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Nr. 269. 27. Jahrgang.

5. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt

Partei- Angelegenheiten.

Zur Lokalliste!

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Folgende Lokalinhaber stellen der Partei und den Gewerkschaften ihre Säle zu den altbekannten Bedingungen zur Verfügung. N.-B. Hohen- Neuendorf. Das Lokal Waldschänke der Garten­stadt Frohnau ", Berliner Str. 91. Juhaber Wilh. Plessin. N.-B. Tasdorf. Restaurant Thüringer Hof". Inh. E. Schüße. Berliner Str. 24. Auf wiederholte Anfragen teilen wir nochmals mit, daß zwischen dem Inhaber F. Neumann von Mentes Volksgarten in Lichtenberg , Röderstraße, keine Differenzen bestehen, sondern das Lokal nach wie bor zur Verfügung steht. T.-B. Die Ausflügler nach Zehlendorf werden darauf aufmert­sam gemacht, daß nur die folgenden Lokale frei sind: Mickley, Pots­damer Str. 25; Mieds Gesellschaftshaus, Karlstr. 12, und Schwarz' Bürgergarten, Alsenstr. 56. Die Lokalkommission.

Treptow Baumschulenweg.

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Mittwoch, 16. November 1910.

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Auch die Schule kennt das Ungetüm Zeitvergeudung, obwohl es| Bestrebungen nicht allzu tragisch zu nehmen, denn der Bund" hier am wenigsten am Plage ist. An dieser Tatsache ändert auch vermochte bisher in ganz Deutschland nur etwa 200 Sprech das unaufhörliche Gestöhne unserer Zunftpädagogen über den Zeit- maschinen- Händler heranzuziehen, und dieses reaktionäre Vorgehen mangel in der Schule nichts, das sich allemal dann mit besonderer in Sachen der Sonntagsruhe ist sicher nicht geeignet, ihm die schaft zu verschaffen. Heftigkeit vernehmen läßt, wenn neue Unterrichtsgegenstände in Sympathien des Publikums und der fortgeschrittenen Händler­unsere Bildungsanstalten Einlaß begehren. Erfahrungsgemäß führt die allgemeine Beschränkung der Ein Musterbeispiel für die grenzenlose Zeitverschwendung in Verkaufszeit durchaus nicht zu einem dauernden Konsum- Rüdgang unferen Schulen bietet natürlich der königlich preußische Religions- in derartigen Artikeln, wie sie in der Sprechmaschinenbranche feil­und Geschichtsunterricht, eine Tatsache, die auch dem deutschesten gehalten werden. Gerade die Erzeugnisse aller Art für musikalische Pädagogen in der Großstadt allmählich zum Bewußtsein kommt, da Produktionen können sicher durch Erweiterung der Sonntagsruhe bei unseren Proletarierkindern wohl ausnahmslos das Gegenteil von mit wesentlich vergrößertem Umfah rechnen. Daher dürften auch dem erreicht wird, was jene Fächer erstreben. Aber auch auf anderen die einsichtigen Händler dieser Branche für die reaktionäre Unterrichtsgebieten werden in unseren Gemeindeschulen eine nicht Petition gerade im Interesse der Verbesserung ihrer eigenen Lage unbeträchtliche Menge von Stoffen behandelt, die weder praktischen ein entschiedenes" Nein!" haben. noch formalbildenden Wert besitzen, von all dem geistlosen Drill und die nur für Revisionen und Schaustellungen berechneten Parade­arbeiten ganz zu schweigen.

zum

Revolverblättchen von Anno dazumal. Die zweifelhafte Errungenschaft, interne Familiengeschichten Dazu kommt noch, daß das papierne Zeitalter, in das wir glück- in der Presse breitzutreten, ist durchaus keine so junge, wie Steglit- Friedenau. Die heute stattfindende Reuter- Gedächtnis­Es hat bereits vor zirka achtzig feier beginnt nicht um 8 1hr, sondern bereits um 17 Uhr. Karten lich geraten sind, auch von der Schule seinen Tribut fordert. An- man auf Grund eines kürzlich verhandelten Berliner Prozesses find nur noch vormittags gegen Vorzeigung des Mitgliedsbuches fertigung von Listen, Uebersichten und statistischen Aufnahmen, so- vielleicht annehmen könnte. fortige Beantwortung von Anfragen aller Art, Einsichtnahme in Ber- Jahren in Berlin ein Blatt gegeben, das in dem gleichen zu haben. Tempelhof . Heute nachmittag bei Thiel, Berliner Straße 41/42: fügungen und anderes mehr, nehmen die Zeit der Lehrer in An- Rufe stand, wie manches heutige Revolverblatt; es war der Gemütliches Beisammensein. spruch. Am unerträglichsten wird die Geschichte zu Beginn des" Beobachter an der Spree ", der 1802 von Karl August Schmidt begründet wurde und unter mehrfachen Ver­Bei dem am Sonnabend, den Halbjahres. Oft vergehen vierzehn Tage und mehr, ehe die Schule zulett dreimal bis wöchentlich, 12. November, im Spree- Garten" veranstalteten Stiftungsfest des zur Ruhe kommt, ehe die Um- und Durchschulungen beendet, die änderungen, Jahre 1872 erschien. In den 30 Jahren des vorigen Wahlvereins wurde eine kleine Handtasche mit Berlbesatz sowie eine Ordinariate verteilt und die Stunden- und Aufsichtspläne angefertigt Jahrhunderts muß das Blatt keine sehr einwandfreie Zendenz Ehren- Karte zum Familienabend am Bußtag in Alhambra " ge- find. Eberty sagt darüber in seinen Jugend­funden. Abzuholen bei Freigang, Grägstr. 51, III. Ein klassisches Beispiel für die Zeitvergeudung zu Anfang des gehabt haben. Trebbin . Am Sonnabend, den 19. November, abends 8 Uhr, Schuljahres ist die Beschaffung der Lernmittel, auf die hier ja erinnerungen: Neben diesen( den Anitszeitungen) existierte im Schüßenhaus": Wahlvereinsversammlung. Tagesordnung: schon öfter hingewiesen worden ist. Dem Berliner Lehrer erscheint nur noch ein Wochenblättchen ,,, Der Beobachter an der Spree ". 1. Kasse und Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Lofalfrage. 3. Lese- die Schilderung seiner Kollegen aus Bremen , Zürich und aus anderen welcher in den Streifen der Bürgerschaft sehr gefürchtet war, abend der Genoſſinnen. 4. Stellungnahme zur Generalversammlung Drten, wo die Lernmittel an alle Kinder frei geliefert werden, die weil dies Blatt in feckster Weise alle Klatschgeschichten aus Groß- Berlin und Delegiertenwahlen. 5. Verschiedenes. Die Drohung: Du kommst in den Beobachter", war eine ge­Dabendorf bei Zoffen. Am Sonnabend, den 19. d. M., findet Schilderung, wie sie ein neues Schuljahr beginnen, wie in einer den Familien, mit oder ohne Namensnennung, veröffentlichte. tnappen Stunde sämtliche Bücher, Reißzeuge, Zeichenblöcke, bei Wiese unsere Mitgliederversammlung statt. 1. Aufnahme neuer Mitglieder und Kassenangelegenheiten. 2. Stellung Hefte usw. verteilt sind, und der Unterricht dann ohne jede weitere wöhnliche." Das erinnert also geradezu frappant an gewisse Vorgänge der allerneuesten Zeit. Und noch andere Aehnlich­nahme zur Erhöhung des Beitrags. 3. Wahl eines Delegierten. Störung sofort beginnen kann, geradezu märchenhaft. 4. Verschiedenes. Der Vorstand. Wie ganz anders in der Hauptstadt des dutch Ordnungssinn feiten finden sich. In den sorgenvollen Tagen des Jahres 1806 war der Beobachter" national". Er brachte von Weißenfee. Am Sonntag, den 20. November( Totenfonntag) und Manneszucht groß" gewordenen Volles der Preußen. Am findet im Prälaten", Lehderstr. 122, abends 5 Uhr, ein Dichter ersten Schultage schreibt der Lehrer die Titel der neuen Lernmittel glühender Begeisterung zeugende, siegestrunkene Gedichte, in denen die ins Feld zichenden Soldaten aufgefordert abend statt. Derselbe besteht aus Vortrag und Rezitationen des fein säuberlich an die Wandtafel. Am nächsten Tage sind auch werden, sich nicht zu ergeben, die Feinde aus dem Lande zu Genossen Eichhorn über Stevolutionsdichter" unter Mit einige Schüler glücklich im Besitz derselben; das Gros vertröstet wirkung des Männerchors Weißenfee". Eintrittskarten den Lehrer jedoch auf den nächsten Sonnabend, den nächsten Lohn- jagen, die Schlangen totzutreten usw. Nachdem aber das a 10 Pf. sind beim Genossen Beukert erhältlich. tag. Erst nach 8-14 Tagen sind die meisten mit den nötigen Lern- Unglück geschehen war und die Franzosen Berlin besetzt Borsigwalde - Wittenau . Donnerstag, abends 7 Uhr, findet von mitteln versorgt. Ist das schon mit einem geregelten Schulbetriebe hatten, änderte das stolze Blatt plöglich seine Gesinnung. Die den bekannten Stellen aus Handzettelverbreitung statt. unverträglich, so ist es geradezu ein Skandal, wie die von der Stadt folgenden Monate zeigen den Beobachter" gegenüber den bewilligten Lernmittel endlich in die Hände der Schüler gelangen, Franzosen und ihrem großen Kaiser" von beschämendster Servilität. Statt würdiger Zurückhaltung offenbarte er in und welche Bergendung von Zeit und Menschenkraft dabei getrieben seichten und schlüpfrigen Geschichten eine geradezu fupplerische

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Berliner Nachrichten.

Die Arbeitslosen.

wird.

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Im allgemeinen verläuft die Sache ja so, daß der Bater ober die Mädchen den galanten Franzosan förmlich in die Arme zu Im allgemeinen verläuft die Sache ja so, daß der Vater oder die Gesinnung, denn er warf sich soweit fort, die Berliner Mutter des Kindes einen, wie es im Amtsdeutsch heißt, diesbezüglichen treiben. Man sieht wieder einmal, daß es nichts Neues unter Wenn der kurze Tag sich neigt und die Sonne ihr fahles Antrag stellt, auf Aftenbogen natürlich, sonst wird er nicht angenommen. der Sonne gibt und daß eine gewisse Presse Berlins sich auch Dämmerlicht auslöschen will, dann finden sich die Beschäftigungs- Der Lehrer schreibt darauf die Titel der verlangten Bücher, der bereits auf ein geschichtliches Vorbild beziehen kann. Losen zusammen, um aus den zur Ausgabe gelangenden Arbeits- Rektor beglaubigt es, der Schuldiener befördert sie zum Schul­markt- Bürstenabzügen der Tageszeitungen Arbeitsgelegenheit fommissions Vorsteher und dieser schickt sie dann durch Ein Verbandshaus der Berliner Bauunternehmer. Der Verband zu erspähen. Im Zentrum und im Westen der Riesenstadt einen besonderen Boten zu einem Mitgliede der Schulkommission, der Baugeschäfte Verlins und der Vororte beriet in seiner legten wird man diese Gruppen Beschäftigungsuchender weniger an- das sich persönlich von der Notlage des Antragstellers zu überzeugen außerordentlichen Generalversammlung über den Ankauf des Grund­treffen, als im Norden und Osten. Dort gibt sich Not un- und zu berichten hat. Dann geht's durch einen Boten wieder zum stücks Köthener Str. 38. Das dort befindliche Gebäude wird geschminkter und offensichtlicher. In langen Reihen marschieren Borsteher, der ein Formular mit den Titeln der Bücher u. a. mehr zu zurzeit von dem evangelischen Oberkircheurat bewohnt und ist fis­fie an. Kopf an Kopf. Alte und Junge. Männer und versehen hat, dann zum Nektor, Lehrer, Schüler, Antragsteller, Buch- falisches Eigentum. Wie der Vorsitzende Henter mitteilte, seien die Ver­Frauen. Ein paar Schutleute, die ja in Berlin nirgends binder und endlich sind die Bücher da. Damit ist die Leidens- handlungen mit den Vertretern des Fiskus soweit gediehen, daß es nur fehlen, regulieren den Andrang. Hier und da flattert geschichte der Bücher freilich noch nicht zu Ende; nun beginnt erst noch der Zustimmung des Kaisers auf der einen und der in Frage stehenden Generalversammlung des Verbandes auf der anderen Seite bedürfe. ein Scherzwort auf; ein Lachen antwortet. Im allgemeinen die Arbeit der Bureaubeamten, die die Sache rechnerisch festzulegen Das Grundstück besitzt 40,22 Meter Frontbreite und 87,8 Meter Tiefe, aber lastet etwas Scheues, Erwartungsvolles über der haben. Man kann also ohne Uebertreibung behaupten, daß wovon rund 1100 Quadratmeter bebaut werden sollen. Der Kauf Menschenmauer, die die halbe Breite der Straße einnimmt. nacheinander mindestens mindestens fünfzehn Personen preis beträgt 800 000 M. Das alte Gebäude wird natürlich nieder­Alle diese arbeitsuchenden Augen haben etwas Gemein- gelegenheit belästigt werden, die auf jede einzelne Eingabe geriffen. Neben der Aufwendung eines Teils des Verbands. fames, so verschieden die Gesichter auch sonst dreinschauen. zusammen mindestens eine Stunde Zeit verschwenden und das vermögens sollen an die Mitglieder Anteilscheine ausgegeben werden, Denn Not und Hoffnungslosigkeit sind zwei böse Gleichmacher. oft um Dbjekte im Werte von 1 M. und weniger und von Leuten, die an Stelle der zweiten Hypothet treten follen. Außer den Ver Und nun gar noch dazu zur Spätherbstzeit! Da paßt der die die Stunde nicht unter 3-5 M. arbeiten. Und wie lange es waltungsbureaus soll auch ein größerer Saal, der 300 Personen faßt, eingerichtet werden. Der Bau soll in eigener Regie erfolgen. dünne, fadenscheinige Rock noch weniger zu den hohlen Wangen dauert, ehe die Bücher in die Hände der Schüler gelangen? Dft Die Versammlung gab zu dem Projekt einstimmig ihre Zustimmung. als im Sommer. Der abgegriffene und abgerissene Hut, den vergehen drei Wochen und mehr, ja es fommt vor, daß weder die Was alles telegraphiert wird. Eine hiesige Firma in der Burg der Regen Hundertmal durchnäßt und der Sturm ebensooft Schule noch der Antragsteller Nachricht bekommt, vor allem dann, straße, die Apparate zum Reinigen der Luft in Wohnzimmern auf getrocknet hat, ist alles andere, nur teine schützende Stopf- wenn die Mittel der zuständigen Schulkommission erschöpft sind. Pager hält, macht in ihren Ankündigungen mit einer Depesche des bedeckung mehr. Das zerrissene und abgetragene Schuhzeug und dabei handelt es sich um Kinder, die unter den niedrigsten Oberhofmarschallamtes Reklame, in der von der Firma ein Apparat hat seinen Dienst längst aufgefagt; und doch muß es halten sozialen Verhältnissen aufwachsen und darum der unterrichtlichen für die kaiserliche Wohnung bestellt worden ist. Diese Depesche ist von einem Tag zum anderen, von Woche zu Woche, bis die Fürsorge besonders bedürfen. in den Neklamen in getreuer Nachbildung wiedergegeben. Es ist Erlösung fommt: die Arbeit... Es wird der freisinnigen Stadtverordnetenmehrheit in absehbarer daraus ersichtlich, daß die Depesche vom Schloß aus nach der Burg­ Und sie stehen und harren. Der Novemberwind atmet Zeit schwerlich einfallen, hier eine Radikalkur vorzunehmen und an straße adressiert ist. Ein gewöhnlicher Sterblicher würde in eur paar Minuten den Weg zu Fuß zurücklegen oder aber wenn er das ihnen mit falten, rauben Stößen ins Angesicht. Die Nebel alle Schüler die Lernmittel frei zu liefern. Sie haben's nicht nötig, nicht will, würde er der Bequemlichkeit halber das Telephon in An­des Abends kommen geflattert, zäh, schwer, wie graue, eisige schicken ihre Kinder auch nicht in die Gemeindeschule. Dann sollten spruch nehmen, aber im Oberhofmarschallamt wird telegraphiert. Laken. Wolkenverhangen gloßt der graue Himmel hernieder. sie aber wenigstens Eltern, Lehrern und den Schulfommiffionen un- Dazu kommt, daß dieses Telegramm als S. S., d. h. als Ein paar Tropfen fallen, rieseln: Regen, Schnee und kleine nüße Arbeit ersparen und dem Nektor die nötigen Exemplare der dringendes Staatstelegramm behandelt wurde. Solche Telegramme Eiskörner. Ein Frösteln geht durch die Reihen. Die Männer eingeführten Lernmittel zur Verfügung stellen, damit sie zu Beginn genießen den Vorzug, vor allen anderen Drahtnachrichten befördert drücken die Hüte tiefer in die Stirn, klappen den Rockfragen des Schuljahres sofort an bedürftige Schüler verteilt werden können. hoch. Ihre Hände suchen Schutz in den Hosentaschen. Die Die Notlage der Familie ist dem Lehrer meist schon bekannt; im Frauen, die das Umschlagetuch fester um die Schultern ge- anderen Falle wird er sich kaum weigern, die Bedürftigkeit durch zogen haben, halten die Hände unter den Schürzen verborgen. einen Besuch festzustellen.

Dann geht ein Ruck durch diese frierenden, hungernden Die Lernmittelfrage hat auch noch eine sehr interessante kapita­Reihen. Die Arme schnellen hoch. Die Hälse recken sich. liftische Blüte gezeitigt. Che die jetzigen Schulbücher endgültig ein Ein paar Zettel flattern durch die Luft. Fliegen von Hand geführt waren, überboten sich die Herren Verleger in Gratifitation zu Hand. Hagere Finger umkrampfen die noch von Drucker- für die Schule. Sie wollten niche bloß Freiexemplare für die Lehrer schwärze feuchten Blätter. Große, weitgeöffnete, suchende sondern auch für bedürftige Schüler in unbegrenzter Bahl zur Ver Augen. Leicht geöffnete Münder mit zitternden Lippen, fügung stellen. Nachdem aber mun jeder sein besonderes Aus­gleichsam als ob sie laut läsen.... Doch alles nur Augenblicke. Dann haben sich die beutungsgebiet erhalten hat, ist von ihnen tros inständigster Bitten Gruppen gelöst. Ein paar raschfüßige, junge Leute stürmen nichts mehr zu erhalten. davon: dem Arbeitsangebot nach. Die große Menge aber Berliner Sprechmaschinen- Händler gegen die Sonntagsruhe. bleibt zurück. Müder, enttäuschter als zuvor, mit hängenden Die geplante Erweiterung der Sonntagsruhe in Groß- Berlin Schultern und alten, fast erloschenen Augen. Morgen kommen hat es den Sprechmaschinen- Händlern angetan. Nachdem endlich sie wieder. Morgen, übermorgen und alle die nächsten Tage. Die Borberatungen in Berlin und den meisten Vororten soweit ge­Und immer zäher krallen sich die Spätherbstnebel um ihre diehen sind, daß die baldige Beschränkung der Verkaufszeit an dünnen, fadenscheinigen Röcke. Immer spiger werden ihre Sonntagen auf die Vormittagsstunden von 7 bis 10 Uhr für die Glieder, immer hohler ihre Wangen. Sie aber hoffen von Radengeschäfte, mit Ausnahme derjenigen der Nahrungs- und Ge­Tag zu Tag in Spätherbstnässe und Winterfrost mit der außmittelbranche und des Blumenhandels, zu erwarten steht, suchen die im sogenannten" Bunde " vereinigten Berliner Sprechmaschinen­zähen, unauslöschbaren Hoffnung der Arbeitslosen.... Händler dagegen mobil zu machen. Von dieser Seite werden gegen den Fortfall der Verkaufszeit am Sonntagnachmittag all die Gründe geltend gemacht, die man seinerzeit überhaupt gegen die Die moderne Technik will in fürzester Zeit mit geringen Mitteln Einführung der Sonntagsruhe anführte, und die ja auch von der möglichst viel Arbeit leisten, ein Streben, das sich nicht nur auf Durchführung des früheren Neunuhr- Ladenschlusses, sowie des wirtschaftlichem, sondern auch auf geistigem Gebiete Geltung zu ver- jebigen Achtuhr- Ladenschlusses her noch in Erinnerung sind. Plöß­schaffen sucht. Dabei stellen sich ihm freilich mancherlei durch unsere lich wird ausgerechnet die Verkaufszeit am Sonntag zwischen 12 politischen und sozialen Verhältnisse bedingte Widerstände entgegen. bis 2 1hr als die allerbeste hingestellt und behauptet, daß die Leute, Unsere herrliche Weltordnung ermöglicht nicht nur einer ansehnlichen die nun zu dieser Zeit keine Platten usw. mehr kaufen können, überhaupt darauf verzichten würden. Der Bund ", dessen Berliner Zahl von notorischen Tagedieben und privilegierten Faulpelzen, ihre Sigungen selten mehr als zwei Dußend Besucher aufweisen, will Zeit und ihre Kräfte finnlos zu vergenden, sondern givingt auch nun versuchen, den Fachausschuß der Berliner Handelskammer einen großen Teil des Volkes in harter, zermalmender Fron gefell - gegen die zeitgemäße Erweiterung der Sonntagsruhe mobil zu fchaftlich völlig wertlose Arbeit zu leisten, und zwar geschieht das machen. Außerdem soll bei allen Sprechmaschinen- Händlern eine oft in so raffinierter Weise, daß sich der Arbeiter dessen gar nicht Petition zur Unterschrift gegen die Einführung der erweiterten bewußt wird. Sonntagsruhe verbreitet werden. Man braucht diese reaktionären

Zeitverschwendung in der Schule.

zu werden.

Weiter ist bemerkenswert, daß Staatstelegramme

ortofreiheit genießen. Es ist aber nicht einzusehen, was solche private Bestellungen mit dringenden Staatsangelegenheiten zu

tun haben.

Acht Tage tot in seiner Wohnung gelegen hat der 82 jährige Rentenempfänger Ortel. Der alte Mann, der seit einigen Jahren bei einer bekannten Familie in dem Hause Pantstr. 58 wohnte, war bis in die lekte Zeit hinein sehr rüstig und ging noch täglich allein aus. Daher fiel es um so mehr auf, daß der Greis seit mehreren Tagen von Hausbewohnern nicht gesehen wurde, doch nahm man an, daß D., was öfter vorgekommen war, bei seinen erwachsenen Kindern sich aufhalte. Das war jedoch nicht der Fall, denn am gestrigen Tage erschienen zwei Söhne des Rentenempfängers, um sich nach dem Ergehen ihres alten Vaters zu erkundigen. Als ihnen nicht geöffnet wurde, ließen sie die Wohnung öffnen und nun fanden sie den alten Mann tot in seinem Bette liegend vor. Der Tod, der infolge Herzschlages eingetreten war, ist bereits vor mindestens acht Tagen erfolgt, da die Leiche bereits in Verwesung über­gegangen war.

Zwei Baletotmarder wurden gestern morgen in dem Kaiser­Friedrich- Realgymnasium zu Rirdorf abgefaßt. Der Schuldiener wurde dort von Schülern auf zwei Männer aufmerksam gemacht, die sich verdächtig auf dem Flur herumtrieben. Als er sie zur Rede stellte, erklärten sie, sie seien Rohrleger und bestellt worden, um Ausbesserungen vorzunehmen. Der Schuldiener sah aber, daß sie neue Ueberzieher an hatten, wie sie Rohrleger, die auf Arbeit gehen, kaum tragen, nahm sie deshalb fest und übergab sie der Polizei. Es stellte sich auch dann heraus, daß sie die Ueberzieher Schülern gestohlen hatten. Die Ertappten wurden festgestellt als ein Arbeiter Edmund Blechschmidt und ein Gürtler Franz Müller, die beide obdachlos waren.

Gesangliche Veranstaltungen. Der im Norden unter den Parteigenossen bekannte Sängerchor Wedding ( M. d. D. .- S.- B.) veranstaltet am Mittwoch, den 16. November( Bußtag), unter Leitung seines Chormeisters Herrn E. Thilo sein diesjähriges großes Herbstkonzert in den Germania- Prachtsälen", Chaussee­ftraße 110. Anfang Punkt 7 Uhr. Eintrittspreis 50 Pf. Mit­wirkende sind: Neues Konzert- Orchester, Dirigent R. Tiek, Konzert­sängerin Hertha Geipelt.