Ar. 274. 27. Jahrgang.1. Ktilm Ks Jonoärts" jitiiinct Jlolkolilatt.Mlvoch. 28. NiMluber 1910.Quittung.Im Monat Oktober gingen bei dem Unterzeichneten folgendeParteibeiträge ein:Aacken-Siadt, 3. Quart. 1910 96,62. Altkirch-Tbann. 2. Quart.1910 5,08. Aachen-Land, foz. Verein 3. Quart. 1910 69,30. Berlin-Groß, a konto seiner acht Wahlkreise 15 000,—(bamnter: Blumenthal 2. Abt. 1—; Alexander F. 6,—; Kranzüberschuß von denKollegen der Firma Siebert u. Aschenbach 6,70; Fr. K.— ,40;Kollegen der Firma Max Bernhardt u. Co. 1,50; Tischlerei Bleu-dinger, Bredow u. Co. 10,—; SBi.itet 10,—; Bleisteg 1,—; Kraiiz-iiberschuß vom 734. Bezirk 16,65; Moses sür Referat 3,—; von denKollegen der Argus-Motoren sBierpro�ente) 22,50; A.B.Mister 1,—;König 2.—; Genossin Wehl für Referat 6,—; von Gen. Martensdurch Stuttfeld 10.—; Sechserkasse Goldleistenfabrik Bartels5,—; Sechserkasse Müller u. Schmelzer 7,20; Hennig, Argen-tinien 5.—; Resultat einer Schlichtungskommission B. 5,—)Berlin diverse Beiträge: W. Z. 50,—. Machetes 5,—. O. Scki.Dieffenbachslroße 36 5,—. Jnle II., Rilterstraße 10,40. Dr. L. A100,—. Die Konlobucharbeiler vom Wedding 5,—. Gutenberg,September 89,—; desgl. Oktober 31,50..Bombe" 0,50.„DurchBelhke, Liers und Rennecke, im Auftrage" 300,—. Arbeiterder Deutschen Metallwarenwerke 6,—. Jnle. Ritterstraße, 3. Quart.1910 16.20. Alt-Stralau, Eisengießerei G. Grauert, Abt. 2 14,85.M. W., Aug., Septbr., Oktbr. 6,—. Ueberschuß der Sechserkafse derTischlerei C. H Bormann 10,—. Knabe 3,—. 21. 23. 50,—. P. S.50,—. Beelitz, Genossen in der Lungenheilstätte 20.—. BreslauOst und West, 1. Quart. 1910/11 1150,50. Bant, Beitrag vom1. Quart. 1910/11 716,34. Braunschweig, 1. R.-W.-Kr. 1020,73;Brannschweig, 3. R.-W.-Kr. 92,55. Bern 50.—. Cöln a. Rh., Reg.W. 20.—. Crefeld, 1. Quart. 1910/11 279,18. Düsseldorf, 1. Quart.1910/11 907,30. Esten a. R., 1. Quart. 1910/11 900,21. Euskirchen-Bergheim. 1. Onart. 1910/11 16,—. Erfurt-Schleusingen 300,—.Elberseld-Barmen, 1. Onart. 1910/11 1000,—. Eberswalde lWahlkreisOberbarnim), 3. Quart. 1910 143,22. Frankfurt a. M., 3. Quart. 19101471,70. Falkenberg, Oberschlesien 7,10. Freibnrg, 5. bad. R.-W-Kr.,3. Quart. 1910 91,68. Gcbweiler, 3. Quart. 1910 14,92. Hamburg,I. R.-W.-Kr. 5000,—; Hamburg, II. R.-W-Kr. 5000,—; Hamburg,Hl. R.-W.-Kr. 15 000,—. Hagen i. W., 3. Quart. 1910 565,05. Hallea. S. 1200,—. Jerichow, I. u. II,, 3. Quarr. 1910 571,45. Kempen,3. Quart. 1910 25,74. Ludwigshafen, Gau Pfalz, Nachtrag vom1. Quart. 1910 62,21. Desgl., 2. Quart. 1910, Wahlkreise: Ludwigs-hafen-Speyer 840,—; Neuitadt 156,18; Germersheim 23,64; Pirmasens 132,30; Homburg 25,86; Kaiserslautern 132,90; Sa.: 1373,09.Limbach-Mitlweida, 15. sächs. R.-W.-Kr., 3. Quart. 1910 600.—; Lüneburg, 16. hannov. R.-W.-Kr., a konto 1910/11 400,—. Mülheim-Wipperfürth, 1. Quart. 1910/11 498,66. Mülbausen i. Elf., 3. Quart.1910 158,58. Magdeburg. 3. Quart. 1910 1345,13. Nürnberg, GauNordbayern, Rest v. 1. Quart. 1910. Wahlkreise: Erlangen-Fürlh 32,70;Bayreuth 13,75; Hof 35,67; Bamberg 17,88; Kronach-Lichtenfels9,03. Desgl., 2. Quart. 1910, Wahlkreise Erlangen- Fürth 774,96;Bayreuth 303,42; Schweinfurt 176,82; Hof 194,28; Ansbach-Schwabach 229,02; Regensburg 107,52; Neustadt a. W: 43,74;Eichstätt 19,74; Kitziugen 23,04; Kronach-Lichten sels 79,56; Bamberg 80,22; Lohr 28,08; Würzburg 243.48: Amberg 26,46; NürnBerg 2963,29; Forchheim-Kulmbach 72,96; Neumarkt 14,52; Dinkelsbühl 41,16; Aschaffenburg 69,63; Neustadt a. S. 21,45; Rothenbürg 17,70; Sa. 5645,03. Nordische Wasserkante 60 000,—.Ottenseu-Pinneberg- Elmshorn, 6. schlesw.-holst. Kr., 2 a kontoRaten a 800,—— 1600,—. Oldenburg, 1. R.-W.-Kr., 3. Quart.1910 177,35. Potsdam-Osthavelland, 3. Onart. 1910 440,08.Prenzlau-Angermünde» 3. Quart. 1910 77,33. QuedlinburgAschersleben-Colbe 3. Quart. 1910 694 80.1 Recklinghausen267,— � Stettin, Agitationsbezirk Pommern. 2. Quart. 1910,Wahlkreise: Stettin 310,20; Randow- Greifenhagen 513,84;Usedom-Wollin 103.31; Greifswald-Grimmen 62,37; Stral-sund-Rügen 67,34; Anklam-Demmin 18,42; Kolberg-Köslin56,76; Stolp-Lauenburg 13,92; Naugard-Regenwalde 9,36;Pyritz-Saatzig 11.53; Greisenberg-Kammin 12,75; Neustettin 9,60;Dramburg- Schivelbein 5,28; Bütow-Schlawe 7,80; Sa. 1202,98Saarbrücken, foz. Verein des Saarreviers 3. Quartal 1910 70,43Solinge» 3. Quart. 1910 743,11. Slendal-Osterburg 3. Quart. 1910209.30. Siegen i. W. 1. Quart. 1910/11 23,58. Singen a. H.,1. bad R.-W.-Kr. 20,—. Schlesw, g, 3. schlesw.- holst. Kr..1. Onart. 1910/11 178,36.„Vorwärts" 3. Quart. 1910 16 479,—.„Wahrer Jakob".„Neue Zeit",„Gleichheit" 15 000,—. Worms-kleines feuiUeton.Wie Tolstoi Dichter wurde. In den„Bekenntnissen" seinesNters hat Graf Tolstoi erzählt, daß er in der tiefsten Zeit seinerVerderbnis„aus Eitelkeit, Gewinnsucht und Hochmut" angefangenhabe, m schriftstellern.„Wie oft habe ich während des Schreibensmein Hirn zermartert, um unter, der Maske der Gleichgültigkeitoder des Scherzes die Sehnsucht nach Höherem zu verbergen, dieden wirklichen Inhalt meines Lebens bildetet Ich erreichte meineAbsicht und man pries mich." Aber es waren doch noch andereImpulse, als die Gier nach Ruhm und Reichtum, die den jungenGrafen in der großen Natur des Kaukasus zum Dichter machten.Das abcnteuerreiche Leben als Soldat, die ideale Leidenschaft fürein schönes Kosäkenmädchcn, das ganze gesteigerte Lebensgefühl,das in dieser ersten, wirklich tatenreichcn Periode seines Lebensin ihm erwachte, ließ seinen innersten Beruf, mag er ihn auchspäter noch so heftig abgeleugnet haben, den Beruf des Dichters, inihm mächtig werden.„Es ist etkvas in mir, was mir den Glaubengibt, daß ich nicht dazu geboren bin, zu sein wie alle anderen." DiesGefühl regt sich in seinen Briefen aus der Krim uchd läßt denSchriftsteller sich in den flüchtigsten Auszeichnungen regen. Mitgreifbarer Anschaulichkeit stehen die Visionen seiner Kindheit vorihm, und ihm selbst, fast unbewußt, entstehen so die Bilder seinesersten Buches„Kindheit". Er schickt das Manuskript am 2. Juli1852 an Nekrassoff, den Herausgeber der damals wichtigstenrussischen Zeitschrift, des„Zeitgenossen". Und Nekrassof erkenntsofort den großen Dichter; zwar kann er ihm für sein Erstlings-werk kein Honorar zahlen, aber er verspricht ihm für spätereWerke das höchste Honorar, das er bieten kann, nämlich 50 Rubelfür 16 Druckseiten. Am 6. September vollzieht sich das große Er-eignis der russischen Literaturgeschichte: unter der Chiffre„L. N. T."- erscheint das Erstlingswerk des Mannes, der seinerheimatlichen Dichtung den Weltruhm erobern sollte. Das Buch mitseiner wundervollen Analyse der kindlichen Welt, das den Anstoßzu einer ganz neuen Betrachtung der Kindesseele gab, erregt ge-waltiges Aufsehen; alle Welt will wissen, wer dieser geheimnisvolle„L. N. T." ist; aber der Name des neuen Dichters wurde der All-gemeinheit erst bekannt, als Tolstoi nach dem Krimkriege in denKreis der Petersburger Literaturwelt eintrat und nun unter denMitarbeitern des„Zeitgenossen" an weithin sichtbarer Stelle stand.Ter Erdgasbrand bei Ncuengamme. DaS Phänomen in denVierlanden bei Hamburg dauert bis zur Stunde noch unverändertfort. Es setzt aber dabei immerwährend aus, um nach wenigenAugenblicken mit dumpfem Knall wieder hervorzuschießen. Nachwie vor ist das furchtbare Tosen des ausströmenden Gases meilen-weit im Umkreise zu hören; trägt der Wind den Schall herüber,so übertönt das Geräusch der Gasquelle selbst das Donnern derv-Züge auf der mehr als eine Stunde in der Luftlinie vonNeuengamme entfernten Berlin-Hamburger Eisenbahnstrecke. Am-Heppenheim 3. Quart. 1910 109,50. X. D. Z., a konto-Zahlung 5000,—.Zinsen aus dem Marxismus 10 000,—.Berlin, den 21. November 1910.Für den Partcivorstand: I. V.: Fr. Ebert,�_ Lindenstr. 69.Reichstag»83. Sitzung, Dienstag, den 22. November,nachmittags 2 Uhr.Am Bundesratstisch: Delbrück, Lisco, Kraetke.Präsident Graf Schwerin-Löwib eröffnet die Sitzung und be-grüßt die Abgeordneten. Er teilt dann mit, daß während der Unter-brechung der Tagung die Abgeordneten Zimmermann<Antis.>,D e i t o snatl.), Schmidt-Warburg<Z.>. Dr. von S k a r z y n s k ilPole), Arendt- Labiau(l.) gestorben sind. Das Haus ehrt dasAndenken der Verstorbenen in der üblichen Weise.Weiter teilt der Präsident mit, daß während der Unterbrechungder Tagung der Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburgsein Amt als zweiter Vizepräsident niedergelegt hat. Ferner,daß die Abgeordneten Träger ffortichritll. Vp.j, von Strom-Beck(Z.), L e n d e r(Z.), das achtzigste Lebensjahr erreicht habenund übermittelt ihnen die Glückwünsche des Hauses.Sozialdemokratische Interpellation über die KönigSbergerKaiferrcde.Eingegangen ist folgende Interpellation Albrecht undGenossen(Soz.);„Was gedenkt der Reichskanzler zu tun in Ausführung derim November 1908 vom Fürsten Bülow als verantwortlichemReichskanzler und zugleich im Namen des Kaisers dem Reichstaggegebenen Zusichernnaen, die durchbrochen worden sind durch diein diesem Jahre in Königsberg und an anderen Orte» vom Kaiserüber seine staatsrechtliche Stellung abgegebenen Erklärungen."Sozialdemokratische Interpellation über die Flrischnot.Eingegangen ist ferner folgende Interpellation Albrecht undG e n o s s e n sSoz.):„Was gedenkt der Reichskanzler zu tun, um der die Volks-gesundheit schwer gefährdenden LebenSmittelteuerung zu be-gegnen?"Den gleichen Gegenstand behandelt eine konservativeInterpellation, die sich gegen die Oeffmmg der Grenzen richtet.Die Jnlerpellalionen sollen aus die Tagesordnung dermorgigen Sitzung gesetzt werden.Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung einesGesetzentwurfs betreffend die durch die neue StrafprozeßordnungveranlaßtenAendcruiigcn des Gerichtskostcngesetzes.Die Vorlage geht nach unwesentlicher Debatte an die Straf-prozeßkommission.Es folgt die erste Lesung des Gesetzentwurfs über denSchutz des Reichsbanknotenpapiers.Dr. Arendt(Rp.) und Ortrl(natl.) wünschen ein denästhetischen und praktischen Ansprüchen besser genügendes Bank-noteupapier.Die zweite Lesung der Borlage findet im Plenum statt.Die Beseitigung von Ticrkadavcrn.Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück: Das Gesetz entsprichteiner Anregung des Reichstages bei der Beratung des Viehseuchen-gesetzes. Es gebt von der Erkenntnis aus, daß bei der Bedeutungder ungenügenden Beseitigung der Kadaver für die Viehseuchen-Verbreitung die Gesetzgebung des Reiches und der Einzelstaaten nichtmehr den Anforderungen entspreche, welche im Sanitäts- undveterinärpolizeilichen Interesse gestellt werden müssen. Es muß vonReichs wegen der Grundsatz aufgestellt werden, daß eine unschädlicheBeseitigung der Kadaver zu erfolgen hat. Das Gesetz regelt dieMindenforderungen, die in dieser Hinsicht zu stellen sind.Abg. Sicbenbürgcr(f.) erklärt sich im Interesse der Landwirtschaftmit der Vorlage einverstanden.Abg. Fischbeck(Fr. Vp.) begrüßt das Gesetz im Interesse derVolksgesundheit. Die Befugnis des Bundesrates, zu gestalten, daßTeile von Viehkadaver» von Privaten benutzt würden, soll eben mitgroßer Vorsicht angewandt werden, idamit nicht das Gegenteil vondem herauskommt, was das Gesetz bezweckt.Abg. Neuner(natl.) erklärt, daß seine Freunde der Vorlage imallgemeinen synipalisch gegenüberstehen.Freitag waren genau 14 Tage seit der Entzündung des Gasesvergangen, dessen Ausbruch 22 Stunden vorher begonnen hatte.Innerhalb dieser Zeit dürften nach einer Schätzung annähernd10 Millionen Kubikmeter Gas ausgeströmt sein; diese ungeheureMenge, deren Wert in die Hunderttausende geht, würde aus-gereicht haben, ganz Hamburg für länger als einen Monat mitLeuchtgas zu versorgen. Neuerdings sind denn auch, wie vonHamburg aus gemeldet wurde, Versuche gemacht worden, denBrand zu löschen. Inzwischen ist, wie Professor Dr. Gürich, derDiikektor des Mineralogisch-Geologischen Instituts in Hamburgmitteilt, das Gas einer Analyse unterworfen worden, wobei sichergeben hat, daß es zu 91,5 Proz. aus Methan besteht. DiesesMethan- oder Sumpfgas ist die einfachste gesättigte Verbindungvon Kohlenstoff und Wasserstoff. Es ist ziemlich identisch mitdem Grubengas der Schlagenden Wetter, findet sich vor allenDingen auch in Petroleumgegenden. So gibt es am KaspischenMeer Methangasquellen, die seit Jahrzehnten, vereinzelt seitJahrhunderten brennen. Es ist ein Produkt der Zersctzungs-Prozesse organischer Materie, bildet sich bei trockener Destillationder Steinkohle und ist daher nicht nur in Kohlenbergwerken vor-handen, wo der Druck der Gesteinsmassen den Destillationsprozeßzersetzt, sondern es ist auch ein Bestandteil des Leuchtgases.Methan entsteht ferner bei der durch Bakterien bewirkten Gärungder Zellulose, wie sie in Sümpfen vor sich geht und auch bei derVerdauung im tierischen und menschlichen Darm erfolgt. Es istein färb- und geruchloses, brennbares Gas mit einem spezifischenGewicht von 0,56. Zur Verflüssigung gehört ein Druck von180 Atmosphären. Bei der Vermischung mit Sauerstoff oderatmosphärischer Luft erfolgt im Moment der Entzündung eineheftige Explosion, sobald auf ejn Volumen Methan 6 VoluminaLuft kommen. Die Verbrennungsrückstände sind Kohlensäure undWasser. Diese Kohlensäure ist das giftige Gas, das bei Ex-plosionen Schlagender Wetter den eingeschlossenen Bergleuten sooft verhängnisvoll wird. Daß das Gas von Neucngamme bisherniemals ans Tageslicht gekommen ist, hat seinen Grund in dergroßen Tiefe von 245 Meter, aus der es durch Bohrungen nun-mehr seinen Weg zur Oberfläche der Erde gefunden hat. Durcheine 95 Meter dicke Tonschicht war es völlig gegen die oberen,mehr lockeren Schichten abgeschlossen, die vorwiegend aus Sandund Geschiebemergel bestehen. Professor Gürich ist jetzt der An-ficht, daß die Gasquelle in Petroleumlagerschichten ihren Ur-sprung hat.Für die„deutsche Schrift". In Darmstadt wurde eine„Ver-einigung der Freunde deutscher Schrift" gegründet. Sie wollen fürdie deuische Schrift, der auch im Uulcrhallungsblatt kürzlich derProzeß gemacht wurde, eintreten. Da sie immerhin Argumente undnicht bloß deutsche Gefühle ins Feld führen, wollen wir einige davonwiedergeben.Um der„Eckenschrift" gerecht zu werden,— führen sie aus—darf man nicht nur die einzelnen Buchstaben untersuchen. Einzel-Buchstaben liest der Abc-Schütze. alle anderen Menschenaber Wortbilder, und diese find in gebrochener Schrift beut-Abg. Scheidemann(Soz.): Zu den ästhetischen Genüssen höhererArt, die uns in der Viehieucheukommission beschert worden sind, ge-hören auch die schöngeistigen Auseinandersetzungen über die Not-wendigkeit der Tierkadaver und Kadaverteile. Die Regierung scheintin ihrer Vorlage im großen und ganzen das Richtige getroffen zuhaben. Einige Einzelheiten werden wohl am besten noch in einerKommission von 14 Mitgliedern zu prüfen sein.Abg. Vahrcnhorst(Rp.) spricht sich ebenfalls für Ueberweisungder Vorlage an eine Konunission von 14 Mitgliedern aus.Die Ueberweisung wird beschlossen.Vizepräsident Dr. Spahn teilt mit, daß eine fortschrittlicheInterpellation eingegangen ist:„Kann der Reichskanzler erklären, ob im Laufe der nächstendrei Monate dem Hause eine Vorlage über die Versicherungder Privatbeamten zugehen wird?"(Heiterkeit.)Nächste Sitzung: Mittwoch 1 Uhr.(Interpellationen überF l e i s ch t e u e r u n g, K a i s e r r e d e und Privatbeamten-Versicherung. Konservativer Mittel st andsantrag.)Schluß 3% Uhr._Hus Induftric und Handel»Weitere Preissteigerung.Das Hinaufschnellen der Preise am Kaffeemarkt ist immer nochnicht zum Stillstand gekommen. Die Haussiers arbeiten mit derBehauptung, die nächste Ernte werde schlechtere Erträge liefern, alsbisher angenommen worden ist. Wie die Preise seit Juni im Ver-gleich mit dem Vorjahre gestiegen sind, zeigt folgende Aufstellung.Es notierte J/3 Kilogramm:am Anfang der MonateJuni September Oktober Novemb. 21. Novb.in Pfennig1909... 32'/» 32'/» 32'/» 36'/, 36»/«1910... 34'/z 42 47>/z 47>/z 53'/«Demnach ist der Preis seit. Juni dieses Jahres um 18»/« Pf.oder um zirka 54 Proz. gestiegen; gegenüber dem gleichen Termindes Vorjahres macht die Steigerung 17 Pf. oder über 46 Proz. aus.Das Aufreizende ist dabei, daß noch ungefähr 6 Millionen Sack durchdie sogenannte Kaffee-Valorisation dem Markte ferngehalten werden.Auch eine Blüte kapitalistischer Kultur.Ein neues Goldland. Angeblich hat man in der Eifel Goldgefunden; ja, es soll dort schon in früheren Zeiten ein Goldbergbauin Betrieb gewesen sein. Es ist eine Gesellschaft gegründet worden,die Gold„heben" will. Es wird ihr das auch wohl gelingen, wennsie genügend von denen findet, die nicht alle werden.Ernteschätzung. Die Gesamtproduktion der nördlichen Welthälftewird vom landwirtschaftliche» Institut in Rom wie folgt geschätzt:sür Weizen 847 999 000 Doppelzentner oder im Verhältnis zum Er-trage des Vorjahres auf 97 Proz., Roggen 359 029 000 Doppel«zentner beziehungsweise 97 Proz., Gerste 267 223 000 Doppelzentnerbeziehungsweise 91,1 Proz., Hafer 534 434 000 Doppelzentner be-ziehungöweise 94,1 Proz. Die Winterbestelluug ist in Europa nor-mal verlaufen, der Saatcnstand allgemein befriedigend.Neue Schiffe. Die Hamburg-Amerika-Linie hat 17 neueDampfer mit einem Deplacement von 170 000 Tonnen in Auftraggegeben; darunter ist ein großer Fracht- und Passagierdampfer,der allein 60000 Tonnen Raumgehalt haben soll.Geschästsergebnisse im Papicrgewerbe.Unterscheiden wir die dem Papiergewerbe zuzurechnenden Ge«sellschaflen nach solchen, die hauptsächlich Zellstoff herstellen, solchen,die die Zellulosesabrikation mit der Papierherstellung vereinigen undendlich nach solchen, die sich ausschließlich mit Papier- resp. Pappen-fabrikation beschäftigen, so erhalten wir folgendes Bild:Zahl d. Aktienkapital ReingewinnGesell- in 1000 M. in 1000 M.schaften 1908/09 1909/10 1908/09 09/10Zellulosefabriken.... 7 32515 40618 7084 6699Zellulose- u. Papierfabrik. 8 9 966 8 908 883 964Papierfabriken mit mehrals 2 Millionen Mark. 11 54 800 58 500 3 619 S S70Papierfabr. mit wenigerals 2 Millionen Mark. 47 22 627 27 736 4 453 5 299licher als in Antiqua, weil erstere mehr Ober- und Unter-längen hat. Zudem sind die Lettern der Fraktur schmäler, eignensich also gerade für deutsche Wörter, die durchschnittlichviel mehr Buchstaben zählen als französische oder gar englische.Fürs Lesen deutscher Sprache ist darum Bruchschrift vorteilhafter.Daß man sie nicht ans dem Gedächtnis zeichnen kann wie Antiqua,ist belanglos. Die kleinen Anhängsel der Frakturbuchstabenbrauchen nicht ins Auge gefaßt zu werden; von einer Ver-Minderung der Äurzsichtigkeit durch Einführung der„Altschrift"kann keine Rede sein. Die deutsche Schreibschrift ist so handlichwie die lateinische. Ihre Zeichen verbinden sich mit den vor-ausgehenden und folgenden mindestens ebenso leicht; kein Er-ivachsener braucht alle Ecken beizubehalten. Sie' sind sogarbequemer als die lateinischen, weil sie es vermeiden, aufkleinem Räume die Drehungsrichtung umzukehren, und auch nichtnötigen, dieselbe Stelle nochmals zu erreichen oder eine längereStrecke zweimal zu überfahren. Was den Ausländer vor unsererSprache zurückschreckt, ist der schwierige Sprachbau, nicht die Buch-staben; diese sind ihm als Zierschrift wohl bekannt. So ist dieBruchschrift eine zweckmäßige Weiterbildung der karolingischenMinuskel; die Humanisten dagegen verleugneten die geschichtlicheEntwickeluirg und fielen in die Vergangenheit zurück.Der Sonnenofen. Bei Versuchen, die zur Ausnutzung derSonnenwärme unternommen wurden, fand man schon im Jahre 1695,daß durch die Wärme der in einem Brenuspiegel gesammeltenSonnenstrahlen Diamanten verbraunt werden können. In spätererZeit erfand man„Sonnenmotoren", die unter der glühenden Wüsten-sonne ausgestellt wurden. Alle diese Versuche blieben Spielereienoder hatten doch nur geringes wissenschaftliches Interesse, und er«gaben keine praktischen Konsequenzen. Jetzt aber teilen dieEhemiker Stock und Heynemann in den Berichten der deutschenChemischen Gesellschaft Versuche mit, die der Schaffung eines Sonnen-ofenS dienen. Sie gehen von der Tatsache aus, daß die Sonnen-wärme, die durch ein Brennglas auf einen Körper im luftleerenlltaume gerichtet wird, sehr hohe Temperaturen erzielt. Zu ihrenVersuchen bedienten sie sich einer Linse von bedeutender Brennweite.Diese war in geeigneter Weise an einer Glaskugel befestigt, diemit einer Luftpumpe verbunden war. In der Glaskugel befand sichauf einem Träger der zu erhitzende Körper in einem Magnesia-tiegel. Die eintretenden Sonnenstrahlen passieren ohne be-sondere Erhitzung das Glas, und auch in dem fast lustleerenRaum gehl wenig von ihrer Wirksamkeit verloren. Um so inten-siver ist ihre Wirkung auf den bestrahlten Körper. Schon bei ganzkurzer Bestrahlung konnte Kiesel, dessen Schmelzpunkt bei 1450 Gradliegt, zum Schmelzen gebracht werden, und Gußeisen verflüssigt sichfast augenblicklich._Notizen.— K u n st ch r o n i.k. Die Van G o gh- Au Sstellung imKunstsalon Paul Cassierer, Viktoriastr. 35, ist bis Somrtag. den27. November, verlängert.