leider nach. Hätte der Kläger e-Z auf ein Urteil onlommen lassen, so hätte er wohl ein obsiegendes Urteil erstritten, weil nach dem Gesetz solcher Vorfall zur lündigungslosen Entlassung nicht berechtigt. Bon der Anwendung des§ 53 des Kommunalabgabengesetzes. In der Gemeinde Helbra wohnen viele Arbeiter, die im Gutsbezirk Helbra im dortigen Betrieb der Monsfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft beschäftigt sind. Unter Berufung auf § 53 des Liommunalabgabeiigcsetzes forderte deshalb die Gemeinde Helbra von der Mansfeldcr Gewerkschaft als Zuschuß zu ihren Schul- und Armenlasten etiva 13(XZV M. Diese wurden der Land- gemeinde vom Bezirksausschuß auch zugesprochen. Das Oberverwaltungögericht hob das Urteil des Bezirksausschusses aus und verwies die Sache an den Bezirksausschuß zurück. Es wurde ausgeführt: Bei Feststellung der Mehrbelastung der Arbeiterwotmsitzgemeinde im Sinne des§ 53 des Kommunalabgabengesetzes habe der Bezirksausschuß mit Recht mitberücksichtigt die Witwe u und Waisen früherer Arbeiter des Betriebes der Ge- werkschast im Gutsbezirk Helbra , sowie solche Personen, die früher dort arbeiteten, es aber nicht mehr tun, weil sie es wegen inzwischen eingetretener Invalidität nicht mehr können. Dagegen habe der Bezirksausschuß geirrt hinsichtlich der Auslegung des Begriffs der der Gemeinde„erwachsenden Vorteile, soweit sie in der Steuerkraft zum Ausdruck kommen".(Diese sollen nach ß 53 gegen die Belastung der Arbciter-Wohnsitzgemeinde auf- gerechnet werden.) Der BesirksauSschuß stelle der Belastung durch die Arbeiter nur gegenüber die steuerlichen Vorteile, die aus der Steuerkraft der Arbeiter erwachsen. Es seien aber auch anzurechnen die Vorteile, die aus einer Verstärkung der Steuerkraft durch den Unternehmer erwachsen. Det Bezirks« ausschuß hätte deshalb nicht unbeachtet lassen dürfen, daß die Mansfelder Gewerkschaft erhebliche Steuern auch in der Land- gemeinde Helbra zahle, da sie dort ebenfalls Betriebsstätten habe. Allerdings sei nicht diese ganze Steuer anzurechnen, sondern nur die Quote, die verhältnismäßig auf die Deckung der Schul- und Armenlasten entfallen. Der Bezirksausschuß müsse die näheren ' Feststellungen treffen._ Hus Induftnc und FtandeL Rückgang des Fleischkonsums. Berücksichtigt man die Zunahme der Bevölkerung, dann ergibt sich nach den Ergebnissen der Schlachtvieh- und Fleischbeschau in Preußen für das dritte Vierteljahr 1910 im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ein Rückgang des Fleischverbrauchs. Die Zahl der beschauten Tiere betrug PK- Rindvieh Kälber Schweine ��'Hunde 8. Quart. 1909 20 982 520 421 665 713 2 134 297 602 683 385 8.„ 1910 20 174 575 685 525 752 2 337 969 593 989 485 Demnach resultiert eine Zunahme der Schlachtungen bei Schweinen um 203 672 Stück, bei Hunden um 100 Stück: andererseits ergeben sich folgende Abnahmen: Pferde usw. 806 Stück, Rindvieh 44 736 Stück, Kälber 139 961 Stück, Schafe und Ziegen 8689. Unterstellt man die vom Landwirtschaftsministerium benutzsen Einheitsmeugen, dann halten sich Mehrschlachtungen und Minderschlachtungen, auS- schließlich Pferde und Hunde, genau die Wage. Sonach hat sich im Verhältnis des Bevölkerungszuwachses der Konsum verringert. Es kommt aber hinzu, daß das Gewicht des Schlachtviehes vielfach stark abgenommen hat. so daß der Minderverbrauch tatsächlich größer ist, als sich rechnerisch nach Stückzahl und Einheitsgewicht ermitteln läßt. Die sozialen Lasten der Industrie. Angesichts des Lamentos' unserer Industriellen über die ruinöse Wirkung der sozialen Lasten und im Hinblick auf die von den Scharsmachern inszenierte Heye gegen die sozialpolitisch vorivärts drängende Arbeiterbewegung gewinnt ein Bericht der englischen Bergwerksinspekioren über die Wirkung des Achtstundentages erhöhte Bedeutung. Unsere Londoner Mitarbeiter schreibt darüber: Man hat allgemein dem Bericht der Berwerksinspekloren Groß- britanniens für das Jahr 1909, der soeben erschienen ist, mit mehr Spannung als gewöhnlich entgegengesehen; handelt es sich doch darum, zu ersahren, wie die Fnspektionsbehörde über den im Jahre 1909 eingeführten gesetzlichen Achtstundentag denkt. Freilich ein einigerniaße» vollständiges Urteil konnte mau kaum erwarten, da daS Achlftundengesetz in den meisten Bezirken Großbritanniens erst seit dem.1. Juli des Jahres 1909 und in den Grafschaste» Durham und Norlhumberland erst seit dem Anfang des laufenden Jahres in Kraft ist. Ferner war auch zu bedenken, daß die britische Berg« Werksindustrie um die Milte des Jahres 1909 mit fallenden Kohlen- preisen und außergewöhnlich umfangreichen Lohndifferenzen zu rechnen hatte. Aber eins steht schon fest: die Jeremiaden der Unglücks- Propheten, die den Ruin der Industrie voraussagten, find glänzend desavouiert. Nach den Berichten der Bergwerksinspekioren ist der größeren Verwendung von Hilfsmaschinen ein kräftiger Ansporn gegeben worden, die Förderung wurde beschleunigt und eS konnte eine bessere Ordnung und Disziplin bei der Ein- und Ausfahrt der Arbeiter be- obachtet werden. Ein Inspektor berichtet, daß die Verbesserung, die das Achtstundengesetz herbeiführte, nicht nur eine größere Produktion zu geringeren Kosten erniögliche, sondern auch wesentlich zur größeren Sicherung der Arbeiter beitrage. Was den Nutzen anlangt, den die Arbeiter erzielt haben, so be- richten die Inspektoren, daß nach ihrer Schätzung 500 000 Berg- arbeiter in Großbritannien (Nothumberland und Durham aus- genommen) heute unter Tage 2 290 000 Stunden in der Woche weniger arbeiten als vor Einführung des Gesetzes. Aus dem Fleischergewerbe. Im Laufe der letzten Jahre hat sich im Fleischergewerbe mehr und mehr eine Umwandlung der Betriebsart vollzogen: die starke Verbreitung der Schlachthäuser auch in den kleinen und kleinsten Städten hat bewirkt, daß die Fleischereien mehr und mehr das Gepräge von einfachen Verkaufsgeschäften erhalten haben. Nur eine kleine Anzahl von Großschlächtereien besorgt das Schlachten und den Einkauf des Schlachtviehes und vertreibt die geschlachtete Ware an die Detailgeschäfte der Fleischerei, die sich zum Teil noch, aber doch auch in schwindendem Maße mit der Wurstfabrikation befassen. So hat sich in den Großstädten die Arbeitsteilung in der Schlächterei gestaltet. In den anderen Städten dringt diese Entwickelung lang- samer vor und an kleineren Plätzen behauptet sich auch noch der kleine Schlächter in seiner früheren Form. Nach den Gewerbe- Zählungen gab es in der Fleischerei: 1882 1907 Kleinbetriebe.... 61 607 80 135 Mittelbetriebe.... 1131 5924 Großbetriebe.... 9 39 Die Zahl der Kleinbetriebe ist in der Periode 1882/1907 um 80 Proz. gestiegen, die Zahl der Mittelbetriebe hat sich verfünffacht, die der Großbetriebe ist ebenfalls sehr viel kräftiger gewachsen. Insgesamt beschäftigte die Fleischerei 1907 235 767 Personen. Die Lodnsummeu stellten sich 1906, soweit die Fleischerei-Berufs- genosienschaft es erkennen läßt, auf 72,21 Millionen Mark, sie be- trugen 1907 84,30, 1908 89,82 Millionen. Für 1909 liegen die Nach- weise leider noch nicht vor. Berechnet man den Durchschnitts- v e r d i e n st eines Vollarbeiters, so ergibt sich für 1906 ein solcher von 575,44 M. pro Jahr, für 1907 ein solcher von 662,16 M. und für 1903 ein Verdienst von 669,99 M. Der GesamtdurchswnittSlohn eines gewerblichen Arbeiters stellte sich 1908 auf 1073,59 M. DaS Arbeitsangebot im Fleischer- gewerbe ist äußerst stark. Da die V i e h p r e i s e im laufenden Jahre sehr viel stärker in die Höhe gegangen sind als die Fleisch- preise, so dürfte die Fleischerei im allgemeinen nicht gerade be- sonderS günstig abgeschnitten haben. Nur bei Schweinen find die Fleischpreise entsprechend den Viehpreisen gestiegen, bei den anderen Sorten ist die Preissteigerung bei Vieh vielfach, wenn allerdings auch nur vorübergehend, größer gewesen als bei Fleisch. Staatliche Eisenwerke will die Regierung des australischen Bundesstaates Neu-Süd-Wales in größerem Umfange erwerben. Die Verstaatlichung von Eisenwerken in einem größeren Umfange ist bisher noch nirgends durchgeführt worden, wenn auch in Europa hier und da staatliche Eisenbahnwerkstätten errichtet worden sind. Huö der frauenbewegung, 6 Monate Fabrikarbeiterin. Noch fernen Ländern werden hin und wieder Expeditionen entsandt, die Kunde bringen sollen von den Lebensverhältnissen farbiger Vollsstämme. Im allgemeinen weiß man heute hier- über recht gut Bescheid, hundertmal besser jedenfalls, als gewisse Kreise unseres Voltes über die soziale Lage des Proletariats. Vor einiger Zeit hat Fräulein Dr. Bernays sechs Monate in einer Spinnerei in München -Glodbach gearbeitet und als Ar- beiterin unter Arbeiterinnen gelebt. Die Frauenrundschau des „Berliner Tageblatt"(Nr. 561) berichtete etwas dürftig über einen Vortrag, den die Dame kürzlich in? Reichstagsgcbäude über ihre Erfahrungen gehalten. Sie schilderte die Hilfsbereitschaft, das Entgegenkommen der Arbeiter und Arbeiterinnen gegen neue Arbeitskräfte, das Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie unter ein- ander pflegen mitten in einem Leben der Hetzarbeit. Die Hast kennzeichnet das Schaffen der Akkordarbeiterin, sie beherrscht der Gedanke, jede der kostbaren Minuten auszunutzen, um möglichst viel Geld zu verdienen. So kommt es, daß die Akkordarbeiterin nur mit der Quantität ihrer Arbeit rechnet. Was Fräulein Dr. Bernays über die sittlichen Zustände unter den Arbeiterinnen zu berichten weiß, ist um so bemerkenswerter, als über 80 Proz. der Bevölkerung des rheinischen Jndustriebezirks München-Gladbach katholisch sind. Bis auf den heutigen Tag ist München-Gladbach politisch unbestrittener Besitz des Zentrums. Es ist demnach nicht gerade rühmlich für die Schwarzen, daß in einer ihrer Domänen ein solcher Tiefstand der Sittlichkeit herrscht, wie ihm Dr. Bernays festgestellt hat Sie meinte:„Das ethische Empfinden ist unentwickelt bei den Arbeiterinnen, deren Sexualleben ein ebenso zügelloses wie das der männlichen Arbeiter ist; ihnen bedeutet ein uneheliches Kind keinen Makel. Bei der Eheschließung spielt weder Liebe noch Ueberlegung eine Rolle. Die geringe Wertung der Frau kommt in dieser Gegend von dem Bedarf der Textilindustrie an weiblichen Arbeitskräften, so daß weniger Männer eingestellt werden und daher'der Kampf um den Mann sich in seinen hätzlichsten Formen zeigt. Diesen Schattenseiten stehen aber auch lichte, freundliche, ja erhebende Züge gegenüber. Dahin gehört nicht nur die eingangs erwähnte Kameradschaftlichkeit, sont�rn auch eine tiefe Liebe zur Natur, die doch, in der hätzlichsten Umgebung des schnell emporgekommenen München-Gladbach so wenig Nahrung findet. Alle diese Menschen, die im Zwange harter Arbeitsfron die Sonne fast nie genießen können, sie haben ein glühendes Verlangen nach Licht, Luft und Sonne, und der heißeste Wunsch der verheirateten Arbeiter ist der, daß ihre Kinder nicht„solche Sklaven" werden. So hat der Volksverwüster Kapitalismus-hier doch noch nicht alle reinen und edlen Empfindungen zu verschütten vermocht. Aber die zum Teil vorhandene sittliche Verwilderung, sie entfällt auf das Schuldkonto einer unmenschlichen, stumpfsinnig machenden Ausbeutung. So mußte auch Dr. Bernays am Schlüsse ihrer Ausführungen erklären, daß die Fortschritte der Technik nur den Herrschenden zugute ge- kommen sind. Die Fabrikmauern haben diese Arbeiter und Ar- beiterinncn nicht nur von der Natur, sondern auch von der Kultur getrennt; sie leben ohne Bücher, ohne geistige Anregung, ohne Schönheit. Das war das Ergebnis der neuesten Entdeckungsreise in das Land der Arbeit und der Armut. Wenn sie uns auch nichts Neues sagt, so zeigt sie uns dock), wieviel uns noch zu tun bleibt, bis das Licht sozialistischer Erkenntnis in alle solche dunklen Winkel ge- drungen ist. Was der katholischen Kirche nicht gelingen konnte: dem Leben der Enterbten einen höheren Inhalt zu geben. daS muß Aufgabe der Sozialdemokratie sein, indem sie ihnen den Weg weist aus dem Joche der Ausbeutung zur Freiheit, aus der Un» wissenheit zur Bildung, aus halber Barbarei zu wahrer Kultur. — Gerichts-Zeitung» Milde Richter für Roheiten gegen Schutzlose. Vor der Brandenburger Strafkannncr spielte sich dieser Tage eine Verhandlung gegen ein Dienstmädchen ab, die die Schutzlosig- keit des Gesindes und die Milde der Richter bei Roheitsdelikten drastisch illustrierte. Im Jahre 1906 trat das Dienstmädchen Marie Wilde bei dem Mühlenbesitzer Edmund Hennig in Golzow in Stellung. Seit dem Sommer 1909 gab der Dienstherr dem Mädchen seinen Unmut zu verstehen, weil dieses ihn"wegen Unter- schlaguug zur Anzeige gebracht habe. Das Mädchen kündigte deshalb. Am 30. Oktober schimpfte der Dienstherr auf das Mädchen, weil eS die Gänse nicht richtig behandelt habe. Unter anderem nannte er sie ein„schiefschnäuzigeS Aas". Als hierauf daS Mädchen sich in ihr Zimmer begeben hatte, um die Sachen zu packen und Schutz bei ihren Angehörigen zu suchen, folgte ihr der Dienstherr und schlug sie nach ihrer Darstellung unter gröblichen Beschinrpsungen mit den Fäusten ins Gesicht, so daß sie blutete. DaS von einem Arzt über die Folgen dieser Mißhandlung dem Mädchen ausgestellte Attest lautet: »Die p. D. ist sehr verweint— Liderhäute stark gerötet, Augenbindehaut verschwollen. Das Gesicht im ganzen etwas auf« gedunsen. Nase wie Oberlippe etwas aufgetrieben. Nasen- eingang wie Oberlippe mit trockenen Blutmassen überzogen. An der rechten Hälfte der Innenseite der Oberlippe sieht man einen zirka 1 Zentimeter langen, etwas klaffenden frischen Riß in der Schleimhaut." DaS Dienstmädchen stellte Strafantrag wegen Beleidigung und Körperverletzung. Der Staatsanwalt lehnte die Erhebung einer Anklage ab, weil kein öffentliches Interesse zur Straf« Verfolgung vorliege. Auf erhobene Privatklage wurde der Mühlenbesitzer vom Schöffengericht zu ganzen— 10 Mark Geldstrafe verurteilt, von der Anklage der Beleidigung wurde er frei- gesprochen, weil„schiefäugiges Ding" unter den ge- gebenen Verhältnissen nur eine— an eine Beleidigung streifende Rüge sei. In der Beweisaufnahme vor der Strafkammer be- kündete der Dienstknecht Wolter. Hennig habe daS Mädchen nicht nur„schiefäugiges Ding", sondern auch„schiefschnäuzigeS A a»" genannt. Er habe dann auch den Streit zwischen der Klägerin und dem Angeklagten sowie ein Klatschen und laute« Schreien gehört. Das Dienstmädchen Schächter wußte zu bezeugen, daß der Angeklagte die Klägerin„schief- labbiges Gerecke" genannt habe. Ferner habe H. an dem betreffenden Tage geschimpft,„fo'n dämliche« Weib jage ihm die Leute vom Hof. Er würde sie in die Fresse schlagen: auf ein paar Mark Strafe käme eS ihm nicht an." Die Klägerin beantragte Bestrafung wegen Beleidigung und Erhöhung der Strafe wegen Mißhandlung. Der Verteidiger des Angeklagten beantragte Verwerfung der Berufung. Die erkannte Strafe sei eine ausreichende Sühne, zumal der Angeklagte durch einen Artikel in der„Fackel" durch die Klägerin bloßgestellt sei. Die Strafkammer hob den freisprechenden Teil des Schöffengerichtsurteils aus und verurteilte den Angeklagten zu— fünf Mark Geldstrafe. Im übrigen wurde die Berufung verworfen und der Klägerin die Hälfte der Gerichtskosten zweiter Instanz auferlegt. „Auf ein paar Mark Strafe kommt es mir nicht an!" Der mißhandelnde Mühlenbesitzcr hat die Richter zutreffend ein- geschätzt. Dem mißhandelten Mädchen sind aber wohl erst durch diese Verhandlung die Augen darüber geöffnet, daß in dem Klaffen« staat Preußen der Grundsatz der Gleichheit vor dem Gericht nicht gilt, weil er mit der Klassenjustiz unvereinbar ist. Wäre etwa vor denselben Richtern ein Dienstmädchen, daS ihre Herrschaft, oder ein Arbeiter, der einen Arbeitgeber, oder gar Majestät Streikbrecher ebenso beleidigt oder mißhandelt hätte, wie der Angeklagte ein wehrloses Mädchen, ebenso milde fortgekommen?„Wenn zwei das« selbe tun, ist es nicht dasselbe I" Die Mielczyner Hölle. In der bekannten Strafsacbe gegen denPastor Breithaupt und Genossen wegen der Mißhandlungen, denen die in der Anstalt zu Mielczyn untergebrachten Fürsorgezöglinge ausgesetzt gewesen sind, ist nunmehr endlich Hauptverhandlungstermin aus den 12. De- zember vor der 1. Straflaminer des Landgerichts Berlin III an- gesetzt worden. Die Beweisaufnahme wird eine so umfangreiche werden, daß ftir die Verhandlung drei Tage in Aussicht genommen sind. Als Nebenkläger für einige der Geschädigten ist der Rechts- anwalt Kurt R o s e n f e l d zugelassen worden. Hus aller(Reit. Die Strauduug der„Preuffen". Der am Sonnabend an der englischen Küste bei Dover ge» strandete Fünfmaster„Preußen" ist immer noch nicht wieder flott gemacht worden. Während der letzten Nacht stieß daS Schiff während de? Sturmes mehrere Male auf den Klippen heftig auf. Die„Preußen" hat im Schiffsraum 12 Fuß Wasser, im Vorschiff sogar 20 Fuß. Die Mannschaft ist zum größten Teil an Bord geblieben und versucht, durch Pumpen das Wasser zu verdrängen. Die bisherigen Versuche der Schleppdampfer, das Schiff von den Felsen, zwischen denen eS eingekeilt ist, abzubringen, waren erfolglos. Da das Wetter etwas besser geworden ist, besteht noch Hoffnung, daS Schiff wieder flott zu machen. Nach einem Telegramm sind zwanzig Mann der Besatzung heute nachmittag in Dover gelandet worden. Wie verlautet, wurden die übrigen achtundzwanzig am späteren Nachmittag gleichfalls an Land gebracht. Der Verbrecher in der Kutte. Die Liebschaften eines französischen Pfarrers beschäftigen zurzett die Staatsanwaltschaft von Tonnerre im östlichen Frankreich . Bor etwa drei Monaten kam auS Amerika ein Missionar David, 43 Jahre alt, um die Pfarrstelle in der Gemeinde Tonnerre einzunehmen. Die eleganten, vornehmen Manieren deS Pfarrers verschafften ihm viele Freunde in allen Kreisen der Bevölkerung, besonders den kleinen Mädchen gegenüber war er stets recht liebenS» würdig. Er arrangierte einen Gesangverein unter dem Namen „Die Engel der heiligen Cäcilie", dem klein« Mädchen im Alter von zehn bis zwölf Jahren angehörten. Die Gefangstundcn wurden in dem Kirchenchor abgehalten. Erst als ein elfjähriges Mädchen seinen Eltern gegen» über öflers über Leibschmerzen klagte, kam man dahinter, daß der Pfarrer in den Uebungsstunden mit den kleinen Mädchen un» züchtige Handlungen vornahm, und die ärztliche Unter« iuchung ergab, daß von den 24 Kindern, die dem Cäcilienverein angehörten, kein einziges Mädchen vor den Angriffen deS Pfarrers verschont blieb. Man zog dem nette» Geistlichen die Kutte auS und brachte ihn ins Gefängnis, wo er seiner Aburteilung wegen der von ihm verübten Verbrechen ent» gegensieht._ Schlafwage« dritter Klasse in Schweden . In kurzem werden die S ch l a f w a g e n. die von der schwedi» scheu Staatsbahnverwalkung für die dritte Klasse befchloffen wurden und jetzt bis aus die letzte innere Einrichtung fertig sind, in Betrieb gesetzt. Die ersten drei Wagen dieser Art kommen zunächst im deutsch -schwedischen Verkehr auf der Linie Stockholm -Malmö zur Verwendung und werden bei den Reisenden der dritten Wagenklasse sicher großen Anklang finde», da sie sehr bequem eingerichtet find. An beiden Enden des Wagens befinden sich Wascheinrichtungen, die vernickelte Waschgestelle mit Handtüchern und Seife aufweisen. Die Wände sind ebenso wie in den neuesten Schlafwagen mit imitierten Kacheln bekleidet. Längs der einen Langseite geht wie in den Schlafwagen erster und zweiter Klasse ein Gang, von dem aus nian in die verschiedenen Abteile kommt, deren eS neun gibt. In siebe» Abteile» sind je sechs Schlafplätze, zu je drei aus jeder Seile übereinander angeordnet, vorhanden. Bei Tage bietet jedes Abteil acht Sitzplätze. Die beiden anderen Ab» teile, sogenannte Halbabteile für je vier Personen am Tage und drei Personen in der Nacht, sind für Dame» berechnet und haben besondere Wascheinrichiungen derselben Art und in den Schlafwagen erster Klasse. Jede Abteilung ist groß und geräumig und mit einem großen Fenster versehen. Auch der Seitengaug ist breit. Als Ge« bühr für die Schlafwagen dritter Klasse hat die Eisenbahnverwalwng den billigen Preis von 2 Kronen 50 Oer«(2,80 M.) fest» gesetzt._ Kleine Notizen. Während eines Sturmes stürzte in Brüggen im Rheinland eine Mauer einer kürzlich abgebrannten Ziegclfabrik ein. Zwei Arbeiter wurden dabei getötet, drei schwer verletzt. Ein schweres Unglück trug flch gestern in einer Reismühl« i n H a m b u r g zu. Ein Stapel gefüllter Säcke kam ins Rutschen und begrub mehrere Arbeiter. Einer der Verschütteten wurde getötet, drei schwer verletzt. Falschmünzerwerkstätte im Walde. Im bayerischen Staatsforst bei A l t ö t t i n g entdeckte ein Forstassistent eine regelrechte Falsch» m ü n z e r w e r k st a t t mit Gußforinen zur Herstellung salfcher Eiumark- und Zehnpfcnnig-Stücke. Die Falschmünzer selbst, die bereits eine große Zahl von falschen Geldstücken in der hiesigen Um» gegend verausgabt habe», sind noch nicht ermittelt. AuS Furcht vor der Ehe hat sich in K u f st e i n in Tirol der Gendarmeriewachtmeister Naierz das Leben genommen. n dem Augenblick, als der Wagen vorsuhr, um ihn zu seiner rauung abzuholen, erschoß er sich mtt seinem Dienstgewehr. Lievesdrama eines Offiziers. In einem Hotel der böhmischen Stadt Aussig hat in der letzten Nacht der österreichische Ober- leutnant Jvoncich seine Geliebte, eine ApothckerStochter aus Lissa, erschossen. Gleich darauf tötete sich der Leutnant selbst durch einen Revolverschnß. Der Tod beim Pferdeschacher. Während eines Streites, den zwei Donkosakenoffiziere mit Pferdehändlern auf dem Jahrmarkt des Donbezirkes in NowotschcrkaSk hatten, wurden sie von der Volks» menge überfallen. Bei ihrer Verteidigung erschossen die Offi» ziere einen Bauern und verwundeten zwei Poli» zisten sowie drei Bauern. Die Volksmenge erschlug Üen einen Offizier und verwundete den anderen schwer.
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