Nr. Jahrg.
Aus der Frauenbewegung.
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19. November 1910.
Jm Bette erstickt ist das 2jährige Söhnchen des in der Sternstraße wohnhaften Arbeiters C. Die Ehefrau desselben hatte das Kind in sein Bettchen gelegt und zugedeckt. Als die Mutter nach etwa einer Stumde nach dem Kleinen fab, fand sie zu ihrem Entfeßen das Kind tot vor. Der Knabe hatte sich im Schlafe umbergeworfen, war mit dem Gesicht unter das Deckbett geraten und
erstidt.
In dem Bericht„ Aus der Gemeindevertretung" in der gestrigen Nummer des Vorwärts" hat ein Druckfehler den Bewilligungseifer der Gemeindevertretung für Kulturzwede insofern in strahlendstem Lichte erscheinen lassen, als er für die Errichtung einer einfachen Bedürfnisanstalt die nette Summe von 57 000 Mart nach bewilligen ließ. Allen Lesern, besonders jenen in Groß- Lichter felde werden die Augen übergegangen fein über die Höhe der ausgeworfenen Summe, mit der ein so profanes und an Umfang verhältnismäßig bescheidenes Häuschen mit aller Pracht und höchster Eleganz ausgestattet werden könnte. Da es sich um eine gemeine Täuschung der Gemeindeangehörigen durch den Druckfehlerteufel handelt, wird gebeten, von der Kulturbegeisterung unserer Gemeindeverwaltung einen sehr großen Teil und von der Summe eine RuII abzuftreichen. Lankwih.
In der am Dienstag bei Schulz, Mühlenstraße, stattgefundenen öffentlichen Versammlung sprach Genosse Schütte über Portugal und Deutschland ". Redner zog einen Vergleich zwischen den letzten Vorkommnissen in beiden Ländern. Eingehend schilderte er den Werdegang Portugals in den letzten Jahrhunderten. Die Versamm lung war mäßig besucht. Die Barteigenoffen werden ersucht, in Zufunft für besseren Besuch der Versammlungen zu sorgen. Köpenick .
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sondern sie eventuell beschimpfen und mishandeln. Mit Recht habe überschritt, um sich nach einem Restaurant zu begeben, wo ste tätig die Polizei die Streikposten aus der Yorkstraße weggewiesen, nach- war, beachtete das junge Mädchen nicht das Herannahen einer dem es dort schon Störungen gegeben habe. Bekannt" sei ja, daß Automobildroschke. Obwohl der Lenker der Kraftdroschke noch im Zur Erziehung der Mütter. Wie häufig hört man gerade in es in Moabit zu ernsten Ausschreitungen gekommen sei. Werden letzten Augenblick auszuweichen versuchte, konnte er das Unglück den Kreisen der modernen Arbeiterschaft besonders von Müttern die vorbeugende Anordnungen der Polizei nicht befolgt, so habe das nicht mehr verhindern. Fräulein St. wurde umgeriffen und überSilage:„ Ich möchte das meinem Jungen doch so gerne erklären, ich Gericht das nachdrücklich zu ahnden. Geldstrafe treffe den Ange- innere Verlegungen und mußte in besinmungslosem Zustande nach fahren. Die Verunglückte erlitt eine starke Brustquetschung, schwere fann es aber doch nicht". Der gute Wille ist meistens da, und das ift der beste Anfang. Kürzlich tamen mir zwei Bücher in die Hand, lagten nicht, die werde bekanntlich aus der Streikkaffe bezahlt. dem Krankenhause Westend übergeführt werden. die recht geeignet scheinen, den Müttern bei ihrem schweren Er- Eine Woche Haft sei das Richtige. Dem Vorsitzenden fiel hier ein, ziehungswerke hilfreich die Hand zu bieten. Das eine ist ein daß acht Tage vorher in der oben erwähnten Sache unter seinem Groß- Lichterfelde . Leitfaden für freidenkende Eltern und Lehrer", Vorsitz nicht nach Antrag des Amtsanwalts die eine Woche Haft der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Leser in die Probleme der bestätigt, sondern 10 M. Geldstrafe festgesetzt worden war. Dem modernen Weltanschauung einzuführen. Interessant ist schon das Amtsanwalt bemerkte er daher:" Soweit in der lebten Aeußerung furze Vorwort des Verfaffers Alois Langer, der die etwaigen eine Kritik des vor acht Tagen gefällten Urteils liegt, weife ich sie Mängel des Buches damit entschuldigt haben möchte, weil er bor zurüd." Kritik habe er nicht beabsichtigt, antwortete der Amtsmals römisch- katholischer Theologe gewesen ist und erst als anwalt. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld, beantragte Greis angefangen hat, den Spuren echter Wissenschaft nachzugehen". Die Entschuldigung war fiberflüssig, denn nirgends Freisprechung. M. sei weitergegangen; das Wiederkommen habe haften dem Büchlein Spuren theologischen Geistes an. Dagegen der Schuhmann nicht untersagt und gar nicht untersagen dürfen. sinden wir darin die Entwickelungstheorie ganz vortrefflich Es stehe auch nicht fest, daß die Wegweisung zur Erhaltung der dargestellt. Der Verfasser hat es besonders verstanden, Ruhe usw. nötig gewesen sei. An jenem Tage seien ja gar keine die an sich recht schwierigen Probleme allgemeinverständlich und Störungen vorgekommen. Der Verteidiger zeigte sodann, daß alles, gut darzustellen. Der Preis des Büchleins beträgt 75 Pfennige. was dem Amtsanwalt als bekannt" galt, falsch ist. Keineswegs Ganz anderer Art ist das foeben im Dürrichen Verlage er- gehöre es zum Wesen eines Streikpostens, Arbeitswillige zu beschienene Buch von Schulrat Rzesnizet: Schulpsychologie, läftigen. Er habe sie aufzuklären, weil sie oft selber nicht wissen, Unterrichts- und Erziehungslehre.( Preis 3 M.) Der Verfasser dachte sich das Buch als Grundlage für den Unterricht in daß sie Streitarbeit übernehmen und ihren Kollegen in den Rücken fehrerfeminaren; doch bietet es nicht nur Lehrern, sondern auch fallen. Er habe auch zu ermitteln, wie viele Arbeitswillige einBaien, besonders den Müttern, eine vorzügliche Einführung in die gestellt sind, denn danach richte sich die Taktik der Streifleitung. moderne Seelenfunde und Erziehungslehre. Die Zweiteilung des Busammenstöße seien oft von Arbeitswilligen herbeigeführt worden. Buches in die soeben genannten Fächer gibt dem Verfasser Gelegenheit, Eben erst habe in dem großen Prozeß wegen der Moabiter BorPsychologie und Bädagogik bei der Darstellung vollkommen zu trennen, gänge, die der Amtsanwalt hier als straffchärfendes Moment was eine viel einheitlichere Bearbeitung des ganzen Gebietes ergibt. heranziehe, Polizeimajor Klein bekundet, daß er die Bewaffnung Außerordentlich wichtig für das ungezwungene Eindringen in diese der Kupferschen Arbeitswilligen untersagt habe und hinterher doch für Laien noch fast fremden Gebiete ist die Anordnung, die der ein Arbeitswilliger den ersten Schuß abgefeuert habe. Unrichtig Verfasser seinem Buche gegeben hat. So finden wir in dem ganzen Buche nur leine Abschnitte, Abschnitte von 8-15 Beilen ſei schließlich auch, daß die Streitkasse Geldstrafen bezahle. Keinesgehören nicht zu den Seltenheiten, die ganz für sich bestehen und falls dürfe gegen den noch unbestraften Angeklagten wegen so geganz für sich betrachtet werden könnten. Die Abbildungen über Zellen, ringer Uebertretung auf Freiheitsstrafe erkannt werden. Nerven, Gehirn usw. sind recht anschaulich. So viel über das Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, daß M. unbedingt Aeußere. Was den Inhalt betrifft, so bietet er eine vorzügliche Folge leisten mußte, das aber habe er nicht getan, da er wiedertam. Einführung und Grundlage für alle das Schulkind und den Die Wegweisung sei nötig gewesen wegen der Störungen, die es Lehrer berührende Fragen. Die verschiedenen Richtungen in der schon einige Tage vorher gegeben habe. Die Anordnung des SchußUeber das Thema: Aus den schwersten Tagen der Partei" Psychologie und Pädagogik werden in Inapper Form charakte manns müffe als zweddienlich gelten, solange nicht nachgewiesen referierte Genoffe II m Zehlendorf in der letzten Wahlvereinsrisiert, und jedem Gebiete ist ein umfangreiches gutes Literaturverzeichnis angegliedert. Der Verfasser dieses Buches ist sei, daß sie es nicht war. Die Polizei habe nicht auf Unruhen zu versammlung. Nach dem beifällig aufgenommenen Vortrage widmete aber ein Schulrat, und daher kommt es wohl, daß an einigen warten, sondern vorzubeugen. M. sei strafbar, doch könne, da er Genosse Wigler dem verstorbenen Genossen Engler einen furzen Stellen den herrschenden Anschauungen über Religion und Liebe keine Ausschreitung begangen habe und noch unbestraft sei, statt Nachruf; die Versammlung ehrte das Ableben des Verstorbenen in zum Herrscherhause Stonzeffionen gemacht werden. Bon diesen der beantragten Haftstrafe eine Geldstrafe von 10 M. genügen. üblicher Weise. Aufgenommen wurden acht neue Mitglieder. Genosse Woid gab alsdann einen Bericht über den Verlauf der Stadtwenigen Stellen abgesehen, vertritt der Verfasser die modernen pädagogischen Richtungen, und wir fönnen uns mit ihm einverstanden Die Frage der religiösen Erziehung des Kindes bei Gemischtehen verordnetenwahlen; Redner forderte die Anwesenden auf, bei der Stüchwahl in der zweiten Abteilung am 29. November ihre Pflicht erklären, wenn er über die Volksschule sagt, daß sie:„ eine Er wurde in einem Strafverfahren gegen Herrn Schneider aus zu erfüllen. Genosse Schubert brachte das Verhalten des Stadtziehung zur Arbeit als notwendige Voraussetzung der Arbeits- Tempelhof( Regierungsbezirk Potsdam ) berührt. Herr Schneider verordneten Genossen Zeidler zur Sprache. Derselbe hatte bei der freudigteit, nicht alleinige Massenerziehung, sondern auch Persönlich ist katholisch, seine Ehefrau evangelisch. Beide einigten sich dahin, Wahl in der ersten Abteilung sein Wahlrecht nicht ausgeübt. Ein teitsbildung geben foll"." Die Bolksschule darf nie einseitig werden, ihren 1903 geborenen Sohn evangelisch erziehen zu laffen. Das Antrag des Bezirks der Dammvorstadt, der Vorstand möge Schritte fondern muß zu jeder Zeit eine Lebensschule sein." Kind wurde auch evangelisch getauft. Als es schulpflichtig wurde, Toni Sußmann. brachte es der Vater in die 2. Gemeindeschule in Tempelhof und unternehmen zur Einrichtung eines Gemeindefriedhofes, wurde nach hielt es zum evangelischen Religionsunterricht an. Der Neftor reger Diskussion dem Vorstand überwiesen. Zum Schluß wurde Veranstaltungen. schloß es davon aus und sagte dem Vater, das Kind dürfe an dem noch auf den vom Bildungsausschuß veranstalteten Theaterabend evangelischen Unterricht nur teilnehmen, wenn er beim Amtsvor( am Totensonntag) und auf die im Dezember stattfindende Jugendsteher ausdrüdlich erkläre, daß das Kind evangelisch erzogen werden schriftenausstellung hingewiesen. folle. Schneider lehnte das ab, weil nach§ 78 II 12 des Allgemeinen Diensdorf( Kreis Beeskow). Landrechts fein Dritter das Recht hat, zu widersprechen, solange Die Gründung eines Wahlvereins für Diensdorf und Umgegend die Eltern über den ihren Kindern zu erteilenden Religionsunterricht einig sind. Der Rektor schloß das Kind aber vom evange- zeitigte eine Zufammenkunft einer Anzahl Parteigenossen aus Diens Der Deutsche Bund für Mutterschutz veranstaltet am 3. und lischen Religionsunterricht weiter aus, indem er sich stüßte auf eine dorf und Pieskow am Sonntag im Gasthof des Herrn Luzius. 4. Dezember d. J. im Choralionsaal, Bellevueftr. 4, eine außer Anordnung des Regierungspräsidenten zu Potsdam vom 17. Oftober Sämtliche anwesenden Genoffen sowie eine Genossin traten dem ordentliche Tagung über das Thema:" Die Mutter in der 1902, wonach eine Willenserklärung darüber, daß Kinder in einer Verein bei. In den Vorstand wurden gewählt als erster Vorsigender anderen Konfession unterrichtet werden sollen, als es nach den Friedrich Rüdiger, als zweiter Louis Wöbbicke aus Pieskow, als deutschen Reichsversicherungsordnung." சூ 3 sprechen als Referenten: am ersten Tage Frau Marie Stritt über: geltenden gesetzlichen Bestimmungen geschehen müßte, von den Kaffierer Gemeindevertreter Emil Graste und als Schriftführer Eltern vor dem Landrat, Amtsvorsteher oder Notar abzugeben sei. Richard Mehling aus Diensdorf. Wenn irgend möglich, soll zur Bedeutung der Mutterschaft für die Nation", Herr Da nun Schneider seinen Sohn auch nicht in den katholischen Re- Förderung des jüngsten Gliedes unserer Kreisorganisation am Albert Rohn über: Schwangerschafts- und WochenAlbert Kohn über:" Schwangerschafts- und Wochen- ligionsunterricht bettversicherung"; am zweiten Tage Reichstagsabgeordneter ligionsunterricht schickte, so wurde er wegen unberechtigter Schul- Sonntag, den 27. November, im Gasthof des Herrn Luzius eine bettversicherung"; am zweiten Tage Reichstagsabgeordneter versäumnis des Sohnes angeklagt. Das Landgericht sprach aber Boltsversammlung stattfinden, zu welcher dem Genossen 3ubeil Dr. Eduard David über:" Mutterschaftsversicherung den Angeklagten frei und das Kammergericht verwarf am Diens das Referat übertragen werden soll. Durch diese Neugründung des und Boltshygiene" und Reichstagsabgeordneter Dr. Heinz tag die hiergegen eingelegte Revision der Staatsanwaltschaft mit Bahlvereins in Diensdorf dürfte die Entwickelung unserer Organisa Botthoff über:" Witwen- und Waifenversicherung. Alle diejenigen, welche zur Tagung eine Einladung zu erhalten folgender Begründung: Wenn die Verordnung des Regierungs- tion auch in den benachbarten größeren Dörfern Herzberg und Alle diejenigen, welche zur Tagung eine Einladung zu erhalten präsidenten zu Potsdam die Bestimmungen des Landrechts ein- Glienicke ermöglicht werden. wünschen und an der Abstimmung teilnehmen wollen, erhalten zur schränken wollte, dann wäre sie ungültig. Das sei aber ihr Bwed Nowawes . Abstimmung berechtigende Karten in der Geschäftsstelle der Orts- nicht. Sie gehe nur darauf aus, möglichste Klarheit zu schaffen in gruppe Berlin , Wilmersdorf , Trautenaustr. 20, Ueber hiftorische Erinnerungen aus der Zeit des Sozialistenden Fällen, wo Eltern verschiedener Religion von dem Recht aus § 78 II 12 des Allgemeinen Landrechts Gebrauch machten und sich gefeßes" referierte Genosse Schmidt- Karlshorst in der letzten Wahlüber die religiöse Erziehung der Kinder abweichend von§ 76 II 12 vereinsversammlung. Redner ermahnte die Genossen am Schlusse des Allgemeinen Landrechts einigten, wie im vorliegenden Falle. seines Vortrages, mit der Aufklärungsarbeit nicht zu ruhen, da Der Angeklagte fönne aber nicht bestraft werden, wenn er, der mit jeht wieder von den Scharfmachern aller Grade aus Angst vor seiner Frau schon lange einig war, eine solche Erklärung vor dem weiteren Erfolgen nach Ausnahmegesehen gegen uns geschrien wird. andrat, Amtsvorsteher oder Notar nicht abgab und sein Sohn In den Wahlverein aufgenommen wurden 18 Genoffen. Die gegen seinen und seiner Frau Willen zum evangelischen Religions- Abrechnung vom dritten Quartal ergab eine Einnahme von 895,20 unterricht nicht zugelassen wurde. Die Wirksamkeit einer Einigung Mart, eine Ausgabe von 800,02 M. An die Zentralkaffe find nach§ 78 II 12 des Allgemeinen Landrechts könne eben durch das 596,80 m. abgeliefert. Der Mitgliederbestand betrug am Schlusse unberechtigte Verlangen der Regierung zu Potsdam in ihrer Ver- des dritten Quartals 834 männliche und 54 weibliche. Zur Generalordnung von 1902 nicht beeinträchtigt werden. Mit Sicht sei S. versammlung von Groß- Berlin wurden die Genossen Seidenberg, Engel, Krohnberg, Schmeling und Oldenburg gewählt. freigesprochen worden.
00 Bersammlungen
Die Deutsche Gesellschaft für Mutter- und Kindesrecht veranstaltet Sonnabend, den 19. November, abends 8% Uhr, im Kaiserin- Friedrich- Haus, NW. , Luisenplak 2( Plak am Neuen Tor), einen Vortrag über:„ Der Schutz von Mutter und Kind durch reichsgefeßliche Mutterschafts- und Familienversicherung." Refes rent ist Geh. Regierungsrat Prof. Paul Mayet.
Gerichts- Zeitung.
Im Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit. Vor dem Amtsgericht Berlin- Schöneberg wurde gestern wieder, wie schon in der vorigen Woche, eine Sache verhandelt, die der Vertreter der Anklagebehörde gern mit den Moabiter Straßenunruhen" in Verbindung gebracht hätte. Wieder hatte sich ein Arbeiter zu verantworten, der in der Yorkstraße, wo die Kohlenfirma Karstädt ihren Sit hat, als Streifpoften auf und ab gegangen war und dem Schußmannsbefehl, weiterzugehen, nicht Folge geleistet haben sollte. Die Yorkstraße liegt weit ab von Moabit , und der fragliche Vorfall hatte sich schon am 23. September, noch vor Beginn der Moabiter Straßenunruhen" abgespielt, aber das Geschäft der Firma Karstädt ist ein Tochtergeschäft der Kohlenfirma Kupfer u. Co.
Vorort- Nachrichten.
Der
Erweiterungsbau des Charlottenburger Rathauses. Diesmal war es ein Arbeiter Maschenke, der gegen einen ihm nächsten Stadtverordnetenversammlung wird ein Antrag des aufgepadten polizeilichen Strafbefehl von 1 Woche Haft Wider Magistrats vorliegen, der die Bewilligung von brei Millionen Mart aus Anleihemitteln für einen Erweiterungsbau des Ratspruch erhoben hatte und richterliche Entscheidung forderte. Der Hauses nach Osten hin fordert. Diese Erweiterung ist nötig geSergang war wieder der übliche gewesen: M. hatte zwar keinen worden, obwohl das neue Stathaus erst vor fünf Jahren fertig Menschen belästigt, aber ein Schußmann, der ihn fah, triegte es gestellt wurde, da die Bevölkerungszahl in diesen fünf Jahren und mit der Angst, daß der auf und ab wandelnde Streifpoften einen schon vorher während des Rathausbaues fich erheblich bergrößert Arbeitswilligen belästigen fönnte, und das genügte, den Mann hat vom Jahre 1900, wo Charlottenburg 189 000 Einwohner wegzuweisen. Vor Gericht erklärte der Angeklagte, er sei zunächst zählte, bis auf rund 298 000 im Jahre 1910-und da dementweggegangen, später aber wiedergekommen. Er habe die Absichtsprechend die Zahl der Verwaltungsstellen und vor allem die der städtischen Beamten vermehrt werden mußte, um so mehr, als gehabt, Arbeitswillige fernzuhalten.„ Eventuell mit Gewalt" erböllig neue Aufgaben der städtischen Verwaltung entstanden, wie gänzte der Vorsitzende, Amtsrichter Dr. Kleemann, doch der An- Elektrizitätswert, Wasserwerk, Wohnungsamt usw. Im Jahre geklagte verneinte. Beuge Schuhmann Süßmann begann seine 1905 stand in dem fertiggestellten Rathaus eine Bimmerfläche von Aussage so: Es war am 23. September, wie bei der Firma 6400 Quadratmetern für 588 Beamten zur Verfügung, heute Kupfer u. Co. gestreift wurde" Er bekundete dann über den braucht der Magistrat fast die doppelte Grundfläche für ungefähr Vorgang bei Starstädt:" Ich war beordert, Streifende zurüdzu- 950 Beamte. Außerdem find für einige Geschäftsstellen, so für die weisen im Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit. Sparkasse, die Steuerverwaltung und die Hoch- und Tiefbaubera Maschehte beobachtete ich etwa eine halbe Stunde lang, wie er waltung, größere Räumlichkeiten notwendig und verschiedene Abfortwährend auf und ab ging. Ich ging ran und forderte ihn im teilungen, so das Statistische Amt, der städtische Pressedienst, das Wohnungsamt u. a, die jest außerhalb des Rathauses unter Interesse der öffentlichen Ruhe und Sicherheit auf, weiter zu gebracht sind, sollen im Rathause selbst Platz finden. Für den Go gehen." M. sei gegangen, aber wiedergekommen. Daß M. die weiterungsbau werden die der Stadt gehörigen Häuser in der öffentliche Ruhe und Sicherheit schon irgendwie gestört hätte, sagte Berliner Straße 71 und 70 niedergeriffen werden, in dem neuen der Zeuge nicht. Zeuge habe aber Störungen befürchtet, weil schon Bauteil wird an der Berliner Straße vor allem die erweiterte zwei Tage vorher nach Karstädts Arbeitswilligen mit Steinen ge- Spartaffe ihr Heim aufschlagen. Die Pläne des Erweiteworfen worden sei. Der Vorsitzende erläuterte:" Das war zu der rungsbaues, der sich architektonisch dem Gesamtbau des Rathauses Zeit, wo auch in Moabit die großen Unruhen waren." Da stellte anschließen wird, sind von dem Stadtbaurat Seeling entworfen. der Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld sofort fest, daß zu Schöneberg . dieser Zeit von„ Unruhen" in Moabit noch keine Rede sein konnte. Der Amtsanwalt gab zu, daß Streitposten erlaubt find. Es fei aber bekannt", daß sie Arbeitswilligen nicht nur zureden,
Ein schwerer Automobilunfall ereignete fich borgestern abend in der Lutherstraße. Als bort vor dem Hause Nr. 16 die 21jährige Kellnerin Selma Kanis aus der Kurfürstenstr. 147 ben Fahrdamm
Sein Amt als Gemeindeschöffe hat der Hoffchlächtermeister Langer wegen andauernder Kränflichkeit niedergelegt. Bei der in der letzten Gemeindevertretersizung stattgefundenen Ersatzwahl wurde einstimmig Gemeindeverordneter Obst in den Gemeindevor stand gewählt.
Der Antrag der Armendeputation auf Verstärkung der Armenfommissionen durch Hinzutvahl je einer Armenpflegerin brachte ein recht erheiterndes Moment in die sonst sehr ernste Angelegenheit. Die Deputation hatte beantragt, zu diesem Zwede die Instruktion für die Armenvorsteher und Pfleger durch einen Zusatz zu er gänzen, laut welchem die Armenpflege durch die Armenpfleger und eine berheiratete Armenpflegerin ausgeübt wird, welche von dem Armenvorsteher in besonderen Fällen sowie auch zu den Sibungen der Bezirkskommissionen hinzugezogen werden fann". Hierzu beantragte Genosse Wagner, das Wort berheiratete" zu streichen und für die Worte hinzugezogen werden tann"" hinzugezogen wird" zu sehen. Dadurch fühlte sich nun der Dezernent für das Armenwesen, Schöffe Steiner, in seinen heiligsten Gefühlen ver legt, und er beschwor die Vertretung, doch um alles in der Welt den Antrag Wagner abzulehnen, denn man bente!- es könnte doch einmal vorkommen, daß die Armenpflegerin zu einer Wöchnerin gehen müsse, und da tönne man doch auf keinen Fall eine unverheiratete Pflegerin hinschiden. Troß dieser doch gewiß durchschlagenden" Begründung, welche wohl ben Stulminationspunkt der Prüderie darstellt, konnte sich die Bertretung nicht ent= schließen, dem Antrage des Herrn Steiner zu folgen, sondern nahm einstimmig den Antrag des Genossen Wagner an, so daß in Zufunft zum Besuch armer Wöchnerinnen auch unverheiratete Pflege= rinnen herangezogen werden fönnen.
Einem Antrage auf Erhöhung der Unterstübungsfäße für die Ortsarmen gab die Vertretung ebenfalls ihre Zuftimmung. Danach sollen in Zukunft für eine einzelne Person monatlich 6-15 M.( bisher 3-9 M.), für zwei erwachsene Perfonen 10-20 m.( statt 6-15 M.) und für jedes bei den Eltern be= findliche Kind 3-6 M.( bisher 1-3 M.) Unterstüßung gezahlt werden. Hierzu bemerkte Herr Vobach, daß man die Armen femmissionen in ihren Mitteln nicht zu sehr beschränken solle; ca erscheine ihm awweifelhaft, ob die vorgeschlagenen Säße in allen Fällen ausreichen würden. Herr Steiner erklärt, daß die Armen