd fäuft nicht einmal unfern Schnaps. Schreit mir der Balg, weil naß die Windel, So friegt er einfach einen Slapps. Wozu sind wir das Volk in Waffen? Die Kleinkalibrigen heraus! Man muß ein bißchen Ordnung schaffen, Und beißt sie dich, zerbrück die Laus! Wer früher aufsteht, der ist stärker. Verfassung? Bah! Ein Krückenstoď Für liberale Rückenmärker. Wir tragen all' des Königs Noc. Beschworen? Wozu bat man Eide  , Als daß man sie ein bißchen bricht. Ein Königswort schreibt man mit Kreide: Schwamm drüber! Und man sieht es nicht. Wozu noch lange Zeit verlieren? Herr Kanzler, hier ist mein Programm: Die Sozis einfach füfilieren, Und dann dann sind wir auf dem Damm! Der Staat besteht aus zwei Faktoren, Aus Offizieren und Zivil, Und beides wird von selbst geboren, Jedoch das zweite taugt nicht viel." So ruft der eble Januschauer, Die Junkerperle Breußenlands, Er zeigt dem Mob die weißen Hauer Und fingt: Heil dir im Siegertrang!" Sein Auge schweift zu blauen Fernen Verstehst du seine Sehnsucht nicht? Der Kerl will Portugiesisch lernen- D Michel, gib ihm Unterricht. ( Edgar Steiger   im Simpliciffimus".) Notizen.

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Wegner in seiner starken sicheren Männlichkeit war eine pracht--Musikchronil. Raoul b. Soczaletis zweiter Klavier. bolle Dedipusgestalt von schlichter Würde, fortreißend im Ausbruch der abend findet Mittwoch, den 9. November, im Blüthner Dedipus Aufführung im Birkus Schumann. lang zurückgehaltenen Seelenqual, Winterstein ein trefflicher Streon. fa ale statt. Das Wagnis Reinhardts ist über jede Erwartung gelungen. Die Ebenbürtig stand dem Gemahle Tilla Durieug' Jolaste zur Ein Reutermuseum. Die städtischen Behörden von vielen Tausende, die bis zu dem Dach hinauf das mächtige Amphi- Seite, in der versteinerten Miene, dem rotgefärbten halboffenen Eisenach   haben 28 000 m. bereitgestellt, um bei geeigneter Ge­theater des Zirkus füllten, lauschten in atemloser Stille, unter dem Munde an griechische Theatermasten erinnernd. Der Kontrast zu legenheit das der Stadt Eisenach   gehörende Reuterhaus ausschließlich Banne einer Phantasie, die Bilder von unvergeßlicher Gewalt und dieser Starrheit machte den jauchzenden Ausbruch ihrer erneuten der Reutersache dienstbar zu machen. Zurzeit beherbergt es auch noch Größe entstehen ließ. Hoffnung kurz vor der Katastrophe noch erschütternder. Jeder gab das Wagnermuseum.